Konziliarismus

Nochmals Sedisvakantismus – II

Nochmals Sedisvakantismus – II on Oktober 8, 2016

Für jede katholische Seele, die sich heutzutage der Schwere der Krise, in der die Kirche steckt, bewusst ist und darüber tiefen Schmerz empfindet, kann die Einfachheit des Sedisvakantismus, der die Kirche und die Päpste des Zweiten Vatikanischen Konzils als ungültig abstempelt, zu einer ernsthaften Versuchung werden. Schlimmer noch – die scheinbare Logik der ecclesiavakantistischen und sedisvakantistischen Argumente kann diese Versuchung in eine geistige Falle verwandeln, die bei einem Katholiken im ärgsten Fall zu einem völligen Verlust seines Glaubens führen kann. Aus diesem Grund greifen unsere”Kommentare“ aus dem Wust von Argumenten, die BpS in seinem letzte Woche hier erwähnten Artikel aus dem Jahre 1991 ins Feld führt, nun das Hauptargument heraus, um es einer eingehenderen Prüfung zu unterziehen. Fassen wir dieses Argument nochmals zusammen:

Obersatz: Die Katholische Kirche kann nicht scheitern (Gott selbst hat ihr verheissen, dass sie bis zum Ende der Zeiten Bestand haben wird; siehe Matthäus XXVIII, 20). Untersatz: Die Konzilskirche, oder Kirche des Novus Ordo, die sich dem Neomodernismus und dem Liberalismus vollständig unterworfen hat, ist doch gescheitert. Schlussfolgerung: Die Kirche des Novus Ordo ist in keiner Hinsicht katholisch, und ihre Päpste sind in keiner Hinsicht Päpste. In anderen Worten: Die Kirche ist blütenweiss, während die Neukirche tiefschwarz ist; somit sind Kirche und Neukirche grundverschieden. Auf Geister, die gerne in den Kategorien von schwarz und weiss denken und keine Zwischentöne kennen, wirkt dieses Argument sehr anziehend. Doch für Geister, die anerkennen, dass die Dinge im realen Leben oft grau oder eine Mischung von schwarz und weiss sind (ohne dass schwarz deswegen aufhört, schwarz zu sein, und ohne dass weiss aufhört, weiss zu sein), ist dieses Argument zu absolut, um wahr zu sein. Somit beinhaltet der Obersatz eine Übertreibung der Unmöglichkeit des Scheiterns der Kirche und der Untersatz eine Übertreibung des Scheiterns der Neukirche. Eine Theorie mag absolut sein, aber ihre Verkörperung in der Wirklichkeit ist selten absolut. Betrachten wir näher die Unmöglichkeit eines Abfalls der Kirche sowie den Abfall der Konzilskirche nun so, wie sie in Wirklichkeit sind.

Bezüglich des Obersatzes übertreiben die Sedisvakantisten oft die Unmöglichkeit eines Abfalls der Kirche genau so, wie sie die Unfehlbarkeit der Päpste häufig übertreiben, weil sie diese Übertreibungen zur Rationalisierung des gefühlsmässigen Abscheus darüber benötigen, was seit dem Konzil aus der Katholischen Kirche geworden ist. Doch so wie diese Unfehlbarkeit in Wirklichkeit nicht ausschliesst, dass manche Päpste der Kirchengeschichte schwerwiegende Irrtümer begangen haben, und nur dann Gültigkeit besitzt, wenn der Papst entweder – Gewöhnlich – sagt, was die Kirche stets gesagt hat, oder – Aussergewöhnlich – alle vier Bedingungen der Definition von 1870 erfüllt, schliesst auch die Unmöglichkeit eines Scheiterns der Kirche nicht aus, dass es in manchen Perioden der Kirchengeschichte äusserst schwerwiegende Formen des Abfalls gegeben hat, wie beispielsweise die Triumphe des Islam oder des Protestantismus oder derjenige des Antichrist (Lukas XVIII, 8). Somit ist die Unmöglichkeit eines Abfalls der Kirche durchaus nicht so absolut, wie BpS behauptet.

