Schlagwort: Martin Luther

Ein Gutes Kommuniqué?

Ein Gutes Kommuniqué? posted in Eleison Kommentare on November 19, 2016

Am 31. Oktober hielt Papst Franziskus in Schweden ein ökumenisches Treffen mit führenden Lutheranern ab, um den nächstes Jahr anfallenden 500. Jahrestag von Luthers Revolte gegen die Katholische Kirche vorzubereiten. Nach der Begegnung unterzeichnete der Papst mit dem Präsidenten des Lutherischen Weltbunds eine gemeinsame Erklärung, die einen neuen, geradezu unglaublichen Skandal darstellt, zumal sie von dem Mann stammt, der eigentlich Christi Stellvertreter auf Erden sein soll. Am 2. November veröffentlichte der Obere des französischen Distrikts der Priesterbruderschaft St. Pius X. ein Kommuniqué, in dem diese skandalöse Erklärung verurteilt wird. Ein grosser Teil des Kommuniqués verdient uneingeschränktes Lob und entspricht dem, was man von den Oberen der Bruderschaft als Zeichen des Widerstands gegen den Ausverkauf der vom Erzbischof gegründeten Bruderschaft an die römischen Neomodernisten erwarten darf, aber die Schlussfolgerung ist so schwach, dass dieser Aufruf das Gegenteil des Gewünschten bewirken könnte.

Pater Bouchacourt beginnt sein Kommuniqué mit dem Hinweis darauf, dass der Skandal der pro-Lutherischen Erklärung des Papstes derart schwerwiegend ist, dass er „nicht schweigen kann.“ Jener Abschnitt, in dem Pater Bouchacourt Luther anprangert, ist einwandfrei. Er lautet wie folgt:

Wie können wir” zutiefst dankbar für die geistigen und theologischen Gaben sein, die wir durch die Reformation empfangen haben” (Zitat aus der gemeinsamen Erklärung) , wenn Luther doch diabolischen Hass gegen den Nachfolger Petri hegte, blasphemische Geringschätzung für das Heilige Opfer der Messe an den Tag lehnte und die erlösende Gnade unseres Herrn Jesus Christus ablehnte? Er zerstörte auch die Doktrin von der Eucharistie, indem er die Transsubstantiation verwarf, Seelen der Allerheiligsten Jungfrau Maria abspenstig machte und die Existenz des Fegefeuers bestritt. Nein, der Protestantismus hat dem Katholizismus nichts Gutes gebracht! Er hat die Einheit der Christenheit zerstört, ganze Länder der Katholischen Kirche abspenstig gemacht, Seelen dem Irrtum anheimfallen lassen und hierdurch ihr ewiges Heil in Gefahr gebracht. Wir Katholiken wollen, dass die Protestanten zur einen und einzigen Herde Christi zurückkehren, welche die Katholische Kirche ist, und wir beten um die Erfüllung dieses Wunsches. In diesen Tagen, wo wir Allerheiligen begehen, rufen wir St. Pius V., St. Karl Borromäus, St. Ignazius und St. Peter Canisius an, die heroisch die protestantische Häresie bekämpften und die Katholische Kirche retteten.

Doch verglichen mit dieser scharfen Verurteilung Luthers und seiner Lehren ist Pater Bouchacourts Schlussfolgerung recht lahm:

Wir fordern die Gläubigen des Distrikts Frankreich hiermit auf, für den Heiligen Vater zu beten und Busse zu tun, damit Unser Herr, dessen Stellvertreter er ist, ihn vom Irrtum bewahren und ihn auf den Pfad der Wahrheit führen möge, deren Wächter er ist. Ich fordere die Priester des Distrikts auf, eine Sühnemesse zu lesen und vor dem Allerheigsten eine Heilige Stunde zu verkünden, um Verzeihung für diese Skandale zu erflehen und unseren Herrn darum zu bitten, dass sich der Sturm, welcher die Kirche nun schon seit mehr als einem halben Jahrhundert erschüttert, legen möge. Unsere Liebe Frau, Helferin der Christen, rette die Katholische Kirche und bete für uns!

