Staat

Würdelose Menschenwürde

Würdelose Menschenwürde on März 16, 2013

Eine Leserin brach eine Lanze für die Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kultfreiheit, auch Religionsfreiheit genannt. Selbst wenn die „Eleison Kommentare“ dieses Thema schon öfter behandelten, ist es lohnenswert, ihre Argumente durchzugehen, denn die heutigen Katholiken sollten dringend die Falschheit dieser Lehre begreifen. Das Konzil lehrte in seiner Erklärung über die Religionsfreiheit ( Dignitatis Humanae ) im Abschnitt 2, daß alle Menschen, wenn sie privat oder öffentlich ihrem Glauben entsprechend handeln, frei sein müssen von irgendeinem Zwang durch andere Menschen oder Menschengruppen. Darüberhinaus müsse jeder Menschenstaat dieses Naturrecht in seiner Verfassung oder seinem Bürgerrecht verankern.

Im Gegensatz dazu lehrte die katholische Kirche beständig bis zum Zweiten Vatikanum, daß jeder Staat – als Verkörperung von Gottes bürgerlicher Autorität über Gottes menschliche Geschöpfe – als Staat verpflichtet ist, diese Autorität zum Schutze und zur Förderung von Gottes einer und wahrer Kirche auszuüben, welche die katholische Kirche des menschgewordenen Gottes, unseres Herrn Jesus Christus, ist. Nicht-katholische Staaten werden daher offensichtlich mehr für ihren Mangel an Glauben verurteilt werden, denn dafür, daß sie diesem Glauben keinen bürgerlichen Schutz einräumten. Zudem dürfen katholische Staaten von ihrem Recht, das öffentliche Ausüben von falschen Religionen zu verbieten, absehen, wenn ein solches Verbot für die Seelenrettung eher abträglich denn nützlich sein sollte. Doch das Prinzip bleibt bestehen, wonach Gottes Staaten Gottes wahre Religion begünstigen und schützen müssen.

Die konziliare Lehre bedeutet in Wirklichkeit, entweder daß die Staaten nicht von Gott sind, oder daß es keine eine und wahre Religion Gottes gibt. In jedem Fall befreit diese Konzilslehre den Staat vorbehaltlos von Gott und stellt somit die Freiheit des Menschen über die Rechte Gottes, oder einfacher gesagt den Menschen über Gott. Aus diesem Grunde nannte Erzbischof Lefebvre die Konzilslehre gotteslästerlich. Und daran ändert auch der Hinweis nichts, daß es andere Abschnitte in Dignitatis Humanae gibt, welche der katholischen Lehre entsprechen. Bereits der eine vom Eisberg verursachte Riß brachte die Titanic zum Sinken. Auf ähnliche Weise genügt schon Abschnitt 2 von Dignitatis Humanae, um die katholische Lehre zu versenken. Betrachten wir kurz die Argumente der Leserin, welche die Konzilslehre verteidigt:

1) „Dignitatis Humanae (kurz DH) ist Teil des ordentlichen Lehramtes (Magisterium), welches ernstgenommen werden muß.“

Zwar stammt DH von den Kirchen-Magistern, d.h. -Lehrern, aber nicht vom unfehlbaren Lehramt, weil DH der überlieferten Lehre der Kirche widerspricht, wie oben gezeigt.

2) „DH verdeutlicht lediglich die Menschenrechte, welche durch das Naturrecht gewährt werden.“

Das Naturrecht ordnet die Rechte des Menschen unter die Rechte Gottes ein, nicht über sie.

3) „DH verneint keinesfalls das katholische Muster für die Beziehung zwischen Kirche und Staat.“

Durchaus verneint DH dieses Muster. Abschnitt 2 befreit den Staat von seiner innewohnende Verpflichtung gegenüber der einen und wahren Kirche.

4) „DH wurde im Zusammenhang der modernen Welt geschrieben, wo jeder an die Menschenrechte glaubt.“

Seit wann muß die Kirche der Welt angepaßt werden, anstatt die Welt an die Kirche?

5) „DH lehrt jedoch nicht, daß der Mensch ein Recht auf Irrtum habe.“

Indem DH vom Staate Gottes verlangt, ein Bürgerrecht auf die öffentliche Ausübung von falschen Religionen zu gewähren, verlangt DH tatsächlich von Gott ein Recht auf Irrtum.

