Schlagwort: Juden

Rachegott?

Rachegott? posted in Eleison Kommentare on August 2, 2014

In den Köpfen vieler Menschen werden die neuesten schrecklichen Angriffe auf die praktisch wehrlosen Palästinenser in Gaza zu einem Hindernis für die echte Anbetung des wahren Gottes. Denn bekannterweise behaupten viele heutige Israelis, daß sie aus dem Alten Testament bedingt ein gottgegebenes Recht auf das gesamte von den Palästinensern bewohnte Gebiet besäßen, und zur Not auch mit Gewalt. Ein vernünftiger Mensch wird daraufhin zwei Fragen stellen: Was für ein Gott ist das, der auch nur im entferntesten als „Rechtfertigung“ für so eine barbarische Grausamkeit herangezogen werden kann, unterstrichen durch eine komplette Mißachtung der weltweiten Verurteilung dieser Unmenschlichkeit? Und was ist das für ein „Auserwähltes Volk“? Die Antwort auf beide Fragen dreht sich um unseren Herrn Jesus Christus, wie natürlich die gesamte Menschheitsgeschichte sich um ihn dreht.

Das Alte Testament erzählt die Geschichte der Menschheit vor Christus, vor allem der Israeliten – jenes Volkes, das Gott aus den anderen menschlichen Rassen auserwählte, um als Wiege zu dienen für das Herabsteigen vom Himmel des fleischgewordenen Gottes, Jesus Christus. Rund tausend Jahre nach Adam ward die Menschheit so verdorben, daß Gott sie reinwaschen mußte und mit den acht in der Arche Noah überlebenden Seelen von vorne beginnen. Weitere tausend Jahre später ist die Menschheit erneut so verkommen, daß Gott aus der degenerierten Stadt Ur den Abraham herauszieht als Gründer einer Rasse, welche die sie umgebende menschliche Verunreinigung meiden muß , damit sie rein genug ist, als jene Wiege zu dienen. Darin liegt der Ursprung der rassischen Ausschließlichkeit, welche wir seither bei den Juden beobachten. Sie begann mit Gott, fiel aber in die Hände der Menschen.

Um Christi willen also waren die Juden fürwahr einst das auserwählte Volk. Darum schrieb der Hl. Thomas von Aquin in seiner Summa Theologiae einen langen Artikel, in welchem er zeigt, wie jede Einzelheit in der Ausstattung des exklusiven Tempels der Israeliten in Jerusalem auf Christus hindeutet (Ia IIae, 102, 4). Damit jedoch das Heilige Land frei würde, um von den Israeliten übernommen werden zu können, befahl ihnen der Allmächtige Gott zweifelsfrei mehr als einmal, die das Land bewohnenden Heiden völlig auszurotten, und für die Nichtbeachtung dieses Befehls bestrafte er den König Saul gehörig (1. Samuel 15). Was konnte so einen Befehl rechtfertigen?

Es sind diesselben Gründe, warum Gott zu Noahs Zeiten die gesamte Menschheit (bis auf acht Seelen) ausrottete. An ihrer ersten Stelle kommen also die Sünden der Menschen. Gott erschafft die Menschen für den Himmel, und sie wählen die Sünde, welche die Hölle verdient, denn fürwahr beleidigt die Sünde an erster Stelle Gott. Nun aber gehen das Gespür für Gott und das Gespür für die Sünde zusammen verloren, wie wir heute überall um uns herum bestätigt sehen. Daher kann eine gottlose Generation wie die unsere unmöglich die Gerechtigkeit Gottes begreifen. An zweiter Stelle kommt Gottes Barmherzigkeit, welche mit seiner Gerechtigkeit Hand in Hand geht, und heute gleichermaßen mißverstanden wird. Ist also angesichts der Wirklichkeit der Hölle es nicht eine große Barmherzigkeit vonseiten Gottes, wenn er die Menschen in jenem Augenblick wegrafft, wo sie vor dem Sterben noch bereuen können, oder wenigstens vom Sündigen abgehalten werden, so daß sie nicht noch tiefer in die Hölle zu sinken verdienen?

