Konziliarismus

Konzilskirche?

Konzilskirche? on Juni 7, 2014

Der Begriff „Konzilskirche“ drückt offensichtlich eine echte Wirklichkeit aus und meint die große Menge an Menschen und Institutionen, welche zwar selber als katholisch sich bekennen, tatsächlich jedoch immer mehr in die neue humanistische Religion des Zweiten Vatikanischen Konzils abrutschen. Das „Rutschen“ ist hier wichtig, denn der Konziliarismus, gleich Neo-Modernismus, wurde so entworfen, daß Katholiken den Anschein vom Glauben aufrechterhalten können, während sie tatsächlich seine Substanz entleeren. Im konkreten Einzelfall kann der jeweilige Katholik diesen Vorgang zwar so langsam oder schnell gestalten, wie er möchte, und er muß ihn nicht notwendigerweise zum Abschluß bringen. Doch der Konziliarismus in seiner abstrakten Form ist dem Katholizismus genau entgegengesetzt und, zum Abschluß gebracht, zerstört er den Glauben und die Kirche, wie geplant.

Dieser Vorgang ist eigentlich nicht allzu schwer zu begreifen. Doch die Liberalen an der Spitze der Priesterbruderschaft St. Pius X., welche nach einer Übereinkunft mit den Konziliaristen in Rom trachten, haben alles unternommen, um den Unterschied zwischen Konzilskirche und katholischer Kirche durcheinanderzubringen. Beispielsweise führen sie ins Feld, daß die Kirche sichtbar ist, und weil die Konzilskirche sichtbar ist, so sagen sie, daß die Konzilskirche die Kirche sei. Dabei wurde dieses Argument schon vor Jahren von Erzbischof Lefebvre als „kindisch“ verworfen (weil viele nicht-katholische „Kirchen“ sichtbar sind). Ähnlich kindisch ist das Argument, daß, weil es nur eine Kirche gibt, daher die Konzilskirche und die katholische Kirche ein- und dieselbe sein müßten (tatsächlich gibt es tausende von falschen „Kirchen“).

Nun ist die Wahrheit glücklicherweise nicht allzu kompliziert: Die katholische Kirche ist ein lebendiger Organismus, welcher sowohl göttlich als auch menschlich ist – etwa wie ihr Gründer, unser Herr Jesus Christus. Der göttliche Teil der Kirche als seine makellose Braut kann nicht verderben und auch nicht verdorben werden. Doch der aus sündigen Menschen bestehende Teil der Kirche kann teilweise verfaulen, wie jeder andere lebende Organismus auch. Zum besseren Verständnis, wie die Beziehung der Konzilskirche zur katholischen Kirche aussieht, ist das Gleichnis von einem faulenden Apfel hilfreich.

Einerseits gehört die Fäulnis zum Apfel. Denn alles Verfaulte war einst Apfel. Doch ist die Fäulnis der verdorbene Teil des Apfels, ein Parasit an ihm, welche ohne Apfel nicht existieren kann und fest an ihm kleben bleibt, bis der verfaulte Teil abfällt. Auf ähnliche Weise gehört der Konziliarismus insofern zur katholischen Kirche, als alles Konziliare einst katholisch war; doch ist er eine Verderbtheit in und ein Parasit an der Kirche, welcher ohne sie nicht existieren kann und fest an einem bestimmten Teil der katholischen Kirche kleben bleibt, bis er auch diesen Teil plangemäß zerstört hat.

