Eleison Kommentare

NOM-Wunder?

NOM-Wunder? on Dezember 3, 2016

Letztes Jahr entbrannte in den Vereinigten Staaten eine hitzige Kontroverse darüber, ob Gott im Rahmen der Novus Ordo-Messe Wunder tun kann. Wenn Gott übernatürliche Wunder bewirkt, dann offensichtlich darum, damit man an diese glaubt, so dass sie den übernatürlichen Glauben der Menschen stärken. Will er aber, dass ein Ereignis, das sich nicht mit den Naturgesetzen vereinbaren lässt, geglaubt wird, wird er selbstverständlich hinreichende Beweise dafür schaffen, so wie einst, als Lazarus vor einer grossen Volksmenge aus seinem Grab stieg. In dieser Hinsicht ist der überzeugendste Beweis materieller und physischer Art, so dass er unter keinen Umständen das Produkt irgendeines – wenn auch noch so frommen – menschlichen Geistes sein kann, wie das Sonnenwunder in Fatima im Oktober 1917.Was für einen materiellen und physischen Beweis gibt es also für ein eucharistisches Wunder, das sich bei einer Novus Ordo-Messe zugetragen hat?

Ein solches Wunder soll in der Gemeindekirche von Sokulka, Ostpolen, geschehen sein. Am 12. Oktober 2008 liess ein Priester, der fünf Jahre zuvor von einem polnischen Bischof geweiht worden war, auf den Altarstufen eine heilige Hostie fallen, während er das Abendmahl erteilte. Er hielt inne, um die Hostie aufzuheben, und legte diese in ein kleines, mit Wasser gefülltes Gefäss neben dem Tabernakel. Nach der Messe wurde es innerhalb der Sakristei verschlossen, so dass sich die Hostie ungehindert im Wasser auflösen konnte; die Realpräsenz würde damit verschwinden, und das Wasser würde problemlos entsorgt werden können. Diese Prozedur ist bei solchen Zwischenfällen in der katholischen Kirche gang und gäbe.

Doch als eine Schwester der Gemeinde am 19. Oktober nachprüfte, ob sich die Hostie tatsächlich aufgelöst hatte, sah sie in deren Mitte eine tiefrote Substanz, die an einen Blutklumpen gemahnte. Sie teilte dies unverzüglich dem Gemeindepriester mit, der mit anderen Priestern kam, um das zu sehen, was wie ein Stück lebendes Fleisches aussah. Alle Anwesenden waren zutiefst erstaunt. Als nächstes kam der lokale Erzbischof aus Bialystok in Begleitung mehrerer Beamter der Diözese. Sie alle waren zutiefst gerührt. Auf Anweisung des Erzbischofs wurde die Hostie am 30. Oktober aus dem Wasser entfernt, auf ein kleines Corporale gelegt und in das Tabernakel hineingesteckt, damit sie trocknen konnte. Bis zum heutigen Tage hat sie die Form eines Blutklumpens beibehalten.

Am 7. Januar 2009 wurde der Hostie eine Probe entnommen, die dann von zwei Pathomorphologen in der nahe gelegenen medizinischen Universität von Bialystok getrennt untersucht wurde. Unabhängig voneinander kamen sie zum gleichen Ergebnis: „Von allen Geweben eines lebenden Organismus gleicht die Probe am stärksten dem menschlichen Herzmuskelgewebe“ vom linken Herzventrikel, typisch für einen Menschen, der noch lebt, aber sich im Zustand der Agonie befindet. Ausserdem fanden beide Pathologen, wohl unter ihren Mikroskopen, dass die Fasern des Herzmuskelgewebes und die Struktur des Brotes dermassen eng miteinander verflochten waren, dass jede Möglichkeit einer Fabrikation von Menschenhand ausgeschlossen wurde. Am 29. Januar wurde dieses materielle und physische Beweismaterial der metropolitanischen Kurie in Bialystok vorgelegt, wo man bis heute geduldig auf die offizielle Stellungnahme der Kirche zum übernatürlichen Ursprung des Geschehens wartet. Bis eine solche Stellungnahme erfolgt sei, sagte der Erzbischof im Oktober 2009 in einer Predigt, würden die geistigen Früchte unter den Katholiken von entscheidender Bedeutung sein. Unter den lokalen Katholiken ist bereits eine Zunahme der Frömmigkeit und der religiösen Praktiken zu beobachten, und aus dem Ausland sind Hunderte von Pilgergruppen eingetroffen; ausserdem wurden zahlreiche wunderbare Heilungen und Bekehrungen vermeldet.

