Zweites Vatikanum

Scheiternder „Widerstand“?

Scheiternder „Widerstand“? on August 23, 2014

Zweifellos nahmen einige Leser dieser „Kommentare“ an dem Hinweis von letzter Woche (EC 370) Anstoß, wonach der sogenannte „Widerstand“ momentan nur einen „geringen offensichtlichen Fortschritt“ macht. Wahrscheinlich hätten sie einen beherzten Ruf zu den Waffen sich gewünscht; doch müssen wir mit der Wirklichkeit verbunden bleiben. Als beispielsweise im Jahre 2002 die traditionelle Diözese Campos in Brasilien in die Arme der Neukirche zurückfiel, sagten da nicht einige von uns, daß von den 25 von Bischof de Castro Mayer geformten Priester wenigstens ein paar aus der Reihe tanzen würden? Doch keiner von ihnen wurde seither unabhängig, um die Linie des guten Bischofs zur wahren Verteidigung der Tradition zu halten, sondern sie alle sind heute mehr oder weniger auf der neo-modernistischen Talfahrt. Aber selbst wenn wir wirklichkeitsverbunden bleiben, so gibt es doch einiges zu sagen.

Gott ist zuallererst Gott, und er führt uns nicht auf unsere Weise durch die Krise, sondern auf die seine. „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege nicht meine Wege – Spruch des Herrn.“ (Isaias 55,8) Wir Menschen träumen davon, daß die hellsichtigen Priester und Laien sich miteinander verbünden und zusammen gegen Gottes Feinde aufstehen; doch braucht Gott keines Menschen „Widerstand,“ um seine Schafe zu betreuen und seine Kirche zu retten. Vor vierzig Jahren hatte Erzbischof Lefebvre gehofft und getrachtet, eine handvoll Bischofs-Brüder zu finden, welche ihm öffentlich beiseite gestanden wären und zusammen eine echte Straßensperre gegen die Konzilsdampfwalze gebildet hätten. Sicher hätte er sie finden sollen, doch lange fand er keinen einzigen. Wenn Gott letztendlich eingreift, um die Situation zu retten – und das wird er mit Sicherheit tun –, dann wird die Rettung offenkundig von ihm durch die Hand seiner Mutter stammen.

Zweitens haben mehr als fünf Jahrhunderte an blindwütigem Humanismus den Menschen so ignorant gegen Gott, den Herrn der Heerscharen, gemacht, daß die Menschheit wieder die alte Lektion lernen muß: wer nicht hören will, muß fühlen. Die neunte von den 14 Regeln (Woche 1) des Hl. Ignatius zur Unterscheidung der Geister, nennt drei Hauptgründe für die geistige Verwüstung einer Seele, welche auf die heutige Verwüstung in der Kirche anwendbar sind:

1) Gott straft uns für unsere geistliche Lauheit und Nachlässigkeit. Heute weiß er allein, was unser weltweiter Glaubensabfall und unser Eintauchen in den Materialismus und Hedonismus für eine weltweite Züchtigung verdient.

2) Gott stellt uns auf den Prüfstand, um uns zu zeigen, was in uns vorhanden ist und wie sehr wir von ihm abhängen. Glaubt der moderne Mensch etwa nicht, daß er das Weltall besser in Gang halten könne als der allmächtige Gott selber? Und wird Gottes Wahrheit uns moderne Menschen erreichen können, solange wir noch nicht eingesehen haben, daß all unsere kleinen menschlichen Anstrengungen elendiglich versagt haben?

3) Gott demütigt uns durch die Verwüstung, um unseren Stolz und unsere Eitelkeit zu beschneiden. Durch die Hände der obersten Würdenträger der einen wahren Religion des einen wahren Gottes kam das Zweite Vatikanische Konzil, und war es etwa kein beispielloser Ausbruch an menschlicher Eitelkeit, welche die moderne Welt Gottes unveränderlicher Kirche vorzieht? Und hat die kleine Priesterbruderschaft St. Pius X. nicht wirklich gedacht, daß sie die Kirche retten konnte? Wenn der „Widerstand“ in seinen Ansprüchen und Bestrebungen nicht wahrhaft bescheiden bleibt, ist er schon im Voraus zum Scheitern verurteilt.