Was den Untersatz betrifft, so trifft es zwar zu, dass der Abfall der Konzilskirche wesentlich gravierender ist als jener des Islam oder des Protestantismus, weil er auf das Haupt und das Herz der Kirche in Rom zielt, was die beiden früheren Häresien nicht taten. Nichtsdestoweniger hat es ein halbes Jahrhundert Konzilskirche (1965–2016) nicht vermocht, die Kirche zu einem vollständigen Abfall zu veranlassen oder zu bewirken, dass sie in jeder Hinsicht versagte. Beispielsweise hat Erzbischof Lefebvre – und er stand nicht allein – von 1970 bis 1991 das Banner des wahren Glaubens geschwenkt; seine Nachfolger taten von 1991 bis 2012 mehr oder weniger dasselbe, und der von Feinden umzingelte „Widerstand“ bleibt dieser Linie bis heute treu. Und bevor die Kirche in einer nicht allzu fernen Zukunft auf menschlicher Ebene zusammenbricht, wird ihr vollständiges Scheitern zweifellos durch göttlichen Beistand verhindert werden, so wie kurz vor dem Ende der Welt (Matthäus XXIV, 21–22). Deshalb ist sogar das Konzil als Abfall der Kirche nicht dermassen absolut, wie BpS vorgibt.

Somit muss sein Syllogismus umformuliert werden. Obersatz: Die Tatsache, dass die Kirche ewig Bestand haben wird, schliesst zahlreiche schwerwiegende Beispiele von Abfall keineswegs aus, sondern lediglich einen totalen Abfall. Untersatz: Vatikan II war ein äusserst gravierender, jedoch nicht totaler Abfall der Kirche (auch wenn Katholiken, die sich seiner Gefahren bewusst sind, ihn zur Verhütung einer Ansteckung sorgsam meiden müssen). Schlussfolgerung: Die Unfehlbarkeit der Kirche schliesst Vatikan II nicht aus. Kurz gesagt, Gottes eigene Kirche ist grösser als alle Bosheit des Teufels oder des Menschen, selbst Vatikan II. Der Abfall der Konzilskirche mag in der gesamten Kirchengeschichte wohl beispiellos schwerwiegend sein, doch das ewige Bestehen der Kirche und die Unfehlbarkeit der Päpste kommen von Gott und nicht von den Menschen. Wie die Liberalen denken auch die Sedisvakantisten, menschlich, allzu menschlich.

Kyrie eleison.

Gegen den N.O.M.

Gegen den N.O.M. on August 27, 2016

In der Theorie ist der folgende Grundsatz durchaus klar: Um unserem Herrn zu folgen, müssen wir gemäß den unsterblichen Worten des hl. Augustinus „den Irrenden lieben, aber den Irrtum erschlagen.“ Das heißt einerseits, daß wir niemals den Irrtum auf eine solche Weise erschlagen sollen, daß wir auch den Irrenden erschlügen (also jene, welche im Irrtum sind, insofern sie nicht gefährlich und unverbesserlich sind), und andererseits, daß wir niemals die Irrenden auf eine solche Weise lieben sollen, daß wir auch ihre Irrtümer lieben würden. In der Praxis kann es freilich allzu leicht geschehen, daß wir vom Erschlagen des Irrtums in das Erschlagen des Irrenden schlittern, oder vom Lieben des Irrenden in das Lieben ihres Irrtums. Mit anderen Worten gesagt: „Die Kirche ist bei Grundsätzen kompromißlos, weil sie glaubt, doch ist sie in der Praxis tolerant, weil sie liebt. Und die Feinde der Kirche sind bei Grundsätzen tolerant, weil sie nicht glauben, und in der Praxis sind sie kompromißlos, weil sie nicht lieben.“ Das ist gut gesagt.

Falls noch jemand denken sollte, daß der Autor dieser „Kommentare“ vom Mitgefühl für die fehlgeleiteten Schafe des Novus Ordo zur Liebe der Irrtümer in der neuen Messe Pauls VI. schlittert, so seien nun Auszüge aus dem Brief eines älteren Lesers zitiert, dessen eigene bittere Erfahrung ihn zu dem Schluß geführt hat, daß die Katholiken des Novus Ordo keinen allzu großen Vertrauensbonus verdienen. Offensichtlich ist jener Leser mit einigen der Schlimmsten aus der Neukirche zusammengetroffen. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen . . .

Ich war ein typisches Grundschulkind in einer Pfarrei mit 2.500 Familien, und dies in einer Nachbarschaft, welche beinahe zu 60% katholisch war. Wir alle wurden noch in der alten Religion unterrichtet, und als in den 1970ern die konziliare Revolution damit begann, die Kirche zu zerstören, spürten wir instinktiv, daß etwas falsch lief. Nun aber hat jeder Katholik die Pflicht, der Tradition treu zu sein und herauszufinden, wo sie ist, beispielsweise in dem Lesestoff, welcher jedem zugänglich ist. 50 Jahre lang habe ich bei meinen katholischen Freunden und Familienangehörigen gebeten, gebettelt und gebetet, daß sie doch die Dinge, welche ich gelesen hatte, auch lesen möchten, aber sie wollen einfach nicht. Die große Mehrheit erfreut sich an der konziliaren Religion, mit ihren Scheidungen und leichten Annullierungen, mit ihren entgegenkommenden Predigern, mit Feminismus, Demokratie, Ehebruch, Homosexualität und „Liebe, Liebe, nichts als Liebe“ – all das hält diese Mehrheit am Novus Ordo fest und ist das glatte Gegenteil von echter Wahrheitsliebe.

Ich würde sagen, daß ich die Mentalität des Novus Ordo gut kenne, denn zwei Jahre lang kam ich in engen Kontakt mit Richtern, Priestern und Laien des Novus Ordo. Ich kann Ihnen versichern, daß sie nicht von der Wahrheitsliebe angetrieben werden. Bei diesen Kirchenautoritäten kann man zuverlässig davon ausgehen, daß sie fast alles, wenn nicht gar alles, tun, was die Novus Ordo-Katholiken von ihnen wollen, nämlich ihr sündiges Leben zu ignorieren. Es scheint, als ob die einzigen „Sünder,“ welche sie zu ermahnen, belehren oder einen Rat zu erteilen wagen, noch die Raucher, Umweltverschmutzer, gefühllose Traditionskatholiken oder Überbevölkerer sind. Denken sie daran, daß über 90% der verheirateten Katholiken künstliche Geburtenkontrolle benutzen und ihre Kinder lehren, dasselbe zu tun. Der Novus Ordo ist eine globale Organisation für Gewissensberuhigung und Neuerscheinungen im großen Stil geworden. Katholiken des Novus Ordo glauben wirklich, daß jeder in den Himmel käme. Sich „mit Furcht und Zittern um sein Seelenheil zu mühen“ (Philipper 2, 12) ist kein Gedanke, welchen sie in Erwägung ziehen.

Die Geburtenkontrolle stellte in der modernen Zeit einen Wendepunkt dar, weg vom Willen Gottes hin zum Willen des Menschen. Auf Geburtenkontrolle zu verzichten mag für diejenigen, welche in einer großen Stadt leben, fast unmöglich erscheinen, aber wer liegt im Irrtum, Gott, oder die moderne Großstadt? Gott gewährte seiner Kirche im Jahre 1968 eine großartige Möglichkeit, auf der richtigen Spur zu bleiben, indem er einen widerwilligen Paul VI. dazu inspirierte, der unveränderbaren Kirchenlehre treu zu bleiben – doch sofort wurden eine ganze Menge Kirchenmänner dem Papst gegenüber untreu. Das Ergebnis davon war das Entstehen der oben erwähnten „globalen Organisation für Gewissensberuhigung.“ Und wer mag abstreiten, daß ab 1969 die Ersatzfeier des wahren Meßopfers eine wichtige Rolle dabei spielte, daß ein großer Teil der Katholiken das Opferleben, um in den Himmel zu kommen, aufgab, um von nun an das leichte Leben zu genießen und dafür in die Hölle zu kommen? Was für eine Verantwortung der Priester!

Kyrie eleison.

Lehrgemässe Gefühle

Lehrgemässe Gefühle on Mai 21, 2016

Der „Kommentar“ von letzter Woche mag nicht jedermanns Geschmack gewesen sein. Doch dürfte der geneigte Leser erraten haben, daß der ungenannte Autor des langen Zitats vom gleichen Geschlecht war wie die angeführte hl. Theresa von Avila („leiden oder sterben“) und die hl. Maria Magdalena von Pazzi („leiden und nicht sterben“), denn das anonyme Zitat mag übermäßig gefühlsbetont erschienen sein. Allerdings war der Gegensatz zu Papst Benedikts zitierten Gefühlen (EC 460) aus der Woche zuvor durchaus beabsichtigt. Während der Text des Mannes Gefühle zeigte, welche die Doktrin steuern, zeigte der Text des Weibes Doktrin, welche die Gefühle leitet. Offensichtlich ist es natürlich besser, wenn ein Weib den lieben Gott voranstellt, so wie Christus im Garten Gethsemane („Vater, laß diesen Kelch an mir vorübergehen, aber nicht mein Wille geschehe . . .” ), als wenn ein Mann die Gefühle voranstellt und dann die katholische Doktrin und Religion in die Konzilsreligion abändert.

