Eleison Kommentare

Scheiternder „Widerstand“?

Scheiternder „Widerstand“? on August 23, 2014

Zweifellos nahmen einige Leser dieser „Kommentare“ an dem Hinweis von letzter Woche (EC 370) Anstoß, wonach der sogenannte „Widerstand“ momentan nur einen „geringen offensichtlichen Fortschritt“ macht. Wahrscheinlich hätten sie einen beherzten Ruf zu den Waffen sich gewünscht; doch müssen wir mit der Wirklichkeit verbunden bleiben. Als beispielsweise im Jahre 2002 die traditionelle Diözese Campos in Brasilien in die Arme der Neukirche zurückfiel, sagten da nicht einige von uns, daß von den 25 von Bischof de Castro Mayer geformten Priester wenigstens ein paar aus der Reihe tanzen würden? Doch keiner von ihnen wurde seither unabhängig, um die Linie des guten Bischofs zur wahren Verteidigung der Tradition zu halten, sondern sie alle sind heute mehr oder weniger auf der neo-modernistischen Talfahrt. Aber selbst wenn wir wirklichkeitsverbunden bleiben, so gibt es doch einiges zu sagen.

Gott ist zuallererst Gott, und er führt uns nicht auf unsere Weise durch die Krise, sondern auf die seine. „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege nicht meine Wege – Spruch des Herrn.“ (Isaias 55,8) Wir Menschen träumen davon, daß die hellsichtigen Priester und Laien sich miteinander verbünden und zusammen gegen Gottes Feinde aufstehen; doch braucht Gott keines Menschen „Widerstand,“ um seine Schafe zu betreuen und seine Kirche zu retten. Vor vierzig Jahren hatte Erzbischof Lefebvre gehofft und getrachtet, eine handvoll Bischofs-Brüder zu finden, welche ihm öffentlich beiseite gestanden wären und zusammen eine echte Straßensperre gegen die Konzilsdampfwalze gebildet hätten. Sicher hätte er sie finden sollen, doch lange fand er keinen einzigen. Wenn Gott letztendlich eingreift, um die Situation zu retten – und das wird er mit Sicherheit tun –, dann wird die Rettung offenkundig von ihm durch die Hand seiner Mutter stammen.

Zweitens haben mehr als fünf Jahrhunderte an blindwütigem Humanismus den Menschen so ignorant gegen Gott, den Herrn der Heerscharen, gemacht, daß die Menschheit wieder die alte Lektion lernen muß: wer nicht hören will, muß fühlen. Die neunte von den 14 Regeln (Woche 1) des Hl. Ignatius zur Unterscheidung der Geister, nennt drei Hauptgründe für die geistige Verwüstung einer Seele, welche auf die heutige Verwüstung in der Kirche anwendbar sind:

1) Gott straft uns für unsere geistliche Lauheit und Nachlässigkeit. Heute weiß er allein, was unser weltweiter Glaubensabfall und unser Eintauchen in den Materialismus und Hedonismus für eine weltweite Züchtigung verdient.

2) Gott stellt uns auf den Prüfstand, um uns zu zeigen, was in uns vorhanden ist und wie sehr wir von ihm abhängen. Glaubt der moderne Mensch etwa nicht, daß er das Weltall besser in Gang halten könne als der allmächtige Gott selber? Und wird Gottes Wahrheit uns moderne Menschen erreichen können, solange wir noch nicht eingesehen haben, daß all unsere kleinen menschlichen Anstrengungen elendiglich versagt haben?

3) Gott demütigt uns durch die Verwüstung, um unseren Stolz und unsere Eitelkeit zu beschneiden. Durch die Hände der obersten Würdenträger der einen wahren Religion des einen wahren Gottes kam das Zweite Vatikanische Konzil, und war es etwa kein beispielloser Ausbruch an menschlicher Eitelkeit, welche die moderne Welt Gottes unveränderlicher Kirche vorzieht? Und hat die kleine Priesterbruderschaft St. Pius X. nicht wirklich gedacht, daß sie die Kirche retten konnte? Wenn der „Widerstand“ in seinen Ansprüchen und Bestrebungen nicht wahrhaft bescheiden bleibt, ist er schon im Voraus zum Scheitern verurteilt.