Wie sollten diese Bestrebungen lauten? Erstens und wichtigstens, den Glauben zu bewahren, ohne welchen es unmöglich ist, Gott zu gefallen (Hebräerbrief 11,6). Dieser Glaube wird in der Doktrin ausgedrückt, im katholischen Glaubensbekenntnis. Zweitens, von diesem Glauben Zeugnis abzulegen, insbesondere durch die Tat – und wenn nötig, bis zum Martyrium („Martyrer“ ist das griechische Wort für „Zeuge“). Auf welche Art der „Widerstand“ nun organisiert wird oder nicht, muß er seine Mittel, so mager sie auch sein mögen, dafür aufwenden, was den Seelen bei der Bewahrung des Glaubens hilft. Weil der „Widerstand“ durch sein Aufrechterhalten der Wahrheit notwendigerweise als solcher erkennbar ist, wird er durch seine bloße Existenz nicht etwa scheitern, sondern vielmehr Zeugnis abgeben.

Kyrie eleison.

Konzilskirche?

Konzilskirche? on Juni 7, 2014

Der Begriff „Konzilskirche“ drückt offensichtlich eine echte Wirklichkeit aus und meint die große Menge an Menschen und Institutionen, welche zwar selber als katholisch sich bekennen, tatsächlich jedoch immer mehr in die neue humanistische Religion des Zweiten Vatikanischen Konzils abrutschen. Das „Rutschen“ ist hier wichtig, denn der Konziliarismus, gleich Neo-Modernismus, wurde so entworfen, daß Katholiken den Anschein vom Glauben aufrechterhalten können, während sie tatsächlich seine Substanz entleeren. Im konkreten Einzelfall kann der jeweilige Katholik diesen Vorgang zwar so langsam oder schnell gestalten, wie er möchte, und er muß ihn nicht notwendigerweise zum Abschluß bringen. Doch der Konziliarismus in seiner abstrakten Form ist dem Katholizismus genau entgegengesetzt und, zum Abschluß gebracht, zerstört er den Glauben und die Kirche, wie geplant.

Dieser Vorgang ist eigentlich nicht allzu schwer zu begreifen. Doch die Liberalen an der Spitze der Priesterbruderschaft St. Pius X., welche nach einer Übereinkunft mit den Konziliaristen in Rom trachten, haben alles unternommen, um den Unterschied zwischen Konzilskirche und katholischer Kirche durcheinanderzubringen. Beispielsweise führen sie ins Feld, daß die Kirche sichtbar ist, und weil die Konzilskirche sichtbar ist, so sagen sie, daß die Konzilskirche die Kirche sei. Dabei wurde dieses Argument schon vor Jahren von Erzbischof Lefebvre als „kindisch“ verworfen (weil viele nicht-katholische „Kirchen“ sichtbar sind). Ähnlich kindisch ist das Argument, daß, weil es nur eine Kirche gibt, daher die Konzilskirche und die katholische Kirche ein- und dieselbe sein müßten (tatsächlich gibt es tausende von falschen „Kirchen“).

Nun ist die Wahrheit glücklicherweise nicht allzu kompliziert: Die katholische Kirche ist ein lebendiger Organismus, welcher sowohl göttlich als auch menschlich ist – etwa wie ihr Gründer, unser Herr Jesus Christus. Der göttliche Teil der Kirche als seine makellose Braut kann nicht verderben und auch nicht verdorben werden. Doch der aus sündigen Menschen bestehende Teil der Kirche kann teilweise verfaulen, wie jeder andere lebende Organismus auch. Zum besseren Verständnis, wie die Beziehung der Konzilskirche zur katholischen Kirche aussieht, ist das Gleichnis von einem faulenden Apfel hilfreich.

