Zweites Vatikanum

Konziliarer „Theologe“ – II.

Konziliarer „Theologe“ – II. on Juni 12, 2010

Vor einer Woche legten die „Eleison Kommentare“ die sechs Irrtümer eines der führenden „Theologen“ des Zweiten Vatikanum, Pater Marie-Dominique Chenu, dar. Wir sagten damals dazu, daß im Vergleich zum Original in Si Si No No die Reihenfolge der Irrtümer geändert wurde und daß dies eine eigene Geschichte ergeben werde. Diese Geschichte ist die verheerende Entthronung des Verstandes durch die modernen Zeiten.

In Si Si No No stand der Sentimentalismus an erster Stelle, gefolgt vom Subjektivismus, Historizismus, Anthropozentrismus (die anthropologische Wende), Evolutionismus und Immoralismus. Mit dem Sentimentalismus zu beginnen heißt, mit dem Menschen anzufangen, wie wir ihn heute vorfinden: in seinen Gefühlen schwelgend. Es folgen zwei Beispiele aus hunderten oder sogar tausenden: In der Religion gilt heute: „Gott ist zu lieb, um eine einzige Seele zu verdammen.“ In der Politik gilt: „Es ist nicht patriotisch, zu hinterfragen, wer hinter „9/11“ (11.9.2001) stand.“

Die letzte Ausgabe der „Eleison Kommentare“ sortierte die Irrtümer nicht nach ihrer Unmittelbarkeit, sondern nach ihrer Tiefe. Deswegen steht der Anthropozentrismus, im Sinne von der Abkehr von Gott, an erster Stelle, weil die Abwendung von Gott die Wurzel aller Sünden und Irrtümer ist. Als nächstes folgen die drei den Verstand angreifenden Irrtümer: Subjektivismus, Historizismus und ihre Folge, der Evolutionismus. Denn – und hier kommt der springende Punkt – erst nachdem der rechtmäßige König entthront worden ist, kann der Thronräuber dessen Platz einnehmen. Erst nachdem also der Verstand ausgeschaltet worden ist, können die Gefühle das Steuer übernehmen. An letzter Stelle steht auf beiden Listen der Immoralismus, also die Leugnung vom Guten und Bösen, weil die Unordnung der Seele und des Verstandes immer zur Unordnung des Handelns führt.

Um den natürlichen Vorrang des Verstandes vor den Gefühlen zu begreifen – dieser Vorrang ist vielen modernen Seelen nicht mehr offensichtlich -, gebrauchen wir den Vergleich mit einem Segelschiff. Bei diesem Vergleich verläßt der Kapitän willentlich das Steuerruder, wodurch das Schiff in die Gewalt von Wind und Wellen gerät und letztendlich Schiffbruch erleiden wird. Wenn der Kapitän jedoch das Steuerruder wieder in die Hand nehmen will, gehört es zum Wesen des Steuerruders, dem Kapitän das Steuern zu ermöglichen. Bei guter Ausnutzung von Wind und Wellen wird er so schließlich den Hafen erreichen. Gleichermaßen gilt: Wenn ein Mensch willentlich seinen Verstand ausschaltet, gibt er dadurch seine Seele in die Gewalt von Gefühlen und Leidenschaften, und er treibt in die ewige Hölle hinein. Nichtsdestotrotz gehört es zur Natur seines Verstandes, daß wenn der Mensch ihn wieder einschalten will, dieser ihn zum Himmel zu leiten vermag – so schwierig es für seine Vernunft anfangs gewesen sein mag, seine Leidenschaften und Gefühle zu beherrschen.

Wie kann nun der Mensch seinen Verstand wieder inthronisieren? Indem er sich erneut Gott zuwendet, denn es war überhaupt erst seine Abkehr von Gott, welche zur Entthronung seines Verstandes führte – denn wenn der Mensch sich von Gott abkehren will, so muß er auch bald damit anfangen, seinen Verstand abzubauen. Wie aber wendet ein Mensch sich am einfachsten wieder Gott zu? Indem er mit dem täglichen Beten eines „Ave Maria“ beginnt, nach einer Weile ein paar „Ave Maria“ betet, dann ein Gesätzchen des Rosenkranzes und schließlich fünf Gesätzchen pro Tag. Wenn er das tut, so wird er seinen Verstand wieder in Gang setzen.