Wie sollten diese Bestrebungen lauten? Erstens und wichtigstens, den Glauben zu bewahren, ohne welchen es unmöglich ist, Gott zu gefallen (Hebräerbrief 11,6). Dieser Glaube wird in der Doktrin ausgedrückt, im katholischen Glaubensbekenntnis. Zweitens, von diesem Glauben Zeugnis abzulegen, insbesondere durch die Tat – und wenn nötig, bis zum Martyrium („Martyrer“ ist das griechische Wort für „Zeuge“). Auf welche Art der „Widerstand“ nun organisiert wird oder nicht, muß er seine Mittel, so mager sie auch sein mögen, dafür aufwenden, was den Seelen bei der Bewahrung des Glaubens hilft. Weil der „Widerstand“ durch sein Aufrechterhalten der Wahrheit notwendigerweise als solcher erkennbar ist, wird er durch seine bloße Existenz nicht etwa scheitern, sondern vielmehr Zeugnis abgeben.

Kyrie eleison.

Dickens-Konferenz

Dickens-Konferenz on August 16, 2014

Die vor zwei Wochen im Haus Königin der Märtyrer im englischen Broadstairs gehaltene Dickens-Konferenz verlief in ihrem bescheidenen Rahmen sehr ordentlich. Am Samstag regnete es ein wenig, am Sonntag schien die Sonne, und die überwiegend aus England, aber auch Dänemark, Frankreich und den USA kommenden knapp 30 Teilnehmer genossen das Haus, die gegenseitige katholische Gesellschaft, sowie die drei Vorträge von Dr. David White über drei Romane von Charles Dickens (1812–1870), dem in England beliebtesten Schriftsteller nach William Shakespeare.

„In bescheidenem Rahmen“ heißt, daß der Konferenz außerhalb der andächtig besuchten Hl. Messen am Samstag und Sonntag wenig äußerlich Übernatürliches anhaftete. Sie war sozusagen mehr ein Treffen des gesunden Verstandes, denn der Heiligkeit – doch merken wir im Englischen sogleich, daß das englische Wort für „gesunder Verstand“ (sanity) drei Viertel des englischen Wortes für „Heiligkeit“ (sanctity) ausmacht. Die Gnade baut auf die Natur auf, doch kann die Gnade kaum auf den Irrsinn und die Verderbung der Natur aufbauen, denen unsere Welt heute Tag für Tag sich ausliefert. Somit ist der gesunde Verstand notwendiger denn je; sogar für übernatürliche Zwecke. So dürfte auch der Grund für den geringen offensichtlichen Fortschritt des sogenannten katholischen „Widerstands“ darin liegen, daß nicht genug gesunder Verstand vorhanden ist, um die geistige Verderbtheit und das Verkommen des wahren Gehorsams und der wahren Heiligkeit zu begreifen und verachten.

In seinem ersten Vortrag sprach Dr. White über den Roman David Copperfield, welcher unter seinen vielen Werken Dickens Lieblingswerk war, und auch mit Broadstairs verbunden ist. Denn auf seinen vielen Arbeits- und Ferien-Besuchen in diese seine geliebte Küstenstadt lernte Dickens eine exzentrische alte Dame kennen, welche in einem kleinen Haus wohnte, das heute noch an der Strandpromenade steht. Die Dame beeindruckte ihn so sehr, daß er sie als Romangestalt Betsy Trotwood in David Copperfield einfließen ließ, wo sie als exzentrische alte Dame den verwaisten Romanheld aufnimmt und beschützt, bis er seinen Weg im Leben findet. Dieser exzentrischen Romanfigur legt Dickens seine eigene Abscheu gegen den Puritanismus und den Calvinismus in den Mund, so Dr. White. Obwohl Dickens wenigstens einmal im Leben gesagt bekam, daß der Katholizismus die einzige wahre Religion ist, wurde er nie Katholik. Dennoch hatte er größten Respekt vor dem Evangelium Christi, und in seinen Romanen taucht ein wahrlich gutherziger Charakter nach dem anderen auf.