Dieser überraschende Gegensatz betont, daß die Vorrangstellung Gottes beinhaltet, die Doktrin an erste Stelle zu setzen, während die Vorherrschaft der Gefühle bedeutet, den Menschen an erste Stelle zu setzen. Allerdings geht es im Leben nicht darum, Leiden zu vermeiden, sondern in den Himmel zu gelangen. Wenn ich daher nicht an Gott glaube, sondern stattdessen den Mammon anbete (vergleiche Matthäus 6,24), so werde ich an kein Leben nach dem Tode glauben und daher für immer noch teurere Medikamente bezahlen, um das Leiden in diesem Leben zu vermeiden, da es kein Leben nach dem Tod gebe. So schaffen die westlichen „Demokratien“ einen ruinösen Wohlfahrtsstaat nach dem anderen, weil für einen demokratischen Politiker der sicherste Weg zum Gewinnen einer Wahl ist, Stellung für die „kostenlose Medizin“ zu beziehen. Das Kreisen um den eigenen Körper ist für viele Gottlose das einzige, was übrigbleibt. Folglich ruiniert die Gottlosigkeit den Staat: „Wenn nicht der Herr das Haus baut, so arbeiten umsonst die daran bauen“ (Psalm 126, 1); wohingegen „Glücklich diejenigen sind, deren Gott der Herr ist“ (Psalm 143, 15). Die Religion steuert also die Politik und die Wirtschaft gleichermaßen: bei jeder falsche Religion zu deren Schaden, und bei der wahren Religion zu ihrem wahrhaften Wohl.

Auf der Basis seines Gespräches vom Oktober 2015 (siehe EC 460) würde Benedikt vielleicht antworten: „Ja, aber welchen Nutzen hat eine Religion, an welche immer weniger Menschen glauben? Die katholische Religion aller Zeiten hat beim modernen Menschen die Griffigkeit verloren. Die Glaubenslehre von gestern mag so wahr sein, wie möglich, aber welchen Nutzen hat sie, wenn sie den modernen Menschen, so wie er heute ist und wo er steht, nicht mehr erreicht? Die Doktrin mag für die Seelen da sein, doch wie kann ich zum zeitgenössischen Menschen sprechen von dem erlösenden Leiden oder von der Erlösung, wenn für ihn das Leiden überhaupt keinen Sinn hat? Das Konzil war absolut nötig, um die Doktrin in eine für die modernen Menschen verständliche Form zu gießen.“

Auf diese Position, welche wenigstens implizit in Benedikts Gespräch enthalten ist, könnte eine etwaige Antwort so lauten: „Eure Heiligkeit, die Doktrin ist tatsächlich für die Seelen da, doch nicht, um sie auf die ewige Bestrafung vorzubereiten, sondern um sie davor zu bewahren. Die Doktrin besteht aus Worten, diese Worte drücken Vorstellungen aus, und diese Vorstellungen stammen letztlich von den wirklichen Dingen, welche wir uns vorstellen. Eure Heiligkeit, sind denn der liebe Gott, des Menschen unsterbliche Seele, der Tod, das letzte Gericht und die Unausweichlichkeit des ewigen Heils oder der ewigen Verdammnis nun Wirklichkeiten außerhalb meines Kopfes? Wenn diese Wirklichkeiten von mir unabhängig sind, hat dann irgendeine dieser Wirklichkeiten in den modernen Zeiten sich etwa verändert? Und wenn sie keine Veränderung erfuhren, drückt dann nicht die Doktrin, welche diese Wirklichkeiten ausdrückt, zusammen mit der Doktrin der Erbsünde, eine wirkliche Gefahr für jeden lebenden Menschen aus, in die Hölle fallen zu können? In diesem Fall mögen diese Wirklichkeiten so ungemütlich sein, wie sie wollen, doch welchen möglichen Gefallen erweise ich dann meinen Mitmenschen, wenn ich diese Doktrin netter sich anfühlen lasse, so daß ich die ewige Gefahr verschleiere, anstatt vor ihr zu warnen? Welche Gewichtung besitzen dann die Gefühle des Mitmenschen im Vergleich dazu, daß er die wahre Doktrin erfasse und sich ihr anpasse, um so letztendlich glückselig zu werden, anstatt in alle Ewigkeit grauenhaft gequält zu werden – in alle Ewigkeit?

