Missale von 1969, Neue Messe

Bedeutsame Entscheidung

Bedeutsame Entscheidung on Oktober 27, 2012

Der Ausschluß eines der vier Bruderschaftsbischöfe, welche Erzbischof Lefebvre im Jahre 1988 für den Dienst in der Priesterbruderschaft St. Pius X. weihte, ist nun offiziell. Das stellt eine bedeutsame Entscheidung aufseiten der Bruderschaftsoberen dar; allerdings nicht aus persönlichen Gründen, sondern weil damit nach Ansicht vieler Menschen das größte Einzelhindernis innerhalb der Bruderschaft wegfällt, das einer falschen Versöhnung zwischen der katholischen Tradition und dem konziliaren Rom im Wege stand. Durch die Entfernung dieses Bischofs kann die Bruderschaft nun ihr Abgleiten in den konziliaren Liberalismus umso leichter fortsetzen.

Würde das Problem des Ausschlußes nur an der Person dieses Bischofs liegen, so wären keine ernsthaften Folgen zu erwarten. Denn er ist bereits 72 Jahre alt (und “mehr oder weniger vertrottelt“) und hat nicht mehr allzu viele Jahre aktiven Dienstes vor sich. Somit könnte er getrost ignoriert, bei Bedarf weiterhin diskreditiert, und sich und seinem Wüten in der Isolation überlassen werden. Wenn hinter seinem Ausschluß jedoch die bruderschaftliche Ablehnung des Widerstandes gegen Rom steht, für den der Bischof steht, dann ist die Priesterbruderschaft nun in ernsthaften Schwierigkeiten. Sie wird dann künftig von stiller Zwietracht bzw. offenem Widerspruch geplagt werden und somit weit davon entfernt sein, ihre inneren Spannungen gelöst zu haben durch Statuieren eines Exempels an diesem Bischof.

Der Hintergrund ist, daß Erzbischof Lefebvre die Priesterbruderschaft als Gegenwehr zum Konzil gegründet hat, welches ja den katholischen Glauben durch 16 Konzilsdokumente und die Glaubensausübung besonders durch die Neue Messe zerstört. Der Erzbischof legte in die Natur seiner Bruderschaft den Widerstand gegen das Konzil hinein. Nun bedeutet die Auflösung der Natur einer Sache allerdings die Auflösung der Sache selber. Daraus folgt, daß die Bruderschaft Erzbischof Lefebvres durch den Ausschluß des Bischofs auf dem besten Weg zur Auflösung ist und durch etwas völlig anderes ersetzt werden wird. Tatsächlich konnten wir diese Verformung schon seit vielen Jahren beobachten. Somit ist der jetzt erfolgte Ausschluß nur ein letzter Schlag.

Der Erzbischof war nicht hauptsächlich oder ausschließlich gegen das Konzil. Vielmehr war er im wesentlichen katholisch, ein katholischer Bischof und ein wahrer Seelenhirte, wie seine Schriften vor dem Konzil klar zeigen. Als jedoch die unvorstellbare Katastrophe in der Kirche stattgefunden hatte, erkannte der Erzbischof bald, daß die dringlichste Aufgabe bei der Glaubensverteidigung im Widerstand gegen die Revolution des Zweiten Vatikanum bestand, welches im Begriff war, Millionen von katholischen Herzen und Köpfen zu erfassen. Deswegen gründete der Erzbischof im Jahre 1970 die Priesterbruderschaft, welche dann ausschließlich die Tridentinische Messe verwenden sollte. Deswegen verfaßte er auch im Jahre 1974 seine berühmte Grundsatzerklärung, welche einerseits eine Charta der katholischen Prinzipien darstellte, und andererseits den Widerstand der Bruderschaft inspirierte. Nur eine Bekehrung und Umkehr der konzilskirchlichen Autoritäten zum wahren Glauben rechtfertigt ein Aufgeben dieser Prinzipien. Hat so eine Bekehrung und Umkehr jedoch stattgefunden? Keineswegs – ganz im Gegenteil.