Einerseits gehört die Fäulnis zum Apfel. Denn alles Verfaulte war einst Apfel. Doch ist die Fäulnis der verdorbene Teil des Apfels, ein Parasit an ihm, welche ohne Apfel nicht existieren kann und fest an ihm kleben bleibt, bis der verfaulte Teil abfällt. Auf ähnliche Weise gehört der Konziliarismus insofern zur katholischen Kirche, als alles Konziliare einst katholisch war; doch ist er eine Verderbtheit in und ein Parasit an der Kirche, welcher ohne sie nicht existieren kann und fest an einem bestimmten Teil der katholischen Kirche kleben bleibt, bis er auch diesen Teil plangemäß zerstört hat.

Doch andererseits gehört die Fäulnis nicht zum Apfel. Denn kein Apfel existierte ursprünglich für das Verfaulen. Die Fäulnis ist die Umwandlung eines Teils des Apfels, eine Verderbtheit des und ein Parasit am Apfel, welche den Apfel zum schlechteren wandelt und in etwas sehr Verschiedenem vom Apfel endet – etwas, worüber kein normaler Mensch sagen würde, es könne gegessen werden oder es sei dem Apfel gleich. Auf ähnliche Weise gehört der Konziliarismus nicht zur katholischen Kirche, weil er eine Verderbtheit des Katholischen und ein Parasit an allem Katholischen ist. Der Konziliarismus wandelt den menschlichen Teil der katholischen Kirche zum schlechteren um und endet in etwas wesentlich Nicht-Katholischem, welches kein normaler Katholik katholisch nennen oder sich damit verbinden würde, ohne Gefahr zu laufen, den Glauben zu verlieren.

Kurz gesagt ist der Konziliarismus die Fäulnis, und die „Konzilskirche“ ein verfaulender Teil der menschlichen Seite der einzigen göttlich-menschlichen Kirche. Während die katholische Kirche bis zum Ende der Zeit existieren wird (Matthäus 28,20), bleibt in der Geschichte die „Konzilskirche“ nur eine von vielen Parasiten-„Kirchen,“ welche von dem lebt, was sie verdirbt und das verdirbt, wovon sie lebt. Sollen die verworrenen und verwirrenden Liberalisten doch dahin gehen, wo der Pfeffer wächst!

Kyrie eleison.

Unwirkliche Heiligsprechung

Unwirkliche Heiligsprechung on April 5, 2014

Für den letzten Sonntag dieses Monats ist die „Heiligsprechung“ (Kanonisierung) zweier Konzilspäpste anberaumt, von Johannes XXIII. und Johannes Paul II. Viele gläubige Katholiken sind nun starr vor Angst, weil sie einerseits wissen, daß die Konzilspäpste (objektive) Zerstörer der Kirche waren und sind, und weil sie andererseits wissen, daß die Kirche Kanonisierungen als unfehlbar einstuft. Werden die Katholiken also zu glauben gezwungen sein, daß Johannes XXIII. und Johannes Paul II. Heilige seien? Das übersteigt unser Vorstellungsvermögen, doch glücklicherweise muß es das nicht.

Im August des vergangenen Jahres erwähnten diese „Kommentare“ die völlig andere Realität von „Heiligsprechungen“ der Neukirche im Vergleich zu vorkonziliaren Kanonisierungen, und daß deswegen kein Katholik die nachkonziliaren „Heiligsprechungen“ für unfehlbar halten braucht. Damit lag ich nicht falsch; doch während ich die Tatsache als solche erwähnte, erklärte ich nicht ihre Begründung – und das begründete Wissen ist stets vorzuziehen. Erzbischof Lefebvre hingegen nannte ungefähr im Jahre 1989 auf Einkehrtagen den tieferen Grund: die modernistische Zerrüttung des Geistes. Diese Begründung ist entscheidend, um die gesamte konziliare Revolution richtig zu begreifen.

