Mittelalter

Die Bosheit Des Modernismus – II

Die Bosheit Des Modernismus – II on März 14, 2020

Die Bosheit des Modernismus ist ein riesiges Thema, kein geringeres als das der Revolte einer ganzen Welt gegen ihren Schöpfer in der Endphase eines Prozesses, der vor mehreren hundert Jahren einsetzte, als die Christenheit, statt ihren Aufschwung fortzusetzen, ins Straucheln geriet. Ihr Aufstieg hatte natürlich im Jahre 33 begonnen, als unser fleischgewordener Herrgott durch seinen Opfertod am Kreuze Gottes einzige wahre Kirche begründete. Der Anfang des Mittelalters lässt sich auf die Zeit Papst Gregors des Grossen (590–604) datieren; es dauerte fast ein Jahrtausend, bis zum Ausbruch des Protestantismus und dem Auftakt zur Neuzeit im Jahre 1517.

Allerdings bestand selbstverständlich ein enormer Unterschied zwischen der Einstellung der Menschheit gegenüber Christus und Seiner Kirche vor und nach dem Mittelalter: Vor diesem erwies sich das Christentum immer mehr als die beste Grundlage der Zivilisation, und nach ihm hatte es sich immer wieder bewährt, so dass seine Überlegenheit über alle anderen Religionen nach dem Mittelalter anerkannt werden musste, auch wenn man es in der Praxis ablehnte. Dies bedeutet, dass alle nach dem Mittelalter unternommenen Versuche, einen Ersatz für den Katholizismus zu finden, durch eine Heuchelei gekennzeichnet sind, die immer subtiler werden musste, damit sich die jeweilige Irrlehre als wahre Nachfolgerin des Katholizismus tarnen konnte.

Luther beispielsweise verwarf den Katholizismus in Bausch und Bogen, tat jedoch immer noch so, als sei seine Revolution eine „Reformation,“ und nachdem die katholische Kirche Luther ausgestossen hatte, begründeten die revolutionären Jansenisten im 16. Jahrhundert eine protestantische Form des Katholizismus. Die Jansenisten wandelten sich ihrerseits im 18. Jahrhundert zu Liberalen, wobei sie behaupteten, ihre Freimaurerei sei erleuchteter als Protestantismus oder Katholizismus, und als die wahre Kirche ab dem 18. Jahrhundert klar Stellung gegen die Freimaurerei bezog, gaben sich die Liberalen im 19. Jahrhundert als liberale Katholiken aus und im 20. Jahrhundert als „erneuerte“ oder „verbesserte“ Version letzterer, nämlich als katholische Liberale. St. Pius X. diagnostizierte und verurteilte diesen Modernismus in Pascendi sehr bald, aber indem dieser Irrtum sich mit noch grösserer Raffinesse als auf den neusten Stand gebrachter Katholizismus maskierte, gewann er mit Vatikan II (1962–1965) fast die ganze Kirche für sich, und im 21. Jahrhundert war seine Tarnung so perfekt, dass selbst die offizielle Priesterbruderschaft St. Pius X., die als Organisation des Widerstands gegen den Neomodernismus gegründet worden war, grösstenteils ebenfalls in ihr Lager überging.

Menschlich gesprochen ist es furchterregend, im Jahre 2020 erkennen zu müssen, wie wenig katholischen Widerstand es gegen den Aufstieg des Teufels und seine Angriffe auf die Kirche noch gibt, doch genau dies hat der allweise Gott zu erlauben beschlossen, und fraglos hält Er seine schützende Hand immer noch über Seine „kleine Herde,“ wie Unser Herr sie nennt: „Du kleine Herde, du brauchst keine Angst vor der Zukunft zu haben! Denn dir will der Vater sein Königreich schenken. Verkauft euren Besitz, und gebt das Geld den Armen! Sammelt euch so einen Vorrat, der nicht alt wird und niemals verderben kann, einen Schatz im Himmel. Diesen Schatz kann kein Dieb stehlen, und er behält immer seinen Wert. Wo eure Schätze sind, da zieht es euch auch hin“ (Lukas 12, 32–34). In anderen Worten, entsagt dem Geld und dem Materialismus, denn Unser Herr warnt uns, dass wir nicht zwei Göttern zugleich dienen können, und wenn wir Mammon dienen, können wir Gott nicht mehr dienen (Matthäus VI, 24).

