Modernismus

Die Bosheit des Modernismus – V

Die Bosheit des Modernismus – V on Juni 13, 2020

Ehe wir uns -zumindest vorläufig – vom Thema Modernismus verabschieden, müssen wir noch einen wichtigen Punkt zur Sprache bringen, und zwar eine Prophezeiung von Pater Frederick Faber (1814–1863) über unsere eigene Zeit, die in diesen „Kommentaren“ sicherlich schon mehr als einmal zitiert worden ist. Pater Fabers Weissagung zufolge wird das Ende der Welt dadurch gekennzeichnet sein, dass die Menschen Böses tun, während sie wähnen, Gutes zu tun.

Das ist nur allzu logisch. Selbst am Ende der Welt werden die Menschen auch weiterhin ihre ihnen von Gott gegebene Natur haben, die an sich gut ist und an der auch ihre Erbsünde sowie ihre persönlichen Sünden nichts ändern, so schwer diese in der Endzeit auch sein mögen (2. Tim. III. 1–5). Dank dieser ihnen eigenen Natur weisen die Menschen eine inhärente natürliche Neigung auf, Gutes zu tun. Nichtsdestoweniger wird die Masse der Menschen unter dem Antichristen und seinen Vorgängern sich diesem – bereits bestehenden oder noch bevorstehenden – Bösen widerstandslos gefügt haben. Wie werden dieses Gute und dieses Böse in ihnen vereinbar gewesen sein?

Der menschliche Wille kann nichts wollen, was der menschliche Geist ihm nicht vorher gezeigt hat. Jedem menschlichen Wunsch geht zwangsläufig ein menschlicher Gedanke voraus. Der Wunsch nach einem Nicht-Objekt kann nur ein Nicht-Wunsch sein. Deswegen hängt der Wille davon ab, dass der Geist ein Objekt für ihn erfasst hat, und zwischen jedem Willen und dem Objekt, das er erstrebt, muss der Geist als Vermittler tätig gewesen sein, immer unter der Voraussetzung, dass der Geist sein eigenes Objekt erfasst. Doch nun kommt Kant und behauptet, der Geist könne sein Objekt gar nicht erfassen von aussen, sondern lediglich fabrizieren von innen. Somit sind der Wille und sein wirkliches Objekt nicht länger verbunden. In anderen Worten, ein guter Wille kann Dinge anstreben, die in Wirklichkeit schlecht sind, und ein böser Wille kann etwas erstreben, was in Wahrheit gut ist, doch infolge der Erbsünde wird der zweite Fall weniger häufig sein. Anders gesagt: Indem Kant den Geist von der objektiven Realität loslöst, macht er es dem Willen weitaus leichter, etwas Böses zu wollen, weil es gut schien. Deshalb in einer Welt wie heute, wo der Geist von der objektiven Realität allgemein losgelöst ist, ist es für die Menschen weitaus leichter, immer noch guten Willens zu sein, auch wenn sie etwas anstreben, was in Wirklichkeit nicht gut ist, weil der Geist gründlich verkrüppelt worden ist.

Und hier ist, was der Pater Faber prophezeit: Er sagt, am Ende der Welt bestehe das Problem nicht so sehr in bösen Herzen oder schlechtem Willen als vielmehr in guten Herzen mit verkrüppeltem Geist, in anderen Worten, in guten Herzen mit schlechten Prinzipien. Was bedeutet das in der Praxis? Es bedeutet, dass es heute zahlreiche Katholiken geben wird, die zwar den Glauben besitzen und es gut meinen, deren Verstand jedoch nicht richtig funktioniert, weil sie – bisweilen bewusst, meist aber unbewusst – den Lehren Kants folgen, so dass ihr aufrichtiger Glaube dementsprechend geschwächt wird. Sie können nicht mehr erkennen, wie die Neukirche ein Wundbrand am Leibe der wahren katholischen Kirche ist, oder wie die vom Erzbischof gegründete Priesterbruderschaft St. Pius X. von dessen Nachfolgern zersetzt wird. Doch in vielen Fällen beruht die Blindheit solcher Seelen nicht notwendigerweise auf Bosheit oder fehlendem gutem Willen.

