Dignitatis Humanae

Mailänder Edikt

Mailänder Edikt on August 31, 2013

Die jetzt drohende Übernahme der ganzen Priesterbruderschaft St. Pius X. durch den Liberalismus ist das jüngste Ereignis in einer langen Reihe von Niederlagen der katholischen Kirche. Diese traurige Reihe prägt unsere heutige Zeit, und entsprechend schwer können wir uns vorstellen, daß es einmal eine Zeit gab, wo die Kirche einen Sieg nach dem anderen errang. Doch an einen dieser Siege werden wir dieses Jahr erinnert, wenn wir den 1700sten Jahrestag des Edikts von Mailand aus dem Jahre 313 anno Domini feiern.

Der als „Konstantin der Große“ bekannte römische Kaiser Konstantin wurde im Jahre 272 geboren und erst kurz vor seinem Tod im Jahre 337 christlich getauft. Allerdings war er dem Christentum schon seit Jahren zugeneigt gewesen. Als er im Jahre 312 nach Rom marschierte, um seinen Rivalen Kaiser Maxentius im Kampf zu stellen, versprach unser Herr dem Konstantin den Sieg, wenn er auf seine Hauptheeresfahne das Labarum, ein X mit einem darübergesetzten P, schreiben würde – dieses sind die beiden ersten griechischen Buchstaben des Wortes Christus. Konstantin befolgte die Worte unseres Herrn und schlug Maxentius in der Schlacht an der Milvischen Brücke. Als er dann unumschränkt über Rom herrschte, erließ er ein Jahr später das Edikt von Mailand.

Im Laufe der vorangegangenen 250 Jahre hatten die Nachfolger Christi zehn blutige Verfolgungen unter den römischen Kaisern, von Nero (37–68) bis Diokletian (243–316) erlitten. Weil die Christen die heidnische Staatsreligion verweigert hatten, verbot der Staat das Christentum. Das Mailänder Edikt räumte dem christlichen Kult zum ersten Male eine rechtliche Erlaubnis neben anderen Religionen im römischen Reich ein. Dies war der entscheidende Schritt für die Bekehrung Roms zum Christentum. Im Jahre 325 bestätigte Konstantin die Rechtgläubigkeit des dogmatischen Konzils von Nicäa. Kaiser Theodosius erhob dann im Jahre 380 das Christentum zur offiziellen Religion Roms, und verbot im Jahre 392 schließlich die heidnischen Kulte.

Somit nahm Konstantin jene Verbindung zwischen (katholischer) Kirche und Staat vor, welche die Grundlage für die Christenwelt war, welche heute besser als „Westliche Zivilisation“ bekannt ist. Mögen im Laufe der Zeit auch praktische Mißbräuche dieser Verbindung vorgekommen sein, so ist sie im Grunde für die Rettung der Seelen höchst gedeihlich. Man denke nur, was eine heutige Bürgerschaft für einen Nutzen daraus ziehen kann, wenn ein gesunder Priester und ein gesunder Polizist sich gegenseitig ergänzen. Die katholische Kirche hat 1600 Jahre an diesem Prinzip der Verbindung von Kirche und Staat festgehalten, wohingegen der revolutionäre Liberalismus während der letzten 200 Jahre dieses Prinzip ständig auszuhöhlen getrachtet hat. Erst durch das Zweite Vatikanum knickte die Kirche ein und verwarf die Doktrin vom katholischen Staat durch ihre neue Lehre von der Religionsfreiheit im Konzilstext Dignitatis Humanae. Hw. Yves Congar, ein Rädelsführer der Neo-Modernisten auf dem Konzil, frohlockte offen darüber, daß das Konzil der „Konstantinischen Kirche“ ein Ende gesetzt hatte.

