Eleison Kommentare

Kirchliche Unfehlbarkeit – V

Kirchliche Unfehlbarkeit – V on Mai 31, 2014

Liberalismus bedeutet Krieg gegen Gott und Auflösung der Wahrheit. Innerhalb der heute durch den Liberalismus verkrüppelten Kirche mag Sedisvakantismus eine verständliche Reaktion sein, aber sie billigt der Autorität zu viel Macht über die Wahrheit zu. Die moderne Welt ist der natürlichen Wahrheit verlustig gegangen, ganz zu schweigen von der übernatürlichen Wahrheit; und hier liegt der Kern des Problems.

Für unsere erklärenden Zwecke teilen wir die päpstlichen Lehren einmal in drei Abschnitte ein. Erstens: lehrt der Papst als Papst, in Fragen des Glaubens oder der Moral, endgültig, und für alle Katholiken bindend, so liegt sein „Außerordentliches Magisterium“ vor, welches notwendigerweise unfehlbar ist. Zweitens: nimmt er zwar nicht alle vier genannten Bedingungen in Anspruch, lehrt allerdings in Übereinstimmung mit dem, was die Kirche immer und überall und für alle Katholiken zu glauben gelehrt hat, so ist er Teil des sogenannten „Ordentlichen Universellen Magisteriums“ der Kirche, welches ebenfalls unfehlbar ist. Drittens: jede andere Lehre des Papstes, welche dann fehlbar und, falls gegen die Tradition stehend, sogar falsch ist.

Inzwischen dürfte klar sein, daß das Verhältnis des Außerordentlichen Lehramtes zum Ordentlichen Universellen Lehramt wie das einer Schneekappe zum Berg ist. Die Schneekappe stellt nicht den Berggipfel dar, sondern macht ihn nur deutlicher sichtbar. Anders formuliert ist das Verhältnis also wie der Diener zum Meister. Das Außerordentliche Lehramt existiert also, um dem Ordentlichen Universellen Lehramt zu dienen, indem es ein für allemal klarstellt, was zu diesem Ordentlichen Lehramt gehört und was nicht. Der Rest des Berges, sozusagen, wird sichtbar gemacht durch seine Nachvollziehbarkeit bis zu Unserem Herrn Jesus Christus und seinen Aposteln zurück, kurz gesagt, durch die Tradition. Aus diesem Grunde ist jede Definition durch das Außerordentliche Lehramt peinlichst genau zu zeigen bemüht, daß das zu Definierende schon immer Teil der Tradition war. Der Berg war Berg, bevor er mit Schne e bedeckt wurde.

Somit wird deutlich, daß die Tradition dem Papst vorgibt, was er zu lehren hat, und nicht umgekehrt. Auf dieser Grundlage gründete Erzbischof Lefebvre auch die Traditionsbewegung. Doch, mit Verlaub, begreifen die Sedisvakantisten und Liberalisten diese Grundlage nicht. Dabei genügt doch schon ein Blick auf das Johannes-Evangelium, um zu sehen, wie oft Unser Herr betont, daß, was er lehrt, nicht von ihm, sondern von seinem Vater stammt; z.B.: „Meine Lehre ist nicht meine, sondern von dem, der mich gesandt hat“ (7,16), oder: „Denn nicht aus mir selbst habe ich verkündet, sondern der Vater, der mich sandte, er selbst hat mir Auftrag gegeben, was ich sagen und was ich verkünden soll“ (12,49). Gewiß ist auf Erden niemand so autorisiert wie der Papst, um der Kirche und Welt zu sagen, was zur Tradition gehört; doch gleichzeitig darf er nicht behaupten, etwas sei in der Tradition enthalten, was kein Teil von ihr i st. Das zur Tradition Gehörende ist etwas objektives und inzwischen 2000 Jahre altes; es steht über dem Papst und setzt ihm Grenzen bezüglich seiner Lehre – so wie der Auftrag des Vaters Grenzen setzte, was Jesus Christus als Menschensohn lehren würde.