Und wenn wir erkennen, wie verwundbar wir gegenüber den subtilen Irrlehren und Blasphemien des Teufels sind, welche die Welt um uns herum überwältigt haben, dann lasst uns als Gegengift den Rosenkranz Unserer Lieben Frau beten, am besten alle fünfzehn Mysterien täglich, weil Sie, und Sie allein, den Teufel mit Füssen tritt, woran jedes gute Bild – ob Gemälde oder Statue – von Ihr uns erinnert. Und das Böse ist heutzutage dermassen furchterregend stark, dass fünfzehn Mysterien nicht zu viel sind, wenn die Zeit vernünftigerweise für sie reicht.

Wie kommt es nun, dass eine bescheidene jüdische Jungfrau dem Satan mit all seinem „Prunk und seinen Werken“ überlegen ist, ist Gottes Geheimnis, aber enthüllt wird es sowohl von Unserem Herrn selbst – „Ich danke dir, dass du die Wahrheit vor denen verbirgst, die sich für klug halten; aber den Unwissenden hast Du sie enthüllt“ (Matthäus XI, 25) – als auch vom Heiligen Paulus: „Was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist“ (1. Korinther 18–30). Nächste Woche werden wir die Heuchelei des Modernismus ein wenig genauer unter die Lupe nehmen.

Kyrie eleison.

“Getuerktes Videospiel” – II

“Getuerktes Videospiel” – II on August 25, 2018

Von der großen spanischen Königin Isabella der Katholischen (1451–1501) wird berichtet, dass sie, als sie einmal gefragt wurde, was sie denn gerne auf einem Gemälde sehen würde, geantwortet hätte: „Einen Priester, der die Messe liest; eine Frau, die ein Kind gebiert; und einen Verbrecher, der gehängt wird.“ In anderen Worten: Jeder hat im Leben seine Rolle zu spielen, und er hat genau diese seine Rolle zu spielen und keine andere. Wir können nur erahnen, was Isabella zu einer Welt gesagt hätte, in der Priester „eucharistische“ Picknicks veranstalten, Frauen frei sind zu verhüten und abzutreiben, und Verbrecher sehr kurze und immer kürzere Strafen in Gefängnissen absitzen, die Luxusherbergen gleichen. Da heute „Kein Wesen da ist, als das Wesenlose“ (Macbeth I, 6. Auftritt).

Viele Leute ahnen heute, dass das moderne Leben eine Trugwelt ist, aber nur wenige erfassen, warum „Kein Wesen da ist, als das Wesenlose,“ oder warum „Nichts wirklich ist, es nichts gibt, woran man sich halten muss,“ wie die Beatles es in’Strawberry Fields Forever’ ausdrückten. Die Leute sehen nun, wie Polizisten unterdrücken, Journalisten lügen, Pharmazeuten vergiften, Anwälte betrügen, Politiker Verrat begehen, Frauen sich unfruchtbar machen, Jugendliche Selbstmord begehen, Lehrer ihre Studenten verderben, Ärzte ihre Patienten töten, vieles mehr und – am schlimmsten – wie Priester von Gott abfallen. Es ist nicht schwer, um uns herum eine aus den Fugen geratene Welt zu erblicken, die im Gegensatz zu jener Ordnung steht, die Königin Isabella für Spanien im Sinn hatte. Aber diese Unordnung tarnt sich als die rechtmäßige gegenwärtige Nachfolgerin jener rechten Ordnung der Vergangenheit, so dass wenige Menschen herausfinden, woher diese Unordnung herrührt. Viele geben den Versuch auf, dem nachzugehen und setzen sich lieber zwischen jenen materiellen Tröstungen zur Ruhe, die diese Unordnung ihnen bietet. Zum Beispiel machen die meisten Rockmusiker ihr gutes Geld damit, die schlechten Früchte des Materialismus entsprechend laut zu beschreien, aber wenige, wenn überhaupt einer von ihnen, suchen nach den bösen Wurzeln, so dass die meisten von ihnen als bequeme Materialisten enden, als Teil und Teilhaber jener Falschheit, die sie in ihren einkommensstarken Jahren doch durchaus richtig erkannten.

