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Bemerkenswerter Film

Bemerkenswerter Film on Februar 12, 2011

Es ist gut nachvollziehbar, warum der kürzlich veröffentlichte französische Spielfilm namens „Von Menschen und Göttern“ („Des hommes et des dieux“) auf den namhaften Filmfestspielen von Cannes in Frankreich zahlreiche Preise gewann. Der Film zeichnet die realen Ereignisse der letzten Monate im Leben eines Zisterzienserklosters im nach-kolonialen Algerien des Jahres 1996 nach, wo zum Schluß unbekannte Attentäter die acht Mönche umbrachten. Die Regie, die Schauspielkunst und die Aufnahmen des Filmes sind sehr schön. Für Katholiken jedoch, welche mit der Tradition vertraut sind, ist an diesem Spielfilm besonders seine Religion interessant, sowie aus religiöser Sicht seine Politik.

Am bemerkenswertesten an diesem Film ist vielleicht der wahre Sinn für die Religion – angesichts der Tatsache, daß er die konziliare Religion zeigt. Die Glaubenslehre betreffend kommen ökumenische Elemente vor, beispielsweise ein übermäßiger Respekt gegenüber dem Koran. Was die Liturgie betrifft, so sind die Worte und Musik, welche in dem einfachen, aber hehren Kloster gesungen werden, jene des modernen Menschen: also subjektiv und sentimental. Dennoch sind die regelmäßigen Szenen, welche die Mönche beim Gebet zeigen, so wahrhaft religiös, daß sie in unserem säkularen Zeitalter insgesamt überraschen. Genau das ist der Kern eines Klosters! – mag der Zuschauer sich sagen.

Und wir, was sollen wir dazu sagen? Zur Regie und zum Schauspiel im Spielfilm sei ein Vergleich erlaubt. Moderne Briten können immer noch am überzeugendsten die viktorianische Epoche darstellen, weil das britische Imperium genug in ihrem geschichtlichen Bewußtsein ist, um noch in ihrem Blut zu liegen. Auf ähnliche Weise können auch die französischen Schauspieler in diesem Film auf hervorragende Weise Mönche darstellen, weil das katholische Mönchtum ein elementarer Bestandteil ihres geschichtlichen Erbes ist. Entscheidend jedoch ist das, was aus dem Herzen eines Menschen kommt – wie unser Herr sagt (Matthäus 15,18–19). Weitgehend das beste muß also die beherzte Tradition sein, aber dieser Film soll uns Traditionalisten daran erinnern, daß ein beherzter Konziliarismus dem lieben Gott besser gefallen mag, als eine Tradition, deren Herz erkalten würde.

Von besonderem Interesse angesichts der derzeitigen islamischen Aufstände in verschiedenen arabischen Ländern ist die im Film dargestellte Politik. Die Mönche im Film stecken politisch in einer Zwickmühle – was im echten Leben zweifellos auch so war. Auf der einen Seite ist ihr nicht-islamisches Leben offensichtlich von den islamischen Rebellen bedroht, welche jeden umbringen, der einer politischen Übernahme Algeriens durch den Islam im Wege steht. Auf der anderen Seite ist es der nach-kolonialen algerischen Regierung höchst suspekt, daß die Mönche den Rebellen Hilfe und Beistand leisten, indem sie zum Beispiel die von der Kirche vorgesehenen Werke der tätigen Barmherzigkeit an den verwundeten Rebellen üben. Deswegen fordert die Regierung die Mönche auf, das Land zu verlassen. Bis heute vermuten sogar manche Menschen, daß die Regierung diese Mönche hinrichten ließ. Gott weiß, ob es so war.