Warum behaupten dann Liberalisten wie Sedisvakantisten gleichermaßen, daß im Endeffekt der Papst unfehlbar sei, selbst wenn er außerhalb des Außerordentlichen Lehramtes und des Ordentlichen Universellen Lehramtes lehrt? Weil beide Lager die Autorität in ihrem Verhältnis zur Wahrheit überbewerten, so daß beide die Kirchenautorität nicht länger als Diener, sondern als Meister der Wahrheit betrachten. Aus welchem Grund tun sie das? Weil beide Kinder der modernen Welt sind, wo der Protestantismus der katholischen Wahrheit trotzte und der Liberalismus seit der Französischen Revolution versucht, die totale objektive Wahrheit aufzulösen. Und wenn erst einmal keine objektive Wahrheit mehr bekannt ist, so kann eine Autorität freilich alles sagen, was man ihr durchgehen läßt. Dies beobachten wir doch allenthalben um uns herum, und kein Mensch kann einen Paul VI. oder Bischof Fellay dann noch davon abha lten, bei diesem Vorgang immer willkürlicher und tyrannischer zu werden.

Heilige Muttergottes, erwirke mir, die vom Vater kommende natürliche und übernatürliche Wahrheit und Ordnung zu lieben, zu erkennen und zu verteidigen, so wie Dein eigener Sohn als Mensch ihnen untertan war „bis zum Tode, sogar bis zum Kreuzestode.“

Kyrie eleison.

Kirchliche Unfehlbarkeit – IV

Kirchliche Unfehlbarkeit – IV on Mai 24, 2014

Kardinal Newman wird ein weiser Kommentar über die Definition der Unfehlbarkeit des Papstes aus dem Jahre 1870 zugeschrieben: „Und sie verließ ihn so, wie sie ihn gefunden hatte.“ Denn in der Tat kann diese Definition nichts an der Macht des Papstes, unfehlbar zu lehren, geändert haben, weil zur Natur der wahren Kirche Gottes es gehört, daß er sie vor Irrtümern schützt – jedenfalls dann, wenn ihre oberste Lehrautorität eingeschaltet ist. Dieses Einschalten wird seither als das „Außerordentliche Magisterium“ der Kirche bezeichnet. Allerdings konnte im Jahre 1870 nur der Name neu sein, wie auch der Name „Universelles Ordentliches Magisterium.“ Weil das Erste Vatikanische Konzil dieses letztgenannte Magisterium ebenfalls für unfehlbar erklärte, so muß dies in der Kirche ebenfalls von Anfang an so gewesen sein. Um die Wirklichkeit hinter diesen zwei Namen zu erkennen, gehen wir zurück zu jenem Anfang.

Als unser Herr in den Himmel auffuhr, hatte er mit seiner göttlichen Unfehlbarkeit seinen Aposteln einen Lehrbestand anvertraut und ihnen aufgetragen, diesen intakt an seine Kirche bis zum Ende der Welt weiterzugeben (Markus 28,19–20) – eine Glaubenslehre, welche unter Androhung ewiger Verdammnis von jeder Kreatur anzunehmen ist (Markus 16,15–16). Und Gott mußte dieses Glaubensgut der Kirche, auch Offenbarung genannt, jeder Seele guten Willens erkennbar und zugänglich machen, insofern der wahre Gott offenkundig niemals eine Seele, welche sich weigert, eine Unwahrheit zu glauben, für alle Ewigkeit verdammen kann. Beim Tod des letzten Apostels war dieses Glaubensgut nicht nur unfehlbar sondern auch vollständig abgeschlossen.