Was wird die Zukunft bringen? Die Amtspriesterbruderschaft wird nun wahrscheinlich zügig in die Arme Roms eilen, um das Vakuum zu füllen, welches entstand durch die Preisgabe der von Erzbischof Lefebvre festgelegten Zwecke. Dieser Vorgang dürfte beschleunigt werden, falls das Gewissen von Benedikt XVI. ihn dazu antreibt, dieses „Schisma“ noch vor seinem Tode zu beenden. Wir wissen nicht, ob der Ausschluß des Bischofs aus der Bruderschaft eine Vorbedingung Roms für eine Einigung mit der Priesterbruderschaft gewesen ist, doch begünstigt er gewiß eine solche Einigung. Die klarsichtigen Priester der Bruderschaft sollten vorerst sich unauffällig verhalten und abwarten, denn dem gesähten Wind folgt als Ernte der Sturm. Und die Laien der Bruderschaft können momentan noch die Hl. Messen der Priesterbruderschaft besuchen, müssen allerdings aufpassen, ab wann die oben erwähnte Verformung beginnt, ihren Glauben zu gefährden. Spenden an den ausgeschlossenen Bischof oder für seine Anliegen werden ein bißchen warten müssen, bis alles fertig ist, um sie zu empfangen. Aber eines steht fest: er hat gar nicht vor, in den Ruhestand zurückzutreten.

Kopf hoch, liebe Leser. Wir haben eine „höllische“ Fahrt vor uns. Sorgen wir dafür, daß diese Fahrt im Himmel endet!

Kyrie eleison.

Sarto oder Siri?

Sarto oder Siri? on September 29, 2012

Am Fest des Hl. Pius X. entglitt mir einmal in einer Predigt „fast eine Häresie,“ als ich laut fragte, ob Giuseppe Sarto der Kirchenzerstörung durch Paul VI. widerstanden hätte, wenn er nicht schon im Jahre 1914 als Papst, sondern z.B. erst 1974 als Kardinal gestorben wäre. Innerhalb der Priesterbruderschaft St. Pius X. muß diese Frage wie eine Häresie anmuten, denn wie könnte die Weisheit des himmlischen Schutzpatrons der Bruderschaft – um in unserem Fragebeispiel zu bleiben – auf irgendeine Art fehlerhaft gewesen sein? Dennoch ist diese Frage berechtigt.

In den 1970er Jahren suchte Erzbischof Lefebvre einige der besten Kardinäle und Bischöfe der Kirche in der Hoffnung auf, wenigstens eine Handvoll von ihnen von der Notwendigkeit des öffentlichen Widerstandes gegen die Revolution des Zweiten Vatikanischen Konzils überzeugen zu können. Er pflegte zu sagen, daß der gemeinsame Widerstand von nur einem halben Dutzend Bischöfen die konziliare Verwüstung der Kirche hätte ver- oder wenigstens behindern können. Doch leider Gottes unternahm nicht einmal der von Papst Pius XII. als Wunschnachfolger ausersehene Kardinal Siri von Genua einen öffentlichen Schritt gegen die konziliare Kirchenführung. Schließlich trat wenigstens Bischof de Castro Mayer hervor – allerdings erst in den 1980er Jahren, als die konziliare Revolution schon in der Kirchenspitze sich eingenistet hatte.

Wie konnte es geschehen, daß selbst die bestausgebildetsten Köpfe so umnachtet waren? Warum erkannten damals nur so wenige der besten Kirchenmänner, was Erzbischof Lefebvre klar sah? Wie z.B. die Tatsache, daß das Kirchen-„Gesetz,“ welches die „Novus Ordo“-Messe etablierte, überhaupt kein Gesetz war; denn es gehört zum Wesen des Rechtes, daß ein Gesetz eine vernünftige Verordnung für das Allgemeinwohl sein muß. Wieso blieb also der Erzbischof so relativ alleine in seinem Kampf, ein solches Grundprinzip des gesunden Menschenverstandes vor dem Ersticktwerden durch eine überbordende Autoritätshörigkeit zu beschützen – wo doch das Zweite Vatikanum und die Neue Messe das Überleben der Kirche selber gefährdeten? Auf welche Weise konnte denn die Autorität solcherart über Wirklichkeit und Wahrheit die Oberhand gewinnen?