Heilige Muttergottes, rette unseren Verstand!

Konziliarer „Theologe“ – I.

Konziliarer „Theologe“ – I. on Juni 5, 2010

Der Zusammenbruch der Masse der katholischen Bischöfe auf dem Zweiten Vatikanum brachte eine unermeßliche Verwüstung über die Seelen auf der ganzen Welt. Wir können nicht oft genug über das grundsätzliche Problem nachdenken, weil es immer noch sehr gegenwärtig ist; tatsächlich ist das Problem heute stärker gegenwärtig als je zuvor. Es droht, alle unsere Seelen in die Hölle hinunterzureißen. In der zweiwöchentlich erscheinenden italienischen Zeitschrift „Si Si No No“ kam letztes Jahr ein Artikel, welcher die Hauptirrtümer eines der Pionier-„Theologen“ des Zweiten Vatikanum zusammenfaßte, des französischen Dominikanerpaters Marie-Dominique Chenu. Seine sechs Irrtümer sind im folgenden zwar recht kurz dargelegt, aber sie zeigen das Kernproblem: Die Einsetzung des Menschen an die Stelle Gottes. (Ich habe die Reihenfolge der Irrtümer geändert, was den Stoff für einen anderen „Eleison Kommentar“ geben wird):

1. Ausrichtung auf den Menschen, als ob Gott an den modernen Menschen angepaßt werden müßte, anstatt der moderne Mensch an Gott. Der Katholizismus hingegen ist stets bemüht, den Menschen an Gott anzupassen und nicht umgekehrt.

2. Unterwerfung der göttlichen Offenbarung unter die modernen Formen des Denkens, beispielsweise Descartes, Kant, Hegel. Es gibt nicht mehr länger eine absolute, objektive Wahrheit. Vielmehr stehen alle religiösen Aussagen nur noch relativ und subjektiv im Raum.

3. Unterwerfung der göttlichen Offenbarung unter die historische Methode, welche besagt, daß jede Wahrheit nur in ihrem historischen Zusammenhang (Kontext) entstanden ist. Es gibt somit keine unveränderliche oder unveränderbare Wahrheit mehr, weil jeder historische Kontext sich änderte oder weiterhin ändert.

4. Glauben an die pantheistische Evolution; das heißt Gott ist nicht mehr länger der Schöpfer, welcher grundsätzlich von der Schöpfung verschieden ist. Gott wird nicht mehr von den Geschöpfen unterschieden, welche durch die Evolution ins Leben treten und durch die Evolution sich laufend verändern.

5. Voranstellen von Gefühlen in den Fragen der Religion; dadurch steht die religiöse Gefühlserfahrung über dem übernatürlichen Glauben im Verstande oder über der übernatürlichen Liebe im Willen.

6. Abstreiten des Unterschiedes zwischen Gut und Böse durch die Behauptung, daß das bloße Dasein einer menschlicher Handlung diese gut macht. Es stimmt zwar, daß jede ausgeführte menschliche Handlung die Güte des Seins besitzt, doch hat sie nur dann die moralische Güte, wenn sie auf ihr Ziel ausgerichtet ist, das schließlich Gott ist. Nicht auf Gott ausgerichtete menschliche Handlungen sind hingegen moralisch schlecht.

Die sechs Irrtümer sind natürlich miteinander verbunden. Wenn (cf. 1) die Religion auf mich ausgerichtet sein muß, dann (cf. 2 & 3) habe ich meinen Verstand von der Wirklichkeit zu trennen, weil dort die Religion auf Gott ausgerichtet ist. Ist so der Verstand erst verkrüppelt, dann (cf. 4) „gibt es nichts, außer was es nicht gibt,“ alles ist der Evolution unterworfen und (cf. 5) die Gefühle übernehmen das Ruder (somit wird durch die Schuld der Männer die Religion feminisiert, weil Gefühle das Vorrecht der Frauen sind). Wenn schließlich Gefühle die Wahrheit ersetzen, (cf. 6) bricht die Moral zusammen.