Heißt das allerdings, daß Gott nach den Aposteln bis zum heutigen Tag jeden einzelnen Kirchenmann davor bewahren würde, einen Irrtum zu lehren? Keineswegs. Vielmehr warnte unser Herr sogar vor „falschen Propheten“ (Matthäus 7,15), und auf ähnliche Weise sprach auch der Heilige Paulus von „reißenden Wölfen“ (Apostelgeschichte 20,29–30). Doch wie kann Gott zulassen, daß seine Herde der Gefahr von irrenden Hirten ausgesetzt ist? Weil er weder Roboter-Hirten, noch Roboter-Schafe in seinem Himmel haben will, sondern vielmehr Hirten und Schafe, welche beide ihren gottgegebenen freien Willen nutzen, um die Wahrheit zu lehren bzw. ihr zu folgen. Und selbst wenn der Großteil der Hirten den Glauben verrät, kann Gott zum Beispiel einen Heiligen Athanasius oder einen Erzbischof Lefebvre aufstehen lassen, um sicherzustellen, daß seine unfehlbare Wahrheit den Seelen auch weiterhin zugänglich bleibt.

Dennoch bleibt das Glaubensgut unaufhörlich den reißenden Wölfen ausgesetzt, welche ihm Irrtümer hinzufügen oder von ihm Wahrheiten weglassen wollen. Wie kann Gott dennoch das Glaubensgut schützen? Indem er sicherstellt, daß der Papst, sobald er alle vier Bedingungen seiner vollen Lehrautorität einschaltet und dann definiert, was zum erwähnten Glaubensgut gehört bzw. nicht gehört, bei diesem Akt durch den göttlichen Beistand vor Irrtümern geschützt ist. Diesen Vorgang nennen wir heute das „Außerordentliche Magisterium“ (beachten wir, wie dieses Außerordentliche Lehramt das unfehlbare Ordentliche Lehramt voraussetzt und ihm keine Wahrheit und keine Unfehlbarkeit hinzufügen, sondern nur eine höhere Gewißheit für uns Menschen bringen kann). Schaltet allerdings ein Papst nicht alle vier Bedingungen ein, so ist sein Lehren erst dann unfehlbar, wenn es dem von unserem Herrn übergebenen Glaubensgut entspricht (heute das „Universelle Ordentliche Lehramt“ genannt), während sein Lehren fehlbar ist, wenn es nicht in diesem Glaubensgut enthalten ist, d.h. nicht in der Tradition. Außerhalb der Tradition kann das Lehren eines Papstes also richtig oder falsch sein.

Aus diesem Grunde gibt es auch keinen Teufelskreis (siehe EC 357 von letzter Woche), weil unser Herr die Tradition autorisierte und die Tradition wiederum das Magisterium autorisiert. Tatsächlich ist es Aufgabe des Papstes, mit Autorität zu deklarieren, was zur Tradition gehört, und wenn er dabei seine volle Autorität einschaltet, so wird er durch den göttlichen Beistand vor Irrtümern geschützt. Allerdings kann er auch Deklarationen außerhalb der Tradition vornehmen, genießt dann jedoch keinen göttlichen Beistand. Weil nun die Neuerungen des Zweiten Vatikanischen Konzils, wie z.B. die Kultfreiheit oder der Ökumenismus, weit außerhalb der kirchlichen Tradition liegen, fallen sie weder unter das Ordentliche noch unter das Außerordentliche Magisterium des Papstes. Der ganze Unsinn der Konzilspäpste verpflichtet somit keinen einzigen Katholiken, Liberalist oder Sedisvakantist zu werden.

Kyrie eleison.

Kirchliche Unfehlbarkeit – III

Kirchliche Unfehlbarkeit – III on Mai 17, 2014

Die verrückten Worte und Taten des Papst Franziskus treiben derzeit viele gläubige Katholiken in die Hände des Sedisvakantismus, welcher jedoch gefährlich ist. Die Vorstellung, daß die konziliaren Päpste keine Päpste waren und sind, mag als bloße Meinung beginnen; doch allzu oft müssen wir bestätigen, wie diese Meinung erst zu einem Dogma und dann zu einem mentalen Fangeisen wird. Meines Erachtens macht der Verstand vieler Sedisvakantisten die Schotten dicht, weil die beispiellose Kirchenkrise durch das Zweite Vatikanische Konzil ihrem katholischen Verstand und Herzen solche Qualen verursacht hat, daß sie im Sedisvakantismus eine einfache Lösung gefunden zu haben glauben. Danach sind sie nicht mehr willens, die Qualen erneut auf sich zu nehmen, indem sie die grundlegenden Fragen erneut stellen. Sodann unternehmen sie einen regelrechten Kreuzzug, um für ihre einfache Lösung auch andere Katholiken zu gewinnen. Doch bei diesem Unternehmen zeigen viele – nicht alle – Sedisvakantisten am Ende einen Hochmut und eine Bitterkeit, welche keine Zeichen bzw. Früchte eines wahren Katholiken mehr sind.