Der Erzbischof sagte, daß, wie die Masse der modernen Menschen, auch die Konzilspäpste nicht mehr an eine beständige Wahrheit mehr glauben. Beispielsweise fußte die Ausbildung von Johannes Paul II. auf der Vorstellung, daß die Wahrheit sich entwickele, mit der Zeit und mit dem wissenschaftlichen Fortschritt voranschreite, usw. Weil solche Menschen die Wahrheit nicht mehr für festgelegt halten, verurteilte Johannes Paul II. im Jahre 1988 dann auch die Bischofsweihen der Priesterbruderschaft St. Pius X., weil diese Weihen einer feststehenden katholischen Tradition entspringen, anstatt einer angeblich lebendigen oder sich bewegenden Vorstellung von Tradition. Tatsächlich halten Katholiken z.B. jedes Wort aus dem Glaubensbekenntnis für unveränderlich, weil diese Worte durch den Lauf der Zeit festgeklopft wurden, um die unabänderlichen Wahrheiten des katholischen Glaubens so perfekt wie möglich auszudrücken, und durch die Päpste und Konzile der Kirche unfehlbar definiert worden sind.

Echte Heiligsprechungen sind ein weiteres Beispiel: 1) Der Papst verkündet als Papst, 2) daß diese oder jene Person ein Vorbild im Glauben und in der Moral ist, 3) ein für allemal (niemand konnte ent-heiliggesprochen werden), und 4) ein für die gesamte Kirche geltendes Vorbild. Somit erfüllten Heiligsprechungen alle vier Bedingungen einer unfehlbaren Lehre der Kirche und wurden somit auch als unfehlbar hochgehalten. Doch diese katholische Vorstellung einer unveränderlichen Wahrheit ist unfaßbar für die unklaren modernistischen Gehirne, wie jene der Konzilspäpste. Für sie ist die Wahrheit lebendig, ein sich entwickelndes und entfaltendes Lebendes, welches zur Perfektion hinaufwächst. Wie sollte ein Konzilspapst also eine unfehlbare Heiligsprechung durchführen, geschweige denn durchsetzen können?

Erzbischof Lefebvre stellte uns vor, wie ein Konzilspapst auf die Idee einer solchen Durchführung reagiert haben dürfte: „O nein! Wenn in der Zukunft sich jemals herausstellen sollte, daß die von mir heiliggesprochene Person doch nicht alle benötigten Qualitäten gehabt hatte, dann wird ein Nachfolger von mir eben feststellen, daß ich bloß eine Deklaration hinsichtlich des Tugendgrades dieser Person abgegeben habe, aber doch keine ein für allemal gültige Definition ihrer Heiligkeit.“ Und bis dahin hätte die Deklaration des „heiligsprechenden“ Papstes den Präsident der örtlichen Republik und die örtlichen Christen glücklich gemacht und den nötigen Vorwand geliefert, dies auch ausgiebig zu feiern.

Beim Nachdenken über die erzbischöfliche Erklärung sehen wir, daß sie auf ganzer Linie auf die Neukirche anwendbar ist. Das Zweite Vatikanische Konzil zeigt die Ersetzung der anspruchsvollen Schönheit von Gottes unveränderlicher Wahrheit, welche in den Himmel führt, durch eine anspruchslose Häßlichkeit von unklarer Menschenphantasie, welche in die Hölle schon führen kann, aber den Menschen vorgaukelt, an die Stelle Gottes zu rücken. Der zentrale Schritt bei diesem Vorgang ist die Abkopplung des Verstandes von der Wirklichkeit. Und wenn dieser Prozeß heute in der Form von Modernismus auf die Kirche angewandt wird, so sind die Ergebnisse so völlig verschieden zu früher, daß die neuen Realitäten auch unbedingt nach neuen Namen verlangen: Neukirche, Neuheiligsprechungen, Neuheilige, usw. Schließlich sind die Konziliaren doch stolz darauf, alles neu zu machen, nicht wahr?

Kyrie eleison.

Sedisvakantisten-Angst – I.

Sedisvakantisten-Angst – I. on Januar 25, 2014

Seit seiner Wahl Anfang letzten Jahres sind die Worte und Taten von Papst Franziskus so wenig katholisch und so unverschämt gewesen, daß die Vorstellung von einem „Sedisvakantismus“ – wonach die letzten Päpste gar keinen wirklichen Päpste gewesen seien – neuen Auftrieb erhalten hat. Beachten wir allerdings, daß Franziskus den Wahnsinn des Zweiten Vatikanischen Konzils lediglich unverblümter ausdrückt als seine fünf Vorgänger. Also bleibt die Frage, ob die sechs Konzilspäpste (vielleicht mit Ausnahme von Johannes Paul I.) wirklich Stellvertreter Christi gewesen sein können.