Die Dokumente des Zweiten Vatikanums enthalten diese Irrtümer mehr implizit als ausdrücklich oder explizit. Denn diese Irrtümer galt es zu verschleiern, damit die Masse der am Konzil teilnehmenden katholischen Bischöfe, welche aber noch nicht auf dem „neuen Stand“ des modernen Denkens waren, für die Konzilsdokumente stimmten. Allerdings repräsentieren diese Irrtümer den auf dem „neuesten Stand“ befindenden „Geist des Zweiten Vatikanum,“ welcher dem eigentlichen Ziel der Konzilslenker entspricht. Deswegen schreitet die offizielle Kirche seit 45 Jahren auf dem Weg der Selbstzerstörung voran: von 1965 bis 2010. Wieviele Jahre noch?

Kyrie eleison.

Bedrängte Eltern

Bedrängte Eltern on Mai 8, 2010

Die Worte der ehrwürdigen Schwester aus den „Eleison Kommentaren“ von letzter Woche bleiben mir in Erinnerung: „Die Welt umfängt unsere Mädchen sehr stark.“ Nach nur drei Jahren ist „die Veränderung der Einstellung unserer Mädchen (.) auffällig. Wir müssen uns sehr anstrengen, um die Prinzipien und die Moral aufrechtzuerhalten.“ Nun wird allerdings die Welt ihren Druck auf die Mädchen nicht verringern, ganz im Gegenteil. Somit hat entweder unser katholischer Glaube aufgehört, „unser Sieg über die Welt“ zu sein (1. Johannes 5,4), oder die Worte der Schwester sind ein rotes Blinklicht zu unser aller Ermahnung, unseren Glauben zu beleben – oder sollte es so sein, daß die katholische Tradition erneut gesiebt werden muß?

Wenn in dem Verhältnis von Schule und Elternhaus die Schule für ungefähr zwei Siebtel der Entwicklung eines Kindes verantwortlich ist, dann trägt das Zuhause für wenigstens fünf Siebtel die Verantwortung. Wie wir letzte Woche hier nahelegten, wäre es ein grundlegender Fehler der Eltern, anzunehmen, daß ihre Pflicht erfüllt sei, wenn sie die Kinder einer guten Schule anvertraut haben. Die Hauptverantwortung an der Entwicklung von Kindern liegt schon immer beim Zuhause. Von ihrer eigenen Verantwortlichkeit wird die Schwester sicherlich nichts den Eltern aufbürden wollen, aber andererseits muß ihre hauptsächliche Hoffnung – nach der Barmherzigkeit Gottes – ja auf guten Elternhäusern ruhen.

Nun muß heute sicherlich jeder vernünftige Mensch Mitleid mit den Eltern haben. Beispielsweise ist der Vater der Auszehrung preisgegeben durch Berufspendeln, durch unbefriedigende Arbeit und durch einen anti-katholischen Arbeitsplatz. Gleichzeitig ist die Mutter der Erschöpfung preisgegeben durch die Anzahl von Kindern, welche Gott schenken kann – wenn sie und ihr Mann die katholischen Ehegebote befolgen -, durch Heimschulunterricht, wenn die externen Schulen zu verdorben sind, durch Arbeit außerhalb und innerhalb des Heimes, wenn z.B. eine unverdorbene externe Schule teuer ist, und durch die Verachtung der Menschen, wenn die Mutter daheim bleibt. In jedem dieser schlimmsten anzunehmenden Fälle erwartet Gott von niemandem, das Unmögliche zu leisten. Aber er erwartet schon von uns, unser Kreuz zu tragen und das Mögliche zu tun.