Nun haben diese „Eleison-Kommentare“ zwar immer davon abgesehen, mit letztendlicher Sicherheit zu verkünden, daß die konziliaren Päpste auch gewiß Päpste seien. Doch gleichzeitig wiesen die „Kommentare“ darauf hin, daß die üblichen Argumente der Sedisvakantisten weder schlüssig noch für Katholiken verbindlich sind, so wie manche Sedisvakantisten uns glauben machen wollen. Kommen wir daher auf eines ihrer Hauptargumente zurück, jenes von der päpstlichen Unfehlbarkeit, welches sie so erklären: die Päpste sind unfehlbar; die Liberalisten jedoch sind fehlbar, und konziliare Päpste sind Liberalisten; daher sind sie keine Päpste.

Dagegen können wir einwenden, daß ein Papst nur dann mit Sicherheit unfehlbar ist, wenn er alle vier Bedingungen des Außerordentlichen Magisteriums der Kirche dadurch in Anspruch nimmt, daß er auf die folgenden vier Weisen lehrt: 1) als Papst, 2) bezüglich des Glaubens oder der Moral, 3) auf endgültige Weise und 4) für alle Katholiken bindend. Darauf antworten die Sedisvakantisten wie die Liberalisten gleichermaßen: weil nach der Lehre der Kirche das Ordentliche Magisterium unfehlbar ist, so müsse – und nun kommt der Schwachpunkt in der Argumentation – der Papst, selbst wenn er außerhalb seines Außerordentlichen Magisteriums feierlich lehrt, ebenfalls unfehlbar sein. Nun stelle aber das Lehren der konziliaren Päpste sich feierlich dar; daher müßten wir also entweder Liberalisten oder Sedisvakantisten werden, je nachdem, welche der beiden Seiten dieses Argument anführt.

Doch das Kennzeichen des Lehrens, welches zum ordentlichen universellen Magisterium der Kirche gehört, ist nicht die Feierlichkeit, mit welcher ein Papst außerhalb des Außerordentlichen Magisterium gelehrt hat, sondern ob sein Lehren dem entspricht bzw. nicht entspricht, was Unser Herr, seine Apostel und praktisch alle ihre Nachfolger, d.h. die Bischöfe der Weltkirche, zu allen Zeiten und an allen Orten gelehrt haben. Kurz gesagt zählt, ob die Lehre eines Papstes der Tradition entspricht. Nun stellt allerdings die konziliare Lehre (z.B. über die Kultfreiheit und den Ökumenismus) einen Bruch mit der Tradition dar, weswegen die heutigen Katholiken nicht verpflichtet sind, Liberalisten oder Sedisvakantisten zu werden.

Beide Seiten, die Liberalisten wie die Sedisvakantisten, klammern sich an ihre Übertreibung von der päpstlichen Unfehlbarkeit; und zwar aus durchaus interessanten Gründen, welche allerdings wieder eine andere Geschichte sind. Jedenfalls geben beide Seiten nicht einfach auf und bringen daher einen weiteren Einwand, welcher eine Antwort verdient. Beide Seiten behaupten, daß die Argumentation, wonach die Tradition das Kennzeichen des Ordentlichen Magisteriums sei, in einen Teufelskreis führe. Denn wenn die Lehrautorität der Kirche, das Magisterium, existiert um festzustellen, was die kirchliche Doktrin ist (was sie ja tut), wie könne dann gleichzeitig die traditionelle Lehre feststellen, was das Magisterium ist? Entweder müsse der Lehrer autorisieren, was gelehrt wird, oder das Gelehrte autorisiere den Lehrer, aber sie könnten nicht beide zur selben Zeit sich gegenseitig autorisieren. Somit sei die Argumentation falsch, wonach die gelehrte Tradition das lehrende Ordentliche Magisterium autorisiere, und deswegen sei der Papst nicht nur in seinem Außerordentlichen Magisterium unfehlbar. Also würden wir entweder Liberalisten oder Sedisvakantisten werden müssen.

