Zweites Vatikanum

Piusbruderschaft, 2018 – Wohin?

Piusbruderschaft, 2018 – Wohin? on Januar 6, 2018

Während die Welt rasant dem Abgrund zusteuert, gehen immer mehr Menschen die Augen auf; sie erkennen, was vor sich geht, und sie fragen sich, wo das bloss enden wird. Während die katholische Kirche von einem Papst, dessen einziges Ziel darin zu bestehen scheint, die letzten Spuren der vorkonziliären Kirche zu tilgen, entschlossen in Richtung Abgrund geführt wird, kann eine wachsende Zahl von Katholiken die Augen nicht länger vor der Realität verschliessen, und sie kommen nicht mehr umhin, sich zu fragen, ob das Konzil (1962–1965) der wahren katholischen Kirche vielleicht doch keinen Segen gebracht hat. Dann wenden sie ihre Aufmerksamkeit der Priesterbruderschaft St. Pius X. zu, weil diese im Jahre 1970 von Erzbischof Lefebvre eben darum begründet wurde, um den Fortbestand der vorkonziliären Kirche zu sichern – und was stellen sie fest? Eine Gruppe von Priestern, die sich ersichtlich immer mehr für die nachkonziliäre Kirche erwärmt, äussert sich zu Vatikan II zusehends verschwommener und gleitet in die Arme der Konzilsrömer. Das Ergebnis? Viele Seelen, die nach der Wahrheit suchen, sind verwirrter denn je zuvor. Wohin steuern die Kirche und die Priesterbruderschaft St. Pius X. im Jahre 2018 also?

Seelen, die nach Wahrheit streben, müssen lesen (z. B. Ralph Wiltgens The Rhine flows into the Tiber oder Erzbischof Lefevbres Brief an verwirrte Katholiken. )Dank solchen Schriften wurden in den siebziger und achtziger Jahren zahlreiche Katholiken zu Anhängern der traditionalistischen Bewegung, wo sie die wahre Kirche wiederfanden, die sie, wie sie wussten, nach der vom Konzil verkündeten „Erneuerung“ verloren hatten. Und in Erzbischof Lefebvre (1905–1991) fanden sie einen Führer mit einer klaren und katholischen Vision dessen, was beim Konzil geschehen war: Dieses war unter dem Druck der modernen Welt einberufen worden, welche die Kirche zwingen wollte, sich ihren Regeln zu unterwerfen, während es von den Anfängen der Kirche bis hin ins 20. Jahrhundert stets die Kirche gewesen war, die Druck auf die Welt ausgeübt hatte, damit sich diese Gottes Geboten unterwarf.

Von diesem Standpunkt aus gesehen, war Vatikan II gleichbedeutend mit einem Aufruhr, einer Umwertung der Werte, zu der es in der gesamten Kirchengeschichte keine Parallele gegeben hatte, doch die Konzilsväter liessen sich fast durchwegs von der modernen Welt betören. Dieser Aufruhr hat den Kurs der Amtskirche vom Konzil bis zum heutigen Tage bestimmt. Und angesichts der Tatsache, dass die Feinde Gottes und des Menschen hinter der modernen Welt und hinter Vatikan II standen, sowie in Anbetracht dessen, dass sie sich als gerechte Strafe Gottes in den Ämtern des Vatikans überall einnisten konnten, wird die Amtskirche, sofern kein Wunder geschieht, im Jahre 2018 ihre Talfahrt fortsetzen.

Und was verheisst das Jahr 2018 für die Priesterbruderschaft St. Pius X.? Anfang Juli, also in sechs Monaten, wird sie jene wählen, die in den kommenden zwölf Jahren ihre drei höchsten Würdenträger sein werden: Den Generaloberen und seine beiden Assistenten. Wenn die vierzig führenden Priester der Bruderschaft, die sich an dieser Wahl beteiligen, wünschen, dass ihre Gemeinschaft noch weiter in die Arme des konziliären Roms, d. h. der Amtskirche, abgleitet, werden sie ihre Stimme zweifellos für Bischof Fellay abgeben, damit dieser Generaloberer bleibe und sein Zerstörungswerk fortsetze, welches darauf abzielt, die klare Vision des Erzbischofs, der die Notwendigkeit des Widerstandes gegen Vatikan II erkannt hatte, durch seine eigene konfuse Vision zu ersetzen, laut der die katholische Tradition mit Vatikan II vermischt werden soll – was so unmöglich ist, wie Feuer mit Wasser zu vermischen. Denn genau wie Paul VI. (1963–1975) davon träumte, Kirche und moderne Welt zugleich zu retten, indem er sie durch Vatikan II vermengte, und mit seinem tyrannischen Traum die Kirche beinahe all ihrer Lebenskraft beraubte, hat Bischof Fellay die Bruderschaft ihrer Lebenskraft beraubt, indem er ihr seinen eigenen entsprechenden Traum einer Rettung von Tradition und Konzil zugleich aufnötigte, um eine messianische Versöhnung nach seinen eigenen Vorstellungen zu erreichen. Diese Vision unterscheidet sich grundlegend von jener des Erzbischofs. Wie werden die vierzig Priester nun wählen? Von ihrer Wahl hängt es ab, wie sich die Bruderschaft entwickelt, zumindest ab Juli.