Doch in unserer abgefallenen Welt wollen die meisten Menschen nur Fabeln erzählt bekommen (vergleiche zweiter Timotheusbrief 4,4), damit ein Polster unter ihre Sünden geschoben werde. Im Ergebnis müssen, damit das moralische Weltall im Gleichgewicht gehalten werde, eine gewisse Anzahl von nur Gott bekannten mystischen Seelen vorhanden sein, welche für Christus und für ihre Mitmenschen intensive Leiden auf sich nehmen. Eine angemessene Schätzung dürfte lauten, daß die meisten dieser Sühneseelen weibliche Wesen sind.

Kyrie eleison.

Erzbischöfliches Vermächtnis – II.

Erzbischöfliches Vermächtnis – II. on April 2, 2016

Die Nachfolger des Erzbischofs an der Spitze der Priesterbruderschaft St. Pius X. vermögen nicht zu verstehen, wie er den katholischen Glauben grundsätzlich vor die katholische Autorität stellte. Daher behaupteten sie im Jahre 2012 fälschlicherweise, daß sie des Erzbischofs Beispiel folgten, als sie beim Generalkapitel der Priesterbruderschaft in jenem Sommer alles einsetzten, um diesen Glauben zurück unter die Autorität zu stellen, indem sie das Tor zu einem politischen und nicht-doktrinalen Vertrag mit den Lügnern in Rom öffneten – denn was diese vertreten, „Katholizismus ist revolutionär,“ ist eine Riesenlüge. Diese Nachfolger verbreiteten jahrelang Gerüchte, wonach die Einigung bevorstünde, doch selbstverschuldet hat Rom sie in seiner Tasche, und das Risiko steigt, daß sie weitere Zugeständnisse machen, wie möglicherweise jenes katastrophale Gespräch vom 2. März 2016 in der Schweiz, welches der Generalobere einem professionellen Presse-Jäger gegeben hat. Das konziliare Rom vergißt nie, woran die Bruderschaft anscheinend sich nicht mehr erinnern will, daß die katholische Tradition und das Zweite Vatikanische Konzil absolut unvereinbar miteinander sind.

Allerdings gibt es Nachfolger des Erzbischof, welche diese Wahrheit nicht vergessen haben. Sie sind unter dem Namen „Widerstand“ firmiert, welcher logischerweise eher eine Bewegung denn eine Organisation ist. Denn durch das Festhalten an der Wahrheit entgegen der falschen Autorität sowohl von der Priesterbruderschaft als auch von Rom kann eine irgendwie geartete interne Autorität in dieser Bewegung bestenfalls ergänzter Natur sein, d.h. eine abnorme Autorität, welche von der Kirche wegen eines Notstandes zur Rettung der Seelen auf unsichtbare Weise ergänzt wird. Eine solche Autorität ist gerade durch ihre unsichtbare Übertragung (im Gegensatz zu den sichtbaren Zeremonien, bei welchen viele Formen von Autorität unter den Menschen übertragen werden) entsprechend schwächer und leichter anfechtbar als eine normale Autorität in der Kirche, welche letztlich immer vom Papst herkommt. Daher besitzt der „Widerstand“ zwar die Stärke der Wahrheit, hat aber gleichzeitig eine Schwäche vonseiten der Autorität, welche normalerweise für den Schutz des katholischen Glaubens unentbehrlich ist.

Ob glaubenstreue Katholiken nun innerhalb und außerhalb der „Tradition“ sich befinden, so müssen sie doch alle die vielen Konsequenzen in Betracht ziehen, welche diese vom Zweiten Vatikanischen Konzil der gesamtem Kirche auferlegte Trennung von Wahrheit und Autorität nach sich zieht. Wenn Gottes oberster Hirte mit der konziliaren Torheit geschlagen ist, wie können dann Gottes Schafe anders, als umfassend zerstreut zu sein (vgl. Zacharias 13,7; Matthäus 26, 31)? Um diesem Leiden zu entgehen, müßten die Katholiken nicht mehr zur katholischen Kirche gehören. Ist es das, was sie wollen? Jedenfalls dürfen die Katholiken momentan weder vom Verrat zu überrascht, noch von Spaltungen („diabolein“ auf griechisch) zu enttäuscht sein; denn wenn die Katholiken alle für die ewige Erlösung kämpfen, so sind die Spaltungen oft sehr bitter. Haben wir Geduld.

