Neukirche

Die Zurückgezogene Einladung

Die Zurückgezogene Einladung on April 5, 2019

Vitus Huonder, immer noch Bischof der grossen ostschweizerischen Diözese Chur, zu der auch Zürich gehört, wird nach seinem noch für diesen Monat vorgesehenen Rücktritt jetzt doch nicht in die Knabenschule der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Wangs umziehen. Im Januar hatte der Sprecher seines Bistums angekündigt, der Bischof werde seinen Wohnsitz auf Bitte der römischen Kongregation für die Glaubenslehre in diese Schule verlegen, um die Kontakte zwischen Rom und der Bruderschaft aufrechtzuerhalten, aber letzten Monat gab der Bischof selbst bekannt, dass er sich nun doch nicht in der Schule der Bruderschaft in Wangs niederlassen werde. Somit wurde die liebevolle Begegnung zwischen Roms Bischof und der Schule der Bruderschaft abgesagt. Wer hatte bloss im letzten Augenblick kalte Füsse bekommen – Rom, oder die Bruderschaft, oder beide? Wir wissen es nicht. Es ist im Grunde auch nicht wichtig. Wichtig ist, den niemals endenden Konflikt zwischen der Realität Gottes und den falschen Träumen der Menschen klar zu erkennen und Gottes Realität zu wählen.

Im vorliegenden Fall besteht Gottes Realität darin, dass Seine katholische Kirche und die konziliäre Revolution der Prälaten sich niemals versöhnen lassen, während dies in den Träumen der Prälaten sehr wohl möglich ist. Doch Gott stellt Gott über die Menschen, während das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) die Menschen über Gott stellt. Diese beiden Positionen sind genauso unvereinbar wie Jesus Christus und der Satan. Seit aller Ewigkeit kann Unser Herr, die Güte selbst, das Böse nur verwerfen. Seit Satan schon bald nach seiner Erschaffung gefallen ist, ist er verstockt im Bösen gefangen und kann Gott, Seinen göttlichen Sohn und die wahre Kirche seines Sohnes nur hassen. Und die Menschen sind von ihrer Zeugung bis zu ihrem Tod zwischen den beiden hin- und hergerissen, weil sie von Gott ihre grundlegende menschliche Natur sowie, möglicherweise, heiligende Gnade erhalten, die sie beide Gott näher bringen, während ihre Natur andererseits seit Adams Sündenfall durch die Erbsünde belastet ist, welche sie in die Arme Satans und des Bösen zu treiben droht. Kein einziger lebender Mensch kann diesem Konflikt entgehen. Entweder strebt er dem Guten zu und wird dadurch weniger böse, oder er sagt sich vom Guten los und sinkt ins Böse ab.

Deshalb gilt: Hätte Bischof Huonder, ein Konzilsbischof, seinen Wohnsitz in die traditionelle katholische Schule in Wangs verlegt, so wäre zwangsläufig eines von zwei Dingen geschehen: Entweder wäre es ihm geglückt, die Schule weniger traditionell zu machen, oder aber es wäre der Schule gelungen, ihn katholischer zu machen. Wenn seine Übersiedlung nach Wang abgesagt wurde, dann entweder, weil Rom fürchtete, er könnte dort katholischer werden – was nicht sehr wahrscheinlich ist, denn Bischof Huonder ist ein typischer Kreuzritter der Neukirche in Rom –, oder aber, weil die Neubruderschaft sich umbesonnen und beschlossen hat, sich den konziliären Wolf vom Leibe zu halten, statt ihn in ihren Schafstall in Wangen einzulassen, was sie zunächst entschieden hatte. Warum dieses Umdenken?

