Schlagwort: Judas Iskariot

Zwei Irrtümer

Zwei Irrtümer posted in Eleison Kommentare on Juni 30, 2012

Ungewiß dessen, ob die Priesterbruderschaft St. Pius X. ihre derzeitige schwere Prüfung überlebt, werden die Liberalen immer wieder mit ihren falschen Argumenten sie zum Selbstmord zu überreden versuchen. Betrachten wir zwei solche liberale Argumentationsweisen:

In den jüngsten Debatten über die Frage, ob die Bruderschaft eine praktische, nicht-dogmatische Vereinbarung mit dem konziliaren Rom akzeptieren solle, kam das erste und einfältige der beiden Argumente immer wieder auf den Tisch: Weil ein katholischer Oberer (oder mehrere) von Gott Standesgnaden erhalten, sollten sie nicht kritisiert werden, sondern automatisch als vertrauenswürdig gelten. Erwiderung darauf: Freilich bietet Gott jedem von uns (nicht nur den Oberen) und zu jeder Zeit jene natürliche Unterstützung bzw. übernatürliche Gnade an, die wir zum Erfüllen unseres Standespflichten benötigen. Doch obliegt es unserem freien Willen, diese Gnade wirken zu lassen oder sie zu verweigern. Hätten alle Kirchenoberen stets ihre Standesgnaden wirken lassen, wie hätte es dann jemals einen Judas Iskariot oder ein Zweites Vatikanisches Konzil geben können? Das Argument mit der Standesgnade ist so albern wie einfältig.

Das zweite Argument ist ernsthafter. Herr J.L. brachte es im vergangen Monat in einem zehnseitigen Artikel in einer konservativ-katholischen, englischen Zeitschrift vor. Sein Artikel befürwortete ein praktisches Abkommen zwischen Rom und der Bruderschaft. Im folgenden fasse ich sein Argument zwar gekürzt, aber doch passend zusammen: Die katholische Kirche sei heutzutage unter heftigem Beschuß. Erstens von außen, beispielsweise durch die US-Regierung. Zweitens von innen, beispielsweise durch Bischöfe, welche zwar ihr gemütliches Leben lieben, aber von ihrer Theologie keinerlei Ahnung haben. Drittens und schlimmstens von einer Vatikanischen Verwaltung, die von lauter Skandalen und internen Machtkämpfen geprägt ist. Der Papst sei von allen Seiten belagert und warte nur auf die Priesterbruderschaft, damit diese den gesunden Einfluß der kirchlichen Vergangenheit in der Kirche wieder herzustellen helfe. An diese Vergangenheit glaube der Papst ja, selbst wenn er gleichzeitig an das Zweite Vatikanum glaubt. Msgr. Bux habe dem päpstlichen Aufruf seine Stimme verliehen, als er sagte: Wenn doch die Bruderschaft endlich dem Papst entgegenkommen und eine praktische Vereinbarung akzeptieren würde, so könnte davon nicht nur die Gesamtkirche profitieren, sondern auch die Bruderschaft selber. Der ehemals hochrangige Bruderschaftspriester Hw. Aulagnier erkenne dies ganz klar.

Lieber J.L., für Ihre Liebe zur Kirche, für das Erkennen der Kirchenprobleme, für Ihre Sorge um den Papst und Ihren Wunsch, ihm zu helfen, erhalten Sie eine Bestnote. Doch für Ihre Einschätzung davon, was die Ursachen dieser Kirchenprobleme sind und was die Priesterbruderschaft überhaupt ist, erhalten Sie keine so gute Note. Wie unzählige andere Seelen in der heutigen Kirche und Welt (einschließlich Hw. Aulagnier) verkennen Sie leider die absolut grundsätzliche Bedeutung der Glaubenslehre.

Die US-Regierung greift die Kirche deswegen an, weil letztere schwach ist. Die Schwäche der Kirche wiederum liegt im armseligen Verhalten der Bischöfe begründet, welches auf ihrem armseligen Erfassen der Kirchenlehre fußt – der Lehre von Himmel, Hölle, Sünde, Verdammnis, Erlösung, erlösender Gnade und dem stets gegenwärtigen Opfer des Erlösers innerhalb der wahren Messe. Die Bischöfe haben deswegen ein so armseliges Verständnis von diesen weltrettenden Wahrheiten, weil neben anderem der Bischof aller Bischöfe selber nur zur Hälfte an diese Wahrheiten glaubt. Der Papst glaubt nur zur Hälfte an diese Wahrheiten, weil seine andere Hälfte an das Zweite Vatikanum glaubt. Dieses Zweite Vatikanische Konzil untergräbt die wahre Religion Gottes völlig – durch die überall in den Konzilsdokumenten plazierten, tödlichen Zweideutigkeiten (was Sie ja erkennen), die eig ens entwickelt wurden, um den Menschen an die Stelle Gottes zu setzen.