Nun ist diese Frage allerdings nicht von zentraler Bedeutung. Denn selbst wenn diese sechs Männer keine Päpste gewesen sein sollten, so hat doch der katholische Glaube und die katholische Moral kein Jota sich verändert, und diesem unveränderlichen Glauben sind wir gemäß der Hl. Schrift verpflichtet: „Wirkt euer Heil mit Furcht und Zittern!“ (Philipper 2,12). Sollten hingegen diese Männer Päpste gewesen sein, so kann ich ihnen dennoch in all dem nicht folgen, wo sie vom wahren Glauben und von der Moral abgewichen sind, weil auch dann die Hl. Schrift gilt: „Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5,29). Trotzdem halte ich es für wichtig, auf einige Argumente des Sedisvakantismus einzugehen, weil verschiedene Sedisvakantisten die Vakanz des Heiligen Stuhles zum Glaubensdogma für uns Katholiken erheben wollen. Meines Erachtens ziemt das sich nicht. „Im Zweifel Freiheit,“ sagte der Hl. Augustinus.

Zu dem Problem, wovon der Sedisvakantismus lediglich ein Ausdruck ist, halte ich die Tatsache für einen Schlüssel, daß in der ganzen Geschichte der Kirche Christi das Zweite Vatikanum eine beispiellose Katastrophe war; wenngleich diese Katastrophe gewiß eine logische Folge des langen Verfalls der Kirchenmänner seit dem Spätmittelalter ist. Einerseits ist die göttliche Natur der katholischen Kirche und ihre Prinzipien, welche selbst während ihren Krisen inklusive der konziliaren Krise herrschen, unveränderlich. Andererseits muß die Anwendung dieser Prinzipien die stets sich ändernden menschlichen Umstände berücksichtigen, in welchen diese Prinzipien wirken. Und der heutige Grad an menschlicher Verkommenheit ist noch nie dagewesen.

Zwei dieser unveränderlichen Prinzipien sind zum einen, daß die Kirche niemals völlig abtrünnig werden kann, denn Unser Herr versprach, daß selbst die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden (Matthäus 16,18). Zum anderen hat Unser Herr aber auch gefragt, ob er bei seiner zweiten Wiederkehr auf Erden noch Glauben vorfinden werde (Lukas 18,8). Letzteres ist ein wichtiges Zitat, weil es deutlich darauf hinweist, daß die Kirche am Ende der Welt fast vollständig abtrünnig geworden sein wird, so wie es schon heute im Jahre 2014 der Fall zu sein scheint. Und in der Tat, falls wir heute auch noch nicht das Weltende erleben mögen, so stehen wir doch wenigstens mitten in der Generalprobe für dieses Weltende, wie Unsere Liebe Frau von La Salette, der ehrwürdige Pfarrer Holzhauser und Kardinal Billot nahelegen.

Somit kann heute und am Weltende die Abtrünnigkeit der Kirchenmänner sehr weit gehen. Zwar kann sie nicht die Kraft des allmächtigen Gottes übersteigen, welcher garantiert, daß die Kirche nie ganz verschwinden und scheitern wird. Doch der Treuebruch kann so weit gehen, wie Gott ihn erlaubt; oder anders gesagt hält nichts die Kirche davon ab, fast vollständig untreu zu werden. Wie weit reicht denn der Begriff „fast vollständig“? Gott alleine weiß es, und somit wird nur die Zeit es uns zeigen. Denn niemand von uns kann Gottes Gedanken lesen, und nur die Tatsachen können nach dem Ereignis den Inhalt der göttlichen Denkweise uns mit Sicherheit offenbaren. In der Hl. Schrift teilt Gott seine Denkweise immerhin teilweise mit.