Es existieren zwei mögliche Erklärungen. Entweder hat die Neubruderschaft aus Tugend wenigstens zeitweilig aufgehört, von plötzlich nett gewordenen Wölfen zu träumen, oder sie unternahm diesen Schritt der Not gehorchend, nicht aus eigenem Triebe, weil z.B. zwei zusätzliche Beweise für den wölfischen Charakter des Gastes sie dazu zwangen, ihre Einladung zumindest zu verschieben. Einerseits kamen Einzelheiten eines diskreten Treffens ans Licht, das im April 2015 im schweizerischen Oberriet zwischen Bischof Huonder, den Bischöfen Fellay und Galarretta sowie fünf weiteren Priestern der Bruderschaft stattfand, um die Ökumene von Vatikan II zu erörtern. Bischof Huonders Ausgangsposition liess sich als „Zuerst ein Abkommen, dann die Doktrin“ zusammenfassen, was für einen Konzilsanhänger typisch ist. Die Bischöfe und Priester der Bruderschaft reagierten hierauf, indem sie auf eine Weise, die Erzbischof Lefebvres würdig gewesen wäre, der katholischen Doktrin den Vorrang vor der Ökumene gaben. Zum Abschluss der Unterredungen versprach Bischof Huonder, die Einwände der Bruderschaft gegen die vom Konzil propagierte Ökumene in Rom zu erläutern. Die Römer kennen diese Einwände jedoch in- und auswendig – kurzum, Bischof Huonders Argumente beweisen, dass er ein treuer Diener des konziliären Roms gewesen ist. Andererseits drangen auch Details über die umfangreiche Arbeit an die Öffentlichkeit, die Bischof Huonder – besonders seit 2011 – innerhalb der Neukirche zugunsten der offiziellen Freundschaft zwischen der katholischen Kirche und den Juden geleistet hat. Auch solche Aktivitäten sind typisch für einen Konzilsanhänger, der nichts von dem fast zweitausend Jahre alten beharrlichen – und stolzen – jüdischen Hass auf die Kirche weiss – oder nichts wissen will.

Diese beiden Enthüllungen haben also gezeigt, dass Bischof Huonder vom Geist des Konzils durchdrungen ist und deshalb ein potentiell gefährlicher Bewohner eines von der Priesterbruderschaft St. Pius X. geführtes Haus wäre. Die wahre Bruderschaft würde ihn nicht wieder einladen, aber die Neubruderschaft riskiert, lediglich abzuwarten, bis die Traditionalisten weich genug geworden sind, um einen solchen Vertreter der Konzilsideologie in ihrer Mitte zu dulden.

Kyrie eleison.

Bischof Huonder

Bischof Huonder on März 30, 2019

Es ist weithin bekannt, dass Bischof Huonder vom Bistum Chur, Schweiz, der sein Amt im April im Alter von 77 Jahren niederlegen wird, seinen Wohnsitz offiziell in eine Knabenschule der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Wangs, Schweiz, zu verlegen und dort seinen Lebensabend zu verbringen gedachte. Es kursierte sogar das – von einem engen Mitarbeiter der beiden früheren Generaloberen der Bruderschaft ausgehende – Gerücht, dass dieser Konzilsbischof mit voller Zustimmung von Papst Franziskus die Weihe zweier Priester leiten würde, wodurch, vielleicht nach Ostern, der Bruderschaft zwei neue Bischöfe geschenkt werden sollten. Dass ein dermassen bedeutendes Ereignis schon so bald stattfinden wird, mutet zwar unwahrscheinlich an, doch ist seine Logik unerbittlich, wenn man bedenkt, dass die Neubruderschaft seit 20 Jahren die Politik verfolgt, sich mit der Neukirche zu vermischen.

Dieselbe Logik stand hinter Bischof Huonders neulich zurückgezogenem Beschluss, nach seinem Rücktritt in die von der Bruderschaft geleitete Knabenschule in Wangs umzuziehen. Bereits als offizieller Bischof einer der grössten neukirchlichen Diözesen der Schweiz hat er dem Vernehmen nach diese Schule mehrmals besucht und sich bei den dort lebenden Priestern und Knaben der Neubruderschaft beliebt gemacht. Er hätte immerhin nicht alle Kontakte mit der Neukirche in Rom abgebrochen. Im Gegenteil – sein gegenwärtiger Bistumssprecher gab im Januar bekannt, dass die für April vorgesehene Umsiedlung des Bischofs nach Wangs „mit einer Mission verbunden ist, die ihm von der Kongregation für die Glaubenslehre anvertraut wurde, um den Kontakt mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. aufrechtzuerhalten.“ Offenbar plante Bischof Huonder, der als persönlicher Freund von Papst Franziskus gilt, als Bindeglied zwischen der Neukirche und der Neubruderschaft zu walten, in der Hoffnung, sie näher zusammenzubringen.

