Eleison Kommentare

Grauenhafter Niedergang – III.

Grauenhafter Niedergang – III. on September 21, 2013

Im letzten Juni versprachen die „Eleison Kommentare“ ihren Lesern einen dritten Artikel über den grauenhaften Niedergang der Priesterbruderschaft St. Pius X., um zu erwägen, was getan werden kann. Einige gute Antworten darauf erschienen erst kürzlich in einem Artikel auf der Internet-Seite „Mit der Immaculata“ (bzw. ihrer französischen Schwesterseite „Avec l’Immaculée“) und begannen mit der Frage, ob Katholiken weiterhin die Bruderschaftsmessen besuchen können. Meine angepaßte Zusammenfassung des Artikels lautet so:—

Im Jahre 1984 veröffentlichte Rom einen Indult (wörtlich: Gnadenerweis) mit der Erlaubnis, im Rahmen der Amtskirche und unter bestimmten Bedingungen die Tridentinische Messe feiern zu dürfen. Auf die Frage, ob Katholiken diesen Messen beiwohnen dürften, antwortete Erzbischof Lefebvre kurze Zeit später, daß sie daran nicht teilnehmen sollten, weil ihr Wiedereintritt in den amtskirchlichen Rahmen und unter diesen Bedingungen gleichbedeutend mit der Annahme des Zweiten Vatikanischen Konzils und seiner nachfolgenden Reformen sei. Außerdem könnten die Priester, welche diese Indultmessen läsen, nicht frei sprechen und wegen der mit dem Indult verbundenen stillschweigenden Annahme der Neuen Messe würden sie riskieren, in die neue konziliare Religion abzurutschen und ihre Schäfchen mitzuziehen.

Im Jahre 2012 erklärte der Bruderschaftsobere Bischof Fellay, daß die Neue Messe legitim promulgiert, d.h förmlich von der Kirche verkündet worden sei, was gleichbedeutend mit der Aussage ist, daß sie legitim sei. Er erstickt Kritik am Zweiten Vatikanum und während er Priester wie Gläubige immer noch größtmöglich im dunkeln darüber läßt, was er eigentlich wirklich vorhat, treibt er das seiner prokonziliaren Deklaration vom April 2012 zugrundeliegende Ideengut beständig voran. Deshalb: so wie Erzbischof Lefebvre die Teilnahme an Indultmessen ausschloß, so gilt heute als allgemeine Regel, daß Bruderschaftsmessen vermieden werden sollten. Denn selbst wenn eine solche Bruderschaftsmesse noch in Übereinstimmung mit der Tradition gefeiert wird, so unterliegt doch die Bruderschaft im allgemeinen der Umwandlung in ein Gefüge, innerhalb welches die neue konziliare Religion immer weniger Ablehnung findet. Entsprechend gefährlich wird das Beiwohnen einer Messe der Bruderschaft.

Allerdings variieren die Haltungen der einzelnen Bruderschaftspriester von „wirklich traditionell“ bis hin zu „praktisch konziliar.“ Offenkundig ist es weniger gefährlich, bei einem Priester mit traditioneller Haltung zur Messe zu gehen als bei einem Priester mit konziliarer Haltung. Doch wenn der in Frage kommende Priester entweder den vom Generalhaus auferlegten neuen Kurs verteidigt und absegnet, oder die diesem Kurs widerstehenden Katholiken verfolgt und von den Sakramenten ausschließt, dann sind das zwei untrügliche Zeichen dafür, die Messen dieses Priesters zu meiden. Besonders dann, wenn ein widerstehender Priester in erreichbarer Nähe eine eigene Messe feiert. Allerdings sind auch Begleitumstände zu berücksichtigen. Beispielsweise kann der Umstand, daß eigene Kinder in eine nach wie vor ordentliche Bruderschaftsschule gehen, rechtfertigen, noch in die örtliche Bruderschaftsmesse zu gehen, um nicht den Rauswurf der Kinder aus der Schule zu riskieren. Selbst wenn der Stamm eines Baumes bereits verrottet, so kann es doch noch gewisse Äste mit grünen Blättern geben.

Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, daß der Stamm der Bruderschaft tödlich befallen ist, und zwar menschlich gesehen ohne Hoffnung auf Genesung. Vergleichbar mit der Synagoge zwischen dem Tod unseres Herrn am Kreuz und der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 nach Christus: damals trug die Synagoge bereits den Tod in sich, war aber noch nicht ganz tot. Die Apostel Christi predigten in den Synagogen und gutwillige Juden wohnten ihnen noch bei; aber sie wurden alle dann verfolgt und schlußendlich hinausgeworfen. Wenn also heute ein Katholik erkennt, wie der tödliche Virus einer getarnten konziliaren Mentalität den Körper der Priesterbruderschaft von Kopf bis Fuß durchseucht, so muß dieser Katholik tätig werden und zur Rettung so vieler Seelen als möglich beitragen, bevor sie durch das sinkende Rettungsboot – die kleine Priesterbruderschaft – Schiffbruch im Glauben erleiden.

Diese wachen Katholiken mögen zur Gewinnung ihrer eigenen Überzeugungen alles lesen, was sie in die Hände bekommen können; beginnend mit dem Briefwechsel zwischen den drei Bruderschaftsbischöfen und Bischof Fellay im April des Jahres 2012. Sie mögen außerdem mit Priestern und Gemeindemitgliedern sprechen, um beispielsweise gemeinsam Zufluchtsmöglichkeiten schaffen zu können für jene Priester, welche andernfalls nicht reagieren möchten. Es gibt viel zu tun, aber nur wenige – wenigstens momentan –, welche es bewerkstelligen wollen. Gott ist mit diesen wenigen.

Kyrie eleison.

Vorwärts, Konziliarisierung

Vorwärts, Konziliarisierung on September 14, 2013

In der Augustausgabe von Englands neuer katholischer Monatszeitschrift The Recusant, welche sich als „Inoffizieller FSSPX-Rundbrief im Guerilla-Kampf für die Seele der Tradition“ bezeichnet, erschien ein guter Artikel. Er argumentiert, daß die Deklaration der drei Bischöfe der Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) vom 27. Juni 2013 nicht so glaubenstreu ist, wie sie zunächst aussieht. Ein kurzer Überblick wird den sieben dichten Seiten des Recusant -Artikels zwar kaum gerecht, doch verdient seine Leitlinie eine Verbreitung. Diese Linie lautet so:—

Auf den ersten Blick scheint die Deklaration vom 27. Juni traditionell zu sein, aber wie schon in den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils A gibt es gewöhnlich eine Lücke, oder besser gesagt eine verhängnisvolle Schwachstelle, durch welche der ganze Rest des Dokumentes untergraben werden kann. Werfen wir also Absatz für Absatz einen genaueren Blick auf die Deklaration:

§1) „Dankbarkeit“ wird dem Erzbischof Lefebvre ausgedrückt, aber in der Deklaration folgen nur harmlose und weiche Zitate von ihm. Weder wird seine Predigt von den Bischofsweihen des Jahres 1988 erwähnt, noch folgen Zitate seiner schlagkräftigen Gründe für die Notwendigkeit dieser Bischofsweihen, um den „Antichristen in Rom“ (wie der Erzbischof sagte) Widerstand zu leisten.

§3) Zwar wird zugegeben, daß die „ Ursache “ für die Irrtümer, welche die Kirche verwüsten, in den Konzilsdokumenten enthalten sind. Doch ist das nicht gleichbedeutend mit dem Eingeständnis, daß diese Irrtümer in den Dokumenten sind, denn Ursache und Wirkung können nicht identisch sein. In Wahrheit sind allerdings schwere Irrtümer direkt in den Konzilsdokumenten enthalten, wie z.B. die Religionsfreiheit.

§4) Es wird anerkannt, daß das Zweite Vatikanum die Art und Weise, wie die Kirche lehrt oder wie sie Autorität ausübt, veränderte und sogar beeinträchtigte. Jedoch stellt nicht die Autorität das Hauptproblem dar, sondern die Glaubenslehre, siehe §8.