Nächste Woche erklären wir, warum hier kein Teufelskreis vorliegt. Außerdem ist die Frage interessant, warum beide Seiten, also Liberalisten und Sedisvakantisten, denselben Irrtum bezüglich der Unfehlbarkeit begehen.

Kyrie eleison.

Neuer Weiheritus – I

Neuer Weiheritus – I on Mai 10, 2014

Sollten Priester, welche im neuen Weiheritus von 1972 geweiht worden sind, im alten und sicher gültigen Weiheritus bedingt nachgeweiht werden? Die katholische Glaubenslehre über die Gültigkeit der hl. Sakramente ist zwar eindeutig, aber die sakramentalen Riten der Neukirche sind anscheinend so entworfen worden, daß sie schrittweise zur Ungültigkeit führen (siehe EC 121 vom 31. Oktober 2009). Das Problem liegt nun im „schrittweise.“ Denn wie weit gediehen ist dieser schrittweise Prozeß in einem bestimmten Fall? Wahrscheinlich kennt nur Gott allein die Antwort. Beginnen wir also mit der eindeutigen Glaubenslehre.

Ein katholisches Sakrament beinhaltet fünf Elemente: Spender, Intention, Materie und Form sind für die sakramentale Gültigkeit wesentlich, während der die Form umgebende Ritus für die Gültigkeit wichtig sein kann wegen des sofortigen oder eben schrittweisen Einflusses auf die, d.h. Absicht, des Spenders. Bei der Priesterweihe muß derSpender ein gültig geweihter Bischof sein; die Intention ist seine sakramentale (nicht seine moralische) Intention, also das zu tun, was die Kirche tut; die Materie besteht darin, daß er beide Hände auf den Kopf des zu weihenden Mannes legt (weswegen ein weiblicher Kandidat nicht gültig zum Priestertum Christi geweiht werden kann); die Form ist die entscheidende Formel oder Reihe von Wörtern des Ritus, welche die Verleihung des Priestertums zum Ausdruck bringen; und der Ritus besteht in allen anderen, diese Form umgebenden Wörtern, welche im zeremoniellen Weiheritus vorgeschrieben sind.

Im neuen Weiheritus besteht bei der Materie, so der Spender beide Hände auf den Kopf des Weihekandidaten legt, noch kein Problem. Auch ist die lateinische Form des neuen Ritus sogar stärker als in der alten lateinischen Form (wegen „et“ anstatt „ut“), doch müssen die jeweiligen landessprachlichen Übersetzungen überprüft werden, ob sie die Gnade des Priestertums klar zum Ausdrucken bringen. Die meisten Übersetzungen tun das gewiß. Doch wegen der schrittweisen Aushöhlung der katholischen Intention durch die unkatholischen neuen Riten beginnen die wahren Gültigkeitsprobleme beim Spender und seiner Intention.