Ihr Väter, handelt Ihr wie ein männliches – nicht tyrannisches! – Oberhaupt der Familie? Stellt Ihr Eure Familie über das Geld, oder das Geld über die Familie? Gebt Ihr Euren Töchtern das gute Beispiel vor, ihre Mutter zu lieben und zu unterstützen? Hört Ihr Eure Ehefrau auch an? Ermutigt Ihr sie etwa, sich zu Eurem Vergnügen in einer Weise anzuziehen und zu verhalten, daß es Euren Töchtern nur als schlechtes Beispiel dienen kann? Nehmt Ihr Euch Zeit für Eure Töchter? Laßt Ihr ihnen jene weise Aufmerksamkeit und Sorgfalt angedeihen, welche sie so dringend von ihrem Vater brauchen? Ihr Mütter, nur eine einzige Frage: Gebt Ihr Euren Töchtern ein Vorbild an Achtung und Gehorsam gegenüber ihrem Vater (auch wenn er es vielleicht nicht immer verdient), oder benutzt Ihr Euer Mundwerk, um ihn vor den Kindern kleinzumachen? Seid Ihr beide ein Vorbild in der Ehrerweisung gegenüber dem Priester?

Eine letzte Frage an die Väter und Mütter: Habt Ihr jemals den katholischen Eltern von Kindern zu Zeiten des Zweiten Vatikanum zugehört, welche bei der Entwicklung ihrer Kinder schliefen, zu spät aufwachten und heute nur noch Tränen wegen des Lebenswandels ihrer Kinder vergießen können,die außerhalb des wahren Glaubens leben und in diesem Zustand zu sterben bereit sind? Werfen Sie den Fernseher hinaus! Liebe Mitbrüder im Priestertum, liebe Schwestern, fürchten wir uns nicht davor, uns unpopulär zu machen! Und hüten wir uns davor, daß unsere katholische Tradition so lauschig wird, daß der Herrgott zu unserem eigenen Wohl uns irgendwie die Strafe vom Zweiten Vatikanum wiederholen lassen muß!

Kyrie eleison.

Päpstlicher Irrtum – II.

Päpstlicher Irrtum – II. on Februar 6, 2010

Bischof Tissier de Mallerais von der Priesterbruderschaft St. Pius X. hat vor ein paar Jahren über die Glaubenslehre von Papst Benedikt XVI. eine wertvolle 100seitige Abhandlung veröffentlicht, namens: „Der Glaube, gefährdet durch die Vernunft.“ Das französische Original erscheint jetzt in einer englischen Übersetzung (siehe truerestoration.blogspot.com ). Der Titel sagt alles: Bischof Tissiers These lautet, daß Benedikt XVI. der menschlichen Vernunft erlaubt, den katholischen Glauben zu verderben. Lassen Sie mich aus dem bischöflichen Schlußteil einen Absatz umschreiben, welcher des Pudels Kern trifft:

„Benedikt XVI. fordert häufig eine „Hermeneutik der Kontinuität“ und meint damit die Auslegung des Zweiten Vatikanum und der katholischen Tradition auf solche Weise, daß zwischen beiden kein Bruch, sondern eine Kontinuität erscheine. Nach dem Studium der Lehren des Papstes ist es mir klar geworden, daß diese Auslegung (Hermeneutik) viel weiter geht, als ich ursprünglich angenommen hatte. Sie meint nicht nur eine neue Lesart für die Begriffe Glaube und Vernunft, sondern eine Wieder- Geburt der beiden, was für die Gedanken des Papstes von universeller Anwendung sein soll: Erstens müssen Glaube und Vernunft sich gegenseitig reinigen: Die Vernunft wird den Glauben vor dem Abgleiten in die Intoleranz bewahren, während der Glaube die blinde Unabhängigkeit der Vernunft heilen wird. Zweitens müssen sie sich gegenseitig regenerieren: Die Vernunft wird den Glauben um das liberale Denken der Aufklärung bereichern, während der neu und passend für die moderne Zeit ausgedrückte Glaube sich von der Vernunft wird anhören lassen. Dieses Verfahren ist konsequent auf alle Religionen und alle Denksysteme anzuwenden. Dadurch werden, ohne den Menschen ein bestimmtes Wertesystem aufzuerlegen, jene Werte gestärkt, die die Welt am Laufen halten.“

Beachten Sie erstens, wie Bischof Tissier nach eigenem Bekunden die Breite und Tiefe der päpstlichen Vision ursprünglich unterschätzt hatte. Treu zur Tradition stehende Katholiken wissen, daß die konziliare Vereinigung des Glaubens mit der Moderne – besonders der oben von mir unterstrichene Satz – falsch ist und die Kirche zerstört. Doch sie müssen auch erkennen, daß diese Vereinigung intelligent, selbst wenn irregeführt, ausgedacht ist und mit Überzeugung vertreten wird. Benedikt XVI. glaubt zutiefst sowohl an die alte Weise zu glauben, als auch an die moderne Weise zu denken. Er ist überzeugt davon, daß seine Methode, scheinbare Probleme zu lösen, fähig ist, alle Menschen zusammenzubringen. Diese „Lösung“ treibt sein gesamtes Wirken als Papst an.

