objektive Wahrheit

Die Bosheit des Modernismus – V

Die Bosheit des Modernismus – V on Juni 13, 2020

Ehe wir uns -zumindest vorläufig – vom Thema Modernismus verabschieden, müssen wir noch einen wichtigen Punkt zur Sprache bringen, und zwar eine Prophezeiung von Pater Frederick Faber (1814–1863) über unsere eigene Zeit, die in diesen „Kommentaren“ sicherlich schon mehr als einmal zitiert worden ist. Pater Fabers Weissagung zufolge wird das Ende der Welt dadurch gekennzeichnet sein, dass die Menschen Böses tun, während sie wähnen, Gutes zu tun.

Das ist nur allzu logisch. Selbst am Ende der Welt werden die Menschen auch weiterhin ihre ihnen von Gott gegebene Natur haben, die an sich gut ist und an der auch ihre Erbsünde sowie ihre persönlichen Sünden nichts ändern, so schwer diese in der Endzeit auch sein mögen (2. Tim. III. 1–5). Dank dieser ihnen eigenen Natur weisen die Menschen eine inhärente natürliche Neigung auf, Gutes zu tun. Nichtsdestoweniger wird die Masse der Menschen unter dem Antichristen und seinen Vorgängern sich diesem – bereits bestehenden oder noch bevorstehenden – Bösen widerstandslos gefügt haben. Wie werden dieses Gute und dieses Böse in ihnen vereinbar gewesen sein?

Der menschliche Wille kann nichts wollen, was der menschliche Geist ihm nicht vorher gezeigt hat. Jedem menschlichen Wunsch geht zwangsläufig ein menschlicher Gedanke voraus. Der Wunsch nach einem Nicht-Objekt kann nur ein Nicht-Wunsch sein. Deswegen hängt der Wille davon ab, dass der Geist ein Objekt für ihn erfasst hat, und zwischen jedem Willen und dem Objekt, das er erstrebt, muss der Geist als Vermittler tätig gewesen sein, immer unter der Voraussetzung, dass der Geist sein eigenes Objekt erfasst. Doch nun kommt Kant und behauptet, der Geist könne sein Objekt gar nicht erfassen von aussen, sondern lediglich fabrizieren von innen. Somit sind der Wille und sein wirkliches Objekt nicht länger verbunden. In anderen Worten, ein guter Wille kann Dinge anstreben, die in Wirklichkeit schlecht sind, und ein böser Wille kann etwas erstreben, was in Wahrheit gut ist, doch infolge der Erbsünde wird der zweite Fall weniger häufig sein. Anders gesagt: Indem Kant den Geist von der objektiven Realität loslöst, macht er es dem Willen weitaus leichter, etwas Böses zu wollen, weil es gut schien. Deshalb in einer Welt wie heute, wo der Geist von der objektiven Realität allgemein losgelöst ist, ist es für die Menschen weitaus leichter, immer noch guten Willens zu sein, auch wenn sie etwas anstreben, was in Wirklichkeit nicht gut ist, weil der Geist gründlich verkrüppelt worden ist.

Und hier ist, was der Pater Faber prophezeit: Er sagt, am Ende der Welt bestehe das Problem nicht so sehr in bösen Herzen oder schlechtem Willen als vielmehr in guten Herzen mit verkrüppeltem Geist, in anderen Worten, in guten Herzen mit schlechten Prinzipien. Was bedeutet das in der Praxis? Es bedeutet, dass es heute zahlreiche Katholiken geben wird, die zwar den Glauben besitzen und es gut meinen, deren Verstand jedoch nicht richtig funktioniert, weil sie – bisweilen bewusst, meist aber unbewusst – den Lehren Kants folgen, so dass ihr aufrichtiger Glaube dementsprechend geschwächt wird. Sie können nicht mehr erkennen, wie die Neukirche ein Wundbrand am Leibe der wahren katholischen Kirche ist, oder wie die vom Erzbischof gegründete Priesterbruderschaft St. Pius X. von dessen Nachfolgern zersetzt wird. Doch in vielen Fällen beruht die Blindheit solcher Seelen nicht notwendigerweise auf Bosheit oder fehlendem gutem Willen.