Eine falsche Glaubenslehre ist das Grundproblem, lieber J.L. Durch die Gnade Gottes hat die Priesterbruderschaft St. Pius X. bis jetzt zwar die wahre Lehre Jesu Christi hochgehalten. Doch wenn die Bruderschaft sich nun unter die kirchlichen Autoritäten stellen würde, welche bestenfalls nur zur Hälfte an diese Wahrheiten glaubt, so würde die Bruderschaft bald aufhören, den Irrtum anzugreifen (was bereits jetzt geschieht), und am Ende selber den Irrtum befördern – und mit dem Irrtum einhergehend alle Schrecken, die Sie in Ihrem Artikel nannten. Gott bewahre!

Kyrie eleison.

Zwei Arten von Reue

Zwei Arten von Reue posted in Eleison Kommentare on Mai 21, 2011

Vor einigen Monaten fragte ein Leser der „Eleison Kommentare,“ worin der Unterschied besteht zwischen der Reue des Judas Iskariot, als er seine 30 Silberlinge den Tempelautoritäten vor die Füße warf (Matthäus 27,3), und der Reue des hl. Petrus, als dieser beim Hahnenschrei bitterlich weinte (Matthäus 26,75). Diese Frage erhält durch einige Absätze aus der Poesie „Der Gottmensch“ von Maria Valtorta, welche von 1897 bis 1961 lebte, eine gute Antwort. Unser Heiland kommentiert darin (wenn Er es wirklich ist – siehe Augustinus: „Im Zweifel Freiheit“) die Vision über Judas Iskariot, welche Er zuvor Maria Valtorta gewährt hatte. Der italienische Text ist im folgenden leicht angepaßt:—

„Ja, diese Vision ist schrecklich, aber nicht unnütz. Zu viele glauben, daß Judas nichts besonders Schlimmes getan habe. Einige gehen sogar so weit zu sagen, er habe sich Verdienste erworben, denn ohne ihn sei die Erlösung nicht möglich gewesen und daher sei er vor Gott gerechtfertigt. In Wahrheit sage ich euch, hätte es die Hölle noch nicht gegeben, vollendet mit allen ihren Qualen, so wäre sie für Judas noch furchtbarer für die Ewigkeit geschaffen worden; denn von allen verdammten Sündern ist er der am tiefsten Verdammte, und für ihn wird es in Ewigkeit keine Milderung der Strafe geben.“

„Es ist wahr, daß er nach seinem Verrat Gewissensbisse zeigte, und sie hätten ihn retten können, wenn er seine Gewissensbisse zur Reue hätte werden lassen. Aber er wollte nicht bereuen. Somit kam zum ersten Verbrechen, dem Verrat – den ich in meiner Barmherzigkeit, die meine liebevolle Schwäche ist, noch verziehen hätte –, noch hinzu die Gotteslästerung und der Widerstand gegen die Stimme der Gnade, welche zu ihm sprechen wollte durch jede Spur von mir und Erinnerung an mich, als er verzweifelt in Jerusalem herumirrte, einschließlich die sanften Worte meiner Mutter . . . . Er hat allem widerstanden. Er wollte widerstehen. So wie er mich auch verraten wollte. Wie er mich verfluchen wollte. Wie er Selbstmord begehen wollte. Und es ist der Wille, der bei allem zählt, im Guten wie im Bösen.“

„Wenn einer fällt, ohne den Willen zum Fallen, verzeihe ich ihm. Petrus ist ein Beispiel. Er hat mich verleugnet. Warum? Er wußte es selbst nicht genau. War Petrus feige? Nein, mein Petrus war kein Feigling. In Gegenwart der Kohorte und der Tempelwachen hat er es gewagt, das Ohr des Malchus abzuhauen, um mich zu verteidigen – unter der Gefahr, dafür umgebracht zu werden. Er ist dann geflohen, ohne es zu wollen. Danach hat er mich dreimal verleugnet, aber erneut ohne es zu wollen. Später aber hat er sein Leben lang es sehr wohl fertiggebracht, auf dem blutigen Weg des Kreuzes, meinem Weg, zu bleiben und fortzuschreiten, bis zu seinem Kreuzestod. Und sehr gut hat er es verstanden, Zeugnis von mir abzulegen, bis man ihn wegen seines unerschrockenen Glaubens tötete. Ich verteidige meinen Petrus. Sein Davonlaufen und seine Verleugnungen waren die letzten Augenblicke seiner menschlichen Schwäche. Doch der gefaßte Wille seines Geistes stand nicht hinter diesen Taten. Abgestumpft durch seine menschliche Schwäche schlief dieser Wille. Als er wieder erwachte, wollte er nicht länger in der Sünde verharren, sondern vollkommen werden. Ich habe ihm sofort verziehen. Doch der Wille des Judas ging in die entgegengesetzte Richtung . . .”