Zuerst die Intention: gewiß mag jeder Bischof, welcher heute im neuen Ritus einen Priester weiht, die Intention haben das zu tun, was die heutige Kirche tut. Schön und gut, aber was bedeutet dies in seinem Kopf? Was ist in der Neukirche ein Priester? Wird denn nicht der Priester von gestern als Erneuerer des Kreuzesopfers von Golgotha durch die Realpräsenz heutzutage langsam aber sicher durch den „Koordinator einer eucharistischen Jause“ ersetzt? Wie weit ist dieser Prozeß in den jeweiligen Diözesen der Welt bereits fortgeschritten? Hat dieser oder jener Bischof beim Abschnitt „das, was die Kirche tut“ nun einen Opfer-Darbringer oder einen Jausen-Zubereiter im Kopf gehabt? Zwar mag der weihende Bischof durch sein äußerliches Verhalten seine wahre Intention anzeigen, doch nur Gott allein weiß es genau. So legen mit Sicherheit viele Zelebrationen des neuen Meßritus heute nahe, daß ein Jausen-Zubereiter gemeint ist, und der die Form umgebende neue Weiheritus hilft durch seine stark verminderten katholischen Inhalte, schrittweise die sakramentale Intention eines weihenden Bischofs zu untergraben.

Dann der Spender: falls der weihende Bischof selber durch einen neuen Weiheritus zum Bischof geweiht worden war – selbst wenn wir einmal annehmen, daß die Doppeldeutigkeit der neuen Weiheform durch die sofort folgenden Worte aufgehoben sein würde –, so müssen dennoch die vorhin angeführten Zweifel ob der Intention des weihenden Bischofs aufkommen: hat er in Erwägung gezogen und hat er daher als Intention, daß die heutige Kirche einen Priester als Opfer-Darbringer oder einen Jausen-Ausrichter weiht? Oft ist die Antwort auf solche Fragen nicht eindeutig.

Kurzum, wäre ich Papst, so würde ich möglicherweise verlangen, daß alle im „erneuerten“ Weiheritus geweihten Priester und Bischöfe im alten Ritus bedingt nachgeweiht werden. Nicht weil ich denke, daß keiner von ihnen gültiger Priester oder Bischof sei, nein gar nicht; sondern weil es um die hl. Sakramente geht, wo jeder ernsthafte Zweifel ausgeräumt sein muß. Die Methode der Nachweihe ist der einfachste Weg, jeden möglichen Zweifel zu beseitigen. Jedwegliche neukirchliche Verrottung der Sakramente müßte ein Ende finden.

Kyrie eleison.

Bruderschaft, Lebewohl

Bruderschaft, Lebewohl on Mai 3, 2014

Schlechte Nachrichten aus Frankreich: Der 40jährige Kampf der Priesterbruderschaft St. Pius X. für den wahren Glauben und gegen die Modernisten in Rom ist praktisch vorbei. Zwar werden die Priorate, Schulen und Seminare der Bruderschaft, sowie die mit ihr verbundenen Ordenshäuser und Klöster, weiterhin funktionieren und wenigstens noch für eine Weile gültige Sakramente und eine annehmbare Glaubenslehre liefern, und den Anschein von Tradition hochhalten. Jedoch wird der lebenswichtige Kampf für den gesamten Glauben hinweg-zensiert bzw. selbst-zensiert werden. Anscheinend begreift nur noch ein kleine Anzahl Priester die Arbeit von Erzbischof Lefebvre und bringt den nötigen Mut auf, die Reihen zu brechen und das Weite zu suchen.

Die Neuigkeit lautet, daß die Modernisten im Rom dabei sind, der Priesterbruderschaft eine „Anerkennung der Toleranz“ anzubieten ohne Notwendigkeit einer formalen Vereinbarung bzw. eines unterschriebenen Dokumentes, weil diese Schritte damals im Frühjahr und Sommer 2012 innerhalb der Bruderschaft eine starke Opposition gegen einen Vertrag mit Rom verursacht hatten. Zitieren wir im Kern, was Pater Alain Nély in seiner Funktion als zweiter Generalsekretär der Bruderschaft vor drei Monaten mit Begeisterung zu zwei Ordensleuten gesagt hatte: „Die Lösung für die Priesterbruderschaft St. Pius X. wird ihre einseitige Anerkennung durch Rom sein . . . wir werden nicht aufgefordert, etwas zu unterschreiben . . . wir werden sehen, wie die Dinge sich entwickeln . . . wir werden sehen.“