Zugegebenermaßen bringt die Verbindung von Kirchenmännern zu den weltlichen Autoritäten eine Versuchung der Verweltlichung mit sich, doch ist jeder Staat an das Gestalten und Vollziehen von Gesetzen gebunden, welche auf einer religiösen oder antireligiösen Sichtweise bezüglich Gott und den Menschen beruht. Ein Blick auf unsere heutige Welt genügt, um zu unterstreichen, wie schwer das katholische Leben ist, wenn diese Sichtweise des Staates der Antireligion des säkularen Humanismus entspricht. Der allgegenwärtige Druck der modernen gottlosen Staaten auf die Bischöfe des Zweiten Vatikanum speiste in ihnen den Wunsch, die katholische Kirche so zu verändern, daß sie in die moderne Welt paßt. Derselbe Druck drängt nun die Bruderschaftsführung dazu, denselben Weg der Revolution einzuschlagen.

Im Gegensatz dazu hat Konstantin über die Jahrhunderte gewiß zur Rettung von Millionen von Seelen beigetragen – ein Verdienst, wofür er höchstwahrscheinlich in den Himmel gekommen ist. Kaiser Konstantin, bitte für uns.

Kyrie eleison.

Würdelose Menschenwürde

Würdelose Menschenwürde on März 16, 2013

Eine Leserin brach eine Lanze für die Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kultfreiheit, auch Religionsfreiheit genannt. Selbst wenn die „Eleison Kommentare“ dieses Thema schon öfter behandelten, ist es lohnenswert, ihre Argumente durchzugehen, denn die heutigen Katholiken sollten dringend die Falschheit dieser Lehre begreifen. Das Konzil lehrte in seiner Erklärung über die Religionsfreiheit ( Dignitatis Humanae ) im Abschnitt 2, daß alle Menschen, wenn sie privat oder öffentlich ihrem Glauben entsprechend handeln, frei sein müssen von irgendeinem Zwang durch andere Menschen oder Menschengruppen. Darüberhinaus müsse jeder Menschenstaat dieses Naturrecht in seiner Verfassung oder seinem Bürgerrecht verankern.

Im Gegensatz dazu lehrte die katholische Kirche beständig bis zum Zweiten Vatikanum, daß jeder Staat – als Verkörperung von Gottes bürgerlicher Autorität über Gottes menschliche Geschöpfe – als Staat verpflichtet ist, diese Autorität zum Schutze und zur Förderung von Gottes einer und wahrer Kirche auszuüben, welche die katholische Kirche des menschgewordenen Gottes, unseres Herrn Jesus Christus, ist. Nicht-katholische Staaten werden daher offensichtlich mehr für ihren Mangel an Glauben verurteilt werden, denn dafür, daß sie diesem Glauben keinen bürgerlichen Schutz einräumten. Zudem dürfen katholische Staaten von ihrem Recht, das öffentliche Ausüben von falschen Religionen zu verbieten, absehen, wenn ein solches Verbot für die Seelenrettung eher abträglich denn nützlich sein sollte. Doch das Prinzip bleibt bestehen, wonach Gottes Staaten Gottes wahre Religion begünstigen und schützen müssen.

Die konziliare Lehre bedeutet in Wirklichkeit, entweder daß die Staaten nicht von Gott sind, oder daß es keine eine und wahre Religion Gottes gibt. In jedem Fall befreit diese Konzilslehre den Staat vorbehaltlos von Gott und stellt somit die Freiheit des Menschen über die Rechte Gottes, oder einfacher gesagt den Menschen über Gott. Aus diesem Grunde nannte Erzbischof Lefebvre die Konzilslehre gotteslästerlich. Und daran ändert auch der Hinweis nichts, daß es andere Abschnitte in Dignitatis Humanae gibt, welche der katholischen Lehre entsprechen. Bereits der eine vom Eisberg verursachte Riß brachte die Titanic zum Sinken. Auf ähnliche Weise genügt schon Abschnitt 2 von Dignitatis Humanae, um die katholische Lehre zu versenken. Betrachten wir kurz die Argumente der Leserin, welche die Konzilslehre verteidigt:

1) „Dignitatis Humanae (kurz DH) ist Teil des ordentlichen Lehramtes (Magisterium), welches ernstgenommen werden muß.“

Zwar stammt DH von den Kirchen-Magistern, d.h. -Lehrern, aber nicht vom unfehlbaren Lehramt, weil DH der überlieferten Lehre der Kirche widerspricht, wie oben gezeigt.