Ähnlich wie im altbekannten Schlager „Why, why, why Delilah?“ stellt man die Frage,”Warum”? Weil die Menschen sich der Gegenwart Gottes derart entledigt haben, dass sie keinen Schimmer mehr davon haben, dass Gottes Abwesenheit ihr eigentliches Problem darstellt. Und wenn sie jemals doch einen Schimmer haben sollten, dann werden sie aus demselben Grund, weshalb sie sich Seiner Gegenwart damals entledigt hatten, überall eher nach einer Lösung Ausschau halten, als bei Ihm. Und doch war es Christus, der gegen das Ende der Zeiten jenes Christentum schuf, das im Mittelalter die menschliche Gesellschaft auf vorher nie gekannten Höhen erhob. Einer Gesellschaft, deren Christus-lose Nachfolgerin nun das”Abendland” heisst. Aber wenn man dem Christ-entum den Christus nimmt, verbleibt uns nur noch das „-entum,“ besser gesagt, es verbleibt uns nur ein verhängnisvolles „End-tum.“

Doch würde dieses verhängnisvolle „End-tum“ nicht irgendwie mit den Errungenschaften des Mittelalters mithalten können, würden die Menschen irgendwann zu Christus zurückkehren wollen. Deshalb muss der Schein einer christlichen Gesetzgebung, christlicher Krankenhäuser, Parlamente usw. gewahrt werden, selbst wenn deren christliche Substanz ausgehöhlt wird. Deshalb folgen seit 500 Jahren nahtlos sogenannte „Konservative“ aufeinander, die rein gar nichts „konservieren“ außer die jeweils durch die ihnen gegenüberstehenden Liberalen erstrittenen „Freiheiten.“ Deshalb diese nicht abreißende Kette heuchlerischer Politiker, die sich nach außen als „Rechte“ geben, wo sie doch in Wirklichkeit „Linke“ sind; denn die Menschen wollen genau das: Führer, die scheinbar den Restbeständen Gottes und Christus huldigen, aber in Wirklichkeit dem Teufel dienen, indem sie den Weg frei machen für eine immer weiter greifende Freiheit von Gott und von Christus.

Deshalb das Zweite Vatikanische Konzil in der Kirche, das nach außen hin den Schein des Katholizismus wahrte, während es diesen in Wirklichkeit durch den Modernismus verdrängte.

Deshalb das Kapitel der Priesterbruderschaft St. Pius X im Jahr 2012, das vorgab, die katholische Tradition zu wahren, während es doch die Unterordnung dieser unter das Zweite Vatikanum vorbereitete. Deshalb das Kapitel der Bruderschaft von 2018, das vorgab, sich des Machers des Kapitels von 2012 zu entledigen, während es ihm sofort doch eine andere Machtstellung zurückgab. Deshalb dieses Kapitel, das weder der Wirklichkeit der Kirche oder der der Bruderschaft entspricht, sondern riskiert, die getürkte Realität eines Videospiel zu werden, die jene beruhigen soll, die sich dem Marsch der Bruderschaft nach Rom entgegenstellen, während dadurch doch dieser Marsch eher abgesichert wird. Gebe Gott, dass es nicht so ist, wie es scheint.

Gibt es nun einen Ausweg, wenn doch die ganze Welt nur noch aus getürkten Realitäten, wie der von Videospielen besteht? Es ist aber unmöglich, dass der Himmel uns ohne einen solchen Ausweg zurückgelassen hätte. Schon im Mittelalter schenkte uns Unser Liebe Frau den Rosenkranz. In neueren Zeiten gab sie uns die Andacht der Ersten Samstage des Monats. Wir vernachlässigen ihre Heilsmittel allein auf eigene Gefahr.

Kyrie eleison.

