Zweites Vatikanum

Seele Unter Beschuss

Seele Unter Beschuss on September 22, 2018

Erbischof Viganòs Enthüllungen über die schwerwiegenden moralischen Verfehlungen einer Anzahl von Kirchenvertretern in höchsten Positionen, darunter auch Papst Franziskus, kann eine harte Prüfung für den Glauben von Katholiken sein, die den offiziellen Prälaten die letzten 50 Jahre lang vertraut haben, weil sie im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) kein wesentliches Problem sahen – oder nicht sehen wollten. Vor drei Wochen wurden in diesen „Kommentaren“ die Worte eines Katholiken zitiert, der noch vor der Veröffentlichung des Viganò-Briefs durch ähnliche Skandale in der Neukirche, die durch den Generalstaatsanwalt von Pennsylvania bekanntgemacht worden waren, schier zur Verzweiflung getrieben wurde. Da die Gefahr, dass nun eine wahre Lawine solcher Skandale ans Licht kommen wird, sehr real ist, setzen sich die „Kommentare“ für diese Woche das Ziel, zu zeigen, wie der Teufel seine schwere Artillerie gegen einen anderen solchen Katholiken einsetzt, um ihn von seinem Glauben abzubringen. Welcher Art die Granaten des Teufels sind, berichtet diese Seele selbst; die von ihr aufgeworfenen Fragen werden in diesen „Kommentaren“ kurz beantwortet, in der Hoffnung, hierdurch andere Seelen stärken zu können, deren Glauben in absehbarer Zukunft erschüttert werden wird:

In meiner Heimatstadt besuchte ich eine Neumesse, die von einem lokalen Weihbischof für Nonnen zelebriert wurde. Seine Predigt über das heiligste Herz Jesu war in Bezug auf die katholische Doktrin tadellos und in höchstem Masse erbaulich. Doch ein Freund von mir hat einmal mit eigenen Augen gesehen, wie derselbe Bischof einen Seminaristen küsste! Dieser Bischof wirft ein für mich quälendes Problem auf – wie kann er an das heiligste Herz Jesu glauben, über das er so gut predigt?

Er ist ein Modernist, wie die grosse Mehrheit der Prälaten der durch Vatikan II „erneuerten“ Kirche, die wir auch „Neukirche“ nennen können. Der Modernismus bedeutet, die katholische Kirche der modernen Welt anzupassen, und dies tut er durch einen Prozess, der dazu führt, dass die objektive Realität von subjektiven Gefühlen abhängig gemacht wird. Allerdings kann der Prozess der Subjektivisierung der Wirklichkeit etliche Zeit in Anspruch nehmen, so dass ein Geistlicher, der dem Modernismus zum Opfer fällt, den objektiven katholischen Kirchenglauben nicht unbedingt sofort zu verlieren braucht, auch wenn dieser in seiner Seele bereits subjektiv untergraben ist. Wenn dieser Bischof also an Vatikan II glaubt, ist er sicherlich auf bestem Weg, seinen Glauben zu verlieren, und dieser Prozess ist schon so weit fortgeschritten, dass er sich eine schwerwiegende Sünde gegen das Sechste Gebot erlaubt, aber noch nicht weit genug, um ihn die Bedeutung des heiligsten Herzen Jesu völlig vergessen zu lassen.

Doch um die katholische Wahrheit so erfolgreich zerstören zu können, wie es die römischen Betrüger jetzt tun, müssen sie sie gekannt haben. Wenn sie sie gekannt haben, müssen sie ihre Kraft gekannt haben. Wenn sie ihre Kraft gekannt haben, wie können sie denn aufgehört haben, daran zu glauben, ausser wenn dieser ein Märchen ist, unwahr wie alle anderen Religionen; ausser wenn die katholische Kirche in keiner Weise überlegen ist und wenn der Mensch keinen Zugang zu Gottes Wahrheit hat?

Um an die katholische Lehre zu glauben, muss der Geist eines Menschen viele übernatürliche Wahrheiten akzeptieren, die zwar nicht unvernünftig sind, jedoch ausserhalb der natürlichen Reichweite des Geistes des Menschen liegen. Um diese Wahrheiten zu akzeptieren und sich ihnen zu unterwerfen, muss der Geist eines Menschen von seinem Willen angetrieben werden. Sobald sein Wille seinen Geist nicht mehr antreibt, oder in eine gegenteilige Richtung treibt, kann er den Glauben verlieren. Nun ist der Modernismus seinem Wesen nach stolz, weil der Mensch in der Neukirche Gottes Platz einnimmt. Deshalb können die römischen Betrüger, wie Sie sie zu Recht nennen, von Anfang an freimaurerische oder kommunistische Infiltranten gewesen sein, oder sie können wie Judas Ischariot anfangs den Glauben besessen haben, doch der Stolz darüber, Gottes Platz einzunehmen und Seine Kirche umzugestalten, überwältigte ihren Willen, und der Glaube verschwand von ihrem Geist. Gott allein weiss wie und wann.

