Unfehlbarkeit

Wahrheit zuerst

Wahrheit zuerst on März 1, 2014

Es gibt wohl viele Einwände gegen die Argumente der letzten „Kommentar“-Ausgaben, wonach die göttliche Wahrheit vor den menschlichen Glaubenslehrern kommt, so daß selbst die Fehlbarkeit der Päpste uns nicht allzusehr zu beunruhigen braucht, weil doch der wahre Glaube jeweils hinter ihnen, über ihnen und jenseits von ihnen steht. Der klassische Einwand lautet aber wie folgt: Auch wenn die Wahrheit selber über diesen Päpsten stehe, so gelange sie zu uns menschlichen Wesen doch nur durch diese Päpste, wie die Hl. Schrift sagt: „So kommt also der Glaube aus der Botschaft“ (Römerbrief 10,17). Deshalb habe unser Herr dem Petrus (also den Päpsten) die Aufgabe anvertraut, seine Brüder im Glauben zu stärken (vergleiche Lukas 22,31–32). Somit stünden dann für uns Katholiken die Glaubenslehrer über der Wahrheit, weil wir letztgenannte ohne die Lehrer gar nicht empfangen könnten. Weil außerdem der Hl. Geist den Glaubenslehrern beistehe (Johannes 16,13), wie sollte ich, armer Mensch, dann entscheiden können, ob oder wann er ihnen nicht beisteht?

Wiederum liegt die Antwort in der Hl. Schrift. Der Hl. Paulus schreibt einer Gemeinde, welche er im Glauben unterrichtet hat: „Doch wenn selbst wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündeten, als wir euch verkündet haben, so sei er verflucht!“ Dieser Punkt ist dem Hl. Paulus so wichtig, daß er ihn sogleich wiederholt: „Wie wir schon sagten, so sage ich nun noch einmal: Wenn jemand euch ein anderes Evangelium verkündet, als ihr empfangen habt, so sei er verflucht!“ (Galaterbrief 1,8–9)

Nun hätte ein Galater einwenden können: Warum sollten wir deinem Evangelium vom ersten Besuch in Galatien glauben, aber nicht einem eventuell anderen Evangelium von einem zweiten Besuch? Der Hl. Paulus liefert sofort eine erste Begründung: „Das Evangelium, das von mir verkündet wurde, ist nicht nach menschlicher Art. Denn ich empfing es weder von einem Menschen, noch erlernte ich es durch Unterweisung, sondern durch die Offenbarung Jesu Christi“ (Galaterbrief 1,11–12). Dann bekräftigt der Hl. Paulus diese Tatsache, indem er berichtet, wie wenig Kontakt er vor seinem Predigtbeginn mit jenen gehabt hat, welche ihn hätten unterrichten können – den anderen Aposteln (1,15–19). Die Galater konnten diese Tatsache offensichtlich nachprüfen, und außerdem schwört der Hl. Paulus, daß er nicht lügt (1,20). Eine zweite Begründung liefert der Völkerapostel etwas später, als er auf die Wunder und Erfahrungen vom Hl. Geist hinweist (3,2–5), dessen die Galater selber Zeugen geworden waren als direkte Folge der Predigten des Hl. Paulus bei seinem ersten Besuch.

Somit beweist der Hl. Paulus, daß Gott ihm dieses Evangelium seines ersten Besuches lehrte und es den Galatern gegenüber bestätigte, auf solche Weise, daß die Galater jeglichen Widerspruch zwischen dem Evangelium und irgendeinem anderen Evangelium nicht nur selber erkennen konnten, sondern sogar mussten, so sie ihre Seele retten wollen. Selbst wenn ein Engel oder Paulus selber – oder ein Papst! – als Lehrer eines anderen Evangeliums aufträte (1,8), so hätten die Galater dennoch die oberste Pflicht, dem ersten Evangelium des Hl. Paulus treu zu bleiben. Die Wahrheit, welche vor ihnen hingezeichnet worden war (3,1), wurde von den Galatern erkannt und angenommen (3,3) – so wie auch wir erkennen können, daß 2 und 2 gleich 4 ist –, und diese Wahrheit hat Vorrang vor jedem anderen Lehrer, welcher ihr widerspricht, ungeachtet seiner Autorität (1,9).