Weiterhin kann von den konziliaren Päpsten nicht mehr länger das Lebenselexier der wahren katholischen Autorität in die katholischen Institutionen fließen, womit auch die katholischen Personen nicht mehr länger auf die katholischen Einrichtungen sich verlassen können, was sie im Normalfall machen würden. Vielmehr muß jede solche Institution auf die Wahrheit durch eine Person sich verlassen, wie wir mit der Bruderschaft es gesehen haben, welche auf dem Erzbischof ruhte. Doch Personen ohne institutionelle Unterstützung oder Kontrolle sind immer von ihrer angeborenen Fehlbarkeit behaftet. Daher wäre die Erwartung töricht, daß irgendeine katholische Wahrheits-Gruppierung heute eine große Anzahl von Menschen anzöge. Die Katholiken mögen natürlicherweise nach Struktur, Hierarchie, Autorität und Gehorsam sich sehnen, aber diese Einrichtungen kommen nicht aus dem heiteren Himmel. So sind also Restbestände gewiß an der Tagesordnung. Haben wir Geduld.

Kurz gesagt müssen jene Katholiken, welche nach der Glaubensbewahrung streben, ihre wohlverdiente Strafe annehmen, allen menschlichen Illusionen und Fabrikationen abschwören, und im Gebet den allmächtigen Gott um sein Einschreiten anflehen. Wenn genügend Seelen ihm sich zuwenden, um seine Lösung anstatt ihrer eigenen zu erhalten, so werden sie erkennen, daß seine Vorsehung diese Lösung bereitgestellt hat in der Form der Aufopferung der ersten Samstage des Monats, um seiner Mutter Wiedergutmachung zu leisten. Sobald genügend Wiedergutmachung geleistet worden ist, wird Gott seinem Stellvertreter auf Erden die Gnade schenken, Rußland dem unbefleckten Herzen Mariens zu weihen, und dann wird die Ordnung anfangen, wiederhergestellt zu werden, so wie Gott versprochen hat. Um über die Praxis dieser Aufopferung zu lesen, verpassen Sie nicht die „Kommentare“ der nächsten Woche.

Kyrie eleison.

Streiten aus Gefühl

Streiten aus Gefühl on März 21, 2015

Beginnen wir mit einem Vergleich von gestern, denn sein Vorteil ist die Klarheit: Die schwere Last auf dem Rücken eines Maultiers auszugleichen, kann schwierig sein. Kippt sie nach links ab, muß man sie wieder nach rechts drücken. Rutscht sie nach rechts weg, muß man sie wieder nach links schieben. Doch ist dieses doppelte Schieben nicht widersprüchlich, weil sein alleiniger Zweck darin besteht, die Ladung ausgewogen zu halten. Auf ähnliche Weise bedeutet die wiederholte Argumentation dieser „Kommentare“ gegen den Sedisvakantismus nicht, dem Liberalismus das Wort zu reden oder den Sedisvakantismus für so schlecht zu halten wie den Liberalismus. Sondern diese Argumentation soll lediglich unterstreichen, daß die ungeheuerlichen Worte und Taten des jetzigen Besetzers des Heiligen Stuhles viele gute Katholiken dazu verlocken, ihren Verstand auszuschalten und die Wirklichkeit mit ihrem Gefühl zu beurteilen. Dies ist heute eine gängige Praxis, ist aber nicht katholisch.