§5) Die Deklaration erinnert nur mit relativ weichen Worten an die „ Nicht-Beschäftigung “ der Konzilskirche mit der „Herrschaft Christi.“ In Wahrheit jedoch leugnet und widerspricht die Konzilskirche der universellen Christkönigsherrschaft, welche doch die Kriegsflagge des Erzbischofs und heutzutage aller echt antiliberalen Katholiken ist.

§6) Wie bereits in §3) angeschnitten, gibt die Deklaration zwar zu, daß das Konzilsdokument über die Religionsfreiheit zur Auflösung Christi führt. Doch das wirkliche Problem ist, daß der Konzilstext diese Auflösung ist, weil er den Menschen an die Stelle Gottes stellt. Das Zweite Vatikanum ist nicht nur die Frucht menschlicher Schwäche oder Geistesabwesenheit, sondern das Ergebnis einer satanischen Verschwörung.

§7) Auf ähnliche Weise lassen Ökumenismus und interreligiöser Dialog nicht lediglich „die Wahrheit über die eine wahre Kirche verstummen,“ wie in der Deklaration behauptet, sondern sie leugnen und widersprechen dieser Wahrheit. Auch „löschen“ Ökumenismus und interreligiöser Dialog nicht einfach nur „den missionarischen Geist“ aus, sondern sie löschen die Mission als solche aus, und mit ihr Millionen von Seelen überall auf der Welt.

§8) Als Grund für den Ruin der kirchlichen Institutionen wird die Zerstörung der Autorität innerhalb der Kirche durch die konziliare Kollegialität und den demokratischen Geist des Konzils gesehen. Doch das Hauptproblem (wie der einleitende Satz des Absatzes nur schwach andeutet) ist der Verlust des Glaubens, während die Autorität nur zweitrangig ist.

§9) Obgleich die Erklärung auf echte Fehler und schwere Auslassungen im Novus-Ordo-Meßritus hinweist, erwähnt sie doch mit keinem Wort das weltweite Gemetzel an Seelen, welches dieser Ritus anrichtet durch sein Verfälschen ihrer Anbetung von Gott. Die Novus-Ordo-Messe ist die Hauptantriebsfeder der Kirchenzerstörung von 1969 bis heute.

§10) Schließlich wird eine ängstliche und unterwürfige Sprache verwendet, um „mit Nachdruck zu bitten,“ daß Rom doch zur Tradition zurückkehren möge. Selbstverständlich möchte die Neupriesterbruderschaft gemäß ihrer Markenänderung keine Kämpfer und auch keine kämpferischen Reden mehr.

§11) Die drei Bruderschaftsbischöfe „wollen . . . der Vorsehung folgen“ – ob Rom nun zur Tradition zurückkehrt oder nicht. Was kann dies anderes bedeuten als ein späteres Annehmen eines Abkommens, welches an der Glaubenslehre vorbeigeht?

§12) Die Erklärung schließt mit frommen Worten und einem weiteren Taubenzitat des Erzbischofs.

Damit kommt The Recusant zu dem traurigen, aber allzu wahrscheinlichen Schluß, daß diese Deklaration nur ein scheinbarer Schritt zurück ist im Vergleich zu den beiden Deklarationen vom 15. April und 14. Juli letzten Jahres, die allerdings zwei klare Schritte zur Konziliarisierung der Priesterbruderschaft waren. Himmel, hilf!

Kyrie eleison.

Organisierter Widerstand?

Organisierter Widerstand? on September 7, 2013

Die Frage, ob und wie die heutige „Widerstandsbewegung“ organisiert sein soll, ist weiterhin Teil von Auseinandersetzungen (mit „Widerstandsbewegung“ sind jene früheren Mitglieder oder Freunde der Priesterbruderschaft St. Pius X. gemeint, welche über den offensichtlich gewordenen Kurswechsel der Bruderschaft so sehr verärgert sind, daß sie Schritte des Widerstandes gegen diesen Kurswechsel unternehmen). Grob gesagt verlangen die (relativ) Jüngeren der Bewegung nach einer Organisation, um ihre Handlungen zu koordinieren und effektiver zu machen, während die Älteren eher davon ausgehen, daß unter den heutigen verworrenen Umständen jedwede strukturierte Organisation nicht länger möglich oder wünschenswert ist.

