Neukirche

GREC – III.

GREC – III. on April 6, 2013

In dem Wunsch, an die Stelle Gottes sich zu setzen, strebt der moderne Mensch danach, Gottes Ordnung durch seine eigene zu ersetzen. Doch Gottes Ordnung ist wirklich und existiert außerhalb und unabhängig vom menschlichen Geist. Also entkoppelt der moderne Mensch seinen Geist von dieser Wirklichkeit, und wählt aus ihr nur jene Teile aus, welche er in seine eigene Phantasiewelt einbauen will. Nun kommt die höchste Ordnung von Gottes Schöpfung am besten in der Doktrin, also in der Glaubenslehre seiner Kirche zum Ausdruck. Daher leiden all jene heutigen Kirchenmänner und Laien, welche unter dem Einfluß des angeblich „Normalen“ um sie herum stehen, an einer tiefgehenden Weigerung oder Ignoranz gegenüber der Natur und Notwendigkeit von Doktrin.

Damit sind wir auch beim wesentlichen Problem der GREC-Gruppe angelangt ( G roupe de R éflexion E ntre C atholiques ), welche in den zwei früheren Ausgaben der „Eleison Kommentare“ Nr. 294 und 295 vorgestellt wurden. Die im Jahre 1997 in Paris gegründete GREC-Gruppe verfolgte das Ziel, freundschaftliche Treffen und den Austausch zwischen den Katholiken der Tradition und denen der Amtskirche zu fördern, um ein Klima des gegenseitigen Vertrauens und Respektes zu schaffen, was dann die Versöhnung der beiden Lager erleichtern und schließlich ihre unnötige Entfremdung beenden sollte. Solch ein Ansinnen übersieht allerdings auf sehr ernsthafte Weise die Bedeutung von Doktrin. Das muß nicht unbedingt vorsätzlich geschehen sein, und Gott wird darüber richten. Doch wie der törichte Mensch auch denken mag, fest steht, daß ebensowenig wie die Wirklichkeit die Doktrin sich beiseite schieben lassen wird.

Hw. Lelong beschreibt in seinem GREC-Buch namens Für die notwendige Versöhnung, wie der Generalobere und zwei Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. „einen entscheidenden Beitrag zur Gründung und Fortführung von GREC leisteten.“ Schon vor der Gründung empfing der Bruderschaftspriester Pater du Chalard in seinem Bruderschafts-Priorat den Hw. Lelong freundlich, und „versäumte auch in den folgenden Jahren nie, GREC diskret und aufmerksam zu unterstützen.“ Pater Lorans war damals Rektor des Bruderschafts-Institutes in Paris und hat bis heute entscheidenden Einfluß auf die Bruderschafts-Publikationen. Er begrüßte bei der Gründung der GREC-Gruppe die Idee eines „Dialogs zwischen Katholiken“ ausdrücklich und erhielt wenig später vom Bruderschafts-Generaloberen in der Schweiz die förmliche Erlaubnis zur Teilnahme an GREC. Seither spielt Pater Lorans bei allen Aktivitäten der GREC-Gruppe eine führende Rolle.

Diese Aktivitäten begannen im kleinen Maßstab und privaten Bereich. Ihr erstes öffentliches Treffen, wozu Pater Lorans beitrug, hielt die GREC-Gruppe im Mai des Jahres 2000 mit 150 Teilnehmern ab. Die Treffen häuften sich, und weitere Bruderschaftspriester nahmen an ihnen teil. Kirchenautoritäten bis zu den höchsten Rängen wurden regelmäßig darüber konsultiert und informiert. Pater Lorans ermöglichte seinerseits „einen Kontakt mit vertiefendem Vertrauen“ und freundschaftlichen Austausch mit dem Generaloberen der Bruderschaft. Ab dem Jahre 2004 öffneten die GREC-Treffen sich einem noch weiteren Publikum. Im September desselben Jahres entstand dann eine „theologische Arbeitsgruppe,“ bestehend aus Pater Lorans, einem weiteren Bruderschaftspriester, sowie einem römischen Theologen. Die beiden letztgenannten waren dann auch Teilnehmer bei den Lehrgesprächen zwischen Rom und der Priesterbruderschaft in den Jahren 2009 bis 2011. Die GREC-Gruppe dürfte in diesen Lehrgesprächen durchaus das Wahrwerden ihrer kühnsten Hoffnungen gesehen haben – endlich trafen die Theologen sich in einem Klima, zu welchem die GREC-Gruppe „für die notwendige Versöhnung“ so viel beigetragen hatte.