Also konnte Erzbischof Lefebvre durchaus sagen, daß die Kirche zwischen dem Hl. Paulus und dem Zweiten Vatikanischen Konzil 19 Jahrhunderte lang exakt dasselbe Evangelium verkündet hat, welches von Gott stammt und immer wieder von ihm bestätigt wurde. Dieses Evangelium ist die Offenbarung, da von Gott geoffenbart; und die Tradition, da von Kirchenmann zu Kirchenmann weitergereicht; und das Ordentliche und Außerordentliche Lehramt, da durch die Autorität der Kirche gelehrt. Weil nun der Widerspruch zwischen diesem Evangelium und dem Zweiten Vatikanischen Konzil offensichtlich ist, müssen wir für unser Seelenheil die Tradition annehmen und glauben – ungeachtet dessen, was die scheinbaren Autoritäten der Kirche an Gegenteiligem sagen. So gnade uns Gott. Wie um alles in der Welt kann dann die eigene Bruderschaft St. Pius X. des Erzbischof Lefebvre heute offiziell sich den Behörden des Zweiten Vatikanischen Konzil unterordnen wollen?

Kyrie eleison.

Kirchliche Unfehlbarkeit – II

Kirchliche Unfehlbarkeit – II on Februar 15, 2014

Die kirchliche Unfehlbarkeit verdient eine ausführliche Erklärung, besonders um Illusionen zu korrigieren, welche (unbeabsichtigt) aus der Festlegung oder Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit im Jahre 1870 herrühren. Beispielsweise denken heutzutage die Sedisvakantisten und die Liberalen, daß ihre Positionen komplett entgegengesetzt seien. Doch haben sie schon einmal innegehalten und bemerkt, wie ähnlich sie in diesem Punkt denken? Obersatz: die Päpste sind unfehlbar. Untersatz: die Konzilspäpste sind liberal. Schlußfolgerung der Liberalen: wir müssen liberal werden. Schlußfolgerung der Sedisvakantisten: die Konzilspäpste können keine Päpste sein. Der Denkfehler liegt hier weder in der Logik, noch im Untersatz, sondern kann nur im Mißverständnis auf beiden Seiten von der Unfehlbarkeit im Obersatz liegen. Noch einmal sei daran erinnert, wie der moderne Mensch die Autorität über die Wahrheit stellt.

Der Ewige Gott ist die Wahrheit an sich und absolut unfehlbar. In der geschaffenen Zeit stattete er seine Kirche durch seinen fleischgewordenen Sohn mit der Glaubenslehre zur Rettung der menschlichen Seelen aus. Weil diese Glaubenslehre von Gott kommt, kann sie nur unfehlbar sein. Um sie allerdings von den Fehlern der menschlichen Kirchenmänner, welchen er diese Glaubenslehre anvertraute, freizuhalten, versprach der Gottessohn diesen Kirchenmännern, daß der „Geist der Wahrheit“ ihnen „immerfort“ beistehen werde (siehe Johannes 14,16). Hätte ohne eine solche Garantie der Dreifaltige Gott von den Menschen verlangen können, unter Androhung von ewiger Verdammnis, an seinen Sohn, seine Lehre und seine Kirche zu glauben (Matthäus 16,16)?

Doch Gott nimmt auch den Kirchenmännern nicht jenen freien Willen weg, welchen er ihnen gab und welcher zum Irrtum fähig ist. Gott läßt zu, daß diese Kirchenmänner ihre Freiheit so weit anwenden, wie sie möchten – nur nicht so weit, daß sie seine Wahrheit für die Menschen völlig unzugänglich machen. Somit geht diese Freiheit zum Irren wirklich sehr weit, und sie umfaßt eine gewisse Anzahl von höchst fehlerbehafteten Päpsten. Doch Gottes Arm reicht noch viel weiter, trotz der Verkommenheit der Menschen (Isaias 59,1–2). Beispielsweise ging beim Zweiten Vatikanischen Konzil der Irrtum der Kirchenmänner sehr weit, ohne daß Gott allerdings zugelassen hat, daß seine Kirche ganz vergangen wäre bei ihrem Sichtbarmachen der irrtumslosen Wahrheit, welche auf Gottes eigener Unfehlbarkeit ruht. Selbst die Konzilspäpste haben neben ihren konziliaren Irrtümern noch eine ganze Reihe katholischer Wahrheiten von sich gegeben.

