Schlagwort: Dritter Weltkrieg

Entfaltender Kapitalismus

Entfaltender Kapitalismus posted in Eleison Kommentare on Dezember 18, 2010

Mit Egoismus ist bekanntlich keine Gesellschaft zu machen. Das Geld wiederum stellt im wesentlichen den Anspruch seines Besitzers an die Leistungen der restlichen Gesellschaft dar. Wird nun der Kapitalismus nicht nur in einer rein wirtschaftlichen Bestimmung, sondern als eine Form der Gesellschaftsordnung definiert, wo es jedem Bürger freisteht, soviel Kapital – sprich: Geld – anzuhäufen wie er nur kann und will, dann sehen wir, daß der Kapitalismus mit Widersprüchen gespickt ist. Denn er will eine Gesellschaft formen, die zwar Selbstlosigkeit voraussetzt, aber trotzdem jeden dazu ermuntert, egoistisch zu sein.

Aus diesem Grund kann der Kapitalismus in einer Gesellschaft nur solange überleben, wie ihre Glieder noch vorkapitalistische Werte aufrechterhalten, z.B. einen gesunden Menschenverstand, maßvolles Streben nach Geld, und Achtung des Gemeinwohls. Allerdings fördert der eingangs definierte Kapitalismus keine einzige dieser vorkapitalistischen Werte. Vielmehr wirkt er ihnen sogar entgegen, so wie der Egoismus der Selbstlosigkeit zuwiderläuft. Daher ist der Kapitalismus ein Parasit, der vom Gesellschaftswesen lebt, während er dessen überlebensnotwendige Werte untergräbt.

Dieser innere Widerspruch einer auf die Jagd nach Geld bauenden Gesellschaft findet ihren verheerenden Abschluß im gegenwärtigen Zustand der Weltfinanz und -wirtschaft. Besonders seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges streben die Menschen der Welt immer stärker danach, durch Geld materielle Güter anzuhäufen, welche sie inzwischen den geistlichen Gütern vorziehen, welche vormals ihrem Leben einen Sinn gaben. Indem diese Menschen das Geld bewunderten und begehrten, ließen sie es freudig zu, daß die Geldmenschen die Macht über ihre Gesellschaft übernahmen. Diese Geldmenschen wiederum, bewundert und begehrt, rissen immer mehr Geld und Macht an sich. Denn was haben Geld und Macht schlußendlich für eingebaute Bremsen, die ihre weitere Anhäufung eingrenzen könnten? Keine. Somit sind die Banker zu wahrhaften Gangstern geworden.

Deswegen wurden vor 10 oder 15 Jahren beispielsweise die „Derivate“ erfunden. Das sind Finanzinstrumente, welche den sie liefernden „Bankstern“ (Banker-Gangstern) durch Gebühren einen Haufen Geld bescheren. Doch diese Derivate wirken wie Massenvernichtungswaffen auf die empfindlichen Mechanismen der Weltfinanz, weil sie allzuleicht eine unwirkliche Welt von kolossalen und unbezahlbaren Schulden fabrizieren. In dieser destabilisierten und betrügerischen Welt der unbezahlbaren Schulden wird heute nur noch der Anschein von Ordnung erzeugt, indem eine Regierung nach der anderen große Mengen an „Geld“ aus der Luft produziert, um diese Schulden „abzuzahlen.“ Doch kann dieser Vorgang nur in einer Inflation enden, welche der betroffenen Währung jedwede Nützlichkeit raubt. Deshalb ist jetzt das gesamte Papier- und Elektronik-Geld der Welt – und seit Jahren will sie kein anderes zur Verfügung haben – dem Untergang geweiht.

Allerdings entspricht das Geld in einer Gesellschaft dem Schmieröl in einem Motor. Ohne Öl blockiert der Motor und stirbt ab. Ohne Geld wird der Warenaustausch in der Gesellschaft sehr viel schwieriger und der Handel kann zum Erliegen kommen. Wenn aus solchen Gründen die Lebensmittel-Lastwagen nicht mehr rollten und die Nahrung – vor allem in den Großstädten – knapp würde, was könnte dann ein Politiker machen, um Hungeraufstände abzuwenden und die Bauern davon abzuhalten, mit Mistgabeln über ihn zu kommen? Einen Krieg lostreten!

Der Dritte Weltkrieg mag nicht mehr fern sein. Herr, erbarme Dich unser!

Kyrie eleison.