2) „DH verdeutlicht lediglich die Menschenrechte, welche durch das Naturrecht gewährt werden.“

Das Naturrecht ordnet die Rechte des Menschen unter die Rechte Gottes ein, nicht über sie.

3) „DH verneint keinesfalls das katholische Muster für die Beziehung zwischen Kirche und Staat.“

Durchaus verneint DH dieses Muster. Abschnitt 2 befreit den Staat von seiner innewohnende Verpflichtung gegenüber der einen und wahren Kirche.

4) „DH wurde im Zusammenhang der modernen Welt geschrieben, wo jeder an die Menschenrechte glaubt.“

Seit wann muß die Kirche der Welt angepaßt werden, anstatt die Welt an die Kirche?

5) „DH lehrt jedoch nicht, daß der Mensch ein Recht auf Irrtum habe.“

Indem DH vom Staate Gottes verlangt, ein Bürgerrecht auf die öffentliche Ausübung von falschen Religionen zu gewähren, verlangt DH tatsächlich von Gott ein Recht auf Irrtum.

6) „DH ist ein Gesuch an die modernen Regierungen, wenigstens einen halben Laib zu gewähren, anstatt gar kein Brot.“

Die wahre katholische Glaubenslehre ist so logisch und folgerichtig aufgebaut, daß bereits die Aufgabe eines Teiles von ihr gleichbedeutend ist mit der Aufgabe der gesamten Lehre. Und welches Schaf kann sich retten, indem es sich selber dem Wolf anbietet?

7) „Katholiken dürfen sich nicht aus der modernen Welt zurückziehen in ein lehrmäßiges Ghetto.“

Um die Rechte Gottes aufrechtzuerhalten und seine Ehre zu schützen, müssen Katholiken stets das tun, was sie zu tun haben, und dorthin gehen, wo sie hingehen müssen. Wenn dies zum Martyrium führt, so geschehe es.

Kyrie eleison.

Zwei Reisen

Zwei Reisen on Januar 19, 2013

Von Mitte Dezember 2012 an unternahm ich Reisen nach Nordamerika und Frankreich. Dabei beobachtete ich in der Priesterbruderschaft St. Pius X. einen gefährlichen Zustand der Unschlüssigkeit. In jenen Distrikten, wo der Obere nicht blind ist, wird diese Gefahr momentan noch etwas zurückgehalten, und somit wartet auch der Widerstand. Wo jedoch der Distriktobere ein willfähriger Helfer des Bruderschafts-Generalhauses ist, da geht es zügig in Richtung Neukirche voran und entsprechend nimmt auch der Widerstand Gestalt an. Was genau steht auf dem Spiel?

Seit dem Ausbruch des Protestantismus rutscht die Welt immer weiter von Gott weg. Zwar blieb die katholische Kirche dank dem Konzil von Trient (1545–1563) standhaft, doch schloß die Amtskirche durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) sich diesem Wegrutschen an. Vor allem dank Erzbischof Lefebvre (1905–1991), aber nicht nur durch ihn allein, kamen einige Reste der Trienter Kirche zusammen, um inmitten der Wüste des Modernismus eine katholische Oase zu bilden: die Priesterbruderschaft. Doch wenn bereits die mächtige Kirche nicht widerstehen konnte, so war es gewiß nur eine Frage der Zeit, bis die winzige Priesterbruderschaft versucht sein würde, diesem Wegrutschen sich ebenfalls anzuschließen.

So wie nun aber die offizielle Kirchenführung auf dem Zweiten Vatikanum vorschützen mußte, nicht mit der tridentinischen Kirche zu brechen (was z.B. die „Hermeneutik der Kontinuität“ von Benedikt XVI. vorzugeben versucht), so muß nun auch die offizielle Bruderschaftsführung vorschützen, nicht mit Erzbischof Lefebvre zu brechen. Wie die meisten Politiker der letzten 500 Jahre auch, wenden die Bruderschaftsoberen nun das bekannte Motto an: nach rechts reden, aber nach links marschieren. Denn dies gefällt einer großen Zahl von Menschen, nämlich das Erscheinungsbild des Christentums hochhalten ohne seine Substanz (vergleiche 2. Timotheusbrief 3,1–5 – vor allem Vers 5). Wie Descartes schreiten solche Führungspersonen „unter einer Maske voran,“ um ihre Handlungen auf der Linken durch Worte auf der Rechten zu kaschieren – kurz gesagt durch mehrdeutige Worte.