Doch wie kann ich als einfache Seele nun den Unterschied zwischen den Wahrheiten und den Irrtümern der Kirchenmänner treffen? Erstens wird Gott, wie die Hl. Schrift an vielen Stellen sagt, mich zu ihm führen, wenn ich nur aufrichtigen Herzens nach ihm strebe. Zweitens kann Gottes Lehre, weil sie so unveränderlich wie Gott selber ist, nur jene Lehre sein, welche (fast) alle Kirchenmänner an (fast) allen Orten und zu (fast) allen Zeiten lehrten und überlieferten – auch als Tradition bekannt. Von Beginn der Kirche an war dieses Überliefern die sicherste Bewährungsprobe dafür, was unser Herr selber gelehrt hatte. Im Laufe der Jahrhunderte ist diese irrtumslose Tradition das Werk von Millionen von Kirchenmännern geworden. Dafür hat Gott seine Kirche als Ganzes – und nicht nur die Päpste – mit dem Beistand des unfehlbaren Heiligen Geistes ausgestattet.

Das ist sozusagen der Kuchen der kirchlichen Unfehlbarkeit, wovon die Päpste mit ihren feierlichen Definitionen lediglich das Sahnehäubchen darstellen. Gewiß sind ihre Definitionen wertvoll und notwendig, aber eben nicht der Berg der kirchlichen Unfehlbarkeit, sondern nur seine Spitze. Beachten wir z.B., daß erstens die Definitionen des päpstlichen Außerordentlichen Lehramtes nicht erst seit 1870 existierten, sondern seit dem Beginn der Kirche. Und daß zweitens diese Definitionen nicht aus dem Grund existieren, um die Tradition wahr zu machen, sondern lediglich um Gewißheit zu schaffen, was zur Tradition gehört und was nicht – wenn irrende Menschen dieses Dazugehören zweifelhaft machen. Mit seinem Gespür für die Wahrheit hielt Erzbischof Lefebvre zurecht sich lieber an die irrtumslose Tradition als an schwer irrende Päpste. Doch nun beginnen seine Nachfolger – welche ihn nie verstanden haben, weil sie, wie alle modernen Liberalen, die Wahrheit nicht genug spüren – , irrende Päpste der irrtumslosen Tradition vorzuziehen. Und wenn die Sedisvakantisten die Wahrheit unterschätzen und die Päpste überschätzen, und somit irrende Päpste ganz verwerfen, so können sie versucht sein, die Kirche ganz zu verlassen. Herr, erbarme Dich!

Kyrie eleison.

Kirchliche Unfehlbarkeit – I

Kirchliche Unfehlbarkeit – I on Februar 8, 2014

Wahrscheinlich liegt für Sedisvakantisten das Hauptproblem in der kirchlichem Unfehlbarkeit (Motto: die Konzilspäpste sind auf schreckliche Weise fehlbar, wie könnten sie da noch Päpste sein?). Allerdings sollten wir die Unfehlbarkeit generell verstehen, und nicht nur, um den Sedisvakantismus zu entschärfen. Denn das Problem der Moderne, die Autorität über die Wahrheit zu stellen, ist riesengroß.

„Unfehlbarkeit“ heißt die Unfähigkeit zu irren oder einen Fehler zu begehen. Im Jahre 1870 definierte das Vatikanische Konzil, daß der Papst nicht irren kann, wenn alle folgenden vier Bedingungen erfüllt sind: Er muß 1) als Papst sprechen, 2) über Fragen des Glaubens oder der Moral, 3) auf endgültige Weise und 4) in der klaren Absicht, für die gesamte Kirche bindend zu sein. Eine solche Lehre gehört dann zum sogenannten „außerordentlichen“ Lehramt. Außerordentlich, weil der Papst einerseits nur selten alle vier Bedingungen gleichzeitig anwendet, und andererseits viele andere Wahrheiten lehrt, welche nicht irrig oder falsch sein können, weil sie schon immer von der Kirche gelehrt worden sind und daher zum „Ordentlichen kirchlichen Lehramt,“ wie das Vatikanum sagte, gehören und ebenfalls unfehlbar sind. Die eigentliche Frage ist nun die des Verhältnisses zwischen dem Außerordentlichen Lehramt des Papstes und dem Ordentlichen Lehramt der Kirche.