Kupfermünzen-Kunst

Kupfermünzen-Kunst posted in Eleison Kommentare on Dezember 4, 2010

Der französische Maler Paul Gauguin (1848–1903) lehnt im Interesse der Kunst die moderne Gesellschaft ab. Dennoch hat ihn diese Kunst – für die er sich extra von allem „befreite,“ um sie produzieren zu können – im wesentlichen ohne Frieden gelassen (EC 175). Einige Jahre später schreibt der englische Schriftsteller Somerset Maugham (1874–1965) eine Abhandlung von Gauguins Leben, welche sowohl seine Ablehnung dieser Gesellschaft als auch seinen Mangel an Frieden zu bestätigen scheint (EC 176). Doch wie kann es sein, daß der moderne Künstler im Widerstreit zur Gesellschaft steht, die er ja widerspiegelt und die ihn sogar unterstützt? Warum ist die von ihm geschaffene moderne Kunst in der Regel so häßlich? Wieso bestehen die Menschen darauf, häßliche Kunst zu fördern?

Der „Künstler als Rebell“ entstand bei den Romantikern. Die Romantik blühte neben der französischen Revolution auf, die zwar im Jahr 1789 ausbrach, aber seither nicht aufhört, Thron und Altar niederzureißen. Die modernen Künstler weisen deshalb Gott immer stärker zurück, weil der Künstler notwendigerweise seine Gesellschaft widerspiegelt. Wenn also Gott nicht existieren würde, dann hätten die Künste angesichts ihrer neu gefundenen Freiheit von dieser Illusion namens „Gott“ – die den menschlichen Geist seit undenklichen Zeiten beherrscht hatte – sicherlich eine kräftige Blütezeit erleben müssen. Doch ist die moderne Kunst heute ausgeglichen, oder kommt sie nicht vielmehr selbstmörderisch vor?

Wenn andererseits Gott existiert und die Begabung des Künstlers ein Geschenk Gottes zu Seiner Verherrlichung ist – wofür zahllose Künstler in der Vergangenheit beredtes Zeugnis geben –, dann wird der gottlose Künstler im Kampf mit seinem eigenen Talent, seine Begabung im Kampf mit seiner Gesellschaft und diese wiederum im Kampf mit seinem Talent liegen. Beobachten wir nicht genau dieses um uns herum? So steckt beispielsweise hinter der von den modernen Materialisten geheuchelten Achtung für die Künste in Wirklichkeit Verachtung für sie.

Alle drei oben erwähnten Fragen sind jedenfalls leicht zu beantworten, wenn Gott existiert. Erstens: Der Künstler liegt im Kampf mit der modernen Gesellschaft, weil seine Begabung ein Atem Gottes in ihm ist und dieser Odem weiß, daß die Gesellschaft – insoweit gottlos – verwerflich ist. Daß die Gesellschaft den Künstler unterstützt, trotz seiner Verachtung für sie, macht alles nur noch kläglicher. So rief einst Richard Wagner, als sein vergrößertes Orchester eine Reihe von Plätzen kostete: „Weniger Zuhörer? Umso besser!“ Zweitens: Wie könnte eine von Gott geschenkte Gabe, die gegen Ihn gerichtet wird, jemals etwas Harmonisches oder Schönes hervorbringen? Wer moderne Kunst schön findet, muß die Bedeutung der Worte ins Gegenteil verkehren; so wie die Hexen in Macbeth singen: „Gut ist bös’, und bös’ ist gut!“ Doch hat selbst ein moderner Künstler jemals bei einer Frau Häßlichkeit mit Schönheit verwechselt? Drittens: Der moderne Mensch wird weiterhin darauf bestehen, den Sinn der Worte herumzudrehen, weil er sich im Krieg mit Gott befindet und auch nicht damit aufzuhören gedenkt. „Lieber die Türken als die Tiara!,“ riefen die Griechen in Richtung der Papstkrone, kurz vor der furchtbaren Eroberung Konstantinopels durch die Türken im Jahr 1453. „Lieber Kommunismus als Katholizismus!,“ riefen US-amerikanische Senatoren nach dem Zweiten Weltkrieg – und ihr Wunsch wurde Wirklichkeit.