Können wir in diesem Fall nicht getäuscht worden sein, wenn wir um einer zerbrechlichen Verheissung des Himmelsreichs willen einen endlosen Krieg führen und doch unfähig sind, irgendetwas über Gott zu wissen? Wären wir nicht besser dran, wenn es Gott nicht gäbe? Inmitten des heutigen Chaos kann ich mich des Gedankens nicht erwehren, dass die Kirche eine rein menschliche Institution ist, so dass ich bisweilen nicht umhin komme, Menschen zu beneiden, die ohne Gott ein glückliches Leben führen.

Lieber Freund, ein glückliches Leben ohne Gott ist eine Illusion, so”glücklich” gottlose Menschen auch zu sein vorgeben mögen. Wir Menschen sind alle von Gott, unsere Seelen sind alle direkt von Gott geschaffen worden, damit wir zu Gott dank Seiner Kirche gehen, Leib und Seele. Die heutige Welt und Kirche befinden sich gerade darum im Chaos, weil sie versuchen, ohne Ihn zu leben.

Es macht ganz den Anschein, als seien wir für den Himmel oder die Hölle gleichfalls vorbestimmt und als könne der freie Wille hier nicht viel ausrichten.

“Das Gift ist im Schwanz”, sagten die Lateiner. Diese Ihre grobschlächtige Schlussfolgerung, eine furchtbare Häresie, ist der Beweis, dass der Teufel alle Register zieht, um Ihren Glauben zu erschüttern. Beten Sie den Rosenkranz, um die Hilfe der Gottesmutter zu erlangen. Ich sende Ihnen meinen Segen.

Kyrie eleison.

Der Vigano-Brief

Der Vigano-Brief on September 15, 2018

Ein Leser hat einige Fragen zu dem elfseitigen Brief des ehemaligen Apostolischen Nuntius in den Vereinigten Staaten, Erzbischof Viganò, gestellt, in dem letzterer unter Hinweis auf zahlreiche Details und unter Nennung von Namen erklärte, unter dem katholischen Klerus in den USA herrsche ungeheuerliche moralische Verkommenheit, und die Verantwortung für die dabei begangenen Schandtaten reiche bis in die Spitze der Kirche. Während ich diese „Kommentare“ schreibe, herrscht riesige Empörung über die in diesem Brief angeprangerten Abscheulichkeiten, und die Auswirkungen sind sehr weitreichend. Die letztendlichen Konsequenzen sind im Moment noch unabsehbar. Hier die vier Fragen des Lesers mit kurzen Antworten:

1 Was ist von dem Viganò-Brief zu halten? Ist er so schwerwiegend, wie es den Anschein macht?

Ja, weil alles darauf hinweist, dass Erzbischof Viganò ein ehrlicher Mann ist. Anno 2011 wurde er aus Rom entfernt und in die USA geschickt, weil er einen vielversprechenden Versuch unternommen hatte, die Finanzen des Vatikans in Ordnung zu bringen. Gegenwärtig verbirgt er sich, weil er um sein Leben fürchtet. Er hat sich Feinde gemacht, mit denen nicht zu spassen ist.

2 Wird der Brief in der Kirche wie eine Bombe einschlagen, oder wird er bloss ein Knallfrosch ohne dauerhafte Folgen sein?

Das wird die Zeit zeigen. Die Verderbnis in höchsten Kirchenkreisen findet sicherlich ihren Widerhall in der Verworfenheit unter den weltlichen Machthabern, den Politikern, Bankern, Medienvertretern etc. Satan regiert, weil die Satanisten in allen Domänen miteinander verflochten sind, und sie werden es einem gewöhnlichen Erzbischof nicht erlauben, ihnen Steine in den Weg zu legen, wenn sie das verhindern können. In Wirklichkeit hält Gott die Geissel in der Hand. Kehren die Menschen zu Ihm zurück oder nicht? Wenn nicht, wird Er den Dienern Satans erlauben, die Kirche und die Welt weiter in die Neue Weltordnung hinein zu peitschen. Wenn sich die Menschen wieder Ihm zuwenden, wird schon in nicht allzu langer Zeit die Weihung Russlands erfolgen.