Hieraus folgt, dass wenn man mit solchen Menschen zu tun hat, worin das Subjektive durch eine ganze, von Kant verkrüppelte Welt vom Objektiven abgespalten worden ist, nur allzu leicht einer von zwei einander entgegengesetzten, jedoch miteinander verbundenen Irrtümern auftauchen kann. Entweder kann man sagen, solche Seelen seien in ihrem Herzen so unschuldig, dass sie sich in ihrem Geist nicht irren könnten; folglich könne die Neukirche nicht ganz so falsch liegen, und man müsse wieder zu ihr stossen, Pachamama und dergleichen hin oder her. So verhalten sich heute die Führer der Neubruderschaft und alle, die ihr folgen. Oder man kann sagen, die Irrtümer im Geist der Neukirche und der Neubruderschaft, die sich wieder ihrer Obhut unterstellen will, seien dermassen schwerwiegend, dass sie unmöglich die wahre Kirche oder die wahre Bruderschaft sein könnten, und man beide um jeden Preis meiden müsse. Wer so argumentiert und sich so verhält, tritt in die Fussstapfen jener, die als Sedisvakantisten bekannt sind, sowie jener, die nicht über diese Fragen sprechen wollen, aber nichtsdestoweniger ihren Weg gehen.

Erkenne ich hingegen, wie Kant das Subjekt vom Objekt getrennt hat, werde ich weder behaupten, solche Seelen seien guten Willens, und deshalb sei auch ihre Doktrin gut, noch werde ich geltend machen, ihre Doktrin sei dermassen falsch, dass sie bösen Willens sein müssten. Stattdessen werde ich festhalten, dass sie subjektiv guten Willens sein mögen, objektiv jedoch einer so schlechten Doktrin anhängen, dass ich um meiner ewigen Seligkeit willen nicht das Risiko eingehen darf, ihnen zu folgen oder mich mit ihnen gemein zu machen. Und mit dem heiligen Rosenkranz werde ich Unsere liebe Frau bitten, mein Herz und meinen Verstand im katholischen Gleichgewicht zu halten.

Kyrie eleison.

Ende Eines Gerichtsmarathons

Ende Eines Gerichtsmarathons on März 23, 2019

Am 31. Januar dieses Jahres verkündete der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte seinen seit langem erwarteten Entscheid, den Berufungsantrag des Verfassers dieser”Kommentare” gegen seine fast einstimmige Verurteilung durch sieben verschiedene deutsche Gerichtshöfe abzulehnen. Diese Verurteilung war erfolgt, weil er das „Verbrechen“ begangen hatte, die These, wonach im Dritten Reich sechs Millionen Menschen vergast wurden, am 8. November 2008 auf deutschem Boden infrage zu stellen. Die beiden deutschen Anwälte unternahmen einen ehrbaren Versuch, ihren politisch alles andere als korrekten Mandanten zu verteidigen, aber ihnen waren die Hände gebunden, weil es das deutsche Gesetz ihnen verbot, in Bezug auf die historische Wahrheit Klartext zu sprechen. Wie in vielen anderen Ländern ist die historische Wahrheit in Deutschland heute nicht mehr der Massstab privater Interessen; stattdessen sind gewisse private Interessen zum Massstab der Wahrheit geworden.

Doch wie kann die Wahrheit so entthront werden? Wie der Allmächtige Gott Selbst, ist die Wahrheit entweder Nummer eins oder nichts. Gott Selbst kann nur Nummer eins sein, weil Er der Schöpfer und somit seiner ganzen Schöpfung unendlich überlegen ist. Die Wahrheit ist Nummer eins, weil wir sie als Übereinstimmung zwischen Geist und Wirklichkeit definieren; somit stellt jede Schmälerung oder Leugnung der Wahrheit, jedes Bekenntnis zur Unwahrheit gegenüber der Wahrheit, welche die Unwahrheit in Abrede stellt, einen entsprechenden Realitätsverlust des Geistes und infolgedessen ein mehr oder weniger starkes Abgleiten des menschlichen Ich in Phantasie und Lügen dar. Deshalb liegt es auf der Hand, dass die Wahrheit vor den Gesetzen und Gerichten jeder beliebigen Nation von höchster Bedeutung ist. Schwören denn die Zeugen bei einem normalen Gerichtsverfahren nicht, „die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit“ zu sagen?