Schenkt man dem materiellen Beweismaterial Glauben, so hat Gott in Sokulka die lange Reihe eucharistischer Wunder um ein weiteres bereichert, um den Seelen zu helfen, an etwas zu glauben, an das zu glauben unter normalen Umständen recht schwer fällt, nämlich dass er in dem, was äusserlich gesehen nichts als Brot und Wein ist, nach dessen Weihung real zugegen ist. Doch wie ist dies möglich, wenn traditionalistische Katholiken doch wissen, dass die Neue Messe der wichtigste aller Gründe für den Glaubensverlust ist, der seit Vatikan II um sich greift? Eine Antwort mag darin bestehen, dass das Heilige Herz im Wissen, dass für die zwiespältige NOM die Hirten hauptverantwortlich waren, es ablehnte, seine Schafe im Stich zu lassen, und sie weiterhin mit dem versorgt, was an all diesem Zwiespältigen noch katholisch ist. Und angesichts der relativen Nachlässigkeit, welche die Kirche im Umgang mit der heiligen Eucharistie an den Tag legt, ist das Geschehnis in Sokulka eine nachdrückliche Mahnung an Hirten und Schafe zugleich – „Erinnert euch, mit wem ihr handelt – ich bin es, eurer Gott.“

Kyrie eleison.

Fünf “Dubia”

Fünf “Dubia” on November 26, 2016

Zu diesem unerhörten Skandal gibt es selbst in der skandalträchtigen Amtszeit von Papst Franziskus, der anno 2013 zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt wurde, keine Parallele: Auf die Fragen von vier ehrenwerten Kardinälen, die in Erfahrung bringen wollten, ob er die Grundlagen der kirchlichen Morallehre tatsächlich als hinfällig erachtet, erteilte er eben in aller Öffentlichkeit Antworten, die praktisch darauf hinauslaufen, dass der Mensch dem moralischen Gesetz des allmächtigen Gottes nicht zu gehorchen braucht. Mit diesem päpstlichen Ja zur Konzilsreligion, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und deshalb der katholischen Religion, laut der alles Heil von Gott ausgeht, schroff widerspricht, rückt ein Schisma innerhalb der Katholischen Kirche in greifbare Nähe. In dem halben Jahrhundert, das seit Vatikan II verflossen ist, haben es die Konzilspäpste irgendwie fertiggebracht, gewissermassen Oberhäupter zweier entgegengesetzter Religionen zu bleiben, doch dieser Widerspruch konnte nicht endlos bestehen bleiben und muss schon bald zu einer Spaltung führen.

In den Jahren 2014 und 2015 führte Franziskus in Rom Synoden durch, um sich mit den Bischöfen der Welt zu Fragen der menschlichen Familie zu beraten. Am 19. März dieses Jahres veröffentlichte er sein nachsynodales Apostolisches Schreiben über die „Liebe in der Familie”; dieses umfasst neun Kapitel, von denen das achte von Anfang an hohe Wellen schlug. Am 15. September schrieben vier Kardinäle dem Papst einen privaten, durchaus respektvollen Brief, in dem sie ihn als Obersten Hirten baten, fünf

„dubia”, d. h. zweifelhafte Punkte der Doktrin zu erhellen, die im Apostolischen Schreiben ungeklärt geblieben waren. Hier der Kern dieser fünf Punkte:

Zu Punkt 305 des Schreibens: Kann eine verheiratete Person, die mit einer Person, welche nicht ihr gesetzlicher Ehepartner ist, wie Mann und Frau zusammenlebt, fortan die Sakramente der Absolution und der Kommunion erhalten, selbst wenn beide auch weiterhin im Zustand ihrer falschen Ehe leben?

Zu Punkt 304: Muss man auch weiterhin glauben, dass es absolute moralische Normen gibt, die ihrem Wesen nach böse Taten verbieten und ausnahmslos bindend sind?

Zu Punkt 301: Kann man auch weiterhin sagen, dass eine Person, die durch ihre Lebensweise – beispielsweise Ehebruch – eines von Gottes Geboten verletzt, sich im objektiven Zustand der schweren gewohnheitsmässigen Sünde befindet?