So verhält es sich mit den heidnischen Feinden der Israeliten in der Zeit zwischen Abraham und Jesus Christus. Das Alte Testament zu lesen bedeutet zu sehen, wie oft die Israeliten von den sie umgebenden Heiden versucht wurden, vom wahren Gott sich abzukehren und die Teufel anzubeten. Wie der Pfarrer von Ars einmal sagte: „Haben die Menschen erst einmal den Priester entfernt, so beten sie innerhalb von 25 Jahren die Tiere an.“ Den Israeliten ist als ewiger Verdienst zuzuschreiben, daß sie die Wiege für den Messias erfolgreich hergestellt haben, beispielsweise mit dem Hl. Joachim und der Hl. Anna, und insbesondere mit ihrem Kind, der allerseligsten Jungfrau Maria, sowie mit den zwölf Aposteln und allen anderen guten Israeliten, welche dazu beigetragen haben, die Katholische Kirche ihres Messias zu errichten. Nächste Woche untersuchen wir, wie es um die heutigen Israelis steht.

Kyrie eleison.

Verschwörungstheorien

Verschwörungstheorien posted in Eleison Kommentare on November 5, 2011

Wenn nach der „Eleison Kommentar“-Ausgabe Nummer 222 über den Gottesmord einige Leser darauf hoffen, daß die „Eleison Kommentare“ die Rolle der Juden im Weltgeschehen oft behandeln werden, so könnten diese Leser eine Enttäuschung riskieren. Die 225 bisher erschienenen Ausgaben erwähnten die Juden namentlich höchstens ein halbes Dutzend Mal. Denn welches Problem die Juden auch sein mögen, sie sind gewiß nicht das Hauptproblem. Das größte Problem ist vielmehr die Gottlosigkeit des modernen Menschen, und ich hoffe, daß die meisten Leser dieses als zentrales Anliegen der „Eleison Kommentare“ betrachten.

Verschwörungstheorien, wie z.B. daß die Juden zur Erlangung der Weltherrschaft sich verschwören, sind gängig. Es gibt allerdings zwei Arten von Übertreibung, und es ist schwierig, aber weise, zwischen diesen beiden Arten den richtigen Ausgleich zu suchen. Auf der einen Seite gibt es eine überwältigende Mehrheit von Menschen, welche den Medien mit ihrer gewollten Blindheit folgen, wonach alle Verschwörungstheorien unsinnig seien und nur „Verschwörungs-Fanatiker“ ihnen anhängen. Auf der anderen Seite steht eine kleine, aber sehr überzeugte Minderheit, welche sagt, daß hinter allen Weltereignissen diese oder jene Verschwörung – und vor allem eine jüdische Verschwörung – stecke. Vor 1800 Jahren legte ein berühmter Kirchenautor die Wesenswahrheit am besten dar:

Tertullian (160 bis 220) sagte, daß der katholische Glaube und die jüdische Macht wie zwei Schalen einer Waage zueinander stehen: Wenn der katholische Glaube ansteigt, so sinkt die jüdische Macht, und wenn der katholische Glaube zurückgeht, dann wächst die Macht der Juden. Doch stets übertrumpft der Glaube die Macht. Deshalb sind nicht die Juden das Hauptproblem, sondern die Zu- oder Abnahme des Glaubens der Menschen. Aus diesem Grund gibt es Verschwörungen. Sie spielen eine wichtige Rolle und wir sollten sie nicht einfach verwerfen. Doch das zentrale Problem ist die Abwendung der Menschen vom wahren Gott und von seiner einzig wahren Kirche. Um also das Wesentliche auf den Punkt zu bringen: Die Nichtjuden sind selbst schuld, wenn die Macht der Juden heute so groß ist.

