Kongregation für die Glaubenslehre

„Griechische Geschenke“ – I.

„Griechische Geschenke“ – I. on August 20, 2011

In Kürze, am 14. September 2011, soll in Rom ein Treffen zwischen Kardinal Levada und römischen Offiziellen auf der einen Seite, und Bischof Fellay und seinen zwei Assistenten auf der anderen Seite stattfinden, heißt es. Katholiken, welche das vielschichtige Wirken Erzbischof Lefebvres und seiner Priesterbruderschaft bei der Verteidigung des Glaubens während der letzten 40 Jahren schätzen, seien daher vorgewarnt: Dieser Glaube ist mehr denn je gefährdet. Doch Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Seien wir besonders durch das Gebet gewappnet.

Vor zwei Jahren wurde der Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, Kardinal Levada, mit der Durchführung der Lehrgespräche beauftragt, welche von Herbst 2009 bis April diesen Jahres zwischen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. stattfanden. Rom lädt die Bruderschaft zu diesem Treffen ein. Wir dürfen realistischerweise annehmen, daß aufgrund dieser Diskussionen die Römer am 14. September ihre Entscheidung über die künftigen Beziehungen mit der Priesterbruderschaft festlegen.

Nun haben diese Diskussionen allerdings deutlich gemacht, daß eine glaubenslehrmäßige Einigung zwischen der Priesterbruderschaft und dem heutigen Rom unmöglich ist. Denn die Bruderschaft hält an der uralten Lehre der Kirche fest, während das moderne Rom auf die Konzilslehre der Neukirche baut und auch hartnäckig an dieser Verwirrung festhält, wie die Neuseligsprechung von Johannes Paul II. im Mai diesen Jahres und das für Oktober geplante Assisi III belegen. Somit ist die Situation nach den Gesprächen genau dieselbe wie vor Beginn der Gespräche vor zwei Jahren: Auf der einen Seite versucht die Priesterbruderschaft zur Ehre Gottes und zur Rettung der Seelen, Rom zurück zum wahren katholischen Glauben zu verhelfen. Auf der anderen Seite setzt das Konzilsrom alle in seiner Macht stehenden Mittel ein, um zur Ehre des modernen Menschen und zur Zufriedenstellung seiner unwürdigen Medien (wie im Januar und Februar 2009) die Priesterbruderschaft dahin zu bringen, in den geistes- und seelenverrottenden Ökumenismus des Neuglaubens sich einzugliedern.

Womit wird Rom am 14. September höchstwahrscheinlich auffahren? Entweder mit Zuckerbrot oder Peitsche – oder mit beidem, und das ist wahrscheinlicher, je nach seinem geschickten Ermessen des heutigen Geisteszustandes der Priesterbruderschaft. Die Peitsche könnte so aussehen, daß Rom der Bruderschaft eine endgültige, d.h. eine ein für allemal geltende „Exkommunikation“ androht. Doch wer von jenen, die den wahren Glauben besitzen, würde von so einer Drohung sich einschüchtern lassen? Als der Erzbischof zum ersten Mal mit der „Exkommunikation“ durch die Neukirche bedroht wurde, lautete seine Antwort: „Wie könnte ich aus einer ‚Kirche’ ausgestoßen werden, der ich nie angehörte?“

Ein besonders raffiniertes Zuckerbrot könnte dergestalt sein, daß Rom der Priesterbruderschaft ein scheinbar unwiderstehliches Angebot in Form einer „vollen Einheit mit Rom“ zu den Bedingungen der Priesterbruderschaft anbietet. Eine kleine, fast versteckte Zusatzklausel könnte dabei so lauten, daß künftige Bruderschafts-Bischöfe und -Obere von einem gemeinsamen Ausschuß aus Römern und Bruderschaftspriestern bestimmt werden sollen – und daß die Mehrheit in diesem Ausschuß aus, nun, Römern bestehen soll. Denn letztendlich gilt: Will die Priesterbruderschaft unter römische Kontrolle gelangen oder nicht? „Bitte entscheidet euch!“ wird man von ihr vernünftigerweise fordern, was schon Kardinal Ratzinger im Jahre 2001 ausgerufen haben soll.

Klare Denker werden sich an die Worte des weisen, aber verachteten Trojaners erinnern, der über das Danaergeschenk vor dem Stadttor ausrief: „Traut nicht dem Pferde, Trojaner! Was immer es ist, ich fürchte die Griechen, selbst wenn sie Geschenke bringen.“ Trotzdem brachten die Einwohner das Trojanische Pferd in ihre Stadt, und jeder weiß, was dann mit Troja geschah.

Kyrie eleison.

Päpstlicher Irrtum – I.