Gott sei Dank gaben diese Lehrgespräche der Doktrin wieder ihre zustehende Vorrangstellung zurück, denn sie belegten die unüberbrückbare Kluft zwischen der katholischen und der konziliaren Lehre. Doch blockierte diese Erkenntnis dann die GREC-Denkweise innerhalb der Priesterbruderschaft? Weit gefehlt. Das Generalhaus der Bruderschaft wechselte über Nacht das vorige Motto „Ohne lehrmäßige Einigung keine praktische Einigung“ gegen das neue Motto aus: „Keine lehrmäßige Einigung, also verfolgen wir eine praktische Einigung“! Leider wurde das Protestaufkommen in der Bruderschaft im Frühling letzten Jahres durch das Generalkapitel-Treffen im Juli vernebelt und erstickt, während das Streben nach einem praktischen Abkommen vonseiten des Generalhauses fast unverändert weitergeht.

„Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,“ insbesondere in der Weihe Rußlands. Sonst nirgendwo.

Kyrie eleison.

GREC – II.

GREC – II. on März 9, 2013

Bevor wir mit der Geschichte des GREC fortfahren – jene Pariser Gruppe von Laien und Klerikern, welche seit den späten 1990er-Jahren die Vereinigung zwischen dem Zweiten Vatikanum und der katholischen Tradition anstrebt –, betrachten wir die Grundhaltung der GREC-Teilnehmer. Die Zukunft der Kirche hängt von jenen Katholiken ab, welche den Denkfehler der GREC-Gruppe begreifen, d.h. wie die modernen Menschen den Bezug zur Wahrheit verlieren. Um diese Haltung zu illustrieren, werden wir vier Abschnitte betrachten – willkürlich aus dem Buch Für die notwendige Versöhnung des Neukirchenpriesters Hw. Michel Lelong entnommen –, welche für dutzende anderer Stellen im Buch typisch sind. Die ersten beiden Zitate stammen aus einem Brief, den Hw. Lelong, einer der Gründer vom GREC, im Juli 2008 an den Papst schrieb:—

„Auch wir wünschen uns die Aufhebung der Exkommunikationen (der vier Bischöfe der Priesterbruderschaft St. Pius X. im Jahre 1988) , und daß die Priesterbruderschaft ihren Platz in der Kirche wiedererlange, der sie so viel zu geben hat. Darum bitten wir die Bruderschaftsoberen, ihre streitlustigen Aussagen und Schriftstücke einzustellen, die den Heiligen Stuhl kritisieren.“ Kommentar: (Ist dies in den letzten zehn Jahren nicht geschehen?) Aber wenn Streitlust wirklich ein solches Übel ist, warum war dann eine ganze Reihe von Kirchenvätern – und Erzbischof Lefebvre – so streitlustig? Streitlust ist nur dann so schlecht, wenn die Einheit so gut ist. Doch die Einheit ist nur in dem Maße gut wie das ihr zugrundeliegende, einigende Element.

„In unserer Gesellschaft, die versucht wird von Materialismus, Indifferentismus und Sektierertum, sollten alle Katholiken gemeinsam bemüht sein, Ihrer Bitte, Hl. Vater, zu entsprechen und Christi Empfehlung zu folgen: »Sie sollen eins sein, damit die Welt glaube.«“ Kommentar: „Geeint“ durch was? Geeint durch die katholische Wahrheit – oder durch die Lüge, wonach katholische Wahrheit vereinbar sei mit dem Zweiten Vatikanum? Dann ist die erste und entscheidende Frage für die katholische Einheit, wo wir denn die katholische Wahrheit finden. GREC hingegen überläßt diese Fragen der Wahrheit den „Theologen.“ Können also Nicht-Theologen sogar durch Lügen gerettet werden?