3 Wird der Skandal Menzingen dazu bewegen, dass es sein Streben nach Anerkennung von Seiten des Papstes und Roms überdenkt?

Das sollte Menzingen gewiss tun, aber ich befürchte, dass dies nicht der Fall sein wird. Schon seit vielen Jahren schwebt die in Menzingen ansässige Führung der Bruderschaft in den Wolken, und Liberale pflegen ihre Doktrin nicht zu ändern. Für Liberale hat die Realität unrecht. Menzingen will um jeden Preis erreichen, dass die Bruderschaft von Rom anerkannt wird, und deshalb muss Papst Franziskus auch weiterhin als Freund gelten. Vielleicht kann sich Menzingen zu dem Eingeständnis durchringen, dass es zwanzig Jahre lang einen falschen Kurs eingeschlagen hat, aber eine Kursänderung wird für es nicht leicht sein. Im Gegensatz dazu hat Erzbischof Lefebvre vor dreissig Jahren beschlossen, die Konzilspäpste ihren Weg gehen zu lassen. Der Viganò-Brief hätte ihn durchaus nicht erstaunt.

4 Was machte den Erzbischof so klarsichtig?

Die Doktrin. Man kratze einen materialistisch gesinnten westlichen Menschen der heutigen Zeit an der Oberfläche, und man wird häufig einen Erben des Protestantismus finden, der dazu neigt, Mücken auszusieben, aber Kamele zu verschlucken (Matthäus XXIII, 24), was bedeutet, dass er Sünden des Fleisches strenger beurteilt als Sünden des Geistes wie Irrtümer in der Doktrin, oder Häresie. Nun sind Sünden des Fleisches zwar schwerwiegend genug, um zur ewigen Verdammnis einer enorm grossen Zahl jener Seelen beizutragen, die in die Hölle kommen – dies sagte Unsere Liebe Frau zu den Kindern von Fatima. Doch die Häresie ist es, die den Weg zu diesen Sünden freimacht. Siehe hierzu Römer I, 21–32. Die Verletzung des Ersten Gebots führt zu Unreinheit im Allgemeinen (21–24), zu Homosexualität im Besonderen (26–27) sowie zu allerlei sonstigen Sünden (28–32). In anderen Worten, an erster Stelle steht das Erste Gebot und nicht das Sechste.

Somit wird der wahre Skandal von Erzbischof Viganò impliziter und nicht expliziter angeprangert. Er besteht nicht erstens in den perversen fleischlichen Sünden, die hochrangige Kirchenvertreter auf ihr Gewissen laden, sondern in der offiziellen Idolatrie, die Vatikan II in seinen Dokumenten begeht und die mehr als alles andere dazu beigetragen haben, die katholischen Dämme gegen die Unmoral zu schleifen. Wenn kein Staat Religionen, die eine falsche Doktrin verfechten, offiziell in Schranken halten soll ( Dignitatis Humanae ), warum sollte ich dann die katholische Moral beachten, die meinem Benehmen bestimmte Grenzen setzt? Wenn die Hölle nicht mehr als Indoktrination“ der Kirche ist, warum sollte ich dann aufhören, nach Lust und Laune zu sündigen? Vatikan II ( Nostra Aetate, Unitatis Redintegratio ) hat erklärt, dass neben dem Katholizismus auch mehrere andere Religionen ein bestimmtes Mass an Wahrheit enthalten. Hat mich dadurch nicht die katholische Kirche selbst gelehrt, dass ich nicht wirklich Katholik zu sein brauche?

Kyrie eleison.

“Widerstand” – Wohin? – I

“Widerstand” – Wohin? – I on September 1, 2018

Wenn sich jemand immer noch fragt, was die katholische „Widerstandsbewegung“ tun soll, so erteilen die jüngsten Ereignisse in den Vereinigten Staaten eine mehr als deutliche Antwort – sie muss den Glauben bewahren! Mit der letzten Monat seitens des Staates Pennsylvania erfolgten Publikation eines achthundertseitigen Dokuments, das die Verstrickung hochrangiger katholischer Geistlicher in abscheuliche Verbrechen gegen das Gesetz des Landes und das Gesetz Gottes zweifelsfrei beweist, werden Millionen von Katholiken, und nicht nur in den USA, in Versuchung geraten, am Glauben zu zweifeln und die Kirche zu verlassen. Ein Leser dieser „Kommentare“ verweist auf drei verstörende Internet-Links und schreibt:

„Mein Herz blutet. Das hat Jesus nicht gelehrt. Ich weine bitterlich. Ich bin ein nüchterner Mann und weine durchaus nicht oft. Ich kann das nicht ertragen. Es tut mir leid, aber wenn das so weitergeht, werde ich der östlichen orthodoxen Kirche beitreten müssen oder meinen Verstand völlig verlieren. Ich kann diese Ungeheuerlichkeit einfach nicht mehr aushalten. Ich erleide physische Qualen, weil mir dies Schmerzen in der Brust verursacht. Ich werde meinen Verstand verlieren. Alle Gebete und Messen sind vergeblich, wenn solches immer noch von Menschen getan wird, die an Gebeten und Messen teilnehmen. Unser Herr wird von diesen Häretikern auf den Kopf gestellt! Ich kann es nicht ertragen!“

Nun werden sündige Akte begangen und bis zum Ende der Welt begangen werden, selbst unter Priestern und Bischöfen, weil Gott diesen ihren freien Willen nicht nimmt, und kein weiser Gesetzgeber in Kirche oder Staat glaubt, dass Gesetze allein die Sünde aus der Welt schaffen können. Lediglich die Gnade Unseres Herrn Jesus Christus kann die Seelen von der Sünde reinigen (Römerbrief VII, 24, 25). Deswegen ist der Staat seinem Wesen nach machtlos, wenn es darum geht, die tiefsten menschlichen Probleme von Priestern, oder Familien, oder Nationen zu lösen. Er ist verpflichtet, sein Bestes zum Schutze seiner Bürger zu tun, aber alle intelligenten und ehrlichen Staatsmänner anerkennen, dass die Katholische Kirche allein voll und ganz dazu befähigt ist, die Tiefen der menschlichen Seelen zu erreichen und sie zu heilen. Aus diesem Grund werden sie die Kirche zum Wohl des Staates nach besten Kräften fördern, den Ruf von Bischöfen und Priestern mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln schützen und es der Kirche überlassen, gegen die Verbrecher in ihrem Schoss einzuschreiten, sofern sie dies will. Doch wenn sich die Kirche weigert, gegen ihre Verbrecher vorzugehen, muss der Staat eingreifen.

Was so skandalös an der gegenwärtigen Epidemie des Missbrauchs von Jugendlichen und Kindern durch Geistliche ist, ist der Ausmass dieser Verbrechen, ihre systematische Vertuschung durch hochrangige Kirchenvertreter sowie die hohe Position mancher unter den Schuldigen, von denen einige der obersten Spitze der Kirche angehören. Tatsächlich ist dieser Skandal in den USA seit Jahrzehnten bekannt, und es ist völlig unmöglich, dass man nicht auch in Rom allgemein davon wusste. Nichtsdestoweniger besetzt ein Netzwerk von Homosexuellen in der Struktur und Hierarchie der Kirche seit Jahrzehnten eine Macht, die dermassen immens ist, dass es in Rom eine weitreichende Kontrolle über die Ernennung von Bischöfen und in den Diözesen über die Auswahl der Seminaristen ausübt. Es kann sich als zusehends schwieriger erweisen, Bischof oder Priester zu werden, ohne persönlich diesem Netzwerk anzugehören.

Doch was kann das entsetzliche Benehmen so vieler Geistlicher wohl erklären? Die einzige plausible Erklärung ist der Verlust des Glaubens, der durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) entfesselt wurde, nach welchem der grosse Schirmherr des Glaubens des Priesters, sein Breviarium, und der Zweck seiner Existenz, die Messe, beide verkrüppelt und verstümmelt wurden ( Sacrosanctum Concilium, Kapitel II und IV). Man raube irgendjemandem den Zweck seiner Existenz, und er wird zwangsläufig anderswo nach Befriedigung Ausschau halten. Mindestens ein amerikanischer Kommentator macht den Satanismus für diese verheerende Entwicklung verantwortlich – eine Sünde, die Gott direkt angreift und deshalb weit ärger ist als fleischliche Sünden. Doch wenden sich die Menschen Satan erst zu, wenn sie sich von Gott abgewandt haben oder verleitet worden sind, sich von ihm abzuwenden. Vatikan II hat scheinbar der gesamten Kirche das Tor für die Abkehr von Gott geöffnet.

Kyrie eleison.

Auferstehung der Kirche?