Die hl. Mutter Kirche lehrt, daß das Glaubensgut der Kirche, auch Offenbarung genannt, mit dem Tod des letzten Apostels abgeschlossen war, also ungefähr im Jahre 105 des Herrn. Seither ist dem offenbarten Glaubensgut, dem kirchlichen Lehrbestand, weder etwas hinzugefügt worden, noch hätte etwas hinzugefügt werden können. Somit kann auch eine „außerordentliche“ Definition kein einziges Jota an Wahrheit zu diesem Glaubensgut hinzufügen, sondern um der Gläubigen willen lediglich Gewißheit über eine einzelne und bereits zum Glaubensgut gehörende Wahrheit dazugeben, weil dieses Dazugehören noch nicht klar genug gewesen war. In einer vierfacher Abfolge steht an erster Stelle eine bestimmte objektive Wirklichkeit, welche vom menschlichen Verstand unabhängig ist, wie z.B. die geschichtliche Tatsache, daß die hl. Muttergottes ohne Erbsünde empfangen worden war. An zweiter Stelle rückt dann die Wahrheit in den Verstand aller, welche mit dieser Wirklichkeit übereinstimmen. Erst an dritter Stelle kommt die unfehlbare Definition, wenn also ein Papst die eingangs skizzierten vier Bedingungen erfüllt. Und viertens entspricht dieser kirchlichen Definition dann die Gewißheit für die Gläubigen bezüglich dieser Wahrheit. Dies bedeutet: wo die Wirklichkeit die Wahrheit erzeugt, schafft eine kirchliche Definition lediglich Gewißheit bezüglich dieser Wahrheit.

Allerdings gehören die Wirklichkeit und ihre Wahrheit bereits zum Ordentlichen Lehramt, denn zweifellos kann kein Papst eine Wahrheit außerhalb des Glaubensgutes unfehlbar definieren. Das Verhältnis vom Ordentlichem Lehramt zum Außerordentlichen Lehramt entspricht also dem Verhältnis des Hundes zum Schwanz, nicht des Schwanzes zum Hunde. Das Problem ist nun, daß die Definition aus dem Jahre 1870 dem Außerordentlichen Lehramt eine solche Geltung verschaffte, daß im Vergleich dazu das Ordentliche Lehramt zu verblassen begann – bis hin zu dem Punkt, daß Katholiken, und selbst Theologen, dem Ordentlichen Lehramt eine Unfehlbarkeit gleich dem Außerordentlichen Lehramt andichten wollten. Doch ist dies unklug, denn das Außerordentliche Lehramt setzt das Ordentliche Lehramt voraus und existiert sogar nur, um einer Wahrheit (2), welche bereits vom Ordentlichen Lehramt gelehrt worden ist, Gewißheit (4) zu verleihen.

Veranschaulichen wir diesen Sachverhalt durch einen Berg mit einer Schneekappe obendrauf. Der Berg hängt in keiner Weise von diesem Schnee ab, sondern wird durch ihn nur noch deutlicher sichtbar. Im Gegensatz dazu hängt der Schnee auf dem Berg allerdings ganz vom Berg ab, damit er (der Schnee) überhaupt an seinem Platz liegen kann. Auf ähnliche Weise macht das Außerordentliche Lehramt das Ordentliche Lehramt nur noch deutlicher oder gewisser sichtbar. Und wenn der Winter hereinbricht, sinkt die Schneefallgrenze. Weil die Nächstenliebe in der heutigen Zeit erkaltet, so mögen zwar mehr Definitionen des Außerordentlichen Lehramtes notwendig sein, doch stellt das keine Perfektion des Ordentlichen Lehramtes dar. Im Gegenteil unterstreicht diese Vermehrung an Definitionen nur die Schwachheit der Gläubigen beim Begreifen ihres Glaubens. Je gesünder der Mensch ist, desto weniger Medizin braucht er. Nächste Woche wenden wir diese Ausführungen auf den Sedisvakantismus und auf die Krise der Priesterbruderschaft St. Pius X. an.

Kyrie eleison.

Würdelose Menschenwürde

Würdelose Menschenwürde on März 16, 2013

Eine Leserin brach eine Lanze für die Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kultfreiheit, auch Religionsfreiheit genannt. Selbst wenn die „Eleison Kommentare“ dieses Thema schon öfter behandelten, ist es lohnenswert, ihre Argumente durchzugehen, denn die heutigen Katholiken sollten dringend die Falschheit dieser Lehre begreifen. Das Konzil lehrte in seiner Erklärung über die Religionsfreiheit ( Dignitatis Humanae ) im Abschnitt 2, daß alle Menschen, wenn sie privat oder öffentlich ihrem Glauben entsprechend handeln, frei sein müssen von irgendeinem Zwang durch andere Menschen oder Menschengruppen. Darüberhinaus müsse jeder Menschenstaat dieses Naturrecht in seiner Verfassung oder seinem Bürgerrecht verankern.

