Schlagwort: Sünde

Ewige Verdammnis? – I.

Ewige Verdammnis? – I. posted in Eleison Kommentare on Mai 18, 2013

Ein Leser brachte erneut eine klassische Fragestellung zur Sprache, die schon einige Male ein direktes oder indirektes Thema in den „Eleison Kommentaren“ war. Weil die Fragestellung so ernst ist, verdient sie eine eigene Abhandlung. Der Leser schreibt: „Wegen der Lehre von der ewigen Verdammnis fällt es mir schwer, Katholik auf jene Weise zu sein, wie ich es wünschte. Es ist als ob ich die Vorstellung nicht zu akzeptieren vermag, daß eine Seele bis in alle Ewigkeit unablässig gequält werden kann. Das ist einfach zu schrecklich. Es muß doch eine katholische Lehre geben, die nicht so schablonenhaft ist.“ Kurz gesagt lautet also die Frage, ob auch nur eine einzige Seele gerechterweise dazu verurteilt werden kann, in alle Ewigkeit furchtbare Qualen zu erleiden.

Als Hinweis mag nützlich sein, daß wir noch heute jene Höhle im spanischen Segovia besuchen können, wo ein großer Heiliger, der Hl. Dominik, eine ganze Nacht lang im Gebet qualvoll über diese Fragestellung nachgedacht und gebetet hat. Doch gleichzeitig muß klar sein, daß der Allmächtige Gott nicht auf die Anklagebank gebracht werden kann, so als ob Er verdiene, entweder verurteilt oder freigesprochen zu werden. Nun lehrt Seine Kirche, daß eine Seele bereits wegen einer einzigen Todsünde in das ewige Höllenfeuer gelangen kann. Angenommen, ich bin mit dieser Lehre nicht einverstanden, so liegt allerdings der Irrtum nicht aufseiten Seiner Kirche, sondern bei mir. Und wieso irre ich mich?

Die Antwort lautet: aus einem oder beiden von zwei miteinander verbundenen Gründen. Denn entweder begreife ich nicht die Größe und Güte Gottes; was relativ leicht passieren kann, weil mein kleiner Verstand endlich ist, während Gott unendlich ist. Oder aber ich begreife nicht die Schwere der Versündigung; was auch relativ leicht passieren kann, denn eine Sünde beleidigt an erster Stelle Gott, an zweiter Stelle mich und erst danach meinen Nächsten. Wenn ich also die Größe Gottes, der durch Sünden beleidigt wird, nicht begreife, so begreife ich natürlich auch nicht die Schwere von Sünden.

Folglich wird die entscheidende Frage sein, ob der gütige Herrgott jedem menschlichen Wesen, das jemals lebte, während seiner kurzer Erdenzeit auch genügend Mittel an die Hand gegeben hat, damit dieser Mensch auch weiß, daß Gott existiert, daß Er beleidigt werden kann, womit Er beleidigt wird und wie schwerwiegend es ist, Ihn zu beleidigen. Die Antwort auf alle vier Teilfragen kann nur bejahend ausfallen:

*) Um die Existenz Gottes zu erkennen, benötige ich keinen übernatürlichen Glauben. Bereits durch aufrichtige menschliche Vernunft erkennen wir, daß hinter allen guten Dingen im Leben eines Menschen stets ein höchstes, gutes Wesen steht. Zwar mag ein Verstand, welcher durch den Stolz verbogen und aus dem Lot geraten, oder durch die Sünde verdunkelt worden ist, nicht mehr von diesem höchsten Wesen künden. Doch jede Verbiegung oder Verdunkelung ist nicht Gottes, sondern meine Schuld, und sie verdient eine Bestrafung entsprechend dem Umfang all der guten Dinge, welche ich in diesem Leben erfahren und welche ich auf „unentschuldbare Weise“ (vgl. Römerbrief 1,20) nicht Gott zugeschrieben habe.