Meine Antwort lautet: Dies alles geschah, weil die Christenheit seit sieben Jahrhunderten in den Glaubensabfall, auch Apostasie genannt, abgleitet. Seit 700 Jahren wird – abgesehen von edlen Ausnahmen wie z.B. die Gegenreformation – die Wirklichkeit des Katholizismus vom Wahn des Liberalismus wie durch ein Krebsgeschwür zerfressen. Dieser Liberalismus „befreit“ den Menschen von Gott auf mehrere Weisen: er „befreit“ die Natur von der Gnade, den Verstand von der objektiven Wahrheit und den Willen vom objektiven Recht und Unrecht. Während der längsten Zeit dieser Epoche, 650 Jahre lang, hielten die katholischen Kirchenmänner an der Wirklichkeit fest und verteidigten sie eisern. Doch am Schluß drang eine ausreichende Menge des allumfassenden Wahns der lockenden Moderne bis ins Mark der Kirchenmänner vor, so daß ihr Verstand und Wille den Bezug zur Wirklichkeit verloren. Wie der Hl. Thomas Morus über die englischen Bischöfe seiner Zeit sagte, welche die katholische Kirche verrieten: es fehlte ihnen die Gnade. So ließen die Konzilsbischöfe gerne zu, daß der bloße Menschenwahn anstelle von Gottes Wirklichkeit, und die Autorität anstelle der Wahrheit, rückten. Daraus ergeben sich praktische Lehren für den Klerus wie für die Laien.

Liebe Priesterbrüder innerhalb und außerhalb der Priesterbruderschaft: Hüten wir uns davor, so wie Giuseppe Siri zu verfahren, und reagieren wir so wie Giuseppe Sarto mit seinen herrlichen Verurteilungen der modernistischen Irrtümer in seinen Lehrschreiben Pascendi, Lamentabili und Notre charge apostolique über den Sillon. Und um die Gnade geschenkt zu bekommen, welche wir für die gewaltigste Krise in der gesamten Kirchengeschichte benötigen, müssen wir auch gewaltig beten.

Liebe Laien: Wenn die Greuel des modernen Lebens Sie „hungernd und dürstend nach Gerechtigkeit“ machen, so frohlocken Sie möglichst darüber, denn genau diese Greuel halten Sie an, sich mit der Wirklichkeit auseinanderzusetzen. Und seien Sie ohne Zweifel, daß Sie durch Ihr Ausharren im Hunger nach Gerechtigkeit am Ende „Ihren Lohn erhalten werden“ (Matthäus 5,6). Selig die Armen im Geiste, die Sanftmütigen und die Trauernden, sagt unser Herr an derselben Stelle. Als sichersten Schutz vor der Übernahme unseres Verstandes und Herzens durch den liberalen Wahn beten Sie täglich fünf, oder am besten fünfzehn, Geheimnisse des Hl. Rosenkranzes unserer Allerseligsten Jungfrau Maria.

Kyrie eleison.

Sechs Bedingungen

Sechs Bedingungen on September 1, 2012

In seinem offiziellen Brief vom 18. Juli 2012 an die Distriktoberen enthüllte der Generalsekretär der Priesterbruderschaft St. Pius X. die sechs „Bedingungen“ für eine künftige Vereinbarung zwischen Rom und der Bruderschaft. Anfang Juli 2012 arbeiteten die 39 Kapitelmitglieder diese Bedingungen in Besprechungen heraus. Diese Bedingungen unterstreichen gewiß eine besorgniserregende Schwäche aufseiten der gesamten Bruderschaftsführung.

