Zweites Vatikanum

40jähriges Jubiläum

40jähriges Jubiläum on November 6, 2010

Der vergangene Montag bot die Gelegenheit zu großer Dankbarkeit, allerdings verbunden mit einer gewissen Achtsamkeit. Es war der 40. Jahrestag der Gründung der Priesterbruderschaft St. Pius X.: Damals gab Bischof Charrière von Genf, Lausanne und Freiburg im Namen der Kirche seine offizielle Zustimmung zur Gesellschaftssatzung, welche ihm Erzbischof Lefebvre einige Monate zuvor unterbreitet hatte.

Wer heute inmitten der weichen globalen Apostasie am katholischen Glauben festhalten und auf ihn ausgerichtet leben möchte, kennt den Grund dieser Dankbarkeit gut. Seit dem Zweiten Vatikanum ist die Amtskirche in einem Zustand des Zusammenbruchs – in einem fortdauernden, weil die führenden Kirchenmänner die konziliaren Neuerungen umklammern, durch welche der Mensch an die Stelle Gottes gesetzt wird. Daher wird das katholische Volk weiterhin in die Irre geführt und die pyramidenförmige Struktur der Kirche Gottes zerfällt von oben bis unten.

Es war deswegen ein erstes Wunder, daß ein frommer, „pyramidenförmig“ gesinnter Kirchenmann die Notwendigkeit erkannte, inmitten der einstürzenden Ruinen der Hauptpyramide eine entgegenwirkende kleine Pyramide zu errichten. Ein zweites Wunder bestand darin, daß diesem Kirchenmann trotz des päpstlichen Gewichtes der zusammenfallenden Hauptpyramide die Errichtung der kleinen Pyramide gelang. Ein drittes Wunder ist schließlich, daß die Nachfolger des Erzbischofs nach dessen Tod diese kleine Pyramide 20 Jahre lang aufrechterhalten haben. Nun hat zwar die Priesterbruderschaft gewiß kein Monopol auf die Glaubensverteidigung – Gott bewahre! –, aber sie ist stets das Rückgrat dieser Verteidigung gewesen. Wir schulden dem lieben Gott unermeßlichen Dank für Seine Güte gegenüber allen, die das Geschenk in Form der Priesterbruderschaft begreifen.

Allerdings müssen wir auch Achtsamkeit walten lassen. Ich erinnere mich gut an Hochwürden Barrielle (1897 – 1983), den Spiritual gleich zu Beginn des ersten Priesterseminars der Bruderschaft in Ecône, Schweiz. Er zitierte häufig seinen geliebten Meister, Hochwürden Vallet (1883 – 1947), der auf großartige Weise die geistigen Exerzitien des heiligen Ignatius predigte und daraus seine Fünf-Tage-Variante formte – eine Form, welche durch Hw. Barrielle sehr segensreich auf die Seelen der Priesterbruderschaft in der ganzen Welt wirkte. Hw. Vallet hatte diese Exerzitien und ihre Geschichte tiefgreifend studiert. Dabei hatte er beobachtet, daß wenn ein Orden gegründet wurde, der diese Exerzitien bevorzugt predigte und dies erfolgreich tat, so trat nach einer gewissen Zeitspanne der Teufel auf den Plan und zerstreute, verwirrte oder zerstörte ebendiesen Orden. Um welchen Zeitraum handelt es sich dabei laut Hw. Vallet, wie von Hw. Barielle berichtet? Um vierzig Jahre!

Nun ist das Predigen dieser Exerzitien nicht das einzige Apostolat der Priesterbruderschaft St. Pius X. Kann sie also hoffen, der gebündelten Aufmerksamkeit des Teufels zu entgehen? Im Gegenteil! Wenn diese kleine Pyramide tatsächlich das Rückgrat der Glaubensverteidigung inmitten der Ruinen der zusammenbrechenden Kirche ist, dann steht die Bruderschaft direkt im Visier des Teufels! Davor müssen wir alle uns in Acht nehmen. Wegen der Pyramidenstruktur der Kirche schließen wir im besonderen die Führung der Priesterbruderschaft in unser beständiges Gebet ein.

Kyrie eleison.