Allerdings gab es einen Grund für Vatikan II, und dieser lag in dem immer breiteren Abgrund zwischen Gottes wahrer Kirche und dem modernen Menschen. Sie zusammenzuhalten, wurde zu einer unerträglichen Last, und die Konzilsväter brachen unter ihr zusammen. Erzbischof Lefebvre stand fest auf dem Boden seines katholischen Glaubens und begründete die Bruderschaft, aber seine Nachfolger an deren Spitze waren derselben Last ihrerseits nicht gewachsen. Die heutige gottlose Welt umgibt alle von uns, und ihre Sirenenklänge sind überaus verführerisch. Katholiken müssen „wachsam bleiben und beten“ – sie müssen lesen und abermals lesen, und sie müssen ein starkes Gebetsleben haben, das sie mit Gott verbindet – fünfzehn Geheimnisse des Heiligen Rosenkranzes, jeden Tag.

Kyrie eleison.

Wie Unterscheiden? – I

Wie Unterscheiden? – I on November 18, 2017

Ein junger Mann mit rechtschaffenem Sinn hat uns eine gute Frage über die Krise innerhalb der Kirche und eine weitere gute Frage über die Krise innerhalb der Priesterbruderschaft St. Pius X gestellt. Seine erste Frage formuliert Josef wie folgt:

Einerseits war die Konzilskrise nur eine von vielen Krisen, welche die Kirche neulich heimsuchten, wie der Protestantismus, der Liberalismus und verschiedene Revolutionen, wozu noch zwei Weltkriege kamen; deshalb vermochten Irrtümer, die vor Vatikan II von der Kirche klar verurteilt worden waren, beim Konzil zu triumphieren. Und nach dem Konzil wurden dessen Neuerungen von klassischen Feinden der Kirche wie Freimaurern und Sozialisten mit Beifall aufgenommen, während der missionarische Geist der Kirche eindeutig erloschen ist.

Andererseits sind die Ideen des Konzils das Werk hochintelligenter und anscheinend katholischer Prälaten, und man kann nicht ständig geltend machen, der Papst sei gar nicht Papst, oder die meisten modernistischen Bischöfe seien ungültig geweiht. Kann man also sagen, dass die Konzilskrise auch Grauzonen umfasst, die es immer noch schwer machen, klar zu sehen? Und wenn wir noch keine gesicherten Schlüsse ziehen können, können wir dann ganz sicher sein, dass wir am wahren Glauben festhalten?

Die beste Antwort auf diese Frage erteilt Unser Herr selbst, der in der Bergpredigt (Matthäus VII, 15–20) sagt:”An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.” Offensichtlich wusste Unser Herr, dass Seine Kirche ständigen Angriffen ausgesetzt sein und dass der Teufel rastlos versuchen würde, im Geist Seiner Amtsbehörden Verwirrung zu stiften. Die Verwirrung, die auf Vatikan II folgte, unterscheidet sich ihrer Art nach nicht von früheren Krisen in der Kirchengeschichte, aber der grosse Abfall der Prälaten bei Vatikan II macht diese Verwirrung ihrem Umfang nach beispiellos – nie zuvor war die Masse der katholischen Hirten und deshalb auch die katholische Herde dermassen verloren gewesen.

Dennoch: Will man einen Ausweg aus der Verwirrung finden, gilt immer noch das unfehlbare Prinzip: Taten sprechen lautet als Worte, und die Früchte der Taten eines Menschen lassen am sichersten erkennen, wer er ist und was er wirklich beabsichtigt. Besonders im Fall des Modernismus kann ein Mensch sich selbst darüber belügen, was er will oder beabsichtigt, weil niemand der Realität dermassen entrückt ist wie ein Modernist.”Das Ende der Welt wird durch Menschen geprägt sein, die Böses tun, während sie wähnen, Gutes zu tun”, sagte Pater Frederick Faber im 19. Jahrhundert. Im 21. Jahrhundert befinden wir uns in der verhängnisvollen Endphase dieses jahrhundertelangen Prozesses, bei dem die Menschheit, die glaubt, Gottes nicht mehr zu bedürfen, sich selbst belügt. Würde Gott Seine Schafe denn wirklich schutzlos solch beispiellos gefährlichen Wölfen im Schafspelz ausliefern, wie es die Modernisten sind? Nein, weil jedermann dazu fähig ist, einen Menschen an den Früchten seiner Taten zu erkennen, sofern er über ein Minimum an gesundem Verstand und einen ehrlichen Willen verfügt.