Schwerwiegendes Problem

Schwerwiegendes Problem on November 17, 2012

Viele Katholiken begreifen die Schwere des Problems nicht, welches die konziliare Revolution des Zweiten Vatikanum (1962–1965) für die katholische Kirche bedeutet. Kennten sie besser die Kirchengeschichte, so wären sie nicht so sehr versucht, einerseits dem Gedankengang des Liberalismus anzuhängen, welcher vorgibt, daß das Konzil nicht so schlimm gewesen sei, oder andererseits die Idee des „Sedisvakantismus“ zu umarmen, welche meint, daß die Kirchenautoritäten überhaupt keine Autoritäten mehr seien. Hat etwa unser Herr Jesus Christus die religiöse Autorität des Kaiphas oder die bürgerliche Autorität des Pontius Pilatus angezweifelt?

Das Problem ist so tiefgehend, weil es unter Jahrhunderten der Kirchengeschichte begraben liegt. Predigte der Heilige Vinzenz Ferrer (1357–1419) am Anfang des 15. Jahrhunderts noch überall in Europa, daß das Ende der Welt nahe sei, so wissen wir heute, daß er um 600 Jahre danebenlag. Trotzdem bekräftigte Gott die Predigten des Hl. Vinzenz, indem er ihn tausende von Wundern und abertausende von Bekehrungen wirken ließ. Hatte Gott damit etwa die Unwahrheit bekräftigt? Was für ein törichter Gedanke. In Wahrheit hatte der Heilige implizit durch die Entartung des späten Mittelalters richtigerweise jene explizite und fast vollständige Verderbtheit unserer heutigen Zeit vorausgeahnt, welche wiederum nur die Generalprobe für die vollständige Verderbtheit am Ende der Welt darstellt.

Es dauerte eben noch eine gewisse Zeit – Gottes Zeit –, mehrere Jahrhunderte sogar, bis aus der impliziten eine explizite Verderbtheit geworden ist. Die Verzögerung rührt daher, daß Gott in regelmäßigen Zeitabständen gewisse Heilige erwachsen ließ, welche das Gleiten der Menschheit in den Abgrund bremsten. Besonders erwähnenswert sind hierbei jene Sammlung von Heiligen, welche die Gegenreformation im 16. Jahrhundert anführten. Doch Gott möchte dem Menschen nicht den freien Willen nehmen. Wenn sie auf den Höhen des Mittelalters nicht zu verweilen wählten, so zwang er sie deshalb auch nicht dazu. Im Gegenteil ließ er zu, daß seine Kirche sich in einem gewissen Maße der jeweiligen Zeit anpaßte. Denn die Kirche existiert nicht, um einen vergangenen Glanz, sondern um gegenwärtige Seelen zu retten.

Zwei Beispiele mögen das Gesagte verdeutlichen: Erstens die Theologie der Molinisten, welche wegen Luther und Calvin wie nötig geworden war, um den Schutz des freien menschlichen Willens zu gewährleisten. Zweitens das Konkordat aus dem Jahre 1801, welches wegen des revolutionären Staates notwendig geworden war, um das Funktionieren der Kirche im öffentlichen Raum in Frankreich überhaupt noch garantieren zu können. Zwar stellten der Molinismus und das Konkordat Kompromisse mit der Welt in ihrer jeweiligen Zeitepoche dar, doch ermöglichten sie die Rettung vieler Seelen. Außerdem erlaubte die Kirche diesen Kompromissen nicht, heilige Prinzipien zu unterlaufen: im ersten Beispiel blieb Gott reiner Akt, und im zweiten Beispiel blieb Jesus Christus König über die Gesellschaft. Dennoch ermöglichten beide Kompromisse jeweils eine gewisse Humanisierung der göttlichen Kirche, und somit trugen sie beide zur schrittweisen Säkularisierung des Christentums bei. Denn Kompromisse haben eben stets Konsequenzen.