Zu Punkt 302: Kann man auch weiterhin sagen, dass die Umstände oder Absichten, die hinter einer ihrem Objekt nach bösen Tat stehen, niemals bewirken können, dass diese subjektiv gut oder als Wahl akzeptabel wird?

Zu Punkt 303: Müssen wir auch weiterhin jede kreative Rolle des Gewissens ausschliessen, so dass das Gewissen auch in Zukunft niemals Ausnahmen von absoluten moralischen Normen legitimieren darf, welche ihrem Objekt nach böse Taten verbieten?

Auf diese fünf Fragen, die absichtlich so formuliert sind, dass man sie nur mit Ja oder Nein beantworten kann, ist die Antwort der Katholischen Kirche seit dem Heiland selber stets klar gewesen und hat sich niemals geändert: Ehebrechern darf die Kommunion nicht erteilt werden; es gibt absolute moralische Normen; so etwas wie eine „schwere gewohnheitsmässige Sünde” existiert sehr wohl; gute Absichten können böse Taten nicht gut machen; das Gewissen kann böse Taten nicht rechtmässig machen. In anderen Worten: Die Antwort der Kirche auf diese klipp und klar formulierten, nur mit Ja oder Nein zu beantwortenden Fragen lautete stets: 1. Nein; 2. Ja; 3. Ja, 4. Ja; 5. Ja.

Am 16. November vor erst zehn Tagen machten die vier Kardinäle ihren Brief der Öffentlichkeit zugänglich (vgl. Mt. XVIII, 15–17). Am 18. November erteilte Papst Franziskus der italienischen Zeitung Avvenire Antworten, die in jedem einzelnen Fall das Gegenteil des Gebotenen besagten: 1. Ja; 2. Nein; 3. Nein; 4. Nein; 5. Nein. (Er behauptete jedesmal:”Solche Dinge lassen sich nicht in ein Schwarz-Weiss-Schema pressen; wir sind dazu aufgerufen, zu differenzieren”, doch versuchte er hierdurch lediglich, die unveränderlichen Prinzips fragen mit den veränderlichen Fragen der Anwendung der Prinzipien zu vermischen, die doch den Prinzipsfragen erst folgen müssen.)

Aufrichtiger Dank gebührt den vier Kardinälen dafür, dass sie vielen irregeleiteten Schafen, die gerne in den Himmel kommen möchten, Licht und Klarheit zugänglich gemacht haben. Ihre Namen lauten Brandmüller, Burke, Caffarra und Meisner. Sie mögen zwar in den Novus Ordo verstrickt sein, haben jedoch offensichtlich nicht jeden Mut und jedes Pflichtgefühl verloren. Es steht ausser Frage, dass sie nur aus den allerbesten Beweggründen heraus gehandelt haben, indem sie den Papst drängten, seine Einstellung zu klären. Und wohin führt diese Klärung die Kirche? Sie muss sich am Rand des Schismas befinden.

Kyrie eleison.

Ein Gutes Kommuniqué?

Ein Gutes Kommuniqué? on November 19, 2016

Am 31. Oktober hielt Papst Franziskus in Schweden ein ökumenisches Treffen mit führenden Lutheranern ab, um den nächstes Jahr anfallenden 500. Jahrestag von Luthers Revolte gegen die Katholische Kirche vorzubereiten. Nach der Begegnung unterzeichnete der Papst mit dem Präsidenten des Lutherischen Weltbunds eine gemeinsame Erklärung, die einen neuen, geradezu unglaublichen Skandal darstellt, zumal sie von dem Mann stammt, der eigentlich Christi Stellvertreter auf Erden sein soll. Am 2. November veröffentlichte der Obere des französischen Distrikts der Priesterbruderschaft St. Pius X. ein Kommuniqué, in dem diese skandalöse Erklärung verurteilt wird. Ein grosser Teil des Kommuniqués verdient uneingeschränktes Lob und entspricht dem, was man von den Oberen der Bruderschaft als Zeichen des Widerstands gegen den Ausverkauf der vom Erzbischof gegründeten Bruderschaft an die römischen Neomodernisten erwarten darf, aber die Schlussfolgerung ist so schwach, dass dieser Aufruf das Gegenteil des Gewünschten bewirken könnte.

