Zweites Vatikanum

„Universitäten“-Gegenmittel – I.

„Universitäten“-Gegenmittel – I. on August 7, 2010

Nun gut, Eure Exzellenz,“ höre ich einige Eltern sagen, „dann sind also die „Universitäten“ ein Ödland. Allerdings müssen Sie nach Ihrer Abrechnung mit ihnen doch zugeben, daß fast alles andere in der heutigen Umgebung ebenfalls ein Ödland ist. Was sollen wir unseren Kindern dann bieten? Gottes Gebot verbietet uns, unrechtmäßige Mittel zur Verhinderung ihrer Ankunft einzusetzen. Also kommen sie. Und dann?“

Die schnelle Antwort lautet: In einer Welt, die schlimmer ist als je zuvor, müssen alle zum Himmel strebenden Seelen heldenhafter sein als je zuvor – allerdings wird auch ihre Belohnung entsprechend größer sein als je zuvor.

Papst Pius XII. sagte, daß die Welt zu seiner Zeit schlimmer sei als zur Zeit Sodom und Gomorrhas – und dieser Papst starb 1958! Was würde er heute erst sagen? Seine Nachfolger-Päpste waren mit demselben Problem konfrontiert – und verrückten auf dem Zweiten Vatikanum einfach „die Torpfosten,“ um nicht weiterhin ständig verurteilen zu müssen. Damit haben sie es sich leicht gemacht. Doch das Ausschalten der Alarmglocke ist eben nicht dasselbe wie das Löschen des Feuers! Heute brennen Kirche und Welt lichterloh, und zuallererst müssen die Eltern das Problem überhaupt erkennen, d.h. die extreme Gefahr für das ewige Seelenheil ihrer Kinder.

Wenn die Eltern diese Gefahr erst einmal erfaßt haben, dann wird ihr katholischer Glaube ihnen auch zeigen, daß sie nicht den billigen Weg des Konzils gehen können – oder irgendeinen anderen billigen Weg –, sondern den heldenhaften und schweren Weg. „Wir erreichen den Himmel nicht auf Federbetten,“ sagte der Hl. Thomas Morus. Und unser Herr sagte: „Wenn einer mir nachfolgen will, so verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ (Mt. 16,24) und: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.“ (Mt. 24,13). Die Eltern müssen sich über eines klar werden: Wenn es Helden bedarf, um ihre Kinder retten zu können, dann werden die Eltern eben zu Helden. Denn zu diesem Punkt gilt das Sprichwort: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Wenn also die elterliche Liebe erst einmal den Willen bekommt, dann findet sie auch einen Weg – inner- und außerhalb des Zuhauses.

Für außerhalb des Heimes werden die „Eleison Kommentare“ der nächsten Woche Alternativen zur „Universität“ behandeln. Was das Innere des Heimes betrifft, so wird jeder Priester, der etwas taugt, den Eltern als ersten Schritt empfehlen, beständig den Familienrosenkranz zu beten; und als zweiten Schritt, das Television-Gerät hinauszuwerfen, das ein Tabernakel der Welt, des Fleisches und des Teufels ist. Vermitteln Sie dem Herzen und Verstand der Kinder vom frühesten Alter an ein lebendiges Familienleben und eine lebhafte Diskussion über alle Dinge unter der Sonne. Denn zu dem Zeitpunkt, wo Kinder das Universitätsalter erreicht haben, ist ihre Form normalerweise schon gegossen – zum Guten oder Schlechten. Wenn ein Knabe in einem wahrhaft lebendigen Elternhaus aufgewachsen ist, welches durch das Gebet in Richtung Himmel gehoben wird, dann wird die schlimmste „Universität“ ihm keinen allzugroßen Schaden anhaben können. Wuchs der Knabe hingegen als „Televidiot“ auf, so wird ihm auch die beste Universität kaum in den Himmel helfen können.