Und wir, was sollen wir dazu sagen? Sicherlich ist ein beherzter Katholizismus einem beherzten Islam weit überlegen, weil der Islam eine antichristliche, grob vereinfachende und brutale Sekte ist. Doch wenn dem Katholizismus das Herz entnommen wird, wie auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil geschehen, so können im wirklichen Leben irgendwo auf der Welt katholische Mönche und Priester sich dadurch schuldig machen, daß sie anti-katholischen Revolutionären nicht nur medizinische, sondern auch moralische Unterstützung geben. Schon Erzbischof Lefebvre sagte, daß modernistische Priester die schlimmsten Revolutionäre ausmachen können. Überrascht es dann, wenn eine bestehende Regierung die Unterwanderung von Recht und Ordnung durch konziliare Priester nicht hinnimmt? In der Tat wächst der Islam nur deswegen, weil die wahre katholische Kirche noch immer im Niedergang begriffen ist.

So viel hängt von den wenigen Seelen ab, welche noch an der katholische Tradition festhalten!

Kyrie eleison.

Gefährliches Traumland

Gefährliches Traumland on Januar 15, 2011

Jüngst sandte jemand einige Sätze von Hochwürden Denis Fahey (1883–1954) an mich, welche beweisen, daß nicht alle Katholiken vor dem Zweiten Vatikanum „nicht bei der Sache waren.“ Heißt das im Umkehrschluß, daß viele Katholiken „nicht bei der Sache waren“? Zweifellos. Obendrein sind viele Katholiken heute noch nicht bei der Sache, einschließlich einer ganzen Reihe von sogenannten traditionellen Katholiken, weil die gleichen Ursachen zu gleichen Wirkungen führen. Nun sind jedoch die Ursachen, welche in der Mitte des 20. Jahrhunderts zur Blindheit der Katholiken führten, in unserem frühen 21. Jahrhundert stärker als jemals zuvor.

Es folgt der kurze Auszug von Hw. Faheys „Das Königtum Christi und der organisierte Naturalismus“ aus dem Jahre 1943. (Die Sätze sind zum Zwecke des späteren Kommentierens numeriert):—1) „Die Katholiken erliegen den Machenschaften der Feinde unseres Herrn, weil die Katholiken nicht für den wirklichen Kampf in dieser Welt geschult werden. 2) Sie verlassen die Schule ohne hinreichende Kenntnis über die organisierten Gegner, auf welche sie mit Sicherheit stoßen werden, und sie haben außerdem nur eine verschwommene Vorstellung vom Wesen der sozialen Ordnung, welche sie verteidigen müssen . . . 3) Und schließlich stoßen Katholiken, welche wirklich für die wahre christliche Ordnung kämpfen, immer auch auf Katholiken im gegnerischen Lager.“

zu 1) Weil in der heutigen Welt die Menschen massenhaft nicht mehr glauben, daß sie dank der Erlösung durch den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus und seine Kirche das wirklich gute Leben erst zusammen mit Gott im Himmel führen werden, setzen sie ihr Vertrauen in die Menschen, um das gute Leben in dieser Welt zu erlangen. Somit wird jedoch die Politik faktisch zur Religion dieser Menschen, und ihre Regierungen ersetzen Gottes Vorsehung. Dann fällt es den Menschen immer schwerer zu glauben, daß ihre Regierungen und ihre Lebensart praktisch von den wirklichen, allzuwirklichen Feinden unseres Herrn kontrolliert werden. Wie könnten denn beispielsweise unsere Regierungen über den 9. September 2001 – „9/11“ – jemals lügen? Ein solches Vertrauen in die modernen Regierungen verrät, wie elend es um unser Begreifen der Wirklichkeit steht. Wie verbreitet dieses ungerechtfertigte Vertrauen auch sein mag: wenn Katholiken es erst einmal teilen (ohne gleich ins Lager der Revolutionäre zu wechseln), so werden sie unweigerlich „nicht für den wirklichen Kampf in dieser Welt geschult.“ Sobald sie außerdem das Traumland hier unten annehmen, geraten sie in große Schwierigkeiten beim Erreichen des wirklichen Himmels des wirklichen Gottes da oben.