Diese Hoffnung war nicht notwendigerweise unehrlich. Gar mancher Vertreter der Neukirche kann (oder will) den Abgrund nicht sehen, der die katholische Religion Gottes von der Konzilsreligion des Menschen trennt. Auf beiden Seiten besteht der Wunsch, so zu tun, als gäbe es keinen solchen Abgrund. Auf der einen Seite empfinden es viele Katholiken als unerträglich, ausserhalb der Strukturen der sichtbaren Autorität der Kirche zu stehen, während auf der anderen Seite die Anhänger von Vatikan II die Versicherung brauchen, dass sie nicht mit der unveränderlichen Tradition der wahren Kirche gebrochen haben. Man mag es Bischof Huonder durchaus hoch anrechnen, dass er sich in einer katholischeren Umgebung niederlassen wollte, als es die offizielle Diözese ist, wo er vermutlich keine andere Wahl hat, als die Kommunion unziemlich gekleideten jungen Frauen zu erteilen und vollkommen gerechtfertigten Bemerkungen gegen die Homosexualität zurückzunehmen. Aber „Eine Tatsache ist stärker als der Oberbürgermeister,“ lautet ein englisches Sprichwort.

Tatsache ist, dass Vatikan II den grössten Bruch mit der katholischen Tradition in der gesamten Kirchengeschichte bedeutete. Ein Beispiel hierfür bietet die Neumesse, die sich zum Konzil so verhält wie die Praxis zur Theorie. Wollte man von Bischof Huonder verlangen, sie in der Schule in Wangs nie zu zelebrieren? Hätte er sich damit einverstanden erklären können, sie nie zu zelebrieren? Und selbst wenn er das kann, hätte er dann wirklich dazu fähig sein können, einzuräumen, dass die Theorie und Praxis seiner Amtszeit als Priester und Bischof zutiefst vom konziliären Ausverkauf der wahren Kirche Gottes an die gottlose moderne Welt geprägt war? Kann er über Nacht die Überzeugungen über Bord werfen, die er in seinen Jahrzehnten des Dienstes an der Konzilskirche vertreten hat? Kann er, der er 1971 mit den Riten des Revolutionärs Paul VI. zum Priester geweiht und 2007 zum Bischof ordiniert wurde, zugeben, dass er, um jeden Zweifel an der Gültigkeit der Neurituale auszuräumen, unter Bedingung neu geweiht und neu ordiniert werden soll?

Oder wird die Neukirche keines von beiden verlangen? Dies mutet angesichts ihres Verhaltens in jüngerer Vergangenheit sehr wahrscheinlich an, doch wie hätten die Schweizer Traditionalisten darauf reagiert? Allen Anzeichen nach dürfte Bischof Vitus Huonder ein ehrlicher und wohlmeinender Mann sein, aber bei all seiner Ehrlichkeit ist er doch ein Vertreter der Konzilskirche, was bedeutet, dass er sich gegenüber einer durch und durch unehrlichen Unterminierung des katholischen Glaubens und der Kirche gegenüber loyal verhält.

Leider bringt man die Traditionalisten der Bruderschaft in aller Welt dazu, sich daran zu gewöhnen, dass Erzbischof Lefebvres Bruderschaft durch die Neubruderschaft ersetzt wird. Bischof Fellay wollte die Priesterbruderschaft St. Pius X. innerhalb der Mauern des offiziellen Rom als Trojanisches Pferd aufstellen, um das konziliäre Rom zu bekehren. Doch sollte Bischof Huonder bei aller Anerkennung seines guten Willens nicht als Trojanisches Pferd innerhalb der Mauern der Bruderschaft existieren und handeln? Man darf hoffen, dass die Schule in Wangs ihn dazu befähigt hätte, die Kluft zwischen Tradition und Konzil zu erkennen, aber das ist eine kühne Hoffnung. Alice war im Wunderland. Die Neubruderschaft zieht um ins Huonderland.

Kyrie eleison.