Um allerdings eine Verbreitung dieser Enthüllung zu verhindern, schrieb der Generalobere der Bruderschaft den beiden betroffenen Ordensleuten, daß er in Sorge sei, sie hätten Pater Nélys Bemerkungen mißverstanden, denn in Wirklichkeit sei keine „Vereinbarung“ in Sicht. Natürlich nicht, denn genau darin liegt ja die List dieser vorgeschlagenen „Anerkennung“ ohne Unterschrift. Sie wird vielen Bruderschaftspriestern erlauben vorzugeben, daß nichts sich geändert habe und daß sie ihr Amt fortsetzen könnten wie bisher. Daher erklärte dann Bischof Fellay auch selber, wie berichtet wird, den Priesterseminaristen in Zaitzkofen: „Es geht gar nicht um die Unterzeichnung einer Vereinbarung, usw. usf.“ Aber zehn Minuten später im selben Vortrag: „Doch wenn Rom eine Anerkennung der Toleranz uns anbietet, so ist das etwas ganz anderes; dies wäre sogar sehr gut.“

Somit wird aller Wahrscheinlichkeit nach, eher früher denn später, eine große Anzahl Bruderschaftspriester ihren offiziellen Oberen gehorsam folgen in die Umarmung der liebevollen Modernisten in Rom. Diese Umarmung wird mit der Zeit so fest wie nötig ausfallen, um jedweden verbleibenden Kampfeswillen zu ersticken gegen den tödlichen Modernismus, welcher bereits die Amtskirche vernichtet und Millionen von Seelen auf den Weg zur Hölle führt. Rückblickend können wir vermuten, daß Bischof Fellay seit mindestens den letzten 15 Jahren gewandt mit den Römern an dieser Umarmung gearbeitet hat. Bischof de Galarreta hat zwar erkannt, was auf dem Spiel steht, setzte aber dennoch sich in das Boot Bischof Fellays. Auch Bischof Tissier sieht zwar deutlich die tödliche Bedrohung für die Arbeit des Erzbischofs, begreift aber nicht die Notwendigkeit, dem Beispiel des Erzbischofs zu folgen und den Glauben über alle normalen Regeln des Gehorsams und der Einheit zu stellen.

Liebe Freunde, wenn wir den gesamten Glauben bewahren und anderen dabei helfen wollen, so müssen wir nun wenigstens innerlich das Weite suchen. Fürchtet Euch nicht, und bewahrt einen kühlen Kopf. Wir haben keinen Grund, den Mut zu verlieren oder zu verzweifeln. Gott ändert sich nicht, und der Kampf für seine Sache wird nun glorreicher denn je zuvor. Liebe Priester, haltet weiterhin Wache und laßt Euch vor allem nicht täuschen durch die Annahme, daß in der Priesterbruderschaft sich nichts ändere, denn im Gegenteil hat sie sich bereits wesentlich verändert. Ihr Laien, haltet ebenfalls Wache und betet, damit Gott Euch die Führer und Priester Eurer Gebete schenken möge. Wir vertrauen auf Gott und die allerseligste Gottesmutter Maria.

Kyrie eleison.

Widerstands-Ausrichtung – II

Widerstands-Ausrichtung – II on April 26, 2014

Der Glaube muß bewahrt werden, selbst wenn der Hirte geschlagen ist (vergleiche EC 348). Wenn es einen Mann gegeben hat, der uns zeigte, wie man den Glauben selbst in unseren schlimmen Zeiten aufrechterhält – und zwar durch die Erhaltung des wahren Meßopfers und des wahren katholischen Priestertums –, so war dies gewiß Erzbischof Lefebvre (1905–1991). Weil die von den konziliaren Hirten über die Kirche gebrachte Katastrophe seit der Zeit des Erzbischofs im Wesen sich nicht geändert hat, so gelten seine Worte und Taten wesentlich auch noch heute. Das beste, was ein Neuling bezüglich dieser Katastrophe machen kann, ist, die Worte des Erzbischofs zu lesen und zu studieren.