Ziehen wir hieraus die sich aufdrängenden Schlüsse. Sie, Josef, stellen fest, dass die heutigen kirchlichen Autoritäten hochintelligente Männer und anscheinend katholisch sind, und folgern hieraus durchaus logisch, dass sie legitime Autoritäten der Kirche sind, denn obwohl Sie wissen, dass die Früchte ihrer Taten so wenig katholisch sind, dass gar mancher Katholik ihnen jede Legitimität abspricht, fragen Sie sich, wer denn sonst bevollmächtigt sei, für die Universale Kirche zu sprechen und zu handeln. Zugleich stellen Sie jedoch fest, dass die Ideen jener Männer mit schwerwiegenden antikatholischen Irrtümern früherer Zeiten übereinstimmen, und dass die klassischen Feinde der Kirche wie die Freimaurer ihnen jetzt Beifall spenden. Argumente finden sich auf der einen wie auf der anderen Seite. Zweifel und Schatten. Wie entrinnt man diese Konfusion?

Die Antwort liegt in Ihrer weiteren Feststellung, dass seit Vatikan II der missionarische Geist in der Kirche erloschen ist. Dies sind die Früchte des Konzils. Es predigte die Ökumene ( Unitatis Redintegratio ) , die Glaubensfreiheit ( Dignitas Humanae ) sowie die relative Annehmbarkeit falscher Religionen wie des Hinduismus, des Islam und des Judentums ( Nostra Aetate ) – wie konnte der katholische missionarische Geist da nach dem Konzil nicht erlöschen? Und sind nach Vatikan II nicht zahllose Klöster, Seminare, Nonnenklöster, Diözesen und Gemeinden verödet, so dass sie geschlossen werden mussten? Wurden doch irgendwo neue Diözesen eröffnet? Ja, unter der Führung des weltweit einzigen Bischofs, der das Konzil und alle seine Werke von Anfang an offen zurückwies, Erzbischof Lefebvre. Dies waren eben jene Früchte eben jener katholischen Prinzipien, die Vatikan II zum Trotz getreulich in die Praxis umgesetzt worden sind. Nach weiteren Antworten auf Ihre Fragen brauchen Sie, Josef, nicht zu suchen.

Kyrie eleison.

Der Wirkliche Islam

Der Wirkliche Islam on November 4, 2017

Als Grossbritannien ein Imperium hatte, standen dessen Verwalter in direktem Kontakt mit verschiedenen Völkern, Rassen und Religionen in aller Welt und waren deshalb berufen, aus eigener Erfahrung zu sprechen. Heutzutage haben die Herrscher Grossbritanniens nur noch ihren Liberalismus und dessen realitätsferne Ideologie; deshalb wissen so wenige von ihnen, wovon sie eigentlich reden. Aus ganz anderem Holz geschnitzt ist Pater Henry Boulad, ein jesuitischer Priester der alten Schule, der vor 86 Jahren in Alexandria, Ägypten, als Spross einer alten syrisch-christlichen Familie, die der melkitischen Glaubensrichtung angehört, geboren wurde. Er war früher Theologieprofessor in Kairo, Oberer der Jesuiten in Alexandria und Regionaloberer der Jesuiten in Ägypten, und verfügt dementsprechend über direkte, lebenslange Erfahrung mit dem Islam und den Muslimen. Die letzten Frühling verübten terroristischen Angriffe auf zwei christliche Kirchen in Ägypten bewogen ihn dazu, in Frankreich ein Interview zu dieser Frage zu geben und ein Buch zu schreiben; diesen Interview und diesem Buch sind die folgenden Bemerkungen entnommen. Er weiss ganz sicher, wovon er spricht!