Hieraus folgt, dass wenn man mit solchen Menschen zu tun hat, worin das Subjektive durch eine ganze, von Kant verkrüppelte Welt vom Objektiven abgespalten worden ist, nur allzu leicht einer von zwei einander entgegengesetzten, jedoch miteinander verbundenen Irrtümern auftauchen kann. Entweder kann man sagen, solche Seelen seien in ihrem Herzen so unschuldig, dass sie sich in ihrem Geist nicht irren könnten; folglich könne die Neukirche nicht ganz so falsch liegen, und man müsse wieder zu ihr stossen, Pachamama und dergleichen hin oder her. So verhalten sich heute die Führer der Neubruderschaft und alle, die ihr folgen. Oder man kann sagen, die Irrtümer im Geist der Neukirche und der Neubruderschaft, die sich wieder ihrer Obhut unterstellen will, seien dermassen schwerwiegend, dass sie unmöglich die wahre Kirche oder die wahre Bruderschaft sein könnten, und man beide um jeden Preis meiden müsse. Wer so argumentiert und sich so verhält, tritt in die Fussstapfen jener, die als Sedisvakantisten bekannt sind, sowie jener, die nicht über diese Fragen sprechen wollen, aber nichtsdestoweniger ihren Weg gehen.

Erkenne ich hingegen, wie Kant das Subjekt vom Objekt getrennt hat, werde ich weder behaupten, solche Seelen seien guten Willens, und deshalb sei auch ihre Doktrin gut, noch werde ich geltend machen, ihre Doktrin sei dermassen falsch, dass sie bösen Willens sein müssten. Stattdessen werde ich festhalten, dass sie subjektiv guten Willens sein mögen, objektiv jedoch einer so schlechten Doktrin anhängen, dass ich um meiner ewigen Seligkeit willen nicht das Risiko eingehen darf, ihnen zu folgen oder mich mit ihnen gemein zu machen. Und mit dem heiligen Rosenkranz werde ich Unsere liebe Frau bitten, mein Herz und meinen Verstand im katholischen Gleichgewicht zu halten.

Kyrie eleison.

Bosheit des Modernismus – III

Bosheit des Modernismus – III on März 21, 2020

Wenn es etwas gibt, das ein katholischer Priester heute kennen und gründlich verstehen muss, dann ist es ein einziger Schlüsselsatz im Herzen der großen Enzyklika Pascendi, die Pius X. 1907 verfasst hat, um die Kirche und die Menschheit vor der tödlichen Bedrohung durch den Modernismus zu schützen. Der Modernismus ist jene Bewegung des Denkens und Handelns, durch die die Menschen es aufgeben, die Welt so zu verändern, dass diese zu Christus und seiner Kirche passt, und stattdessen daran arbeiten, Christus und seine Kirche so zu verändern, dass sie zur modernen Welt passt. Und was ist der Schlüsselsatz von Pascendi, mit dem dies erreicht werden soll? Hier ist er, aus Absatz 6 (oder so ähnlich) der Enzyklika:

„Die menschliche Vernunft ist ganz auf den Bereich der Phänomene beschränkt, d.h. auf die Dinge, die mit den Sinnen und in der Art und Weise, wie sie wahrnehmbar sind; sie hat kein Recht und keine Macht, über diese Grenzen hinauszugehen.“

Mit anderen Worten, der menschliche Geist, der in der Tat den ganzen Tag die Sinneserscheinungen auswertet, wird vom modernen Menschen schlussendlich für unfähig erklärt, aus den Erscheinungen zu lesen! Mit anderen Worten, was für mich wie eine Tür aussieht, könnte eine Wand sein, was für mich wie eine Wand aussieht, könnte in Wirklichkeit die Tür sein. Daraus folgt, dass ich vielleicht besser versuchen würde, durch die Wand zu gehen als durch die Tür! Natürlich stellt solches eine derartige Dummheit dar, dass es niemanden überrascht, dass selbst die modernen Anhänger von Immanuel Kant (1732–1804), der solche Dummheit erfunden hat, selten wirklich versuchen, durch Wände zu gehen. Mit anderen Worten, es gelingt ihnen, zu leben, indem sie ihre eigene Philosophie nicht ernst nehmen. Deshalb hat sich die moderne Philosophie einen so schlechten Ruf erworben. Dennoch herrscht der tief dumme Kant an der philosophischen Fakultät fast aller „Universitäten“ unserer Zeit! Wie kann das sein?