6) „DH ist ein Gesuch an die modernen Regierungen, wenigstens einen halben Laib zu gewähren, anstatt gar kein Brot.“

Die wahre katholische Glaubenslehre ist so logisch und folgerichtig aufgebaut, daß bereits die Aufgabe eines Teiles von ihr gleichbedeutend ist mit der Aufgabe der gesamten Lehre. Und welches Schaf kann sich retten, indem es sich selber dem Wolf anbietet?

7) „Katholiken dürfen sich nicht aus der modernen Welt zurückziehen in ein lehrmäßiges Ghetto.“

Um die Rechte Gottes aufrechtzuerhalten und seine Ehre zu schützen, müssen Katholiken stets das tun, was sie zu tun haben, und dorthin gehen, wo sie hingehen müssen. Wenn dies zum Martyrium führt, so geschehe es.

Kyrie eleison.

Zwei Reisen

Zwei Reisen on Januar 19, 2013

Von Mitte Dezember 2012 an unternahm ich Reisen nach Nordamerika und Frankreich. Dabei beobachtete ich in der Priesterbruderschaft St. Pius X. einen gefährlichen Zustand der Unschlüssigkeit. In jenen Distrikten, wo der Obere nicht blind ist, wird diese Gefahr momentan noch etwas zurückgehalten, und somit wartet auch der Widerstand. Wo jedoch der Distriktobere ein willfähriger Helfer des Bruderschafts-Generalhauses ist, da geht es zügig in Richtung Neukirche voran und entsprechend nimmt auch der Widerstand Gestalt an. Was genau steht auf dem Spiel?

Seit dem Ausbruch des Protestantismus rutscht die Welt immer weiter von Gott weg. Zwar blieb die katholische Kirche dank dem Konzil von Trient (1545–1563) standhaft, doch schloß die Amtskirche durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) sich diesem Wegrutschen an. Vor allem dank Erzbischof Lefebvre (1905–1991), aber nicht nur durch ihn allein, kamen einige Reste der Trienter Kirche zusammen, um inmitten der Wüste des Modernismus eine katholische Oase zu bilden: die Priesterbruderschaft. Doch wenn bereits die mächtige Kirche nicht widerstehen konnte, so war es gewiß nur eine Frage der Zeit, bis die winzige Priesterbruderschaft versucht sein würde, diesem Wegrutschen sich ebenfalls anzuschließen.

So wie nun aber die offizielle Kirchenführung auf dem Zweiten Vatikanum vorschützen mußte, nicht mit der tridentinischen Kirche zu brechen (was z.B. die „Hermeneutik der Kontinuität“ von Benedikt XVI. vorzugeben versucht), so muß nun auch die offizielle Bruderschaftsführung vorschützen, nicht mit Erzbischof Lefebvre zu brechen. Wie die meisten Politiker der letzten 500 Jahre auch, wenden die Bruderschaftsoberen nun das bekannte Motto an: nach rechts reden, aber nach links marschieren. Denn dies gefällt einer großen Zahl von Menschen, nämlich das Erscheinungsbild des Christentums hochhalten ohne seine Substanz (vergleiche 2. Timotheusbrief 3,1–5 – vor allem Vers 5). Wie Descartes schreiten solche Führungspersonen „unter einer Maske voran,“ um ihre Handlungen auf der Linken durch Worte auf der Rechten zu kaschieren – kurz gesagt durch mehrdeutige Worte.

Wie Hw. Pater Chazal sagt, fiel die Maske der Priesterbruderschaft im Frühling des letzten Jahres. Die Bruderschaftsführung muß sich dann ausgerechnet haben, daß die Zeit reif sei für ihren offenen Schritt in die Amtskirche. Doch – leider für diese Oberen – entstand von März bis Juni 2012 genügend Widerstand, um auf dem Generalkapitel im Juli den unmittelbaren Anschlußversuch an die Neukirche zu blockieren. Deswegen wurde nach diesem Kapitel die Maske wieder aufgesetzt. Doch Liberale bekehren sich nur durch ein Wunder, weil der Linksdrall ihre Ersatzreligion ist. Aus diesem Grunde warten nun die Bruderschaftsoberen gewiß darauf, daß die moderne Welt, das Fleisch und der Teufel ihre Wühlarbeit fortsetzen, den Klerus und die Laien der Bruderschaft nach links zu ziehen. Dann steht bestenfalls nach ein paar Jahren dem Anschluß der Priesterbruderschaft an die Neukirche kein ernsthafter Widerstand mehr entgegen – im Gegensatz zum Sommer des Jahres 2012.