Wer also zu erkennen beginnt, was vor allem Disraeli und Woodrow Wilson andeuteten, aber kaum offen sagen konnten – daß nämlich hinter den Kulissen eine dunkle Macht das Weltgeschehen bestimmt –, der soll nicht sein Maß verlieren und die Illuminaten, Juden, Freimaurer oder wen auch immer verfluchen, sondern der soll die Weisheit der Worte des Hl. Pius X. erfassen: „Wenn jeder seine Pflicht erfüllt, wird alles gut werden.“ Diese Worte sind deshalb so stimmig, weil unsere oberste Pflicht gegenüber Gott besteht, wie das Erste Gebot sagt. Wenn wir also alle unsere Pflicht erfüllen und somit zu Gott zurückkehren würden, wäre es für ihn ein Kinderspiel, die Macht seiner diversen Feinde auszuschalten – zumal Gott allein ihnen diese Macht überhaupt erst zugesteht, indem er sie nicht durch sein Eingreifen hindert.

So hatten auch die Feinde der Kirche die portugiesische Regierung vollständig unter ihre Kontrolle gebracht, bevor Unsere Liebe Frau 1917 in Fatima erschienen war. Als dann praktisch das gesamte portugiesische Volk zu beten und Buße zu tun begann, wie Unsere Liebe Frau verlangte, so löste sie die Macht dieser Feinde der Kirche durch eine unblutige Revolution einfach auf. Portugal wurde zu einem katholischen Vorzeigestaat inmitten des gottlosen 20. Jahrhunderts, wo ansonsten überall der Kommunismus triumphierte.

Die klügsten Feinde Gottes wissen sehr wohl, daß sie ihm als Geißel dienen, welche auf den Rücken seines untreuen Volkes niederfährt. Wenn doch nur auch alle Freunde Gottes wüßten, daß sie durch seine Feinde gepeitscht werden, um allen Seelen zu helfen, ihm sich zuzuwenden und dadurch in den Himmel zu kommen, dann würden alle Verschwörungstheorien den richtigen Stellenwert erhalten: weder wichtiger noch unwichtiger zu sein als sie wirklich sind.

Kyrie eleison.

Ahnenstolz

Ahnenstolz posted in Eleison Kommentare on Oktober 15, 2011

Vor etlichen Monaten veröffentlichte Papst Benedikt XVI. seinen zweiten Buchband über das Leben Jesu. Darin macht er Bemerkungen, welche den Journalisten den Schluß erlaubten, daß die Juden nicht mehr länger für den Gottesmord verantwortlich gemacht werden dürfen, d.h. für die Tötung von Gott. Am 17. Mai 2011 ging der Leiter des Sekretariats für ökumenische und interreligiöse Angelegenheiten der US-Bischofskonferenz sogar noch einen Schritt weiter und sagte, daß man zu keinem Zeitpunkt der Geschichte das jüdische Volk des Gottesmordes beschuldigen dürfe, ohne aus der Gemeinschaft der katholischen Kirche ausgestoßen zu werden. Angesichts der Umstände und trotz dessen, was viele heutige Menschen glauben wollen, ist es höchste Zeit, die beständige Lehre der Kirche über den Justizmord an Jesus Christus in Erinnerung zu rufen, sei es auch noch so kurz.

Erstens war die Ermordung von Jesus Christus wirklich ein „Gottesmord,“ d.h. die Ermordung Gottes, denn Jesus Christus ist eine der drei Personen Gottes und hatte zusätzlich zu seiner göttlichen Natur auch eine menschliche Natur angenommen. Was wurde am Kreuz umgebracht? Nur die menschliche Natur Christi. Doch wer wurde in seiner menschlichen Natur am Kreuz umgebracht? Niemand anders als die zweite göttliche Person, also Gott.

Zweitens starb Jesus Christus am Kreuz, um uns sündhafte Menschen alle von unseren Sünden zu befreien, und in dieser Hinsicht waren und sind alle Menschen der Zweck seines Todes. Doch nur die Juden (Führer und Volk) waren die Haupttäter des Gottesmordes, denn das Evangelium sagt, daß der am meisten beteiligte Nichtjude, Pontius Pilatus, Jesus Christus niemals zum Tode verurteilt hätte, wenn nicht die jüdischen Führer das jüdische Volk dahingehend mobilisiert hätten, lautstark seine Kreuzigung zu verlangen (Matthäus 27,20). Sicherlich waren die gelehrten jüdischen Führer schuldiger als das ungelehrte jüdische Volk, wie der Hl. Thomas von Aquin sagt (Summa III, 47, 5), aber sie alle zusammen schrien, daß Christi Blut über sie und ihre Kinder kommen solle (Matthäus 27,25).