Was nun das Ende der Welt betrifft, so halten viele Ausleger der Apokalypse (siehe Offenbarung des Johannes 13,11–17) die Kirchenautoritäten für das lamm-ähnliche zweite Tier, welches dem Antichrist dient. Denn widerstünden diese Kirchenautoritäten dem Antichrist, so könnte er niemals obsiegen, was er allerdings gemäß der Hl. Schrift tun wird. Ist dann während der Generalprobe für das Weltende es noch verwunderlich, wenn die Stellvertreter Christi wie Feinde Christi reden und sich benehmen? Vor diesem notwendigen Hintergrund folgen in den „Eleison Kommentaren“ der nächsten Woche Antworten auf einige der wichtigsten Argumente der Sedisvakantisten.

Kyrie eleison.

Umkämpftes Fatima

Umkämpftes Fatima on November 9, 2013

Gewiß schenkte Gott zu Beginn des 20. Jahrhunderts der modernen Welt zwei große Lichter Erstens eines für die Theorie, gegeben durch den Hl. Pius X.: die Enzyklika Pascendi aus dem Jahre 1907, um den Hauptirrtum des Subjektivismus zu brandmarken. Zweitens ein Licht für die Praxis, gegeben durch die Gottesmutter: ihre Erscheinungen in Fatima im Jahre 1917, als Heilmittel gegen die monströse Seuche namens Kommunismus. Doch der Teufel lenkt die Aufmerksamkeit von Pascendi weg und bringt durch eine Reihe von Einwänden gegen Fatima dieses in Verruf. Einige der wichtigsten Einwände lauten so:

* Wie können wir Kardinal Ottavianis Version des dritten Geheimnisses von Fatima ernstnehmen, wenn Unsere Liebe Frau dort angeblich sagte, daß ein dritter Weltkrieg in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beginnen würde? Das Jahr 2000 kam und ging, doch einen dritten Weltkrieg sahen wir nicht.

Hierzu gibt es eine interessante Parallele zwischen dem zweiten und dritten Geheimnis von Fatima. Im zweiten Geheimnis sagt Unsere Liebe Frau voraus, daß ein noch schlimmerer Krieg als der Erste Weltkrieg stattfinden werde und zwar während des Pontifikats des nächsten Papstes, welcher dann Pius XI. sein würde. Allerdings starb Pius XI. im Frühling des Jahres 1939, und der Zweite Weltkrieg wurde erst im Herbst 1939 erklärt, als Pius XII. Papst war. Hat Unsere Liebe Frau somit den Kalender falsch abgelesen? Nein, sondern sie richtete sich nach der Wirklichkeit, anstatt nach dem Anschein. In Wirklichkeit begann der Zweite Weltkrieg im Januar des Jahres 1938, als Josef Stalin nach dem Rakowskij-Verhör entschied, einen Nichtangriffs-Pakt mit Adolf Hitler zu schließen, um letzterem den Rücken freizumachen, damit er an seiner westlichen Front Krieg führen könne. Diese faszinierende Geschichte des wirklichen Beginns des Zweiten Weltkrieges wird im Brief des Rektors vom 1. Mai 2000 dargelegt (auf Englisch: eleisonkommentar.blogspot.com/2000/05/winona-letters-196-our-lady-of-fatima.html ). Unabhängig davon, ob die Ottaviani-Version nun dem echten „Dritten Geheimnis“ entspricht oder nicht, stellt sich doch die Frage, ob in Wirklichkeit der Dritte Weltkrieg nicht schon vor dem Jahre 2000 im Mittleren Osten begonnen haben könnte, zum Beispiel mit der US-Invasion des Iraks im Jahre 1991? Die Dinge sind eben nicht immer so, wie sie scheinen.

* Im Zweiten Weltkrieg erlebten wir die grauenvolle Bombardierung von Dresden, Tokio, Nagasaki, Hiroshima. Könnte ein Dritter Weltkrieg dies wirklich noch überbieten?