Die Bruderschaft sitzt dadurch zwischen den Stühlen. Aber wie schon der gesunde Menschenverstand von Erzbischof Lefebvre bemerkte, formen allerdings die Oberen ihre Untergebenen und nicht umgekehrt. Deswegen ist – falls nicht durch ein Wunder die Bruderschaftsführung ersetzt wird – die Priesterbruderschaft dazu verurteilt, in die Neukirche sich aufzulösen. Man wird kaum sagen können, daß diese Strafe unverdient wäre. Flehen wir dennoch die Muttergottes an, daß die Barmherzigkeit ihres göttlichen Sohnes Wunder wirken möge.

Kyrie eleison.

Untergrabene Gegenwehr

Untergrabene Gegenwehr on Juli 21, 2012

Das Generalkapitel der Priesterbruderschaft St. Pius X. ging am vergangenen Samstag zu Ende. Die gute Nachricht ist, daß die bis an den Rand des Selbstmordes geführte Bruderschaft nun vom Kapitel eine Gnadenfrist erhielt. Wenn allerdings die folgenden Worte, die in einem Interview mit einer katholischen US-Nachrichtenagentur weltweit ausgestrahlt wurden, immer noch den Geisteszustand der Bruderschaftsoberen darstellen (welche noch weitere sechs Jahre im Amt sind), dann bedarf es weiterer Gebete, um die erwähnte Gnadenfrist andauern zu lassen. Hier die Worte aus dem Interview (welche möglicherweise noch im Internet verfügbar sind – siehe Catholic News Service ):

„Viele Menschen haben eine Auffassung vom (Zweiten Vatikanischen) Konzil, die falsch ist. Inzwischen gibt es sogar Leute in Rom, die das sagen. Wir könnten sagen, glaube ich, daß wir in den Gesprächen (zwischen Rom und der Bruderschaft in den Jahren 2009 bis 2011) sahen, daß wir (die Bruderschaft) viele Dinge als vom Konzil stammend verurteilt haben, welche in Wahrheit nicht vom Konzil, sondern von der allgemeinen Auffassung vom Konzil herrühren.“

Um dies zu kommentieren, müssen wir zum Zweiten Vatikanum zurückkehren. Die 16 Konzilsdokumente sind, weil sie sowohl Wahrheiten als auch Irrtümer enthalten, grundsätzlich zweideutig und widersprüchlich. Die Bruderschaft hat in Nachfolge von Erzbischof Lefebvre nie behauptet, daß die Konzilsdokumente keinerlei Wahrheit enthielten. Allerdings hat die Bruderschaft sie angeklagt, sehr ernsthafte Irrtümer zu enthalten; z.B. die Konzilslehre, wonach der Staat kein Recht besitze, nicht-katholische Religionen zu unterdrücken. Das konziliare Rom hat die Dokumente dagegen stets verteidigt, unter anderem durch den Hinweis auf die entgegengesetzten Wahrheiten in den Dokumenten, wie z.B. daß jeder Mensch in religiösen Belangen die Wahrheit herausfinden und bekennen müsse. Doch waren die Wahrheiten in den Konzilsdokumenten noch nie das Problem, sondern die Irrtümer und die Widersprüchlichkeiten der Dokumente sind es. Wenn beispielsweise die Masse von Individuen – wie der Staat – angeblich religiös neutral sein dürfe, warum darf dann nicht auch das einzelne Individuum neutral sein? Diese Widersprüche in den Konzilsdokumenten öffnen der „Befreiung“ des Menschen von Gott – kurzum dem Liberalismus – Tür und Tor.

Die Lehrgespräche der Jahre 2009 bis 2011 untersuchten die Kluft in der Glaubenslehre zwischen dem konzilsrömischen Subjektivismus und dem von der Bruderschaft hochgehaltenen katholischen Objektivismus. Die Gespräche zeigten natürlich, daß diese Kluft grundsätzlich und unüberbrückbar ist. Sie besteht nicht etwa zwischen konziliarer Wahrheit und katholischer Wahrheit, sondern zwischen konziliarem Irrtum und katholischer Wahrheit – tatsächlich zwischen der Religion des Menschen und der Religion Gottes.