Drittens stellte wenigstens Papst Leo XIII. einen echten Schulterschluß fest zwischen den damals zur Ermordung Christi aufrufenden Juden einerseits, und der Gesamtheit der Juden der modernen Zeiten andererseits. Schließlich ließ der Papst in seinem Sühnegebet, wo das Menschengeschlecht an das Heiligste Herz Jesu Christi geweiht wird, die gesamte Kirche zu Gott beten, vom 19. Jahrhundert an aufwärts: „Blicke voll Erbarmen auf die Kinder jener Rasse, welche ehemals das auserwählte Volk Gottes war. Möge das Blut des Erlösers, das sie einst selber auf sich herabgerufen hatten, nun als Bad der Erlösung und des Lebens über sie fließen.“

Doch sieht bei weitem nicht nur Papst Leo XIII. eine Kontinuität zwischen den Juden über die Jahrhunderte hinweg. Erheben denn nicht sie selber heute Anspruch auf das Land Palästina mit der Begründung, es sei ihres kraft des Gottes aus dem Alten Testament? Oder hat es jemals eine Rassen- und Religions-Nation gegeben, welche im Laufe der Jahrhunderte auf stolzere Weise selbstidentifizierend geblieben ist? Ursprünglich bereitete Gott die Juden darauf vor, dem Erlöser die Wiege zu bereiten – aber ach!, als er dann wirklich kam, verweigerten sie in ihrer Gesamtheit ihm die Anerkennung. Ebenfalls halten sie in ihrer Gesamtheit – immer mit edlen Ausnahmen – bis heute an dieser Zurückweisung des Erlösers fest, und sie änderten ihre Religion von der des Abraham und Moses und des Alten Testamentes in die Religion des Annas, Kaiphas und des Talmud. Tragischerweise treibt gerade ihre messianische Vorbereitung durch Gott sie seither dazu an, mit der Zurückweisung jener Person fortzufahren, welche sie für einen falschen Messias halten. Bis sie am Ende der Zeit bekehrt werden, wie die Kirche immer gelehrt hat (Römer 11,26–27), scheinen sie an die Rolle gebunden zu sein, Feinde des wahren Messias zu sein.

Wie kann der Papst überhaupt solche uralte Wahrheiten verlorengehen lassen?

Kyrie eleison.

Von Heiden lesen?

Von Heiden lesen? posted in Eleison Kommentare on Juni 4, 2011

Die „Eleison Kommentare“ (EC 188) empfahlen vor einer Weile die Lektüre der heidnischen antiken Griechen, um den moralischen Rahmen des Weltalls besser zu begreifen. Manche Katholiken mögen verwundert gefragt haben, warum nicht lieber gleich katholische Autoren lesen? Im Grunde behandeln die griechischen Tragiker und die katholischen Kirchenlehrer doch dieselben großen Wirklichkeiten des Lebens, des Leidens und des Todes: Warum werden wir überhaupt in die Welt geboren, so wie es scheint, nur um zu leiden, zu sterben und im Tod von allem getrennt zu werden, was wir lieben gelernt haben? Die Frage ist grundsätzlich und kann quälend sein.

Die katholische Antwort ist so eindeutig wie vollständig: Ein unendlich guter Gott schenkt jedem von uns das Leben, einen freien Willen und genügend Zeit, um das von Gottes Vorsehung uns exakt zugedachte Leiden recht zu gebrauchen (Matthäus 10,29–31), damit wir dann die Ewigkeit lieber mit Gott im Himmel als ohne ihn in der Hölle verbringen. Die Antwort der antiken Griechen ist zwar unvollständig, jedoch nicht ganz verfehlt. Anstelle von Gott Vater setzten sie den Vatergott Zeus und an die Stelle der Vorsehung das Schicksal (Moira).