Kurz gesagt: Wagner, Gauguin, Maugham und tausende moderner Künstler verachten unser „Kupfermünzen“-Christentum zurecht. Doch die Lösung des Problems lautet nicht, den Krieg gegen Gott mit der modernen Kunst noch zu verstärken, sondern den Kampf gegen Ihn zu beenden, Ihm wieder die gebührende Ehre zu geben und Christus zurück in den Mittelpunkt des Christentums zu bringen. Wieviel Häßlichkeit wird es denn noch benötigen, bevor der Mensch wieder zur Papstkrone zurückkehrt und den Katholizismus umarmt? Wird selbst ein Dritter Weltkrieg überhaupt dazu ausreichen?

Kyrie eleison.

Innerliche Höhle

Innerliche Höhle posted in Eleison Kommentare on Oktober 23, 2010

Als ich vor kurzem in der römischen Provinz die Höhle des Hl. Benedikt in Subiaco besuchte, kam mir ein lateinischer Paarreim in den Sinn, welcher gleich vier Gründer von großen religiösen Orden in der Kirche behandelt. Die zwei Zeilen decken einerseits drei Viertel der gesamten Kirchengeschichte ab und deuten andererseits an, warum so viele katholische Seelen den Eindruck haben, ihr Glaube hänge heute nur noch an einem seidenen Faden.

Die Zeilen lauten:

Bernardus valles, colles Benedictus amabat,

Oppida Franciscus, magnas Ignatius urbes.

Auf deutsch:

Bernhard liebte die Täler, und Benedikt die Hügel,

Franziskus die Dörfer, und Ignatius die Großstädte.

Ordnen wir die durch das lateinische Versmaß ein bißchen verstellte Reihenfolge chronologisch an: Der Hl. Benedikt (480–547) suchte Gott in den Bergen (Subiaco, Monte Cassino); die vom Hl. Bernhard (1090–1153) belebten Zisterzienser kamen in die Täler herunter (insbesondere bei Clairvaux); der Hl. Franziskus wirkte inmitten der kleineren Städte seiner Zeit, während die Jesuiten des Hl. Ignatius (1491–1556) das Apostolat für die moderne Stadt neu formten. In gewisser Weise rächte sich die moderne Stadt an ihnen, indem die Jesuiten mit den Dominikanern den Kirchenzusammenbruch durch das Vatikanum II. anführten (z.B. de Lubac und Rahner, S.J.; Congar und Schillebeeckx, O.P).

Denn ist nicht bereits die Bewegung von den Hügeln hin zu den Städten eine Abwendung vom Alleinsein mit Gott hin zum Dasein nur mit den Menschen? Die Industrialisierung und das Automobil machen die moderne Stadt mit ihrem weichen Leben erst möglich; doch gleichzeitig erzeugen sie dadurch ein Alltagsumfeld, das immer künstlicher und somit abgeschnittener von der Natur Gottes wird. Mit dem materiellen Wohlstand wachsen die geistlichen Schwierigkeiten. In Wirklichkeit wird das Großstadtleben inzwischen so unmenschlich, daß der liberale Todeswunsch jeden Augenblick den Dritten Weltkrieg auslösen könnte, welcher das uns bekannte städtische und vorstädtische Leben umstürzen wird. Wie also kann ein Katholik, der aus vielen Gründen nicht zu den Bergen Zuflucht nehmen kann, außer Reichweite von psychiatrischen Anstalten bleiben?

Es gibt eine logische Antwort: Der Katholik muß in sich selbst, in einer Art innerlicher Höhle, mit Gott leben, während der Weltwahn draußen vorbeirast. Der Katholik muß sein Herz in eine Einsiedlerklause umformen und mindestens sein Heim, wenn möglich, in eine Art Heiligtum verwandeln – unter Wahrung der natürlichen Familienbedürfnisse. Das bedeutet nicht, in einer unwirklichen Eigenbrödlerwelt zu leben, sondern in der realen inneren Welt mit Gott, im Gegensatz zur äußeren Wahnwelt des Teufels, die uns von allen Seiten bedrängt.

Auf ähnliche Weise hat die Neukirche seit dem Zweiten Vatikanum zahllose Klöster und Ordenshäuser geschlossen, womit weniger Raum für Seelen bleibt, die einen inneren Ruf Gottes zu hören vermeinen. Führt Er sie in eine Sackgasse, oder hat Er sie im Stich gelassen? Oder beruft Er sie nicht eher dazu, ein inneres religiöses Leben zu führen, ihre Zwergwohnung inmitten der Riesenstadt in eine Einsiedelei zu verwandeln und aus ihrem gottlosen Bürogebäude ein Feld des Apostolates zu machen, mittels Gebet, Nächstenliebe und gutem Beispiel? Unsere Welt braucht dringend katholische Seelen, die ihren inneren Frieden und ihre innere Stille mit Gott nach außen strahlen.