Doch andererseits gehört die Fäulnis nicht zum Apfel. Denn kein Apfel existierte ursprünglich für das Verfaulen. Die Fäulnis ist die Umwandlung eines Teils des Apfels, eine Verderbtheit des und ein Parasit am Apfel, welche den Apfel zum schlechteren wandelt und in etwas sehr Verschiedenem vom Apfel endet – etwas, worüber kein normaler Mensch sagen würde, es könne gegessen werden oder es sei dem Apfel gleich. Auf ähnliche Weise gehört der Konziliarismus nicht zur katholischen Kirche, weil er eine Verderbtheit des Katholischen und ein Parasit an allem Katholischen ist. Der Konziliarismus wandelt den menschlichen Teil der katholischen Kirche zum schlechteren um und endet in etwas wesentlich Nicht-Katholischem, welches kein normaler Katholik katholisch nennen oder sich damit verbinden würde, ohne Gefahr zu laufen, den Glauben zu verlieren.

Kurz gesagt ist der Konziliarismus die Fäulnis, und die „Konzilskirche“ ein verfaulender Teil der menschlichen Seite der einzigen göttlich-menschlichen Kirche. Während die katholische Kirche bis zum Ende der Zeit existieren wird (Matthäus 28,20), bleibt in der Geschichte die „Konzilskirche“ nur eine von vielen Parasiten-„Kirchen,“ welche von dem lebt, was sie verdirbt und das verdirbt, wovon sie lebt. Sollen die verworrenen und verwirrenden Liberalisten doch dahin gehen, wo der Pfeffer wächst!

Kyrie eleison.

Widerstands-Ausrichtung – II

Widerstands-Ausrichtung – II on April 26, 2014

Der Glaube muß bewahrt werden, selbst wenn der Hirte geschlagen ist (vergleiche EC 348). Wenn es einen Mann gegeben hat, der uns zeigte, wie man den Glauben selbst in unseren schlimmen Zeiten aufrechterhält – und zwar durch die Erhaltung des wahren Meßopfers und des wahren katholischen Priestertums –, so war dies gewiß Erzbischof Lefebvre (1905–1991). Weil die von den konziliaren Hirten über die Kirche gebrachte Katastrophe seit der Zeit des Erzbischofs im Wesen sich nicht geändert hat, so gelten seine Worte und Taten wesentlich auch noch heute. Das beste, was ein Neuling bezüglich dieser Katastrophe machen kann, ist, die Worte des Erzbischofs zu lesen und zu studieren.

Weil allerdings seit seinem Tod das Unheil noch deutlich gewachsen ist, tut jede sogenannte „Widerstandsbewegung“ heute gut daran, all jene Lektionen zu lernen, welche aus dem Untergang der Priesterbruderschaft St. Pius X. ziehbar sind – jener Bruderschaft, die zu gründen die gewaltige Errungenschaft des Erzbischofs darstellte, um in der zusammenbrechenden Amtskirche den Glauben zu bewahren. Also warum führen die heutigen Oberen der Bruderschaft sie in eine andere Richtung als Erzbischof Lefebvre, so daß sie ebenfalls zusammenzubrechen droht?

Der Grund lautet meines Erachtens so: die Bruderschaft wählte nach dem Tode des Erzbischofs im Jahre 1991 auf ihren Generalkapiteln in den Jahren 1994 und 2006 Generalobere, welche die konziliare Katastrophe nie richtig begriffen hatten, denn sie selber waren Kinder der unterwanderten 1950er-Jahre, sowie der revolutionären 1960er-Jahre und danach. Weil diese Männer die Revolution sozusagen mit der Muttermilch eingesogen hatten, verstanden sie nicht, daß diese Revolution auch Kirchenmänner, welche nach außen hin noch katholisch scheinen, von innen heraus zerstört. Kurz gesagt haben diese Oberen entweder nie selber den Modernismus studiert oder aber nie begriffen, was sie da studiert hatten; oder vielleicht waren sie auch zu „fromm“ oder „übernatürlich“ für die Erkenntnis, daß der Modernismus just auf die vor ihnen stehenden Amtskirchenmänner zutreffen könnte.