Aufzuschiebende Verurteilung

Aufzuschiebende Verurteilung on Oktober 30, 2010

Nachdem einige „Eleison Kommentare“ die Bedeutung der Doktrin, also der Glaubenslehre, herausgestrichen hatten (EC 162, 165 – 167, 169), fragte ein Leser, ob es nicht doch klüger sei, die Verurteilung des Vatikanum II aufzuschieben. Als Begründung gab er an, daß weder die offiziellen Vertreter der Kirche in Rom, noch die Mehrheit der Katholiken die Konzilsdoktrin so schlimm ansehen, wie die Priesterbruderschaft St. Pius X. in Nachfolge von Erzbischof Lefebvre sie einstuft. Doch genaugenommen ist das Konzil sogar noch viel schlimmer.

Das dogmatische Problem der Konzilsdokumente liegt nicht hauptsächlich darin, daß sie direkt und eindeutig häretisch sind. Tatsächlich kann ihr „Buchstabe“ im Gegensatz zu ihrem „Geist“ katholisch erscheinen. Das geht soweit, daß der unmittelbar an allen vier Konzilssitzungen teilnehmende Erzbischof Lefebvre alle Dokumente unterzeichnete – bis auf die letzten und schlimmsten zwei Dokumente: „Gaudium et Spes“ und „Dignitatis Humanae“ („Freude und Hoffnung“ & „Über die Religionsfreiheit“). Allerdings ist dieser „Buchstabe“ der Konzilsdokumente auf raffinierte Weise mit dem „Geist“ jener neuen und auf den Mensch ausgerichteten Religion verseucht, zu welcher die Konzilsväter neigten und welche die Kirche seither verdirbt. Könnte der Erzbischof heute noch einmal über die 16 Konzilsdokumente abstimmen, so kann man sich vorstellen, daß er durch die „Weisheit des Nachhineins“ für kein einziges Dokument mehr stimmen würde.

Die Konzilsdokumente sind also mehrdeutig: äußerlich zu einem großen Teil katholisch auslegbar, aber innerlich vom Modernismus vergiftet. Wie wir jedoch wissen, hat der hl. Papst Pius X. in seinem Lehrschreiben „Pascendi“ den Modernismus als die schlimmste aller von der Kirche verurteilten Häresien bezeichnet. Wenn nun beispielsweise „konservative“ Katholiken aus „Treue“ zur Kirche diese Dokumente verteidigen, was konservieren sie dann genau? Sie konservieren das Gift dieser Dokumente und ihre tödliche Wirkung, den katholischen Glauben von Millionen Seelen zu verderben, so daß diese Seelen den Weg in die ewige Verdammnis einschlagen.

Der Vorgang erinnert mich an einen alliierten Geleitzug im Zweiten Weltkrieg, der mit wichtigem Nachschub für die Alliierten beladen den Atlantik überquerte. Einem U-Boot gelang es, inmitten des Verteidigungsgürtels der Schiffe auf Periskoptiefe aufzutauchen, was ihm ermöglichte, ein Schiff nach dem anderen zu torpedieren. Denn die alliierten Zerstörer suchten das U-Boot immer nur außerhalb des Verteidigungsgürtels, weil sie sich einfach nicht vorstellen konnten, daß es in ihrer Mitte sein könnte! Übertragen wir dieses Bild eines gefährlichen U-Bootes: Der Teufel sitzt in der Mitte der Konzilsdokumente und torpediert von dort aus das ewige Heil von Millionen von Seelen, weil er so gut mitten in diesen Dokumenten des Vatikanum II. verborgen ist.

Stellen wir uns nun einen Matrosen auf einem dieser Handelsschiffe im Konvoi vor, der mit scharfem Blick das verräterische Kielwasser des U-Boot-Schnorchels bemerkt. Er schreit: „U-Boot mitten unter uns!“ – doch niemand nimmt ihn ernst. Soll er nun warten und schweigen, oder müßte er nicht vielmehr Zeter und Mordio schreien und solange damit fortfahren, bis endlich der Kapitän kommt und die tödliche Gefahr erkennt?

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. muß wegen des Zweiten Vatikanum unaufhörlich schreien, weil Millionen von Seelen unablässig in tödlicher Gefahr sind. Um diese Gefahr zu erkennen – die zugegebenermaßen in der Theorie nicht ganz einfach zu erfassen ist –, lesen Sie am besten das profunde Buch über die Konzilsdokumente von Hochwürden Alvaro Calderon: „Prometeo: La Religion del Hombre“ (zu deutsch: „Prometheus: Die Religion des Menschen“).