Nun verkündet der Redner im zitierten Interview, daß die „Leute in Rom “richtig“ und „wir,“ d.h. die Priesterbruderschaft, falsch lägen, weil „viele Dinge,“ welche die Bruderschaft beständig als vom Konzil stammend verurteilt hat, doch lediglich der „allgemeinen Auffassung“ vom Konzil entsprächen. Anders gesagt war es vom Erzbischof und seiner Bruderschaft von Anfang an falsch, das Konzil anzuklagen und entsprechend dem konziliaren Rom zu widerstehen. Daraus folgt ebenfalls, daß die Bischofsweihen von 1988 eine unnötige Entscheidung gewesen sein müssen, weil man die Pflege der katholische Tradition den Konzilsbischöfen hätte anvertrauen können. Doch Erzbischof Lefebvre nannte die Bischofsweihen die „Operation Überleben“ und er bezeichnete das Vertrauen auf das konziliare Rom als „Operation Selbstmord.“

Der Redner aus dem Interview befürwortet gemäß seinen eingangs zitierten Worten heute gewiß ein Abkommen zwischen der Bruderschaft und Rom. Laut einigen Berichten über dieses Abkommen würde sogar die Ernennung von Bruderschaftsbischöfen dem konziliaren Rom obliegen. Wenn aber seit Erzbischof Lefebvres Zeit Rom nicht aufgehört hat, konziliar zu sein – und alle Belege widersprechen einer solchen Illusion –, dann hätte der Erzbischof heute über den Redner aus dem Interview gesagt, daß dieser die „Operation Selbstmord“ fördere (sofern der Redner seine zitierten Worte inzwischen nicht verleugnet hat).

Kyrie eleison.

Blumensprache

Blumensprache on Juni 2, 2012

Gott ist das unendliche Sein, die unendliche Wahrheit, die Allgüte; er ist allgerecht und allbarmherzig. Dies lehrt seine Kirche. Weil diese Vorstellung herrlich und schön ist, habe ich nichts gegen sie einzuwenden. Doch dann erfahre ich, wie seine Kirche außerdem lehrt, daß unsere Seele wegen nur einer einzigen Todsünde in alle Ewigkeit verdammt werden kann, zu brutalem und grausamem Leiden, das unsere Vorstellungskraft weit übersteigt. Weil dies nicht so schön ist, setzt nun mein Widerspruch ein.

Beispielsweise wurde ich weder angehört, als meine Eltern sich entschlossen, mich ins Dasein zu bringen, noch wurde ich wegen der Bedingungen meines „Existenzvertrages“ befragt, wenn ich das so nennen darf. Wäre ich gefragt worden, so hätte ich durchaus Einwände gegen diese extreme Alternative haben können zwischen einerseits einer unvorstellbaren Glückseligkeit und andererseits einer undenkbaren Qual – beides jeweils für alle Ewigkeit, wie die Kirche lehrt. Vielleicht hätte ich eher einen gemäßigteren „Vertrag“ akzeptiert, wo ich sozusagen im Austausch für eine kürzere Version des Himmels das Risiko einer kürzeren Version der Hölle in Kauf genommen hätte. Doch wurde ich ja, wie gesagt, gar nicht erst gefragt. Die Endlosigkeit beider Alternativen scheint mir einfach in keinem Verhältnis zur kurzen Lebensdauer auf dieser Erde zu stehen: Heute 10, 20, 50 oder sogar 90 Jahre auf der Erde, und morgen ist dann alles vorbei. Die Menschenkinder gleichen dem Gras: „Am Morgen sprießt es und wächst, am Abend welkt es und verdorrt“ (Psalm 89,6). Dieser Denkweise entsprechend scheint mir Gott so ungerecht zu sein, daß ich mir ernsthaft die Frage stelle, ob er wirklich existiert.

Diese Problemstellung zwingt uns zum Nachdenken. Nehmen wir einmal an, daß Gott existiert; daß er so gerecht ist wie seine Kirche sagt; daß es ungerecht ist, jemandem ohne seine Zustimmung eine schwere Last aufzubürden; daß das Leben kurz ist, geradezu eine Rauchwolke im Vergleich zur Ewigkeit; daß gerechterweise niemand eine grauenvolle Strafe erhalten kann, ohne gewußt zu haben, ein grauenhaftes Verbrechen zu begehen. Auf welche Weise kann dann der angenommene Gott gerecht sein? Wenn er gerecht ist, so muß logischerweise jede Seele ab dem Vernunftalter lange genug leben, um zu begreifen, für welche der beiden Ewigkeits-Orte sie sich entscheidet und welche enormen Auswirkungen diese Entscheidung hat. Doch wie kann so eine Entscheidung beispielsweise in der heutigen Welt getroffen werden, wo Gott im Leben der Einzelnen, der Familien und der Staaten so allgemein vernachlässigt wird bzw. für sie unbekannt ist?