Zum Beispiel sind die sedisvakantistischen Argumente bei genauer Untersuchung gar nicht mehr so überzeugend, wie sie auf den ersten Blick scheinen mögen. Betrachten wir zwei davon, welche zwei fromme und glaubensstarke Katholiken kürzlich auf meinen Schreibtisch servierten. Das erste Argument: Die Konzilspäpste, insbesondere Franziskus, haben die Brüder nicht im Glauben bestärkt. Dies zu tun sei jedoch das Wesen eines Papstes, weswegen die Konzilspäpste im wesentlichen keine Päpste seien. Als Antwort darauf müssen wir unterscheiden zwischen einem Papst seinem Sein nach, und einem Papst seiner Handlung nach. Im wesentlichen wird ein Papst dem Sein nach Papst durch seine gültige Wahl in einem Kardinalskonklave, oder, falls diese Wahl ungültig gewesen sein sollte, durch die Bekräftigung der Wahl infolge der Akzeptanz als Papst durch die Weltkirche (was bei mehr als einem Konzilspapst der Fall gewesen sein darf – weiß Gott). Im Gegensatz dazu ist ein Papst, welcher seine Brüder im Glauben bestärkt, im wesentlichen durch sein Handeln Papst. Sein und Handeln sind in dieser Hinsicht verschieden und können getrennt werden. Daher kann ein Papst seinem Handeln nach versagen, muß dann aber nicht aufhören, seinem Sein nach Papst zu sein. Dies ist gewiß bei mehreren, wenn nicht allen Konzilspäpsten, der Fall.

Das zweite Argument: Es sei lächerlich, wenn der einzelne, fehlbare Katholik selber als Richter über Irrtümer des unfehlbaren kirchlichen Lehramtes sich erhebe. Angesichts von offensichtlichen Irrtümern (wie dem Konziliarismus) durch dieses Lehramt (wie die Konzilspäpste) könne der einzelne Katholik nur schlußfolgern, daß dies keine echten Päpste seien. Als Antwort darauf wenden wir ein, daß der Papst nicht notwendigerweise das unfehlbare Lehramt der Kirche ist. Wenn er weder alle vier strengen Bedingungen für das Außerordentliche Lehramt in Anspruch nimmt, noch in Übereinstimmung mit dem Ordentlichen Lehramt der Kirche spricht, dann ist der Papst fehlbar; und wenn er noch dazu dem Ordentlichen Lehramt widerspricht, so ist er sogar gewiß im Irrtum und kann also von jedem Katholiken (oder Nichtkatholiken!) durch rechten Gebrauch seines gottgegebenen Verstandes als Irrender beurteilt werden. Warum sonst hätte unser Herr vor falschen Propheten und Wölfen im Schafspelz uns alle gewarnt (Matthäus 7, 15–20)?

Beide vorgestellten Argumente entspringen oft einem gefühlsmäßigen Zurückweisen der Konzilspäpste, nach dem Motto: „Diese Päpste haben die Kirche so mißhandelt, daß ich einfach nicht akzeptieren kann, daß sie Päpste gewesen sind!“ Doch angenommen, wir wären Zuschauer des ursprünglichen Kreuzweges unseres Herrn gewesen. Hätten wir dann nicht auch sagen können: „Das ist eine solche Mißhandlung Jesu Christi, daß ich einfach nicht mehr annehmen kann, daß er Gottes Sohn ist!“? Wäre dann nicht mein gefühlsmäßiges Zurückweisen der Mißhandlung richtig, jedoch meine Schlußfolgerung falsch? Die Konzilspäpste umgibt etwas Geheimnisvolles, woran die Sedisvakantisten einfach vorbeigehen.

Freilich kann eines Tages, wenn die Kirche wieder bei Sinnen ist, die einzig zuständige Autorität in Rom erklären, daß alle Konzilspäpste keine Päpste gewesen waren. Doch von heute bis zu jenem Zeitpunkt sind die bisher als Beweis vorgebrachten Argumente, warum der Heilige Stuhl unbesetzt sei, nicht so schlüssig, wie man sie kann scheinen lassen.

Kyrie eleison.

Erzbischof Kommentiert – I.

Erzbischof Kommentiert – I. on Januar 3, 2015

Für die heutigen kirchlichen Autoritäten „ gibt es keine feste Wahrheit und kein Dogma. Alles befindet sich in der Entwicklung. “ So sprach Erzbischof Lefebvre (1905–1991) im Jahre 1991 (siehe „Eleison Kommentare“ von letzter Woche). Denn am Ende seines Lebens sah der Erzbischof klarer als je zuvor, womit er es bei seiner heldenhaften Verteidigung des Glaubens zu tun gehabt hatte. Seither haben die Liberalisten (die sich nicht als solche erkennen?), welche direkt nach seinem Tod seine Priesterbruderschaft St. Pius X. übernahmen, immer noch nicht das schwerwiegende und vom Erzbischof erkannte Problem begriffen. Deswegen möchten diese „Kommentare“ das neue Jahr damit beginnen, die tödliche Wunde der heutigen Kirche und Welt noch einmal offenzulegen.