*) Die Wirklichkeit des freien Willens ist für uns eine alltägliche Erfahrung. Jeder Mensch besitzt das natürliche Licht des Gewissens, welches uns einerseits sagt, daß wir dem Höchsten Wesen Anbetung schulden, und andererseits, daß die Verweigerung dieser Anbetung dieses Höchste Wesen beleidigt. Das ist das Erste Gebot, welches uns auch ohne Glauben bekannt ist.

*) Das natürliche Gewissen lehrt mich auch die anderen neun der Zehn Gebote, welche lediglich das Naturrecht in Worte kleiden. Und das Gewissen sagt mir auch, daß das Gebotebrechen nicht nur meinen Nächsten beleidigt, sondern auch bzw. in erster Linie jenes Höchste Wesen.

*) Je reiner mein Gewissen ist, desto deutlicher sagt es mir, wie schwerwiegend eine Beleidigung Gottes ist. Nun ist das Problem zwar, daß wir alle Sünder sind und daß jede Sünde dazu beiträgt, unser Gewissen zu verdunkeln. Doch ist die Versündigung nicht Gottes, sondern unsere Schuld; also ist es vollkommen gerecht, wenn wir bestraft werden entsprechend der Art und Weise, wie wir unseren Verstand verdunkeln.

Nun erhalten also alle Menschen genügend Wissen über Gott, um nach dem irdischen Leben eine Bestrafung zu verdienen in Abhängigkeit davon, wie sehr sie Gott beleidigt haben. Doch mag man einwenden, wie denn ein bloßer Mensch Gott so sehr beleidigen kann, daß eine ewige und unvorstellbar schlimme Strafe noch gerecht ist? Der nächste „Eleison Kommentar“ will sich diesem Geheimnis annähern, welches einigermaßen so tiefgründig ist wie Gott selber.

Kyrie eleison.

Karsamstag

Karsamstag posted in Eleison Kommentare on März 30, 2013

Im Leben unseres Herrn Jesus Christus war Karsamstag der Tag zwischen seinem schrecklichen Tod am Kreuze und seiner glorreichen Auferstehung. Sein menschlicher Körper lag an diesem Tag leblos, weil ohne menschliche Seele, im dunklen Grab und war dem Auge des Menschen verborgen. Die Feinde unseres Herrn schienen ihn so erfolgreich zerquetscht zu haben, daß der fleischgewordene Gott völlig verdunkelt war und nur noch der Glaube unserer Lieben Frau an ihren göttlichen Sohn unerschüttert dastand. Sie mußte alle Anhänger unseres Herrn stützen, denn selbst die frömmsten unter ihnen kamen sich verwirrt und verloren vor.

Weil die Kirche der mystische, d.h. geheimnisvolle Leib Christi ist, folgt sie auch dem Lebensverlauf seines physischen Körpers. Durch ihre gesamte 2000-jährige Geschichte hindurch wird die Kirche immer von den Feinden Christi verfolgt, und zu bestimmten Zeiten war sie in vielen Teilen der Welt praktisch ausgelöscht. Doch durchlief die Kirche sicherlich noch nie eine vollständige Finsternis, so wie sie heute scheinbar sie durchläuft. Gott legte seine Kirche als Monarchie an, welche vom Papst zusammengehalten wird. Doch jüngst sahen wir den Rücktritt eines Papstes, und gewiß trat er unter anderem deshalb zurück, weil er selber so im Bann des modernen demokratischen Denkens steht, daß er nie ganz an sein höchstes Amt geglaubt hat. Er hatte die päpstliche Tiara, also die Papstkrone, abgelegt und immer nur mit „Bischof von Rom“ unterschrieben. Worin seine Absichten auch genau gelegen haben mochten, als er im Februar zurücktrat, so half er doch ganz gewiß mit, die göttliche Institution des Papstamtes – menschlich gesprochen – zu untergraben.