zu 2) Zwar kann es schwierig sein, den Schülern und Seminaristen beizubringen, daß unser Herr erbitterte Feinde hat, weil letztere ihre organisierte Gegnerschaft so geschickt tarnen. Doch die Jungen werden auf diese Gegner „mit Sicherheit stoßen.“ Wenn also die Lehrer diese Tarnung der Gegner nicht aufdecken und somit ihre Schüler nicht hinreichend für das Leben oder das Priesteramt vorbereiten, dann werden diese jungen Katholiken mit Scheuklappen bzw. mit einer auf den Rücken gebundenen Hand in den Kampf ziehen. Und weil die Feinde Gottes den individualistischen Liberalismus stark fördern, um die Reste der christlichen Ordnung aufzulösen, müssen die Jungen besonders genau erlernen, was die Mutter Kirche über das „Wesen der sozialen Ordnung, welche sie verteidigen müssen“ und über die soziale Natur des Menschen lehrt.

zu 3) Oh weh, schon Pius IX., der große Papst des 19. Jahrhunderts, beklagte, daß wir die erbitterten Feinde unseres Herrn außerhalb der Kirche nicht so sehr fürchten müssen wie die liberalen Katholiken innerhalb der Kirche. Denn diese katholischen Liberalen verspotten den Gedanken an sich, daß jemand gegen unseren Herrn sich verschwören könne. Denn hört man nicht des öfteren (in einem verweichlichten Tonfall gesäuselt)? – „Sin-d ni-cht al-le ir-gend-wie lie-b?“ Nein, das sind sie nicht!

Hw. Fahey, bitte für uns!

Kyrie eleison.

Assisi-smus – nein!

Assisi-smus – nein! on Januar 8, 2011

Einige Leute befürchten immer noch, daß die Priesterbruderschaft St. Pius X. von Erzbischof Lefebvre dabei sei, ein schlechtes Abkommen mit dem Rom des Benedikt XVI. einzugehen. Doch wegen des päpstlichen „Assisi-ismus,“ und anderem mehr, trägt vielmehr Benedikt XVI. selber sein Bestmögliches dazu bei, jedwede Übereinkunft zu verhindern.

Vor sechs Tagen argumentierte er theoretisch, daß die „großen Weltreligionen“ einen „wichtigen Einflußfaktor beim Frieden und bei der Einheit der Menschheit“ ausmachen. Vor fünf Tagen kündigte er dann praktisch an, im Oktober dieses Jahres „als Pilger“ nach Assisi zu gehen, um dem 25. Jahrestag des Gebetstreffens der Weltreligionen zu gedenken, welches Papst Johannes Paul II. im Jahre 1986 dort abgehalten hatte. Erzbischof Lefebvre allerdings verwarf diese Theorie eines Beitrags der „großen Weltreligionen“ zum Weltfrieden gänzlich und verurteilte die Durchführung dieses Gebetstreffens 1986 in Assisi als einen enormen Verstoß gegen das erste Gebot, und zwar als einen unerhörten Skandal in der gesamten Kirchengeschichte, da das Treffen vom Stellvertreter Christi selber ausging. Nur die Bedenken, daß ein Zuviel an Wiederholungen kontraproduktiv wirken könnte, hätte den Erzbischof vielleicht davon abgehalten, diesen neuesten Beitrag zum Assisi-ismus auch zu geißeln.

Doch hat der Erzbischof erkannt, daß damals viel zu wenige Katholiken die Ungeheuerlichkeit dieses Gebetstreffenskandals wirklich begriffen. Dies liegt daran, daß die gesamte moderne Welt Gott herunterspielt, die Göttlichkeit unseres Herrn Jesus Christus ausklammert, die Religion zu einer Angelegenheit der freien Wahl macht und die katholische Tradition zu einer Frage der Befindlichkeit oder des Gefühls herunterstuft. Dieses Denken, welches sogar die Päpste infiziert hat, ist mittlerweile überall so verbreitet, daß es für jeden einzelnen von uns eine geistliche Todesgefahr darstellt. Kommen wir daher wieder auf einige Grundlagen zu sprechen:—