Wenn die grossen Gesetzgeber als Begründer ihrer Nationen gelten – Moses bei den Israeliten, Solon bei den Athenern, Lykurg bei den Spartanern -, dann darum, weil sie bei ihrem jeweiligen Volk die Grundfesten der Gerechtigkeit errichteten, jedem Menschen den ihm gebührenden Platz zuwiesen und somit die Beziehungen zwischen den Menschen regelten und den Aufbau harmonischer Gesellschaften ermöglichten. Selbst eine Gesellschaft von 22 Männern bei einem bescheidenen Fussballspiel braucht ihren eigenen Richter, den Schiedsrichter. Und ohne die Wahrheit kann dieser seines Amtes nicht walten. War das ein harter, aber fairer Angriff oder ein Foul? Ob diese Attacke nach den Spielregeln mit einem Elfmeter geahndet werden muss oder nicht, hängt davon ab, ob der Schiedsrichter wahrheitsgemäss ermitteln kann, was geschehen ist. Dementsprechend ist das Zusammenleben von Menschen in einer Gesellschaft nur mit einem Mindestmass an Gerechtigkeit möglich, und die Gerechtigkeit ist ihrerseits auf ein Mindestmass an Wahrheit angewiesen. Gesegnet ist die Nation, die Gesetzgeber und Richter besitzt, welche belohnen, was wahrhaftig richtig ist, und die bestrafen, was wahrhaftig falsch ist.

Werfen wir nun einen Blick auf die Gesetze und Gerichte, die jede Infragestellung des Mordes an jenen sechs Millionen Menschen während des Zweiten Weltkriegs bestrafen. Ist dieser Massenmord eine historische Tatsache oder nicht? Wenn er eine solche ist, kann es schlecht sein, ihn in Frage zu stellen, sofern dadurch erheblicher Schaden hervorgerufen wird. Doch wenn dieser Massenmord niemals stattfand, entspricht es der Wahrheit, ihn in Frage zu stellen, und es ist nicht nur nicht schlecht, sondern im Gegenteil gut, ihn zu hinterfragen. Denn wenn die Sechs Millionen ein monströser Mythos sind, der wie ein Bleigewicht auf dem Geist der Menschen lastet, als grundlegendes Dogma dessen, was ihnen als falsche Religion aufgenötigt wird, bin ich nicht dann ein echter Befreier, wenn ich dabei helfe, den Geist der Menschen von der Lüge zu erlösen? „Die Wahrheit wird euch frei machen,“ sagt Unser Herr (Johannes VIII, 32). Ist es dann nicht sonnenklar, dass, wenn keine sechs Millionen ermordet wurden, die Infragestellung dieses Massenmordes mit Dankbarkeit von der Gesellschaft aufgenommen und nicht bestraft werden sollte?

Also was sagen die ernsthaften Historiker zum sechs Millionen Opfer des Dritten Reichs? Es ist eine öffentliche Tatsache, dass nicht alle ernstzunehmenden Historiker behaupten, ein solches Verbrechen sei eine historische Tatsache gewesen anstatt eine emotionale „Tatsache.“ Wie ist es dann möglich, dass ein Staat nicht nur gegen Bürger mit dem Strafgesetz vorgeht, die das Fragliche hinterfragen, sondern sogar gegen die Anwälte, welche solche Angeklagten mit wahrheitsgemässen Argumenten verteidigen? Solche Gesetze ergeben keinen Sinn.

Ein Staat, der solche Gesetze hat, baut auf Sand auf und wird früher oder später zusammenbrechen, insofern er sich selbst davon abhängig macht. Mögen alle Staaten, die eine „Leugnung“ dieses Verbrechens heute verbieten, sich in Acht nehmen. Zumindest ist die historische Wahrheit nicht unbedingt auf ihrer Seite.

Kyrie eleison.

Ein Wahrer Held

Ein Wahrer Held on November 10, 2018

Am 21. Oktober starb in Vichy, Frankreich, einer der wenigen wahren Helden, deren sich unsere arme moderne Welt noch rühmen konnte, Professor Robert Faurisson. Er war ein wahrer Held, weil er in einer Welt der Lügen mit unfehlbarem Mut und peinlicher Genauigkeit für die Wahrheit in einer für die ganze Menschheit entscheidend wichtigen Frage einstand. Man lohnte es ihm mit dem Verlust seiner Arbeit, dem Leiden seiner Familie, mit zehn physischen Angriffen, von denen ihn einer um ein Haar das Leben gekostet hätte, mit Isolation in seinem Beruf und mit einer schier endlosen Reihe von Gerichtsverfahren, die von seinen bitteren Feinden angestrengt worden waren, denen er dennoch regelmässig mit Höflichkeit und Respekt begegnete. Ein solches Leben führte er mehr als vierzig Jahre lang, wobei er niemals von seinem Dienst an der Wahrheit abliess.