Weil Kant als großer Befreier gilt. Er ist es, der den Geist ein für allemal von der Wirklichkeit befreit hat. Er ist es, der verfügt hat, dass der Geist frei von der äußeren Wirklichkeit ist, weil der Geist keinen Zugang zu ihr hat! Der Verstand kann nicht an die Wirklichkeit, wie sie in sich selbst ist, das „Ding an sich,“ gelangen, weil er nicht hinter das, was die Sinne ihm zeigen, kommen kann. Ganz gleich, ob ich nur damit leben kann, dass ich rund um die Uhr davon ausgehe, dass meine Sinne mir sagen, was um mich herum real ist, und dass mein Verstand oder Intellekt in der Lage ist, zu entschlüsseln oder zu „verstehen,“ was meine Sinne mir sagen. Seit Kant ist die Realität um mich herum immer weniger von Interesse. Was zählt, ist die „Transzendentalphilosophie,“ wie er sie nennt, d.h. ein Denken, das ganz unabhängig von der alltäglichen Realität wie Türen und Mauern die Höhen und Tiefen meiner Phantasie auslotet. Mein Verstand ist abgehoben! Mein Geist ist frei von der Realität! Von nun an ist alles, was ich will, „wahr“! Das Wort „Wahrheit“ hat in der Tat eine ganz andere Bedeutung angenommen. In der Tat haben dann alle Worte eine transzendentale Bedeutung. In meinem Kopf herrscht also Freiheit!

Und wenn Sie jetzt noch darauf bestehen, mich in die so genannte reale Welt zurückzuholen, dann kann ich, wie alle armen Nichtakademiker, immer noch davon ausgehen, dass man, um in dieser eintönigen Welt („pfui!“) weiterhin zu überleben („pfui!“) am besten nicht versucht, durch Mauern zu gehen, die wie Mauern aussehen, und am besten nicht versucht, anscheinende Steine zu essen. Mit anderen Worten, mein Verstand ist dem „gesunden Menschenverstand“ transzendental überlegen und frei von diesem, aber ich kann immer noch – wenn ich so will – für den Zweck des täglichen Lebens („pfui!“) danach handeln.

Nun ist aber die Freiheit die wahre Religion des modernen Menschen. Sie ist nur eine Scheinreligion im Leben von viel zu vielen Katholiken, die zwar alle Merkmale, aber nicht die Substanz der Religion aufweist. Wie der heilige Paulus sagt: „In den letzten Tagen . . . werden die Menschen . . . den Schein der Frömmigkeit sich geben, doch lassen sie deren Kraft vermissen“ (II Tim. III, 5), d.h. den Schein wahren, aber die Substanz leugnen. Was aber sind solche Katholiken? Sie sind genau kantianische Katholiken oder Modernisten, weil fast alle Menschen heute Kantianer sind, weil fast alle heute die Freiheit anbeten, und es ist Kant, der ihnen endlich den Schlüssel gegeben hat, um aus dem Gefängnis der Realität Gottes herauszukommen und in die Wolken der transzendentalen Moderne zu flüchten. Ich kann mich noch dem lieben Gott immer wieder so lange unterwerfen, wie ich will, aber er kann mich nicht mehr in Fesseln halten, denn ich bin frei, ich bin frei, ich bin frei!

Die unglaubliche Perversität, Stolz und Perfidie vom Kantianismus sollte jetzt anfangen, sich erkennbar zu lassen, Mehr als je,

Herr, erbarme dich.

Der Unverzichtbare Papst – I

Der Unverzichtbare Papst – I on Februar 1, 2020

Während ein Jahr nach dem anderen vergeht, ohne dass sich die absurde Situation der Kirche zu verbessern scheint, fragen sich immer wieder Katholiken, die der Tradition treu geblieben sind, warum sich nicht wenigstens die traditionalistischen Priester zusammentun und ihre Grabenkämpfe beenden können. Sie glauben alle an ein und dieselbe kirchliche Tradition; sie sind sich alle darüber einig, dass das Zweite Vatikanische Konzil für die Kirche ein Desaster war. Sie wissen alle, dass Streitigkeiten unter Priestern für die Anhänger der Tradition höchst unerbaulich und entmutigend sind. Warum können sie ihre Meinungsverschiedenheiten eigentlich nicht begraben und sich auf das konzentrieren, was sie alle vereint, nämlich was die Kirche lehrt und tut, und immer gelehrt und getan hat, nämlich Seelen zu retten? Auf diese Frage gibt es sehr wohl eine Antwort, und diese gilt es regelmässig in Erinnerung zu rufen, damit es den Katholiken leichter fällt, den Glauben zu bewahren.