Auferstehung der Kirche? on März 31, 2018

Der Tag vor Ostern sollte ein guter Zeitpunkt sein, darüber nachzudenken, wie Mutter Kirche aus ihrem gegenwärtigen, aufs schwerste erschütterten Zustand auferstehen wird. Durch unseren katholischen Glauben wissen wir mit absoluter Gewissheit, dass sie auferstehen und bis ans Ende der Welt Bestand haben wird (Matthäus XXVIII, 20). Doch ist es ein grosser Fehler zu denken, dass sie diesmal dank menschlichen Bemühungen auferstehen wird, denn wer dies meint, erliegt nur allzu leicht dem Irrglauben, ihre Rettung könne mit menschlichen Mitteln erfolgen, beispielsweise mittels „theologischer Diskussionen“ oder diplomatischer Verhandlungen mit ihren heutigen Herren im Vatikan.

Die theologischen Diskussionen von 2009 bis 2011 haben nämlich nirgendwo hingeführt; dies ist der Grund dafür, dass wir seither fast nichts mehr darüber hören, weil sie bewiesen haben, dass der theologische Abgrund, der zwischen dem konziliären Rom und der katholischen Tradition klafft, sich nicht überbrücken lässt. Und diplomatische Verhandlungen können bestenfalls den blossen Anschein erwecken, es gehe beiden Seiten darum, die Tradition zu retten. Die heutigen Römer verfügen nämlich über eine zweitausendjährige Erfahrung in Diplomatie, und sie wollen nichts von der Tradition wissen, weil diese ein ernsthaftes Hindernis auf dem Weg zu ihrer Neuen Weltordnung darstellt, in der Unser Herr Jesus Christus keinen Anspruch mehr darauf erheben darf, zu herrschen. Das Problem ist die vollständige Abkehr von Gott, welche die Menschheit im allgemeinen und Seine eigenen Prälaten in Rom im besonderen vollzogen haben.

Deshalb wird sich das Problem mit menschlichen Mitteln allein nicht lösen lassen. Wie Kardinal Villot (1905–1979), ein ehemaliger Staatssekretär im Vatikan unter drei Konzilspäpsten (1969–1979), auf dem Totenbett einräumte, ist „die Kirche von menschlichen Standpunkt aus am Ende.“ Wenn die heutigen Führer der Priesterbruderschaft St. Pius X. argumentieren, die Bruderschaft müsse irgendein Abkommen mit den Vertretern des offiziellen Rom schliessen, weil es keinen anderen Ausweg aus der Krise der Kirche gebe, so zeugt dies nicht nur von einem grossen Mangel an übernatürlichem Geist, sondern auch von einer gewissen Überheblichkeit. Glauben diese Männer denn wirklich, der Herrgott verfüge nicht über Mittel, um Seiner Kirche zur Hilfe zu eilen? Glauben sie tatsächlich, Gottes Arm werde durch menschliche Bosheit verkürzt? Hier spricht Sein Prophet Jesaja (LIX, 1–3):

Siehe, die Hand des HERRN ist nicht zu kurz, um zu retten, und sein Ohr nicht zu schwer, um zu hören; 2. sondern eure Vergehen sind es, die eine Scheidung gemacht haben zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht von euch verhüllt, so dass er nicht hört. 3. Denn eure Hände sind mit Blut befleckt und eure Finger mit Sündenschuld. 4. Eure Lippen murmeln Lüge, und eure Zunge murmelt Verkehrtheit. 4. Niemand lädt vor in Gerechtigkeit und niemand tritt vor Gericht in Wahrhaftigkeit. Sondern bei euch gilt dies: Auf Leeres vertrauen, Gehaltloses reden, mit Mühsal schwanger gehen, Unrecht zeugen.

Die Ungerechtigkeiten der Menschen sind also das Problem. Und ist es wahrscheinlich, dass Gott keine Lösung hat? Nein. Und ist es wahrscheinlich, dass Er nicht will, dass Menschen bei Seiner Lösung eine Rolle spielen? Nein. Und ist es wahrscheinlich, dass das, was er von Ihnen erwartet, um Seine Kirche zu retten, besonders schwierig oder kompliziert ist? Nein. Doch ist es wahrscheinlich, dass dies ein gewisses Ausmass an Bescheidenheit erfordern wird? Ja, denn „Gott widersetzt sich den Überheblichen, aber denen, die gering von sich denken, wendet er seine Liebe zu“ (Jakobus IV, 6). Und wird es ein gewisses Ausmass an Glauben verlangen? Sicher, denn „ohne Glauben ist es unmöglich, Gott wohlzugefallen“ (Hebräer XI, 6). Und besteht irgendeine Möglichkeit, dass Gott der auf der Schwelle zur Selbstzerstörung stehenden Menschheit nicht klargemacht haben wird, welche bescheidenen Mittel die gläubigen Menschen nach seinem Willen anwenden sollen, damit Er eingreife und sie vor der Zerstörung rette?