Seele Unter Beschuss

Seele Unter Beschuss on September 22, 2018

Erbischof Viganòs Enthüllungen über die schwerwiegenden moralischen Verfehlungen einer Anzahl von Kirchenvertretern in höchsten Positionen, darunter auch Papst Franziskus, kann eine harte Prüfung für den Glauben von Katholiken sein, die den offiziellen Prälaten die letzten 50 Jahre lang vertraut haben, weil sie im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) kein wesentliches Problem sahen – oder nicht sehen wollten. Vor drei Wochen wurden in diesen „Kommentaren“ die Worte eines Katholiken zitiert, der noch vor der Veröffentlichung des Viganò-Briefs durch ähnliche Skandale in der Neukirche, die durch den Generalstaatsanwalt von Pennsylvania bekanntgemacht worden waren, schier zur Verzweiflung getrieben wurde. Da die Gefahr, dass nun eine wahre Lawine solcher Skandale ans Licht kommen wird, sehr real ist, setzen sich die „Kommentare“ für diese Woche das Ziel, zu zeigen, wie der Teufel seine schwere Artillerie gegen einen anderen solchen Katholiken einsetzt, um ihn von seinem Glauben abzubringen. Welcher Art die Granaten des Teufels sind, berichtet diese Seele selbst; die von ihr aufgeworfenen Fragen werden in diesen „Kommentaren“ kurz beantwortet, in der Hoffnung, hierdurch andere Seelen stärken zu können, deren Glauben in absehbarer Zukunft erschüttert werden wird:

In meiner Heimatstadt besuchte ich eine Neumesse, die von einem lokalen Weihbischof für Nonnen zelebriert wurde. Seine Predigt über das heiligste Herz Jesu war in Bezug auf die katholische Doktrin tadellos und in höchstem Masse erbaulich. Doch ein Freund von mir hat einmal mit eigenen Augen gesehen, wie derselbe Bischof einen Seminaristen küsste! Dieser Bischof wirft ein für mich quälendes Problem auf – wie kann er an das heiligste Herz Jesu glauben, über das er so gut predigt?

Er ist ein Modernist, wie die grosse Mehrheit der Prälaten der durch Vatikan II „erneuerten“ Kirche, die wir auch „Neukirche“ nennen können. Der Modernismus bedeutet, die katholische Kirche der modernen Welt anzupassen, und dies tut er durch einen Prozess, der dazu führt, dass die objektive Realität von subjektiven Gefühlen abhängig gemacht wird. Allerdings kann der Prozess der Subjektivisierung der Wirklichkeit etliche Zeit in Anspruch nehmen, so dass ein Geistlicher, der dem Modernismus zum Opfer fällt, den objektiven katholischen Kirchenglauben nicht unbedingt sofort zu verlieren braucht, auch wenn dieser in seiner Seele bereits subjektiv untergraben ist. Wenn dieser Bischof also an Vatikan II glaubt, ist er sicherlich auf bestem Weg, seinen Glauben zu verlieren, und dieser Prozess ist schon so weit fortgeschritten, dass er sich eine schwerwiegende Sünde gegen das Sechste Gebot erlaubt, aber noch nicht weit genug, um ihn die Bedeutung des heiligsten Herzen Jesu völlig vergessen zu lassen.

Doch um die katholische Wahrheit so erfolgreich zerstören zu können, wie es die römischen Betrüger jetzt tun, müssen sie sie gekannt haben. Wenn sie sie gekannt haben, müssen sie ihre Kraft gekannt haben. Wenn sie ihre Kraft gekannt haben, wie können sie denn aufgehört haben, daran zu glauben, ausser wenn dieser ein Märchen ist, unwahr wie alle anderen Religionen; ausser wenn die katholische Kirche in keiner Weise überlegen ist und wenn der Mensch keinen Zugang zu Gottes Wahrheit hat?

Um an die katholische Lehre zu glauben, muss der Geist eines Menschen viele übernatürliche Wahrheiten akzeptieren, die zwar nicht unvernünftig sind, jedoch ausserhalb der natürlichen Reichweite des Geistes des Menschen liegen. Um diese Wahrheiten zu akzeptieren und sich ihnen zu unterwerfen, muss der Geist eines Menschen von seinem Willen angetrieben werden. Sobald sein Wille seinen Geist nicht mehr antreibt, oder in eine gegenteilige Richtung treibt, kann er den Glauben verlieren. Nun ist der Modernismus seinem Wesen nach stolz, weil der Mensch in der Neukirche Gottes Platz einnimmt. Deshalb können die römischen Betrüger, wie Sie sie zu Recht nennen, von Anfang an freimaurerische oder kommunistische Infiltranten gewesen sein, oder sie können wie Judas Ischariot anfangs den Glauben besessen haben, doch der Stolz darüber, Gottes Platz einzunehmen und Seine Kirche umzugestalten, überwältigte ihren Willen, und der Glaube verschwand von ihrem Geist. Gott allein weiss wie und wann.