Am Samstagnachmittag besuchten wir das Strandpromenaden-Haus von „Betsy Trotwood,“ welches heute ein Museum voller Dickenscher Erinnerungsstücke ist und von einem echten Dickenschen Museumsdirektor geführt wird. Dann gab es die zweite Konferenz über das Werk Bleakhaus ( Bleak House ), den ersten Roman aus Dickens zweiter Schaffensperiode, als England dunkler wurde. Bleakhaus greift die Rechtsanwälte und das Rechtssystem im besonderen an, doch laut Dr. White attackiert der Roman im allgemeinen ein System, welches immer mehr die Gesellschaft kontrolliert und dabei die unschuldigen Schäfchen demoralisiert und erdrückt. Die Politiker werden bedeutungslos, die Aristokratie verliert die Bodenhaftung, und ein unmenschliches System stürmt voran, bis es unter seiner eigenen Falschheit zusammenbricht – im Stile des Zweiten Vatikanischen Konzils, fügt Dr. White hinzu.

Der dritte Vortrag präsentierte am Sonntag Morgen Harte Zeiten ( Hard Times ), einen weiteren von Dickens dunklen Romanen, welcher von einem völligen Mangel an wahrer Erziehung handelt, und das vor 150 Jahren! Dickens wußte, daß ohne eine Erziehung des Herzens die Menschen kalt und unmenschlich werden. Dr. White griff auf seine eigene jahrzehntelange Unterrichtstätigkeit an der US-Marineakademie zurück, um Dickens Vorstellung zu unterstreichen von der enormen Dummheit an sozialen Robotern, welche durch eine „Erziehung“ herausgebildet werden, welche die Geschichte, Künste, Musik, Literatur und besonders Poesie verachtet. Das Ergebnis ist eine grenzenlose Langeweile unter den heutigen Jugendlichen, ein Spiegelbild des reinen Nihilismus.

Doch die Konferenzteilnehmer kehrten weder gelangweilt noch nihilistisch heim, sondern vielmehr erfrischt. Dank sei Gott.

Kyrie eleison.

Israeliten, Israelis?

Israeliten, Israelis? on August 9, 2014

So nehmen wir also an (EC 368), daß die Befehle des allmächtigen Gottes zur Ausrottung bestimmter Völker im Alten Testament (z.B. 1. Samuel 15) ein Akt der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit gegenüber den Heiden selber waren; weiterhin ein Akt des Voranhelfens der Israeliten, damit sie dem fleischgewordenen Gott, unseren Herrn Jesus Christus, wenn er einige Jahrhunderte später kommen würde, eine Wiege vorbereiteten. Und tatsächlich hielten die Israeliten diese Wiege bereit, insbesondere durch die allerseligste Jungfrau Maria, welcher die gesamte menschliche Rasse grenzenlosen Dank schuldet. Wer von uns in den Himmel kommt, der wird dies erst durch ihre Fürsprache erreicht haben.

Welche Verbindung besteht nun zwischen jenen Juden, von welchen das Heil kommt (siehe Johannes 4,22) und der Masse an heutigen Juden, welche entweder Palästinenser massakrieren oder diese Massaker moralisch und finanziell unterstützen? Zwar dürfte die Mehrheit der heutigen Juden als Aschkenase-Juden keine Blutnachkommen Abrahams sein, doch wie dem auch sei, so haben sie mit Sicherheit durch den Talmud, das „heilige“ Buch des nach-christlichen Judaismus, in sich aufgesogen, was unser Herr „den Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer“ nannte, also den Geist seiner erbitterten Feinde, welche ihn kreuzigten und seither seine Kirche bekämpfen. Wie konnte sein einmal auserwähltes Volk sich in einen seiner stetig schlimmsten Feinde verwandeln? (Wenn diese bloße Frage „antisemitisch“ anmuten sollte, so erinnern wir uns daran, daß die Wahrheit gut ist, während „Antisemitismus“ schlecht ist, womit nichts Wahres „antisemitisch“ und nichts „antisemitisches“ wahr sein kann. Was folgt, ist die Wahrheit, und hat gar nichts mit sogenanntem „Antisemitismus“ zu tun.)