“Ich klage den Islam an, nicht jedoch individuelle Muslime, welche die ersten Opfer des Islam sind. Ich habe mich entschlossen, die Quelle des Terrorismus anzuprangern: Die Hauptquelle des islamischen Radikalismus in der Welt ist die Azhar-Universität in Kairo, Ägypten, wo eine tödliche Ideologie als offizielle Doktrin des Islam gelehrt wird. Ich klage die Azhar-Universität in Kairo – angeblich die Verkörperung des moderaten Islam – an, bei Millionen von Studenten und bei muslimischen Klerikern, die aus aller Welt kommen, um in ihren Instituten eine Ausbildung zu erlangen, einen Geist des Fanatismus, der Intoleranz und des Hasses heranzuzüchten. Auf diese Weise wird die Azhar-Universität zu einer der weltweit grössten Brutstätten des Terrorismus.

Ich klage den Islam selbst und nicht bloss den’extremistischen Islam’ an, weil der Islam seiner Natur nach sowohl politisch als auch radikal ist. Vor 25 Jahren schrieb ich, der Islamismus sei lediglich der Islam ohne Maske, mit all seiner Logik und seiner Härte. Er plant eine Gesellschaft, die auf die Schaffung eines weltweiten Kalifats abzielt, beruhend auf der Scharia, welche als von Gott kommend und folglich als das einzige legitime Recht gilt. Dieser Plan erstreckt sich auf die ganze Welt; er nimmt niemanden aus und ist durch und durch totalitär. Ich klage all jene, die behaupten, die von Muslimen begangenen Verbrechen hätten’nichts mit dem Islam zu tun’,der bewussten Lüge an. Diese Verbrechen werden im Namen des Koran und seiner klaren Anweisungen verübt. Allein schon die Tatsache, dass dem muslimischen Aufruf zum Gebet und dem Aufruf zur Tötung von Nichtmuslimen derselbe Ruf”Allahu Akhbar” – Gott ist gross – vorausgeht, ist höchst bezeichnend.

Ich klage muslimische Gelehrte des 10. Jahrhunderts an, die – heute unwiderruflichen – Dekrete erlassen zu haben, welche dazu geführt haben, dass der Islam seine heutige, versteinerte Form angenommen hat. Das erste dieser Dekrete hob jegliche Art von Vorrang der Mekka-Verse im Koran auf, welche zu Frieden und Harmonie aufrufen, und erteilte den Vorrang stattdessen den Medina-Versen, die zu Intoleranz und Gewalt auffordern. Zwei weitere Dekrete wurden erlassen, um dieses erste Dekret unwiderruflich zu machen: Es wurde dekretiert, dass der Koran das unerschaffene Wort Allahs und damit unveränderlich sei, und drittens wurde jede künftige eigenständiger Urteilsbemühung wurde verboten, indem’das Tor des Idtschtihad (eigenständige Urteilsbemühung) ein für alle Male geschlossen’ wurde. Diese drei Dekrete, die für heilig erklärt wurden, haben das muslimische Denken fossilisiert und dazu beigetragen, dass die muslimischen Länder in einem Zustand der Rückständigkeit und der chronischen Stagnation verharrt haben.

Ich klage die vom Zweiten Vatikanischen Konzil formulierte Erklärung’Nostra Aetate’ an, einen interreligiösen Dialog lanciert zu haben, der den Anspruch erhebt, offen und den Muslimen gegenüber herzlich und verständnisvoll zu sein, weil wir dadurch seit 50 Jahren keinen Schritt vorwärts gekommen sind und uns in eine völlige Sackgasse verrannt haben. Der Dialog mit einem Scheich von der Azhar-Universität endete damit, dass er erklärte.’Alle Christen fahren zur Hölle.’ Es bewegt sich absolut nichts, genau so wie sich in den letzten elf Jahrhunderten nichts bewegt hat. Dialog ja, aber ich will einen Dialog, der auf der Wahrheit beruht. Wohltätigkeit ohne Wahrheit führt uns nicht weiter!

Ich klage die katholische Kirche an, einen Dialog mit dem Islam zu führen, der auf Anbiederung, Nachgiebigkeit und Betrug fusst. Nach 50 Jahren Initiativen, bei denen immer nur die eine Seite Kompromisse machte, hat der Monolog der Kirche keinerlei Früchte gebracht. Indem wir uns der’politischen Korrektheit” fügen und geltend machen, der Dialog dürfe die Muslime nicht beleidigen, weil wir ja schliesslich’zusammenleben’ müssten, drücken wir uns bewussst um alle dornigen, aber entscheidend wichtigen Fragen herum. Ich habe um eine Audienz bei Papst Franziskus gebeten. Eine Antwort habe ich nicht erhalten.”

Kyrie eleison.