Wenn man davon ausgeht, dass diese Krise der Kirche in der Kirchengeschichte nichts Normales ist, sondern einen integralen Bestandteil der einen und einzigen Ereigniskette bildet, die zum Ende der Welt führen wird, sind die beiden Wörter, die in diesen „Kommentaren“ am häufigsten verwendet werden, um die Struktur der Krise zu kennzeichnen, „Wahrheit“ und „Autorität.“ Der Ursprung dieser Krise ist sehr viel älter als Vatikan II und reicht weit in die Vergangenheit zurück, besonders in die Periode der von Luther (1483–1546) entfesselten „Reformation,“ doch während die katholische Kirche bis Vatikan II gegen das Einsickern des protestantischen Gifts kämpfte, gaben die höchsten katholischen Autoritäten, zwei Päpste und 2.000 Bischöfe, mit Vatikan II den Kampf auf und liessen das Gift in die Kirche eindringen. Aus diesem Grund sind die Konzilstexte zweideutig formuliert, denn einerseits musste der katholische Schein gewahrt werden, doch wenn man sich von diesem Schein nicht blenden lässt, bemerkt man andererseits ihre wahre Stossrichtung, den „Geist des Konzils,“ der Liberalismus und Modernismus – die Nachfolger des Protestantismus – absorbieren will und alle noch verbliebenen Reste des Katholizismus verdrängen wird, sobald ihm keine Hindernisse mehr im Wege stehen.

Dies heisst, dass die katholische Autorität beim Konzil die katholische Wahrheit im Grunde genommen fallen liess und eine Doktrin entwickelte, die besser zu den modernen Zeiten passt. Und da die katholische Autorität und die katholische Wahrheit von jenem Zeitpunkt an verschiedene Wege einschlugen, sahen sich die Katholiken, um Katholiken zu bleiben, nun vor eine furchtbare Wahl gestellt, vor der sie heute noch stehen: Entweder scharen sie sich um die kirchlichen Autoritäten, vom Papst bis hin zu den Prälaten der unteren Ränge, und werfen die katholische Doktrin über Bord, oder sie bleiben der Doktrin treu und kündigen der katholischen Autorität hierdurch die Gefolgschaft, oder sie entscheiden sich für einen der zahlreichen Kompromisse zwischen diesen beiden Polen. Auf jeden Fall sind die Schafe zerstreut; allerdings ist ihre eigene Schuld hieran kaum der Rede wert, wenn man sie mit der Schuld der zwei grossen und 2.000 kleinen Hirten vergleicht, welche dafür verantwortlich waren, dass die kirchliche Autorität die kirchliche Wahrheit beim Konzil verriet. In dieser Spaltung zwischen Wahrheit und Autorität liegt der Kern der heutigen, mittlerweile ein halbes Jahrhundert alten Krise.

Und da die Wahrheit für die eine wahre Religion des einen wahren Gottes von entscheidender Bedeutung und Seine eigene Autorität entscheidend wichtig für den Schutz dieser einen Wahrheit vor allen Auswirkungen der Erbsünde auf die Menschen ist, liegt die einzige mögliche Lösung der Krise, die dieser Schizophrenie und der Zerstreuung der Schafe ein Ende bereiten wird, in einer Rückkehr des grossen und der kleinen Hirten, des Papstes und der Bischöfe, zur katholischen Wahrheit. Hiervon kann im Moment gewiss nicht die Rede sein, weder in der Kirche noch in der Priesterbruderschaft St. Pius X., die – allem Anschein nach – immer noch bestrebt ist, sich der Autorität der Konzilsprälaten zu unterstellen. (Und Erzbischof Lefebvre? „Er ist tot,“ werden einige antworten!)

Deswegen gilt: Ehe der Allmächtige Gott – kein anderer kann das tun – den Papst, und dieser nach seiner Bekehrung seine Untergebenen zur Besinnung ruft („Und wenn du dann umkehrst, stärke deine Brüder“; Lukas XXII, 32), in anderen Worten, ehe der Papst die Bischöfe der Welt auf den rechten Pfad zurückführt, kann sich die Krise nur noch verschärfen – bis wir unsere Lektion gelernt haben und Gott sich unser erbarmt. Bis dann gilt das englische Sprichwort: „Was nicht geheilt werden kann, muss ertragen werden.“

Kyrie eleison.

Seele Unter Beschuss

Seele Unter Beschuss on September 22, 2018

Erbischof Viganòs Enthüllungen über die schwerwiegenden moralischen Verfehlungen einer Anzahl von Kirchenvertretern in höchsten Positionen, darunter auch Papst Franziskus, kann eine harte Prüfung für den Glauben von Katholiken sein, die den offiziellen Prälaten die letzten 50 Jahre lang vertraut haben, weil sie im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) kein wesentliches Problem sahen – oder nicht sehen wollten. Vor drei Wochen wurden in diesen „Kommentaren“ die Worte eines Katholiken zitiert, der noch vor der Veröffentlichung des Viganò-Briefs durch ähnliche Skandale in der Neukirche, die durch den Generalstaatsanwalt von Pennsylvania bekanntgemacht worden waren, schier zur Verzweiflung getrieben wurde. Da die Gefahr, dass nun eine wahre Lawine solcher Skandale ans Licht kommen wird, sehr real ist, setzen sich die „Kommentare“ für diese Woche das Ziel, zu zeigen, wie der Teufel seine schwere Artillerie gegen einen anderen solchen Katholiken einsetzt, um ihn von seinem Glauben abzubringen. Welcher Art die Granaten des Teufels sind, berichtet diese Seele selbst; die von ihr aufgeworfenen Fragen werden in diesen „Kommentaren“ kurz beantwortet, in der Hoffnung, hierdurch andere Seelen stärken zu können, deren Glauben in absehbarer Zukunft erschüttert werden wird:

In meiner Heimatstadt besuchte ich eine Neumesse, die von einem lokalen Weihbischof für Nonnen zelebriert wurde. Seine Predigt über das heiligste Herz Jesu war in Bezug auf die katholische Doktrin tadellos und in höchstem Masse erbaulich. Doch ein Freund von mir hat einmal mit eigenen Augen gesehen, wie derselbe Bischof einen Seminaristen küsste! Dieser Bischof wirft ein für mich quälendes Problem auf – wie kann er an das heiligste Herz Jesu glauben, über das er so gut predigt?

Er ist ein Modernist, wie die grosse Mehrheit der Prälaten der durch Vatikan II „erneuerten“ Kirche, die wir auch „Neukirche“ nennen können. Der Modernismus bedeutet, die katholische Kirche der modernen Welt anzupassen, und dies tut er durch einen Prozess, der dazu führt, dass die objektive Realität von subjektiven Gefühlen abhängig gemacht wird. Allerdings kann der Prozess der Subjektivisierung der Wirklichkeit etliche Zeit in Anspruch nehmen, so dass ein Geistlicher, der dem Modernismus zum Opfer fällt, den objektiven katholischen Kirchenglauben nicht unbedingt sofort zu verlieren braucht, auch wenn dieser in seiner Seele bereits subjektiv untergraben ist. Wenn dieser Bischof also an Vatikan II glaubt, ist er sicherlich auf bestem Weg, seinen Glauben zu verlieren, und dieser Prozess ist schon so weit fortgeschritten, dass er sich eine schwerwiegende Sünde gegen das Sechste Gebot erlaubt, aber noch nicht weit genug, um ihn die Bedeutung des heiligsten Herzen Jesu völlig vergessen zu lassen.

Doch um die katholische Wahrheit so erfolgreich zerstören zu können, wie es die römischen Betrüger jetzt tun, müssen sie sie gekannt haben. Wenn sie sie gekannt haben, müssen sie ihre Kraft gekannt haben. Wenn sie ihre Kraft gekannt haben, wie können sie denn aufgehört haben, daran zu glauben, ausser wenn dieser ein Märchen ist, unwahr wie alle anderen Religionen; ausser wenn die katholische Kirche in keiner Weise überlegen ist und wenn der Mensch keinen Zugang zu Gottes Wahrheit hat?

Um an die katholische Lehre zu glauben, muss der Geist eines Menschen viele übernatürliche Wahrheiten akzeptieren, die zwar nicht unvernünftig sind, jedoch ausserhalb der natürlichen Reichweite des Geistes des Menschen liegen. Um diese Wahrheiten zu akzeptieren und sich ihnen zu unterwerfen, muss der Geist eines Menschen von seinem Willen angetrieben werden. Sobald sein Wille seinen Geist nicht mehr antreibt, oder in eine gegenteilige Richtung treibt, kann er den Glauben verlieren. Nun ist der Modernismus seinem Wesen nach stolz, weil der Mensch in der Neukirche Gottes Platz einnimmt. Deshalb können die römischen Betrüger, wie Sie sie zu Recht nennen, von Anfang an freimaurerische oder kommunistische Infiltranten gewesen sein, oder sie können wie Judas Ischariot anfangs den Glauben besessen haben, doch der Stolz darüber, Gottes Platz einzunehmen und Seine Kirche umzugestalten, überwältigte ihren Willen, und der Glaube verschwand von ihrem Geist. Gott allein weiss wie und wann.

Können wir in diesem Fall nicht getäuscht worden sein, wenn wir um einer zerbrechlichen Verheissung des Himmelsreichs willen einen endlosen Krieg führen und doch unfähig sind, irgendetwas über Gott zu wissen? Wären wir nicht besser dran, wenn es Gott nicht gäbe? Inmitten des heutigen Chaos kann ich mich des Gedankens nicht erwehren, dass die Kirche eine rein menschliche Institution ist, so dass ich bisweilen nicht umhin komme, Menschen zu beneiden, die ohne Gott ein glückliches Leben führen.