Wie Hw. Pater Chazal sagt, fiel die Maske der Priesterbruderschaft im Frühling des letzten Jahres. Die Bruderschaftsführung muß sich dann ausgerechnet haben, daß die Zeit reif sei für ihren offenen Schritt in die Amtskirche. Doch – leider für diese Oberen – entstand von März bis Juni 2012 genügend Widerstand, um auf dem Generalkapitel im Juli den unmittelbaren Anschlußversuch an die Neukirche zu blockieren. Deswegen wurde nach diesem Kapitel die Maske wieder aufgesetzt. Doch Liberale bekehren sich nur durch ein Wunder, weil der Linksdrall ihre Ersatzreligion ist. Aus diesem Grunde warten nun die Bruderschaftsoberen gewiß darauf, daß die moderne Welt, das Fleisch und der Teufel ihre Wühlarbeit fortsetzen, den Klerus und die Laien der Bruderschaft nach links zu ziehen. Dann steht bestenfalls nach ein paar Jahren dem Anschluß der Priesterbruderschaft an die Neukirche kein ernsthafter Widerstand mehr entgegen – im Gegensatz zum Sommer des Jahres 2012.

Die Bruderschaft sitzt dadurch zwischen den Stühlen. Aber wie schon der gesunde Menschenverstand von Erzbischof Lefebvre bemerkte, formen allerdings die Oberen ihre Untergebenen und nicht umgekehrt. Deswegen ist – falls nicht durch ein Wunder die Bruderschaftsführung ersetzt wird – die Priesterbruderschaft dazu verurteilt, in die Neukirche sich aufzulösen. Man wird kaum sagen können, daß diese Strafe unverdient wäre. Flehen wir dennoch die Muttergottes an, daß die Barmherzigkeit ihres göttlichen Sohnes Wunder wirken möge.

Kyrie eleison.

Untergrabene Doktrin

Untergrabene Doktrin on Mai 26, 2012

Über das Thema der Religionsfreiheit, wie sie vom Zweiten Vatikanischen Konzil in seiner Erklärung Dignitatis Humanae des Jahres 1965 gelehrt wurde, sind ganze Bücher geschrieben worden. Doch die revolutionäre Lehre dieses Konzilsdokumentes ist stets klar: Aus der natürlichen Würde eines jeden Menschen folge, daß weder der Staat, noch eine gesellschaftliche Gruppe, noch irgendeine menschliche Macht den einzelnen Menschen oder eine Gruppe von Menschen dazu anhalten oder ihnen aufzwingen dürfe, im privaten oder öffentlichen Bereich gegen ihre eigene religiöse Überzeugung zu handeln – solange die öffentliche Ordnung gewahrt bleibe ( DH 2).

Im Gegensatz dazu lehrte die katholische Kirche bis zum Zweiten Vatikanum immer, daß jeder Staat (als solcher) das Recht und sogar die Pflicht hat, seinen Bürgern zu verbieten, eine falsche Religion – d.h. alle nichtkatholischen Religionen – öffentlich auszuüben, solange dieses Verbot dem Heil der Seelen nicht abträglich, sondern dienlich ist. (Beispielsweise wird heute im Jahre 2012 die sogenannte Freiheit dermaßen angebetet, daß ein solches Verbot die Bürger beinahe jeden Staates derart schockieren würde, daß sie die katholische Religion nicht mehr schätzen, sondern verachten würden. In diesem Falle darf, wie die Kirche immer lehrte, der Staat auf die Ausübung seines Rechtes verzichten, die falschen Religionen in Schranken zu weisen.)