Antwort: Wenn das auserwählte Volk gegen Gott sich wandte, so mag das Problem zunächst chronologisch erscheinen, doch ist es dies im Grunde genommen nicht. Auf der einen Seite gab es im ganzen Alten Testament Israeliten, welche gegen Gott sich wandten, wie die Anbeter des Goldenen Kalbes oder die ins babylonische Exil verbannten Juden. Häufig mußte Gott sein „halsstarriges“ und rebellisches Volk bestrafen. Auf der anderen Seite gab es vom Neuen Testament an bis zum heutigen Tage auch immer hervorragende jüdische Konvertiten, wie den Hl. Paulus, welcher so israelitisch wie möglich war (siehe Römerbrief 9,1–15; 2. Korinther 11,21–22; Philipper 3,4–6). Der Unterschied zwischen den Israeliten und den Israelis ist derselbe wie zwischen den Menschen irgendeiner Rasse, welche Gott lieben, und jenen, welche gegen ihn aufbegehren. Die wahre „jüdäo-christliche“ Linie verläuft von Abel über z.B. Abraham, Moses, David und die Gottesmutter zur katholischen Kirche. Die falsche „judäo-christliche“ aber wahre „judäo-masonische“ Linie reicht vom verfluchten Kain über z.B. die jüdischen Mörder von Gottes Propheten, über Annas und Kaiphas zur modernen Freimaurerei, welche von Juden erschaffen und bis heute von ihnen kontrolliert wird mit dem Ziel, die katholische Kirche zu bekämpfen, selbst wenn viele Freimaurer diese Tatsache nicht kennen.

Schön und gut, aber ist dieser Kontrast zwischen den Israeliten und den Israelis nicht besonders scharf? In der Tat, denn wie das alte Sprichwort sagt: „Wer hoch steigt, fällt tief.“ Als die Auserwählten sich weigerten, die speziellen Diener Gottes zu sein – was sie seit der Menschwerdung Gottes größtenteils gemacht haben –, da wurden sie zwangsläufig zu den speziellen Dienern des Teufels. Für sie gab es kein Dazwischen. Welche Motivation stand hinter ihrer Weigerung, zu dienen? Der Stolz, in einem Wort. Anstatt sie ihre besonderen gottgegebenen Talente zu seiner Ehre einsetzten, verbogen sie diese für ihren eigenen Ruhm. Deshalb mißverstanden sie ihren Messias vor seinem Kommen als materiellen anstatt als geistlichen Retter. Und als er dann kam, verweigerten sie ihm die Anerkennung, und seither bekämpfen sie ihn, weil er ihre rassisch-ausschließliche Mosaische Religion gegen die rassisch-allumfassende Katholische Religion ersetzte.

Was können nun Katholiken tun, um der überwältigenden materiellen Vorherrschaft der einst Auserwählten zu widerstehen? Materiell gesehen fast nichts. Doch kann bereits eine einzelne Seele, welche geistig und aufrichtig darum betet, daß das Reich Gottes komme und sein Wille geschehe, Gott dazu bringen, daß er materielle Berge versetzt – für den allmächtigen Gott wahrlich ein Kinderspiel. Außerdem läßt er diese Vorherrschaft schließlich nur zu, damit wir zu ihm zurückkommen.

Kyrie eleison.

Rachegott?

Rachegott? on August 2, 2014

In den Köpfen vieler Menschen werden die neuesten schrecklichen Angriffe auf die praktisch wehrlosen Palästinenser in Gaza zu einem Hindernis für die echte Anbetung des wahren Gottes. Denn bekannterweise behaupten viele heutige Israelis, daß sie aus dem Alten Testament bedingt ein gottgegebenes Recht auf das gesamte von den Palästinensern bewohnte Gebiet besäßen, und zur Not auch mit Gewalt. Ein vernünftiger Mensch wird daraufhin zwei Fragen stellen: Was für ein Gott ist das, der auch nur im entferntesten als „Rechtfertigung“ für so eine barbarische Grausamkeit herangezogen werden kann, unterstrichen durch eine komplette Mißachtung der weltweiten Verurteilung dieser Unmenschlichkeit? Und was ist das für ein „Auserwähltes Volk“? Die Antwort auf beide Fragen dreht sich um unseren Herrn Jesus Christus, wie natürlich die gesamte Menschheitsgeschichte sich um ihn dreht.

Das Alte Testament erzählt die Geschichte der Menschheit vor Christus, vor allem der Israeliten – jenes Volkes, das Gott aus den anderen menschlichen Rassen auserwählte, um als Wiege zu dienen für das Herabsteigen vom Himmel des fleischgewordenen Gottes, Jesus Christus. Rund tausend Jahre nach Adam ward die Menschheit so verdorben, daß Gott sie reinwaschen mußte und mit den acht in der Arche Noah überlebenden Seelen von vorne beginnen. Weitere tausend Jahre später ist die Menschheit erneut so verkommen, daß Gott aus der degenerierten Stadt Ur den Abraham herauszieht als Gründer einer Rasse, welche die sie umgebende menschliche Verunreinigung meiden muß , damit sie rein genug ist, als jene Wiege zu dienen. Darin liegt der Ursprung der rassischen Ausschließlichkeit, welche wir seither bei den Juden beobachten. Sie begann mit Gott, fiel aber in die Hände der Menschen.