Die erste „erforderliche Voraussetzung“ ist die Freiheit für die Bruderschaft, die unveränderliche Wahrheit der katholischen Tradition lehren und die Verantwortlichen der Irrtümer des Modernismus, Liberalismus und des Zweiten Vatikanum kritisieren zu dürfen. Soweit, so gut. Doch beachten wir, wie diese Vorstellung des Generalkapitels gegenüber Erzbischof Lefebvres Sichtweise sich geändert hat. Seine Anforderung lautete: „ Rom muß sich bekehren, weil die Wahrheit absolut ist.“ Doch dies bedingt das Generalkapitel nicht mehr aus, sondern schreibt nur noch: „Die Bruderschaft verlangt für sich die Freiheit, die Wahrheit zu verkünden.“ Anstatt den konziliaren Glaubensverrat anzugreifen, bittet die Bruderschaft nun die Verräter um Erlaubnis, die Wahrheit verkünden zu dürfen. „Oh meine Bürger, welch ein Fall war das!“ (William Shakespeare, „Julius Cäsar“)

Die zweite Bedingung sieht die ausschließliche Verwendung der 1962er-Liturgie vor. Wiederum schön und gut, weil die 1962er-Liturgie keinen Verrat am wahren Glauben darstellt im Gegensatz zur konziliaren Liturgie, welche ab 1969 von Rom verhängt worden ist. Aber werden wir denn nicht gerade Zeuge von den Vorbereitungen Roms, den traditionellen Kongregationen, welche sich unter die römische Autorität gestellt haben, ein Meßbuch der „gegenseitigen Bereicherung“ aufzuerlegen, indem die Tradition mit dem Novus Ordo gemischt wird? Wieso sollte die Bruderschaft davor geschützt sein, wenn sie sich erst Rom unterworfen hätte?

Die dritte Bedingung verlangt eine Garantie von mindestens einem Bischof. Doch die Schlüsselfrage lautet hier: Wer wählt diesen Bischof aus? Liebe Leser, springen Sie in diesem Text einer künftigen „Vereinbarung“ zwischen Rom und der Bruderschaft schnurstracks zu dem Absatz, welcher die Ernennung von Bischöfen regelt. Im Jahre 1988 schlug Rom vor, daß der Erzbischof drei Weihekandidaten vorschlägt und Rom dann einen auswählt. Doch Rom verschmähte alle drei vorgeschlagenen Kandidaten. Wann werden die Menschen endlich kapieren? Katholiken müssen kämpfen und immer weiter kämpfen in dieser gigantischen Schlacht zwischen der Religion Gottes und der Menschenreligion.

Die vierte Bedingung begehrt eigene Bruderschafts-Schiedsgerichte in erster Instanz. Doch wenn jedes höhere Amtskirchengericht die Entscheidungen eines niedrigeren Gerichtes aufheben kann, was für einen Wert hat dann ein katholisches Urteil eines Bruderschafts-Gerichtes noch?

Die fünfte Bedingung formuliert den Wunsch, daß die Häuser der Bruderschaft der Kontrolle durch die Diözesanbischöfe entzogen seien. Das ist einfach unglaublich. Fast 40 Jahre lang hat die Priesterbruderschaft für die Rettung des Glaubens gekämpft und ihre wahrheitsliebende praktische Glaubensausübung vor der Einmischung durch die Ortsbischöfe geschützt. Und nun kommt das Generalkapitel daher und spricht nur noch den Wunsch nach Unabhängigkeit von diesen Ortsbischöfen aus? Liebe Leser, die Priesterbruderschaft ist leider nicht mehr das, was sie einmal war. Sie ist in den Händen von Menschen, die anders als Erzbischof Lefebvre denken.

Und die sechste und letzte Bedingung wünscht eine in Rom einzurichtende Kommission, welche um die Tradition sich kümmern solle – mit einer starken Vertretung aus der Tradition, aber in „Abhängigkeit vom Papst.“ Abhängigkeit vom Papst? Sind die Konzilspäpste etwa nicht die Rädelsführer des Konziliarismus gewesen? Ist der Konziliarismus denn inzwischen kein Problem mehr?