Zunächst einmal sollen wir den Grad der Verworrenheit messen. Das heutige Chaos liegt wesentlich in der Tatsache begründet, daß der Hirte geschlagen und die Herde zerstreut ist (Ezechiel 13,7 und Matthäus 26,31). Für die gesamte Welt ist dieser Hirte der katholische Papst – ob die Welt dies nun wahrhaben will und gerne hört oder nicht. Wie wir heute beobachten können, kann, wenn der Papst verrückt geworden ist, niemand auf der ganzen weiten Welt die Ordnung wiederherstellen. Der Grund dafür ist einfach: der Fleischgewordene Gott machte seine Kirche zum Salz der Erde und zum Licht der Welt (Matthäus 5,13–14), und er legte seine Kirche als eine Monarchie an; eine Veranlagung, welche nicht einmal das Zweite Vatikanum rückgängig zu machen vermochte. Deswegen kann niemand die Stelle des Papstes einnehmen. Wenn der Papst allerdings Dinge sagt wie: „Wer bin ich, daß ich einen gottsuchenden Homosexuellen verurteilen könnte?,“ wie der momentane Inhaber des Stuhles Petri kürzlich sagte, „dann kehrt das Chaos wieder“ (Othello). Wir können nur sehr wenig dagegen unternehmen; außer natürlich dafür zu beten, daß Gott doch eingreifen möge.

Ungeachtet dessen hat Erzbischof Lefebvre alles ihm mögliche unternommen, und mit der Gnade Gottes eine Insel der geistigen Gesundheit und Ordnung geschaffen, die Priesterbruderschaft St. Pius X. Doch seine Nachfolger gaben unter dem Druck der aufeinanderfolgenden Konzilspäpste – fast schon natürlicherweise – nach. Heute stellen sie gar die Frage: „Wie können wir katholisch und dennoch dem Papst ungehorsam sein?“ – wahrlich Verwirrung und Chaos. Nun war allerdings der Erzbischof bei seinem Unterfangen, Widerstand gegen das Konzil zu organisieren, so erfolgreich, daß eine Reihe von Katholiken, welche die erzbischöfliche Einstellung richtig verstanden, nun einen Widerstand gegen jene organisieren wollen, die ihn verraten. Doch ist es überhaupt möglich, so einen Widerstand zu organisieren? „Das ist hier die Frage“ (Hamlet).

Ein weiser Priesterbruder, der alt genug ist, um an der Seite des Erzbischofs hart und effektiv an der weltweiten Ausbreitung der Priesterbruderschaft in den 1970er und 1980er Jahre mitgewirkt zu haben, erinnert sich an einige Priester aus jenen frühen Tagen, welche überall auf der Welt verteilt, unabhängig voneinander und von Erzbischof Lefebvre dem Konzil widerstanden. Wohl hörten sie auf ihn, weil er mit einem gesunden katholischen Menschenverstand sprach. Aus diesem Grunde anerkannten auch viele von ihnen seine moralische Autorität. Doch weder leisteten diese Priester dem Erzbischof im engeren Sinn Gehorsam, noch verlangte er diesen von ihnen. Ohne Papst blieb und bleibt hierarchisch aufgebauter katholischer Gehorsam unmöglich. Mein Priesterbruder weist schließlich darauf hin, daß selbst die erzbischöfliche Bruderschaft der liberalen Kirche und Welt nur 30, höchstens 40, Jahre lang zu widerstehen vermochte, und daß die heutige Situation eigentlich noch schlimmer als damals in seinen Tagen ist. Er schlußfolgert, daß im Falle einer Besatzung des Heimatlandes durch eine fremde Armee es unmöglich ist, noch eine Verteidigungsarmee zu organisieren, es bleibt nur der Guerillakrieg übrig.