Die Antwort kann nur lauten, daß Gott bezüglich den Einzelpersonen, Familien und Staaten den Vortritt hat und daß er der allererste ist, der innerhalb jeder einzelnen Seele „spricht“ – vor den restlichen Menschen und unabhängig von ihnen. Somit ist sogar jene Seele, deren religiöse Erziehung null und nichtig ist, sich dennoch bewußt, daß sie an jedem Tag ihres Lebens eine Entscheidung trifft, daß sie diese Entscheidung alleine und für sich selber fällt, und daß diese Entscheidung enorme Konsequenzen hat. Doch fragen wir erneut: Wie soll dies alles möglich sein angesichts der Gottlosigkeit der uns umgebenden heutigen Welt?

Die Antwort lautet: Weil das „Sprechen“ Gottes im Innern der einzelnen Seele viel tiefer, beständiger, gegenwärtiger und ansprechender stattfindet als das Sprechen irgendeines Menschen oder Geschöpfes es jemals sein kann. Gott allein hat unsere Seele erschaffen, und er wird in jedem Augenblick ihrer endlosen Existenz mit ihrer Erschaffung fortfahren. In jedem Augenblick ist Gott der einzelnen Seele näher als selbst die Eltern dieser Seele es sind, die ja nur den Körper dieser Seele aus materiellen Elementen zusammenfügten, welche allein durch Gott in ihrer Existenz gehalten werden.

Und auf ähnliche Weise steckt die Güte Gottes hinter und innerhalb und unterhalb aller guten Dinge, an denen eine Seele in diesem Leben sich erfreut. Tief in ihrem Inneren spürt die Seele, daß diese guten Dinge bloße Nebenprodukte der unendlichen Güte Gottes sind. „Sei leise,“ sagte der Heilige Ignatius von Loyola zu einer winzigen Blume, „denn ich weiß schon, von wem du sprichst.“ Das Lächeln eines kleinen Kindes, die tägliche Pracht der Natur zu allen Tageszeiten, die Musik, die Kunst in Form von Wolkenbildern am Himmel, usw. Wenn die Seele diese Dinge mit einer tiefgehenden Liebe liebt, so sagen sie ihr, daß es noch etwas viel Größeres, bzw. Jemanden viel größeren gibt.

„Bei Dir, Herr, suche ich Zuflucht; möge ich niemals zuschanden werden!“ (Psalm 30,2).

Kyrie eleison.

Untergrabene Doktrin

Untergrabene Doktrin on Mai 26, 2012

Über das Thema der Religionsfreiheit, wie sie vom Zweiten Vatikanischen Konzil in seiner Erklärung Dignitatis Humanae des Jahres 1965 gelehrt wurde, sind ganze Bücher geschrieben worden. Doch die revolutionäre Lehre dieses Konzilsdokumentes ist stets klar: Aus der natürlichen Würde eines jeden Menschen folge, daß weder der Staat, noch eine gesellschaftliche Gruppe, noch irgendeine menschliche Macht den einzelnen Menschen oder eine Gruppe von Menschen dazu anhalten oder ihnen aufzwingen dürfe, im privaten oder öffentlichen Bereich gegen ihre eigene religiöse Überzeugung zu handeln – solange die öffentliche Ordnung gewahrt bleibe ( DH 2).

Im Gegensatz dazu lehrte die katholische Kirche bis zum Zweiten Vatikanum immer, daß jeder Staat (als solcher) das Recht und sogar die Pflicht hat, seinen Bürgern zu verbieten, eine falsche Religion – d.h. alle nichtkatholischen Religionen – öffentlich auszuüben, solange dieses Verbot dem Heil der Seelen nicht abträglich, sondern dienlich ist. (Beispielsweise wird heute im Jahre 2012 die sogenannte Freiheit dermaßen angebetet, daß ein solches Verbot die Bürger beinahe jeden Staates derart schockieren würde, daß sie die katholische Religion nicht mehr schätzen, sondern verachten würden. In diesem Falle darf, wie die Kirche immer lehrte, der Staat auf die Ausübung seines Rechtes verzichten, die falschen Religionen in Schranken zu weisen.)