Nun nahm Benedikt XVI. diesen Brief von Hw. Lelong so wohlgefällig auf, daß die Leiter und einige Befürworter der GREC-Gruppe einige Monate später erneut an ihn schrieben. Es folgen zwei weitere Zitate aus diesem zweiten Brief an den Papst:—

„Gewiß waren wir betrübt, daß die Bruderschaftsoberen die neulich vom Heiligen Stuhl gemachten Angebote nicht angenommen haben. Doch sind wir uns im klaren, daß das Heilen von Wunden unter Katholiken immer Großmut und Geduld braucht, um das Vertrauen auf beiden Seiten wieder zu festigen und Versöhnung möglich zu machen.“ Kommentar: Können denn Wunden nur heilen, aber niemals zugefügt werden? Gebrauchte nicht unser Herr selber zweimal die Peitsche auf die Rücken der Geldverleiher im Tempel? Es gibt einen Gott, dessen Ehre vor allem zu verteidigen ist. Im Gegenteil können die Menschen so schlecht sein, daß sie nur noch den Peitschenhieb verstehen – sei er nun körperlicher oder verbaler Natur.

„Wir denken, daß die Aufhebung der Exkommunikationen einen unwiderstehlichen Prozeß des Sich-näher-Kommens in Gang setzen würde, der in einer Übereinkunft des Heiligen Stuhls mit der Priesterbruderschaft münden könnte oder wenigstens mit einem großen Teil der Bruderschaftskleriker und -gläubigen.“ Kommentar: Tatsächlich brachten die freundschaftlichen Kontakte zwischen Rom und der Bruderschaft im Januar 2009 einen solchen Prozeß in Gang. Nur ein gewisser Ausbruch der schrecklichsten Häresie der Neuzeit – des „Antisemitismus“ – mitten aus der Bruderschaft lähmte diesen Prozeß. Doch entweder ist eine katholische Versöhnung mit dem Zweiten Vatikanum kein Problem, oder aber die göttliche Vorsehung bewirkte den erwähnten „Ausbruch,“ denn er verhinderte – wenigstens für eine Weile – die falsche Versöhnung.

Abschließend sehen wir, daß die GREC-Gruppe, wie Millionen von modernen Katholiken, insbesondere die Einheit, Nicht-Streitlust, Versöhnung, Übereinkunft usw. sucht. Doch wo unter all diesen süßen Gefühlsduseleien spielt der Gott der Wahrheit eine Rolle? Ist er nur ein Zucker-Papi, welcher die Lügen der Menschheit absegnet, so lange sie nur einmütig lügen?

Kyrie eleison.

GREC – I.

GREC – I. on März 2, 2013

Vor etwas mehr als einem Jahr wurde in Frankreich ein kleines, 150seitiges Buch veröffentlicht, welches die Oberen einer gewissen Bruderschaft in große Verlegenheit bringen muß. Denn dieses Buch belegt, daß ihre Bestrebung nach Vereinigung mit der Neukirche viele Jahre zurückreicht – mindestens bis in die 1990er-Jahre. Wenn die Oberen stolz auf diese Einigungsbestrebung sind, so werden sie freilich nicht verlegen sein. Wenn sie allerdings diese Bestrebung seit vielen Jahren zu verschleiern suchen, so mögen zumindest die Leser dieses kleinen Buches aufwachen.

Ein Priester der Neukirche, Hw. Michel Lelong, schrieb dieses Buch und gab ihm den Titel „Für die notwendige Versöhnung“; zweifellos, weil er unverhohlen stolz ist auf seine Führungsrolle beim Versuch der GREC-Gruppe, die „notwendige Versöhnung“ herbeizuführen zwischen dem Zweiten Vatikanum und der Tradition, oder genauer gesagt zwischen den römischen Autoritäten und der Priesterbruderschaft St. Pius X. Im Jahre 1948 zum Priester geweiht und bereits vor dem Zweiten Vatikanum stark eingebunden in interreligiöse Beziehungen, begrüßte er „mit Freude und Hoffnung“ (kommt uns das bekannt vor? – Gaudium et spes? ) das Konzil, welches danach streben würde, die Kirche mit der modernen Zeit zu verbinden. Einer seiner Laienmitarbeiter bei dieser Arbeit war der angesehene französische Diplomat und Regierungsbeamte Gilbert Pérol, französischer Botschafter im Vatikan von 1988 bis 1992.