Pater Christian Bouchacourt, französischer Distriktoberer der Priesterbruderschaft St. Pius X.

Diese Schlussfolgerung ist fromm und zutiefst respektvoll gegenüber Papst Franziskus, doch vermittelt sie wirklich eine Vorstellung von der Schwere der Verfehlung, die der Papst begeht, indem er einen der grössten antichristlichen Ketzer der ganzen Kirchengeschichte dermassen lobt? Man kann sich nur schwer vorstellen, dass Pater Bouchacourt von Bischof Fellay keine Erlaubnis zur Veröffentlichung seines Kommuniqués erhalten hat. War es etwa Bischof Fellay, der nichts dagegen einzuwenden hatte, dass Luther, der vor 500 Jahren lebte, angeprangert wird, jedoch darauf bestand, die Kritik am Hauptverantwortlichen für die heute und jetzt betriebene Zerstörung der Kirche möglichst mild zu formulieren? Jedenfalls dient das Kommuniqué Bischof Fellays Absicht, traditionalistische Priester und Laien hinters Licht zu führen und in Schlaf zu lullen, indem es suggeriert, dass die angeblich unmittelbar bevorstehende Personalprälatur keinen von ihnen daran hindern wird, päpstliche Skandale anzuprangern, usf . . . .

Falls dies so ist, begreift Pater Bouchacourt dann, dass er sich, wie sein Vorgänger, womöglich am Verrat an der Piusbruderschaft beteiligt, und sei es auch gegen seinen Willen? Seien wir „ohne Falsch wie die Tauben,“ aber auch „klug wie die Schlangen“ (Matthäus X, 16).

Kyrie eleison.

Schwerwiegendes Problem

Schwerwiegendes Problem posted in Eleison Kommentare on November 17, 2012

Viele Katholiken begreifen die Schwere des Problems nicht, welches die konziliare Revolution des Zweiten Vatikanum (1962–1965) für die katholische Kirche bedeutet. Kennten sie besser die Kirchengeschichte, so wären sie nicht so sehr versucht, einerseits dem Gedankengang des Liberalismus anzuhängen, welcher vorgibt, daß das Konzil nicht so schlimm gewesen sei, oder andererseits die Idee des „Sedisvakantismus“ zu umarmen, welche meint, daß die Kirchenautoritäten überhaupt keine Autoritäten mehr seien. Hat etwa unser Herr Jesus Christus die religiöse Autorität des Kaiphas oder die bürgerliche Autorität des Pontius Pilatus angezweifelt?

Das Problem ist so tiefgehend, weil es unter Jahrhunderten der Kirchengeschichte begraben liegt. Predigte der Heilige Vinzenz Ferrer (1357–1419) am Anfang des 15. Jahrhunderts noch überall in Europa, daß das Ende der Welt nahe sei, so wissen wir heute, daß er um 600 Jahre danebenlag. Trotzdem bekräftigte Gott die Predigten des Hl. Vinzenz, indem er ihn tausende von Wundern und abertausende von Bekehrungen wirken ließ. Hatte Gott damit etwa die Unwahrheit bekräftigt? Was für ein törichter Gedanke. In Wahrheit hatte der Heilige implizit durch die Entartung des späten Mittelalters richtigerweise jene explizite und fast vollständige Verderbtheit unserer heutigen Zeit vorausgeahnt, welche wiederum nur die Generalprobe für die vollständige Verderbtheit am Ende der Welt darstellt.