Pater Bouchacourt beginnt sein Kommuniqué mit dem Hinweis darauf, dass der Skandal der pro-Lutherischen Erklärung des Papstes derart schwerwiegend ist, dass er „nicht schweigen kann.“ Jener Abschnitt, in dem Pater Bouchacourt Luther anprangert, ist einwandfrei. Er lautet wie folgt:

Wie können wir” zutiefst dankbar für die geistigen und theologischen Gaben sein, die wir durch die Reformation empfangen haben” (Zitat aus der gemeinsamen Erklärung) , wenn Luther doch diabolischen Hass gegen den Nachfolger Petri hegte, blasphemische Geringschätzung für das Heilige Opfer der Messe an den Tag lehnte und die erlösende Gnade unseres Herrn Jesus Christus ablehnte? Er zerstörte auch die Doktrin von der Eucharistie, indem er die Transsubstantiation verwarf, Seelen der Allerheiligsten Jungfrau Maria abspenstig machte und die Existenz des Fegefeuers bestritt. Nein, der Protestantismus hat dem Katholizismus nichts Gutes gebracht! Er hat die Einheit der Christenheit zerstört, ganze Länder der Katholischen Kirche abspenstig gemacht, Seelen dem Irrtum anheimfallen lassen und hierdurch ihr ewiges Heil in Gefahr gebracht. Wir Katholiken wollen, dass die Protestanten zur einen und einzigen Herde Christi zurückkehren, welche die Katholische Kirche ist, und wir beten um die Erfüllung dieses Wunsches. In diesen Tagen, wo wir Allerheiligen begehen, rufen wir St. Pius V., St. Karl Borromäus, St. Ignazius und St. Peter Canisius an, die heroisch die protestantische Häresie bekämpften und die Katholische Kirche retteten.

Doch verglichen mit dieser scharfen Verurteilung Luthers und seiner Lehren ist Pater Bouchacourts Schlussfolgerung recht lahm:

Wir fordern die Gläubigen des Distrikts Frankreich hiermit auf, für den Heiligen Vater zu beten und Busse zu tun, damit Unser Herr, dessen Stellvertreter er ist, ihn vom Irrtum bewahren und ihn auf den Pfad der Wahrheit führen möge, deren Wächter er ist. Ich fordere die Priester des Distrikts auf, eine Sühnemesse zu lesen und vor dem Allerheigsten eine Heilige Stunde zu verkünden, um Verzeihung für diese Skandale zu erflehen und unseren Herrn darum zu bitten, dass sich der Sturm, welcher die Kirche nun schon seit mehr als einem halben Jahrhundert erschüttert, legen möge. Unsere Liebe Frau, Helferin der Christen, rette die Katholische Kirche und bete für uns!

Pater Christian Bouchacourt, französischer Distriktoberer der Priesterbruderschaft St. Pius X.

Diese Schlussfolgerung ist fromm und zutiefst respektvoll gegenüber Papst Franziskus, doch vermittelt sie wirklich eine Vorstellung von der Schwere der Verfehlung, die der Papst begeht, indem er einen der grössten antichristlichen Ketzer der ganzen Kirchengeschichte dermassen lobt? Man kann sich nur schwer vorstellen, dass Pater Bouchacourt von Bischof Fellay keine Erlaubnis zur Veröffentlichung seines Kommuniqués erhalten hat. War es etwa Bischof Fellay, der nichts dagegen einzuwenden hatte, dass Luther, der vor 500 Jahren lebte, angeprangert wird, jedoch darauf bestand, die Kritik am Hauptverantwortlichen für die heute und jetzt betriebene Zerstörung der Kirche möglichst mild zu formulieren? Jedenfalls dient das Kommuniqué Bischof Fellays Absicht, traditionalistische Priester und Laien hinters Licht zu führen und in Schlaf zu lullen, indem es suggeriert, dass die angeblich unmittelbar bevorstehende Personalprälatur keinen von ihnen daran hindern wird, päpstliche Skandale anzuprangern, usf . . . .

Falls dies so ist, begreift Pater Bouchacourt dann, dass er sich, wie sein Vorgänger, womöglich am Verrat an der Piusbruderschaft beteiligt, und sei es auch gegen seinen Willen? Seien wir „ohne Falsch wie die Tauben,“ aber auch „klug wie die Schlangen“ (Matthäus X, 16).