Alles Sein benötigt eine Erstursache. Diese Ursache, um die erste zu sein, muß aus dem Sein an sich bestehen; überdies aus dem in jeder Hinsicht vollkommenen Sein, denn jede zweite Gottheit müßte, um von der ersten verschieden zu sein, irgendeine Seinsvollkommenheit besitzen, welche dann der ersten fehlen müßte. Deshalb kann der wahre Gott nur einer sein. Dieser wahre Gott nahm einmal, und nur einmal, die menschliche Natur in der Person unseres Herrn Jesu Christi an, welcher seine Göttlichkeit durch quantitative und qualitative Wunder bewies, die noch nie zuvor bei einem anderen Menschen auftraten, aber seither immer bei seiner Kirche: der römisch-katholischen Kirche. Alle Menschen können Mitglied von ihr werden durch den Glauben. Wenn sie glauben, ist dies der unverzichtbare Anfang ihres ewigen Heiles. Wenn sie jedoch sich weigern, zu glauben, schlagen sie den Weg in die ewige Verdammnis ein (Mk 16,16).

Wenn daher die Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. durch ihre vergangenen und künftigen Assisi-Veranstaltungen die Seelen zur Annahme ermutigt haben, daß der Katholizismus nicht der alleinige Weg zur ewigen Glückseligkeit ist, sondern nur eines von vielen Mitteln (wenn auch das beste) für „Friede und Einheit“ der Menschheit in diesem Leben, dann haben beide Päpste die schreckliche Verdammnis unzähliger Seelen im nächsten Leben begünstigt. Anstatt an so einem – wenigstens objektiven – Verrat auch nur den kleinsten Anteil zu haben, bevorzugte Erzbischof Lefebvre, verachtet, verschmäht, abgelehnt, ausgegrenzt, zum Schweigen gebracht, „exkommuniziert“ und was auch immer zu werden.

Der Wahrheit treu zu bleiben, hat seinen Preis. Wieviele Katholiken sind bereit, ihn zu bezahlen?

Kyrie eleison.

Wahrheit macht frei

Wahrheit macht frei on Dezember 11, 2010

Der französische Maler Paul Gauguin (1848–1903) war lediglich ein Anlaß für die Argumentation der letzten drei „Eleison Kommentare“ (Nr. 175–177), denn er ist keineswegs der schlechteste moderne Künstler. Die Argumentation lautete nicht, daß die moderne Kunst „Quatsch“ ist, weil Gott existiert (vergleiche Evelyn Waughs „Wiedersehen mit Brideshead“ I, 6), sondern weil die moderne Kunst „Quatsch“ ist, existiert Gott. Es ist ausschlaggebend, ob wir hier von der Ursache auf die Wirkung herabkommen, oder von der Wirkung zur Ursache hinaufsteigen.

Wenn ich von der Existenz Gottes als Gegebenheit ausgehe und von dort nach „unten“ Schlußfolgerungen ziehe, beispielsweise daß die moderne Kunst, moderne Musik, moderne Operninszenierungen, usw., verkehrt sind, dann sind erstens dadurch Gott und seine Existenz noch nicht bewiesen, und zweitens kann es dann so aussehen, als ob Gottes Religion sich auf uns legt wie eine Radkralle auf unsere Freiheit. Nun bin ich ein freier Mensch, ich bin wer ich bin, und ich will mit jeder Faser meines Wesens frei wählen können, welche Kunst mir gefällt. Doch nun kommt so ein angeblicher „Verkehrspolizist aus dem Himmel“ und will mir diese Freiheit beschneiden? Nein danke!