Doch oh weh! Wir können den Satz „2 + 2 = 4“ mit dem Satz „2 + 2 = 5“ nicht dadurch in Einklang bringen, indem wir sagen: vier ist „mehr oder weniger als viereinhalb,“ während fünf „ mehr oder weniger als viereinhalb“ ist. Denn vier Äpfel bleiben nun einmal hartnäckig vier Äpfel, während fünf Orangen beharrlich fünf Orangen bleiben. Entsprechend kann der wahre Glaube zwar den Irrenden tolerieren, nicht aber den Irrtum. Gleichfalls mag das moderne Denken selber zu „sehen“ wünschen – doch solange es modern sein will, besteht es in der Tat darauf, seine eigenen Augen auszureißen, die Augen des Geistes (Kant). An jeder Stelle zeigt Bischof Tissier, daß der ewige, von Gott geoffenbarte Glaube unvereinbar mit dem modernen, vom Menschen erfundenen Denken ist, denn dieses ist so angelegt, entweder Gott oder wenigstens seine Ansprüche an den Menschen (Religionsfreiheit) auszuschließen.

Danke, Eure Exzellenz! Denn so entzückend die Perspektive des Papstes nach „Frieden in unserer Zeit“ auch sein mag, so führt uns doch nicht die Entzückung in den Himmel, sondern die Wahrheit in Liebe.

Kyrie eleison.

Päpstlicher Irrtum – I.

Päpstlicher Irrtum – I. on Januar 30, 2010

Als Papst Benedikt XVI. vor zwei Wochen über die Beziehungen zwischen dem Rom des Zweiten Vatikanum und der Priesterbruderschaft St. Pius X. sprach, wurde einmal mehr deutlich, wie feingesponnen und schwerwiegend der konziliare Irrtum ist. Der Papst hielt die Rede am 15. Januar 2010 auf einer Plenarsitzung der römischen Kongregation für die Glaubenslehre (früher das Heilige Offizium genannt). Von den zwölf Absätzen der päpstlichen Rede sollten die ersten drei vollständig zitiert werden, doch muß aus Platzmangel eine möglichst getreue Zusammenfassung genügen:

1) Ihre Kongregation nimmt am besonderen Dienste des Papstes teil, die Einheit der Kirche durch die Wahrung der katholischen Lehre zu gewährleisten. Diese Einheit der Kirche hängt von der Einheit im Glauben ab, dessen erster Verteidiger der Papst ist. Seine oberste Aufgabe besteht darin, die Brüder im Glauben zu stärken und unter ihnen die Einheit zu wahren. 2) Ihr Lehramt beinhaltet – wie das des Papstes – den Gehorsam gegenüber dem Glauben, so daß es nur eine Herde unter dem einen Hirten gebe. 3) Zu allen Zeiten muß die Kirche die Christen dazu bewegen, gemeinsam den Glauben zu bekennen. „In diesem Sinne vertraue ich besonders auf Ihren Einsatz, die verbleibenden Lehrprobleme zu beseitigen, welche die Priesterbruderschaft daran hindern, die volle Gemeinschaft mit der Kirche zu erreichen.“