Wenn also ein schleichender Prozeß der Humanisierung und Säkularisierung zu lange andauern sollte in dieser Welt – aus welcher Gott Männer und Frauen zum Dienst in der Kirche beruft –, so würden die Berufenen ihren Dienst bereits mit einer gehörigen Dosis an „radioaktivem“ Liberalismus antreten, was wiederum eines kräftigen Gegenmittels in ihrer religiösen Ausbildung bedürfte. Denn einerseits würden diese Berufenen natürlich die instinktive Überzeugung fast all ihrer Zeitgenossen teilen, wonach die revolutionären Prinzipien und Ideale der Welt, aus welcher sie ja stammen, ganz normal seien. Andererseits würde ihre der Welt entgegengesetzte religiöse Ausbildung zwar ihnen als fromm, aber doch grundsätzlich unnormal vorkommen. Solche Männer und Frauen der Kirche würden eine potentielle Katastrophe darstellen. In der Mitte des 20. Jahrhunderts trat diese Katastrophe d ann tatsächlich ein: ein großer Teil der über 2000 Bischöfe der Weltkirche freute sich mit Johannes XXIII., anstatt gegen ihn aufzustehen, als er deutlich machte, daß er die anti-moderne Kirche aufgeben wollte.

Wer seine Seele retten will, kann solchen Kirchenautoritäten und ihren Nachfolgern unmöglich folgen. Doch gleichzeitig sind die letzteren so überzeugt davon, ein normales Verhältnis zu den modernen Zeiten zu haben, daß sie nicht in dem Maße schuldig an der Zerstörung der Kirche Christi sind, wie sie es in vorigen Zeiten gewesen wären. Selig sind jene Katholiken, welche die Irrtümer dieser Kirchenautoritäten verabscheuen und trotzdem deren Amt in Ehren halten.

Kyrie eleison.

Dem Chaos entgegnen

Dem Chaos entgegnen on Februar 18, 2012

Aufmerksame Leser der „Eleison Kommentare“ (EC) bemerkten kürzlich vielleicht eine scheinbare Unvereinbarkeit. Denn einerseits verurteilten die „Kommentare“ stets das Moderne in der Kunst (z.B. in EC 114, 120, 144, 157, usw.). Doch andererseits bezeichneten sie letzte Woche den anglo-amerikanischen Schriftsteller T.S. Eliot als „Erz-Modernisten“ und lobten ihn für seine Einführung einer neuen Form der Poesie, welche besser zur Neuzeit paßt und dabei doch chaotisch ist.

Die „Kommentare“ haben oft betont, daß das Moderne in der Kunst stets von Mißklang und Häßlichkeit geprägt ist, weil der moderne Mensch sich immer stärker für ein Leben ohne oder sogar gegen Gott entscheidet – welcher doch sowohl Ordnung als auch Schönheit in seine gesamte Schöpfung hineingelegt hat. Allerdings ist diese Schönheit und Ordnung heute so sehr unter dem Prunk und den Machwerken der gottlosen Menschen begraben, daß Künstler allzu leicht glauben können, es gäbe beides gar nicht mehr. Wenn ihre Kunst sich dann an ihrer Wahrnehmung von Umgebung und Gesellschaft ausrichtet, so wird nur ein außergewöhnlicher moderner Künstler noch überhaupt etwas von der göttlichen Ordnung erfassen, welche unter der ungeordneten Oberfläche des modernen Lebens liegt. Die meisten modernen Künstler haben allerdings die Ordnung aufgegeben und schwelgen gemeinsam mit ihren Kunden in der Unordnung, also im Chaos.

Eliot hingegen wurde im späten 19. Jahrhundert geboren und aufgezogen – zu einer Zeit also, wo die Gesellschaft noch relativ geordnet war. Und während er in den USA eine gute, klassische Ausbildung erhielt, träumten erst wenige Bösewichte im Verborgenen davon, die Ausbildung generell durch die Abrichtung auf unmenschliche Lehrstoffe zu ersetzen. Zwar dürfte Eliot kaum einen oder gar keinen Zugang zur wahren Religion gehabt haben, doch wurde er in ihre seit dem Mittelalter entstandenen „Nebenprodukte“ bestens eingeführt: in die musikalischen und literarischen Klassiker des Westens. In diesen spürte er und vertiefte sich in eine Ordnung, welche seiner Umgebung fehlte. Deswegen konnte Eliot jene tiefgehende Unordnung des angehenden 20. Jahrhunderts so gut erfassen, welche dann im Ersten Weltkrieg (1914–1918) nur noch aufbrechen mußte. So entstand dann im Jahre 1922 sein Gedicht Das wüste Land.