Er starb auf dem Schlachtfeld, unmittelbar nachdem er von einem letzten öffentlichen Vortrag, der sein Schwanengesang werden sollte, aus Shepperton, England, zurückgekehrt war, jener Stadt, wo er vor fast neunzig Jahren das Licht der Welt erblickt hatte. Dort unterhielt er sich mit einem Freund aus Italien, der uns folgende Schilderung ihrer Unterredung hinterlassen hat: „Der Professor war so klarsichtig, ausgeglichen und unbeugsam wie stets, doch er war müde, sehr müde, so gebrechlich, dass er fast durchsichtig wirkte, mit dem Gefühl, dass seine Aufgabe abgeschlossen war. In der Tat hatte dieser unglaublich mutige Mann alles vollbracht, was er sich zu vollbringen vorgenommen hatte.“ Und der Freund fährt fort: „Er hinterlässt einen immensen Beitrag zu der revisionistischen Sache. [ . . . ] Hasserfüllte Feinde versuchten ihn am Schreiben, sogar am Leben zu hindern, aber er bot ihnen stets die Stirn und wich bei seiner furchtlosen Suche nach der Wahrheit nicht um einen Millimeter zurück.“

Viele Leser dieser”Kommentare” wissen, worum es beim”Revisionismus” geht und warum er für alle Menschen einschliesslich der Katholiken so wichtig ist. Wie George Orwell sagte: „Der effektivste Weg zur Zerstörung von Menschen besteht darin, ihr Verständnis ihrer Geschichte für falsch zu erklären und auszulöschen.“ Revisionisten sind Historiker, die sehen, wie Menschen in aller Welt heute durch eine unwahre Version ihrer Geschichte zerstört werden, insbesondere jener des Zweiten Weltkriegs; deshalb tun die Revisionisten alles, was in ihren Kräften steht, um die Wahrheit in der Geschichtsschreibung wiederherzustellen. Denn – um nochmals Orwell zu zitieren – „Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft . . .” weil, wer die Geschichtsbücher schreibt, aufgrund des Einflusses, den die Geschichte auf das Denken der Menschen hat, die Zukunft kontrolliert, „und wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit,“ weil die jeweiligen Machthaber ihre Macht nutzen, um die Kontrolle über die Geschichtsbücher auszuüben und somit die Geschichte zu kontrollieren.

Nun wollen uns die Leute, die heutzutage weltweit die Macht über die Politik und die Medien besitzen, uns in die gottlose Neue Weltordnung führen, und sie verstehen George Orwell voll und ganz. Deshalb haben sie eine gigantische falsche Version der Geschichte des Zweiten Weltkriegs fabriziert, die Hand in Hand mit einer vollkommen fabrizierten Religion geht, welche das Christentum verdrängen soll. Wenn die Wahrheit keine Rolle spielte, und wenn das Christentum ohne Bedeutung wäre, wie viele Menschen heute denken, dann sollten diese Menschen keine Einwände gegen die Errichtung der Neuen Weltordnung erheben, doch als Ergebnis werden sie eine weltweite Tyrannei als Vorspiel zum Antichristen erdulden müssen. Solschenizyn, der die Lehre aus den zweiundsiebzigjährigen furchtbaren Leiden Russlands unter dem gottlosen Kommunismus gezogen hatte, warnte eindringlich davor, eine Nation, einen Kontinent, eine Welt auf Lügen aufzubauen. Dass die Menschen ihr Geschichtsbild auf Lügen aufbauen, war auch Professor Faurisson zutiefst zuwider, und er gab sein Leben hin, um der Wahrheit wieder zum Durchbruch zu verhelfen. Mit der Verfolgung, der er Jahrzehnte lang ausgesetzt war, weil er die Wahrheit gesagt hatte, lieferten seine erbärmlichen Feinde den Beweis für die Wichtigkeit und Schlagkräftigkeit dessen, was er tat.