Das Problem an dieser Stelle reicht allerdings viel weiter als nur die Frage, ob die Priesterbruderschaft nun in „voller Gemeinschaft mit der Kirche“ sei. Das eigentliche Problem ist das Verhältnis zwischen der Einheit und dem Glauben der Kirche. In Wirklichkeit hängt die katholische Einheit im wesentlichen vom katholischen Glauben ab. An erster Stelle macht der Glaube das Wesen des Katholiken aus: Dort, wo kein katholischer Glaube vorhanden ist, kann es keine Katholiken geben, die eine Einheit bildeten. Dort jedoch, wo dieser katholische Glaube überhaupt existiert, ist die wesentliche Grundlage für die katholische Einheit gegeben. Nun sagt der Papst zwar (1), daß „tatsächlich die Einheit in erster Linie aus der Einheit im Glauben besteht,“ aber er verbindet die Einheit und den Glauben allgemein so (1, 2, 3), als ob beide Größen auf der gleichen Stufe stünden, und beinahe entsteht der Eindruck, als ob beide von einander abhingen. In Wirklichkeit beruht die echte Einheit vollständig auf dem wahren Glauben. Doch der Papst kommt zu der von uns vollständig zitierten Schlußfolgerung (3), wo er anscheinend seine Kongregation anweist, sie solle um der Einheit zwischen Rom und der Priesterbruderschaft willen die Glaubensprobleme zu überwinden suchen.

Nun besteht allerdings die Pflicht des Stellvertreters Christi nicht darin, Rom und die Priesterbruderschaft um jeden Preis – sozusagen – zu vereinen, sondern sie im katholischen von Jesus Christus geoffenbarten Glauben zusammenzubringen. Wenn ein Unterschied in der Glaubenslehre zwischen Rom und der Priesterbruderschaft existiert (diesen Unterschied gibt es und er ist riesig!), dann ist die wichtigste Aufgabe des Papstes, eindeutig zu prüfen, wer von beiden Gruppen den katholischen Glauben wirklich besitzt. Dann muß der Papst die gesamte Kirche um jene Gruppe sammeln, die den katholischen Glauben hat, auch wenn das die arme winzige Priesterbruderschaft sein sollte! Ja, sie ist winzig und arm, weil sie abgesehen von ihrem katholischen Glauben ganz unbedeutend ist.

Ach, Benedikt XVI. ist mehr konziliar als katholisch eingestellt! Nun aber hat das Konzil den Menschen über Gott gestellt und deswegen im Namen der ökumenischen Einheit der Menschen die geoffenbarte Lehre Gottes, den Glauben der Kirche, fortwährend untergraben. Deshalb ist Benedikt XVI. unfähig zu begreifen – außer durch ein Wunder -, was die nach der wahren Glaubenslehre ausgerichtete Haltung der Priesterbruderschaft wirklich bedeutet. Doch wieviele Katholiken sind dagegen gefeit, vom sanften und freundlichen Übergang des Papstes von viel Wahrheit (1, 2) zur Unterhöhlung der Wahrheit (3) getäuscht zu werden? Nur wenige! Der Irrtum ist so schwerwiegend, wie er fein ersonnen und ausgedrückt ist! Wir müssen für das erwähnte Wunder beten.

Kyrie eleison.

Angst um Weihnachten

Angst um Weihnachten on Dezember 26, 2009

Einmal mehr ist der Weihnachtsfeiertag gekommen und wieder vergangen. Er erinnert uns an die große Freude, die unser Herrgott durch seine Menschwerdung und Geburt der gesamten Welt machte; insbesondere jedoch seiner Mutter. Denn schließlich hält sie ihn fest in ihren Armen, wo sie einerseits wie jede menschliche Mutter sich zu ihm neigt, und wo sie ihn anderseits gleichzeitig als ihren Gott anbetet. Ach, wer auch nur die leiseste Ahnung von Religion besitzt, wird sicherlich darüber jammern, daß unsere Welt zwar diese von Gott geschenkte Freude mitzunehmen versucht, aber größtenteils den dahinterstehenden Gott vergißt.