Können wir in diesem Fall nicht getäuscht worden sein, wenn wir um einer zerbrechlichen Verheissung des Himmelsreichs willen einen endlosen Krieg führen und doch unfähig sind, irgendetwas über Gott zu wissen? Wären wir nicht besser dran, wenn es Gott nicht gäbe? Inmitten des heutigen Chaos kann ich mich des Gedankens nicht erwehren, dass die Kirche eine rein menschliche Institution ist, so dass ich bisweilen nicht umhin komme, Menschen zu beneiden, die ohne Gott ein glückliches Leben führen.

Lieber Freund, ein glückliches Leben ohne Gott ist eine Illusion, so”glücklich” gottlose Menschen auch zu sein vorgeben mögen. Wir Menschen sind alle von Gott, unsere Seelen sind alle direkt von Gott geschaffen worden, damit wir zu Gott dank Seiner Kirche gehen, Leib und Seele. Die heutige Welt und Kirche befinden sich gerade darum im Chaos, weil sie versuchen, ohne Ihn zu leben.

Es macht ganz den Anschein, als seien wir für den Himmel oder die Hölle gleichfalls vorbestimmt und als könne der freie Wille hier nicht viel ausrichten.

“Das Gift ist im Schwanz”, sagten die Lateiner. Diese Ihre grobschlächtige Schlussfolgerung, eine furchtbare Häresie, ist der Beweis, dass der Teufel alle Register zieht, um Ihren Glauben zu erschüttern. Beten Sie den Rosenkranz, um die Hilfe der Gottesmutter zu erlangen. Ich sende Ihnen meinen Segen.

Kyrie eleison.

Fünfhundert

Fünfhundert on Februar 11, 2017

Diese Ausgabe der „Eleison-Kommentare” zum Gedenktag unserer Lieben Frau in Lourdes am 11. Februar 2017 ist die fünfhundertste; die erste erschien am 6. Juli 2007. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die „Kommentare” seither jede Woche einmal im Internet erschienen – üblicherweise am Samstag, sofern keine Verzögerung eintrat oder ein sonstiger Hinderungsgrund vorlag. Ebenfalls am Samstag erhalten jeweils Tausende von Abonnenten sie auf elektronischem Wege. In englischer, französischer, deutscher, italienischer und spanischer Sprache sind sie bei stmarcelinitiative.com einsehbar. (Wenn jemand die Kommentare nicht mehr per e-mail erhält, obgleich er sie weiterhin zu empfangen wünscht, liegt dies nie darin, dass er von den Verwaltern der Empfängerliste von dieser gestrichen worden ist. Meist besteht die Ursache in Computerproblemen, beispielsweise wenn ein Rechner die „Kommentare” in den Spam-Sektor verbannt.) Auf anderen Websites erscheinen die”Kommentare” allwöchentlich auf Tschechisch, Japanisch, Koreanisch und Portugiesisch.

Die „Kommentare” sind nie lang, auch wenn sie gelegentlich noch eine Beilage enthalten. Der englische Originaltext ist nur selten viel länger als 700 Wörter und enthält so viel Material, wie auf eine A4-Seite mit Schriftgrösse 12 passt. Diese Kürze hat den Vorteil, dass Leser, denen nur wenig Zeit zur Verfügung steht, von vorne herein wissen, dass sie nicht mehr als ein paar Minuten pro Woche benötigen, um die Texte zu lesen. Andererseits bringt sie den Nachteil mit sich, dass ein bestimmtes Thema in den „Kommentaren” kaum je erschöpfend behandelt werden kann. Ab und zu beleuchten mehrere aufeinanderfolgende Ausgaben ein und dasselbe Thema, damit es etwas ausführlicher besprochen werden kann, doch auch dann ist der Inhalt kaum wissenschaftlich und erhebt hierauf auch gar keinen Anspruch. Wissenschaftler benötigen in aller Regel weit mehr als 700 Wörter, um eine These zu vertreten, und viele Leser haben heute nicht mehr die Zeit, um viel mehr als 700 Wörter zu verdauen.