Eine solche Möglichkeit besteht in keiner Weise. Was soll die Menschheit Seinen Worten nach also tun, damit Seine Kirche wieder auferstehen kann?

Er hat dies durch Seine Mutter gesagt, 1917 in Fatima, 1925 in Pontevedra und 1973 in Akita. In Fatima: Russland muss vom Papst gemeinsam mit all den katholischen Bischöfen dem unbefleckten Herzen Mariä geweiht werden. In Pontevedra: Die Katholiken müssen die Sühnekommunion der ersten fünf Samstage begehen. In Akita: Die Katholiken müssen den Rosenkranz beten, für den Papst, für die Bischöfe, für die Priester. Sind diese drei Punkte bescheiden? Ja. Sind sie übernatürlich, erfordern sie übernatürlichen Glauben? Gewiss. Ist einer davon zu schwer, als dass man verlangen könnte, ihn auszuführen, damit die Kirche wieder auferstehen und die Menschheit vom Rand des Abgrunds weggeführt werden kann? Gewiss nicht. Darum soll niemand klagen, er könne nichts tun!

Kyrie eleison.

“Offizielle Kirche”?

“Offizielle Kirche”? on Februar 3, 2018

Man muss beim Gebrauch von Wörtern sehr vorsichtig sein, denn Wörter sind der Griff, mit dem unser Geist die Dinge begreift, und die Dinge sind der Stoff unseres täglichen Lebens. Deshalb hängt unsere Lebensweise von Wörtern ab. In der Vorzeige-Gemeindekirche der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Paris, Frankreich, wirkt ein Priester, der für den richtigen Gebrauch der Wörter sorgt. Pater Gabriel Billecocq schrieb in der Dezemberausgabe 2017 (Nr. 333) von Le Chardonnet, der Monatszeitschrift der Gemeinde, einen Artikel mit dem Titel „Haben Sie ‚offizielle Kirche’ gesagt?.“ Darin erwähnt er mit keinem einzigen Wort das Hauptquartier der Piusbruderschaft in Menzingen, Schweiz, klagt jedoch über den von irgendwelchen – vermutlich hochgestellten – Leuten geäusserten „Wunsch,“ das Wort „Konzilskirche“ stets durch „offizielle Kirche“ zu ersetzen. Und seine Klage ist berechtigt, denn das Wort „Konzilskirche“ ist vollkommen klar, während „offizielle Kirche“ durchaus nicht klar, sondern zweideutig ist.

Einerseits ist mit „Konzilskirche“ eindeutig jener grosse Teil der heutigen Kirche gemeint, der in mehr oder weniger starkem Umfang durch die Irrtümer des Zweiten Vatikanischen Konzils vergiftet ist (diese Irrtümer bestehen im Wesentlichen darin, dass die Kirche, die auf Gott ausgerichtet sein sollte, neu auf den Menschen ausgerichtet wurde). Andererseits besitzt der Ausdruck „offizielle Kirche“ zwei mögliche Bedeutungen. Entweder kann er sich auf die Kirche beziehen, die offiziell von Christus begründet und uns offiziell all die Jahrhunderte hindurch von einer langen Reihe von Päpsten vermittelt wurde – und gegen eine so definierte „offizielle Kirche“ kann kein Katholik etwas einwenden, ganz im Gegenteil. Oder aber der Begriff „offizielle Kirche“ wird für die Masse der Vatikan II ergebenen kirchlichen Würdenträger verwendet, die seit einem halben Jahrhundert ihre offizielle Macht in Rom ausgenutzt haben, um den Katholiken die Irrtümer des Konzils aufzudrängen, und gegen diese „offizielle Kirche“ muss ein Katholik zwangsläufig Einwände erheben. Somit bedeutet „Konzilskirche“ etwas zwangsläufig Schlechtes, während „offizielle Kirche“ je nachdem, welche der beiden möglichen Bedeutungen man dem Begriff gibt, etwas Gutes oder etwas Schlechtes bedeuten kann. Den Begriff „Konzilskirche“ durch „offizielle Kirche“ zu ersetzen, heisst somit Klarheit durch Verwirrung zu ersetzen, und ausserdem hindert diese Wortwahl Katholiken daran, Vatikan II mit der gebotenen Deutlichkeit als Verhängnis zu bezeichnen.