Lieber Freund, ein glückliches Leben ohne Gott ist eine Illusion, so”glücklich” gottlose Menschen auch zu sein vorgeben mögen. Wir Menschen sind alle von Gott, unsere Seelen sind alle direkt von Gott geschaffen worden, damit wir zu Gott dank Seiner Kirche gehen, Leib und Seele. Die heutige Welt und Kirche befinden sich gerade darum im Chaos, weil sie versuchen, ohne Ihn zu leben.

Es macht ganz den Anschein, als seien wir für den Himmel oder die Hölle gleichfalls vorbestimmt und als könne der freie Wille hier nicht viel ausrichten.

“Das Gift ist im Schwanz”, sagten die Lateiner. Diese Ihre grobschlächtige Schlussfolgerung, eine furchtbare Häresie, ist der Beweis, dass der Teufel alle Register zieht, um Ihren Glauben zu erschüttern. Beten Sie den Rosenkranz, um die Hilfe der Gottesmutter zu erlangen. Ich sende Ihnen meinen Segen.

Kyrie eleison.

“Getuerktes Videospiel” – II

“Getuerktes Videospiel” – II on August 25, 2018

Von der großen spanischen Königin Isabella der Katholischen (1451–1501) wird berichtet, dass sie, als sie einmal gefragt wurde, was sie denn gerne auf einem Gemälde sehen würde, geantwortet hätte: „Einen Priester, der die Messe liest; eine Frau, die ein Kind gebiert; und einen Verbrecher, der gehängt wird.“ In anderen Worten: Jeder hat im Leben seine Rolle zu spielen, und er hat genau diese seine Rolle zu spielen und keine andere. Wir können nur erahnen, was Isabella zu einer Welt gesagt hätte, in der Priester „eucharistische“ Picknicks veranstalten, Frauen frei sind zu verhüten und abzutreiben, und Verbrecher sehr kurze und immer kürzere Strafen in Gefängnissen absitzen, die Luxusherbergen gleichen. Da heute „Kein Wesen da ist, als das Wesenlose“ (Macbeth I, 6. Auftritt).

Viele Leute ahnen heute, dass das moderne Leben eine Trugwelt ist, aber nur wenige erfassen, warum „Kein Wesen da ist, als das Wesenlose,“ oder warum „Nichts wirklich ist, es nichts gibt, woran man sich halten muss,“ wie die Beatles es in’Strawberry Fields Forever’ ausdrückten. Die Leute sehen nun, wie Polizisten unterdrücken, Journalisten lügen, Pharmazeuten vergiften, Anwälte betrügen, Politiker Verrat begehen, Frauen sich unfruchtbar machen, Jugendliche Selbstmord begehen, Lehrer ihre Studenten verderben, Ärzte ihre Patienten töten, vieles mehr und – am schlimmsten – wie Priester von Gott abfallen. Es ist nicht schwer, um uns herum eine aus den Fugen geratene Welt zu erblicken, die im Gegensatz zu jener Ordnung steht, die Königin Isabella für Spanien im Sinn hatte. Aber diese Unordnung tarnt sich als die rechtmäßige gegenwärtige Nachfolgerin jener rechten Ordnung der Vergangenheit, so dass wenige Menschen herausfinden, woher diese Unordnung herrührt. Viele geben den Versuch auf, dem nachzugehen und setzen sich lieber zwischen jenen materiellen Tröstungen zur Ruhe, die diese Unordnung ihnen bietet. Zum Beispiel machen die meisten Rockmusiker ihr gutes Geld damit, die schlechten Früchte des Materialismus entsprechend laut zu beschreien, aber wenige, wenn überhaupt einer von ihnen, suchen nach den bösen Wurzeln, so dass die meisten von ihnen als bequeme Materialisten enden, als Teil und Teilhaber jener Falschheit, die sie in ihren einkommensstarken Jahren doch durchaus richtig erkannten.

Ähnlich wie im altbekannten Schlager „Why, why, why Delilah?“ stellt man die Frage,”Warum”? Weil die Menschen sich der Gegenwart Gottes derart entledigt haben, dass sie keinen Schimmer mehr davon haben, dass Gottes Abwesenheit ihr eigentliches Problem darstellt. Und wenn sie jemals doch einen Schimmer haben sollten, dann werden sie aus demselben Grund, weshalb sie sich Seiner Gegenwart damals entledigt hatten, überall eher nach einer Lösung Ausschau halten, als bei Ihm. Und doch war es Christus, der gegen das Ende der Zeiten jenes Christentum schuf, das im Mittelalter die menschliche Gesellschaft auf vorher nie gekannten Höhen erhob. Einer Gesellschaft, deren Christus-lose Nachfolgerin nun das”Abendland” heisst. Aber wenn man dem Christ-entum den Christus nimmt, verbleibt uns nur noch das „-entum,“ besser gesagt, es verbleibt uns nur ein verhängnisvolles „End-tum.“