Es dauerte eben noch eine gewisse Zeit – Gottes Zeit –, mehrere Jahrhunderte sogar, bis aus der impliziten eine explizite Verderbtheit geworden ist. Die Verzögerung rührt daher, daß Gott in regelmäßigen Zeitabständen gewisse Heilige erwachsen ließ, welche das Gleiten der Menschheit in den Abgrund bremsten. Besonders erwähnenswert sind hierbei jene Sammlung von Heiligen, welche die Gegenreformation im 16. Jahrhundert anführten. Doch Gott möchte dem Menschen nicht den freien Willen nehmen. Wenn sie auf den Höhen des Mittelalters nicht zu verweilen wählten, so zwang er sie deshalb auch nicht dazu. Im Gegenteil ließ er zu, daß seine Kirche sich in einem gewissen Maße der jeweiligen Zeit anpaßte. Denn die Kirche existiert nicht, um einen vergangenen Glanz, sondern um gegenwärtige Seelen zu retten.

Zwei Beispiele mögen das Gesagte verdeutlichen: Erstens die Theologie der Molinisten, welche wegen Luther und Calvin wie nötig geworden war, um den Schutz des freien menschlichen Willens zu gewährleisten. Zweitens das Konkordat aus dem Jahre 1801, welches wegen des revolutionären Staates notwendig geworden war, um das Funktionieren der Kirche im öffentlichen Raum in Frankreich überhaupt noch garantieren zu können. Zwar stellten der Molinismus und das Konkordat Kompromisse mit der Welt in ihrer jeweiligen Zeitepoche dar, doch ermöglichten sie die Rettung vieler Seelen. Außerdem erlaubte die Kirche diesen Kompromissen nicht, heilige Prinzipien zu unterlaufen: im ersten Beispiel blieb Gott reiner Akt, und im zweiten Beispiel blieb Jesus Christus König über die Gesellschaft. Dennoch ermöglichten beide Kompromisse jeweils eine gewisse Humanisierung der göttlichen Kirche, und somit trugen sie beide zur schrittweisen Säkularisierung des Christentums bei. Denn Kompromisse haben eben stets Konsequenzen.

Wenn also ein schleichender Prozeß der Humanisierung und Säkularisierung zu lange andauern sollte in dieser Welt – aus welcher Gott Männer und Frauen zum Dienst in der Kirche beruft –, so würden die Berufenen ihren Dienst bereits mit einer gehörigen Dosis an „radioaktivem“ Liberalismus antreten, was wiederum eines kräftigen Gegenmittels in ihrer religiösen Ausbildung bedürfte. Denn einerseits würden diese Berufenen natürlich die instinktive Überzeugung fast all ihrer Zeitgenossen teilen, wonach die revolutionären Prinzipien und Ideale der Welt, aus welcher sie ja stammen, ganz normal seien. Andererseits würde ihre der Welt entgegengesetzte religiöse Ausbildung zwar ihnen als fromm, aber doch grundsätzlich unnormal vorkommen. Solche Männer und Frauen der Kirche würden eine potentielle Katastrophe darstellen. In der Mitte des 20. Jahrhunderts trat diese Katastrophe d ann tatsächlich ein: ein großer Teil der über 2000 Bischöfe der Weltkirche freute sich mit Johannes XXIII., anstatt gegen ihn aufzustehen, als er deutlich machte, daß er die anti-moderne Kirche aufgeben wollte.

Wer seine Seele retten will, kann solchen Kirchenautoritäten und ihren Nachfolgern unmöglich folgen. Doch gleichzeitig sind die letzteren so überzeugt davon, ein normales Verhältnis zu den modernen Zeiten zu haben, daß sie nicht in dem Maße schuldig an der Zerstörung der Kirche Christi sind, wie sie es in vorigen Zeiten gewesen wären. Selig sind jene Katholiken, welche die Irrtümer dieser Kirchenautoritäten verabscheuen und trotzdem deren Amt in Ehren halten.

Kyrie eleison.