Der Eleison-Kommentar 158 sagte übrigens nicht, daß die Eltern ihren Burschen grundsätzlich nicht auf eine „Universität“ schicken und dies bezahlen sollen, sondern daß sie zuvor sehr genau darüber nachdenken mögen. Wenn die Eltern gut nachdenken, während ihr Knabe noch jung ist, sollte ihnen ihr Glaube vermitteln, wie sie ihr Leben zuhause ändern müssen – ohne lange damit zu warten. Der Hl. Paulus schreibt (1. Kor. 2,9), dabei Isaias (64,4) zitierend, daß der Himmel jede Anstrengung unendlich Wert ist, weil er die kühnsten menschlichen Vorstellungen unendlich übertrifft.

Kyrie eleison.

Nützlichkeit der Gespräche – II.

Nützlichkeit der Gespräche – II. on Juli 31, 2010

Manche Leser fragten verwundert, ob der Autor der „Eleison-Kommentare“ unter einem gewissen Druck gestanden habe, als er vor drei Wochen (im Eleison-Kommentar 156) die befürwortenden Argumente Bischof de Galarretas über die Glaubensgespräche zitierte, welche zur Zeit zwischen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. stattfinden. Doch tatsächlich gab es keinen Druck. Fängt dann vielleicht der Kopf des Eleison-Kommentators zu rauchen an? Die Antwort lautet: nicht mehr als gewöhnlich.

Der Grund für die Anfragen dieser Leser liegt natürlich darin, daß die „Kommentare“ schon einige Male ausführten, wie gering die Hoffnung auf ein Abkommen durch diese Gespräche ist, weil Öl und Wasser einfach nicht mischbar sind. Wenn jemand eine Flasche mit Öl und Wasser heftig schüttelt, so werden die beiden Substanzen zwar solange zusammengeschüttet bleiben, wie das Schütteln der Flasche andauert, doch sobald dieses aufhört, trennen sich Öl und Wasser wieder. Es liegt an ihrer Natur. Weil Öl leichter ist, wird es immer über dem Wasser schweben.

Auf vergleichbare Weise liegt es an der Natur der göttlichen Glaubenslehre der wahren Kirche einerseits, und der humanistischen Lehre des Neo-Modernismus andererseits, daß sich beide Lehren zwar zusammenschütten, aber nicht vermischen lassen. Der „Buchstabe“ bzw. die Dokumente des Zweiten Vatikanum schütten beide Lehren kräftig zusammen, aber nicht einmal dem „Meisterwerk im Zusammenschütten“ des Zweiten Vatikanum, dem Dokument „Dignitatis Humanae“ über die Religionsfreiheit, gelang es, beide Lehren zu vermischen. Die Nachwirkungen des Zweiten Vatikanischen Konzils in Übereinstimmung mit seinem „Geist“ zeigten das deutlich. Dieser „Geist des Konzils“ zerreißt die Kirche immer noch. Die „Hermeneutik der Kontinuität“ von Benedikt XVI. stellt lediglich ein Rezept dar, um das heftige – oder sollten wir sagen: entschlossene – Zusammenschütten fortzusetzen, aber dennoch ist die Religion Gottes nicht mit der Menschenreligion vermischbar. Sie trennen sich immer wieder voneinander.

Warum zitierten dann die „Kommentare“ Bischof de Galarreta, welcher die Gespräche befürwortet? Aus zwei Gründen: Erstens, wenn Sie seine Argumente sorgfältig lesen, sagte der Bischof in keiner seiner Begründungen, daß er erwarte oder hoffe, daß Öl und Wasser vermischt werden können. Im Gegenteil betont er, daß er der Beendigung der Gespräche im Frühjahr 2011 entgegensieht; womit er anscheinend gemeint hat, daß das Schütteln der Flasche nicht unbegrenzt weitergehen soll – insbesondere nicht, wenn dieses Weitermachen bei jemandem die Illusion fördern sollte, daß Öl und Wasser schließlich doch vermischt werden können. Zweitens führten alle Begründungen des Bischofs die Nebeneffekte der Gespräche an, welche, aus den Kontakten zwischen Rom und der Priesterbruderschaft resultierend, als Antifrostschutzmittel dienen – sowohl im Kühler jener Römer, welche die Priesterbruderschaft abfrieren lassen wollen, als auch im Kühler jener Bruderschaftler, die Rom erfrieren lassen wollen.