Kyrie eleison.

Innerliche Höhle

Innerliche Höhle on Oktober 23, 2010

Als ich vor kurzem in der römischen Provinz die Höhle des Hl. Benedikt in Subiaco besuchte, kam mir ein lateinischer Paarreim in den Sinn, welcher gleich vier Gründer von großen religiösen Orden in der Kirche behandelt. Die zwei Zeilen decken einerseits drei Viertel der gesamten Kirchengeschichte ab und deuten andererseits an, warum so viele katholische Seelen den Eindruck haben, ihr Glaube hänge heute nur noch an einem seidenen Faden.

Die Zeilen lauten:

Bernardus valles, colles Benedictus amabat,

Oppida Franciscus, magnas Ignatius urbes.

Auf deutsch:

Bernhard liebte die Täler, und Benedikt die Hügel,

Franziskus die Dörfer, und Ignatius die Großstädte.

Ordnen wir die durch das lateinische Versmaß ein bißchen verstellte Reihenfolge chronologisch an: Der Hl. Benedikt (480–547) suchte Gott in den Bergen (Subiaco, Monte Cassino); die vom Hl. Bernhard (1090–1153) belebten Zisterzienser kamen in die Täler herunter (insbesondere bei Clairvaux); der Hl. Franziskus wirkte inmitten der kleineren Städte seiner Zeit, während die Jesuiten des Hl. Ignatius (1491–1556) das Apostolat für die moderne Stadt neu formten. In gewisser Weise rächte sich die moderne Stadt an ihnen, indem die Jesuiten mit den Dominikanern den Kirchenzusammenbruch durch das Vatikanum II. anführten (z.B. de Lubac und Rahner, S.J.; Congar und Schillebeeckx, O.P).

Denn ist nicht bereits die Bewegung von den Hügeln hin zu den Städten eine Abwendung vom Alleinsein mit Gott hin zum Dasein nur mit den Menschen? Die Industrialisierung und das Automobil machen die moderne Stadt mit ihrem weichen Leben erst möglich; doch gleichzeitig erzeugen sie dadurch ein Alltagsumfeld, das immer künstlicher und somit abgeschnittener von der Natur Gottes wird. Mit dem materiellen Wohlstand wachsen die geistlichen Schwierigkeiten. In Wirklichkeit wird das Großstadtleben inzwischen so unmenschlich, daß der liberale Todeswunsch jeden Augenblick den Dritten Weltkrieg auslösen könnte, welcher das uns bekannte städtische und vorstädtische Leben umstürzen wird. Wie also kann ein Katholik, der aus vielen Gründen nicht zu den Bergen Zuflucht nehmen kann, außer Reichweite von psychiatrischen Anstalten bleiben?

Es gibt eine logische Antwort: Der Katholik muß in sich selbst, in einer Art innerlicher Höhle, mit Gott leben, während der Weltwahn draußen vorbeirast. Der Katholik muß sein Herz in eine Einsiedlerklause umformen und mindestens sein Heim, wenn möglich, in eine Art Heiligtum verwandeln – unter Wahrung der natürlichen Familienbedürfnisse. Das bedeutet nicht, in einer unwirklichen Eigenbrödlerwelt zu leben, sondern in der realen inneren Welt mit Gott, im Gegensatz zur äußeren Wahnwelt des Teufels, die uns von allen Seiten bedrängt.

Auf ähnliche Weise hat die Neukirche seit dem Zweiten Vatikanum zahllose Klöster und Ordenshäuser geschlossen, womit weniger Raum für Seelen bleibt, die einen inneren Ruf Gottes zu hören vermeinen. Führt Er sie in eine Sackgasse, oder hat Er sie im Stich gelassen? Oder beruft Er sie nicht eher dazu, ein inneres religiöses Leben zu führen, ihre Zwergwohnung inmitten der Riesenstadt in eine Einsiedelei zu verwandeln und aus ihrem gottlosen Bürogebäude ein Feld des Apostolates zu machen, mittels Gebet, Nächstenliebe und gutem Beispiel? Unsere Welt braucht dringend katholische Seelen, die ihren inneren Frieden und ihre innere Stille mit Gott nach außen strahlen.