In dieser Hinsicht erinnert die Freude am heutigen Weihnachten an das Grinsen der „Grinsekatze“ von Alice, vor allem in kapitalistischen Ländern (aber Papst Pius XI. stellte schon 1931 fest, daß der Kapitalismus sich auf die ganze Welt ausdehnt: „Quadragesimo Anno,“ S.103–104). Die Leser von „Alice im Wunderland“ werden sich erinnern, wie das Grinsen der Katze immer noch gesehen werden konnte, selbst wenn die Grinsekatze selber verschwunden war. Die Substanz mag verschwinden, aber ihre Wirkung kann noch nachklingen – jedenfalls für eine Weile. Dem Glauben an das göttliche Christkind wird die ganze Zeit der Garaus gemacht, vor allem wegen des Zweiten Vatikanischen Konzils, doch die Freude an Weihnachten klingt noch nach. Zum Teil liegt dieses Nachklingen daran, daß Gott in seiner großen Güte zu jedem Jahrestag der Geburt seines Sohnes eine Fülle von Gnaden über die Menschen ausgießt, und auf diese Gnaden reagieren viele Menschen mit etwas mehr Freundlichkeit als während des restlichen Jahres. Zum anderen Teil liegt dieses Nachklingen aber auch daran, daß Freude einfach die Menschen erfreut – dies ist allerdings nicht so zuverlässig.

Denn in dem Maße, wie die wahre Anbetung Gottes verschwindet – und mit ihr jedes wahre Verständnis für die Bedeutung des Kommens des Erlösers, das für unseren Eintritt in den Himmel unbedingt notwendig war – wird auch die Freude an Weihnachten auf die Kommerzialisierung und die Zecherei reduziert, wie wir sie alle kennen. Das Grinsen kann die Grinsekatze nicht unbegrenzt überdauern. Sogar die nettesten „NIG“ (Nette Innere Gefühle) halten ohne ihre Objekt nicht endlos an. Wenn Jesus Christus nicht Gott ist, geschweige denn der eine und einzige Erlöser der Menschheit, wieso sollten wir dann uns über seine Geburt erfreuen? Zwar haben wir sehr gerne unsere „NIG,“ aber wenn sie nur auf sich selber beruhen, werden sie früher oder später wie Seifenblasen platzen und nur den bitteren Nachgeschmack der Enttäuschung hinterlassen. Wir können es gerne haben, uns weihnachtlich zu fühlen; doch wenn wir uns nur nach diesen Gefühlen ausrichten, anstatt dem ihnen zugrundeliegenden Objekt, so steuern wir auf irgendwelchen „Gefühlskollaps“ zu.

Es geht um den Unterschied zwischen Gefühl und Gefühlsduselei. Der Heiland war voller Gefühle, als er zum Beispiel die Witwe von Naim traf, wie sie über das Zugrabetragen ihres einzigen Sohnes aufgelöst war (Lukas VII, 11–15). Doch unser Herr zeigte keine Spur von Gefühlsduselei oder Rührseligkeit (auch nicht, behaupte ich, in Valtortas „Der Gottmensch“), weil seine Gefühle niemals um ihrer selbst Willen aufkommen. Die Gefühle des Heilandes kamen immer wegen eines äußerlichen Objektes auf; zum Beispiel wegen des Kummers der erwähnten Witwe, welcher ihm lebhaft die Trostlosigkeit vor Augen führte, die seine eigene Mutter bei seinem eigenen Zugrabetragen erfahren sollte.

Der Subjektivismus ist die Seuche unserer modernen Zeit: Der Mensch sperrt die objektive Wirklichkeit aus, damit er alles so neuordnen kann, wie es ihm subjektiv in seinem Inneren gefällt. Dieser Subjektivismus ist der Wesenskern des Neo-Modernismus, welcher zur Zeit die Kirche verwüstet. Der Subjektivismus trennt das Denken von seinem äußeren Objekt ab und erzeugt so notwendigerweise Gefühlsduselei im Herzen, weil er dem Herzen jedwedes äußere Objekt wegnimmt, von dem allein echte Gefühle erweckt werden. Das kapitalistische Weihnachten wird schlußendlich durch die Gefühlssucht ausgehöhlt. Entweder kehren die Menschen zum wahren Gott, zu unserem Herrn Jesus Christus zurück, und zur wahren Bedeutung seiner Geburt, oder das Platzen einiger ihrer nettesten „NIG“ – der „weihnachtlichen NIG“ – liefert dem Wenigen, was von der „Westlichen Zivilisation“ noch übrig ist, einen weiteren Grund für selbstmörderische Bitterkeit.