Die „Kommentare” bemühen sich, ausgehend von der Realität der modernen Welt, die uns umgibt, einen vernünftigen und kohärenten Zusammenhang zwischen dem katholischen Glauben, ohne den wir nicht gerettet werden können (Hebräer XI, 6) einerseits und dem uns allen bekannten, immer düstereren Zustand der Welt und der Kirche anderseits, herzustellen. Ob die „Kommentare” dieses Ziel erreichen, müssen die Leser selbst beurteilen. Sie sind sicherlich nicht unfehlbar, da sie ja von einem katholischen Bischof stammen, dessen Verbindungen zu sämtlichen offiziellen Strukturen gekappt wurden und der zweimal (1988 und 2015) vom offiziellen Rom für „exkommuniziert” erklärt wurde (was leider eher eine Ehre als eine Unehre sein könnte; Gott allein weiss es). Müsste er selbst alle früheren Ausgaben nochmals kritisch überprüfen, würde er allerdings auf Äusserungen stossen, die er im Lichte späterer Ereignisse ändern müsste. Manchmal kann er sich sehr liebenswürdig ausdrücken, um die für Vatikan II und seine Folgen verantwortlichen Kirchenmänner subjektiv zu entschuldigen, doch wie Don Putti, der Begründer von SisiNono, einst zu ihm sagte: „Soni tutti delinquenti” – objektiv gesehen, sind sie in der Tat alle Delinquenten.

Anders gesagt: Während viele Leser die „Kommentare” zu finster und zu pessimistisch finden mögen, mag der Verfasser im Gegenteil argwöhnen, wenn er sich geirrt habe, dann insofern, als er ein wenig gar zu optimistisch war. Paradoxerweise kann es durchaus den Anschein machen, als verhalte sich der angeblich erzkonservative Vertreter der Priesterbruderschaft St. Pius X. und harte Kritiker der Neukirche gegenüber den Praktikanten der Novus Ordo-Religion recht nachsichtig. Er würde sich dann auf den heiligen Augustinus berufen, der den Ausspruch tat: „Erschlage den Irrtum, doch liebe die Irrenden.” Andere mögen schroffer urteilen und meinen, im Grunde seines Herzens sei er stets ein flammender Liberaler gewesen – dieser Art sind die Freuden unserer modernen Zeit! Jedenfalls erwartet er nicht, dass die „Kommentare” ihre tausendste Ausgabe erleben werden. Er rechnet fest damit, dass die elektronischen Systeme, auf die sie angewiesen sind, schon in nicht allzu ferner Zukunft durch einen Krieg ausgeschaltet oder von Agenten der Neuen Weltordnung lahmgelegt werden, deren Lügen das Internet – ungeachtet dessen, dass es auch für viele furchtbare Dinge verantwortlich ist – so nachhaltigen Schaden zugefügt hat.

Heute aber seien dem Allmächtigen Gott und unserer Lieben Frau in Lourdes Ehre und Dank dafür erwiesen, wenn die ersten 500 Ausgaben zum Wohl von Seelen beigetragen haben. Mögen viele Seelen weiter dafür beten, dass all jene künftigen Ausgaben der „Kommentare”, denen die Vorsehung noch erlauben wird, zu erscheinen, mehr Licht und mehr Wärme bringen mögen.

Kyrie eleison.

Abkommen ist da

Abkommen ist da on Juli 12, 2014

Am 13. Dezember letzten Jahres trafen der Papst und Bischof Fellay, Generaloberer der Priesterbruderschaft St. Pius X., sich kurz im Haus Santa Marta , wo der Papst derzeit lebt. Offiziell bestreitet die Bruderschaft, daß dieses Treffen bedeutsam gewesen sei. Doch der italienische Kommentator Giacomo Devoto, welcher einiges über die Vorgehensweise Roms weiß, argumentiert, daß dieses Treffen der Beweis für das Erreichen eines Abkommens zwischen Rom und der Bruderschaft sei (siehe bitte www.unavox.it). In aller Kürze:—

Am Morgen des 13. Dezember 2013 trafen Bischof Fellay und seine beiden Assistenten als Obere der Bruderschaft die Oberen der Ecclesia Dei -Kommission. Dies geschah auf Einladung von Msgr. Guido Pozzo, welchen der Papst in diese Kommission zurückberufen hatte, um die problematische Beziehung zwischen Rom und der Bruderschaft zu betreuen. Es wurde im offiziellen Bruderschaftsmagazin DICI behauptet, daß dieses Treffen lediglich „informell“ gewesen sei. Devoto hingegen weist darauf hin, daß selbst ein informelles Treffen nicht stattgefunden haben kann ohne eine zuvorige Reihe diskreter Kontakte, um den öffentlichen Bruch der Beziehungen vom Juni 2012 zu reparieren. Außerdem, so Devoto, sei ein solches Treffen die notwendige Voraussetzung für ein „formelles“ Treffen.