Als berufsmäßiger Diplomat und praktizierender Katholik glaubte Pérol fest an die Versöhnung der wahrhaft katholischen Priesterbruderschaft mit dem doch gewiß katholischen Vatikan. Wie hatte es überhaupt zu diesem Zusammenprall zwischen den beiden kommen können? Waren denn nicht beide katholisch? Der Zusammenstoß war ihm nicht nachvollziehbar. Also entwarf er im Jahre 1995 in einem kurzen Text eine Lösung, welche als Grundsatzpapier für eine Pariser Denkfabrik von Katholiken fungierte: der GREC ( Groupe Réflexion Entre Catholiques ). Pérols Text verdient einen Augenblick unsere Aufmerksamkeit, weil er das Anliegen von Millionen von Katholiken ausdrückt, welche ab den 1960er Jahren zwischen dem Konzil und der Tradition hin- und hergerissen waren.

Obwohl er kein Theologe sei, so Pérol, erfordere die derzeitige Situation in Kirche und Welt, daß das Problem der durch das Konzil gespaltenen Katholiken „mit ganz neuen Begrifflichkeiten dargelegt werden müsse.“ Eher als Diplomat schlägt er somit vor, daß Rom einerseits zugeben solle, den Tridentinischen Meßritus schlecht behandelt zu haben und daß es die Exkommunikationen von 1988 aufheben möge, während andererseits die Priesterbruderschaft das Konzil nicht rundweg ablehnen dürfe, und außerdem anerkennen müsse, daß Rom immer noch die höchste Kirchenautorität sei.

Mit anderen Worten schlug Pérol als echter Diplomat vor, daß, wenn nur jede Seite ein paar Schritte auf die andere zugehen würde, so dem schmerzlichen Zusammenprall zwischen Konzil und Tradition ein Ende gesetzt werden könnte, und fortan alle Katholiken „glücklich miteinander bis ans Ende ihrer Tage leben“ könnten. Auf diese Weise würde er und Millionen Katholiken nicht länger damit konfrontiert sein, entweder Rom zuliebe der Tradition, oder die Tradition zuliebe Rom verlassen zu müssen. Einfach entzückend. Endlich zurück in den Komfortbereich der 1950er Jahre. Doch diese Zeit ist für immer vergangen. Wo also liegt Pérols Denkfehler?

Der Fehler liegt gleich im Anfang von Pérols Ausführung, wo er sagt, daß er kein Theologe sei. Fürwahr mag er kein fachmännischer Theologe, wohl aber muß jeder Katholik ein Laientheologe sein, oder besser gesagt muß jeder seinen Katechismus gut kennen. Denn Glaubensfragen kann der Katholik nur im Licht der Lehre ebendieses Katechismus beurteilen. Die Warnung unseres Herrn, die Schafe von den Wölfen zu unterscheiden (Matthäus 7,15–20) war nicht nur für berufsmäßige Theologen gemünzt. Pérols Lossagung von der „Theologie“ zugunsten seiner Diplomatie ist ein weiteres Beispiel vom Unvermögen des modernen Menschen, die Wichtigkeit der Glaubenslehre zu begreifen. Dieses Unvermögen ist die wichtigste Lektion, welche wir aus diesem Buch über GREC zu lernen haben.

Kyrie eleison.

Gebet der Hl. Theresa

Gebet der Hl. Theresa on Februar 2, 2013

Es ist schier unbegreiflich, wie weit die Mehrzahl der Menschen von Gott abgekommen ist. Dabei ist doch er es, in welchem „wir leben, uns bewegen und sind“ (Apostelgeschichte 17,28). Ohne ihn können wir keinen Finger bewegen, keinen Gedanken hegen und keine natürlich gute Tat vollbringen, ganz zu schweigen von einer übernatürlich guten Tat. Ohne ihn können wir nur eines tun: sündigen – und selbst dann kommt bei der sündigen Tat die Tat an sich von Gott, während nur ihre Sündhaftigkeit von uns stammt. Denn die Sündhaftigkeit für sich allein genommen ist kein Wesen, sondern ein Mangel an Wesen.