Kyrie eleison.

Unterschätzte Doktrin

Unterschätzte Doktrin on September 25, 2010

Der Herausgeber der meistens durchdachten US-Zeitschrift „Kulturkampf“ („Culture Wars“), Herr E. Michael Jones, tadelte mich kürzlich – und die Priesterbruderschaft St. Pius X. als Ganzes – dafür, daß wir uns absichtlich von der regulären katholischen Kirche trennen. Lassen Sie mich möglichst kurz und getreu die Argumente von Herrn Jones zusammenfassen; die wichtigsten Punkte sind für eine leichter verständliche Antwort mit Großbuchstaben markiert:

Seine Hauptaussage lautet, daß das Problem des Zweiten Vatikanum nicht lehrmäßiger Natur sei: „(A) Die Konzilsdokumente selber sind nicht verantwortlich für die seither im Namen des „Geistes des Konzils“ erfolgenden Verrücktheiten. Zwar sind die Dokumente bisweilen mehrdeutig, aber (B) weil Gott immer bei seiner Kirche ist, kann (C) auch nur etwas Katholisches die Zustimmung der versammelten Bischöfe der Welt erhalten, wie auf dem Zweiten Vatikanum geschehen. (D) Aus diesem Grund kann und muß es genügen, die Mehrdeutigkeiten der Konzilsdokumente im Lichte der Tradition auszulegen, wie Erzbischof Lefebvre selber einmal vorgeschlagen hat.

„Daher (E) ist das Zweite Vatikanum traditionell katholisch, und die Schwierigkeiten zwischen Rom und der Bruderschaft können nicht lehrmäßiger Natur sein. Somit (F) liegt das tatsächliche Problem der Priesterbruderschaft darin, die Gemeinschaft mit Rom aus Angst vor Verseuchung zu verweigern – eine Folge (G) ihrer schismatischen Lieblosigkeit. (H) Die daraus resultierende Schuld vertuschen sie durch die Unterstellung, daß ein beispielloser Notstand in der Kirche herrsche, welcher durch die Anti-Doktrin des Zweiten Vatikanums hervorgerufen worden sei. (I) Die Bruderschaft sagt somit, daß die Kirche in ihrem Auftrage versagt habe und die Priesterbruderschaft die Kirche sei. Was für ein Unsinn! Ihr Bischöfe der Bruderschaft: Überschreibt Euch endlich an Rom!“

Meine Antwort: Die Problematik des Zweiten Vatikanum ist grundsätzlich ein Problem der Glaubenslehre. (A) Die Konzilsdokumente selber – Gott sei es geklagt! – sind sehr wohl verantwortlich für den „Geist des Konzils“ und seine verrückten Folgen. Ebendiese – von Jones erkannte! – Zweideutigkeit der Dokumente setzte diesen ganzen Wahnsinn überhaupt erst frei. (B) Tatsächlich ist Gott stets mit seiner Kirche, aber er überläßt es dem freien Willen seiner Kirchenmänner, ob sie ihr großen Schaden zufügen – wenn auch niemals unbehebbaren Schaden; vergleiche Lukas 18,8. (C) „Auf diese Weise ließ Gott in der schrecklichen arianischen Krise im vierten Jahrhundert den Großteil der katholischen Bischöfe fallen.“ Was damals geschah, geschieht heute wieder – nur noch schlimmer. (D) In einem frühen Stadium des nachkonziliaren Kampfes um die Tradition mag es so ausgesehen haben, als ob man das Zweite Vatikanum im Lichte der Tradition auslegen könne, aber dieser Punkt ist längst überschritten. Die faulen Früchte der konziliaren Zweideutigkeit haben seither schon lange bewiesen, daß die raffiniert vergifteten Konzilsdokumente nicht gerettet werden können.