Mißverstandene Messe

Mißverstandene Messe posted in Eleison Kommentare on Oktober 3, 2009

In einem Interview, das Kardinal Castrillon Hoyos vor zehn Tagen einer süddeutschen Zeitung gab (der Text ist im Internet verfügbar), äußerte er an der Priesterbruderschaft St. Pius X. eine interessante Kritik, die in der Hauptsache falsch ist, aber etwas Wahres enthält. Er sagte über die Bruderschafts-Oberen, welche er im Jahre 2000 traf, daß sie auf ihn den Eindruck machten, so stark auf die Neue Messe fixiert zu sein, als ob sie „die Quelle allen Übels auf der Welt sei.“Die Reform der Lateinischen Liturgie der hl. Messe, welche dem Vatikanum II (1962–1965) folgte, ist offenkundig nicht für alles Übel der Welt verantwortlich, aber für sehr viel Schlechtes in der modernen Welt. Erstens ist die römisch-katholische Religion die eine und einzige Religion, welche der eine wahre Gott stiftete, als Er vor 2000 Jahren einmal – und nur einmal – die menschliche Natur annahm und zum Gottmenschen Jesus Christus wurde. Zweitens kann allein die blutige Selbstaufopferung Jesu Christi am Kreuz den durch die heutige weltweite Apostasie entfachten gerechten Zorn Gottes besänftigen; und nur die unblutige Erneuerung dieses Kreuzesopfers im wahren Meßopfer vermag diese notwendige Besänftigung zu bewirken. Drittens wurde der überlieferte Lateinische Ritus dieser hl. Messe, deren wesentliche Bestandteile auf den Beginn der Kirche zurückgehen, nach dem Vatikanum II. von Paul VI. maßgeblich so verändert, daß sie den Protestanten gefallen sollte – wie er seinem Freund Jean Guitton erzählte.

Nun haben jedoch die Protestanten ihren Namen, weil sie gegen die katholische Religion protestieren. Deswegen vermindert der „im Geiste des Vatikanum II“ reformierte Ritus der Messe den Ausdruck wesentlicher katholischer Wahrheiten in erheblichem Maße: in der Reihenfolge 1. Transsubstantiation des Brotes und Weines, welche 2. das Meßopfer ausmacht, welches 3. wiederum das opfernde Priestertum beinhaltet, was 4. alles auf die Fürbitte der allerseligsten Jungfrau Maria hin geschieht. In der Tat drückt die unverkürzte überlieferte Lateinische Liturgie den katholischen Glauben vollständig aus.

Der Großteil der praktizierenden Katholiken nimmt die Glaubenslehren vorzugsweise weder durch das Lesen von Büchern, noch durch den Besuch von Vorträgen in sich auf und setzt sie in den Alltag um, sondern vor allem durch den Besuch der hl. Messe. Weil nur dann die Katholiken das Licht der Welt gegen den Irrtum und das Salz der Erde gegen das Verderben sein können, ist es kein Wunder, daß die heutige Welt voll der Verwirrung ist und die Unmoral herrscht. „Zerstören wir die Messe, so werden wir die Kirche zerstören,“ sagte Luther. „Eher kann die Welt ohne das Licht der Sonne existieren, als ohne das Opfer der hl. Messe sein,“ sagte Pater Pio.

Deswegen war es eine große Dringlichkeit bei der Gründung der Bruderschaft, Priester auszubilden, um den überlieferten Lateinischen Ritus der hl. Messe zu retten. Gott sei Dank findet nun die überlieferte Messe langsam, aber sicher ihren Weg in die Mitte der Kirche zurück (was unter dem Antichrist nicht der Fall sein wird). Doch jetzt muß die Bruderschaft des Erzbischof Lefebvre die ganze Glaubenslehre, auf der diese hl. Messe beruht, vor den Tätern und Opfern des Vatikanum II retten, die noch immer in Rom fest eingenistet sind. Wir müssen intensiv für die „Diskussionen über den Glauben“ beten, welche diesen Monat zwischen Rom und der Priesterbruderschaft eröffnet werden.

Kyrie eleison.