Doch würde dieses verhängnisvolle „End-tum“ nicht irgendwie mit den Errungenschaften des Mittelalters mithalten können, würden die Menschen irgendwann zu Christus zurückkehren wollen. Deshalb muss der Schein einer christlichen Gesetzgebung, christlicher Krankenhäuser, Parlamente usw. gewahrt werden, selbst wenn deren christliche Substanz ausgehöhlt wird. Deshalb folgen seit 500 Jahren nahtlos sogenannte „Konservative“ aufeinander, die rein gar nichts „konservieren“ außer die jeweils durch die ihnen gegenüberstehenden Liberalen erstrittenen „Freiheiten.“ Deshalb diese nicht abreißende Kette heuchlerischer Politiker, die sich nach außen als „Rechte“ geben, wo sie doch in Wirklichkeit „Linke“ sind; denn die Menschen wollen genau das: Führer, die scheinbar den Restbeständen Gottes und Christus huldigen, aber in Wirklichkeit dem Teufel dienen, indem sie den Weg frei machen für eine immer weiter greifende Freiheit von Gott und von Christus.

Deshalb das Zweite Vatikanische Konzil in der Kirche, das nach außen hin den Schein des Katholizismus wahrte, während es diesen in Wirklichkeit durch den Modernismus verdrängte.

Deshalb das Kapitel der Priesterbruderschaft St. Pius X im Jahr 2012, das vorgab, die katholische Tradition zu wahren, während es doch die Unterordnung dieser unter das Zweite Vatikanum vorbereitete. Deshalb das Kapitel der Bruderschaft von 2018, das vorgab, sich des Machers des Kapitels von 2012 zu entledigen, während es ihm sofort doch eine andere Machtstellung zurückgab. Deshalb dieses Kapitel, das weder der Wirklichkeit der Kirche oder der der Bruderschaft entspricht, sondern riskiert, die getürkte Realität eines Videospiel zu werden, die jene beruhigen soll, die sich dem Marsch der Bruderschaft nach Rom entgegenstellen, während dadurch doch dieser Marsch eher abgesichert wird. Gebe Gott, dass es nicht so ist, wie es scheint.

Gibt es nun einen Ausweg, wenn doch die ganze Welt nur noch aus getürkten Realitäten, wie der von Videospielen besteht? Es ist aber unmöglich, dass der Himmel uns ohne einen solchen Ausweg zurückgelassen hätte. Schon im Mittelalter schenkte uns Unser Liebe Frau den Rosenkranz. In neueren Zeiten gab sie uns die Andacht der Ersten Samstage des Monats. Wir vernachlässigen ihre Heilsmittel allein auf eigene Gefahr.

Kyrie eleison.

Wie Unterscheiden? – II

Wie Unterscheiden? – II on November 25, 2017

Während Josefs erste Frage die in der Kirche herrschende Verwirrung im allgemeinen betraf (siehe die letztwöchige Ausgabe dieser”Kommentare”), bezog sich seine zweite Frage spezifisch auf die Priesterbruderschaft St. Pius XII. Sie lautete wie folgt:

Sie schrieben letzte Woche, seinen Früchten nach zu urteilen, sei Vatikan II nicht katholisch gewesen, während Erzbischof Lefebvre dies sehr wohl gewesen sei. In der Priesterbruderschaft St. Pius XII, die gegründet hat. scheint jedoch eine neue Denkweise entstanden zu sein, die man in einer Reihe von Thesen zusammenfassen könnte. Beispielsweise:

1. So anstössig das Verhalten des Papstes und der Bischöfe auch sein mag, sie sind auch weiterhin rechtmässige Autoritäten der Kirche.

2. Papst Franziskus mag ein Modernist sein, aber er besitzt immer noch die Macht, die Priesterbruderschaft in den Schoss der Kirche zurückzuführen.

3. Die Konzilsbischöfe sind durchaus nicht alle schlecht. Sie können christliche Reaktionen zeigen, ein Bewusstsein für die Krise der Kirche an den Tag legen, die katholische Moral öffentlich verteidigen, in der Liturgie zu Respekt vor Gott auffordern, der Heiligen Jungfrau Maria die gebührende Ehrfurcht zollen, usw.