Ein Wohlwollender Verbündeter? – II

Ein Wohlwollender Verbündeter? – II on September 9, 2017

Als Athanasius Schneider, Bischof von Astana, Kasachstan, in einem Gespräch mit der Zeitschrift Adelante la Fe zahlreiche Ansichten äusserte, die in Übereinklang mit der katholischen Tradition und den Positionen Erzbischof Lefebvres stehen, warfen wir in diesen „Kommentaren“ (498, 17. Januar 2017) die Frage auf, ob er ein wahrer Verbündeter der vom Erzbischof gegründeten Bruderschaft sei.

Im Juli dieses Jahres genehmigte er die Veröffentlichung eines Artikels, in dem er in noch deutlicherer Form katholische und pro-traditionalistische Meinungen vertrat. Falls er früher noch kein wahrer Verbündeter war, ist er inzwischen zu einem solchen geworden? Bei der Beantwortung dieser Frage gilt es zu differenzieren: Subjektiv hat er das Herz am rechten Fleck, weil er durch treues Festhalten an der unveränderten Tradition Seelen retten will, doch objektiv hat er noch nicht alles verstanden, weil er immer noch glaubt – oder vorgibt, zu glauben –, dass die ursprüngliche Absicht von Vatikan II nicht in der Schaffung einer neuen Kirche bestand. Doch erinnern Sie sich, Hochwürden, an das Wort unseres Herrn, wonach ihr sie an ihren Früchten erkennen werdet.

Nochmals: Vieles von dem, was Bischof Schneider diesmal über die katholische Tradition sagt, entspricht vollumfänglich der katholischen Doktrin und ist wahr. Beispielsweise hält er (in Absatz 6) fest, dass die Tradition das Kriterium ist, an dem jegliche spätere Doktrin zu messen ist, und bestätigt (in Absatz 8), dass bei Vorliegen von Zweifeln, die durch Zweideutigkeiten oder Neuheiten hervorgerufen werden, die Tradition den Ausschlag gibt. An Vatikan II gibt es Zweideutigkeiten und Neuheiten, die im Widerspruch zur Tradition stehen (10), und die „Hermeneutik der Kontinuität“ reicht zur Lösung dieses Konflikts nicht aus. Leider nutzt eine Nomenklatura (Bürokratie kommunistischen Typs) die Zweideutigkeiten von Vatikan II seit 50 Jahren aus, um die ursprüngliche Absicht des Konzils zu verzerren und eine neue Kirche relativistischer und protestantischer Art zu begründen (19). Heute erreichen die Bestrebungen ihren Höhepunkt, die objektiven Zweideutigkeiten des Konzils sowie seine Abweichungen von der Tradition auszunutzen, um jegliche Diskussion abzublocken, indem man die Konzilsbeschlüsse für „unfehlbar“ erklärt (20). Diese „Unfehlbarkeitserklärung“ des Konzils muss jedoch aufhören (22) und einer freien und offenen theologischen Diskussion weichen, zu der eine kanonisch anerkannte Priesterbruderschaft St. Pius X. einen wertvollen Beitrag leisten könnte (24). Die wahre Doktrin allein ist wahrhaftig pastoral, und für die Rettung der Seelen ist sie allein der Wille Gottes. Soweit der letzte Artikel des anscheinend guten Bischofs.

Doch woher, Hochwürden, nehmen Sie eigentlich die Gewissheit, dass die ursprüngliche Absicht des Konzils nicht in der Schaffung einer neoprotestantischen Neukirche bestand? Glauben Sie denn, die Zweideutigkeiten seien nicht beabsichtigt gewesen? Haben Sie beispielsweise nicht gelesen, wie Pater Schillebeeckx einräumte, dass sie als Zeitbomben gelegt wurden, die nach dem Konzil detoniert werden sollten? Vielleicht konnten viele Konzilsväter nach dem Konzil wie einst Wilhelm II. von Deutschland sagen: „Ich habe ihn [den Ersten Weltkrieg] nicht gewollt.“ Aber sicher haben nicht alle von ihnen die Neukirche nicht gewollt, und die „Lenker und Strippenzieher“ wollten sie. Sie können doch nicht ernstlich glauben, dass die „neue Kirche,“ wie Sie sie selbst nennen, durch blossen Zufall aus dem Konzil entstanden sei! Lesen Sie Bücher über das Konzil, wie The Rhine flows into the Tiber [Der Rhein fliesst in den Tiber] von Ralph Wiltgen. Das Konzil war ein epischer Kampf, und die Katholiken fanden sich auf der Verliererseite wieder.