Während also Erzbischof Lefebvre klar erkannte, daß die Konzilskirche durch ihren Verlust aller vier Kennzeichen der katholische Kirche (einig, heilig, katholisch, apostolisch) nicht die katholische Kirche sein konnte, so beharren heute Bischof Fellay (Generaloberer seit 1994) und Pater Niklaus Pfluger (Erster Generalsekretär seit 2006) auf der Annahme, daß, weil es nur eine Kirche geben kann, die Konzilskirche die katholische Kirche sein müsse. Daraus folgt: während Erzbischof Lefebvre seine Bruderschaft auf sicherer Distanz zur Konzilskirche hielt, wollen heute Bischof Fellay und Pater Pfluger diese Distanz aufheben und die Bruderschaft in diese Kirche, welche konziliar ist, zurückbringen. Und sowohl Bischof Fellay als auch Pater Pfluger werden erst dann sich katholisch fühlen, wenn sie dies erreicht haben.

Doch der Glaube ist keine Sache von Gefühlen, sondern des Verstandes. Wer somit, aus welchen Gründen auch immer, erkannt hat, daß die momentane Bruderschaftsführung auf dem Holzweg ist, der muß fortfahren und das ganze Problem der Weltrevolution studieren, also den Modernismus und das Zweite Vatikanum. Das ist gewiß eine große Aufgabe, denn selbst wenn wir über das Lehrbuchwissen dieser Revolution verfügen, so kann es doch passieren, daß wir sie nicht erkennen, selbst wenn sie direkt vor unserer Nase ist. Beispielsweise, wenn ich so nett mich fühle, weil ich zu fühlen meine, daß alle anderen nett seien, so entgeht mir schnell die objektive Falschheit fast aller von uns, so wie Gott uns sieht. Sicherlich bedarf es einer speziellen Gnade Gottes, um zwar diese Falschheit zu erkennen, welche Gott sieht, ohne trotzdem unser Mitleid zu verlieren. Doch kann die Seele diese Gnade erhalten, so sie Gott e rnsthaft sucht, insbesondere durch das Gebet.

Gott ist gut zu denen, welche ihn suchen, sagt die hl. Schrift an vielen Stellen. Unter der Voraussetzung, daß er existiert, könnte er anders als in höchstem Maße gut zu jenen sein, welche ihn suchen?

Kyrie eleison.

Gelähmte Autorität

Gelähmte Autorität on Juni 1, 2013

Eine Anzahl guter Katholiken wünscht, daß als Ersatz für die Priesterbruderschaft St. Pius X. eine neue Kongregation gegründet werde. Zwar teile ich durchaus ihre Besorgnis, daß die Bruderschaft gegenwärtig auf dem besten Weg ist, ihre vormals ruhmreiche Verteidigung des katholischen Glaubens und Lebens aufzugeben. Deswegen habe ich auch Verständnis für den Wunsch dieser Katholiken, daß eine andere und ähnliche Kongregation als Ersatz entstünde, doch glaube ich nicht, daß dies möglich ist. Den Grund dafür möchte ich kurz darlegen.

Im Jahre 1970 schrieb Erzbischof Lefebvre die Gründungsprinzipien und insbesondere die Satzungen nieder, auf welchen die künftige Priesterbruderschaft fußen und funktionieren würde. Bei diesem Unterfangen legte der Erzbischof großen Wert darauf, vom Bischof der katholischen Diözese, wo das Ursprungshaus der Bruderschaft stand, eine offizielle Genehmigung zu erhalten. Denn für den Erzbischof machte das Erhalten oder Nichterhalten dieser Genehmigung den großen Unterschied aus zwischen der Gründung einer Kongregation der katholischen Kirche oder einer privaten Gesellschaft auf eigene Faust. Während er größtes Interesse daran hatte, eine katholische Kongregation zu gründen, so interessierte ihn eine Privatinstitution nur wenig.