Eliot ist allerdings weit davon entfernt, durch dieses Gedicht in der Unordnung zu schwelgen. Im Gegenteil haßt er sie ganz klar und unterstreicht, wie sehr ihr menschliche Wärme und Werte fehlen. Das wüste Land mag zwar nur noch wenige Spuren der westlichen Religion enthalten, verwendet aber am Ende Fragmente der östlichen Religion. Scruton schreibt, daß Eliot mit Sicherheit auf der Spur des religiösen Ausmaßes des ganzen Problems war. Tatsächlich wäre Eliot ein paar Jahre später beinahe katholisch geworden, wäre er nicht durch die Verurteilung der „Action française“ durch Papst Pius XI. im Jahre 1926 davon abgeschreckt worden. In dieser Verurteilung sah Eliot eher das Problem liegen als dessen Lösung. Aus Dankbarkeit gegenüber dem, was England ihm an traditioneller Ordnung vermittelt hatte, legte er sich auf eine unvollständige Lösung fest: Er verband Anglikanismus mit Hochkultur, und trug dazu stets einen Rosenkranz in der Tasche. Nun kann Gott allerdings auch auf krummen Linien gerade schreiben. Wer weiß, wieviele Menschen, bei ihrer Suche nach Ordnung, von Shakespeare oder Eliot ferngeblieben wären, wenn sie gedacht hätten, daß diese – weil sie ganz katholisch gewesen wären – nur vorgefertigte statt am wirklichen Leben ausgerichtete Antworten hätten geben können?

Das mag traurig sein, doch es ist so. Die Menschen mögen wohl auf die eine oder andere Weise sich selbst betrügen, wenn sie vor katholischen Autoren oder Künstlern zurückschrecken aufgrund der Annahme, daß diese nicht an das wahre Leben sich halten würden. Dieser Entschuldigung keinen Raum zu geben, ist Aufgabe der Katholiken: Zeigen wir Katholiken also durch unser Beispiel, daß wir es uns geistig eben nicht gemütlich gemacht haben durch künstliche Lösungen, welche notwendigerweise der Tiefe der heutigen Probleme nicht gerecht werden. Wir sind keine Engel, sondern irdische Geschöpfe, denen allerdings der Himmel offensteht, wenn wir nur unser heutiges Kreuz auf uns nehmen und unserem Herrn Jesus Christus nachfolgen. Nur solche Nachfolger Christi können die Kirche und die Welt erneuern!

Kyrie eleison.

Verbrecherisches Finanzwesen – II.

Verbrecherisches Finanzwesen – II. on Februar 4, 2012

Dem verbrecherischen Weltfinanzwesen kommt heute eine religiöse Bedeutung zu, weil es bei der Versklavung der gesamten Welt eine wichtige Rolle spielt. Diese Versklavung geschieht durch die – bewußten oder unbewußten – Feinde Gottes; wobei die raffiniertesten von ihnen sicherlich genau wissen, daß ihr oberstes Ziel darin liegt, jede einzelne Seele in die Hölle zu stürzen. Bevor wir allerdings die anderen Teile ihrer Finanzmaschinerie vorstellen, müssen wir zuerst einmal das absolut Gefährliche am Mindestreserve-Bankwesen begreifen. Dieses stellten wir erstmals vor im „Eleison Kommentar CCXXIII“ vom 29. Oktober letzten Jahres.

Im Mindestreserve-Bankwesen braucht eine Bank von jenem Geld, welches sie unter ihren Kunden zirkulieren läßt, nur noch einen kleinen Teil als Reserve für Kundenauszahlungen bereitzuhalten. Dieses Bankwesen entstand im europäischen Spätmittelalter, als Bankiers die folgende Beobachtung gemacht hatten: Wenn sie zum Beispiel 100 Unzen Gold an Einzahlungen besaßen und dafür 100 Zettel ausstellten, welche dem jeweiligen Inhaber bescheinigten, für dieses Papier-Zertifikat genau eine Unze Gold von der Bank zu erhalten, so kamen selten mehr als rund 10 Kunden gleichzeitig mit ihrem Zertifikat zur Bank, um ihre physikalische Goldeinlage zurückzufordern. Solange die Kunden ihrer Bank vertrauten, daß letztere bei Vorlage der Zertifikate immer genügend Gold herausgeben könnte und würde, solange konnten diese Papierzertifikate geschickt als Geld dienen und unter den Menschen zirkulieren.