Jedenfalls begaben nach dem morgendlichen Treffen Msgr. Pozzo, Msgr. di Noia und die drei Bruderschaftsoberen sich zum Haus Santa Marta , wo der Papst gerade zu Mittag aß. Als er nach dem Essen aufstand, eilte Bischof Fellay zu ihm hin und beide tauschten öffentlich ein paar Worte aus; dann küßte Bischof Fellay den Ring des Papstes (oder kniete für den Segensempfang hin, so der römische Vatican Insider ). Wiederum spielte DICI die Begegnung als ein Zufallstreffen mit spontanem Austausch von Höflichkeiten herunter. Devoto hingegen erklärt auf einleuchtende Weise, daß selbst eine „zufällige“ Begegnung nicht ohne vorheriges Wissen und Genehmigung durch den Papst stattgefunden haben kann.

Laut Devoto ist darüber hinaus ein solches Treffen in der Kunst der Diplomatie ein fein säuberlich berechnetes Eisbrechen mit sehr dehnbarer Auslegung; entworfen, damit es so viel oder so wenig bedeuten kann, wie der jeweilige Beobachter will. Auf der einen Seite fand die höfliche Begegnung zwischen Papst und Bischof für alle sichtbar an einem öffentlichen Ort statt, welcher von wichtigen Neukirchen-Offiziellen gut besucht wird, so daß die Begegnung als päpstliche Unterstützung verstanden werden konnte für das beim morgendlichen Treffen mit der Kommission Besprochene. Auf der anderen Seite hingegen konnten sowohl Rom als auch die Bruderschaft plausibel abstreiten, daß die Begegnung eine über den Austausch von Höflichkeiten hinausgehende ernste Bedeutung gehabt habe.

Als dann im neuen Jahr die ersten Gerüchte zu zirkulieren begannen, stritt DICI monatelang ab, daß ein Abkommen zwischen Rom und der Bruderschaft ein Thema sei. Erst am 10. Mai 2014 gab DICI dann zu, daß überhaupt ein Treffen zwischen dem Papst und Bischof Fellay stattgefunden hatte, und spielte dieses Ereignis so herunter, daß Devoto dies als sicheres Zeichen für das private Erreichen eines Abkommens deutet. (Das zynische Sprichwort besagt, daß in der modernen Politik etwas erst dann als zutreffend gewertet werden kann, wenn es abgestritten wird.)

Das Hauptproblem für den Papst und Bischof Fellay ist nun nicht, wie sie zu einem Abkommen gelangen können – welches beide sowieso wollen –, sondern wie sie ihren jeweils linken bzw. rechten Flügel zur Annahme des Abkommens bringen können. Dieses Problem wird allerdings für beide Seiten täglich kleiner, weil die Bruderschaft als einst glorreiche Verteidigerin des Glaubens zur unrühmlichen Neubruderschaft wird. Wievele Neukirchen-Bischöfe fürchten denn die Neubruderschaft noch als Gefahr für ihre Neukirche? Und wieviele Bruderschaftspriester sind noch davon überzeugt, daß ein Abkommen mit Rom katastrophal ist, insbesondere, wenn ihnen gesagt wird, daß „sie nichts ändern müssen“? Ein solches Abkommen braucht eigentlich nicht mehr verkündet zu werden, denn in manchen Herzen und Köpfen ist es bereits da.

Kyrie eleison.

Neuer Weiheritus – I

Neuer Weiheritus – I on Mai 10, 2014

Sollten Priester, welche im neuen Weiheritus von 1972 geweiht worden sind, im alten und sicher gültigen Weiheritus bedingt nachgeweiht werden? Die katholische Glaubenslehre über die Gültigkeit der hl. Sakramente ist zwar eindeutig, aber die sakramentalen Riten der Neukirche sind anscheinend so entworfen worden, daß sie schrittweise zur Ungültigkeit führen (siehe EC 121 vom 31. Oktober 2009). Das Problem liegt nun im „schrittweise.“ Denn wie weit gediehen ist dieser schrittweise Prozeß in einem bestimmten Fall? Wahrscheinlich kennt nur Gott allein die Antwort. Beginnen wir also mit der eindeutigen Glaubenslehre.