Als der Erzbischof dann Bischof Charrière von der Diözese Genf, Lausanne und Freiburg (in der Schweiz) besuchte, um diese Genehmigung zu erhalten, war er anfangs nicht gerade hoffnungsvoll. Denn die konziliare Revolution war bereits in vollem Gange und ja seinen Satzungen genau entgegengesetzt. Doch fügte es sich, daß Bischof Charrière seine Zustimmung gab; vielleicht, weil er wußte, daß er bald in Rente gehen würde. Wie dem auch sei, Erzbischof Lefebvre kehrte jubelnd nach Ecône zurück, und ein Bericht besagt, daß er dabei die Satzungen triumphierend in der Luft geschwenkt habe.

Für den Erzbischof bedeutete dies, daß er von nun an, und soweit es ihn betraf, die kirchliche Autorität besaß, um eine Kongregation der Kirche aufzubauen. Auch wenn Rom einige Jahre später versuchen würde, diese Autorität wieder zurückzuziehen, so war dieser römische Versuch seinem Wesen nach und gemäß den Kirchengesetzen so dermaßen ungerecht, daß der Erzbischof niemals zögerte, weiterhin die gesamte Autorität eines klassischen Kongregationsoberen innerhalb der Bruderschaft auszuüben. Diese klassische katholische Autorität hat eine solche Kraft, daß durch das Einspannen dieser Autorität vor die konziliaren Lügen es den Konzilspäpsten gelang, fast die ganze universelle Kirche zu zerstören. Und weil heute diese Autorität innerhalb der Bruderschaft vor ein praktisches Abkommen mit Konzilsrom gespannt wird, zerstört sie jetzt praktisch die Priesterbruderschaft. Auf der anderen Seite maßte Erzbischof Lefebvre sich jedoch niemals eine Autorität über Priester, Nonnen und Laien außerhalb der Bruderschaft an, sondern war diesen Personen lediglich Vater, Berater und Freund.

Doch heute sind die Tage eines Bischof Charrière lange vorbei. Wieviele vernünftige Bischöfe gibt es denn in der Amtskirche noch? Würde jemand von ihnen heute noch traditionelle und antikonziliare Satzungen genehmigen? Es scheint fast so zu sein, daß damals, als der Erzbischof mit seinen katholischen Satzungen in der Hand aus der katholischen Burg hinausmarschierte, hinter ihm das konziliare Fallgatter herunterfuhr. Einer der vier Bruderschaftstheologen sagte nach den Glaubensgesprächen der Jahre 2009 bis 2011 über die römischen Theologen: „Sie sind geistig krank, besitzen aber die Autorität.“ Die Priesterbruderschaft St. Pius X. war gewiß die letzte klassische Kongregation, welche in ihrer Linie gegründet wurde – jedenfalls bis nach der kommenden Züchtigung Gottes. Und dabei hat die Bruderschaft gar nicht lange ausgehalten.

Aus diesem Grund gilt nach meiner Meinung nun das Sprichwort: „Was man nicht kann ändern, muß man lassen schlendern!“ Deshalb fasse ich vorerst nur ins Auge, ein Vater, Berater und Freund zu sein für all jene Seelen, welche um eine bischöfliche Führung und Unterstützung bitten. Selbst diese Aufgabe ist groß genug. Möge Gott uns allen beistehen.

Kyrie eleison.

GREC – IV.

GREC – IV. on April 27, 2013

Eine Leserin des ersten „Eleison Kommentars“ über GREC (Ausgabe EC 294 vom 2. März) beklagte sich brieflich bei mir, daß ich GREC mißverstanden hätte. Zu Erinnerung: GREC ist jene Pariser Gruppe von Katholiken, welche in den späten 1990iger-Jahren gegründet worden war mit dem Ziel, Traditionalisten und Amtskirchen-Katholiken zusammenzubringen, damit diese zum Wohle der Mutter Kirche friedlich miteinander nachdenken und sprechen könnten. Gerne korrigiere ich sachliche Fehler, auf welche die Leserin mich hinwies. Auch gebe ich gerne meine von dieser Leserin herausgestellten persönlichen Mängel zu. Allerdings muß ich ihr in einem wesentlichen Punkt widersprechen.

