Lateinische Messe, traditionell, tridentinisch, Indult

Moderne Kunst – II.

Moderne Kunst – II. on Juli 17, 2010

Durch ihre Häßlichkeit selber zeigt die moderne Kunst auf die Existenz und die Güte Gottes. Betrachten wir drei Monate nach dem „Eleison Kommentar“ Nr. 146 erneut dieses Paradoxon, damit jede Seele, welche anhand des gesunden Menschenverstandes den Unterschied zwischen Schönheit und Häßlichkeit in der Kunst zugibt, auch die nächste Erkenntnis erreichen dürfte, daß nämlich, würde Gott nicht existieren, es auch diesen Unterschied nicht gäbe.

Der Begriff „Kunst“ bedeutet Fertigkeit bzw. die Erzeugnisse menschlicher Fertigkeit. Er kann Gemälde, Zeichnungen, Statuen, Kleidungsarten, Musik, Architektur, usw. einschließen. Der Ausdruck „Moderne Kunst“ bezeichnet üblicherweise Gemälde und Skulpturen vor allem ab den frühen 1900er Jahren, die von einer Künstlerbewegung produziert wurden, die bewußt jeden Standard und jedes Maß an Schönheit, wie sie vor dem 20. Jahrhundert verstanden wurde, ablehnten und weiterhin ablehnen. Der Unterschied zwischen der klassischen und der modernen Kunst ist so spürbar wie jener zwischen dem klassischen Londoner „Tate“-Museum in Millbank und dem „Tate Modern“-Museum. Letztgenanntes ist ein gänzlich neues Museum, das vor zehn Jahren nur eine kurze Bootsfahrt flußabwärts von seinem Vorläufer entfernt am gegenüberliegenden Ufer der Themse eingerichtet wurde. Es ist, als ob die moderne Kunst nicht unter demselben Dach wie vor-moderne Kunst existieren könne. Die beiden bekriegen sich, genauso wie es zwischen den alten Kirchengebäuden und der Neuen Messe der Fall ist.

Moderne Kunst in diesem Sinne ist durch ihre Häßlichkeit geprägt. In diesem Punkt wird der gesunde Menschenverstand dem kommunistischen Führer Chruschtschow zustimmen, welcher auf einer Ausstellung von moderner Kunst in Rußland geäußert haben soll, „Ein Esel würde das mit seinem Schwanz besser hinbekommen.“ Was aber ist Häßlichkeit? Sie ist Disharmonie, also Mißklang. Arrianne Huffington zeigt in ihrem bewundernswerten Buch „Picasso, Schöpfer und Zerstörer“ (englisch: „Picasso, Creator and Destroyer,“ deutsche Ausgabe: „Picasso, Genie und Gewalt,“ 1988), wie Picasso jedesmal, wenn er sich in eine andere seiner insgesamt sechs (Haupt-) Frauen verliebt hatte, in seinen ruhigeren Gemälden etwas von ihrer natürlichen Schönheit durchschimmern ließ – während, sobald seine Liebe wieder erkaltet war, sein Zorn diese Schönheit in Stücke riß und daraus dann „Meisterwerke“ der modernen Kunst machte. Dieses Muster wiederholt sich bei Picasso wie bei einem Uhrwerk!

Folglich entspringt die Schönheit in der Kunst dem Einklang in der Seele – selbst wenn es bloße irdische Harmonie ist –, während die Häßlichkeit aus der Disharmonie der Seele stammt, wie es beim Haß der Fall ist. Nun benötigt die Harmonie jedoch die Disharmonie nicht, im Gegenteil. Hingegen setzt die Disharmonie, wie ihr Name schon sagt, eine gewisse Harmonie voraus, gegen die sie sozusagen Krieg führt. Also kommt die Harmonie vor der Disharmonie, und tatsächlich bezeugt jede Disharmonie auf gewisse Weise das Vorhandensein einer Harmonie. Nun können Madonnen-Gemälde auf wesentlich tiefere Weise harmonisch sein als Gemälde anderer schöner Frauen, weil die Harmonie in der Seele des Künstlers, welcher die Madonna malt, viel höher reichen kann als die Harmonie, die von einem rein menschlichen Modell inspiriert wird, so schön dieses auch sein mag. Warum ist das so? Weil die Schönheit der Madonna von ihrer Nähe zu Gott herrührt, dessen göttliche Harmonie – perfekte Einfachheit und Einheit – die menschliche Harmonie selbst der schönsten unter den reinen Geschöpfen unendlich übersteigt.