Im Ergebnis sind diese sechs Bedingungen äußerst gravierend. Sollte die Bruderschaftsführung nicht aus ihrem Traum von einem Frieden mit dem Konzilsrom – so wie es sich ihr präsentiert – herausgerissen werden, so riskiert die letzte weltweite Bastion des katholischen Glaubens, vor den Glaubensfeinden zu kapitulieren. Vielleicht sind Bastionen inzwischen veraltet.

Liebe Freunde, bereiten Sie sich auf den Glaubenskampf von zuhause aus vor. Wandeln Sie Ihr Haus in eine Festung um.

Kyrie eleison.

Große Gefahr

Große Gefahr on März 31, 2012

Einige Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. wünschen eine praktische Vereinbarung mit den kirchlichen Autoritäten ohne Einigung in der Glaubenslehre. Dieser Wunsch scheint eine wiederkehrende Versuchung darzustellen. Seit Jahren lehnt der Generalobere Bischof Fellay diese Idee ab. Doch am 2. Februar 2012 sagte er in Winona, daß Rom bereit sei, die Bruderschaft so zu akzeptieren wie sie ist, und „all ihre Anforderungen . . . auf der praktischen Ebene“ anzunehmen. Also scheint Rom die gleiche Versuchung noch einmal vorzulegen.

Die jüngsten Nachrichten aus Rom werden viele Leser bereits kennen: Wenn nur der Vatikan keine Spielchen mit der Bruderschaft treibt, so verlautbarte er am letzten Freitag, dem 16. März 2012, daß Bischof Fellays Antwort vom Januar dieses Jahres auf die doktrinäre Präambel des Vatikan vom letzten September „nicht genügt, um die Glaubensprobleme zu überwinden, welche dem Zerwürfnis zwischen dem Heiligen Stuhl und der Priesterbruderschaft zugrundeliegen.“ Der Vatikan gibt der Bruderschaft einen Monat lang Zeit, ihre „Position zu erläutern“ und „einen Bruch mit schmerzlichen und unabsehbaren Folgen“ zu vermeiden.

Doch was würde passieren, wenn Rom plötzlich aufhören sollte, auf der Akzeptanz des Konzils und der Neuen Messe zu beharren? Was wäre also, wenn Rom plötzlich sagen würde: „Wir haben darüber nachgedacht und sind einverstanden: Kommen Sie auf jene Weise zurück in die Kirche, wie Sie darum baten. Wir werden Ihnen die Freiheit geben, einerseits das Konzil so stark zu kritisieren, wie Sie wollen, und andererseits ausschließlich die Tridentinische Messe zu feiern. Doch kommen Sie endlich in die Kirche zurück!“ Das könnte ein sehr schlauer Schachzug von Seiten Roms sein. Denn wie könnte die Bruderschaft sich dann noch weigern, ein solches Angebot anzunehmen, ohne daß sie widersprüchlich und geradezu undankbar zu sein schiene? Trotzdem müßte um des Überlebens Willen die Bruderschaft auf dieses Angebot verzichten. Um des Überlebens Willen? Starke Worte. Doch betrachten wir einen Kommentar des Erzbischofs in dieser Angelegenheit.