Die beiden Lehren widersprechen sich genau an der Frage, ob der Staat die öffentliche Ausübung der falschen Religionen beschneiden darf oder nicht. Dieser Widerspruch mag als relativ eingeschränkt erscheinen, doch seine Auswirkungen sind enorm. Denn sie entscheiden darüber, ob Gott Herr oder Diener des Menschen ist. Wenn nun einerseits der Mensch ein Geschöpf Gottes und von Natur aus ein Gemeinschaftswesen ist (was offensichtlich ist, denn der Mensch verbindet sich mit anderen Menschen auf alle möglichen Arten, vor allem im Staatsverbund), dann sind auch die Gesellschaft und der Staat Gottes Schöpfungen. Als solche sind sie ihm schuldig, ihm und seiner einzig wahren Religion zu dienen, indem sie den öffentlichen Bereich (eine Angelegenheit des Staates) vor den falschen Religionen schützen – solange dies dem Heil der Seelen nicht abträglich, sondern dienlich ist.

Wenn andererseits jedoch die Freiheit des Menschen als so wertvoll angesehen wird, daß es jedem Einzelnen freistehen muß, durch das öffentliche Ausüben und Missionieren einer beliebig falschen Religion seine Mitbürger zu verderben (außer wenn die öffentliche Ordnung gestört würde), dann müssen diese falschen Religionen im öffentlichen Bereich frei wuchern dürfen (wie beispielsweise die protestantischen Sekten im heutigen Südamerika). So wird die Menschenwürde höher eingestuft als der Unterschied zwischen den falschen Religionen und der einzig wahren Religion. Dadurch wird der Wert Gottes nebensächlich im Vergleich zum Wert des Menschen. Deswegen stuft das Zweite Vatikanum Gott in dem Maße herab, wie es den Menschen heraufstuft. Letztendlich ersetzt das Zweite Vatikanum die Gottesreligion mit der Menschenreligion. Es ist gut verständlich, daß Erzbischof Lefebvre die Priesterbruderschaft St. Pius X. gründete, um die unermessliche Würde und Erhabenheit unseres Gottes, des Herrn Jesus Christus, aufrechtzuerhalten – inmitten einer von der Menschenwürde volltrunkenen und damit verrücktgewordenen Welt und Kirche.

Und nun gibt es da einen religiösen Oberen, der Anfang des Monats öffentlich behauptete: „Viele Menschen haben vom Zweiten Vatikanum ein Verständnis, das ein falsches Verständnis ist.“ Die Religionsfreiheit, sagte er, „wird in vielerlei Hinsicht verwendet. Und wenn wir die Sache näher betrachten, so habe ich wirklich den Eindruck, daß nicht viele Menschen wissen, was das Konzil wirklich darüber gesagt hat. Das Konzil legt eine Religionsfreiheit dar, die wirklich eine sehr, sehr eingeschränkte ist, ja sehr eingeschränkt . . .” Auf die Frage, ob das Zweite Vatikanum selber, d.h. als Ganzes, zur katholischen Tradition gehört, erwiderte er: „Ich hoffe doch.“

Schauen Sie sich das in englischer Sprache gehaltene Videogespräch selber an. Es ist auf Youtube verfügbar unter dem Titel: „ Traditionalist leader talks about his movement, Rome ,“ zu deutsch: „Traditionalisten-Oberer spricht über seine Bewegung, Rom.“ Wer könnte überrascht sein, daß „seine Bewegung“ momentan die schwerste Krise in ihrer 42jährigen Existenz durchmacht?

Kyrie eleison.

Staatsreligion – III.