Die Gesamtzahl der Toten des Zweiten Weltkriegs wird in aller Regel mit 66 Millionen beziffert, liegt also in der Größenordnung von mehreren zehn Millionen. Wenn wir einige Warnungen Unserer Lieben Frau, nicht nur aus Fatima, richtig lesen, so werden die Opfer des Dritten Weltkrieges und der Großen Züchtigung in einer Größenordnung von tausenden von Millionen liegen. Also wird die Größenordnung hundert Mal schlimmer.

* Doch welche materielle Züchtigung könnte schlimmer sein als die geistliche Züchtigung unserer heutigen Zeit?

Gewiß stellt nach dem Sündenfall von Adam und Eva das Zweite Vatikanische Konzil die größte Katastrophe in der Menschheitsgeschichte dar. Trotzdem sieht die Mehrheit der Menschen das Zweite Vatikanum als eine große Befreiung. Doch eine alte Redeweise lautet: „Stock und Stein brechen mein Gebein, doch Worte bringen keine Pein.“ Geistliche Züchtigungen mögen an sich also tatsächlich deutlich schlimmer sein, aber dennoch bedürfen wir Menschen der materiellen Dinge, um zu verstehen (vergleiche Matthäus 9,6 und Johannes 20,27).

* Unsere Liebe Frau von Fatima versprach eine Zeit des Friedens, wenn der Papst eine bestimmte Weihe durchführen würde. Seither haben einige Päpste mehrere solcher Weihen durchgeführt, und trotzdem erhielten wir keinen Frieden.

Zwar gab es in der Tat mehrere Weihen, welche sich sicherlich an Unserer Lieben Frau von Fatima orientierten, aber trotzdem fand niemals eine Weihe auf genau die Weise statt, wie Unsere Liebe Frau sie verlangte: die Weihe Rußlands, an ihr Unbeflecktes Herz, durchgeführt vom Papst, in Einheit mit allen Bischöfen der Welt. Immer fehlte eine oder mehrere dieser vier Bedingungen.

* Unsere Liebe Frau von Fatima sprach davon, daß einige „Nationen ausgelöscht“ werden und daß „eine Zeit des Friedens“ komme. Wir erlebten, wie im Zweiten Weltkrieg einige Nationen ausgelöscht wurden, und wie ein gewisser Frieden in den 1950iger-Jahren sich einstellte. Die Prophezeiungen Mariens sind also eingetroffen.

Welche Nationen blieben nach dem Zweiten Weltkrieg ausgelöscht, und wieviel Friede herrschte im Kalten Krieg der 1950iger-Jahre wirklich? Unsere Liebe Frau von Fatima sprach von viel größeren Ereignissen als jenen geschehenen.

Heiligstes Herz Jesu, erbarme Dich unser. Unbeflecktes Herz Mariens, bitte für uns.

Kyrie eleison.

Pathologischer Zustand

Pathologischer Zustand on August 17, 2013

Isabella die Katholische, die große Königin von Spanien, soll einmal ein Gemälde in Auftrag gegeben haben, welches einen Priester am Altar, ein Weib bei der Geburt und einen Verbrecher beim Gehängtwerden zeigen sollte. Sprich, ein jeder soll tun, wozu er bestimmt ist, und nichts anderes. Allerdings wiesen die „Eleison Kommentare“ letzte Woche darauf hin, daß die Menschen heute nicht mehr ihrer Bestimmung nachkommen: Lehrer lehren oft nicht mehr, Ärzte heilen oft nicht mehr, Polizisten schützen oft nicht mehr und – am allerschlimmsten, hätte ich anfügen können – sind Priester oft keine Männer Gottes mehr. Ein italienischer Freund meinerseits bezeichnet diese Fehlanpassung an die Wirklichkeit als „pathologisch,“ was ein heute weitverbreitetes modernes Wort ist.