Doch wenn ich andererseits von meiner eigenen Erfahrung mit der Kunst ausgehe, beginne ich bei dem, was ich selber kenne. Und wenn meine Erfahrung damit ehrlich gesagt enttäuschend ist – was nicht der Fall sein muß, aber angenommen, es sei so –, dann kann bei mir allmählich die Frage aufsteigen, warum ich mir angesichts der hochgelobten modernen Künstler so unbehaglich vorkomme. Also höre ich mir die Lobreden noch einmal an. Doch noch immer bin ich nicht überzeugt. Warum nicht? Weil die moderne Kunst häßlich ist. Was ist denn das Problem mit der Häßlichkeit? Es fehlt ihr die Schönheit. Und wenn mein Blick von der Schönheit in gemalten Landschaften oder Frauen z.B aufsteigt zu ihrer Schönheit in der Natur und von dort aus wiederum zu jener Harmonie in den Bestandteilen der gesamten Schöpfung, so sind meine Gedanken von meiner Erfahrung ausgehend bereits ein gutes Stück in Richtung des Schöpfers emporgestiegen.

Im letztgenannten Fall ähnelt Gott nicht mehr einem Verkehrspolizisten mit seiner Radkralle. Im Gegenteil scheint Gott – weit entfernt von einer Beschneidung unserer Freiheit – uns Menschen mit einem solchen freien Willen ausgestattet zu haben, daß wir imstande sind, landauf landab Häßlichkeit zu verkünden und eine Welt des Chaos zu schaffen. Vielleicht hofft Er, daß diese Häßlichkeit schrecklich genug werde, um unser Denken wieder auf das Wahre und Gute zu lenken. Ab diesem Punkt ähnelt Gottes Religion in keiner Weise mehr einer von außen kommenden und auf unserer inneren Freiheit lastenden Schraubzwinge, sondern sie kommt mir vielmehr als ein Helfer und Befreier des Besten in mir gegen das Schlechteste vor – denn wenn ich nicht stolz bin, so muß ich doch zugeben, daß nicht alles in mir geordnet und harmonisch ist.

In diesem Fall sehe ich die übernatürliche Gnade Gottes nicht mehr als eine Art Polizist an, der mir auf den Rücken meiner Natur springt, um ihr Tun gewaltsam einzudämmen. Vielmehr wird diese Gnade dann ein sehr guter Freund, der – so ich möchte – mir ermöglicht, das Beste in mir vom Schlechtesten zu befreien, oder jedenfalls danach zu streben.

Eine treibende Kraft hinter dem Zweiten Vatikanum und der konziliaren Religion war und ist noch die weitverbreitete Ansicht, daß die katholische Tradition eine Art unerträglicher Polizist sei und davon ausgehe, daß alle natürlichen Triebe schlecht seien. Tatsächlich sind die Impulse meiner gefallenen Natur schlecht, doch unterhalb des Schlechten gibt es das Gute in unserer Natur – und dieses Gute muß atmen können, denn von unserem Innern heraus stimmt es sich perfekt mit der von außen kommenden wahren Religion Gottes ab. Andernfalls fabriziere ich aus meinen schlechten Trieben eine falsche Religion – genau wie das Zweite Vatikanum.

Kyrie eleison.

Aufzuschiebende Verurteilung

Aufzuschiebende Verurteilung on Oktober 30, 2010

Nachdem einige „Eleison Kommentare“ die Bedeutung der Doktrin, also der Glaubenslehre, herausgestrichen hatten (EC 162, 165 – 167, 169), fragte ein Leser, ob es nicht doch klüger sei, die Verurteilung des Vatikanum II aufzuschieben. Als Begründung gab er an, daß weder die offiziellen Vertreter der Kirche in Rom, noch die Mehrheit der Katholiken die Konzilsdoktrin so schlimm ansehen, wie die Priesterbruderschaft St. Pius X. in Nachfolge von Erzbischof Lefebvre sie einstuft. Doch genaugenommen ist das Konzil sogar noch viel schlimmer.