Die beiden Lehren widersprechen sich genau an der Frage, ob der Staat die öffentliche Ausübung der falschen Religionen beschneiden darf oder nicht. Dieser Widerspruch mag als relativ eingeschränkt erscheinen, doch seine Auswirkungen sind enorm. Denn sie entscheiden darüber, ob Gott Herr oder Diener des Menschen ist. Wenn nun einerseits der Mensch ein Geschöpf Gottes und von Natur aus ein Gemeinschaftswesen ist (was offensichtlich ist, denn der Mensch verbindet sich mit anderen Menschen auf alle möglichen Arten, vor allem im Staatsverbund), dann sind auch die Gesellschaft und der Staat Gottes Schöpfungen. Als solche sind sie ihm schuldig, ihm und seiner einzig wahren Religion zu dienen, indem sie den öffentlichen Bereich (eine Angelegenheit des Staates) vor den falschen Religionen schützen – solange dies dem Heil der Seelen nicht abträglich, sondern dienlich ist.

Wenn andererseits jedoch die Freiheit des Menschen als so wertvoll angesehen wird, daß es jedem Einzelnen freistehen muß, durch das öffentliche Ausüben und Missionieren einer beliebig falschen Religion seine Mitbürger zu verderben (außer wenn die öffentliche Ordnung gestört würde), dann müssen diese falschen Religionen im öffentlichen Bereich frei wuchern dürfen (wie beispielsweise die protestantischen Sekten im heutigen Südamerika). So wird die Menschenwürde höher eingestuft als der Unterschied zwischen den falschen Religionen und der einzig wahren Religion. Dadurch wird der Wert Gottes nebensächlich im Vergleich zum Wert des Menschen. Deswegen stuft das Zweite Vatikanum Gott in dem Maße herab, wie es den Menschen heraufstuft. Letztendlich ersetzt das Zweite Vatikanum die Gottesreligion mit der Menschenreligion. Es ist gut verständlich, daß Erzbischof Lefebvre die Priesterbruderschaft St. Pius X. gründete, um die unermessliche Würde und Erhabenheit unseres Gottes, des Herrn Jesus Christus, aufrechtzuerhalten – inmitten einer von der Menschenwürde volltrunkenen und damit verrücktgewordenen Welt und Kirche.

Und nun gibt es da einen religiösen Oberen, der Anfang des Monats öffentlich behauptete: „Viele Menschen haben vom Zweiten Vatikanum ein Verständnis, das ein falsches Verständnis ist.“ Die Religionsfreiheit, sagte er, „wird in vielerlei Hinsicht verwendet. Und wenn wir die Sache näher betrachten, so habe ich wirklich den Eindruck, daß nicht viele Menschen wissen, was das Konzil wirklich darüber gesagt hat. Das Konzil legt eine Religionsfreiheit dar, die wirklich eine sehr, sehr eingeschränkte ist, ja sehr eingeschränkt . . .” Auf die Frage, ob das Zweite Vatikanum selber, d.h. als Ganzes, zur katholischen Tradition gehört, erwiderte er: „Ich hoffe doch.“

Schauen Sie sich das in englischer Sprache gehaltene Videogespräch selber an. Es ist auf Youtube verfügbar unter dem Titel: „ Traditionalist leader talks about his movement, Rome ,“ zu deutsch: „Traditionalisten-Oberer spricht über seine Bewegung, Rom.“ Wer könnte überrascht sein, daß „seine Bewegung“ momentan die schwerste Krise in ihrer 42jährigen Existenz durchmacht?

Kyrie eleison.

Dunkle „Aufklärung“

Dunkle „Aufklärung“ on April 28, 2012

Unabhängig davon, ob die Priesterbruderschaft St. Pius X. sich nun dafür oder dagegen entscheidet, unter Umgehung der glaubenslehrmäßigen Uneinigkeit ein rein praktisches Abkommen mit den römischen Konzilskirchenbehörden zu schließen, müssen alle um ihr ewiges Seelenheil Bemühten möglichst genau verstehen, was auf dem Spiel steht. In diesem Zusammenhang sandte ein Freund mir jüngst eine großartige Darstellung des Kernproblems:

„In den Jahren 2009 bis 2011 führten Vatikanexperten und vier Bruderschaftstheologen sogenannte „Glaubensgespräche“ durch. Diese Gespräche machten deutlich, wie sehr die römischen Behörden an den Lehren des Zweiten Vatikanum festhalten. Dieses Konzil versuchte, die katholische Lehre mit dem aus der „Aufklärung“ des 18. Jahrhunderts entwickelten Menschenverständnis zu versöhnen.“

„Deshalb erklärt das Konzil, daß der Mensch aufgrund der Würde seiner Natur das Recht besitze, die Religion seiner Wahl zu praktizieren. Dementsprechend müsse die menschliche Gesellschaft die Religionsfreiheit schützen und das friedliche Zusammenleben der verschiedenen Religionen einrichten. Sodann seien diese Religionen zum ökumenischen Dialog eingeladen, weil sie alle ihren eigenen Anteil an der Wahrheit besäßen.“

„Im Ergebnis leugnen diese aufklärerischen Prinzipien, daß Jesus Christus wahrhaftig Gott ist und daß seine Offenbarung – die zu hüten der Kirche obliegt – von allen Menschen und allen Gesellschaften angenommen werden muß. Somit widerspricht die Lehre von der Religionsfreiheit, wie im Konzilsdokument Dignitatis Humanae in Abschnitt 2 ausgedrückt, den Lehren von Papst Gregor XVI. in Mirari Vos, von Pius IX. in Quanta Cura, von Leo XIII. in Immortale Dei und von Pius XI in Quas Primas. Und die dogmatische Konstitution über die Kirche im Abschnitt 8 von Lumen Gentium, wonach die göttliche Vorsehung nichtkatholische Religionsgemeinschaften als Mittel zum Heil benutze, widerspricht den Lehren von Papst Pius IX. im Syllabus, von Leo XIII. in Satis Cognitum und von Pius XI. in Mortalium Animos.“

„Diese neuen Glaubenslehren, die zusammen mit vielen anderen Lehren im Widerspruch zur formalen und einhelligen Lehre der vorkonziliaren Päpste stehen, können im Hinblick auf das katholische Dogma nur als häretisch bezeichnet werden.“

„Weil die Einheit der Kirche auf der Unversehrtheit des Glaubens beruht, kann die Priesterbruderschaft zu keinem Abkommen – und sei es rein „praktischer“ Natur – mit den Vertretern dieser neuen Glaubenslehren gelangen.“

Wenn mein Freund diese Bewegung der intellektuellen Emanzipation des 18. Jahrhunderts, auch „Aufklärung“ genannt, als Grund für das Scheitern der Kirchenmänner des 20. Jahrhunderts bezeichnet, so folgt er dabei lediglich Erzbischof Lefebvre. Dieser hatte ein halbes Jahr vor seinem Tode vor seinen Priestern dieselbe Aussage getroffen: „Je mehr man die Dokumente des Zweiten Vatikanum untersucht . . . desto mehr wird einem klar, worum es geht: . . . um eine komplette Perversion des Geistes und um eine ganz neue Philosophie, die auf der modernen Philosophie und auf dem Subjektivismus beruht . . . . Es ist eine komplett andere Auffassung von der Offenbarung, vom Glauben, von der Philosophie . . . . Es ist wahrhaft erschreckend.“

Doch wie kann der Mensch nun seinen Geist wieder Gottes Wirklichkeit unterwerfen? Eine Möglichkeit ist, die von meinem Freund eingangs erwähnten päpstlichen Lehrschreiben zu besorgen und genau zu lesen. Sie wurden zwar für Bischöfe geschrieben, aber die Konzilsbischöfe sind unzuverlässig. Heute müssen die Laien also ihre geistliche Ausbildung selbst in die Hand nehmen – und ihren eigenen Rosenkranz.

Kyrie eleison.

Aufzuschiebende Verurteilung

Aufzuschiebende Verurteilung on Oktober 30, 2010

Nachdem einige „Eleison Kommentare“ die Bedeutung der Doktrin, also der Glaubenslehre, herausgestrichen hatten (EC 162, 165 – 167, 169), fragte ein Leser, ob es nicht doch klüger sei, die Verurteilung des Vatikanum II aufzuschieben. Als Begründung gab er an, daß weder die offiziellen Vertreter der Kirche in Rom, noch die Mehrheit der Katholiken die Konzilsdoktrin so schlimm ansehen, wie die Priesterbruderschaft St. Pius X. in Nachfolge von Erzbischof Lefebvre sie einstuft. Doch genaugenommen ist das Konzil sogar noch viel schlimmer.