Im Gegensatz dazu lehrte die katholische Kirche beständig bis zum Zweiten Vatikanum, daß jeder Staat – als Verkörperung von Gottes bürgerlicher Autorität über Gottes menschliche Geschöpfe – als Staat verpflichtet ist, diese Autorität zum Schutze und zur Förderung von Gottes einer und wahrer Kirche auszuüben, welche die katholische Kirche des menschgewordenen Gottes, unseres Herrn Jesus Christus, ist. Nicht-katholische Staaten werden daher offensichtlich mehr für ihren Mangel an Glauben verurteilt werden, denn dafür, daß sie diesem Glauben keinen bürgerlichen Schutz einräumten. Zudem dürfen katholische Staaten von ihrem Recht, das öffentliche Ausüben von falschen Religionen zu verbieten, absehen, wenn ein solches Verbot für die Seelenrettung eher abträglich denn nützlich sein sollte. Doch das Prinzip bleibt bestehen, wonach Gottes Staaten Gottes wahre Religion begünstigen und schützen müssen.

Die konziliare Lehre bedeutet in Wirklichkeit, entweder daß die Staaten nicht von Gott sind, oder daß es keine eine und wahre Religion Gottes gibt. In jedem Fall befreit diese Konzilslehre den Staat vorbehaltlos von Gott und stellt somit die Freiheit des Menschen über die Rechte Gottes, oder einfacher gesagt den Menschen über Gott. Aus diesem Grunde nannte Erzbischof Lefebvre die Konzilslehre gotteslästerlich. Und daran ändert auch der Hinweis nichts, daß es andere Abschnitte in Dignitatis Humanae gibt, welche der katholischen Lehre entsprechen. Bereits der eine vom Eisberg verursachte Riß brachte die Titanic zum Sinken. Auf ähnliche Weise genügt schon Abschnitt 2 von Dignitatis Humanae, um die katholische Lehre zu versenken. Betrachten wir kurz die Argumente der Leserin, welche die Konzilslehre verteidigt:

1) „Dignitatis Humanae (kurz DH) ist Teil des ordentlichen Lehramtes (Magisterium), welches ernstgenommen werden muß.“

Zwar stammt DH von den Kirchen-Magistern, d.h. -Lehrern, aber nicht vom unfehlbaren Lehramt, weil DH der überlieferten Lehre der Kirche widerspricht, wie oben gezeigt.

2) „DH verdeutlicht lediglich die Menschenrechte, welche durch das Naturrecht gewährt werden.“

Das Naturrecht ordnet die Rechte des Menschen unter die Rechte Gottes ein, nicht über sie.

3) „DH verneint keinesfalls das katholische Muster für die Beziehung zwischen Kirche und Staat.“

Durchaus verneint DH dieses Muster. Abschnitt 2 befreit den Staat von seiner innewohnende Verpflichtung gegenüber der einen und wahren Kirche.

4) „DH wurde im Zusammenhang der modernen Welt geschrieben, wo jeder an die Menschenrechte glaubt.“

Seit wann muß die Kirche der Welt angepaßt werden, anstatt die Welt an die Kirche?

5) „DH lehrt jedoch nicht, daß der Mensch ein Recht auf Irrtum habe.“

Indem DH vom Staate Gottes verlangt, ein Bürgerrecht auf die öffentliche Ausübung von falschen Religionen zu gewähren, verlangt DH tatsächlich von Gott ein Recht auf Irrtum.

6) „DH ist ein Gesuch an die modernen Regierungen, wenigstens einen halben Laib zu gewähren, anstatt gar kein Brot.“

Die wahre katholische Glaubenslehre ist so logisch und folgerichtig aufgebaut, daß bereits die Aufgabe eines Teiles von ihr gleichbedeutend ist mit der Aufgabe der gesamten Lehre. Und welches Schaf kann sich retten, indem es sich selber dem Wolf anbietet?

7) „Katholiken dürfen sich nicht aus der modernen Welt zurückziehen in ein lehrmäßiges Ghetto.“

Um die Rechte Gottes aufrechtzuerhalten und seine Ehre zu schützen, müssen Katholiken stets das tun, was sie zu tun haben, und dorthin gehen, wo sie hingehen müssen. Wenn dies zum Martyrium führt, so geschehe es.

Kyrie eleison.