Somit (E) ist das Konzil nicht traditionell katholisch und die Schwierigkeiten zwischen Rom und der Bruderschaft sind grundsätzlich lehrmäßiger Natur. Es gibt also (F) gute Gründe, eine Verseuchung durch die falsche Glaubenslehre des Zweiten Vatikanum zu fürchten – schließlich führt sie die Seelen in die Hölle. (G) Es gibt auch keine schismatische Haltung unter den (nicht sedisvakantistischen) Traditionalisten, obwohl (H) die Kirche in der größten Notzeit ihrer gesamten Geschichte steckt. (I) Doch just so, wie im arianischen Glaubensabfall jene wenigen Bischöfe, welche den Glauben bewahrten, bewiesen, daß die Kirche nicht völlig zu existieren aufgehört hatte, so gehört auch die Priesterbruderschaft heute zur Kirche und bewahrt den katholischen Glauben – ohne vorzugeben, die Kirche zu ersetzen oder sie selber zu sein.

Herr Jones, sagen Sie uns bitte: Wann waren in der gesamten Kirchengeschichte jemals die versammelten Bischöfe bewußt mehrdeutig? Sie geben diese Mehrdeutigkeit des Zweiten Vatikanum zu. Wann griffen Kirchenmänner jemals zu Zweideutigkeiten – wenn nicht, um der Häresie den Weg zu bahnen? In der Kirche unseres Herrn muß ein „Ja“ ein Ja, und ein „Nein“ ein Nein sein (Matthäus 5,37).

Kyrie eleison.

Doktrin – warum? – II.

Doktrin – warum? – II. on September 18, 2010

Das eigentliche Wesen der katholischen Kirche liegt in der Doktrin, also in der Glaubenslehre. Zuerst muß den Seelen gelehrt werden, wie sie überhaupt in den Himmel kommen können – denn sonst werden sie ihn niemals erreichen. Eine der letzten Anweisungen unseres Herrn an seine Apostel lautet: „Geht hin . . . und lehrt alle Völker“ (Matthäus 28,19). Aus diesem Grund war auch der heldenhafte Kampf Erzbischof Lefebvres von 1970 bis 1991 vor allem doktrinärer Natur.

Wie wir im „Eleison Kommentar“ 165 zitierten, ist dies auch der Grund, warum Bischof Fellay letzten Mai Herrn Mershon im „Remnant“ sagte, daß die Lehrunterschiede nicht ausgeklammert werden dürfen, um eine praktische Übereinkunft mit Rom zu erreichen – so verlockend diese auch sein mag. Auf die Frage, ob eine Ablehnung einer kanonischen oder praktischen Lösung durch die Priesterbruderschaft St. Pius X. kein „Zeichen des Trotzes oder bösen Willens“ sei, antwortete der Bischof (seine Worte sind auf der Internet-Seite von „The Remnant“ nachlesbar: www.remnantnewspaper.com ): „Es ist vollkommen klar, daß jede praktische Lösung ohne eine gesunde, doktrinäre Grundlage direkt in eine Katastrophe führen würde . . . . Wir haben alle diese abschreckenden Beispiele vor uns: Die Priesterbruderschaft St. Petrus, das Institut Christus König, und all die anderen Gemeinschaften sind lehrmäßig vollständig blockiert, weil sie zuerst die praktische Übereinkunft annahmen.“

Daß die katholische Doktrin durch eine praktische Übereinkunft „blockiert“ wird, leuchtet dem gesunden Menschenverstand ein. Denn die heutigen Römer hängen noch vollständig an ihrem Konzil, dem Zweiten Vatikanum. Dieses Konzil stellt aber im wesentlichen ein Abgleiten von der katholischen Tradition dar: weg von der Religion Gottes, hin zu einer neuen Religion des Menschen. Sollten nun die Römer ein größeres Zugeständnis an die Tradition machen, wie z.B. die Legalisierung der Priesterbruderschaft, so müßten sie dafür auch eine Gegenleistung verlangen. Weil sie aber wissen, daß die Priesterbruderschaft aus den eingangs genannten Gründen an der katholischen Glaubenslehre festhält, dürften sie nichts minderes verlangen, als daß die Lehrunterschiede für den Augenblick übergangen werden.

Doch das ist für die Ziele der Römer bereits genug! Denn betrachten wir die Formulierung „für den Augenblick“ näher: Was würde denn geschehen, wenn eine praktische Wiedervereinigung erst einmal unterschrieben wäre? Viele traditionellen Seelen wären überschwenglich darüber, daß sie nicht mehr länger durch die Mißbilligung Roms „in der Kälte“ stünden – wie sie es jetzt fühlen. Dieser Überschwang würde es jedoch der Priesterbruderschaft sehr schwer machen, wieder vor die Wiedervereinigung zurückzurudern – wenn, ganz zufällig natürlich, aus jenem „Augenblick“ (des Ausklammerns der Lehrunterschiede) eine unendliche Zeitspanne würde. Schon säße die Priesterbruderschaft in der Falle.