Trotzdem behandelt die große Masse der Menschen Gott so, als ob er nicht existiere; oder wenn sie ihm eine Existenz zubilligt, dann behandelt sie ihn, als ob er keinerlei Bedeutung habe. Das ist ein wahrhaft unfaßbarer Stand der Dinge, welcher von Tag zu Tag schlimmer wird und der gewiß nicht andauern kann. Der heutige Zustand der Menschheit ist vergleichbar nur mit der Zeit Noahs. Die Verderbtheit der damaligen Menschen war an einem Punkt angelangt (Genesis 6,11–12), an welchem Gott nur noch ein Mittel zur Rettung einer beachtlichen Zahl von Menschen übrigblieb, wenn er ihnen ihr kostbarstes Talent, den freien Willen, lassen wollte – und beobachten wir doch nur, wie die Menschen reagieren, wenn jemand sie zu etwas zwingen will. Jenes Mittel war eine umfassende Züchtigung über die Menschen zu verhängen, während der sie allerdings noch Zeit zur Umkehr haben würden. Das war die Sintflut – ein historisches Ereignis, welches durch eine Unzahl geologischer Belege erwiesen ist.

Auf ähnliche Weise ist in den Augen Gottes gewiß auch heute eine weltweite Züchtigung das einzige Mittel, welches die Menschheit ihm gelassen hat, um wenigstens eine große Zahl von Menschen vor dem Grauen bewahren zu können, daß sie selber sich in die ewigen Verdammnis stürzen. Wie zur Zeit Noahs wird die Barmherzigkeit Gottes auch heute praktisch sicherstellen, daß bei weitem der größten Anzahl von Seelen – wenn nicht allen – die nötige Zeit und Erkenntnis zuteil wird, sich zu retten, wenn sie wollen. Im Nachhinein werden dann viele aus dieser großen Zahl von Geretteten (letztere werden leider nicht die Mehrheit sein) erkennen, daß nur diese Züchtigung sie davon abhielt, durch die heutige Verderbtheit in die Hölle mitgerissen zu werden.

Allerdings werden wir schnell erzittern vor dem sich entladenden gerechten Zorn eines majestätischen Gottes. Die Demonstration seiner Macht auf dem Gipfel des Berges Sinai erschreckte die Israeliten noch meilenweit (Exodus 20,18). Wir tun also in unserer Zeit gut daran, das berühmte Gebet der Hl. Theresa von Avila in Erinnerung zu rufen:

Nichts soll Dich ängstigen,

nichts Dich schrecken.

Alles geht vorüber,

Gott allein bleibt derselbe.

Alles erreicht

der Geduldige.

Und wer Gott hat,

der hat alles.

Gott allein genügt.

Heiligstes Herz Jesu, all das Vertrauen, welches ich fassen kann, lege ich in dich. Hilf doch meinem Mangel an Vertrauen!

Kyrie eleison.

Rückkehr des Fünziger-ismus

Rückkehr des Fünziger-ismus on Januar 12, 2013

Warum nur suchen die Oberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. nun die Gunst der Neukirche, um sich ihr anzuschließen, wo doch Erzbischof Lefebvre diese Bruderschaft eigens dafür gegründet hatte, der Neukirche zu widerstehen? Eine Antwort auf diese brennende Frage lautet, daß diese Oberen den Erzbischof nie richtig verstanden haben. Nach der Katastrophe des Zweiten Vatikanums in den 1960er-Jahren sahen sie im Erzbischof nur die möglichst nahtlose Fortsetzung der vor-katastrophalen Kirche aus den 1950er-Jahren. Im wirklichen Leben war der Erzbischof viel mehr als das, doch nachdem er gestorben war, trachteten die Oberen nur noch danach, in den gemütlichen Katholizismus der 1950er Jahre zurückzufallen. Mit ihrem Unterfangen, Jesus Christus ohne sein Kreuz haben zu wollen, standen sie auch nicht alleine da, denn schließlich ist das ein sehr beliebtes Rezept.

Der Katholizismus der 1950er-Jahre ist vergleichbar mit einem Menschen am Rande eines gefährlichen Abgrundes. Einerseits stand der Katholizismus damals noch in großer Höhe, denn sonst wäre das Zweite Vatikanum kein solcher Fall gewesen. Doch andererseits befand der Katholizismus sich bereits gefährlich nahe am Abgrund, denn sonst hätte er in den 1960er-Jahren nicht so jäh fallen können. In der Kirche der 1950er-Jahre war sicher nicht alles schlecht, aber doch viel zu nahe an der Katastrophe gewesen. Wie kann das sein?