Am 5. Mai 1988 unterzeichnete Erzbischof Lefebvre mit dem damaligen Kardinal Ratzinger zusammen das Protokoll – genauer: den vorläufigen Entwurf – einer praktischen Vereinbarung zwischen Rom und der Priesterbruderschaft. Doch schon am 6. Mai zog der Erzbischof seine – vorläufige – Unterschrift wieder zurück. Am 13. Juni 1988 sagte er: „Mit dem Protokoll vom 5. Mai wären wir bald zugrundegegangen. Wir hätten kein Jahr überleben können. Denn jetzt ist die Bruderschaft geeint. Mit diesem Protokoll allerdings hätten wir notwendigerweise Treffen mit den Römern arrangieren müssen, es hätte eine Spaltung innerhalb der Bruderschaft gegeben und überhaupt alles wäre ein Grund für Abspaltungen geworden “ (Hervorhebung hinzugefügt). „Durch unsere Vereinigung mit Rom wären uns vielleicht schon neue Berufungen zugeflossen. Doch hätten diese neuen Berufungen keine Uneinigkeit mit Rom geduldet und also hätte es Spaltungen gegeben. Mit der jetzigen Haltung jedoch werden Berufungen zuerst einmal gesiebt, bevor sie uns erreichen“ (das gilt nach wie vor für die Priesterbruderschafts-Seminare).

Doch warum hätte es Spaltungen geben sollen (wobei die sich bekriegenden Berufungen nur ein Beispiel von zahllosen anderen sein würden)? Weil logischerweise die praktische Übereinkunft vom 5. Mai 1988 auf einer grundsätzlichen Uneinigkeit in der Glaubenslehre zwischen der Religion Gottes und der Menschenreligion gefußt hätte. Der Erzbischof fuhr fort: „Die Römer zerren uns zum Konzil hinüber . . . während unsere Seite doch die Bruderschaft und die Tradition dadurch bewahrt, daß sie auf vorsichtige Weise zu den Römern Distanz hält “ (Hervorhebung hinzugefügt). Doch warum suchte der Erzbischof dann anfangs überhaupt ein Abkommen? Er fuhr fort: „Wir haben uns redlich bemüht, die Tradition innerhalb der Amtskirche aufrechtzuerhalten. Es stellte sich heraus, daß das unmöglich war. Die Römer haben sich nicht verändert, außer zum Schlechteren.“

Haben die Römer sich seit 1988 geändert? Viele werden sagen: sie sind sogar noch schlechter geworden.

Kyrie eleison.

Verfluchte Liberale

Verfluchte Liberale on Dezember 3, 2011

Der Liberalismus ist eine schreckliche Krankheit, die Millionen und Abermillionen von Seelen in die Hölle schickt. Er „befreit“ den Geist von der objektiven Wahrheit und das Herz (d.h. den Willen und die Neigungen) vom objektiv Guten. Somit herrscht auf absolute Weise das Subjektive. Kurz gesagt rückt der Liberalismus den Mensch an die Stelle Gottes; wobei der Mensch dann Gott nur noch soviel Bedeutung zubilligt, wie es dem Menschen gefällt – und das ist normalerweise nicht gerade viel. Der allmächtige Gott wird sozusagen an die Leine genommen wie ein gehorsames, kleines Hündchen. In Wirklichkeit ist der „Gott“ der Liberalen eine Verspottung des wahren Gottes. Doch „Gott läßt seiner nicht spotten“ (Galaterbrief 6,7) und er bestraft die Liberalen im irdischen Leben, indem sie zu falschen Kreuzfahrern, zu wahren Tyrannen und verweichlichten Männern werden.

Gemäß Erzbischof Lefebvre stellen die Revolutionspriester in Lateinamerika ein klassisches Beispiel für falsche Kreuzfahrer dar. Er pflegte zu sagen, daß jene Priester, welche unter dem Einfluß der kirchlichen Modernisierungsbewegung den Glauben verloren, die furchtbarsten aller Revolutionäre abgaben. Denn sie steckten die gesamte Kraft des wahren Kreuzzuges zur Rettung der Seelen – wofür sie ausgebildet worden waren, woran sie allerdings nicht länger glaubten – in den falschen Kreuzzug namens Kommunismus.