Zuerst zu den sachlichen Fehlern: Herr Gilbert Pérol war nicht, wie ich schrieb, französischer Botschafter im Vatikan, sondern in Italien. Außerdem war er kein „Laienmitarbeiter“ von Hw. Michel Lelong vom Orden der Weißen Väter, sondern sein Freund. Und zu guter Letzt wurde GREC nicht in „den Salonen von Paris“ gegründet, sondern in der Wohnung der Botschafterwitwe Frau Huguette Pérol. Wie mir mitgeteilt wurde, übernimmt Frau Pérol die volle Verantwortung für die Gründung von GREC, die nur erfolgt sei, um der Kirche zu helfen, und die mithilfe von Personen stattgefunden habe, welche „fähig sind und denen daran liegt, treu zum Evangelium und der Tradition zu stehen.“

Bezüglich meiner Mängel schrieb sie mir, daß ich „völlig eingebildet“ und „ignorant“ sei, daß mir Bescheidenheit und Diplomatie abgehe, daß ich ungenügenden Respekt vor Toten zeigen würde und daß ich meinen Kommentar in einem sarkastischen Ton abgefaßt hätte, welcher weder einer gebildeten Person noch eines Priesters würdig wäre. Gnädige Frau, wie froh wäre ich doch, wenn dies meine schlimmsten Fehler wären, für welche ich vor Gottes Richterstuhl mich werde verantworten müssen. Bitte beten Sie für mein persönliches Gericht.

Meinen Sarkasmus betreffend möchte ich jedoch geltend machen, daß ich nicht Herrn Pérol im Blick hatte, als ich über die Nostalgie der heutigen Katholiken bezüglich des Katholizismus der 1950iger-Jahre spottete. Vielmehr hatte ich die Menge an heutigen Katholiken vor Augen, welche nicht erkennen, warum Gott in erster Linie zuließ, daß das Zweite Vatikanum die Amtskirche von der katholischen Tradition trennte, und trotzdem will diese Menge zum vorkonziliaren Rührseligkeitsglauben zurückkehren, welcher ja erst schnurstracks zum Vatikanum II geführt hat! Gnädige Frau, dieser entscheidende Punkt hat nichts mit subjektiven Personen, aber alles mit objektiver Doktrin zu tun.

Aus diesem Grund muß ich Ihnen widersprechen hinsichtlich der angeblichen Fähigkeit und Glaubenstreue jener Personen, welche der Frau Pérol beim Gründen von GREC halfen. Daß ein Berufsdiplomat auf die Mittel der Diplomatie zurückgreift, um Grundsatzprobleme doktrineller Art zu lösen, ist verfehlt, aber immerhin verständlich. Daß ein Konzilspriester wie Hw. Lelong ein solcherart diplomatisches Unterfangen förderte, ist auf noch ernstere Weise verfehlt, aber immer noch verständlich vor dem Hintergrund, daß das Zweite Vatikanum die gesamte Doktrin untergrub, indem es den Subjektivismus in der Kirche amtlich machte. Kaum annehmbar ist hingegen, von einer „Fähigkeit und einem Anliegen für das Evangelium und die Tradition“ bei jenen Priestern zu sprechen, die unter Erzbischof Lefebvre ausgebildet worden waren, um die doktrinelle Katastrophe des Zweiten Vatikanums überhaupt erst zu verstehen. So wohlmeinend deren Absichten auch gewesen sein mögen, so hätten diese Priester doch niemals eine grundsätzlich diplomatische Bestrebung fördern, geschweige denn einen aktiven Anteil daran haben dürfen, um eine grundsätzlich doktrinelle Katastrophe zu lösen.