Als Immanuel Kant (1724–1804) den Aufstand des Menschen gegen Gottes Wirklichkeit zu einem philosophischen System errichtete – auf der völlig falschen Behauptung basierend, daß der Menschenverstand das Objekt, wie es an sich ist, nicht erkennen könne –, begannen alsbald die philosophischen Fakultäten der Universitäten in aller Welt, die Menschen mit Verrücktheit zu überhäufen; denn die Menschheit wollten die Freiheit zu ihrem Gott erheben, und Kant bot ihnen die höchstmögliche Freiheit – jene des Verstandes von seinem Objekt.

Die von der Kantianischen Phantasie noch nicht verseuchten Katholiken wissen hingegen, daß Gott und sein Himmel durchaus außerhalb und unabhängig von ihrem kleinen Verstand existieren. Und wenn sie in aller Ewigkeit glückselig sein möchten, so sollte ihr Verstand lieber in der objektiven Wirklichkeit als in der subjektiven Phantasiewelt leben. Deshalb standen während anderthalb Jahrhunderten eine gottgegebene Reihe von anti-liberalistischen Päpsten gegen die liberalistische Welt auf, welche ringsherum immer verrückter wurde, und schützten die Kirche vor dem angesehenen und beliebten Subjektivismus. Doch spätestens in den 1950er-Jahren beteten die Kardinäle und Bischöfe nicht mehr genügend, um diesen Schutz ihres Verstandes und ihres Herzens aufrechtzuerhalten gegen diesen Wahnsinn, in der Kirche als „Modernismus“ bekannt. So wählten sie dann auf dem Konklave des Jahres 1958 einen der ihren: den angeblich „guten“ Johannes XXIII., ein Liberalist (der sich nicht als solcher erkannte? Gott allein weiß es), welcher im Jahre 1962 wie geplant das verheerende Zweite Vatikanische Konzil ins Leben rief.

Warum verheerend? Weil der Wahnsinn des Subjektivismus (also die Ablehnung der objektiven Wirklichkeit), anstatt weiterhin durch die höchsten Kirchenautoritäten gänzlich verurteilt zu werden, jetzt von ihnen angenommen und zur offiziellen Grundlage von kirchlichem Lehren und Handeln erhoben wurde (bewußt oder unbewußt? Das weiß Gott allein). Das Problem könnte nicht schwerwiegender sein. Die Amtsträger in Gottes wahrer Kirche, berufen, um Gottes objektive Wahrheit der Erlösung zu verkündigen und verteidigen, filterten diese Wahrheit von nun an durch ihre subjektiven Köpfe. Stellen wir uns vor, nur über die dreckigsten Flaschen zu verfügen, um den allerbesten Wein zu lagern – er könnte nur ruiniert werden. Auf ähnliche Weise können die heutigen Autoritäten der Konzilskirche Gottes Wahrheit nur ruinieren.

Dies sagte Erzbischof Lefebvre im Jahre 1991: „ Wir haben es mit Personen (an der Spitze der Kirche) zu tun, welche eine andere Philosophie und eine andere Sichtweise haben als wir; Personen, welche beeinflußt sind von sämtlichen modernen und subjektivistischen Philosophen. Für sie gibt es keine feste Wahrheit und kein Dogma. Alles befindet sich in der Entwicklung. Das ist wirklich die freimaurerische Zerstörung des Glaubens. Zum Glück haben wir (Traditionalisten) die Tradition, worauf wir uns stützen dürfen.

Doch was widerfuhr der Tradition, als sie des Schutzes durch den Erzbischof verlustig wurde? Leider haben die Autoritäten an der Spitze der Priesterbruderschaft, welche für rund 40 Jahre federführend die Verteidigung des objektiven Glaubens anführte, nicht ernsthaft genug gebetet, um ihren Verstand und ihr Herz gegen dieselbe Ansteckung mit dem Subjektivismus zu schützen. Auch sie haben den Primat der objektiven Wahrheit verloren und so werden sie nun von den Römern ausgespielt wie der Fisch vom Fischer. Erzbischof Marcel Lefebvre, bitte für uns!

Kyrie eleison.