Der Eleison-Kommentator hat die Ehre, mit seinem Bischofsbruder darin übereinzustimmen, daß die Kontakte zwischen Rom und der Priesterbruderschaft gut für die Weltkirche sind, so lange gewährleistet ist, daß die Bruderschaft ihre gefügte Mission aufrechterhält: dabei zu helfen, das Glaubensgut vor dem heutigen Rom zu schützen bis zu jenem Tag, an dem das Rom von Morgen wieder zur katholischen Besinnung kommt. „Himmel und Erde werden vergehen,“ sagt unser Herr, „aber meine Wort werden nicht vergehen“ (Lukas 21,33). Möge Gott verhindern, daß die Priesterbruderschaft St. Pius X. sich jemals diesem Rom anschließt, welches das Öl Gottes mit dem Wasser des Menschen zusammenschüttet!

Heilige Muttergottes, bewahre uns treu in unserer Mission!

Kyrie eleison.

Nützlichkeit der Gespräche

Nützlichkeit der Gespräche on Juli 10, 2010

Derzeit sind viele Katholiken über die laufenden Gespräche zwischen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. besorgt. Sie dürften ein wenig erleichtert sein, wenn sie – wie ich vor zwei Monaten – die Gründe von Bischof de Galarreta hören könnten, warum diese Unterredungen bis zu ihrem geplanten Ende fortgesetzt werden sollten – aber nicht weiter. Sie bergen ein geringes Risiko, bieten aber etliche Vorteile, wie der Bischof erklärt.

Nach dem einleitenden Treffen im Oktober letzten Jahres gab es ordnungsgemäße Gespräche im Januar, März und Mai dieses Jahres. Betrachten wir jeweils den Zeitabschnitt vor, während und nach einem Treffen. Vor jedem Treffen übergeben die vier Vertreter der Priesterbruderschaft den vier römischen Theologen zum jeweiligen Gesprächsthema eine Erklärung anhand der katholischen Lehre, und beschreiben dann die Schwierigkeiten, welche aus der entgegengesetzten Lehre des Zweiten Vatikanum entstehen. Auf dem Treffen antworten dann die römischen Theologen, und das anschließende mündliche Gespräch wird aufgezeichnet. Nach der Sitzung schließlich erstellt die Priesterbruderschaft eine schriftliche Zusammenfassung der Aufzeichnung. Bisher wurden nur die Themen Liturgie sowie Religionsfreiheit erörtert. Der Bischof sieht das Ende aller weiteren notwendigen Gespräche für das Frühjahr nächsten Jahres vor.

Bei der Bewertung dieser Gespräche unterscheidet der Bischof zwischen ihrem bloßen Stattfinden und ihrem eigentlichen Inhalt. Über ihren Inhalt sagt er, daß die Vertreter der Priesterbruderschaft von den mündlichen Erörterungen enttäuscht seien, weil, wie mir ein anderes Mitglied mitteilte, „es ihnen an theologischer Präzision mangelt. Zwei Gedankenlinien, welche sich nie treffen können, ergeben keinen Dialog, sondern eher zwei Monologe. Allerdings sind die Römer nett zu uns, und daher ähneln die Gespräche weniger Essig, als vielmehr Mayonnaise. Wir sagen, was wir denken, und wir machen uns keine Illusionen.“ Der Bischof fügt allerdings hinzu, daß das niedergeschriebene Ergebnis der Gespräche aus der Zeit vor und nach den Sitzungen eine wertvolle Dokumentation für die Abgrenzung der katholischen Wahrheit vom konziliaren Irrtum darstellen werde, auch für das Aufspüren der neuesten Entwicklungen von diesem Irrtum. „Seit der Zeit des Johannes Paul II. ist dieser Irrtum noch raffinierter geworden,“ sagt er.