Meines Erachtens schildert dieser Priesterbruder das größerwerdende Chaos richtig, wenn er anderswo schreibt: „Die Stunde Gottes und des Unbefleckten Herzens Mariens wird kommen (wie sie es gesagt hat), aber erst, wenn alles verloren zu sein scheint – was die kleine Priesterbruderschaft einschließen muß. Die grosse Illusion von Bischof Fellay war die Vorstellung, daß die großartige Bruderschaft die Kirche retten konnte, und der Teufel brauchte nur noch hinzuzufügen, „ von innerhalb der Kirche, wie ein trojanisches Pferd. “ In Wahrheit hätten wir nur eines tun müssen: in Übereinstimmung mit dem Gründer eine Arche Noah für den Überrest an Gläubigen zu bauen, und so lange an dieser Arche zu arbeiten, bis die Flut kommt. Doch ein Aufgeklärter öffnete die Tür der Arche vor der Zeit, und so wurde die Arche geflutet. Erbarme Gott sich unser aller. Dieser Obere war jedoch nicht Noah, sondern Kapitän der Titanic.“

Kyrie eleison.

Mailänder Edikt

Mailänder Edikt on August 31, 2013

Die jetzt drohende Übernahme der ganzen Priesterbruderschaft St. Pius X. durch den Liberalismus ist das jüngste Ereignis in einer langen Reihe von Niederlagen der katholischen Kirche. Diese traurige Reihe prägt unsere heutige Zeit, und entsprechend schwer können wir uns vorstellen, daß es einmal eine Zeit gab, wo die Kirche einen Sieg nach dem anderen errang. Doch an einen dieser Siege werden wir dieses Jahr erinnert, wenn wir den 1700sten Jahrestag des Edikts von Mailand aus dem Jahre 313 anno Domini feiern.

Der als „Konstantin der Große“ bekannte römische Kaiser Konstantin wurde im Jahre 272 geboren und erst kurz vor seinem Tod im Jahre 337 christlich getauft. Allerdings war er dem Christentum schon seit Jahren zugeneigt gewesen. Als er im Jahre 312 nach Rom marschierte, um seinen Rivalen Kaiser Maxentius im Kampf zu stellen, versprach unser Herr dem Konstantin den Sieg, wenn er auf seine Hauptheeresfahne das Labarum, ein X mit einem darübergesetzten P, schreiben würde – dieses sind die beiden ersten griechischen Buchstaben des Wortes Christus. Konstantin befolgte die Worte unseres Herrn und schlug Maxentius in der Schlacht an der Milvischen Brücke. Als er dann unumschränkt über Rom herrschte, erließ er ein Jahr später das Edikt von Mailand.

Im Laufe der vorangegangenen 250 Jahre hatten die Nachfolger Christi zehn blutige Verfolgungen unter den römischen Kaisern, von Nero (37–68) bis Diokletian (243–316) erlitten. Weil die Christen die heidnische Staatsreligion verweigert hatten, verbot der Staat das Christentum. Das Mailänder Edikt räumte dem christlichen Kult zum ersten Male eine rechtliche Erlaubnis neben anderen Religionen im römischen Reich ein. Dies war der entscheidende Schritt für die Bekehrung Roms zum Christentum. Im Jahre 325 bestätigte Konstantin die Rechtgläubigkeit des dogmatischen Konzils von Nicäa. Kaiser Theodosius erhob dann im Jahre 380 das Christentum zur offiziellen Religion Roms, und verbot im Jahre 392 schließlich die heidnischen Kulte.

Somit nahm Konstantin jene Verbindung zwischen (katholischer) Kirche und Staat vor, welche die Grundlage für die Christenwelt war, welche heute besser als „Westliche Zivilisation“ bekannt ist. Mögen im Laufe der Zeit auch praktische Mißbräuche dieser Verbindung vorgekommen sein, so ist sie im Grunde für die Rettung der Seelen höchst gedeihlich. Man denke nur, was eine heutige Bürgerschaft für einen Nutzen daraus ziehen kann, wenn ein gesunder Priester und ein gesunder Polizist sich gegenseitig ergänzen. Die katholische Kirche hat 1600 Jahre an diesem Prinzip der Verbindung von Kirche und Staat festgehalten, wohingegen der revolutionäre Liberalismus während der letzten 200 Jahre dieses Prinzip ständig auszuhöhlen getrachtet hat. Erst durch das Zweite Vatikanum knickte die Kirche ein und verwarf die Doktrin vom katholischen Staat durch ihre neue Lehre von der Religionsfreiheit im Konzilstext Dignitatis Humanae. Hw. Yves Congar, ein Rädelsführer der Neo-Modernisten auf dem Konzil, frohlockte offen darüber, daß das Konzil der „Konstantinischen Kirche“ ein Ende gesetzt hatte.