Die Feinde Christi haben durch den Rücktritt von Benedikt XVI. und durch das anschließende Konklave mit Sicherheit alles von ihrer Seite unternommen, um das Papstamt auszuschalten. Als gerechte Strafe Gottes für den allumfassenden Glaubensabfall unserer Tage hat Gott seinen Feinden viel Macht über seine Kirche überlassen. Jahrhundertelang haben sie daran gearbeitet, den Vatikan in den Würgegriff zu bekommen; und nun haben sie dort sich eingenistet. Ohne auch nur daran zu denken, einer frommen kleinen Bruderschaft nachzugeben, tragen sie die Kirche Stein für Stein ab, wie Schwester Anna Katharina Emmerich es vor 200 Jahren in einer Vision sah. Aus menschlicher Sicht haben die heutigen Nachfolger unseres Herrn so wenig scheinbare Hoffnung wie sie es am ursprünglichen Karsamstag hatten.

Doch so wie unser Herr nicht nur eine menschliche Natur besaß, so ist das Wesen der katholischen Kirche viel mehr als nur menschlich. Unsere Liebe Frau von La Salette sagte im Jahre 1846 über unsere heutige Zeit: „Die Gerechten werden viel leiden. Ihre Gebete, ihre Bußübungen und ihre Tränen werden zum Himmel emporsteigen, und das ganze Gottesvolk wird um Verzeihung und Erbarmen flehen, und meine Hilfe und meine Fürbitte anrufen. Dann wird Jesus Christus durch einen Akt seiner Gerechtigkeit und seiner großen Barmherzigkeit seinen Engeln befehlen, alle seine Feinde dem Tode zu überliefern. Plötzlich werden die Verfolger der Kirche Jesu Christi und alle der Sünde verfallenen Menschen zugrundegehen, und die Erde wird wie eine Wüste sein. Dann wird Friede herrschen und die Versöhnung der Menschen mit Gott erfolgen. Die Menschen werden Jesus Christus dienen, ihn anbeten und verherrlichen . . . . Die Nächstenliebe wird überall aufblühen . . . und die Menschen werden in der Furcht Gottes leben.“

Anders gesagt wird Gott also seine Kirche gewiß aus ihrer gegenwärtigen Notlage wieder auferstehen lassen. Wenn die Verdunkelung der Kirche noch stärker werden sollte – was sie sicherlich tun wird –, so wollen wir uns mehr denn je an die Muttergottes halten und aufhören, durch unseren Unglauben sie zu belasten, wie das die Apostel und Jünger unseres Herrn am ersten Karsamstag getan haben. Unternehmen wir die Anstrengung, ihr Unbeflecktes Herz zu erquicken durch unseren unerschütterlichen Glauben an ihren göttlichen Sohn und an seine einzig wahre Kirche.

Kyrie eleison.

Liberale Blasphemie

Liberale Blasphemie posted in Eleison Kommentare on Januar 26, 2013

Ist der Liberalismus wirklich so schrecklich, wie er dargestellt wird? Wenn diese oder jene Person als ein „Liberaler“ beschuldigt wird, so bestreitet doch eine ganze Reihe von diesen Beschuldigten, daß diese Bezeichnung auf sie zuträfe. Hat denn nun der Beschuldiger oder der Beschuldigte recht? Sicherlich verdient diese Frage eine weitere Betrachtung, denn der „Liberalismus“ steht stellvertretend für den allumfassenden Irrtum der Moderne und ist verantwortlich dafür, daß unzählige Seelen im ewigen Feuer der Hölle landen.

Der Begriff Freiheit bezieht sich entweder auf etwas, wovon ich frei bin, d.h. frei von einem Zwang, einer Einschränkung oder ähnlichem, oder auf etwas, wofür ich frei bin, d.h. frei für ein bestimmtes Ziel oder einen Zweck. Von diesen beiden Aspekten der Freiheit kommt die negative Freiheit – also das Freisein von einem Zwang –, zeitlich vor der positiven Freiheit – also der Freiheit für ein Ziel –, aber nach ihr hinsichtlich der Wichtigkeit. Zeitlich kommt die negative Freiheit zuerst, weil, wenn ich am Erreichen eines Zieles gehindert werde, so ist dieses Ziel ja ausgeschlossen. Hinsichtlich der Wichtigkeit kommt allerdings die positive Freiheit zuerst, weil der Wert eines fehlenden Zwanges vom Wert des Zieles abhängt, für welches die negative Freiheit eingesetzt wird. Beispielsweise befreit mich der Besitz eines Messers von der Einschränkung, unbewaffnet zu sein. Wenn ich diese Von-Freiheit nutze, um mit dem Messer etwas zum Essen zu schneiden, so ist diese Von-Freiheit gut; doch wenn ich sie nutze, um meine Großmutter zu zerstückeln, so wird diese Von-Freiheit mörderisch.