Neukirche, Neuselige

Neukirche, Neuselige on April 9, 2011

In wenigen Wochen, am 1. Mai, wird Papst Benedikt XVI. in einer großen Feier auf dem Petersplatz in Rom Johannes-Paul II. „seligsprechen.“ Die an der Tradition festhaltenden Katholiken wissen jedoch, daß Johannes Paul II. ein wirkungsvoller Zerstörer der katholischen Kirche war, während er die Konzilskirche stark förderte. Wie kann er dann „selig“ genannt werden – in diesem letzten Schritt vor einer Heiligsprechung, die in der Katholischen Kirche unfehlbar ist? Die kurze Antwort lautet: Johannes Paul II. wird nicht durch ein katholisches Seligsprechungsverfahren zu einem katholischen Seligen der katholischen Kirche seliggesprochen, sondern durch eine Neuseligsprechung zu einem Neuseligen in der Neukirche. Und die Neukirchenmänner beanspruchen für ihr Tun zuvörderst Neuerungen und als letztes die Unfehlbarkeit.

Charakterisieren wir das Wesen der Neukirche durch einen Vergleich aus dem modernen Leben. Reines Benzin riecht, schmeckt und wirkt wie Benzin, und es treibt das Auto an. Reines Wasser hingegen riecht, schmeckt und wirkt wie Wasser, und es kann kein Auto antreiben. Wenn man nun Benzin mit einer erstaunlich kleinen Menge Wasser vermischt, so mag es zwar immer noch wie Benzin riechen und schmecken, doch wirkt es nicht mehr wie Benzin und treibt daher kein Auto an. Denn das Wasser hat dem Benzin die Brennbarkeit genommen.

Reines Benzin ist vergleichbar mit reinem Katholizismus – beides mit hoher Brennbarkeit! Das reine Wasser aus unserem Vergleich sei der reine säkulare Humanismus bzw. die Religion des Globalismus, ohne eine Spur von Katholizismus. Durch das Zweite Vatikanische Konzil und seine 16 Dokumente wurden nun der Katholizismus und der säkulare Humanismus miteinander vermischt. Daher mag der Konziliarismus, auch Neukatholizismus genannt, zwar noch wie Katholizismus riechen und schmecken – genügend, um „guten Katholiken“ glauben zu machen, daß konziliare Seligsprechungen wie die Seligsprechungen der vorkonziliaren Kirche auf dem Wege zur Unfehlbarkeit seien. Doch in Wahrheit hat eine kleine Beimischung des säkularen Humanismus genügt, um den Katholizismus seiner Wirkung zu berauben – genau wie bereits ein wenig beigemischtes Wasser genügt, daß das Benzin nicht mehr brennt.

Demgemäß können den unvorsichtigen katholischen Nasen Neuseligsprechungen zwar wie katholische Seligsprechungen vorkommen, doch bei näherer Betrachtung wird deutlich, daß Neuseligsprechungen etwas völlig anderes sind. Ein berühmtes Beispiel: Eine katholische Seligsprechung benötigte zwei verschiedene Wunder, während der Neuseligsprechung eines genügt. Auch in anderer Hinsicht sind die Gesetze einer Neuseligsprechung deutlich abgeschwächt. Katholiken sollten daher nicht erwarten, daß eine Neuseligsprechung etwas anderes als einen Neuseligen hervorbringt. In der Tat war Johannes Paul II. ein „Seliger“ des Konzils.

Die in der Konzilskirche noch vorhandenen Elemente des Katholizismus können die Katholiken täuschen. Denn so wie das Zweite Vatikanische Konzil auf eine Weise konstruiert wurde, um den Katholizismus (reines Benzin) durch den Konziliarismus (Benzin-Wasser-Gemisch) zu ersetzen, so ist der Konziliarismus auf eine Weise konstruiert, um in die Globale Religion (reines Wasser) zu münden. Der Verlauf geht von Gott zum Neugott und dann zum Nichtgott. Momentan untermauert Neurom den Neugott des Zweiten Vatikanischen Konzils noch mit passenden Neuseligen, aber es wird nicht lange dauern, bevor schiere Verbrecher die „Seligen“ des Nichtgottes sein werden.

Allerdings wird der wahre Gott weder zulassen, daß auch nur ein Schäfchen betrogen wird, welches nicht betrogen werden will, noch wird Er eine Seele aufgeben, welche nicht vorher Ihn aufgab, sagt der Heilige Augustinus. Ein herrliches Zitat!

Kyrie eleison.