Das dogmatische Problem der Konzilsdokumente liegt nicht hauptsächlich darin, daß sie direkt und eindeutig häretisch sind. Tatsächlich kann ihr „Buchstabe“ im Gegensatz zu ihrem „Geist“ katholisch erscheinen. Das geht soweit, daß der unmittelbar an allen vier Konzilssitzungen teilnehmende Erzbischof Lefebvre alle Dokumente unterzeichnete – bis auf die letzten und schlimmsten zwei Dokumente: „Gaudium et Spes“ und „Dignitatis Humanae“ („Freude und Hoffnung“ & „Über die Religionsfreiheit“). Allerdings ist dieser „Buchstabe“ der Konzilsdokumente auf raffinierte Weise mit dem „Geist“ jener neuen und auf den Mensch ausgerichteten Religion verseucht, zu welcher die Konzilsväter neigten und welche die Kirche seither verdirbt. Könnte der Erzbischof heute noch einmal über die 16 Konzilsdokumente abstimmen, so kann man sich vorstellen, daß er durch die „Weisheit des Nachhineins“ für kein einziges Dokument mehr stimmen würde.

Die Konzilsdokumente sind also mehrdeutig: äußerlich zu einem großen Teil katholisch auslegbar, aber innerlich vom Modernismus vergiftet. Wie wir jedoch wissen, hat der hl. Papst Pius X. in seinem Lehrschreiben „Pascendi“ den Modernismus als die schlimmste aller von der Kirche verurteilten Häresien bezeichnet. Wenn nun beispielsweise „konservative“ Katholiken aus „Treue“ zur Kirche diese Dokumente verteidigen, was konservieren sie dann genau? Sie konservieren das Gift dieser Dokumente und ihre tödliche Wirkung, den katholischen Glauben von Millionen Seelen zu verderben, so daß diese Seelen den Weg in die ewige Verdammnis einschlagen.

Der Vorgang erinnert mich an einen alliierten Geleitzug im Zweiten Weltkrieg, der mit wichtigem Nachschub für die Alliierten beladen den Atlantik überquerte. Einem U-Boot gelang es, inmitten des Verteidigungsgürtels der Schiffe auf Periskoptiefe aufzutauchen, was ihm ermöglichte, ein Schiff nach dem anderen zu torpedieren. Denn die alliierten Zerstörer suchten das U-Boot immer nur außerhalb des Verteidigungsgürtels, weil sie sich einfach nicht vorstellen konnten, daß es in ihrer Mitte sein könnte! Übertragen wir dieses Bild eines gefährlichen U-Bootes: Der Teufel sitzt in der Mitte der Konzilsdokumente und torpediert von dort aus das ewige Heil von Millionen von Seelen, weil er so gut mitten in diesen Dokumenten des Vatikanum II. verborgen ist.

Stellen wir uns nun einen Matrosen auf einem dieser Handelsschiffe im Konvoi vor, der mit scharfem Blick das verräterische Kielwasser des U-Boot-Schnorchels bemerkt. Er schreit: „U-Boot mitten unter uns!“ – doch niemand nimmt ihn ernst. Soll er nun warten und schweigen, oder müßte er nicht vielmehr Zeter und Mordio schreien und solange damit fortfahren, bis endlich der Kapitän kommt und die tödliche Gefahr erkennt?

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. muß wegen des Zweiten Vatikanum unaufhörlich schreien, weil Millionen von Seelen unablässig in tödlicher Gefahr sind. Um diese Gefahr zu erkennen – die zugegebenermaßen in der Theorie nicht ganz einfach zu erfassen ist –, lesen Sie am besten das profunde Buch über die Konzilsdokumente von Hochwürden Alvaro Calderon: „Prometeo: La Religion del Hombre“ (zu deutsch: „Prometheus: Die Religion des Menschen“).

Kyrie eleison.