Staatsreligion – III. on Januar 14, 2012

Die Behauptung, daß der Staat die katholische Religion weder bekennen noch beschützen brauche, ist ein klassischer liberaler Irrtum und einer der Hauptirrtümer des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ein Liberaler könnte seinen siegreichen Plan auf diese Weise schildern: „Greifen wir den Katholizismus nicht direkt an, sondern teilen und herrschen wir: spalten wir den einzelnen Menschen von der Gesellschaft ab, indem wir behaupten, daß der Mensch kein Gesellschaftswesen sei. Dann geben wir vor, daß die Religion eine rein persönliche Angelegenheit sei. Auf diese Weise können wir die Gesellschaft übernehmen, und wenn wir sie erst einmal liberalisiert haben, nutzen wir sie als mächtige Waffe zum Liberalisieren der Einzelnen – denn selbstverständlich ist der Mensch ein Gesellschaftswesen! Will dann ein Einzelner nicht liberalisiert werden, so bekommt er größte Schwierigkeiten mit der Gesellschaft, welche wir zuvor liberalisierten.“ Ist es etwa nicht so? Schauen Sie sich doch nur um. Beantworten wir nun drei weitere Einwände gegen die Lehre, daß für das Heil der Seelen jeder Staat katholisch sein sollte.

Eure Exzellenz, unser Herr sagt selber: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und gebt Gott, was Gottes ist“ (Matthäus 12,21). Hier trennt unser Herr doch ganz klar Kirche und Staat. Deswegen sollte kein Staat sich auf den Katholizismus oder auf irgendeine andere Religion einlassen.

Antwort: Nein, unser Herr trennt hier nicht Kirche und Staat. Er stellt lediglich eine Unterscheidung des gesunden Menschenversandes an zwischen dem, was der Einzelne dem Staat schuldet (Steuern, usw.) und was der Einzelne Gott schuldet (Anbetung). Unser Herr sagt absolut nicht, daß der weltliche Staat dem ewigen Gott nichts schuldet. Tatsächlich schuldet der Staat als kollektive, weltliche Autorität über einer Anzahl von Menschen in seinen Autoritätshandlungen dem allmächtigen Gott, was die einzelnen Menschen als soziale Wesen Gott schulden: namentlich die soziale Anerkennung von Gottes Naturrecht, sowie so viel soziale Anerkennung und Förderung der Kirche – welche durch den natürlichen Verstand eigenständig als wahr erkannt werden kann –, wie es der Rettung der Seelen nicht im Wege steht.

Aber das Erkennen der wahren Religion ist eine Angelegenheit des Einzelnen. Wie kann dann der Staat als Staat grundsätzlich verpflichtet sein, katholisch zu sein?

Antwort: Der Staat ist lediglich die moralische (d.h. nicht-materielle) Vereinigung von einer mehr oder weniger großen Anzahl von physikalischen (d.h. materiellen) Menschen in einem politischen Körper. Jeder einzelne dieser Menschen ist – unabhängig davon, ob er bereits die übernatürliche Gnade des Glaubens besitzt – schon allein durch den rechten Gebrauch seiner natürlichen Vernunft zu der Erkenntnis befähigt, daß Gott existiert, daß Jesus Christus Gott ist und daß die katholische Kirche die von Jesus Christus gegründete Kirche ist. Wenn also ein Staat die wahre Religion nicht erkennt, so liegt das nicht etwa daran, daß seine Bürger dies nicht erkennen können, sondern daran, daß diese aus mehreren Gründen ihre gottgegebene Vernunft nicht für dieses Erkennen einsetzen bzw. nicht einsetzen wollen. Tatsächlich sind die Menschen also zu dieser Erkenntnis befähigt und wenn sie nicht zu ihr gelangen, so werden sie dafür vor Gott in jenem Maße Rechenschaft ablegen müssen, welches Gott ihnen gemäß ihrer Lebensumstände perfekt zudenkt.

Aber Eure Exzellenz, wenn Sie so fest auf der Pflicht des Staates beharren, katholisch zu sein, dann werden Sie lediglich viele Menschen von der guten Lehre abstoßen.

Zur Ehre Gottes und zur Rettung der ewigen Menschenseelen sollte jeder Staat katholisch sein. Wenn Menschen zu ignorant oder zu verdorben für diese Wahrheit sind, so daß sie diese nur befremdet, darf man – ohne von den Grundsätzen abzurücken – mit ihrer Verkündigung zögern. Doch macht das diese Wahrheit nicht weniger wahr. Wahre Grundsätze werden nicht weniger wahr, wenn sie manchmal aus praktischen Erfordernissen heraus mit einem gewissen Maß an Vorsicht verkündet werden müssen. Sicherlich sollte den Lesern dieser „Eleison Kommentare“ aber die ganze Wahrheit dargelegt werden können.

Kyrie eleison.