Über das bloße Stattfinden der Gespräche sagt der Bischof, daß diese etliche weitere Vorteile böten. Erstens sei es gut für die Römer, Vertreter der Priesterbruderschaft kennenzulernen, und umgekehrt. Durch solche Kontakte könnten des Teufels beliebte „Rauch- und Blendwerke“ verringert werden. Auch sieht der Bischof kein großes Risiko bei diesem Kontakt, weil diese vier speziellen Römer keine Verkehrten seien, wie er sagt, und außerdem eindeutig sei, von wo sie kommen und wohin sie gehen wollten. Zweitens gewinne die Piusbruderschaft allein durch die Tatsache, daß Rom auf höchster Ebene mit ihr ernsthaft über ihre Lehre diskutiert, ein gewisses Vertrauen bei manchem Amtskirchen-Priester guten Willens, der ansonsten nicht für die Tradition offen ist. Und drittens kämen einige der besten Köpfe Roms gelegentlich ins Grübeln, wenn sie die alten Argumente durch die Priesterbruderschaft neu vorgesetzt bekommen. Anders gesagt mag es zwar nur ein Anfang davon sein, daß die katholische Wahrheit sich wieder durchsetzt, doch ein Anfang ist es schon.

Liebe Leser, üben wir uns in Geduld und schrankenlosem Vertrauen in die Vorsehung Gottes – schließlich ist es seine Kirche! Beten wir außerdem zur Mutter Gottes, daß sie uns helfe, die Liebe zur katholischen Wahrheit in uns zu bewahren, welche allein unsere Seelen retten kann und ohne welche die katholische Amtsgewalt niemals wiederhergestellt werden kann.

Kyrie eleison.

Menschlich gesehen erledigt

Menschlich gesehen erledigt on Juli 3, 2010

„Eure Exzellenz, da komme ich nicht mehr mit! Erst lassen Sie in EC 153 die „Sedisvakantisten“ so gut aussehen, daß daneben die Priesterbruderschaft St. Pius X. geradezu blaß wirkt. Dann umhüllen Sie Kardinal Kasper, einen weiteren Gegner der Priesterbruderschaft, mit Rosenduft. Trotzdem schließen Sie mit der Feststellung, daß er der Beweis ist, daß die Kirche erledigt ist! Und die Krönung setzen Sie dann in EC 154 auf, wenn Sie sagen, daß die Priesterbruderschaft trotzdem völlig richtig liegt. Mir raucht der Kopf!“

„Nun, immer mit der Ruhe. Beginnen wir mit dem einfachen Teil der Antwort und kommen wir dann zum interessanten Teil. Letzte Woche sagte ich in EC 154, daß das Zweite Vatikanum die katholische Wahrheit von den katholischen Kirchenbehörden abtrennte. Weiterhin sagte ich, daß zwischen den übertriebenen „Wahrheits-Verfechtern“ wie den Sedisvakantisten, und den übertriebenen „Behörden-Verfechtern“ wie Kardinal Kasper, die Priesterbruderschaft St. Pius X. die richtige Linie verfolgt, indem sie die ganze Wahrheit mit so viel Beachtung der Kirchenbehörden verbindet, wie mit der katholischen Wahrheit noch vereinbar ist. Naturgemäß greifen beide Seiten dieses Mittelwegkonzept an, aber beiden entgegengesetzten Irrtümern ein gewisses Verständnis entgegenzubringen, kann und soll das richtige Konzept zwischen diesen beiden Seiten ausfindig zu machen helfen.“

„Nun gut, Eure Exzellenz, aber warum sagten Sie, daß – menschlich gesehen – die Kirche erledigt ist, nur weil der Kardinal lächelte?“