Er versprach sich auch keinen himmlischen Lohn für seine Hingabe an die Wahrheit, denn er bekannte sich als Atheisten. Doch er liebte Kinder, freute sich über Segenswünsche und wies sie niemals zurück. Wie seine Schwester hervorgehoben hat, ist er, nachdem er von einer Reihe ungerechter Richter antreten musste, die sich der Neuen Weltordnung fast ausnahmslos unterwarfen, vor den Obersten Gerechten Richter getreten, Unseren göttlichen Herrn Selbst. Wir wird unser Herr über ihn geurteilt haben? Zwei Dinge sind gewiss: Erstens wird nichts in seinem ganzen Leben auch nur im entferntesten so wichtig gewesen sein wie dieses Urteil, und zweitens hat er grosse Verdienste vor den Menschen erworben, doch dies ist nicht dasselbe wie Verdienste vor Gott. Vielleicht wurde ihm im allerletzten Augenblick eine besondere Gnade der Bekehrung zuteil, die für Gott nicht unmöglich ist. Mt. XXI, 28–29 gibt uns mehr als das Recht, für das ewige Heil seiner Seele zu hoffen und zu beten.

Kyrie eleison.

Historische Wahrheit – III

Historische Wahrheit – III on September 30, 2017

Die furchtbare Strafe für hartnäckiges Lügen besteht darin, dass man jeden Sinn für die Realität verliert. Diese Strafe trifft unsere westliche „Zivilisation“ in immer grösserem Masse. Die Menschen können nicht mehr zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen Phantasie und Wirklichkeit unterscheiden. Nun mag die Phantasie ja süsser sein, doch die Wirklichkeit setzt sich am Ende stets durch, und je verbissener man sich an die Phantasie geklammert hat, desto grausamer ist dann das Erwachen, wenn man mit der harten Realität konfrontiert wird. Die beiden Weltkriege des letzten Jahrhunderts waren eine gewaltsame Wiederkehr der Realität. Wir steuern direkt auf einen dritten Weltkrieg zu, weil die Vorliebe für die Phantasie zur Ideologie erhoben wird. Das folgende, schlagende Beispiel dafür, wie Lügen zur Ideologie umfunktioniert werden, entstammt einer Website, die sich bemüht, die Wahrheit aufrechtzuerhalten.

Im Jahre 2009 schrieb ein in Polen geborener Amerikaner namens Herman Rosenblat eine rührende Holocaust-Erinnerungsgeschichte, für die, noch ehe sie in Buchform veröffentlicht werden konnte, die Verfilmungsrechte für 25.000 Dollar verkauft wurden. In „Angel at the fence“ (Der Engel am Zaun) – so lautet der Titel der Erzählung – wird berichtet, wie Rosenblat, der im Zweiten Weltkrieg im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert war, dort ein Mädchen kennenlernte, das ihm Äpfel und Brot über den Aussenzaun des Lagers zuwarf. Als der Krieg zu Ende ging, hatten sie den Kontakt zueinander verloren, und er wanderte in die USA aus. Jahre später suchte er über eine Heiratsagentur eine Braut, und wer war die (scheinbar) Unbekannte, die beim ersten Treffen erschien? Richtig, das Mädchen von jenseits des Zauns. Sie war mittlerweise erwachsen, aber er erkannte sie sogleich und machte ihr sofort einen Heiratsantrag, den sie akzeptierte. Seither leben sie glücklich zusammen.

Diese Geschichte ist wirklich sehr rührend. Rosenblat gab jedermann zu verstehen, dass all dies sich in Wirklichkeit ereignet habe, und anscheinend wurde ihm allgemein geglaubt. Doch Forscher, die über das nötige historische Wissen verfügten, bewiesen anhand von Tatsachen (beispielsweise konnten die Buchenwald-Häftlinge unmöglich bis zur äusseren Umzäunung des Lagers vordringen), dass Rosenblats Erzählung eine reine Erdichtung war. Man hatte es also wieder einmal mit einer „falschen Holocaust-Geschichte“ zu tun. Allerdings protestierte ein regelmässiger Besucher der oben erwähnten Website, Seymour Zak, heftig gegen diesen Ausdruck und beharrte darauf, dass es so etwas wie eine „falsche Holocaust-Geschichte“ gar nicht geben könne. Seine Begründung ist schlicht furchterregend:

Was Antisemiten hartnäckig als „falsche Holocaust-Geschichten“ bezeichnen, muss in positiverem Licht als „Wahrheit der Einbildung“ gesehen werden, um den berühmten Begriff des Dichters John Keats zu zitieren. Wenn ein Ereignis vom Geist als Wahrheit empfunden wird, selbst wenn es genau genommen nicht geschehen sein mag, aber dann von Millionen anderen guten Menschen, die derselben erhöhten Version der Realität ausgesetzt wurden, als lebendige Wahrheit aufgefasst wird, darf man es unter keinen Umständen als „Lüge“ abtun. ( . . . ) Alle solchen Geschichten sind in höherem metaphysischen Sinne wahr, und sie als Lügen abzuqualifizieren, ist ein Sakrileg. ( . . . ) Wir haben eine heilige Verpflichtung gegenüber den sechs Millionen, die unter der Tyrannei des bösen Nazidiktators Adolf Hitler starben, der Toten zu gedenken und sämtliche Versuche, den Holocaust durch den Hinweis auf „falsche Holocaust-Geschichten“ zu leugnen, mit Verachtung zurückzuweisen. Ich wiederhole: So etwas wie eine falsche Holocaust-Geschichte gibt es nicht. Jede Holocaust-Geschichte ist wahr, 100% wahr, ob es wirklich geschah oder nicht. ( . . . ) In den erhabenen Worten Elie Wiesels: „In der Literatur sind manche Dinge wahr, obgleich sie nicht geschehen sind, während andere nicht wahr sind, obwohl sie passiert sind.”

Seymour Zaks Logik zufolge ist es also unwichtig, ob die von ihm erwähnten sechs Millionen tatsächlich „unter der Tyrannei von . . . etc.” gestorben sind oder nicht. Wichtig ist nur, ob die Sechs Millionen eine „erhöhte Version der Realität“ darstellen, die „von Millionen guter Menschen als Wahrheit empfunden wird“ usw. Ist das der Fall, so ist die Behauptung, es seien sechs Millionen gestorben, auch wenn diese Zahl nicht stimmt, keine Lüge mehr, sondern eine höhere Wahrheit! Die Wirklichkeit ist kein Massstab der Wahrheit mehr, besonders wenn diese höhere Wahrheit einen quasi religiösen Charakter aufweist und eine „heilige Pflicht“ ist, die zu leugnen ein „Sakrileg“ darstellt – nämlich die Holocaust-Religion. In anderen Worten: Es gibt eine historische und eine nicht historische Realität, und nur letztere verdient den Namen „Realität“!

Dies ist reiner Wahnsinn, doch er prägt die Gesellschaft, in der wir leben, in immer stärkerem Ausmass, und wir Menschen sind soziale Lebewesen und daher zwangsläufig von der Gesellschaft beeinflusst, die uns umgibt. Katholiken – und Nichtkatholiken –, wenn ihr nicht in der steigenden Flut des Wahnsinns versinken wollt, dann betet täglich 15 Mysterien des Heiligen Rosenkranzes. Unsere Liebe Frau kann eure geistige Gesundheit schützen. Diese „Kommentare“ können kein anderes Hilfsmittel anbieten.

Kyrie eleison.

Sarto oder Siri?

Sarto oder Siri? on September 29, 2012

Am Fest des Hl. Pius X. entglitt mir einmal in einer Predigt „fast eine Häresie,“ als ich laut fragte, ob Giuseppe Sarto der Kirchenzerstörung durch Paul VI. widerstanden hätte, wenn er nicht schon im Jahre 1914 als Papst, sondern z.B. erst 1974 als Kardinal gestorben wäre. Innerhalb der Priesterbruderschaft St. Pius X. muß diese Frage wie eine Häresie anmuten, denn wie könnte die Weisheit des himmlischen Schutzpatrons der Bruderschaft – um in unserem Fragebeispiel zu bleiben – auf irgendeine Art fehlerhaft gewesen sein? Dennoch ist diese Frage berechtigt.

In den 1970er Jahren suchte Erzbischof Lefebvre einige der besten Kardinäle und Bischöfe der Kirche in der Hoffnung auf, wenigstens eine Handvoll von ihnen von der Notwendigkeit des öffentlichen Widerstandes gegen die Revolution des Zweiten Vatikanischen Konzils überzeugen zu können. Er pflegte zu sagen, daß der gemeinsame Widerstand von nur einem halben Dutzend Bischöfen die konziliare Verwüstung der Kirche hätte ver- oder wenigstens behindern können. Doch leider Gottes unternahm nicht einmal der von Papst Pius XII. als Wunschnachfolger ausersehene Kardinal Siri von Genua einen öffentlichen Schritt gegen die konziliare Kirchenführung. Schließlich trat wenigstens Bischof de Castro Mayer hervor – allerdings erst in den 1980er Jahren, als die konziliare Revolution schon in der Kirchenspitze sich eingenistet hatte.