Der Liberalismus erhebt nun die Von-Freiheit zu einem hohen, oder besser gesagt zum höchsten, Wert an sich, unabhängig von der Für-Freiheit, d.h. unabhängig vom guten oder schlechten Zweck, für welchen die Freiheit eingesetzt wird. Somit wird also die Freiheit, die Von-Freiheit, von einem guten oder schlechten Zweck losgelöst, d.h. vom Guten und Bösen losgelöst. Doch genau dieser Unterschied zwischen gut und böse ist ein wesentlicher Bestandteil in Gottes Schöpfung und eigens für den Menschen angelegt, damit er, von der verbotenen Frucht im Garten Eden angefangen bis zum heutigen Tage, seine Wahl treffe zwischen Himmel und Hölle. Wird das Fehlen eines Zwanges über Gottes Gesetz gestellt, so bedeutet dies, den Menschen über Gott zu stellen.

Durch dieses implizite Leugnen des moralischen Gesetzes Gottes vom Guten und Bösen führt der Liberalismus implizit einen Krieg gegen Gott, denn der Liberalismus stellt das Menschen-„Recht“ auf Wahlfreiheit über das göttliche Recht Gottes zu herrschen. Nun tauchen, wie schon Erzbischof Lefebvre sagte, die Liberalen sozusagen auf „36 verschiedene Weisen“ auf, und bei weitem nicht alle Weisen führen bewußt einen Krieg gegen Gott. Trotzdem ist der Krieg gegen Gott die logische Konsequenz der Liberalen, wenn sie die Freiheit zum höchsten Wert erheben. Aus diesem Grunde gilt für viele von ihnen, daß alles erlaubt sei. Denn sobald Gott und seine Gesetze auf die Seite geschoben sind, wird die Anbetung der Freiheit den Liberalen zu einer Ersatzreligion: eine Religion ohne Gesetze, abgesehen vom eigenen Willen der Liberalen.

Diese Ersatzreligion muß außerdem die wahre Religion loswerden, weil sie ihr den Weg versperrt. Und so werden die Liberalen selbstredend zu Kreuzzüglern gegen Gottes Ordnung auf allen Gebieten seiner Schöpfung: die Ehe frei vom Geschlecht, die Familie frei von Kindern, der Staat frei von Führern, das Leben frei von Moral, usw. Ein solcher Krieg gegen Gottes Wirklichkeit ist komplett wahnsinnig. Und die Liberalen, welche anscheinend so süß gegen ihre Mitmenschen, die sie „befreien,“ auftreten können, gehen tatsächlich äußerst grausam gegen jeden vor, der sich ihrem Kreuzzug in den Weg stellt. Die „Logik“ ihrer Ersatzreligion läßt die Liberalen meinen, keinen Anstand wahren zu müssen, wenn sie Antiliberale mit Füßen treten, die angeblich sowieso kein Mitleid verdienen.

Die katholische Kirche verurteilte diesen Wahnsinn 20 Jahrhunderte lang. Doch durch das Zweite Vatikanische Konzil gab die Amtskirche ihm nach. Beispielsweise durch die Erklärung („Dignitatis Humanae“), wonach jeder Staat die Freiheit seiner Bürger von zivilen Einschränkungen, ihre Religion ausüben zu dürfen, beschützen müsse – anstatt Freiheit für die Ausübung der wahren Religion zu gewährleisten.