Am Ende der Poesie „Der Gottmensch“ diktiert Unser Herr der Maria Valtorta (wenn Er es ist, was ich glaube) die sieben Gründe, warum Er der modernen Welt diese lange Vision Seines Lebens gewährt hat. Der erste Grund war, daß die grundlegende Lehre der Kirche, welche von der Moderne heimgesucht wurde, noch einmal in den Köpfen der Menschen wahrhaftig aufscheine. Klingt das nicht passend? Der siebte Grund war, „das Mysterium des Judas bekanntzumachen“ und zu zeigen, wie eine von Gott so reich beschenkte Seele so tief fallen konnte.

Kyrie eleison.

„Wunderrat“

„Wunderrat“ posted in Eleison Kommentare on Dezember 25, 2010

Der Weihnachtstag bietet eine gute Gelegenheit uns daran zu erinnern, warum wir über das Kommen unseres Herrn Jesus Christus frohlocken können und sollen. Er und nur er vermag alle wirklichen Probleme von uns Menschen zu lösen, welche bis zu den Anfängen der Menschheit zurückreichen und heute ernster sind als je zuvor.

Der Grund ist, daß alle wirklichen Probleme des Menschen mit der Sünde verbunden sind. Eine rein materielle Störung wird erst dann schwerwiegend, wenn sie eine geistige Dimension besitzt; z.B. wenn eine körperliche Krankheit einen Menschen dazu veranlaßt, deswegen zu fluchen oder sie segensreich zu ertragen. Und etwas Geistiges in unserem Inneren ist nur dann ungeordnet, wenn es in irgendeiner Weise sündhaft ist. So beklagte Job sich zwar bitterlich über seine körperlichen Leiden, doch war sein Wehklagen nicht sündhaft. Letztenendes ist eine Sünde eine Unordnung oder ein Verstoß zuerst gegen Gott, zweitens gegen sich selbst und erst an dritter Stelle gegen den Nächsten.

Deswegen basieren alle wirklichen Probleme des Menschen, welche über bloße materielle Probleme hinausgehen, auf dem Verstoß des Menschen gegen Gott. Ein entsetzliches Beispiel hierfür ist, wenn eine Frau eine Abtreibung begangen hat. Oberflächlich gesehen ist ihr Problem zwar gelöst: Der Säugling ist aus dem Weg geräumt und ihr Leben ist „wieder normal.“ Doch tief in ihrem Inneren wird sie entweder ihr Herz verhärten (und sich dadurch einer Welt anschließen, welche das Weihnachtsfest haßt und unterdrückt), oder sich bewußtmachen und dann eingestehen, daß sie etwas Furchtbares getan hat. So oder so läuft bis zum Ende ihrer Tage etwas in ihr mehr oder weniger unrund. Viele solcher Frauen – selbst wenn sie katholisch sind und durch ihren Glauben wissen, daß Gott ihnen durch die sakramentale Absolution verziehen hat – können noch immer gequält sein. So groß ist die Wunde, welche die Sünde ihren Seelen zugefügt hat. Dabei ist Abtreibung noch nicht einmal die schlimmste aller Sünden, denn die direkt gegen Gott gerichtete Sünde ist schwerwiegender.

Sind das betrübliche Gedanken bezüglich der Weihnacht? Ja und nein. Das Problem der Sünde ist schon trübe – allerdings ist die Freude über das Wissen, daß es eine wahrhaftige Lösung gibt, entsprechend groß. Wenn das arme Mädchen zur hl. Beichte geht, wird fast jeder katholische Priester alles in seiner Macht stehende tun, um sie davon zu überzeugen, daß wenn sie ihre Sünde bereut (mit der Reue des Petrus und nicht des Judas Iskariot) und er ihr die Absolution erteilt hat, sie dann nicht mehr bezweifeln darf, daß Gott ihr auch wirklich vergeben hat. Wieviele Büßer verlassen daraufhin mit einer solchen Erleichterung und Freude den Beichtstuhl, wie nichts sonst es ihnen vermitteln kann, weil der tiefe Grund ihrer Qual eben in der Beleidigung gegen Gott lag und sie nun wissen, daß Gott ihnen vergeben hat.

Wo nahm diese Freude nun ihren Anfang? In der Gewißheit, daß Gott aus einer jüdischen Jungfrau die menschliche Natur annahm, in der Welt lebte und uns neben anderen Sakramenten das der Buße schenkte, welches seine Macht aus den Verdiensten seines Leidens und Sterbens erlangte, welches er nur mit Hilfe dieser Jungfrau und Mutter ertrug. Doch wie hätte er sterben können, ohne erst vorher geboren worden zu sein? Alles begann mit seiner menschlichen Geburt aus der heiligen Jungfrau Maria – mit der Weihnacht.

Also gibt es eine Lösung selbst für die schrecklichsten Probleme der Welt, meiner Mitmenschen und mir. Es ist daher nicht verwunderlich, daß Katholiken freudenreich sind. Kein Wunder, daß es zur Weihnachtszeit selbst für die Ungläubigen spezielle Freuden gibt – solange sie ihre Herzen noch nicht verhärtet haben.

Kyrie eleison.