Wie konnte es geschehen, daß selbst die bestausgebildetsten Köpfe so umnachtet waren? Warum erkannten damals nur so wenige der besten Kirchenmänner, was Erzbischof Lefebvre klar sah? Wie z.B. die Tatsache, daß das Kirchen-„Gesetz,“ welches die „Novus Ordo“-Messe etablierte, überhaupt kein Gesetz war; denn es gehört zum Wesen des Rechtes, daß ein Gesetz eine vernünftige Verordnung für das Allgemeinwohl sein muß. Wieso blieb also der Erzbischof so relativ alleine in seinem Kampf, ein solches Grundprinzip des gesunden Menschenverstandes vor dem Ersticktwerden durch eine überbordende Autoritätshörigkeit zu beschützen – wo doch das Zweite Vatikanum und die Neue Messe das Überleben der Kirche selber gefährdeten? Auf welche Weise konnte denn die Autorität solcherart über Wirklichkeit und Wahrheit die Oberhand gewinnen?

Meine Antwort lautet: Dies alles geschah, weil die Christenheit seit sieben Jahrhunderten in den Glaubensabfall, auch Apostasie genannt, abgleitet. Seit 700 Jahren wird – abgesehen von edlen Ausnahmen wie z.B. die Gegenreformation – die Wirklichkeit des Katholizismus vom Wahn des Liberalismus wie durch ein Krebsgeschwür zerfressen. Dieser Liberalismus „befreit“ den Menschen von Gott auf mehrere Weisen: er „befreit“ die Natur von der Gnade, den Verstand von der objektiven Wahrheit und den Willen vom objektiven Recht und Unrecht. Während der längsten Zeit dieser Epoche, 650 Jahre lang, hielten die katholischen Kirchenmänner an der Wirklichkeit fest und verteidigten sie eisern. Doch am Schluß drang eine ausreichende Menge des allumfassenden Wahns der lockenden Moderne bis ins Mark der Kirchenmänner vor, so daß ihr Verstand und Wille den Bezug zur Wirklichkeit verloren. Wie der Hl. Thomas Morus über die englischen Bischöfe seiner Zeit sagte, welche die katholische Kirche verrieten: es fehlte ihnen die Gnade. So ließen die Konzilsbischöfe gerne zu, daß der bloße Menschenwahn anstelle von Gottes Wirklichkeit, und die Autorität anstelle der Wahrheit, rückten. Daraus ergeben sich praktische Lehren für den Klerus wie für die Laien.

Liebe Priesterbrüder innerhalb und außerhalb der Priesterbruderschaft: Hüten wir uns davor, so wie Giuseppe Siri zu verfahren, und reagieren wir so wie Giuseppe Sarto mit seinen herrlichen Verurteilungen der modernistischen Irrtümer in seinen Lehrschreiben Pascendi, Lamentabili und Notre charge apostolique über den Sillon. Und um die Gnade geschenkt zu bekommen, welche wir für die gewaltigste Krise in der gesamten Kirchengeschichte benötigen, müssen wir auch gewaltig beten.

Liebe Laien: Wenn die Greuel des modernen Lebens Sie „hungernd und dürstend nach Gerechtigkeit“ machen, so frohlocken Sie möglichst darüber, denn genau diese Greuel halten Sie an, sich mit der Wirklichkeit auseinanderzusetzen. Und seien Sie ohne Zweifel, daß Sie durch Ihr Ausharren im Hunger nach Gerechtigkeit am Ende „Ihren Lohn erhalten werden“ (Matthäus 5,6). Selig die Armen im Geiste, die Sanftmütigen und die Trauernden, sagt unser Herr an derselben Stelle. Als sichersten Schutz vor der Übernahme unseres Verstandes und Herzens durch den liberalen Wahn beten Sie täglich fünf, oder am besten fünfzehn, Geheimnisse des Hl. Rosenkranzes unserer Allerseligsten Jungfrau Maria.

Kyrie eleison.

Untergrabene Gegenwehr

Untergrabene Gegenwehr on Juli 21, 2012

Das Generalkapitel der Priesterbruderschaft St. Pius X. ging am vergangenen Samstag zu Ende. Die gute Nachricht ist, daß die bis an den Rand des Selbstmordes geführte Bruderschaft nun vom Kapitel eine Gnadenfrist erhielt. Wenn allerdings die folgenden Worte, die in einem Interview mit einer katholischen US-Nachrichtenagentur weltweit ausgestrahlt wurden, immer noch den Geisteszustand der Bruderschaftsoberen darstellen (welche noch weitere sechs Jahre im Amt sind), dann bedarf es weiterer Gebete, um die erwähnte Gnadenfrist andauern zu lassen. Hier die Worte aus dem Interview (welche möglicherweise noch im Internet verfügbar sind – siehe Catholic News Service ):