Während nun für die Katholiken die Vorsehung untrennbar mit Gott verbunden ist, lösen die Griechen Zeus vom Schicksal, so daß beide gelegentlich zusammenprallen. Dieser Irrtum ist dem zu menschlichen Konzept der griechischen Götter zuzuschreiben. Dennoch begreifen die Griechen Zeus als den mehr oder weniger gütigen Herrscher des Universums und das Schicksal als unveränderlich – so wie die Vorsehung innerhalb des wahren Gottes ebenfalls ist (vergleiche Summa Ia, 23, 8; 116,3). Damit liegen die antiken Griechen nicht ganz falsch. Überdies haben sie jedoch eine deutlich größere Achtung vor ihren mythischen Göttern und vor dem von diesen bewachten moralischen Rahmen, als eine Vielzahl moderner Autoren, die überhaupt keinen Gott achten und außerdem jede Spur einer moralischen Ordnung verneinen wollen.

Die antiken Griechen besitzen allerdings einen Vorteil selbst gegenüber katholischen Autoren: Wenn die Antiken über die großen Wahrheiten schreiben, so ziehen sie ihre Schlüsse direkt aus dem ungeschliffenen Leben und sozusagen nicht „nur“ aus dem Katechismus. Das gilt für alle nicht-katholischen Zeugen jener Wahrheiten, welche die Kirche lehrt. Beispielsweise geben heute die Talmud-Juden gerade durch ihre Zurückweisung Jesu Christi auf besondere Weise ein Zeugnis von ihm ab, indem sie in ihren Synagogen den hebräischen Text des Alten Testamentes eifersüchtig hüten, welches doch von vorne bis hinten von Unserem Heiland spricht. Auf ähnliche Weise geben die antiken Griechen ein spezielles Zeugnis von Gott und seiner Vorsehung ab, wenn sie unabhängig vom Katechismus die moralische Ordnung der Welt veranschaulichen. Dadurch beweisen sie, daß solche natürlichen Wahrheiten nicht nur den Gläubigen zugänglich sind, sondern daß sie im Grunde zur Lebensstruktur von jedermann gehören, wenn das Leben nur recht verstanden wird.

Ein weiterer Vorteil der alten Klassiker liegt darin, daß sie durch ihre Zeit vor Christus noch keine Spur jenes Glaubensabfalls enthalten, welcher sogar fromme Schriftsteller aus dem nachmittelalterlichen Christentum mehr oder weniger geschädigt hat. Die Altvorderen legen die natürlichen Wahrheiten mit einer gewissen Unschuld und Frische dar, welche nicht mehr wiederherstellbar ist. Die Gewässer sind inzwischen zu trübe geworden.

Im Mittelalter sicherten gerade die kirchlichen Klöster das Überleben der Handschriften der antiken Klassiker. Verlassen wir uns auf die wahre katholische Kirche, daß sie die Klassiker auch in der Neuzeit vor den neuen Barbaren retten wird: den Liberalen! Die sogenannte „Literaturwissenschaft“ der Liberalen, wo sie auch herrscht, verwandelt derzeit alle Klassiker zu Staub.

Kyrie eleison.

Schlafloser Papst

Schlafloser Papst posted in Eleison Kommentare on Mai 15, 2010

Kardinal Kasper, Präsident der Vatikanischen Kommission für die Beziehungen zu anderen christlichen Gemeinschaften und zum Judentum, hielt am Mittwoch vor einer Woche eine Pressekonferenz in Paris ab. Dabei zeigte sich wieder einmal, wie das konziliare Rom die traditionelle katholische Bewegung grundsätzlich mißversteht. Aus einem Reuters-Bericht möchte ich das Denken des Kardinals so getreu wie möglich in fünf Punkten zitieren, und dann kommentieren:

1) Die gegenwärtig alle zwei Monate stattfindenden Lehrgespräche zwischen vier römischen Theologen einerseits und einem Bischof und drei Priestern der Priesterbruderschaft St. Pius X. andererseits, erweisen sich als nicht gerade einfach. 2) Das Hauptproblem ist der Begriff der Tradition: „Wollen wir eine lebendige Tradition oder eine versteinerte Tradition haben?,“ fragte der Kardinal. 3) Er sagte, daß er zwar für diesen Dialog mit der Priesterbruderschaft sei, allerdings zu den Bedingungen von Rom, nicht zu denen der Bruderschaft. 4) Wenn eine Übereinkunft erreicht werden soll, muß die Priesterbruderschaft Zugeständnisse machen und die konziliaren Reformen annehmen. 5) Ohne eine solche Übereinkunft wird die Priesterbruderschaft weder einen amtlichen Status besitzen, noch werden ihre Priester als katholisch anerkannt, noch wird ihnen gestattet sein, ihr Amt auszuüben.

(1) Natürlich erweist es sich als schwer, die Aussage „2 + 2 = 4“ (vertreten von der Tradition und der Bruderschaft) mit der Aussage „2 + 2 = 4 oder 5 “ (Vatikanum II und konziliares Rom) zu versöhnen. Wir haben hier zwei grundlegend verschiedene Auffassungen von Rechenart vor uns, und zwei noch mehr grundlegend verschiedene Auffassungen von der katholischen Wahrheit.

(2) „2 + 2 = 4“ ist die Wahrheit, unverändert und unveränderbar, und deshalb ist es die „Tradition.“ Hingegen ist „2 + 2 = 4 oder 5 “ eine ganz neue Rechenart und so „lebendig“ wie man nur will, aber sie entspricht eben gar nicht der Wirklichkeit und ist somit in keiner Weise, außer als Irrtum, traditionell.

(3) Wenn wir über die wahre Rechenart sprechen, so wird das zu den Bedingungen dieser wahren Rechenart geschehen, und nicht zu den Bedingungen der beiden Gesprächsteilnehmer, selbst wenn einer von ihnen diese wahren Bedingungen vertritt.

(4) Wer will oder braucht denn überhaupt eine Übereinkunft, die auf „2 + 2 = 4 oder 5 “ basiert (Vatikanum II)? Doch nur Vertreter des Wahnsinns, die kein Interesse mehr an der wahrhaftigen Rechenart haben!

(5) Wenn der „offizielle Status,“ die „Anerkennung als Priester“ und die „Erlaubnis, das Amt auszuführen“ allesamt vom Annehmen der Aussage abhängen, daß 2 + 2 sowohl 4 als auch 5 sein kann, dann werden dieser „Status,“ diese „Anerkennung“ und diese „Erlaubnis“ auf Kosten der Wahrheit erkauft. Doch wenn ich die Wahrheit verkaufe, wie kann ich sie dann noch besitzen, um sie zu verkünden? Und wenn ich die Wahrheit nicht mehr länger verkünden kann, was für ein Priester könnte ich dann noch sein und was für ein Amt noch ausüben?

Deshalb lautet die Schlußfolgerung: Nicht nur die „Tradition,“ sondern vielmehr die Wahrheit gebietet es, daß die Römer und die Priesterbruderschaft St. Pius X. nicht miteinander übereinkommen. Die Römer haben durch ihr Verändern der Wahrheit die Glaubenswahrheit verloren: Objektiv gesprochen ermorden sie die Wahrheit sogar, – so wie Macbeth „den Schlaf mordete.“ Im selben Reuters-Bericht wird der Papst zitiert, wie er sagte, daß das Problem mit der Priesterbruderschaft „ihm den Schlaf raubt.“

Heiliger Vater, bitte glauben Sie uns, daß die Wahrheit weit über der Priesterbruderschaft emporragt und letztere nur unter den bescheidenen momentanen Wahrheitsverteidigern einzureihen ist. Jeder aus der Bruderschaft wünscht Ihnen alles Gute – und ganz besonders, gut zu schlafen. Nicht die Priesterbruderschaft, sondern die ermordete Wahrheit hält Sie des Nachts wach.