„Weil das Aufgeben der Wahrheit an sich viel schwerer wiegt als das Aufgeben der Behörden. Schließlich existiert die kirchenbehördliche Amtsgewalt nur aus dem Grund, der katholischen Wahrheit zu dienen. Daraus folgt, daß die Wahrheit an erster und die Kirchenbehörde an zweiter Stelle steht. Auf diese Weise sind die Sedisvakantisten mit dem Glauben der Kirche verbunden (warum sonst würden sie sich über irrende Stellvertreter Christi aufregen?) und ihr Verstand funktioniert noch (ihre Argumente scheinen sehr logisch zu sein). Sobald jedoch ein Katholik wegen seines Anhängens an die Kirchenbehörden anfängt, das Zweite Vatikanum mit seiner Menschenreligion zu akzeptieren, beginnt er, seinen Glauben an die eine wahre Religion Gottes zu verlieren und seinen Verstand zu aufzulösen. Denn durch dieses Akzeptieren zwingt er seinen Verstand, den absoluten Widerspruch zu verdauen, welcher zwischen der wahren und der konziliaren Religion prinzipiell und praktisch besteht – schauen Sie sich doch nur um!“

„Das Lächeln des Kardinal zeigte an, in welchem großen Ausmaß die höchsten Kirchenmänner den Glauben der Kirche – wenigstens vor den Menschen – verloren haben und wie sie ihren Verstand durch die konziliare Ausübung des „ökumenischen Dialogs“ zerstört haben. Die ganze Gottheit ist in Jesus Christus vorhanden und er gründete nur eine Kirche, die notwendigerweise im Widerspruch – manchmal mehr, manchmal weniger – zu jeder anderen „Kirche,“ Religion oder Nicht-Religion steht. Doch wie können dann katholische Kirchenmänner mit Nicht-Katholiken offiziell sprechen, außer zu dem einen und wichtigsten Zweck, diese zu konvertieren? Den „Dialog“ aus irgendeinem anderen Grund zu führen, heißt, die Gottheit Jesu Christi implizit zu leugnen. Kein Wunder, wenn der Kardinal wahrnimmt, wie die Priesterbruderschaft ihn als Häretiker einstuft. Doch darüber kann er nur lächeln.“

Denn der Kardinal denkt, weil die Kirchenbehörden ihn gutheißen, daß er alles glaubt, was einen Katholiken ausmacht. Der Kardinal hat also jedes Gespür für den Widerspruch verloren, und sein Glaube und sein Verstand funktionieren nicht mehr. Wenn aber das höchste Vermögen eines Menschen – sein Verstand – verlorengeht, was bleibt dann noch, um diesen Menschen zu retten? Nur ein Wunder! Nun ist Kardinal Kasper für die heutigen Kirchenmänner typisch. Deshalb ist die Amtskirche erledigt – wenn kein Wunder vom lieben Gott her geschieht.

Kyrie eleison.

Katholische Ausgewogenheit

Katholische Ausgewogenheit on Juni 26, 2010

Letzte Woche begann der „Eleison Kommentar“ mit einem scheinbaren Verständnis für die „Sedisvakantisten,“ welche glauben, daß die Päpste seit Johannes XIII. gar keine Päpste gewesen sind, und er endete mit einem scheinbaren Verständnis für Kardinal Kasper, welcher über die unmaßgebliche Priesterbruderschaft St. Pius X. sich lustig machte. Von mindestens einer Leserin weiß ich, daß sie dies verwirrte, und vermutlich ist sie nicht alleine. Doch es fügt sich alles ein, wenn wir davon ausgehen, daß seit dem Zweiten Vatikanum die katholische Wahrheit von den katholischen Kirchenbehörden getrennt ist.