Um Christi willen also waren die Juden fürwahr einst das auserwählte Volk. Darum schrieb der Hl. Thomas von Aquin in seiner Summa Theologiae einen langen Artikel, in welchem er zeigt, wie jede Einzelheit in der Ausstattung des exklusiven Tempels der Israeliten in Jerusalem auf Christus hindeutet (Ia IIae, 102, 4). Damit jedoch das Heilige Land frei würde, um von den Israeliten übernommen werden zu können, befahl ihnen der Allmächtige Gott zweifelsfrei mehr als einmal, die das Land bewohnenden Heiden völlig auszurotten, und für die Nichtbeachtung dieses Befehls bestrafte er den König Saul gehörig (1. Samuel 15). Was konnte so einen Befehl rechtfertigen?

Es sind diesselben Gründe, warum Gott zu Noahs Zeiten die gesamte Menschheit (bis auf acht Seelen) ausrottete. An ihrer ersten Stelle kommen also die Sünden der Menschen. Gott erschafft die Menschen für den Himmel, und sie wählen die Sünde, welche die Hölle verdient, denn fürwahr beleidigt die Sünde an erster Stelle Gott. Nun aber gehen das Gespür für Gott und das Gespür für die Sünde zusammen verloren, wie wir heute überall um uns herum bestätigt sehen. Daher kann eine gottlose Generation wie die unsere unmöglich die Gerechtigkeit Gottes begreifen. An zweiter Stelle kommt Gottes Barmherzigkeit, welche mit seiner Gerechtigkeit Hand in Hand geht, und heute gleichermaßen mißverstanden wird. Ist also angesichts der Wirklichkeit der Hölle es nicht eine große Barmherzigkeit vonseiten Gottes, wenn er die Menschen in jenem Augenblick wegrafft, wo sie vor dem Sterben noch bereuen können, oder wenigstens vom Sündigen abgehalten werden, so daß sie nicht noch tiefer in die Hölle zu sinken verdienen?

So verhält es sich mit den heidnischen Feinden der Israeliten in der Zeit zwischen Abraham und Jesus Christus. Das Alte Testament zu lesen bedeutet zu sehen, wie oft die Israeliten von den sie umgebenden Heiden versucht wurden, vom wahren Gott sich abzukehren und die Teufel anzubeten. Wie der Pfarrer von Ars einmal sagte: „Haben die Menschen erst einmal den Priester entfernt, so beten sie innerhalb von 25 Jahren die Tiere an.“ Den Israeliten ist als ewiger Verdienst zuzuschreiben, daß sie die Wiege für den Messias erfolgreich hergestellt haben, beispielsweise mit dem Hl. Joachim und der Hl. Anna, und insbesondere mit ihrem Kind, der allerseligsten Jungfrau Maria, sowie mit den zwölf Aposteln und allen anderen guten Israeliten, welche dazu beigetragen haben, die Katholische Kirche ihres Messias zu errichten. Nächste Woche untersuchen wir, wie es um die heutigen Israelis steht.

Kyrie eleison.

Frankreich in Bewegung

Frankreich in Bewegung on Juli 26, 2014

Wie bereits viele Leser wissen, fand am Dienstag und Mittwoch vergangener Woche im Dominikanerkloster von Avrillé nahe dem nordwest-französischen Angers ein Treffen statt mit resistenten Priestern aus allen Gebieten, wo der sogenannte „Widerstand“ existiert; vor allem jedoch aus Frankreich. Seit Beginn des Jahres war dies das dritte Treffen französischer Priester in Avrillé und zugleich das wichtigste. Denn diesmal begannen sie mit der Koordination und Organisation ihrer Aktivitäten in Frankreich, einem Land, welches für die Kirche auf verschiedene Weisen oft entscheidend ist.