Dennoch trifft auch im Falle dieser Priester teilweise das französische Sprichwort zu: „Alles zu verstehen, heißt alles zu verzeihen.“ Der Erzbischof entstammte einer früheren und gesünderen Generation. Die genannten Priester aber entspringen einer Welt, welche von zwei Weltkriegen erschüttert ist. Es ehrt diese Priester, daß sie für ihre Ausbildung auf die Person des Erzbischofs zurückgriffen. Und während er noch lebte, erhob er uns alle. Doch nahmen diese Priester leider nie seine Doktrin in sich auf. Als er dann starb, fingen sie innerhalb weniger Jahre an zurückzufallen. Und doch lag der Erzbischof richtig, während diese Priester und GREC – verzeihen Sie mir, gnädige Frau – falsch liegen. Gebe Gott, daß sie auf die rechte Spur zurückkommen.

Kyrie eleison.

Doktrinelle Erklärung – I.

Doktrinelle Erklärung – I. on April 13, 2013

Am 15. April des letzten Jahres erstellte der Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X. eine sogenannte Doktrinelle Erklärung als Grundlage für die Wiedereingliederung der Bruderschaft in die Amtskirche. Fast ein Jahr später ist diese Erklärung nun in der Öffentlichkeit aufgetaucht. Der Generalobere legte sein Dokument so an, daß es sowohl den Konzilsrömern als auch den Traditionalisten gefallen sollte (öffentlich sagte er über seine Erklärung: „Sie kann mit dunkel getönter oder mit rosaroter Brille gelesen werden.“) Sie gefiel den Römern, welche feststellten, daß die Erklärung einen „Fortschritt“ in ihre Richtung darstellte. Hingegen gefiel sie den Traditionalisten nicht, weil diese in ihr (soweit sie sie kannten) genug Doppeldeutigkeiten fanden, um die Erklärung als einen Verrat am Kampf Erzbischof Lefebvres für den wahren Glauben zu sehen – und zwar ein Verrat dergestalt, daß die Römer diese Erklärung nur hätten akzeptieren müssen, um seine Bruderschaft zu zerstören.

Als der Generalobere am 11. Juni 2012 die Römer traf, um ihre Entscheidung entgegenzunehmen, ging er herzigerweise davon aus, daß sie seine Erklärung akzeptieren würden. Daß die Römer die Erklärung dann doch nicht akzeptierten, erklärten zahlreiche Beobachter mit der dazwischengekommenen Veröffentlichung des Briefes der drei Bruderschaftsbischöfe an den Generaloberen vom 7. April 2012. Laut den Beobachtern habe dieser Brief die Römern gewarnt, daß der Generalobere nicht in der Lage sei, die vollständige Bruderschaft in den Schoß der Konzilskirche zu führen, so wie er zuvor es ihnen zu verstehen gegeben haben dürfte, und so wie sie es von ihm gewünscht hatten. Die Konzilsrömer wollten und wollen keine weitere Abspaltung, wodurch die Tradition nur wieder von vorne begänne.

Wie dem auch sei, müssen wir uns in diesen wenigen Zeilen hier auf ein Hauptargument konzentrieren, welches beweist, daß Rom die Bruderschaft zerstört hätte, wenn sie nur die vom Generaloberen vorgeschlagene Doktrinelle Erklärung angenommen hätte. Erzbischof Lefebvre bewies, daß das Zweite Vatikanum ein Bruch bzw. eine Entzweiung mit der früheren kirchlichen Lehre war. Aus dieser Annahme entstand und auf ihr fußt die traditionskatholische Bewegung. Benedikt XVI. – mit dem andauernden Widerstand dieser Bewegung gegen sein geliebtes Zweites Vatikanum konfrontiert – verkündete zu Beginn seines Pontifikates im Jahre 2005 die sogenannte „Hermeneutik der Kontinuität.“ Nach dieser müsse dort, wo das Konzil der Tradition (objektiv) widerspricht, dieses (subjektiv) so gedeutet werden, daß der Widerspruch wegfalle. Auf diese Weise verschwände der Bruch bzw. die Entzweiung zwischen Konzil und katholischer Tradition.