Und wenn die Neukirche die Frucht einer verschwörerischen Minderheit ist, die eine Masse von Kardinälen, Bischöfen, Priestern und Laien, die zu viel fernsehen und zu wenig beten, in ihren Bannkreis zieht, glauben Sie dann tatsächlich, eine „freie und offene theologische Diskussion“ werde das Problem lösen? Ein halbes Jahr vor seinem Tod sagte Erzbischof Lefebvre, das wirkliche Problem an Vatikan II seien nicht einmal die grösseren nachweisbaren Irrtümer wie die Religionsfreiheit, die Kollegialität und der Ökumenismus, sondern ein alles durchdringender Subjektivismus, der die katholische Doktrin all ihrer objektiven Kraft entleere und hierdurch die katholische Kirche auflöse. Und die Frage ist noch nicht einmal, ob der Erzbischof dies gesagt hat, sondern ob es die Wahrheit ist. Und es ist die Wahrheit, die ganze und ungeteilte Wahrheit. Das Denken des modernen Menschen ist in einen Brei verwandelt worden, durch seine eigene Schuld und insbesondere jene der Freimaurerei. Hochwürden, wissen Sie etwas über die Freimaurerei, oder denken Sie wie so viele andere beklagenswerte Seelen, denen man eingeredet hat, sie sei eine harmlose Organisation von Philanthropen, die man ungerechterweise verleumde?

Von 2009 bis 2011 gab es ein halbes Dutzend Sitzungen, bei denen eine „freie und offene theologische Debatte“ zwischen vier Theologen Roms und vier der Piusbruderschaft stattfand (vor dem Verrat, den das Generalkapitel der Bruderschaft im Jahre 2012 beging).

Und welches Ergebnis brachten diese Debatten? Keines! Menzingen versprach, der Inhalt der Diskussionen werde der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Wir warten immer noch auf die Erfüllung dieses Versprechens. Um Rom gefällig zu sein, möchte jemand innerhalb der Piusbruderschaft die katholische Doktrin unter den Teppich kehren!

Kyrie eleison.

Fatima – Die Weihung – I

Fatima – Die Weihung – I on Juli 29, 2017

Als vier Bischöfe im vergangenen Mai in Vienna, einer Stadt im US-Bundesstaat Virginia, taten, was in ihren Kräften lag, um Russland dem unbefleckten Herzen Mariens zu weihen, verwendeten sie für diese Weihung einer Formel, die nie zuvor benutzt worden war und die sich in einigen Punkten von den ansonsten üblichen Formeln unterschied. Sie enthielt eine kurze Geschichte der Bitte unserer Lieben Frau um die Weihung und zeigte hiermit, wie es die Kirchenführer versäumt haben und immer noch versäumen, die einfache Lösung des Himmels für die beispiellosen Probleme der heutigen Kirche und der heutigen Welt zu akzeptieren und zu verwirklichen. Der Zweck einer solchen Formel bestand darin, jedermann die Augen darüber zu öffnen, dass diese ansonsten unlösbaren Probleme nicht die Schuld des Herrgottes sind, sondern auf den mangelnden Glauben Seiner Prälaten zurückgehen. Sie müssen tun, was ihnen unsere liebe Frau geboten hat, gleichgültig, was Vatikan II von ihnen erwartet. Welcher Katastrophen bedarf es eigentlich noch, damit sie endlich tun, was Ihnen die Mutter Gottes gebietet, um uns alle zu erretten? Hier die erste Hälfte des Textes der in Virginia vollzogenen Weihung:

Heilige Muttergottes, Unbeflecktes Herz Mariens, Sitz der Gnade, Sitz der Güte, Sitz der Verge- bung, sicheres Tor, durch das Seelen in den Himmel eingehen werden, siehe vor Dir vier Söhne Erzbischof Lefevbres knien, vier Bischöfe, die bemüht sind, Dir nach Kräften zu helfen, damit Du vom Papst und den Bischöfen der einen wahren Kirche Deines göttlichen Sohnes die Weihung Deines Schmerzensreichen und Unbefleckten Herzen an Russland erreichen mögest, die allein der Menschheit, welche nun im Schatten eines fürchterlichen dritten Weltkriegs lebt, Frieden zu schenken vermag. In Fatima, Portugal, hast Du vor hundert Jahren die Menschheit erstmals vor dem künftigen Zweiten Weltkrieg, vor Hungersnot und Verfolgung gewarnt, falls die Menschen nicht aufhören würden, Gott zu beleidigen. Um diese Katastrophen zu verhüten, versprachst Du, zurückzukehren und um die Weihung Deines Unbefleckten Herzens an Russland sowie die Sühnekommunion der ersten Samstage zu bitten. Würden Deine Bitten erfüllt, werde Russland sich bekehren, und es werde Frieden einziehen. Ansonsten würden Katastrophen folgen, und Russland werde seine Irrtümer über die Welt verbreiten. Innerhalb der nächsten zwölf Jahre bist Du wiedergekehrt, wie Du es verheissen hattest, und hast diese doppelte Bitte geäussert.