Das dogmatische Problem der Konzilsdokumente liegt nicht hauptsächlich darin, daß sie direkt und eindeutig häretisch sind. Tatsächlich kann ihr „Buchstabe“ im Gegensatz zu ihrem „Geist“ katholisch erscheinen. Das geht soweit, daß der unmittelbar an allen vier Konzilssitzungen teilnehmende Erzbischof Lefebvre alle Dokumente unterzeichnete – bis auf die letzten und schlimmsten zwei Dokumente: „Gaudium et Spes“ und „Dignitatis Humanae“ („Freude und Hoffnung“ & „Über die Religionsfreiheit“). Allerdings ist dieser „Buchstabe“ der Konzilsdokumente auf raffinierte Weise mit dem „Geist“ jener neuen und auf den Mensch ausgerichteten Religion verseucht, zu welcher die Konzilsväter neigten und welche die Kirche seither verdirbt. Könnte der Erzbischof heute noch einmal über die 16 Konzilsdokumente abstimmen, so kann man sich vorstellen, daß er durch die „Weisheit des Nachhineins“ für kein einziges Dokument mehr stimmen würde.

Die Konzilsdokumente sind also mehrdeutig: äußerlich zu einem großen Teil katholisch auslegbar, aber innerlich vom Modernismus vergiftet. Wie wir jedoch wissen, hat der hl. Papst Pius X. in seinem Lehrschreiben „Pascendi“ den Modernismus als die schlimmste aller von der Kirche verurteilten Häresien bezeichnet. Wenn nun beispielsweise „konservative“ Katholiken aus „Treue“ zur Kirche diese Dokumente verteidigen, was konservieren sie dann genau? Sie konservieren das Gift dieser Dokumente und ihre tödliche Wirkung, den katholischen Glauben von Millionen Seelen zu verderben, so daß diese Seelen den Weg in die ewige Verdammnis einschlagen.

Der Vorgang erinnert mich an einen alliierten Geleitzug im Zweiten Weltkrieg, der mit wichtigem Nachschub für die Alliierten beladen den Atlantik überquerte. Einem U-Boot gelang es, inmitten des Verteidigungsgürtels der Schiffe auf Periskoptiefe aufzutauchen, was ihm ermöglichte, ein Schiff nach dem anderen zu torpedieren. Denn die alliierten Zerstörer suchten das U-Boot immer nur außerhalb des Verteidigungsgürtels, weil sie sich einfach nicht vorstellen konnten, daß es in ihrer Mitte sein könnte! Übertragen wir dieses Bild eines gefährlichen U-Bootes: Der Teufel sitzt in der Mitte der Konzilsdokumente und torpediert von dort aus das ewige Heil von Millionen von Seelen, weil er so gut mitten in diesen Dokumenten des Vatikanum II. verborgen ist.

Stellen wir uns nun einen Matrosen auf einem dieser Handelsschiffe im Konvoi vor, der mit scharfem Blick das verräterische Kielwasser des U-Boot-Schnorchels bemerkt. Er schreit: „U-Boot mitten unter uns!“ – doch niemand nimmt ihn ernst. Soll er nun warten und schweigen, oder müßte er nicht vielmehr Zeter und Mordio schreien und solange damit fortfahren, bis endlich der Kapitän kommt und die tödliche Gefahr erkennt?

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. muß wegen des Zweiten Vatikanum unaufhörlich schreien, weil Millionen von Seelen unablässig in tödlicher Gefahr sind. Um diese Gefahr zu erkennen – die zugegebenermaßen in der Theorie nicht ganz einfach zu erfassen ist –, lesen Sie am besten das profunde Buch über die Konzilsdokumente von Hochwürden Alvaro Calderon: „Prometeo: La Religion del Hombre“ (zu deutsch: „Prometheus: Die Religion des Menschen“).

Kyrie eleison.

Berufungen – woher?

Berufungen – woher? on Oktober 2, 2010

Jahrzehntelang ging Robert – wie ich ihn nenne – in größeren Städten einer „fortschrittlichen“ westlichen Nation einer Vielzahl von Teilzeit- und Vollzeit-Vorlesungen in den Geisteswissenschaften nach. Heute teilt er grundsätzlich die Kritik an den modernen Universitäten aus einem kürzlichen „Eleison Kommentar“ (EC 158). Allerdings erhebt er einen interessanten Einwand, der sogar noch ein oder zwei Schritte weitergeht. Beginnen wir damit, wie er das heutige Universitäts-System real erlebt.