Glauben die Menschen nicht mehr an den wahren Kreuzzug – der für Gott, für Jesus Christus und für das ewige Seelenheil ficht –, so entsteht eine entsprechend große Lücke in ihrem Leben. Diese Lücke suchen sie mit Kreuzzügen für alles und jeden zu füllen: für ein Tabakverbot (aber mit der Freiheit für Marihuana und Heroin); für ein Verbot der Todesstrafe (aber mit der Freiheit, die effektiven Rechten hinzurichten); für eine Ächtung von Tyrannen (aber mit der Freiheit, jedes Land in die „Demokratie“ zu bomben); für die Unantastbarkeit des Menschen (aber mit der Freiheit zur Abtreibung des menschlichen Kindes im Mutterschoß), und vieles mehr. Die soeben hervorgehobenen Widersprüche stehen ganz im Einklang mit dem Kreuzzug der Liberalen für eine völlig neue Welt, welche die christliche Weltordnung ersetzt. Die Liberalen schützen zwar vor, daß sie nicht gegen Jesus Christus kämpfen wollen, doch wird dieses Deckmäntelchen immer dünner.

Logischerweise werden Liberale auch zu wahrhaften Tyrannen. Denn sie haben sich selber von jedem Gott, von jeder Wahrheit und von jedem Gesetz – welche über den Liberalen stehen – befreit. Somit bleibt nur noch die Autorität ihres eigenen Geistes und Willens übrig, und nur diese „Autorität“ lassen sie gelten, um ihren Mitmenschen jedwede Willkür aufzuerlegen. Als beispielsweise Paul VI. jeden Sinn für Tradition, welche seine Autorität begrenzte, verloren hatte, zwang er im Jahre 1969 der katholischen Kirche seine Neue Meßordnung auf, um zur Neuen Weltordnung zu passen. Dies geschah ungeachtet der Tatsache, daß erst zwei Jahre zuvor eine beträchtliche Anzahl von Bischöfen einen im Wesentlichen ähnlichen, experimentellen Meßritus abgelehnt hatten. Warum sollte Paul VI. die Einschätzungen der Personen unter ihm beachten, außer wenn es Liberale waren? Diese Personen wußten offenbar nicht, was gut für sie war – er jedoch schon.

Ebenfalls logischerweise werden Liberale zu verweichlichten Menschen, weil sie alles persönlich nehmen müssen. In der Tat fußt jeder vernünftige Widerspruch gegen ihren Autoritarismus auf der von ihnen mißachteten Wahrheit und dem Gesetz über den Menschen. Genau auf diese Weise widerstand Erzbischof Lefebvre dem Liberalismus Pauls VI. Doch der Papst vermochte nur davon auszugehen, daß der Erzbischof ihm seinen Platz als Papst streitig machen wollte. Er war unfähig zu begreifen, daß es eine weit höhere Autorität als seine eigene gab, auf die der Erzbischof in aller Seelenruhe sich stützte. Wer braucht schon zu befürchten, daß unser Herr und Gott jemals scheitert?

Heiligstes Herz Jesu, oh schenke, daß wir gute Führer verdienen, die nur aus Dir kommen können.

Kyrie eleison.

Verfaulende Äpfel

Verfaulende Äpfel on Mai 14, 2011

Das Beispiel eines verfaulten Apfels kann die Situation der heutzutage verdunkelten Kirche in zweierlei Hinsicht erhellen. Erstens, wenn wir einen Apfel insgesamt als verfault bezeichnen, so warten wir damit nicht bis zu dem Zeitpunkt ab, wo wirklich jeder einzelne Teil des Apfels komplett verfault ist. Es gibt also in jenem Fall noch gewisse Teile am Apfel, welche noch nicht verfault sind. Wenn wir dann fragen, ob dieser Apfel verfault ist, so brauchen wir eine doppelte Unterscheidung: als Ganzes ist er verfault – in einigen Teilen auch, aber in anderen Teilen nicht. Zweitens ist der Apfel zwar nicht die Fäulnis und die Fäulnis nicht der Apfel, aber dennoch ist die Fäulnis nicht vom Apfel trennbar und kann ohne ihn auch gar nicht existieren. Diese Überlegungen entsprechen dem gesunden Menschenverstand. Übertragen wir nun ihren ersten Teil auf die „Novus Ordo“-Messe und die „Konzilskirche,“ und den zweiten Teil auf die „Konzilskirche“ und das Papsttum.