Kyrie eleison.

Siebzig Jahre

Siebzig Jahre posted in Eleison Kommentare on März 13, 2010

Zuerst danke ich jenen vielmals, die mir zur Vollendung meines 70. Lebensjahres am Anfang der Woche auf die eine oder andere Weise Grüße sandten. Seit Erzbischof Marcel Lefebvre mich im Jahre 1976 zum Priester geweiht hat, kann ich ehrlich sagen, sehr viel Glück erfahren zu haben – und es kam alles von Gott. Ihm sei Dank.

Doch auch die erste Hälfte meiner Jahre war nicht unglücklich, im Gegenteil. Durch die „Weisheit des Nachhineins“ erkenne ich, wie Gott mich die ganze Zeit über auf das Priestertum hinführte – ohne die leiseste Ahnung meinerseits, was er mit mir vorhatte. Er ist unendlich gut, unendlich besser, als wir es uns jemals vorstellen können: „Seine Güte währet ewiglich.“ Ihr jungen Burschen, erinnert Euch an das französische Sprichwort: „Wenn du drei Stunden lang glücklich sein willst, so betrinke dich. Willst du drei Monate lang glücklich sein (manche sagen hier: drei Wochen lang), dann heirate. Wenn du jedoch dein Leben lang glücklich sein möchtest, so werde Priester!“ Das Leben des Priesters kann anstrengend sein, aber es ist strahlend und beglückend, wie im Werk „Das Gedicht des Gottmenschen“ formuliert.

Viele von Ihnen schrieben auch einige Worte der Ermutigung oder des Trostes über, wie Sie sagten, das schwere Kreuz dieses einjährigen „internen Exils,“ welches auf meinen öffentlich ausgedrückten Zweifel an einem fundamentalen Dogma der Neuen Weltordnung (NWO) folgte. Doch sorgen Sie sich nicht! Erinnern wir uns erstens daran, daß überall dort, wo die Neue Ordnung an der Macht ist (und das ist fast überall), sie ihren Gegnern so wenig Handlungsspielraum läßt wie nur möglich. Wenn wir diesen Zustand als schmerzhaft einstufen, so müssen wir ihn doch als eine gerechte Strafe aus den Händen Gottes dafür auffassen, daß wir ihn so liberal scheinen lassen, wie wir selbst es sind. Seine Freunde haben daher einen streng begrenzten Handlungsspielraum.

Seien Sie zweitens versichert, daß dieses Exiljahr mir keine solchen Leiden bereitet, wie manche von Ihnen befürchten . . . . Im englischen Hauptquartier der Priesterbruderschaft St. Pius X. hier in Wimbledon wurde ich während des letzten Jahres bestens behandelt und von den Priesterbrüdern sogar verwöhnt. Nach 32 Jahren des asketischen Lebens als Priesterseminar-Professor und -Rektor ist es eine große Erholung gewesen, keine Pflichten und nur ein minimales Apostolat zu haben. Außerdem birgt die Rückkehr als „Antiquierter“ in mein Heimatland den Vorteil, die öffentlichen Verkehrsmittel von London kostenlos benutzen zu dürfen. Das gibt mir die Gelegenheit, in meiner Heimatstadt frei umherzureisen, wie es mir früher nie möglich war, als noch galt: „Meine Milchzeit, als mein Verstand noch grün!“ Insgesamt ist mein bisheriges „Exil“ eher etwas, was die Franzosen eine „süße Gewalt“ nennen, das heißt ein entzückender Schmerz.

Jedenfalls wird das Exil solange dauern, wie Gott es will – keinen Augenblick länger. In der nördlichen Hemisphäre kommt der Frühling. Ich kann bereits verschiedene Arten von Vögeln beobachten, welche paarweise vor meinem Fenster vorbeifliegen. Der Dritte Weltkrieg möge an dem von Gott bestimmten Zeitpunkt ausbrechen (und nicht an dem von seinen Feinden). Dennoch ist Hamlet im Recht, wenn er das Evangelium wiedergibt: „Es waltet eine besondere Vorsehung über den Fall eines Sperlings . . . . Bereitsein ist alles“ Im Zusammenhang betrachtet ist es die Bereitschaft, zu sterben. Möge Gott jeden von Ihnen segnen, welcher Grüße gesandt hat oder daran dachte.

Kyrie eleison.