Pater Billecocq behauptet mit keinem Wort, das Hauptquartier der Piusbruderschaft „wünsche“ die Einführung dieser neuen Bezeichnung, doch eine ganz bestimmte Tatsache sowie eine Spekulation weisen darauf hin. Die Tatsache besteht darin, dass der französische Distriktobere, Pater Christian Bouchacourt, als er zu Beginn dieses Monats in einem Interview nach der für kommenden Juli anberaumten Wahl des Generaloberen der Piusbruderschaft gefragt wurde, hierzu festhielt: „Sobald ein Generaloberer gewählt ist, wird der Vatikan unverzüglich über den Entscheid in Kenntnis gesetzt.“ In der Vergangenheit ist es niemals geschehen, dass der Vatikan von der Bruderschaft über Wahlen innerhalb derselben informiert wurde. Allem Anschein nach rechnen die gegenwärtigen Führer der Bruderschaft optimistisch damit, dass Rom nicht nur sofort über das Wahlergebnis ins Bild gesetzt werden, sondern diesem auch seine offizielle Zustimmung erteilen wird – denn weshalb sollte man Rom informieren, wenn nicht, um seine Billigung zu erlangen? Worum wird die Neubruderschaft die Neukirche wohl sonst noch betteln? Worum wird sie nicht betteln? Wie tief ist die Bruderschaft doch seit den Tagen gesunken, als Erzbischof Lefebvres Glaube Rom zwang, selbst als Bettler aufzutreten!

Was die Spekulation betrifft, so hören wir, dass Menzingen zwei Hauptkandidaten für das Amt des Generaloberen vorbereitet, zwischen denen sich die Wähler im Juli entscheiden können; die Position wird nämlich nicht mehr von einem Bischof bekleidet werden. Man darf vermuten, dass Rom bereits eine virtuelle Kontrolle über die zentralen Entscheidungen ausübt, die im Hauptquartier der Bruderschaft gefällt werden. In diesem Fall braucht Rom kaum zu befürchten, dass einer dieser beiden Kandidaten vom romfreundlichen Kurs Bischof Fellays abweichen wird; andererseits hat es vielleicht viel zu gewinnen, wenn an der Spitze der Bruderschaft zumindest dem Anschein nach ein Wechsel erfolgt. Und es wird ihm möglicherweise gelingen, Bischof Fellay in Rom vor seinen Karren zu spannen, indem es ihn zum Oberhaupt einer „erneuerten“ Ecclesia Dei -Kongregation ernennt, die sämtliche traditionalistischen Gemeinden einschliesst, darunter die Bruderschaft, die er einst führte.

Wer kann bezweifeln, dass die Römer geschickt genug sein werden, sämtliche Konstellationen zu ihrem Vorteil zu nutzen? Es sei denn . . . es sei denn, in der Bruderschaft blühen abermals jener Glaube und jene Wahrheit auf, welche die treibende Kraft Erzbischof Lefebvres waren, und ihm den Sieg über alle Liberalen und Modernisten in Rom verliehen. Diese Dämonen sind bestrebt, Gottes katholische Tradition ein für alle Male auszulöschen, weil sie das ernsthafteste potentielle Hindernis für ihre neue Einweltreligion darstellt. Und es mag sein, dass Gott nichts weniger als das Blut katholischer Märtyrer verlangen wird, um ihnen Einhalt zu gebieten. Die aus den Reihen der Piusbruderschaft als Märtyrer hervorgehenden Priester und Laien werden dann deren Ruhm sein.

Kyrie eleison.

Die Bedeutung der Kultur – II

Die Bedeutung der Kultur – II on Januar 13, 2018

Wenden wir uns nochmals dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu. Von ihm stammen nämlich gewisse politisch inkorrekte, dafür aber von gesundem Menschenverstand zeugende Bemerkungen zum Begriff der „Kultur,“ die er im weitesten, aber wirklichen Sinne als Werte, Richtlinien und Lebensart verschiedener Völker auf nationaler und internationaler Ebene betrachtet. Die Feinde des Menschen und Gottes wollen sämtliche Nationen zu einem globalen Völkerbrei vermengen, der für ihren Antichristen in der von ihnen erträumten weltweiten Tyrannei viel leichter zu beherrschen sein wird. Der liebe Gott hingegen begründet durch Seine Schöpfung eine erstaunliche Mannigfaltigkeit, weil die geordnete Vielfalt Seiner Geschöpfe Seine eigene unendliche Vielfalt am besten widerspiegelt. Freilich setzt eine geordnete Vielfalt eine Hierarchie voraus, in anderen Worten Ungleichheit. Dies ist der Grund dafür, dass Seine Feinde alles Menschliche im Namen der Gleichheit nivellieren wollen; „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ lautet ihr vielleicht bekanntestes Schlagwort. Katholiken hingegen müssen wünschen, dass alle Geschöpfe so mannigfaltig und ungleich sind, wie ihr Schöpfer dies gewollt hat. Putin steht auf der Seite des lieben Gottes.