Päpstlicher Irrtum – I. on Januar 30, 2010

Als Papst Benedikt XVI. vor zwei Wochen über die Beziehungen zwischen dem Rom des Zweiten Vatikanum und der Priesterbruderschaft St. Pius X. sprach, wurde einmal mehr deutlich, wie feingesponnen und schwerwiegend der konziliare Irrtum ist. Der Papst hielt die Rede am 15. Januar 2010 auf einer Plenarsitzung der römischen Kongregation für die Glaubenslehre (früher das Heilige Offizium genannt). Von den zwölf Absätzen der päpstlichen Rede sollten die ersten drei vollständig zitiert werden, doch muß aus Platzmangel eine möglichst getreue Zusammenfassung genügen:

1) Ihre Kongregation nimmt am besonderen Dienste des Papstes teil, die Einheit der Kirche durch die Wahrung der katholischen Lehre zu gewährleisten. Diese Einheit der Kirche hängt von der Einheit im Glauben ab, dessen erster Verteidiger der Papst ist. Seine oberste Aufgabe besteht darin, die Brüder im Glauben zu stärken und unter ihnen die Einheit zu wahren. 2) Ihr Lehramt beinhaltet – wie das des Papstes – den Gehorsam gegenüber dem Glauben, so daß es nur eine Herde unter dem einen Hirten gebe. 3) Zu allen Zeiten muß die Kirche die Christen dazu bewegen, gemeinsam den Glauben zu bekennen. „In diesem Sinne vertraue ich besonders auf Ihren Einsatz, die verbleibenden Lehrprobleme zu beseitigen, welche die Priesterbruderschaft daran hindern, die volle Gemeinschaft mit der Kirche zu erreichen.“

Das Problem an dieser Stelle reicht allerdings viel weiter als nur die Frage, ob die Priesterbruderschaft nun in „voller Gemeinschaft mit der Kirche“ sei. Das eigentliche Problem ist das Verhältnis zwischen der Einheit und dem Glauben der Kirche. In Wirklichkeit hängt die katholische Einheit im wesentlichen vom katholischen Glauben ab. An erster Stelle macht der Glaube das Wesen des Katholiken aus: Dort, wo kein katholischer Glaube vorhanden ist, kann es keine Katholiken geben, die eine Einheit bildeten. Dort jedoch, wo dieser katholische Glaube überhaupt existiert, ist die wesentliche Grundlage für die katholische Einheit gegeben. Nun sagt der Papst zwar (1), daß „tatsächlich die Einheit in erster Linie aus der Einheit im Glauben besteht,“ aber er verbindet die Einheit und den Glauben allgemein so (1, 2, 3), als ob beide Größen auf der gleichen Stufe stünden, und beinahe entsteht der Eindruck, als ob beide von einander abhingen. In Wirklichkeit beruht die echte Einheit vollständig auf dem wahren Glauben. Doch der Papst kommt zu der von uns vollständig zitierten Schlußfolgerung (3), wo er anscheinend seine Kongregation anweist, sie solle um der Einheit zwischen Rom und der Priesterbruderschaft willen die Glaubensprobleme zu überwinden suchen.

Nun besteht allerdings die Pflicht des Stellvertreters Christi nicht darin, Rom und die Priesterbruderschaft um jeden Preis – sozusagen – zu vereinen, sondern sie im katholischen von Jesus Christus geoffenbarten Glauben zusammenzubringen. Wenn ein Unterschied in der Glaubenslehre zwischen Rom und der Priesterbruderschaft existiert (diesen Unterschied gibt es und er ist riesig!), dann ist die wichtigste Aufgabe des Papstes, eindeutig zu prüfen, wer von beiden Gruppen den katholischen Glauben wirklich besitzt. Dann muß der Papst die gesamte Kirche um jene Gruppe sammeln, die den katholischen Glauben hat, auch wenn das die arme winzige Priesterbruderschaft sein sollte! Ja, sie ist winzig und arm, weil sie abgesehen von ihrem katholischen Glauben ganz unbedeutend ist.

Ach, Benedikt XVI. ist mehr konziliar als katholisch eingestellt! Nun aber hat das Konzil den Menschen über Gott gestellt und deswegen im Namen der ökumenischen Einheit der Menschen die geoffenbarte Lehre Gottes, den Glauben der Kirche, fortwährend untergraben. Deshalb ist Benedikt XVI. unfähig zu begreifen – außer durch ein Wunder -, was die nach der wahren Glaubenslehre ausgerichtete Haltung der Priesterbruderschaft wirklich bedeutet. Doch wieviele Katholiken sind dagegen gefeit, vom sanften und freundlichen Übergang des Papstes von viel Wahrheit (1, 2) zur Unterhöhlung der Wahrheit (3) getäuscht zu werden? Nur wenige! Der Irrtum ist so schwerwiegend, wie er fein ersonnen und ausgedrückt ist! Wir müssen für das erwähnte Wunder beten.

Kyrie eleison.