Deswegen zeigt die arme moderne Kunst genaugenommen auf die Harmonie, die ihr fehlt; und jede Harmonie verweist schließlich auf Gott. Möge niemand auf die Häßlichkeit der modernen Architektur zurückgreifen, um die Tridentinische lateinische Messe zu beherbergen. Denn dann würde man annehmen müssen, daß dieser jemand nur darauf wartete, zur Disharmonie der Novus Ordo Messe zurückkehren zu können!

Kyrie eleison.

Der Tristan-Akkord

Der Tristan-Akkord on Oktober 24, 2009

Der objektiven Beschaffenheit der menschlichen Seele entspricht die objektive Beschaffenheit der Musik. Fehlentscheidungen des Menschen vermögen zwar beide Beschaffenheiten zu stören, dennoch kann der subjektive freie Wille des Menschen weder diese Ordnungen, noch deren Beziehung zueinander ändern. Zeigt uns nicht schon der gesunde Menschenverstand, daß sanfte Musik im Supermarkt gespielt wird und mitreißende Musik in der Armee, um die Frauen zum Einkauf und die Männer zum Marschieren anzuregen? Der Handel wie der Kampf sind einfach zu realitätsbezogen, als daß sie sich vom Wahn des Liberalismus stören lassen dürfen.Trotzdem treiben die Liberalen ihren Wahn immer weiter. Sicherlich sucht aus diesem Grund die aktuelle Inszenierung von „Tristan und Isolde“ im Covent Garden in London, Wagners Meisterstück zu untergraben – wie ich es im „Eleison-Kommentar“ der letzten Woche beschrieb. Dennoch veranschaulicht ein zweiseitiger Artikel im Programmheft dieser Inszenierung auf vortreffliche Weise die objektive Beziehung zwischen den verschiedenen Musikformen und ihrer entsprechenden Einwirkung auf den Menschen. Ich wünschte, ich könnte alles zitieren. Liebe Leser, erschrecken Sie nicht vor den technischen Details, denn genau diese Einzelheiten beweisen meine These.

Der Artikel stammt aus dem Buch „Vorhang auf!“ des heute lebenden deutschen Dirigenten Ingo Metzmacher. Insbesondere behandelt er den berühmten „Tristan-Akkord,“ welcher zum ersten Mal im dritten Takt des Vorspiels auftaucht. Der Akkord besteht aus einem Tritonus (auch „übermäßige Quarte“ oder „Teufelsintervall“ genannt), F und B unterhalb des eingestrichenen C, und darüber eine Quarte aus Dis und Gis. In diesem Akkord, sagt Metzmacher, liegt eine gewaltige innere, nach Auflösung strebende Spannung. Dieser Akkord kommt in den ersten 14 Takten des Präludiums viermal vor und löst sich jedesmal nur in die Dominantseptime auf – diese aber ist selbst wieder ein unaufgelöster Akkord, der nach Auflösung drängt. Wenn schlußendlich im 18. Takt ein stabiles F-Dur erreicht ist, so kommt es einen halben Takt später sofort wieder zur Destabilisierung durch die einen Halbton höhere Baßnote, und so weiter.

Metzmacher erklärt, daß die Halbtöne den Schlüssel zum neuen Harmonie-System bilden, das Wagner für „Tristan“ erfunden hatte, um die grenzenlose Sehnsucht romantischer Liebe darzustellen. Die Halbtöne „wirken wie ein Virus – kein Klang ist vor ihnen sicher, und bei keiner Note ist es gewiß, ob sie nicht nach oben oder unten verschoben wird.“ Da auf diese Weise die Akkorde laufend gebrochen, wiederhergestellt und sofort wieder gebrochen werden, formt sich eine unablässige Aneinanderreihung von Zuständen einer nicht aufzulösenden Spannung. Musikalisch entspricht dies vollständig der gegenseitigen Sehnsucht des Liebespaares, die „unermeßlich wächst, aufgrund der Aussichtslosigkeit, jemals Erfüllung zu finden.“

Allerdings nennt Metzmacher auch den dafür zu zahlenden Preis. Die tonale Musik, welche auf Tonarten und einer geordneten Mischung aus Halb- und Ganztönen basiert, „zieht ihre Lebenskraft aus der Fähigkeit, uns das Gefühl zu vermitteln, in einer bestimmten Tonart beheimatet zu sein.“ Im Gegensatz dazu können wir beim Tristan-System „nie gewiß sein, ob das als sicher angesehene Gefühl in Wirklichkeit nicht doch eine Täuschung ist.“ Deshalb markiert der Tristan-Akkord „einen Wendepunkt in der Geschichte nicht nur der Musik, sondern auch der gesamten Menschheit.“ Metzmacher würde das alte chinesische Sprichwort gut verstehen: „Wenn die Tonart der Musik sich ändert, werden die Stadtmauern erschüttert.“

Wenn also „Tristan“ auf diese Weise die tonale Musik untergrub, war es nicht einigermaßen gerecht, wenn der Regisseur im Covent Garden den „Tristan“ zu untergraben versuchte? Wo aber wird dann die Auflösung des Lebens und der Musik zum Stillstande gebracht werden? In der ordentlichen Zelebration der wahren hl. Messe! Bis alle Menschen, insbesondere die Katholiken, den Weg zu dieser Messe zurückfinden, sind sie wahrlich heimatlos.