Nach einer schier endlosen Zeit des Studierens erhielt Robert vor einigen Jahren endlich seinen Doktortitel in Geschichte – aber nur gerade noch so und auf eine Weise, daß er keine Anstellung als Universitätsprofessor finden wird. Das „politisch korrekte“ System hatte sich, wie er sagt, erfolgreich gegen Roberts „extrem rechte“ Gedanken verteidigt. „Der Integrist (d.h. der fundamentale Katholik) war geknebelt und die Demokratie gerettet worden. Der Dummkopf hatte sich vor die Dampfwalze geworfen und war regelrecht erdrückt worden – auf ebenso leichte Weise wie Winston in dem berühmten Roman 1984 von George Orwell.“

„Aufgrund meiner Erfahrung,“ schreibt er, „würde ich keinem Jugendlichen empfehlen, an eine Universität für Geisteswissenschaften zu gehen, am wenigsten meinen Kindern. Laßt sie lieber ein Handwerk oder eine Fachschul- bzw. Fachhochschul-Ausbildung ergreifen. Am besten ist es, wenn sie später selbstständig auf dem Lande oder höchstens in einer Kleinstadt arbeiten, damit sie der Gehalts-Versklavung entrinnen.“ So würde er verfahren, wenn er sein Leben noch einmal vor sich hätte, schreibt er. Als katholischer Intellektueller empfindet er seinen Handlungsspielraum darauf beschränkt, Zeugnis zu geben.

Dennoch hat Robert einen ernsthaften Einwand gegen diesen Lösungsweg einer handwerklichen oder fachhochschulischen Ausbildung. Denn, kurz gesagt: Ingenieure werden zwar besser als Philosophen bezahlt, aber die scharf abgegrenzte Weise ihrer Arbeit – an und aus, eins und null – wird in ihnen eine Abneigung gegen die menschlichen, allzu menschlichen, Erschwerungen in der Religion und Politik erzeugen. Idealerweise wäre der Mann tagsüber Techniker und nachts Dichter, doch in der Wirklichkeit ist es sehr schwierig, ein Leben zwischen solchen Gegensätzen zu führen, sagt Robert, und in der Regel wird ein Mann das Interesse an einem der beiden Gegensätze verlieren.

Die gleiche Spannung beobachtet er auch in der Priesterbruderschafts-Schule in seiner Region. Sie bietet den Geisteswissenschaften zwar theoretisch den Ehrenplatz, aber in der Praxis neigen sowohl Buben als auch das Schulpersonal eher zu den Naturwissenschaften, weil diese die besseren Berufsaussichten bescheren. Die von der Schule kommenden Jungmänner sind daher entsprechend weniger gut gerüstet, wie es Robert dünkt, um die Probleme der Konzilskirche oder der modernen Welt auf tiefgehende Weise zu begreifen. Hier endet sein Zeugnis.

Die Situation ist ernst. So sind etwa die Priesterbruderschafts-Schulen dem Druck ausgesetzt, in die Richtung der Naturwissenschaften zu tendieren, aber die zukünftigen Priester benötigen vielmehr eine gute Ausbildung in Geisteswissenschaften, weil die menschlichen Seelen eben nicht nach dem Prinzip des klar abgegrenzten An-und-Aus bzw. Eins-und-Null funktionieren. Wenn aber aus den Bruderschafts-eigenen Schulen keine Berufungen mehr fließen, woher sollen diese dann kommen? Wie können die geistlichen Dinge geschützt werden in einer Welt, die sich ganz den materiellen Dingen verschreibt? Wie können die Seelen der Buben für das Priestertum begeistert werden? Nach meiner Beobachtung ist für sie in der Regel entscheidend, wie ernst ihr Vater seine Religion nimmt. Lesen Sie im Alten Testament das Buch Tobias (es ist weder lang, noch schwer zu verstehen). Es zeigt, wie der liebe Gott Väter durch ihre Söhne belohnt.

Kyrie eleison.