Ein katholisches Sakrament beinhaltet fünf Elemente: Spender, Intention, Materie und Form sind für die sakramentale Gültigkeit wesentlich, während der die Form umgebende Ritus für die Gültigkeit wichtig sein kann wegen des sofortigen oder eben schrittweisen Einflusses auf die, d.h. Absicht, des Spenders. Bei der Priesterweihe muß derSpender ein gültig geweihter Bischof sein; die Intention ist seine sakramentale (nicht seine moralische) Intention, also das zu tun, was die Kirche tut; die Materie besteht darin, daß er beide Hände auf den Kopf des zu weihenden Mannes legt (weswegen ein weiblicher Kandidat nicht gültig zum Priestertum Christi geweiht werden kann); die Form ist die entscheidende Formel oder Reihe von Wörtern des Ritus, welche die Verleihung des Priestertums zum Ausdruck bringen; und der Ritus besteht in allen anderen, diese Form umgebenden Wörtern, welche im zeremoniellen Weiheritus vorgeschrieben sind.

Im neuen Weiheritus besteht bei der Materie, so der Spender beide Hände auf den Kopf des Weihekandidaten legt, noch kein Problem. Auch ist die lateinische Form des neuen Ritus sogar stärker als in der alten lateinischen Form (wegen „et“ anstatt „ut“), doch müssen die jeweiligen landessprachlichen Übersetzungen überprüft werden, ob sie die Gnade des Priestertums klar zum Ausdrucken bringen. Die meisten Übersetzungen tun das gewiß. Doch wegen der schrittweisen Aushöhlung der katholischen Intention durch die unkatholischen neuen Riten beginnen die wahren Gültigkeitsprobleme beim Spender und seiner Intention.

Zuerst die Intention: gewiß mag jeder Bischof, welcher heute im neuen Ritus einen Priester weiht, die Intention haben das zu tun, was die heutige Kirche tut. Schön und gut, aber was bedeutet dies in seinem Kopf? Was ist in der Neukirche ein Priester? Wird denn nicht der Priester von gestern als Erneuerer des Kreuzesopfers von Golgotha durch die Realpräsenz heutzutage langsam aber sicher durch den „Koordinator einer eucharistischen Jause“ ersetzt? Wie weit ist dieser Prozeß in den jeweiligen Diözesen der Welt bereits fortgeschritten? Hat dieser oder jener Bischof beim Abschnitt „das, was die Kirche tut“ nun einen Opfer-Darbringer oder einen Jausen-Zubereiter im Kopf gehabt? Zwar mag der weihende Bischof durch sein äußerliches Verhalten seine wahre Intention anzeigen, doch nur Gott allein weiß es genau. So legen mit Sicherheit viele Zelebrationen des neuen Meßritus heute nahe, daß ein Jausen-Zubereiter gemeint ist, und der die Form umgebende neue Weiheritus hilft durch seine stark verminderten katholischen Inhalte, schrittweise die sakramentale Intention eines weihenden Bischofs zu untergraben.

Dann der Spender: falls der weihende Bischof selber durch einen neuen Weiheritus zum Bischof geweiht worden war – selbst wenn wir einmal annehmen, daß die Doppeldeutigkeit der neuen Weiheform durch die sofort folgenden Worte aufgehoben sein würde –, so müssen dennoch die vorhin angeführten Zweifel ob der Intention des weihenden Bischofs aufkommen: hat er in Erwägung gezogen und hat er daher als Intention, daß die heutige Kirche einen Priester als Opfer-Darbringer oder einen Jausen-Ausrichter weiht? Oft ist die Antwort auf solche Fragen nicht eindeutig.

Kurzum, wäre ich Papst, so würde ich möglicherweise verlangen, daß alle im „erneuerten“ Weiheritus geweihten Priester und Bischöfe im alten Ritus bedingt nachgeweiht werden. Nicht weil ich denke, daß keiner von ihnen gültiger Priester oder Bischof sei, nein gar nicht; sondern weil es um die hl. Sakramente geht, wo jeder ernsthafte Zweifel ausgeräumt sein muß. Die Methode der Nachweihe ist der einfachste Weg, jeden möglichen Zweifel zu beseitigen. Jedwegliche neukirchliche Verrottung der Sakramente müßte ein Ende finden.

Kyrie eleison.