Kyrie eleison.

Praelaten auf der Hut? – II

Praelaten auf der Hut? – II on November 12, 2016

Letzte Woche wurde in diesen”Kommentaren” die Frage aufgeworfen, ob der Generalobere (künftig GO) der Priesterbruderschaft St. Pius X. eigentlich wisse, was er tut, wenn er ständig widersprüchliche Aussagen abgibt, bald zugunsten der katholischen Tradition, bald in Übereinstimmung mit den Römern und ihrer Konzilsrevolution. Im besten Fall könnte der GO einfach ein verwirrter und Verwirrung stiftender Liberaler sein, der zwischen dem Katholizismus und den Thesen des Konzils hin- und hergerissen wird. Im schlimmsten Fall könnte er ein recht eigentlicher Wolf im Schafspelz sein, der Worte lediglich als politisches Instrument nutzt, um es den Römern zu ermöglichen, Erzbischof Lefebvres einst katholische Gesellschaft in die konziliäre Neukirche zu integrieren. Der Glaube steht auf dem Spiel. Es ist für viele Priester und Laien gleichermassen wichtig, klar zu erkennen, ob der GO Hirte oder Wolf oder irgendetwas in der Mitte ist. In der letzten Ausgabe der zweimal monatlich erscheinenden französischen Zeitschrift „Sous la Bannière“ erteilt ein dem Widerstand angehörender französischer Priester, Pater Olivier Rioult, eine sehr klare Antwort auf diese Frage.

Er beginnt mit dem Communiqué des Generaloberen vom 29. Juni, das dieser unmittelbar anschliessend an ein Treffen der Führer der Priesterbruderschaft St. Pius X. in der Nähe von Écone verabschiedet hatte, und zitiert daraus Sätze, die manchen Katholiken die beruhigende Gewissheit vermitteln könnten, die Bruderschaft kehre zu ihren traditionalistischen Überzeugungen zurück. Doch der Generalobere, warnt Pater Rioult, habe in der Vergangenheit so oft das eine gesagt und das andere getan, dass seinen Worten jeder Wahrheitsgehalt abgehe. Sie seien, wie für zahllose moderne Politiker, nichts weiter als Instrumente der Politik, die man je nach Bedarf benutzen könne oder nicht, in diesem Fall, um die Priesterbruderschaft St. Pius X. zu einer Unterwerfung unter die Führer der Neukirche zu verleiten, ohne dass sie auch nur begreife, was sich um sie herum abspiele. Der Beweis liege in den Taten des Generaloberen. Taten sprächen stets lauter als Worte. Was der Generalobere wirklich meine, lasse sich am besten anhand seiner Taten beurteilen.

Hier sind einige davon: Er hat die „Exkommunikationen,“ die anno 2009 „aufgehoben“ wurden, akzeptiert; er hat eine offizielle Jurisdiktion für Beichten sowie eine offizielle Jurisdiktion, die den GO zum Fällen erstinstanzlicher Urteile innerhalb der Bruderschaft ermächtigt, hingenommen; er hat die Anweisung, die Namen von den Priestercandidaten in den USA zu nennen, erfüllt; er hat akzeptiert, dass die Diözesen Priesterweihen in Deutschland tolerieren. In dieselbe Richtung weist die Tatsache, dass er innerhalb der Priesterbruderschaft St. Pius X. Gegner seiner Politik gegenüber Rom regelmässig in relativ unwichtige Positionen abschiebt oder kaltstellt, während er fügsame Gefolgsleute – oft verhältnismässig junge Männer, die noch zu unreif für besonders verantwortungsvolle Stellungen sind – nach Kräften fördert. Pater Rioult hebt hervor, dass all diese Handlungen in klarer Übereinstimmung mit der gemeinsamen Erklärung stehen, die der GO und Roms Nummer zwei, Kardinal Müller, nach ihrem Treffen im September 2014 verabschiedet haben. Darin hiess es, sie würden „stufenweise vorgehen . . . sich die notwendige Zeit zur Ausbügelung von Schwierigkeiten nehmen . . . mit dem Ziel, eine vollständige Versöhnung zu erreichen.“