4. Eine Übereinkunft mit Rom kann ins Auge gefasst werden, solange man uns”so akzeptiert, wie wir sind”.

5. Wir setzen uns selbst ins Unrecht, wenn wir jedwelche Übereinkunft mit Rom ablehnen.

6. Es ist nützlicher, von Erzbischof Lefebvres Frömmigkeit zu sprechen, als von seinem Widerstand gegen das Konzil.

7. Es ist besser, ein gutes Verhältnis zur Priesterbruderschaft zu pflegen, als die Beziehungen zu ihr um fehlbarer Ansichten willen zu verderben.

8. Die Konzilsanhänger sind undiszipliniert und ungehorsam. Die Anhänger der Bruderschaft müssen diszipliniert und gehorsam sein.

In Anbetracht all dessen und angesichts der Komplexität der Situation, in der sich Katholiken heute befinden: Kann man es Mitgliedern oder Anhängern der Bruderschaft verdenken, wenn sie im Sinne dieser Thesen denken?

Antwort: Es hängt alles davon ab, wie viel diese Mitglieder oder Anhänger wissen. Beispielsweise wissen ältere Angehörige und Unterstützer der Bruderschaft, dass das Konzil eine neue Religion darstellte und dass die Opposition des Erzbischofs ihm gegenüber folglich eine Glaubensfrage und ihrem Wesen nach wichtiger als Frömmigkeit war, denn wie kann es Frömmigkeit ohne Glauben geben? Diese Veteranen der Bruderschaft verdienen ein gerütteltes Mass an Tadel (ausser wenn und bis sie öffentlich ihre Stimme erheben), weil sie zulassen, dass das, was Josef als”neue Denkweise” bezeichnet, innerhalb der Bruderschaft die Oberhand gewinnt, so dass deren junge Mitglieder und Anhänger es desto viel schwieriger haben, zu begreifen, was an den oben angeführten acht Thesen faul ist. Eine neue Generation von Priestern, die der Bruderschaft angehören, ist so fromm, wie man es sich nur wünschen kann, steht jedoch (immer mit Ausnahmen) der Krise, welche die Kirche nun schon seit mehr als einem halben Jahrhundert plagt, hilflos gegenüber. Hiermit lauten die Antworten auf die obigen acht Thesen:

1. Gewiss, der Papst und die Bischöfe scheinen äusserlich rechtmässige Autoritäten der Kirche zu sein, doch um ihr Verhalten und ihren Glauben ist es so schlecht bestellt, dass viele ernsthafte Katholiken diese Rechtmässigkeit in Frage stellen.

2. In den Schoss welcher Kirche würde der Papst die Neubruderschaft führen? In den der Neukirche?”Sie haben mich aus der Neukirche ausgestossen?” sagte der”exkommunizierte” Erzbischof. ”Na und? Ich habe ihr niemals angehört. ”

3. Die Konzilsbischöfe sind in der Tat nicht alle schlecht, doch sind sie fast alle Modernisten, was bedeutet, dass viele von ihnen ihren katholischen Glauben verloren haben, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein. Der moderne Mensch ist so verdorben, dass er, wenn seine katholische Religion seiner Modernität angepasst wird, nicht einmal begreift, dass er kein Katholik mehr ist.

4. 1987 konnte die Priesterbruderschaft noch sagen:”Akzeptiert uns so, wie wir sind”. Doch heute, anno 2017, hat sich das”so wie wir sind” grundlegend geändert!

5. Würde Rom nur zum wahren Glauben zurückkehren, entfiele jede Notwendigkeit eines Übereinkommens.

6. Gott segne den Erzbischof auch wegen seiner Frömmigkeit, doch seine weitaus wichtigste Eigenschaft war sein Glaube.

7. ”Fehlbare Ansichten”? Es gibt so etwas wie die Wahrheit! Hat jemand, der in der Neubruderschaft eine auch nur halbwegs bedeutende Position bekleidet, die Dokumente von Vatikan II tatsächlich studiert? Bestreitet die Bruderschaft, dass das Konzil eine neue Religion begründet hat?

8. Die Mitglieder und Anhänger der Bruderschaft müssen diszipliniert und gehorsam sein – doch wem soll ihr Gehorsam gelten? Der neuen Konzilsreligion, die den Menschen ins Zentrum stellt?

Das Problem mit all diesen Thesen besteht darin, dass die Priesterbruderschaft St. Pius XII. im Getöse des grossen Krieges entstanden ist, den die moderne Welt gegen Gott führt, doch seit dem Tod des Erzbischofs im Jahre 1991 haben ihre Führer jedes tiefe Verständnis dafür verloren, wer diesen Krieg führt und wie und warum. Josef, lesen Sie”Pascendi” wieder und wieder, bis Sie es vollständig begriffen haben!

Kyrie eleison.