Zugegebenermaßen bringt die Verbindung von Kirchenmännern zu den weltlichen Autoritäten eine Versuchung der Verweltlichung mit sich, doch ist jeder Staat an das Gestalten und Vollziehen von Gesetzen gebunden, welche auf einer religiösen oder antireligiösen Sichtweise bezüglich Gott und den Menschen beruht. Ein Blick auf unsere heutige Welt genügt, um zu unterstreichen, wie schwer das katholische Leben ist, wenn diese Sichtweise des Staates der Antireligion des säkularen Humanismus entspricht. Der allgegenwärtige Druck der modernen gottlosen Staaten auf die Bischöfe des Zweiten Vatikanum speiste in ihnen den Wunsch, die katholische Kirche so zu verändern, daß sie in die moderne Welt paßt. Derselbe Druck drängt nun die Bruderschaftsführung dazu, denselben Weg der Revolution einzuschlagen.

Im Gegensatz dazu hat Konstantin über die Jahrhunderte gewiß zur Rettung von Millionen von Seelen beigetragen – ein Verdienst, wofür er höchstwahrscheinlich in den Himmel gekommen ist. Kaiser Konstantin, bitte für uns.

Kyrie eleison.

Widerstandsvision

Widerstandsvision on August 24, 2013

Eine Reihe rechtgläubiger Katholiken ist erschreckt über den von der Führung der Priesterbruderschaft St. Pius X. nach wie vor eingeschlagenen Kurs. Weil diese Katholiken sehr schätzen, was sie während der letzten Jahrzehnte von der Bruderschaft empfangen haben, wünschen sie händeringend eine Ersatzbruderschaft. Sie erschrecken über die davon verschiedene Vision, wonach die katholische Zukunft aus unabhängigen Widerstandsnestern bestünde. Vielleicht mag es sie beruhigen, daß eher diese Vision von einem hervorragenden Propheten und Pionier der traditionellen katholischen Bewegung stammt: vom französischen Dominikanerpater Roger-Thomas Calmel (1914–1975). Einige aus dem Französischen frei übersetzte und angepaßte Seiten seiner Schrift „Eine kurze Verteidigung der Kirche aller Zeiten“ (Seiten 48–51) lauten wie folgt:—

„So verrückt die katholische Hierarchie auch sich verhalten mag, so können trotzdem Priester nicht den Platz von Bischöfen, und Laien nicht den Platz von Priestern einnehmen. Sollen wir also planen, eine große weltweite Liga bzw. Vereinigung von Priestern und christlichen Laien aufzubauen, welche mit der Kirchenhierarchie in Verbindung tritt und sie zwingt, die katholische Ordnung wiederherzustellen? Diese Idee klingt zwar großartig und berührend, ist aber unwirklich. Denn eine solche Gruppe, welche eine kirchliche Gruppierung sein möchte, aber weder eine Diözese, Erzdiözese, Pfarrei noch religiöse Ordensgemeinschaft bildet, fällt unter keine der Kategorien, für und über welche in der Kirche Autorität ausgeübt wird. Somit wäre dies eine künstliche Gruppe, sozusagen ein Artefakt, welches den eigens dafür errichteten und anerkannten kirchlichen Gruppen fremd bleibt.“