Dieses stufenweise Vorgehen, sagt Pater Rioult, habe für beide Seiten den grossen Vorteil, dass sie dabei eindeutige Stellungnahmen wie die gemeinsame Unterzeichnung eines öffentlichen Dokuments vermeiden könnten, die das Risiko mit sich brächten, den Anhängern der Tradition die Augen über die tatsächlichen Entwicklungen zu öffnen. Tatsache ist, dass die widersprüchlichen Aussagen des GO Verwirrung stiften, und, wenn sie nur „subtil“ oder „delikat“ genug sind, Katholiken, die nicht wachsam sind und beten, in den Schlaf lullen. Somit dienen die Worte des GO lediglich als Rauchvorhang, um vor allem gegenüber den Priestern der Piusbruderschaft zu vertuschen, was er wirklich im Schilde führt, denn wenn eine genügend grosse Zahl von ihnen bei wachem Bewusstsein wäre, würde es für ihn sehr viel schwieriger, Rom davon zu überzeugen, dass er – gemäss Roms Wunsch – die ganze Bruderschaft in die Neukirche einbringen und somit den wichtigsten Herd des Widerstandes gegen die Religion der Neuen Weltordnung ausschalten kann. Schon 2012 musste der GO die bittere Erfahrung machen, dass er, wie er meinte, alles bestens für die Totalkapitulation vorbereitet hatte, mit dem Ergebnis, dass Rom das Abkommen dann ablehnte, weil die drei anderen der Bruderschaft angehörenden Bischöfe alle dagegen waren, was Rom genau wusste. Die Neukirche muss die Tradition ein für alle Male verkrüppeln.

Beten Sie für die Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X., damit sie die Machenschaften der Menzinger Mafia durchschauen, ihnen einen Riegel vorschieben und sich ihrer schliesslich entledigen.

Kyrie eleison.

Prälate auf der Hut?

Prälate auf der Hut? on November 5, 2016

Ein Leser dieser”Kommentare” hat eben eine Frage zur Sprache gebracht, die früher oft gestellt wurde, heutzutage wahrscheinlich weniger, aber immer noch von Belang ist: Ist sich der Generalobere (künftig GO) der Priesterbruderschaft St. Pius X. bewusst, wie er sich selber widerspricht? – Im Juli dieses Jahres rief er zu einem neuen Rosenkranz-Kreuzzug auf, der „ausschliesslich“ dem Ziel dienen solle, den Triumph des Unbefleckten Herzen durch die Weihung Russlands zu erreichen, doch später behauptete er, Rom wolle den Piusbrüdern helfen, wichtige Positionen in der Kirche zu besetzen, um ihr bei der Überwindung des Modernismus zu helfen. Der Widerspruch liegt auf der Hand, denn die Kirchenmänner, die gegenwärtig in Rom die führenden Positionen besetzt halten, sind mit Sicherheit gegen die von unserer Lieben Frau geforderte Weihung, und die Gründe hierfür wurzeln tief.

Schreiben Sie Pater Guy Castelain, wohnhaft an Le Moulin du Pin, F53290 Beaumont-Pied-de-Boeuf, Frankreich, und bitten Sie ihn um ein Exemplar des hervorragenden Leitartikels in der Oktobernummer seines Piusbruderschaft-Bulletins, in dem er zehn Gründe dafür darlegt, warum Vatikan II das Haupthindernis für die Weihung Russlands an unsere Liebe Frau ist. Um es kurz zu sagen: Die Weihung bedeutet politisches Engagement gegen politische Neutralität, die Herrschaft Christi gegen seine Entthronung, Katholizismus gegen Glaubensfreiheit, den Papst gegen die Kollegialität, die eine wahre Religion gegen den Ökumenismus, das Unbefleckte Herz gegen eine Verherrlichung der Menschenwürde, welche die Erbsünde vergisst; sie bedeutet die eine wahre Kirche gegen die Rettung dank anderen Religionen, Frieden durch den katholischen Papst gegen Frieden durch den „Geist von Assisi,“ usw. Kein Wunder, dass Papst Franziskus zu Putin, der bei seinem Besuch in Rom Interesse an dieser Weihung bekundete, sagte: „Wir sprechen nicht über Fatima“!