Die Oberen einer gewissen katholischen Bruderschaft möchten dieselbe nun ausgerechnet unter die Autorität der konziliaren Römer stellen. So ein Vorhaben bedeutet für die wahre Religion „Operation Selbstmord,“ wie Erzbischof Lefebvre sagte. Doch schließlich ist der Liberalismus ja im eigentlichen Sinn selbstmörderisch.

Kyrie eleison.

Ahnenstolz

Ahnenstolz posted in Eleison Kommentare on Oktober 15, 2011

Vor etlichen Monaten veröffentlichte Papst Benedikt XVI. seinen zweiten Buchband über das Leben Jesu. Darin macht er Bemerkungen, welche den Journalisten den Schluß erlaubten, daß die Juden nicht mehr länger für den Gottesmord verantwortlich gemacht werden dürfen, d.h. für die Tötung von Gott. Am 17. Mai 2011 ging der Leiter des Sekretariats für ökumenische und interreligiöse Angelegenheiten der US-Bischofskonferenz sogar noch einen Schritt weiter und sagte, daß man zu keinem Zeitpunkt der Geschichte das jüdische Volk des Gottesmordes beschuldigen dürfe, ohne aus der Gemeinschaft der katholischen Kirche ausgestoßen zu werden. Angesichts der Umstände und trotz dessen, was viele heutige Menschen glauben wollen, ist es höchste Zeit, die beständige Lehre der Kirche über den Justizmord an Jesus Christus in Erinnerung zu rufen, sei es auch noch so kurz.

Erstens war die Ermordung von Jesus Christus wirklich ein „Gottesmord,“ d.h. die Ermordung Gottes, denn Jesus Christus ist eine der drei Personen Gottes und hatte zusätzlich zu seiner göttlichen Natur auch eine menschliche Natur angenommen. Was wurde am Kreuz umgebracht? Nur die menschliche Natur Christi. Doch wer wurde in seiner menschlichen Natur am Kreuz umgebracht? Niemand anders als die zweite göttliche Person, also Gott.

Zweitens starb Jesus Christus am Kreuz, um uns sündhafte Menschen alle von unseren Sünden zu befreien, und in dieser Hinsicht waren und sind alle Menschen der Zweck seines Todes. Doch nur die Juden (Führer und Volk) waren die Haupttäter des Gottesmordes, denn das Evangelium sagt, daß der am meisten beteiligte Nichtjude, Pontius Pilatus, Jesus Christus niemals zum Tode verurteilt hätte, wenn nicht die jüdischen Führer das jüdische Volk dahingehend mobilisiert hätten, lautstark seine Kreuzigung zu verlangen (Matthäus 27,20). Sicherlich waren die gelehrten jüdischen Führer schuldiger als das ungelehrte jüdische Volk, wie der Hl. Thomas von Aquin sagt (Summa III, 47, 5), aber sie alle zusammen schrien, daß Christi Blut über sie und ihre Kinder kommen solle (Matthäus 27,25).

Drittens stellte wenigstens Papst Leo XIII. einen echten Schulterschluß fest zwischen den damals zur Ermordung Christi aufrufenden Juden einerseits, und der Gesamtheit der Juden der modernen Zeiten andererseits. Schließlich ließ der Papst in seinem Sühnegebet, wo das Menschengeschlecht an das Heiligste Herz Jesu Christi geweiht wird, die gesamte Kirche zu Gott beten, vom 19. Jahrhundert an aufwärts: „Blicke voll Erbarmen auf die Kinder jener Rasse, welche ehemals das auserwählte Volk Gottes war. Möge das Blut des Erlösers, das sie einst selber auf sich herabgerufen hatten, nun als Bad der Erlösung und des Lebens über sie fließen.“