Betrachten wir nun den siebten Absatz (III,5) der Doktrinellen Erklärung. Er besagt, daß jene Konzilsaussagen, welche nur schwer mit den früheren kirchlichen Lehraussagen zu vereinbaren sind, (1) „so im Lichte der vollständigen und ununterbrochenen Tradition verstanden werden müssen, daß sie im Einklang mit den vom früheren Lehramt verkündeten Wahrheiten stehen, (2) doch ohne eine Deutung dieser Aussagen zu akzeptieren, welche dazu führen könnte, daß die katholische Lehre in eine Gegenposition oder in einen Bruch zur Tradition und jenem Lehramt gerate.“

Der erste Teil (1) ist durchaus richtig, insofern er bedeutet, daß jede „nur schwer zu vereinbarende“ konziliare Neuerung im Falle eines objektiven Widerspruchs zur früheren kirchlichen Lehre geradeheraus abgelehnt wird. Allerdings widerspricht der zweite Teil (2) direkt dem auf diese Weise verstandenen ersten Teil, insofern Teil zwei behauptet, daß keine konziliare Neuerung auf eine Weise „gedeutet“ werden darf, die im Bruch zur Tradition steht. Das ist vergleichbar mit der folgenden Behauptung: Alle Fußballmannschaften müssen blaue Hemden tragen, und all die andersfarbigen Fußballhemden müssen eben derart gedeutet werden, daß sie einfach blau darstellen. Was für ein Unsinn! Doch genau das besagt die „Hermeneutik der Kontinuität.“

Verstehen die in der letzten, weltweit organisierten Glaubensfestung aushaltenden Soldaten noch das Denken ihres Feldherrn? Erkennen sie, daß seine feierliche Erklärung der Bruderschaftslehre beweist, daß er wie ein Anführer des Feindes denkt? Möchten sie wirklich dazu geführt werden, so wie die Glaubensfeinde zu denken? Alle Vorstellungen müssen katholisch sein, während alle nichtkatholische Vorstellungen eben als katholisch „gedeutet“ werden müssen? Wacht auf, Kameraden! Im Hauptquartier herrscht die Denkweise des Feindes.

Kyrie eleison.

GREC – III.

GREC – III. on April 6, 2013

In dem Wunsch, an die Stelle Gottes sich zu setzen, strebt der moderne Mensch danach, Gottes Ordnung durch seine eigene zu ersetzen. Doch Gottes Ordnung ist wirklich und existiert außerhalb und unabhängig vom menschlichen Geist. Also entkoppelt der moderne Mensch seinen Geist von dieser Wirklichkeit, und wählt aus ihr nur jene Teile aus, welche er in seine eigene Phantasiewelt einbauen will. Nun kommt die höchste Ordnung von Gottes Schöpfung am besten in der Doktrin, also in der Glaubenslehre seiner Kirche zum Ausdruck. Daher leiden all jene heutigen Kirchenmänner und Laien, welche unter dem Einfluß des angeblich „Normalen“ um sie herum stehen, an einer tiefgehenden Weigerung oder Ignoranz gegenüber der Natur und Notwendigkeit von Doktrin.

Damit sind wir auch beim wesentlichen Problem der GREC-Gruppe angelangt ( G roupe de R éflexion E ntre C atholiques ), welche in den zwei früheren Ausgaben der „Eleison Kommentare“ Nr. 294 und 295 vorgestellt wurden. Die im Jahre 1997 in Paris gegründete GREC-Gruppe verfolgte das Ziel, freundschaftliche Treffen und den Austausch zwischen den Katholiken der Tradition und denen der Amtskirche zu fördern, um ein Klima des gegenseitigen Vertrauens und Respektes zu schaffen, was dann die Versöhnung der beiden Lager erleichtern und schließlich ihre unnötige Entfremdung beenden sollte. Solch ein Ansinnen übersieht allerdings auf sehr ernsthafte Weise die Bedeutung von Doktrin. Das muß nicht unbedingt vorsätzlich geschehen sein, und Gott wird darüber richten. Doch wie der törichte Mensch auch denken mag, fest steht, daß ebensowenig wie die Wirklichkeit die Doktrin sich beiseite schieben lassen wird.