Die Antwort lautet, daß die Katholiken der 1950er-Jahre im allgemeinen zwar äußerlich noch Erscheinungsbilder der wahren Religion aufrechterhielten, doch zu viele dieser Katholiken liebäugelten innerlich bereits mit den gottlosen Irrtümern der modernen Welt. Als da wären: Liberalismus (Freiheit sei das Wichtigste im Leben); Subjektivismus (daß also der Verstand und Wille des Menschen loszulösen von jeder objektiven Wahrheit und jedem objektiven Gesetz seien); Indifferentismus (es spiele deshalb keine Rolle, welche Religion der Mensch hat), und so weiter. Die Katholiken, welche den Glauben hatten und ihn nicht verlieren wollten, paßten sich allmählich diesen Irrtümern an. Sie wollten zwar noch die Hl. Sonntagsmesse besuchen und wahrscheinlich zur Beichte gehen, aber dennoch fütterten sie ihr Denken mit den abscheulichen Medien und rieben ihre Herzen an bestimmten Kirchengesetzen wie z.B. an der Ehe der Laien und am Zölibat des Klerus. Somit mochten diese Katholiken vielleicht noch den Glauben hochhalten, aber mit Sicherheit wollten sie immer weniger gegen den mächtigen Strom schwimmen dieser glitzernden und areligiösen Welt, welche sie ringsumher umgab. Kurz gesagt rückten die Katholiken immer näher an den Rand des Abgrundes heran.

Nun hat Erzbischof Lefebvre freilich seine Schwächen gehabt. Diese spiegeln, so darf man meinen, in den heutigen Schwierigkeiten der Bruderschaft sich wider. Begehen wir also nicht den Fehler, ihn zu vergötzen. Doch gewiß war er damals in den 1950er-Jahren ein Bischof, der sowohl ein katholisches Erscheinungsbild ausstrahlte, als auch tief im Innern die Substanz des Katholizismus besaß, wie die reichen Früchte seiner apostolischen Afrikamission bewiesen. Aus diesem Grund gelang ihm fast im Alleingang die Wiedererrichtung eines vorkonziliaren Seminars und einer Kongregation, während das Zweite Vatikanum die allermeisten seiner Bischofskollegen erfolgreich stark geistig beschädigte und lähmte. Viele gute junge Männer waren vom Anblick der katholischen Oase des Erzbischofs inmitten der konziliaren Wüste wie geblendet. Außerdem zog das Charisma des Erzbischof auch Berufungen an. Doch zehn bis zwanzig Jahre nach seinem Tode im Jahre 1991 scheint das Erbe des Erzbischof immer schwerer zu stemmen sein gegen den noch stärker gewordenen Strom der modernen Welt.

Der Last des Kreuzes – von Amtskirche und Welt verschmäht zu sein – überdrüssig, begannen die Bruderschaftsoberen davon zu träumen, noch einmal offiziell anerkannt zu werden. Inzwischen hat der Traum sich festgesetzt, denn Träume sind nun einmal viel netter als die Wirklichkeit. Beten wir für diese Bruderschaftsoberen. Die 1950er-Jahre sind vorbei und kommen nie wieder zurück.

Kyrie eleison.

Diverse „Kirchen“

Diverse „Kirchen“ on Dezember 1, 2012

Heutzutage herrscht große Verwirrung über die Identität der wahren Kirche unseres Herrn Jesus Christus hier auf Erden, sowie über die diversen Namen, mit denen sie benannt wird. Die gegenwärtige Verwirrung fußt hauptsächlich auf der derzeit größten Schwierigkeit der Kirche: das teuflische Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965). Versuchen wir, die Verwirrung etwas zu entwirren.

„Kirche“ stammt vom Altgermanischen „kiricha,“ welches wiederum vom griechischen Wort „kuriakon“ abgeleitet ist und „vom Herrn“ bedeutet. So hieß „Doma kuriakon“ dann „Haus des Herrn,“ und vom Gebäudenamen herkommend umfaßte das Wort „Kirche“ letztendlich auch jene Leute, welche regelmäßig in diesem Haus verweilten.

„Katholische Kirche“ bedeutet für viele ein Gebäude, aber in erster Linie meint sie die weltweite Menschengruppe („katholos“ heißt im Griechischen „universell,“ also allgemeingültig und weltumfassend), welche zusammen an dem einen Glauben, an der einen Sarakramentenreihe und an der einen Hierarchie teilhat – alle drei wurden vor 2000 Jahren vom fleischgewordenen Gott, unserem Herrn Jesus Christus, gegründet, als er auf Erden weilte. Leider fielen von dieser ursprünglichen Gruppe von Gläubigen, welche unser Herrn eingesetzt hatte, in regelmäßigen Abständen immer wieder einzelne Gruppen ab. Und doch behaupten diese abgefallenen Gruppen, daß sie die wahre Kirche Christi seien. Wie können wir dann wissen, welche seine wahre Kirche ist?