„Viele Menschen haben eine Auffassung vom (Zweiten Vatikanischen) Konzil, die falsch ist. Inzwischen gibt es sogar Leute in Rom, die das sagen. Wir könnten sagen, glaube ich, daß wir in den Gesprächen (zwischen Rom und der Bruderschaft in den Jahren 2009 bis 2011) sahen, daß wir (die Bruderschaft) viele Dinge als vom Konzil stammend verurteilt haben, welche in Wahrheit nicht vom Konzil, sondern von der allgemeinen Auffassung vom Konzil herrühren.“

Um dies zu kommentieren, müssen wir zum Zweiten Vatikanum zurückkehren. Die 16 Konzilsdokumente sind, weil sie sowohl Wahrheiten als auch Irrtümer enthalten, grundsätzlich zweideutig und widersprüchlich. Die Bruderschaft hat in Nachfolge von Erzbischof Lefebvre nie behauptet, daß die Konzilsdokumente keinerlei Wahrheit enthielten. Allerdings hat die Bruderschaft sie angeklagt, sehr ernsthafte Irrtümer zu enthalten; z.B. die Konzilslehre, wonach der Staat kein Recht besitze, nicht-katholische Religionen zu unterdrücken. Das konziliare Rom hat die Dokumente dagegen stets verteidigt, unter anderem durch den Hinweis auf die entgegengesetzten Wahrheiten in den Dokumenten, wie z.B. daß jeder Mensch in religiösen Belangen die Wahrheit herausfinden und bekennen müsse. Doch waren die Wahrheiten in den Konzilsdokumenten noch nie das Problem, sondern die Irrtümer und die Widersprüchlichkeiten der Dokumente sind es. Wenn beispielsweise die Masse von Individuen – wie der Staat – angeblich religiös neutral sein dürfe, warum darf dann nicht auch das einzelne Individuum neutral sein? Diese Widersprüche in den Konzilsdokumenten öffnen der „Befreiung“ des Menschen von Gott – kurzum dem Liberalismus – Tür und Tor.

Die Lehrgespräche der Jahre 2009 bis 2011 untersuchten die Kluft in der Glaubenslehre zwischen dem konzilsrömischen Subjektivismus und dem von der Bruderschaft hochgehaltenen katholischen Objektivismus. Die Gespräche zeigten natürlich, daß diese Kluft grundsätzlich und unüberbrückbar ist. Sie besteht nicht etwa zwischen konziliarer Wahrheit und katholischer Wahrheit, sondern zwischen konziliarem Irrtum und katholischer Wahrheit – tatsächlich zwischen der Religion des Menschen und der Religion Gottes.

Nun verkündet der Redner im zitierten Interview, daß die „Leute in Rom “richtig“ und „wir,“ d.h. die Priesterbruderschaft, falsch lägen, weil „viele Dinge,“ welche die Bruderschaft beständig als vom Konzil stammend verurteilt hat, doch lediglich der „allgemeinen Auffassung“ vom Konzil entsprächen. Anders gesagt war es vom Erzbischof und seiner Bruderschaft von Anfang an falsch, das Konzil anzuklagen und entsprechend dem konziliaren Rom zu widerstehen. Daraus folgt ebenfalls, daß die Bischofsweihen von 1988 eine unnötige Entscheidung gewesen sein müssen, weil man die Pflege der katholische Tradition den Konzilsbischöfen hätte anvertrauen können. Doch Erzbischof Lefebvre nannte die Bischofsweihen die „Operation Überleben“ und er bezeichnete das Vertrauen auf das konziliare Rom als „Operation Selbstmord.“

Der Redner aus dem Interview befürwortet gemäß seinen eingangs zitierten Worten heute gewiß ein Abkommen zwischen der Bruderschaft und Rom. Laut einigen Berichten über dieses Abkommen würde sogar die Ernennung von Bruderschaftsbischöfen dem konziliaren Rom obliegen. Wenn aber seit Erzbischof Lefebvres Zeit Rom nicht aufgehört hat, konziliar zu sein – und alle Belege widersprechen einer solchen Illusion –, dann hätte der Erzbischof heute über den Redner aus dem Interview gesagt, daß dieser die „Operation Selbstmord“ fördere (sofern der Redner seine zitierten Worte inzwischen nicht verleugnet hat).

Kyrie eleison.