Nun müßten eigentlich die katholischen Kirchenbehörden immer an die katholische Wahrheit unseres Herrn geschweißt sein, denn es gibt diese menschlichen Behörden ja nur, um die göttliche Wahrheit zu schützen und zu lehren. Aber die protestantischen Irrlehren und die liberale Auflösung der Wahrheit hatten über die Jahrhunderte schließlich ihren Weg so in die Herzen und Köpfe der großen Mehrheit der Konzilsväter gefressen, daß sie auf diesem schrecklichen Konzil (1962 – 1965) die Reinheit der katholischen Wahrheit aufgaben und bis auf den heutigen Tag ihre gesamte katholische Amtsgewalt dazu nutzen, den Katholiken die neue und falsche konziliare Religion des Menschen aufzunötigen.

Daraufhin wurden die Katholiken auf geradezu unvermeidliche Weise sowohl auseinandergerissen als auch innerlich zerrissen. Denn entweder klammerten sie sich an die katholische Wahrheit und gaben in der Folge die katholischen Kirchenbehörden mehr oder weniger auf. Das ist die Lösung der „Sedisvakantisten.“ Und schaut man in erster Linie auf die katholische Wahrheit, so kann man wohl für sie Verständnis haben. Denn gar schrecklich ist der Verrat an der Wahrheit durch die höchsten Kirchenmänner, seit das Konzil begann.

Andere Katholiken klammerten sich dagegen an die katholischen Behörden und gaben in der Folge die katholische Wahrheit mehr oder weniger auf. Das ist die Lösung des Kardinal Kasper. Und schaut man in erster Linie auf die katholische Amtsgewalt, so kann man wohl mit seiner Loyalität zu Benedikt XVI. mitfühlen und sogar das Lächeln des Kardinals verstehen, als er von der Priesterbruderschaft St. Pius X. getadelt wurde, die ganz unmaßgeblich und immer noch praktisch exkommuniziert ist.

Doch Erzbischof Lefebvre wählte einen dritten Weg – zwischen den beiden Extremen, die entweder die Wahrheit oder die Amtsgewalt aufgeben. Sein Weg, dem die Priesterbruderschaft gefolgt ist, bedeutete, an der katholischen Wahrheit festzuhalten, allerdings ohne jedwede Respektlosigkeit gegenüber der kirchlichen Amtsgewalt und ohne pauschalen Zweifel an der Gültigkeit ihrer Behörden. Es ist sicherlich nicht immer leicht, diese Ausgewogenheit zu bewahren. Doch sie hat katholische Früchte auf der ganzen Welt hervorgebracht und einen treuen Rest an Katholiken erhalten, welche seit den 40 Jahren, die wir bisher in der konziliaren Wüste verbrachten (1970 – 2010), dank der Priesterbruderschaft die wahre Lehre und die wahren Sakramente haben.

Vielleicht müssen wir katholischen Schäfchen noch eine Weile verstreut in dieser Wüste ausharren – so lange, wie der Hirte von Rom geschlagen ist (Sacharja 13,7, zitiert durch unseren Herrn im Garten Gethsemane, vergleiche Mt. 26,31). Im heutigen „Gethsemane der Kirche“ müssen wir Verständnis für überhaupt alle Schäfchen haben. Aus diesem Grunde kann ich mit den „Sedisvakantisten“ und sogar mit den Liberalen – bis zu einem gewissen Punkt – mitfühlen. Doch heißt das auf keinen Fall, daß der dritte Weg des Erzbischofs aufgehört habe, der Richtige zu sein.

Möge die Heilige Muttergottes noch lange die kleine Priesterbruderschaft beschützen!

Kyrie eleison.

Lächelnder Kardinal

Lächelnder Kardinal on Juni 19, 2010

Ein jüngstes Lächeln des Kardinal Kasper bestätigt meine langjährige Überzeugung, daß wir trotz des grundlegenden Liberalismus der konziliaren Päpste seit Johannes XXIII. nicht unbedingt bezweifeln müssen, ob sie wirklich Päpste gewesen sind. Eine ganze Reihe ernsthafter und gläubiger Katholiken zweifelt daran, weil sie die Frage stellen, wie wahre Stellvertreter Christi so weit vom katholischen Glauben und von der Kirche Christi abkommen können, wie diese Päpste es getan haben. Tatsächlich ist ein außerordentlich ernsthaftes Problem vorhanden.