Hier einige Auszüge aus einer Ansprache, die er im Oktober dieses Jahres vor Teilnehmern an den 19. Weltfestspielen der Jugend und Studenten in Sotschi, Russland, hielt:—

http://​en.​kremlin.​ru/​events/​president/​transcripts/​55842

Indien hat eine Bevölkerung von 1,2 Millionen und China eine von 1,5 Millionen. Was die USA betrifft, so nehmen diese auch weiterhin immer mehr Immigranten auf, und soweit ich weiss, ist die weisse, christliche Bevölkerung dort kürzlich zur Minderheit geworden, weniger als 50% der Gesamtbevölkerung der Vereinigten Staaten. Was ich sagen möchte, ist, dass die Welt einen dramatischen, globalen Wandel durchmacht. Ich sage nicht, dies sei gut oder schlecht, sondern nur, dass globale Veränderungen stattfinden.

Sie haben gesagt, Russland sei ein gewaltiges Land. Das ist es in der Tat. Doch ist es von seinen westlichen bis zu seinen östlichen Grenzen ein eurasisches Land. In Bezug auf Kultur, ja Sprache, Sprachgruppe und Geschichte, ist es zweifellos insofern ein europäischer Raum, als es von Menschen europäischer Kultur bewohnt wird. Dies sage ich, weil es das ist, was wir bewahren müssen, wenn wir in der Welt ein wichtiges Zentrum bleiben wollen – und ich meine dies nicht in militärischem oder einem anderen solchen Sinne. Wir sollten Völker nicht nach ihrer Ethnizität einteilen, und wir sollten nicht in die Geschichte zurückblicken, indem wir beispielsweise an den Krieg zwischen Frankreich und Russland von 1812 bis 1814 denken; vielmehr sollten wir vorwärts in die Zukunft blicken und nach Wegen suchen, um eine gemeinsame Zukunft aufzubauen und einen gemeinsamen Pfad einzuschlagen.

Auf diese Weise können wir Russland und sein Volk als globales Zentrum bewahren, das wichtig für die Beziehungen mit den asiatischen Ländern und dem amerikanischen Kontinent ist. Wenn wir es nicht fertig bringen, Russland zu erhalten, wird es in kleinere, quasi-nationale Verbindungen von Staaten zerfallen, die schliesslich ihre globale Bedeutung als unabhängige Zentren einbüssen würden. Bewahren wir Russland, so wird dies auch ein grosser Vorteil für die Entwicklung der ganzen Menschheit sein, weil Russland ein entscheidend wichtiger Bestandteil der globalen Kultur ist und auf jeden Fall bewahrt werden muss.

In der Tat. Ein entscheidend wichtiger Teil der menschlichen Kultur besteht stets in der Literatur, den bildenden Künsten und der Musik, weil Menschen aller Zeiten und Länder ganz besonders Geschichten, Bilder und Musik benötigen, um auszudrücken und mit anderen zu teilen, was in ihnen vorgeht. Darum sind das Theater und der Film, die alle drei Kunstformen zu vereinigen vermögen, dermassen einflussreich, heute besonders der Film. Auf dem Gebiet der Literatur kann sich Russland einer erheblichen Zahl weltberühmter Schriftsteller rühmen: Puschkin, Tolstoi, Dostojewski, Tschechow, Solschenizyn etc. Auf dem Feld der Musik hat es geniale Komponisten wie Tschaikowski und Rimski-Korsakow hervorgebracht; in der Filmkunst sind Eisenstein und Tarkowski weltweit zu Ruhm gelangt.

Putin hat recht: Russland, das Land der langen Winter und tiefen Denker, hat zur Weltkultur enorm viel beizutragen, das von ungleich höherem Wert ist als der Haufen demokratischen Schrotts, der heutzutage zum Ausdruck bringt, was im Inneren des gottlosen Menschen vor sich geht.

Beten wir für Putin, damit er nicht ermordet werde, denn Gottes Feinde hassen ihn, und zwar nicht ohne Grund: Er führt sein Land seiner Weihung an das Unbefleckte Herz Mariä entgegen, was die Ankunft des Antichristen wenigstens für einige Zeit verzögern wird. Möge die Muttergottes ihn beschützen!

Kyrie eleison.