Doch da die katholischen Prälaten darauf vertrauten, die schweren Probleme der Kirche mit menschlichen Mitteln lösen zu können, versäumten sie es, Deiner Bitte unverzüglich stattzugeben. Zwei Jahre darauf warnte Dein Göttlicher Sohn selbst die Menschheit durch Schwester Lucia von Fatima, da Seine Diener die Erfüllung Seines Befehls hinauszögerten, werde sie schwerwiegende Konsequenzen erdulden müssen: Russland werde seine Irrtümer über die Welt verbreiten und hierdurch Kriege sowie Verfolgungen der Kirche heraufbeschwören, und der Papst werde aufs stärkste zu leiden haben. Nichtsdestoweniger zog es der Papst auch weiterhin vor, sich zur Abwehr der von Russland ausgehenden Bedrohung seiner menschlichen Mittel zu bedienen.

Anno 1936 erklärte Unser Herr Schwester Lucia, die Bekehrung Russland hänge von dessen Weihung an Dein Unbeflecktes Herz ab, denn gemäss Seinem Willen solle die ganze Kirche anerkennen, dass diese Bekehrung ein Triumph Deines Herzens sein werde, damit die Hingabe an Dein Herz der Hingabe an Sein eigenes Heiliges Herz gleichgestellt werde.

Die Prälaten zauderten indes auch weiterhin, so dass im Jahre 1939 der fürchterliche Zweite Weltkrieg ausbrach und der Kommunismus seine Macht in aller Welt ausdehnte. Unmittelbar nach dem Krieg erfreuten sich Deine Pilger-Statuen von Fatima grossen Erfolges, aber die Prälaten unterliessen es immer noch, genau das zu tun, worum Du sie ersucht hattest, so dass Schwester Lucia anno 1957, ehe die Prälaten sie zum Schweigen brachten, Deiner eigenen Traurigkeit darüber Ausdruck verlieh, dass weder gute noch böse Menschen der Botschaft von Fatima Aufmerksamkeit geschenkt hatten. Du sagtest, die Guten mässen ihr keine Bedeutung bei, während die Bösen sich nicht darum scherten. Doch warntest Du uns ein weiteres Mal, dass eine furchtbare Strafe unmittelbar bevorstehe.

Auf diese Strafe wird in der nächstwöchigen Ausgabe der Eleison-Kommentare eingegangen.

Kyrie eleison.

Menzingens Fehler – I

Menzingens Fehler – I on Juli 8, 2017

Manchen Lesern dieser „Kommentare“ mag es missfallen, dass deren Verfasser in regelmässigen Abständen auf eine Frage zurückkommt, die, oberflächlich gesehen, als blosser „Zank unter Priestern“ erscheinen mag. Doch solche Leser mögen sich in Erinnerung rufen – oder sich der Tatsache bewusst werden -, dass die Katholische Kirche die einzige sichere Kraft ist, um Seelen für den ewigen Himmel zu retten, während der Teufel sich meisterhaft darauf versteht, Seelen in die ewige Hölle zu schicken. Wenn Unser Herr also Priester als Vorkämpfer Seiner Kirche auserwählt, wird der Teufel sie angreifen, und eines der sichersten Mittel hierzu besteht darin, sie durch andere Priester angreifen zu lassen. Tatsache ist jedenfalls, dass die meisten Erzketzer der Kirche Priester waren; es sei hier nur an Bischof Nestorius oder Pater Martin Luther erinnert. „Zank unter Priestern“ ist nur dann unwichtig, wenn niemand mehr in den Himmel kommen will, aber dann hat der Teufel tatsächlich gewonnen!