Nun können menschliche Politik und Politiker viele Konflikte zwischen Mensch und Mensch durch einen Kompromiss beilegen, doch Pater Castelains zehn Punkte beweisen, dass der Zusammenstoss zwischen Fatima und den Konzilsanhängern nichts Geringeres ist als ein Zusammenstoss zwischen der „alten“ Religion Roms, die so frisch wie die Ewigkeit ist, und der „neuen“ Religion von Vatikan II, die so schal ist wie die Sünde. Hier haben wir einen jener Konflikte zwischen Gott und dem Menschen vor uns, bei denen ein politischer Kompromiss nicht in Frage kommt. Hat unsere Liebe Frau 1973 in Akita, Japan, denn nicht gewarnt, die Kirche „werde von Agenten des Kompromisses“ voll sein? Die Frage bezüglich des GO lautet dann: Ist er sich bewusst, dass er ein „Agent des Kompromisses“ ist? Sieht er, dass er einen unversöhnlichen Widerspruch fördert, oder sieht er dies nicht? Wenn er es sieht, ist er ein Lügner, ob er nun für Fatima wirbt oder die Konzilsanhänger schützt oder beides tut. Sieht er es hingegen nicht, dann ist er blind.

Eine erhebliche Zahl von Katholiken ist mittlerweile überzeugt, dass sein jüngster Aufruf zu einem Rosenkranz-Kreuzzug nichts weiter als ein politischer Schachzug ist, um seine traditionalistischer gesinnten Anhänger zu täuschen. Gewiss, in seiner ersten Amtszeit als GO wiesen viele seiner Worte und Taten darauf hin, dass er den Zusammenstoss damals genau so klar sah wie Bischof Lefebvre. Doch muss ein Wendepunkt eingetreten sein, und seither wollte er, statt weiterhin Gott zu Gefallen zu sein, zugleich auch den Menschen gefällig zu sein. Dies ist nicht möglich (Mt.VI, 24; Galater 1, 10), aber wie viele von uns wollte er sowohl den Weggen als auch den Batzen haben, und die Natur versteht es gar trefflich, sich als Gnade zu verkleiden, heisst es in der Nachfolge Christi. So muss es eine Übergangsperiode gegeben haben, während der er bewusst blind war, doch wenn bewusste Blindheit allzu lange dauert, verwandelt sie sich in ständige Blindheit, was eine furchtbare Strafe Gottes ist. Anscheinend hat ihm unsere Liebe Frau zwischen 2006 und 2008 genügend viel Gnade widerfahren lassen, um zu sehen, was er tat, doch wie die Konzilsanhänger und Macbeth hat er vorgezogen, „weiter in Blut zu waten“ (Akt III, Szene 4) – jenem der Kirche. Wie die Konzilsanhänger in Rom bedarf er gewiss unseres Gebets.

Leser, wenn Sie klar zu sehen wünschen, beten Sie den Rosenkranz, und wenn Sie in unserer dunklen Zeit nie aufhören wollen, klar zu sehen, beten Sie jeden Tag alle 15 Geheimnisse des Rosenkranzes. Die Muttergottes kann Sie nicht im Stich lassen.

Kyrie eleison.

Desintegration

Desintegration on Oktober 29, 2016

Die Welt zerfällt, die Mitte hält nicht mehr
Und losgelassen nackte Anarchie.
Und losgelassen blutgetrübte Flut
Das Spiel der Unschuld überall ertränkt.
Die Besten sind des Zweifels voll, die Ärgsten
Sind von der Kraft der Leidenschaft erfüllt.

Diese berühmten Zeilen aus The Second Coming („Das Zweite Kommen“), einem Gedicht, das 1919, also kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, von dem englisch-irischen Poeten W. B. Yeats (1865–1939) verfasst wurde, bieten sich als mögliche Erklärung dafür an, dass die Widerstandsbewegung gegen den 2012 verübten Verrat an Erzbischof Lefebvres Priesterbruderschaft St. Pius X. zwar kraftvoll das Banner der Wahrheit schwenkt, aber dennoch so uneinig und zahlenmässig so schwach ist. Seit dem Jahr 1919 ist mittlerweile fast ein Jahrhundert vergangen, und Yeats war weder Katholik, noch machte er sich sonderliche Sorgen um den Zustand der Katholischen Kirche, die damals in voller Blüte zu stehen schien. Doch Dichter können Visionäre sein, und Yeats hielt in diesen Zeilen eine grundlegende Wahrheit über die abendländische Zivilisation nach einem Kriege fest, der „in ganz Europa die Lichter ausgehen liess“ (Earl Grey); die abendländischen Nationen verfielen in einen Zustand der geistigen Auflösung, der seither ununterbrochen seinen Fortgang nimmt.