Diese Zweifler heißen gewöhnlich „Sedisvakantisten“ und argumentieren folgendermaßen: Wer wie ein Häretiker geht, spricht und – wie die US-Amerikaner sagen – plappert, ist ein Häretiker. Nun schließt ein Häretiker sich allerdings selber aus der Kirche aus. Deswegen haben diese Päpste sich selber aus der Kirche ausgeschlossen und können unmöglich ihre Oberhäupter gewesen sein – denn von welchem Körper kann ein Nichtmitglied das Haupt sein?

Die richtige Antwort lautet nach meinem Dafürhalten allerdings: Die Häresie, die jemanden automatisch aus der einen und einzigen Arche des Heiles verstößt, ist so schwerwiegend, daß, um so eine Häresie verüben zu können, jemand genau wissen und vollständig wollen muß, was er macht. Er muß erkennen, daß er katholische Wahrheiten leugnet, welche von Gottes eigener Autorität durch Seine Kirche definiert worden sind. Anders gesagt muß er erkennen, daß er Gott trotzt. Ohne diese Erkenntnis, welche die Kirche „Hartnäckigkeit“ nennt, mag er zwar göttliche Wahrheiten abstreiten, trotzt jedoch noch nicht Gott und schließt sich deshalb noch nicht selber aus der Kirche aus.

Nun finden allerdings „Sedisvakantisten“ die Idee lächerlich, daß diese Päpste, welche immerhin grundlegend in der Kirchenlehre erzogen worden sind, nicht wüßten, was sie tun, wenn sie solche Ungeheuerlichkeiten aussprechen wie – um nur ein Beispiel zu nennen – Benedikt XVI. über die angeblich weiterhin bestehende Gültigkeit des Alten Bundes. In den früheren Zeiten, als die Kirchenführung noch den rechten Geist besaß, verdeutlichte die Kirche auf folgende Weise einem Häretiker, was er wirklich tut: Die päpstliche Inquisition (Heiliges Offizium) ließ den Häretiker antreten, konfrontierte ihn autoritativ mit seiner Irrlehre und drängte ihn, diese zu widerrufen. Weigerte er sich, dann war seine Hartnäckigkeit allen offenkundig – und der Wolf wurde aus der Herde geworfen. Eine solche Konfrontation benötigt allerdings eine Instanz, um sowohl den Häretiker vorladen als auch dessen Irrtum darlegen zu können. Doch wie sieht es aus, wenn – wie seit dem Zweiten Vatikanum – die höchste kirchliche Instanz selber die Wahrheit nicht mehr vom Irrtum unterscheidet?

Kommen wir auf Kardinal Kasper zurück. Auf einer Pressekonferenz in Paris, die er am 4. Mai 2010 abhielt (wir erwähnten dies in EC 148), sagte er laut Berichten, richtigerweise, daß die Priesterbruderschaft St. Pius X. sich dem Dialog der katholischen Kirche mit anderen christlichen Gemeinschaften, für welchen der Kardinal zuständig ist, standhaft widersetzt. „Sie haben mich als Häretiker angegriffen,“ sagte er mit einem Lächeln.

Er mag wohl lächeln. Denn – bitteschön – kraft welcher Autorität verurteilt die winzige Priesterbruderschaft den ökumenischen Dialog, welcher seit dem Zweiten Vatikanum das Grundprinzip und die Praxis der Weltkirche überhaupt ist – welcher von Benedikt XVI. überall gepredigt wird und wofür der Kardinal der oberste päpstliche Bevollmächtigte ist? Sicherlich bewahrte nur die Nächstenliebe gegenüber den überholten „Traditionalisten“ den gütigen Kardinal davor, in Gelächter auszubrechen.

Vor den Menschen ist die Kirche erledigt. Aber vor Gott nicht.

Kyrie eleison.