Doch sieht bei weitem nicht nur Papst Leo XIII. eine Kontinuität zwischen den Juden über die Jahrhunderte hinweg. Erheben denn nicht sie selber heute Anspruch auf das Land Palästina mit der Begründung, es sei ihres kraft des Gottes aus dem Alten Testament? Oder hat es jemals eine Rassen- und Religions-Nation gegeben, welche im Laufe der Jahrhunderte auf stolzere Weise selbstidentifizierend geblieben ist? Ursprünglich bereitete Gott die Juden darauf vor, dem Erlöser die Wiege zu bereiten – aber ach!, als er dann wirklich kam, verweigerten sie in ihrer Gesamtheit ihm die Anerkennung. Ebenfalls halten sie in ihrer Gesamtheit – immer mit edlen Ausnahmen – bis heute an dieser Zurückweisung des Erlösers fest, und sie änderten ihre Religion von der des Abraham und Moses und des Alten Testamentes in die Religion des Annas, Kaiphas und des Talmud. Tragischerweise treibt gerade ihre messianische Vorbereitung durch Gott sie seither dazu an, mit der Zurückweisung jener Person fortzufahren, welche sie für einen falschen Messias halten. Bis sie am Ende der Zeit bekehrt werden, wie die Kirche immer gelehrt hat (Römer 11,26–27), scheinen sie an die Rolle gebunden zu sein, Feinde des wahren Messias zu sein.

Wie kann der Papst überhaupt solche uralte Wahrheiten verlorengehen lassen?

Kyrie eleison.

Krisenfilme

Krisenfilme posted in Eleison Kommentare on September 24, 2011

Inzwischen behandeln bereits zwei interessante Filme das Erfaßtwerden der USA durch die Finanz- und Wirtschaftskrise, welche seit dem Jahre 2008 die gesamte westliche Lebensweise untergräbt. Beide Filme sind gut gemacht und überzeugen. Allerdings macht ein Film die Bankiers zu Helden, während der andere sie als Schurken zeigt. Dieser Widerspruch verdient eine eingehende Betrachtung, wenn die westliche Gesellschaft eine Zukunft haben will.

Der Dokumentarfilm Inside Job (der englische Begriff bedeutet ein von den eigenen Leuten ausgeführtes Verbrechen) zeigt eine Reihe von Befragungsgesprächen mit Bankiers, Politikern, Volkswirtschaftlern, Geschäftsleuten, Journalisten, Wissenschaftlern, Finanzberatern, uam. Die Gespräche ergeben ein erschreckendes Bild von Gier und betrügerischen Absprachen an der Spitze der US-amerikanischen Gesellschaft in all diesen Bereichen. Das freie Unternehmertum war zur Rechtfertigung der finanziellen Liberalisierung der 1980er- und 1990er-Jahre geworden. Die Geldmeister erhielten dadurch immer mehr Macht, bis sie schließlich alle einflußreichen Politiker, Journalisten und Akademiker unter ihre Kontrolle bringen konnten. Die dadurch erfolgte gnadenlose Ausplünderung der Mittel- und Arbeiterschicht ist nach wie vor im Gange. Zwar drängt die aufgestaute Wut der Opfer zu einer explosionsartigen Entladung, doch bisher können die Geldmeister einfach nicht aufhören, aus jenem Trog zu fressen, welchen sie für ihre Zwecke sich zusammengeschustert haben. „Gier ist gut, denn sie bewegt die Welt,“ sagen die „Bankster“ (Wortspiel für Gangster-Bankiers).

Der zweite Film, Too Big to Fail (deutsch: Zu groß, um unterzugehen) rekonstruiert die dramatischen Ereignisse des Herbst 2008 rund um den Zusammenbruch der „Lehmann Brothers,“ einer großen New Yorker Anlagebank. Der Film zeigt, wie US-Finanzminister Hank Paulson eine klassische Entscheidung für das freie Unternehmertum fällt und somit die Regierung keine Rettungsaktion vornimmt, sondern die „Lehmann Brothers“ in Konkurs gehen läßt. Das Ergebnis ist allerdings ein solcher Schock für die gesamte Finanzwelt, daß er zu einer Kernschmelze des weltweiten Finanz- und Handelssystems zu werden droht. Deswegen versuchen Paulson und seine Regierungskollegen, mithilfe aller führenden Bankiers von New York, den US-Kongreß dahin zu bringen, einen Rettungsplan aufkosten der Steuerzahler und für alle großen Banken zu genehmigen, welche um keinen Preis untergehen dürfen. Dieses Unterfangen gelingt Paulson gerade noch so. Das System ist noch einmal gerettet worden, und die Regierung und Bankiers sind die Helden des Tages. Wieder einmal erwies der Kapitalismus sich als das uns schon lange bekannte „Wunderwerk“ – jedoch dank eines sozialistischen Eingriffs!