Mit der Zeit merkten also die Bankiers, daß sie im normalen Geschäftsgang eigentlich nur 10 Unzen Gold für ihre 100 Zertifikate als Reserve zu halten brauchten bzw. für 100 Unzen Gold sogar 1.000 Papier-Zertifikate ausstellen konnten. 900 von diesen 1.000 Zertifikaten hätten zwar in der Bank keine echte Deckung und wären somit von der Bank aus Luft geschaffenes „Spaßgeld.“ Doch würde dieses Spiel solange funktionieren, wie höchstens jeder zehnte Kunde zur selben Zeit sein Papier-Zertifikat gegen ein tatsächliches Goldstück einlösen wollte.

Wenn allerdings mehr als nur jeder zehnte Kunde sein Zertifikat gegen echtes Gold eintauschen wollte, dann hätte die Bank nicht genügend Gold, um alle Zertifikate zu bedienen. In diesem Fall müßte die Bank entweder schnell Gold von anderen Quellen borgen, um es an die Kunden aushändigen zu können, oder die Kunden würden merken, daß man ihr Vertrauen betrogen hatte. Wenn ihr Vertrauen in die Bank erst einmal verschwunden wäre, würden alle Kunden gleichzeitig ihr Gold zurückverlangen und dadurch einen Banken-Ansturm verursachen – solche Banken-Anstürme kann es nur im Mindestreserve-Bankwesen geben. Letztendlich würde ein Großteil der Kunden mit wertlosen Papierscheinen dastehen. Die Bank wäre dann natürlich bankrott und man könnte nur hoffen, daß sie ganz verschwände.

Im Mindestreserve-Bankwesen sind also die Banken wesenhaft zerbrechlich und betrügen letztendlich das Vertrauen ihrer Kunden. Nach außen können solche Banken zwar eine Art Unterstützungsgarantie für den Notfall beschaffen, was oft durch Rückgriff auf eine Zentralbank geschieht. Doch diese Garantie ist eben nur so sicher wie der Garantiegeber und verleiht außerdem den Zentralbanken eine gefährliche Macht. Das ist noch ein weiterer erzählenswerter Teil des verbrecherischen Finanzsystemes. Zuerst allerdings wollen wir den Zinseszins untersuchen.

Geld heißt Macht. Die Macht steht auf dem Spiel – und letztendlich das Heil der Seelen. Möge bloß niemand denken, daß diese Fragen nichts mit Religion zu tun hätten! Erinnern wir uns nur an das Goldene Kalb.

Kyrie eleison.

Verbrecherisches Finanzwesen – I.

Verbrecherisches Finanzwesen – I. on Oktober 29, 2011

Der drohende Zusammenbruch des weltweiten Finanzwesens bzw. die Errichtung einer Weltregierung durch das globale Finanzsystem aufgrund dieses Zusammenbruchs sollte uns zum Nachdenken bringen: Wie gelangten wir überhaupt in diese katastrophale Lage, und wie können wir ihr wieder entrinnen? Wenn der allmächtige Gott bei dieser schweren Krise keine Rolle gespielt haben sollte, so wäre er offenbar nicht ernstzunehmen und würde nur einen sonntäglichen Wohlfühl-Zeitvertreib darstellen. Sollte andererseits Gott wirklich so wichtig sein, wie beispielsweise die einstigen Erbauer der mittelalterlichen Kathedralen offensichtlich annahmen, dann kommt unserer Gottesvernachlässigung eine zentrale Bedeutung zu beim heutigen Triumph des Finanzwesens über die Wirklichkeit.