Weil allerdings seit seinem Tod das Unheil noch deutlich gewachsen ist, tut jede sogenannte „Widerstandsbewegung“ heute gut daran, all jene Lektionen zu lernen, welche aus dem Untergang der Priesterbruderschaft St. Pius X. ziehbar sind – jener Bruderschaft, die zu gründen die gewaltige Errungenschaft des Erzbischofs darstellte, um in der zusammenbrechenden Amtskirche den Glauben zu bewahren. Also warum führen die heutigen Oberen der Bruderschaft sie in eine andere Richtung als Erzbischof Lefebvre, so daß sie ebenfalls zusammenzubrechen droht?

Der Grund lautet meines Erachtens so: die Bruderschaft wählte nach dem Tode des Erzbischofs im Jahre 1991 auf ihren Generalkapiteln in den Jahren 1994 und 2006 Generalobere, welche die konziliare Katastrophe nie richtig begriffen hatten, denn sie selber waren Kinder der unterwanderten 1950er-Jahre, sowie der revolutionären 1960er-Jahre und danach. Weil diese Männer die Revolution sozusagen mit der Muttermilch eingesogen hatten, verstanden sie nicht, daß diese Revolution auch Kirchenmänner, welche nach außen hin noch katholisch scheinen, von innen heraus zerstört. Kurz gesagt haben diese Oberen entweder nie selber den Modernismus studiert oder aber nie begriffen, was sie da studiert hatten; oder vielleicht waren sie auch zu „fromm“ oder „übernatürlich“ für die Erkenntnis, daß der Modernismus just auf die vor ihnen stehenden Amtskirchenmänner zutreffen könnte.

Während also Erzbischof Lefebvre klar erkannte, daß die Konzilskirche durch ihren Verlust aller vier Kennzeichen der katholische Kirche (einig, heilig, katholisch, apostolisch) nicht die katholische Kirche sein konnte, so beharren heute Bischof Fellay (Generaloberer seit 1994) und Pater Niklaus Pfluger (Erster Generalsekretär seit 2006) auf der Annahme, daß, weil es nur eine Kirche geben kann, die Konzilskirche die katholische Kirche sein müsse. Daraus folgt: während Erzbischof Lefebvre seine Bruderschaft auf sicherer Distanz zur Konzilskirche hielt, wollen heute Bischof Fellay und Pater Pfluger diese Distanz aufheben und die Bruderschaft in diese Kirche, welche konziliar ist, zurückbringen. Und sowohl Bischof Fellay als auch Pater Pfluger werden erst dann sich katholisch fühlen, wenn sie dies erreicht haben.

Doch der Glaube ist keine Sache von Gefühlen, sondern des Verstandes. Wer somit, aus welchen Gründen auch immer, erkannt hat, daß die momentane Bruderschaftsführung auf dem Holzweg ist, der muß fortfahren und das ganze Problem der Weltrevolution studieren, also den Modernismus und das Zweite Vatikanum. Das ist gewiß eine große Aufgabe, denn selbst wenn wir über das Lehrbuchwissen dieser Revolution verfügen, so kann es doch passieren, daß wir sie nicht erkennen, selbst wenn sie direkt vor unserer Nase ist. Beispielsweise, wenn ich so nett mich fühle, weil ich zu fühlen meine, daß alle anderen nett seien, so entgeht mir schnell die objektive Falschheit fast aller von uns, so wie Gott uns sieht. Sicherlich bedarf es einer speziellen Gnade Gottes, um zwar diese Falschheit zu erkennen, welche Gott sieht, ohne trotzdem unser Mitleid zu verlieren. Doch kann die Seele diese Gnade erhalten, so sie Gott e rnsthaft sucht, insbesondere durch das Gebet.

Gott ist gut zu denen, welche ihn suchen, sagt die hl. Schrift an vielen Stellen. Unter der Voraussetzung, daß er existiert, könnte er anders als in höchstem Maße gut zu jenen sein, welche ihn suchen?

Kyrie eleison.