Sind die Bankiers nun Helden oder Schurken? Die Antwort lautet: Helden allenfalls kurzfristig, doch ganz gewiß Schurken auf lange Sicht. Denn wir benötigen nur ein bißchen gesunden Menschenverstand für die Erkenntnis, daß jede Gesellschaft Selbstlosigkeit braucht, und daß keine Gesellschaft auf Gier aufgebaut sein kann, d.h. auf Selbstsucht. In allen Gesellschaften wird es immer die Vermögenden und die Armen geben (vergleiche Johannes 12,8). Die Gesellschaftsverwalter, welche Geld und Macht besitzen, müssen sich unbedingt um die Massen kümmern, welche nichts von alledem haben, sonst herrschen Revolution und Chaos. Natürlich setzen die Globalisten auf dieses baldige Chaos, um danach die Weltherrschaft zu erlangen. Doch auch für sie gilt: Der Mensch denkt und Gott lenkt.

Bis dahin sollen die Katholiken und alle, die sich um unsere Zukunft sorgen, ruhig die beiden Filme ansehen und sich einige grundsätzliche Fragen über den Kapitalismus und das freie Unternehmertum stellen. Wieso konnte der Kapitalismus diesmal nur durch den Sozialismus gerettet werden? Sind die Regierungen dann wirklich so schlimm? Ist der Kapitalismus wirklich so gut? Wie kann eine Gesellschaft ihr Überleben ausgerechnet von gierigen Menschen abhängig machen? Wie konnte sie nur in eine solche Abhängigkeit geraten? Gibt es heute überhaupt Anzeichen dafür, daß jemand solche Fragen stellt? Oder fahren wir – nennen wir die Dinge ruhig beim Namen! – mit unserer Anbetung des Mammons unbekümmert fort?

Seit der Menschwerdung Gottes kann ein Gesellschaftssystem nur dann funktionieren, wenn Jesus Christus durch seine Priester die Menschen von ihren Sünden losspricht. Der Kapitalismus lebte schon immer vom Katholizismus früherer Jahrhunderte. Wenn also der Katholizismus sich heute wie erschöpft benimmt, so ist es völlig logisch, daß der Kapitalismus abstirbt.

Kyrie eleison.

Benedikts Denken – III.

Benedikts Denken – III. posted in Eleison Kommentare on Juli 23, 2011

In seiner Schrift „Der Glaube, gefährdet durch die Vernunft“ untersucht Bischof Tissier zuerst eingehend die Wurzeln des päpstlichen Denkens – siehe „Eleison-Kommentar“ EC 209 – und anschließend die Früchte dieses Denkens. Diese können aber nicht gut sein, weil des Papstes Denken an erster Stelle auf dem systematischen Subjektivismus von Kant (1724–1804) beruht. Wie können denn die objektiven Wahrheiten des Glaubens jemals von der Teilnahme oder Reaktion des subjektiven Gläubigen abhängig gemacht werden? Dadurch werden das Evangelium, die Glaubenslehre, die Kirche, die Gesellschaft, das Königtum Christi und die vier Letzten Dinge eines nach dem anderen zu Fall kommen.