Wegen ihrer vom Konzil kommenden Zentrierung auf den Menschen ist die neue Messe als Ganzes verfault. Doch während einige Teile von ihr eindeutig nicht katholisch sind (beispielsweise das Offertorium), so sind andere Teile noch katholisch (beispielsweise das

Kyrie eleison.). Weil die neue Messe aber als Ganzes verfault ist und dadurch aus den Katholiken langsam Protestanten macht, können wir sie nicht besuchen. Dennoch mag jener Teil der „Novus Ordo“-Messe, welcher aus der Konsekration besteht, noch katholisch und gültig sein. Aus diesem Grund können wir weder sagen, daß die „Novus Ordo“-Messe gültig ist und das genügt, um sie besuchen zu können, noch daß sie ungültig ist und deswegen nicht besucht werden kann. In Wirklichkeit kann es sein, daß diese Messe in ihrem notwendigen Teil gültig ist – aber dies rechtfertigt noch lange nicht, unseren Glauben dadurch in Gefahr zu bringen, daß wir dieser Messe insgesamt beiwohnen.

Auf vergleichbare Weise ist die heutige Kirche als Ganzes betrachtet verfault, weil der Konziliarismus die gesamte Kirche durchdringt. Trotzdem gibt es noch einzelne Teile in der Kirche, welche noch nicht durch den Konziliarismus verfault sind. Deswegen ist es falsch, wegen des konziliaren Ganzen auch die noch vorhandenen katholischen Teile zu verwerfen. Ebenso falsch ist es allerdings, das konziliare Ganze mit dem Hinweis zu entschuldigen, daß es noch einzelne katholische Teile gibt. Um unseren Verstand an der Wirklichkeit auszurichten, müssen wir sowohl zwischen dem Ganzen und den Teilen unterschieden, als auch zwischen den verschiedenen Teilen.

Wenn wir nun den zweiten Teil des Vergleiches vom verfaulten Apfel auf die Konzilskirche anwenden, so ist es sinnvoll, von zwei Kirchen zu sprechen: von der „Konzilskirche“ und der katholischen Kirche. Denn in der Praxis dehnt der Konziliarismus sich überall in der Kirche aus, auch wenn Katholizismus und Konziliarismus in ihrer jeweils reinen Form sich gegenseitig ausschließen wie der Apfel und die Fäulnis. Doch in der Praxis können Konziliarismus und Katholizismus genausowenig voneinander getrennt werden wie die Fäulnis vom Apfel – oder wie irgendein Parasit von seinem Wirt. In der Praxis gibt es nur eine Kirche, die katholische Kirche, welche heute von oben bis unten an der konziliaren Fäulnis leidet.

Kommen wir schließlich zum konziliaren Papst. Es ist durchaus sinnvoll, von ihm als dem Haupt zweier Kirchen zu sprechen. Denn durch seine Worte und Handlungen, welche manchmal katholisch, manchmal konziliar sind, stellt der konziliare Papst sich beständig an die Spitze einerseits von der katholischen Kirche und andererseits von ihrer konziliaren Fäulnis, der Konzilskirche. Das besagt nun allerdings nicht, daß der Papst Kopf zweier in der Praxis verschiedenen Kirchen ist, sondern daß er Kopf sowohl des Katholizismus als auch des Konziliarismus in der einen wirklichen katholischen Kirche ist, welche zur Zeit gänzlich von der konziliaren Fäulnis entstellt ist.

Warum sind unsere Kirchenführer so in die konziliare Fäulnis verliebt, um Himmels Willen? Wegen der modernen Sehnsucht nach Freiheit. Doch das ist eine andere Geschichte. In der Zwischenzeit müssen wir mit aller Macht dafür beten, daß Benedikt XVI. noch einmal den Unterschied zwischen Apfel und Fäulnis erkennen möge!

Kyrie eleison.