Nichtsdestoweniger empfinden heute viele Katholiken, die wünschen, dass der Glaube überlebt, Bestürzung über die anscheinende Schwäche des „Widerstandes,“ den insbesondere Erzbischof Lefebvres eigene Priester gegen den offenkundigen Verrat ihrer gegenwärtigen Führer an seinen Prinzipien leisten, und diese Katholiken suchen nach einer Erklärung. Manche sind der Ansicht, die Priester der Piusbruderschaft unterliessen eine öffentliche Stellungnahme gegen die falsche Versöhnung der Tradition mit Vatikan II aus Furcht davor, aus der Bruderschaft ausgeschlossen und hierdurch um Brot und Obdach gebracht zu werden. Die Priester müssen jedoch wissen, dass es Laien gibt, die gerne bereit wären, sie zu unterstützen. Eine tiefschürfende Erklärung könnte darin bestehen, dass die Priester davor zurückschrecken, sich selbst aus jener Bruderschaft auszuschliessen, die sowohl ihre menschliche Familie als auch der Rahmen ist, innerhalb dessen sie der strukturellen Kirche angehören. Doch abermals gilt: Wäre ihr Glaube stark genug, so wüssten sie sehr wohl, dass die Vorsehung beide Bedürfnisse stillen kann.

Betrachten wir aber die anno 2012 erfolgte Kapitulation der Bruderschaft vor dem Hintergrund der zweifachen Desintegration durch die beiden Weltkriege, auf welche die noch weitaus verhängnisvollere Desintegration der Katholischen Kirche durch Vatikan II (1962–1965) folgte, müssen wir zwar Bewunderung für die heroische Tat Erzbischof Lefebvres empfinden, der die umherschwirrenden Fragmente dieser beispiellosen Explosion sammelte, können aber kaum überrascht sein, wenn die Priesterbruderschaft St. Pius X. ihrerseits von innen explodiert, oder wenn Menschen, die vor ihrer Desintegration flüchten, Schwierigkeiten haben, sich ausserhalb ihrer neu zu sammeln. Die Dinge sind zerfallen, und die Seelen und Herzen mit ihnen. Meiner Meinung nach gibt es nicht mehr genügend Integrität und Integration in unseren Herzen und Seelen, als dass wir uns anheischig machen könnten, die Heldentat des Erzbischofs zu wiederholen. Seit dem Jahre 1970, als der Erzbischof die Piusbruderschaft aus der Taufe hob, ist fast ein halbes Jahrhundert verstrichen, und die Zerfallserscheinungen haben sich seither drastisch verschärft.

Dies bedeutet keinesfalls, dass es nichts mehr zu tun gäbe, sondern dass das, was es zu tun gilt, mehr aus der Sicht Gottes und weniger aus der Sicht des Menschen getan werden muss. Ganz am Ende der Welt wird Gott es zulassen, dass der Glaube fast vollständig verschwindet (Lukas XVIII, 8), doch wird es immer noch einige wenige Seelen geben, die glauben, hoffen und lieben werden. Im Jahre 2016 vermittelt er uns einen Vorgeschmack auf dieses Verschwinden, doch die Seelen sollten fähig sein zu erkennen, dass sie immer noch ein erhebliches Mass an Freiheit besitzen, um zu glauben, zu hoffen und zu lieben. Und sie sollten in der Lage sein zu begreifen, dass nicht einmal der mächtigste aller Polizeistaaten die Macht haben wird, sie daran zu hindern. Ausserdem gilt: Je drückender die Umstände diese Freiheit einschränken, desto mehr Freude wird im Himmelreich sein über die unbeirrbare Hingabe einer Seele an Gott, seinen göttlichen Sohn und die Muttergottes, und desto grösser werden die Verdienste dieser Seele sein. Vor allem jedoch: Desto grösser wird ihr untilgbarer Beitrag an das Wohlergehen der Kirche sein. Es ist mitnichten alles verloren, und es kann auch niemals alles verloren gehen. Gottes Kirche ist keine bloss menschliche Angelegenheit.

Kyrie eleison.