Werfen wir also einen Blick auf das zwanzig Seiten starke Dokument, das die Priester in der Zentrale der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Menzingen, Schweiz, am 13. Juni dieses Jahres veröffentlicht haben, um sich dafür zu rechtfertigen, dass sie das am 4. April publizierte Dokument des konziliären Roms begrüsst haben, in dem angeregt wurde, Konzilspriester sollten sich in grösserem oder kleinerem Umfang an Eheschliessungen beteiligen, die unter der Obhut der Piusbruderschaft stattfinden. Menzingens Brief zurKlärung und Richtigstellungen von Fragen der Eheschliessung ist gut formuliert und wirkt recht überzeugend, wenn man die Einseitigkeit der darin enthaltenenArgumente nicht bemerkt, begeht jedoch denselben schwerwiegenden Fehler wie die gegenwärtigen Führer der Bruderschaft in Menzingen, indem er konziliären Schein mit katholischer Substanz verwechselt. Auf der Ebene der Worte verurteilt der Brief die Konzilsirrtümer im allgemeinen und diejenigen zur Frage der Ehe im besonderen, doch auf der Ebene der Taten behandelt er die Konzilsprälaten, als seien sie normale katholische Geistliche, während sie in Wirklichkeit doch ganz und gar anormale Geistliche sind – Modernisten nämlich. Bei seinen Ausführungen über die letzten Tage warnte der Heilige Paulus vor jenen, „die da haben den Schein eines gottesfürchtigen Wesens, aber seine Kraft verleugnen sie“ (2. Timotheus 3;5). Und er fügt hinzu: „Solche meide.“

Somit präsentiert der ganze erste Teil des Briefs die Beteiligung des Diözesebischofs oder Gemeindepriesters bzw. ihres Stellvertreters an katholischen Eheschliessungen, deren Gültigkeit sie durch ihre Anwesenheit bekräftigen, als klassische Praxis der Kirche und als Bestandteil ihres Rechtes seit dem Konzil von Trent. Wer bestreitet dies denn? Doch die Anwendung dieses Rechtes liegt seit Vatikan II in den Händen von Kirchenmännern, die eine zunehmend anormale Sicht der katholischen Ehe besitzen. Die Kirche lebt heute nicht mehr in normalen Zeiten! Hat Menzingen das denn nicht bemerkt? Oder hat es etwa beschlossen, es nicht mehr zu bemerken? Der Protestantismus brauchte einige Jahrhunderte, um die universale Vorherrschaft der Katholischen Kirche zu brechen. Anschliessend brauchte der Liberalismus noch ein paar Jahrhunderte mehr, um sich in der Hierarchie der Kirche den Weg nach oben zu bahnen, doch nachdem Gott es als gerechte Strafe zugelassen hatte, dass Johannes XXIII. und Paul VI. zu Nachfolgern Petri gewählt wurden, wurde die höchste katholische Autorität liberal, und seither ist es für alle ihrer Autorität unterstehenden Katholiken nie leichter gewesen, sich selber – oft subjektiv ehrlich – davon zu überzeugen, dass sie immer noch Katholiken sind, selbst wenn sie die Kirche zerstören.

Als Erzbischof Lefebvre im Jahre 1987 die Konzilsprälaten als „Antichristen“ bezeichnete ( Brief an vier künftige Bischöfe ), ging er nicht auf die Frage ihrer möglichen subjektiven Ehrlichkeit ein und konzentrierte sich stattdessen voll und ganz auf den objektiv eindeutig zerstörerischen Charakter ihres Wirkens. Wenn Menzingen anno 2017 die Normalität einer Beteiligung Geistlicher der Amtskirche an katholischen Eheschliessungen betont, geht es axiomatisch von der Ehrlichkeit dieser Geistlichen aus und verschweigt ihren zerstörerischen Liberalismus. Doch sind und bleiben sie Liberale, denn zu ihrem Konzept der Ehe gehören allzu leichte Nichtigkeitserklärungen usw. Gelingt es ihnen erst, bei traditionalistischen Eheschliessungen ständig ein Wort mitreden zu dürfen, was wird sie dann morgen oder übermorgen daran hindern, selbst das traditionelle Recht der Kirche in Übereinklang mit ihrer „modernisierten“ Vorstellung von der Ehe zu interpretieren? In der Tat: Wiewerden sie morgen oder übermorgen überhaupt darauf verzichten können, ihre eigenen aufrichtigen Überzeugungen in die Praxis umzusetzen?

In den Jahrzehnten, die seit Vatikan II vergangen sind, haben zahlreiche Katholiken erkannt, was mit der Kirche geschah, und sind zu „Traditionalisten“ geworden, was bedeutete, dass sie sich nachdrücklich von den offiziellen Autoritäten der Kirche distanziert haben. Ohne es ihnen gegenüber an Höflichkeit und Respekt fehlen zu lassen, sind sie von ihnen abgerückt, um den katholischen Glauben und die katholische Moral zu schützen. Und nun kommt Menzingen diesen Autoritäten einen riesigen Schritt entgegen und erwartet von allen Traditionalisten, dass sie ihm dabei folgen! Menzingen hat offenbar das berühmte Zitat aus Vergils Äneis vergessen: „Was dies auch sei, ich fürchte die Griechen, trotz ihrer Geschenke.“ Menzingen vertraut den Griechen!

Kyrie eleison.