Hinter den Aufrufen zu diesen Treffen steht der Prior von Avrillé, Pater Pierre-Marie. Seit einigen Jahren bietet Avrillé Unterstützung und Zuflucht für Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. an, wenn ihr priesterliches Leben durch die momentane Führung immer schwerer geworden ist, insofern diese Führung, trotz aller Verkleidung und Dementis, unerbittlich auf eine Versöhnung mit der Neukirche in Rom hinarbeitet. Erst vor wenigen Wochen wurde berichtet, daß der zweite Generalassistent der Bruderschaft sagte: „Der Zug fährt nach Rom ab, und jene, die aussteigen wollen, werden aussteigen.“ P. Pierre-Marie versuchte die Beziehungen mit der Bruderschaft so lange wie möglich nicht abzubrechen, doch ein Brief von Bischof Fellay an ihn von Anfang des Jahres vollendete den Bruch. Dies war unvermeidlich, wenn Avrillé nicht ebenfalls die Tradition verraten wollte.

Ursprünglich plante P. Pierre-Marie dieses Treffen für die französischen Priester abzuhalten, doch schlug ich ihm vor, aus zweierlei Gründen auch resistente Priester außerhalb Frankreichs einzuladen. Erstens würden die auswärtigen Priester dadurch ermutigt, daß der „Widerstand“ in Frankreich nun in Bewegung kommt, wo er bisher – wenigstens nach außen hin – nur wenig Rührung zeigte. Zweitens würden wiederum die französischen Priester daran erinnert werden, daß es nicht nur in Frankreich Widerstand gibt. P. Pierre-Marie nahm meinen Vorschlag an und somit trafen sich nun etwa 18 Priester.

Das Treffen verlief sehr gut. Es gab kaum rückwärtsgewandte Blicke und keine Bitterkeit, sondern viel Zukunftsbezogenheit. Am ersten Tag lag der Schwerpunkt auf der Arbeit der französischen Priester. Sie benannten Pater de Mérode als ihren Koordinator; einen Priester, der dreissig Jahre Erfahrung in der Bruderschaft überall auf der Welt besitzt. Als Organisationsname wählten sie dann „Priesterliche Union von Marcel Lefebvre“ – ein Name, welcher klar die Ausrichtung angibt. Zum Schluß begann P. Mérode, ein Netzwerk mit Meßzentren überall in Frankreich zu organisieren – wie damals in die 1970er-Jahren, nur unter härteren Bedingungen und mit sehr begrenzten Mitteln, jedenfalls momentan.

Am zweiten Tag standen die internationalen Belange zur Glaubensverteidigung auf dem Programm, und dabei kam die Frage nach Bischofsweihen auf, weil ich nicht allein war, die Ansichten der anwesenden Priester in Erfahrung bringen zu wollen. Und diese Denkweisen waren relativ einhellig. Die Leser werden ermutigt sein zu hören, daß die Priester den Zeitpunkt für Bischofsweihen zwar noch nicht für gekommen halten, ihn allerdings auch nicht in allzu ferner Zukunft sehen. Fürwahr ist es momentan sehr schwer vorstellbar, daß einer der drei Bruderschaftsbischöfe ohne Zustimmung von Rom jemanden zum Bischof weihen würde, und sogar unvorstellbar, daß das neo-modernistische Rom einen anti-modernistischen Kandidaten erlauben würde! Haben wir also Geduld.

Liebe Leser, beten Sie bitte für einen ruhigen Erfolg dieser angehenden Priesterunion, und bitten Sie zudem den lieben Gott darum, in seiner guten Zeit uns jene Bischöfe zu schenken, welche zur Glaubensverteidigung benötigt werden.

Kyrie eleison.

Vorrang der Tradition

Vorrang der Tradition on Juli 19, 2014

Das Wort „Magisterium,“ vom lateinischen „magister“ für „Lehrmeister“ stammend, bedeutet in der Kirche entweder die autoritative Glaubenslehre oder ihre autorisierten Lehrer. So wie der Lehrer den Belehrten übergeordnet ist, so ist auch die Lehre des Magisteriums dem belehrten katholischen Kirchenvolk übergeordnet. Allerdings verfügen die katholischen Lehrmeister über einen freien Willen, und somit liegt in der Zulassung Gottes die Möglichkeit, daß sie irren. Wenn sie nun auf ernsthafte Weise irren, darf dann das Kirchenvolk gegen sie aufstehen und ihnen respektvoll erklären, daß sie falsch liegen? Die Antwort liegt in der Wahrheit begründet. Die Frage wird erst verworren, wenn die meisten Menschen keinen echten Wahrheitsbegriff mehr haben, wie das heute der Fall ist.