„Wie bei jedem Zusammenschluß von Menschen wird auch bei dieser künstlichen Gruppe das Problem der Führung und der Autorität auftreten. Dieses Problem wird umso schwerer wägen, je größer die Gruppierung ist. Zwangsweise wird folgendes geschehen: Weil die Gruppe eine Vereinigung ist, muß sie das Problem der Autorität lösen; doch weil die Gruppe gleichzeitig künstlich ist (weder eine natürliche noch eine übernatürliche Gruppierung), kann sie das Problem der Autorität nicht lösen. Schnell werden daher rivalisierende Untergruppierungen entstehen und sich gegenseitig bekriegen. Es wird unmöglich sein, diese Kriege auf kirchenrechtliche Weise zu führen oder zu beenden.“

„Sind wir also inmitten dieses Chaos – welches oft sakrilegisch ist – zur bloßen Untätigkeit verdammt? Das denke ich nicht. Denn erstens garantiert die Unzerstörbarkeit der Kirche bis ans Ende der Zeit, daß stets eine echte Personalhierarchie vorhanden sein wird, um die Sakramente – hierbei vor allem das allerheiligste Altarsakrament und die heiligen Weihen – aufrechtzuerhalten und das Verkünden der unveränderlichen Lehre von der Erlösung zu sichern. Zweitens, unabhängig sozusagen vom Versagen der wirklichen Kirchenhierarchie, haben wir alle – also Priester und Laien – stets unseren kleinen Anteil an der Autorität.“

„Deswegen soll also der zum Predigen fähige Priester bis an die Grenze seiner Kräfte gehen, um zu predigen, Sünden zu vergeben und die wahre Messe zu feiern. Auch die katechismuslehrende Schwester soll an die Grenze ihrer Gnaden und Kräfte gehen, um die Mädchen im Glauben, in der guten Moral, in der Reinheit und in der Literatur heranzubilden. Jeder Priester und Laie, und jede kleine Gruppe von Laien und Priestern, welche eine Autorität und Vollmacht über einen kleinen Festungsteil der Kirche und des Christentums ausüben, sollen also bis an die Grenze ihrer Fähigkeiten und Vollmachten gehen. Die Führer und Insassen dieser katholischen Festungen sollen sich gegenseitig kennenlernen und in Verbindung miteinander bleiben. Alle diese Festungen, welche in ihrem Beten und Singen durch eine wahre Autorität beschützt, verteidigt, geübt und geleitet werden, sollen weitestmöglich Festungen der Heiligkeit werden. Das wird das Fortbestehen der wahren Kirche garantieren und auf die Erneuerung zu Gottes eigener Zeit wirksam vorbereiten.“

„Wir brauchen also keine Angst zu haben, sondern können mit aller Zuversicht beten und furchtlos den Glauben fördern, gemäß der heiligen Überlieferung, sowie jedenfalls in den Bereichen, welche unser sind und über welche wir Vollmacht ausüben. Auf diese Weise bereiten wir uns auf die glückliche Zeit vor, wo Rom wieder Rom sein wird und Bischöfe wieder Bischöfe sein werden.“

Kyrie eleison.

Pathologischer Zustand

Pathologischer Zustand on August 17, 2013

Isabella die Katholische, die große Königin von Spanien, soll einmal ein Gemälde in Auftrag gegeben haben, welches einen Priester am Altar, ein Weib bei der Geburt und einen Verbrecher beim Gehängtwerden zeigen sollte. Sprich, ein jeder soll tun, wozu er bestimmt ist, und nichts anderes. Allerdings wiesen die „Eleison Kommentare“ letzte Woche darauf hin, daß die Menschen heute nicht mehr ihrer Bestimmung nachkommen: Lehrer lehren oft nicht mehr, Ärzte heilen oft nicht mehr, Polizisten schützen oft nicht mehr und – am allerschlimmsten, hätte ich anfügen können – sind Priester oft keine Männer Gottes mehr. Ein italienischer Freund meinerseits bezeichnet diese Fehlanpassung an die Wirklichkeit als „pathologisch,“ was ein heute weitverbreitetes modernes Wort ist.