Dieses Wort „pathologisch“ gehört eigentlich zum Kauderwelsch der Psychiater, das zurecht als „Psychogebabbel“ bekannt ist, weil es altbekannte Miseren der gefallenen Menschennatur lediglich durch nagelneue, vielsilbige Worte verschleiert. Zwar können Psychiater, die selber gottlos sind, keine von der Gottlosigkeit stammenden Probleme lösen, doch sozusagen versuchen sie es wenigstens. Die Neuheit „Psychogebabbel“ kann also wenigstens zur Verdeutlichung der Tatsache dienen, daß die in den heutigen Menschen angehäuften Miseren, durch das Anhäufen der Gottlosigkeit der letzten Jahrhunderte entstanden, ein noch nie dagewesenes Element mit sich bringen. Mein Freund schreibt:

„Der Begriff Pathologie kann eine gelegentliche oder angeborene Krankheit, und im erweiterten Sinne eine abnormale bzw. verzerrte Seinsweise, bedeuten, welche – ob angeeignet oder angeboren – zu einem Teil des Zustandes einer Einzelperson geworden ist. Im erweiterten Sinne können wir denselben Begriff auf eine Gruppe von Einzelnen oder auf eine Gesellschaft anwenden. Auf diese Weise können wir auch von einem pathologischen, d.h. krankhaften und abnormalen, Zustand der modernen Welt sprechen. Die betroffene Person oder Gruppe von Personen erkennt diesen Zustand, ob angeeignet oder angeboren, nicht mehr als das, was er in Wirklichkeit ist. Vielmehr sehen die Betroffenen diesen Zustand sogar als normal an, und benutzen ihn als Schutzschild oder rühmen sich damit. Somit wird die Abnormalität normal und das Normale abnormal. Dies ist das Drama der modernen Welt und des modernen Menschen.“

Mit diesem Wissen würden wir uns darauf warten, dass Priester den Altar vernachlässigen, Weiber nicht mehr gebären und Verbrecher nicht mehr gehängt werden. Tatsächlich ist das genau der Zustand der Welt, in welcher wir leben – somit paßt das Psychogebabbel also. Wie Katholiken auf diesen pathologischen Zustand der modernen Welt reagieren sollten, erklärt mein Freund wie folgt:

„Wir Katholiken sollten begreifen, daß wir eine noch nie dagewesene Situation erleben, wo jeder Sinn für die objektive Wirklichkeit immer mehr verlorengeht. Für die Kirche bedeutet dies, daß Bezugspunkte, welche vor 50 Jahren noch gültig waren, heute nicht mehr gelten. Wir benötigen also verschiedene Lösungen, welche einerseits die Möglichkeit einer weiter zunehmenden Unordnung berücksichtigen, und andererseits dehnbar genug sind, um einer ständig schlimmer werdenden Situation sich anpassen zu können. Weil die Glaubenslehre vorrangig und entscheidend ist, muß den Katholiken und zukünftigen Priestern eigentlich gelehrt werden, wie einzigartig diese Endzeiten sind. Die Evangelien berichten uns, daß diese Endzeiten in Zukunft kommen werden, doch wir erleben sie bereits jetzt, und sie können nur schlimmer werden, bis Gott schlußendlich sagt: das Maß ist voll!“

Kurz gesagt hat der über die Jahrhunderte stärker werdende Glaubensabfall in der Menschheit eine solche Verweigerung gegenüber der Wirklichkeit anschwellen lassen, daß sie zurecht „pathologisch“ genannt werden kann. Und sie verursacht ein beispielloses Ausmaß an Not in den Seelen; eine Not, welche von einem ähnlich beispiellosen Ausmaß an Wohlstand in keiner Weise gelindert wird. Die katholische Kirche bekämpfte diesen Glaubensabfall, doch als sie ihren Kampf auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil aufgab, übernahm der pathologische Wahn die Welt, welche seither in Richtung Antichrist torkelt. Inmitten der zerbröckelnden Kirche baute Erzbischof Lefebvre eine Festung geistlicher Gesundheit auf; doch nun ist dieselbe Pathologie dabei, seine Priestergesellschaft zu überwältigen.

Ihr Lehrer, lehrt! Ihr Ärzte, heilt! Ihr Weiber, gebärt! Ihr Priester, studiert alles, was Erzbischof Lefebvre sagte und tat. Königin Isabella, bitte für uns!

Kyrie eleison.