Einerseits wissen wir gesichert, daß unser Herr seine Kirche mit einer Lehrautorität ausgestattet hat, uns fehlbaren Menschen die Wahrheit zu lehren, mit welcher allein wir in den Himmel gelangen können: „Petrus, stärke deine Glaubensbrüder.“ Andererseits durfte Petrus sie nur in dem Glauben bestärken, welchen unser Herr ihn gelehrt hatte: „Ich aber habe für dich gebetet, daß nicht nachlasse dein Glaube, und du wiederum stärke dereinst deine Brüder“ (Lukas 22,32). Anders gesagt leitet dieser Glaube den Petrus und ihm obliegt nur, diesen Glauben treu zu schützen und zu erläutern, so wie er dem Petrus als Glaubensgut anvertraut worden ist, um als Tradition bis ans Ende der Zeit weitergegeben zu werden. Somit lehrt die Tradition den Petrus, welcher wiederum die Menschen belehrt.

Das Erste Vatikanische Konzil (1870) hat das gleiche festgestellt. Die Katholiken müssen „alle Wahrheiten, welche im Wort Gottes enthalten sind oder durch die Tradition überliefert werden,“ glauben, welche durch die Kirche als von Gott geoffenbart vorgestellt werden – sei es durch das Außerordentliche oder Ordentliche Universelle Magisterium (bedenken wir, daß ohne diese überliefernde Tradition in ihrem weitesten Sinn es kein „Wort Gottes,“ d.h. keine Bibel, gäbe). Dasselbe Vatikanische Konzil besagt zudem, daß dieses Magisterium mit der kirchlichen Unfehlbarkeit ausgestattet ist; doch schließt diese Unfehlbarkeit das Lehren von Neuartigkeiten aus. Die Tradition im weitesten Sinn regelt somit, was das Magisterium inhaltlich behaupten darf. Während es die Autorität hat, innerhalb der Tradition zu lehren, hat es keinerlei Autorität, den Menschen etwas außerhalb der Tradition zu lehren.

Dennoch benötigen die Seelen ein lebendes Magisterium, damit sie im Rahmen der katholischen Tradition in den Heilswahrheiten unterrichtet werden können. Während diese Wahrheiten so wenig sich ändern können wie Gott und seine Kirche, so sind doch die Umstände in der Welt, innerhalb welcher die Kirche operiert, ständigen Änderungen unterworfen. Entsprechend der Mannigfaltigkeit dieser Umstände benötigt die Kirche also lebende Lehrmeister, welche die Darstellung und Erklärung der unveränderlichen Wahrheiten die ganze Zeit hindurch verändern. Aus diesem Grund bestreitet kein vernünftiger Katholik die Notwendigkeit von lebenden Lehrmeistern der Kirche.

Doch was geschieht, wenn diese Lehrmeister behaupten, etwas stünde innerhalb der Tradition, welches in Wahrheit außerhalb steht? Einerseits sind es gelehrte Männer, von der Kirche bevollmächtigt, die Menschen zu belehren, wobei diese Menschen relativ unwissend sind. Andererseits gibt es zum Beispiel den berühmten Fall des Konzils von Ephesus (im Jahre 428), wo das Kirchenvolk in Konstantinopel aufstand, um die Muttergottesschaft der allerseligsten Jungfrau Maria gegen den häretischen Patriarchen Nestor zu verteidigen.

Die Antwort auf diese Was-geschieht-Frage lautet, daß die objektive Wahrheit sowohl über den Lehrmeistern als auch über dem Volk gleichermaßen steht. Wenn also das Kirchenvolk die Wahrheit auf seiner Seite hat, so ist es den Lehrmeistern übergeordnet, falls diese die Wahrheit nicht besitzen. Hat hingegen das Kirchenvolk die Wahrheit nicht, so hat es auch kein Recht, gegen die Lehrmeister aufzubegehren. Kurzum: wenn das Volk im Recht ist , so hat es dieses Recht. Wenn es nicht im Recht ist, so hat es kein Recht. Und wer legt nun fest, ob das Volk im Recht ist oder nicht? Weder die Lehrmeister (jedenfalls nicht notwendigerweise), noch das Kirchenvolk (noch weniger notwendigerweise), sondern die Wirklichkeit – selbst wenn die Lehrmeister oder das Kirchenvolk oder beide zusammen sich verschworen haben, um diese Wirklichkeit zu ersticken.

Kyrie eleison.