Dieses Wort „pathologisch“ gehört eigentlich zum Kauderwelsch der Psychiater, das zurecht als „Psychogebabbel“ bekannt ist, weil es altbekannte Miseren der gefallenen Menschennatur lediglich durch nagelneue, vielsilbige Worte verschleiert. Zwar können Psychiater, die selber gottlos sind, keine von der Gottlosigkeit stammenden Probleme lösen, doch sozusagen versuchen sie es wenigstens. Die Neuheit „Psychogebabbel“ kann also wenigstens zur Verdeutlichung der Tatsache dienen, daß die in den heutigen Menschen angehäuften Miseren, durch das Anhäufen der Gottlosigkeit der letzten Jahrhunderte entstanden, ein noch nie dagewesenes Element mit sich bringen. Mein Freund schreibt:

„Der Begriff Pathologie kann eine gelegentliche oder angeborene Krankheit, und im erweiterten Sinne eine abnormale bzw. verzerrte Seinsweise, bedeuten, welche – ob angeeignet oder angeboren – zu einem Teil des Zustandes einer Einzelperson geworden ist. Im erweiterten Sinne können wir denselben Begriff auf eine Gruppe von Einzelnen oder auf eine Gesellschaft anwenden. Auf diese Weise können wir auch von einem pathologischen, d.h. krankhaften und abnormalen, Zustand der modernen Welt sprechen. Die betroffene Person oder Gruppe von Personen erkennt diesen Zustand, ob angeeignet oder angeboren, nicht mehr als das, was er in Wirklichkeit ist. Vielmehr sehen die Betroffenen diesen Zustand sogar als normal an, und benutzen ihn als Schutzschild oder rühmen sich damit. Somit wird die Abnormalität normal und das Normale abnormal. Dies ist das Drama der modernen Welt und des modernen Menschen.“

Mit diesem Wissen würden wir uns darauf warten, dass Priester den Altar vernachlässigen, Weiber nicht mehr gebären und Verbrecher nicht mehr gehängt werden. Tatsächlich ist das genau der Zustand der Welt, in welcher wir leben – somit paßt das Psychogebabbel also. Wie Katholiken auf diesen pathologischen Zustand der modernen Welt reagieren sollten, erklärt mein Freund wie folgt:

„Wir Katholiken sollten begreifen, daß wir eine noch nie dagewesene Situation erleben, wo jeder Sinn für die objektive Wirklichkeit immer mehr verlorengeht. Für die Kirche bedeutet dies, daß Bezugspunkte, welche vor 50 Jahren noch gültig waren, heute nicht mehr gelten. Wir benötigen also verschiedene Lösungen, welche einerseits die Möglichkeit einer weiter zunehmenden Unordnung berücksichtigen, und andererseits dehnbar genug sind, um einer ständig schlimmer werdenden Situation sich anpassen zu können. Weil die Glaubenslehre vorrangig und entscheidend ist, muß den Katholiken und zukünftigen Priestern eigentlich gelehrt werden, wie einzigartig diese Endzeiten sind. Die Evangelien berichten uns, daß diese Endzeiten in Zukunft kommen werden, doch wir erleben sie bereits jetzt, und sie können nur schlimmer werden, bis Gott schlußendlich sagt: das Maß ist voll!“

Kurz gesagt hat der über die Jahrhunderte stärker werdende Glaubensabfall in der Menschheit eine solche Verweigerung gegenüber der Wirklichkeit anschwellen lassen, daß sie zurecht „pathologisch“ genannt werden kann. Und sie verursacht ein beispielloses Ausmaß an Not in den Seelen; eine Not, welche von einem ähnlich beispiellosen Ausmaß an Wohlstand in keiner Weise gelindert wird. Die katholische Kirche bekämpfte diesen Glaubensabfall, doch als sie ihren Kampf auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil aufgab, übernahm der pathologische Wahn die Welt, welche seither in Richtung Antichrist torkelt. Inmitten der zerbröckelnden Kirche baute Erzbischof Lefebvre eine Festung geistlicher Gesundheit auf; doch nun ist dieselbe Pathologie dabei, seine Priestergesellschaft zu überwältigen.

Ihr Lehrer, lehrt! Ihr Ärzte, heilt! Ihr Weiber, gebärt! Ihr Priester, studiert alles, was Erzbischof Lefebvre sagte und tat. Königin Isabella, bitte für uns!

Kyrie eleison.