Kyrie eleison.

Mißverstandene Messe

Mißverstandene Messe on Oktober 3, 2009

In einem Interview, das Kardinal Castrillon Hoyos vor zehn Tagen einer süddeutschen Zeitung gab (der Text ist im Internet verfügbar), äußerte er an der Priesterbruderschaft St. Pius X. eine interessante Kritik, die in der Hauptsache falsch ist, aber etwas Wahres enthält. Er sagte über die Bruderschafts-Oberen, welche er im Jahre 2000 traf, daß sie auf ihn den Eindruck machten, so stark auf die Neue Messe fixiert zu sein, als ob sie „die Quelle allen Übels auf der Welt sei.“Die Reform der Lateinischen Liturgie der hl. Messe, welche dem Vatikanum II (1962–1965) folgte, ist offenkundig nicht für alles Übel der Welt verantwortlich, aber für sehr viel Schlechtes in der modernen Welt. Erstens ist die römisch-katholische Religion die eine und einzige Religion, welche der eine wahre Gott stiftete, als Er vor 2000 Jahren einmal – und nur einmal – die menschliche Natur annahm und zum Gottmenschen Jesus Christus wurde. Zweitens kann allein die blutige Selbstaufopferung Jesu Christi am Kreuz den durch die heutige weltweite Apostasie entfachten gerechten Zorn Gottes besänftigen; und nur die unblutige Erneuerung dieses Kreuzesopfers im wahren Meßopfer vermag diese notwendige Besänftigung zu bewirken. Drittens wurde der überlieferte Lateinische Ritus dieser hl. Messe, deren wesentliche Bestandteile auf den Beginn der Kirche zurückgehen, nach dem Vatikanum II. von Paul VI. maßgeblich so verändert, daß sie den Protestanten gefallen sollte – wie er seinem Freund Jean Guitton erzählte.

Nun haben jedoch die Protestanten ihren Namen, weil sie gegen die katholische Religion protestieren. Deswegen vermindert der „im Geiste des Vatikanum II“ reformierte Ritus der Messe den Ausdruck wesentlicher katholischer Wahrheiten in erheblichem Maße: in der Reihenfolge 1. Transsubstantiation des Brotes und Weines, welche 2. das Meßopfer ausmacht, welches 3. wiederum das opfernde Priestertum beinhaltet, was 4. alles auf die Fürbitte der allerseligsten Jungfrau Maria hin geschieht. In der Tat drückt die unverkürzte überlieferte Lateinische Liturgie den katholischen Glauben vollständig aus.

Der Großteil der praktizierenden Katholiken nimmt die Glaubenslehren vorzugsweise weder durch das Lesen von Büchern, noch durch den Besuch von Vorträgen in sich auf und setzt sie in den Alltag um, sondern vor allem durch den Besuch der hl. Messe. Weil nur dann die Katholiken das Licht der Welt gegen den Irrtum und das Salz der Erde gegen das Verderben sein können, ist es kein Wunder, daß die heutige Welt voll der Verwirrung ist und die Unmoral herrscht. „Zerstören wir die Messe, so werden wir die Kirche zerstören,“ sagte Luther. „Eher kann die Welt ohne das Licht der Sonne existieren, als ohne das Opfer der hl. Messe sein,“ sagte Pater Pio.

Deswegen war es eine große Dringlichkeit bei der Gründung der Bruderschaft, Priester auszubilden, um den überlieferten Lateinischen Ritus der hl. Messe zu retten. Gott sei Dank findet nun die überlieferte Messe langsam, aber sicher ihren Weg in die Mitte der Kirche zurück (was unter dem Antichrist nicht der Fall sein wird). Doch jetzt muß die Bruderschaft des Erzbischof Lefebvre die ganze Glaubenslehre, auf der diese hl. Messe beruht, vor den Tätern und Opfern des Vatikanum II retten, die noch immer in Rom fest eingenistet sind. Wir müssen intensiv für die „Diskussionen über den Glauben“ beten, welche diesen Monat zwischen Rom und der Priesterbruderschaft eröffnet werden.

Kyrie eleison.