In der Tat müssen wir auf das Mittelalter zurückgreifen, um die Ursachen der heutigen Katastrophe zu verstehen. Als nach dem Hochmittelalter der Glaube abzunehmen begann, interessierten die Menschen sich immer stärker für den Mammon – dieser anderen großen Antriebskraft in ihrem Leben (Matthäus 6,24). Das Geld, welches seinem Wesen nach dem Austausch von realen Gütern und Dienstleistungen dienen soll, wurde damit von der Natur abgekoppelt und zum modernen Finanzwesen verwandelt, dem Herrn der Weltwirtschaft. Bei diesem Vorgang übernahm die nachmittelalterliche Ausbreitung des Mindestreserve-Bankwesens eine Schlüsselrolle und führte direkt zu den Bergen der heutigen, überall vorhandenen, unbezahlbaren Schulden. Somit wird die Welt an die sichtbaren Bankiers versklavt, oder besser gesagt an deren unsichtbare Lenker.

Soll das Geld der Wirtschaft dienen, so wird ein weiser Staat sicherstellen, daß die im Umlauf sich befindende Geldmenge mit der Gesamtmenge an realen Gütern, welche in dieser Wirtschaft ausgetauscht werden, zu- und abnimmt. Auf diese Weise bleibt der Geldwert stabil. Steht allerdings zu viel Geld für zu wenige Güter, so verliert das Geld an Wert und wir kommen in eine Inflation. Stehen umgekehrt zu viele Güter für zu wenig Geld, so überhöht der Geldwert sich und wir erreichen eine Deflation. Beide Varianten bringen durch ihren wechselnden Geldwert den Warenaustausch aus dem Gleichgewicht. Wenn nun diese Banken, in welche die Anleger echtes Geld hinterlegen, nur einen Bruchteil dieses echten Geldes als Reserve halten müssen und dadurch eine deutlich größere Menge an Papiergeld abdecken und in Umlauf bringen dürfen, dann können die Banken durch Erhöhung oder Drosselung der umlaufenden Geldmenge mit dem Wert des Geldes spielen und ein Vermögen erbeuten, indem sie billiges Geld verleihen, aber teures Geld zurückverlangen. Auf diese Weise übernehmen die Finanziers die Kontrolle des Staates.

Noch schlimmer wird es, wenn das Mindestreserve-Bankwesen den Banken ermöglicht, das Geld völlig von der Wirklichkeit abzukoppeln und es nach Gutdünken selber zu fabrizieren, und wenn noch dazu die Banken selbst nur geringe Zinseszinsen auf solches Spaßgeld erheben dürfen. So werden sie logischerweise in den Stand versetzt, alle wirklichen Werte aus einer Wirtschaft herauszusaugen – was sie auch tun. Die Anleger werden dadurch zu Kreditnehmern und die meisten Kreditnehmer zu hoffnungslosen Schuld- bzw. Hypotheken-Sklaven degradiert. Die Banken sorgen dann nur aus Eigennutz dafür, daß die goldene Eier legende Gans nicht ganz zugrundegeht. Demgegenüber bremste der Gesetzgeber Moses in seiner göttlich eingegebenen Weisheit alle Verleiher, indem einerseits alle sieben Jahre sämtliche Schulden gelöscht (Deuteronomium 15,1–2) und andererseits alle 50 Jahre jedes Eigentum an seinen ursprünglichen Besitzer zurückgegeben wurde (Levitikus 15,10).

Doch warum behandelte Moses – dieser große Mann Gottes und daher ein Mensch von tiefer „Spiritualität“ – überhaupt solche materialistischen Angelegenheiten? Weil eine schlechte Volkswirtschaft die Menschen zur Verzweiflung und damit in Richtung Hölle treiben kann – sehen Sie sich doch nur um, heute, vor allem aber morgen –, während eine gute Volkswirtschaft einen vernünftigen Wohlstand ermöglicht, welcher keinesfalls einer Verehrung des Mammon gleichkommt, sondern den Menschen erleichtert, an die Güte Gottes zu glauben, ihn anzubeten und ihn zu verehren. Denn der Mensch besteht aus Geist und Körper.

Mit Sicherheit hätte Moses das Mindestreserve-Bankwesen zerschlagen, so wie er das Goldene Kalb zerschlug!

Kyrie eleison.