Kyrie eleison.

Vergehen ohnegleichen – I.

Vergehen ohnegleichen – I. posted in Eleison Kommentare on November 21, 2009

Um noch einmal das unvergleichliche Vergehen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) ans Licht zu bringen, scheinen mir zwei Wochenbriefe als Antwort auf einen vernünftigen Lesereinwand zum „Eleison-Kommentar“ vom 30. Oktober (Nr. CXXI) angemessen zu sein. Das Argument jenes Kommentares sagte: Die in der Folge des Zweiten Vatikanum eingeführten sakramentalen Riten der Konzilskirche sind so angelegt, daß sie auf lange Sicht die Sakramente der Kirche ungültig machen. Sie erreichen es dadurch, daß sie durch ihre konstruierte Doppeldeutigkeit die sakramentale Intention des Sakramentspenders untergraben, sei er Bischof, Priester oder Laie; und ohne diese Intention kommt kein Sakrament zustande.Der Leser verwies auf die überlieferte Lehre der Kirche, wonach persönliche Mängel des Spenders, sogar sein Mangel an Glauben, durch den Glauben der Kirche – in deren Namen er das Sakrament spendet – ergänzt werden (vgl. Summa Theologiae, 3a, LXIV., 9 ad 1). Dafür sei ein klassisches Beispiel genannt: Ein Jude ohne jedweden katholischen Glauben kann dennoch einen sterbenden Freund gültig taufen, wenn ersterer weiß, daß die Kirche beim Spenden der Taufe etwas wirklich tut, und wenn er auch genau das tun will, was die Kirche tut. Diese Intention – tun zu wollen, was die Kirche tut – zeigt er durch das Nachsprechen der Worte und durch das Ausführen der Handlungen, die vom Taufritus der Kirche vorgeschrieben werden.

Deswegen argumentierte unser Leser: Die Konzilskirche mag zwar den katholischen Glauben des Priesters untergraben, aber die Ewige Kirche wird jeden Mangel seines Glaubens ergänzen – die Sakramente, die er spendet, sind dann dennoch gültig. Der erste Teil der Antwort lautet also: Würden die sakramentalen Riten der Konzilskirche nur den Glauben des Spenders untergraben, so wäre der Einwand berechtigt; aber wenn sie auch seine sakramentale Intention unterlaufen, dann kommt überhaupt kein Sakrament zustande.

Ein anderes klassisches Beispiel möge das Argument verdeutlichen. Damit Wasser in einem Metallrohr hinunterfließen kann, kommt es nicht darauf an, ob das Rohr aus Gold oder Blei besteht, sondern daß es am Wasserhahn angeschlossen ist. Das Wasser sei in diesem Bild die sakramentale Gnade. Der Hahn sei die Urquelle dieser Gnade, Gott allein. Das Rohr sei der Gnadenvermittler, nämlich der Sakramentspender, durch dessen Handlung die Gnade des Sakramentes von Gott her fließt. Das Gold oder das Blei versinnbildlicht die Heiligkeit oder den Mangel an Heiligkeit des Sakramentspenders. Daher hängt die Gültigkeit des Sakramentes nicht vom persönlichen Glauben oder Unglauben des Spenders ab, sondern von seiner Verbundenheit mit der Urquelle der sakramentalen Gnade, die Gott ist.

Diese Verbindung stellt der Spender bei der Sakramentspendung gerade durch seine Intention her, das zu tun, was die Kirche tut. Durch diese Intention macht er sich zum Werkzeug in der Hand Gottes, damit Gott durch ihn die Gnade des Sakramentes ausgieße. Ohne diese Intention aber bleibt der Spender, ob er und sein Glaube aus Gold oder aus Blei bestehen, vom Hahn getrennt. Nächste Woche soll gezeigt werden, daß das Zweite Vatikanum direkt darauf abgezielt hat, nicht nur den Glauben des Spenders, sondern auch jedwede sakramentale Intention seinerseits allmählich aufzuheben.

Kyrie eleison.