Hw. Lelong beschreibt in seinem GREC-Buch namens Für die notwendige Versöhnung, wie der Generalobere und zwei Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. „einen entscheidenden Beitrag zur Gründung und Fortführung von GREC leisteten.“ Schon vor der Gründung empfing der Bruderschaftspriester Pater du Chalard in seinem Bruderschafts-Priorat den Hw. Lelong freundlich, und „versäumte auch in den folgenden Jahren nie, GREC diskret und aufmerksam zu unterstützen.“ Pater Lorans war damals Rektor des Bruderschafts-Institutes in Paris und hat bis heute entscheidenden Einfluß auf die Bruderschafts-Publikationen. Er begrüßte bei der Gründung der GREC-Gruppe die Idee eines „Dialogs zwischen Katholiken“ ausdrücklich und erhielt wenig später vom Bruderschafts-Generaloberen in der Schweiz die förmliche Erlaubnis zur Teilnahme an GREC. Seither spielt Pater Lorans bei allen Aktivitäten der GREC-Gruppe eine führende Rolle.

Diese Aktivitäten begannen im kleinen Maßstab und privaten Bereich. Ihr erstes öffentliches Treffen, wozu Pater Lorans beitrug, hielt die GREC-Gruppe im Mai des Jahres 2000 mit 150 Teilnehmern ab. Die Treffen häuften sich, und weitere Bruderschaftspriester nahmen an ihnen teil. Kirchenautoritäten bis zu den höchsten Rängen wurden regelmäßig darüber konsultiert und informiert. Pater Lorans ermöglichte seinerseits „einen Kontakt mit vertiefendem Vertrauen“ und freundschaftlichen Austausch mit dem Generaloberen der Bruderschaft. Ab dem Jahre 2004 öffneten die GREC-Treffen sich einem noch weiteren Publikum. Im September desselben Jahres entstand dann eine „theologische Arbeitsgruppe,“ bestehend aus Pater Lorans, einem weiteren Bruderschaftspriester, sowie einem römischen Theologen. Die beiden letztgenannten waren dann auch Teilnehmer bei den Lehrgesprächen zwischen Rom und der Priesterbruderschaft in den Jahren 2009 bis 2011. Die GREC-Gruppe dürfte in diesen Lehrgesprächen durchaus das Wahrwerden ihrer kühnsten Hoffnungen gesehen haben – endlich trafen die Theologen sich in einem Klima, zu welchem die GREC-Gruppe „für die notwendige Versöhnung“ so viel beigetragen hatte.

Gott sei Dank gaben diese Lehrgespräche der Doktrin wieder ihre zustehende Vorrangstellung zurück, denn sie belegten die unüberbrückbare Kluft zwischen der katholischen und der konziliaren Lehre. Doch blockierte diese Erkenntnis dann die GREC-Denkweise innerhalb der Priesterbruderschaft? Weit gefehlt. Das Generalhaus der Bruderschaft wechselte über Nacht das vorige Motto „Ohne lehrmäßige Einigung keine praktische Einigung“ gegen das neue Motto aus: „Keine lehrmäßige Einigung, also verfolgen wir eine praktische Einigung“! Leider wurde das Protestaufkommen in der Bruderschaft im Frühling letzten Jahres durch das Generalkapitel-Treffen im Juli vernebelt und erstickt, während das Streben nach einem praktischen Abkommen vonseiten des Generalhauses fast unverändert weitergeht.

„Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,“ insbesondere in der Weihe Rußlands. Sonst nirgendwo.

Kyrie eleison.