Beginnen wir also mit dem Evangelium. Nach diesem subjektivistischen Denken liegt der Wert des Evangeliums nicht mehr länger in seinen historischen, aus dem Leben und Sterben Unseres Herrn berichteten Tatsachen, sondern in der Kraft solcher Erzählungen, insofern sie uns an die wesentlichen Probleme unserer eigenen Zeit erinnern. Beispielsweise soll es nicht mehr wichtig sein, ob unser Herr bei seiner österlichen Auferstehung in seinem eigenen Körper und vereint mit seiner menschlichen Seele aus dem Grab emporstieg. Sondern vielmehr sei die moderne Bedeutung dieser Erzählung wichtig: Die Liebe ist stärker als der Tod, Jesus Christus lebt durch die Kraft der Liebe weiter und versichert, daß auch wir durch die Liebe überleben werden. Vergessen wir also die Wirklichkeit und die Tatsachen, denn „Allein die Liebe genügt“ . . .

Weiterhin muß nach diesem Denken auch das Dogma von der Vergangenheit gereinigt und durch die Gegenwart bereichert werden. Hierzu lehrt der moderne Philosoph Heidegger, daß die menschliche Person „selbst-übertreffend“ ist. Demnach war Christus so vollkommen selbst-übertreffend und strebte so völlig nach dem Unendlichen über sich selber, daß er sich selber bis hin zur Vergöttlichung erfüllte. Damit lautet also das Dogma von der Menschwerdung nicht mehr länger, daß Gott Mensch geworden, sondern daß der Mensch Gott geworden ist! Auch darf die Erlösung Christi nicht mehr länger bedeuten, daß Jesus Christus durch sein schreckliches Leiden am Kreuz seinem himmlischen Vater die Schuld für all die Sünden der Menschen bezahlt hat. Sondern diese Erlösung bedeutet nun, daß Jesus Christus an unserer Statt durch sein Kreuz Gott so sehr liebte, wie Gott geliebt werden sollte und daß er uns dazu ermuntert, es ihm gleich zu tun. Auch die Sünde ist nicht mehr länger eine tödliche Beleidigung Gottes, sondern nur ein Egoismus, also ein Mangel an Liebe. Aus diesem Grund braucht auch die hl. Messe nicht mehr länger ein Sühneopfer zu sein und der Priester kann zu nichts anderem als zum Vorsteher der Gemeinschaftsfeier werden. Es ist also kein Wunder, daß Benedikt an die „Novus Ordo“-Messe glaubt.

Natürlich trifft dieses Denken auch die Kirche. Als Folge der These, daß die Existenz der Person der höchste Wert ist – siehe EC 209 – und alle Personen gleichermaßen existieren, muß auch eine Kirche mit hierarchischen Ungleichheiten verschwinden. Die katholische Kirche als die eine und einzige Arche des Heils ist also nicht zumutbar, denn schließlich sind die Anhänger jedweder anderen Religion ja auch existierende Personen! Daher muß die Ökumene jede katholische Mission ersetzen. Das Erheben der menschlichen Person zum höchsten Wert löst aber auch die Gesellschaft auf, weil das Allgemeinwohl den persönlichen Rechten untergeordnet wird. Weiterhin untergräbt dieses Erhöhen die Ehe und den Gemeinschaftsverband, weil es die „Gegenseitigkeitsgesellschaft“ von männlicher und weiblicher Person über die Kinder stellt. Schließlich wird der Christuskönig entthront, weil jedem Menschen eine so hohe Würde zuerkannt wird, daß der Staat das Recht jeder Person auf freie Religionsausübung garantieren muß.

Zu guter Letzt wird aus dem Tod als Strafe sogar noch ein Heilmittel für unser Leiden, und aus dem persönlichen Gericht beim Tode eine Belohnung gemacht. Die Hölle ist dann nur noch ein unwiderruflich egoistischer Zustand der Seele, während der Himmel „ein immer neues Eintauchen in die Unendlichkeit des Seins“ ist (welches Sein eigentlich?). Und so weiter und so fort. Es geht tatsächlich um eine neue Religion, schreibt Bischof Tissier, welche durchaus gemütlicher als die katholische Religion ist – jedenfalls hier unten auf Erden!

Kyrie eleison.