Die wahre „Kirche Christi“ besitzt vier Merkmale, wie sie genannt werden. 1) Einig: Unser Herr gründete nicht etwa mehrere Kirchen, sondern vereinte seine eine Kirche vor allem durch das Einssein im Glauben (vergleiche Johannes 17,21–23: „Damit sie alle eins seien“). 2) Heilig: Unser Herr gründete seine Kirche, um alle Menschen zum allheiligen Gott und in seinen heiligen Himmel zu führen (vgl. Matthäus 5,48: „Seid also vollkommen“). 3) Katholisch: Unser Herr gründete seine Kirche für die Menschen aller Länder in jedem Alter (vgl. Matthäus 28,19: „Geht darum hin und macht alle Völker zu Jüngern“). 4) Apostolisch: Unser Herr gründete seine Kirche als Monarchie, welche vom Apostel Petrus und seinen Nachfolgern regiert werde (vgl. Matthäus 16,18 „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen“; wobei das griechische Wort „petran“ Felsen heißt). Die wahre Kirche Christi ist dort, wo diese vier Merkmale vorhanden sind – und wo sie fehlen, ist auch die Kirche Christi nicht.

„Konziliare Kirche“ bedeutet, daß die gottzentrierte katholische Kirche unter die Herrschaft des menschenzentrierten Zweiten Vatikanischen Konzils gefallen ist und bis heute fällt. Der Bezug des Konziliarismus (als Essenz des Zweiten Vatikanum) zur wahren Kirche Christi entspricht dem Bezug der Fäulnis eines verfaulten Apfels zum Apfel, welchen die Fäulnis verdirbt. Diese Fäulnis besetzt den Apfel, hängt von ihm ab, kann ohne den Apfel gar nicht existieren und ist trotzdem vom Apfel sehr verschieden (so wie uneßbar verschieden ist von eßbar). Auf gleiche Weise besetzt auch der menschenzentrierte Konziliarismus die Kirche Christi derart, daß nur noch wenige Teile der Kirche unverdorben sind, mehr oder minder, aber dennoch ist der Konziliarismus vom Katholizismus so sehr verschieden, daß wir wahrhaftig sagen können: die konziliare Kirche ist nicht mehr die katholische Kirche. Nun ist aber die katholische Kirche sichtbar. Doch ist nicht auch die Konzilskirche sichtbar?

„Sichtbare Kirche“ meint alle Gebäude, alle Kirchenvertreter und alles Kirchenvolk, welche wir mit unseren Augen sehen können. Doch die Folgerung, daß die Konzilskirche sichtbar ist und deswegen die katholische Kirche sein muß, ist genauso „kindisch“ (Wort von Erzbischof Lefebvre für diesen Irrtum) wie die Folgerung, daß alle Löwen Tiere sind und daher alle Tiere auch Löwen sein müssen. Nur jener Teil der sichtbaren Kirche ist katholisch, welcher einig, heilig, universell und apostolisch ist. Die restlichen Teile stellen nur diverse Arten von Fäulnis dar.

Amtskirche oder auch offizielle Kirche bedeutet jene Kirche, die von den sichtbaren Kirchenvertretern geführt wird und ihnen folgt. Weil diese Kirchenvertreter heutzutage aber überwiegend konziliar sind, ist gemäß den vier Merkmalen auch die „Amtskirche“ überwiegend konziliar, also nicht katholisch. Auf ähnliche Weise meint der Begriff „Mehrheitskirche“ die heutige Amtskirche als Gegensatz zum kleinen „traditionalistischen“ Überrest. Doch sollten wir nicht behaupten, daß in der Mehrheitskirche es nichts mehr gebe, was einig, heilig, universell und apostolisch ist; genausowenig wie wir sagen können, daß alles im „traditionalistischen“ Überrest die vier Merkmale aufzeigt. Spreu und Weizen sind in der Kirche Christi stets gemischt (vgl. Matthäus 13,24–30).

Kyrie eleison.