Betrachten wir schließlich die Formulierung „Übergehen der Lehrunterschiede“ näher: Die Glaubenslehre zu übergehen, insbesondere den grundlegenden Lehrunterschied zwischen der Religion Gottes und der Religion des Menschen, bedeutet Gott selber zu übergehen bzw. ihn auszuklammern. Wie könnte ein Diener Gottes jedoch Gott dienen, wenn er Ihn übergeht bzw. ausklammert? Wer das näher betrachtet, sieht ein, daß es bereits der erste kleine Schritt in Richtung eines großen Glaubensabfalls ist!

Bischof Fellay weist darauf hin, daß 40 Jahre Erfahrung diese Grundsätze bestätigen. Das Schlachtfeld der katholischen Tradition ist übersät mit Leichen von Organisationen, welche zwar großmütig begonnen hatten, aber das grundlegende Problem der Lehrunterschiede nicht genügend durchschaut haben.

Kyrie eleison.

Unterlaufung der Gespräche?

Unterlaufung der Gespräche? on August 21, 2010

Während die Gespräche zwischen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. nach Aussagen beider Seiten gegen eine glaubenslehrmäßige Wand rennen, bedeutet ein Bericht aus Frankreich und Deutschland, und ein Gerücht aus Rom, eine gebündelte Gefahr für die Katholiken. Diese Gefahr besteht aus einem politischen Abkommen, welches die lehrmäßige Blockade einfach umschiffen würde. Die Politik droht, die Doktrin zu unterlaufen.

Vor einigen Wochen erzählten mir ein Franzose und ein Deutscher, daß ein großer Anteil der zu den Bruderschafts-Messen gehenden Katholiken nur noch auf ein Abkommen als Ergebnis der Gespräche hofft und wartet. Wenn, ich wiederhole: wenn das stimmt, dann ist die Lage sehr ernst. Denn solche Katholiken mögen zwar gute Noten für ihren Wunsch bekommen, nicht davon abgeschnitten zu werden, was scheinbar Rom ist. Doch sie erhalten schlechte Noten dafür, daß sie nicht begriffen haben, daß, solange die Gespräche auf Basis der Glaubenslehre geführt werden, es niemals eine Versöhnung zwischen der neo-modernistischen Lehre des Zweiten Vatikanum und der katholischen Lehre der wahren Kirche geben kann. Solche Katholiken mögen zwar Erzbischof Lefebvre, so wie sie ihn sehen, verehren und lieben, aber sie haben nicht begriffen, worum es ihm überhaupt ging. Sie sollten bald aufwachen, um nicht auf die eine oder andere Weise den römischen Neo-Modernisten in die Hände zu fallen.

Ein Abkommen auf Kosten der Glaubenslehre zu schließen heißt, daß die Politik über der Religion, die Einheit über der Wahrheit und der Mensch über Gott steht. Wo hingegen Gott Vorrang vor dem Menschen hat, bedeutet dies, daß die Wahrheit über der Einheit und die Religion über der Politik steht, und daß die Glaubenslehre wichtiger als jedes nicht-lehrmäßige Abkommen ist. Nur Träumer sahen nicht voraus, daß die Gespräche zwischen Rom und der Bruderschaft gegen eine lehrmäßige Wand rennen würden. Nur Politiker können ein nicht-lehrmäßiges Abkommen als Ergebnis der Gespräche wünschen.

Oh weh, allem Anschein nach glaubt Benedikt XVI. ehrlich an die „Neukirche“ des Zweiten Vatikanum, welche alle Menschen an ihrer Brust zu vereinen hat – und zwar völlig unabhängig davon, ob diese Menschen nun die wahre Lehre des katholischen Glaubens annehmen oder nicht. Aus diesem Grunde wünscht er ebenfalls ehrlich, auch die Priesterbruderschaft St. Pius X. einsammeln zu können – und vergessen wir dabei nicht, daß er normalerweise nicht mehr allzulange leben wird. So mag ihn eine lehrmäßige Blockade der Gespräche nicht zu sehr beunruhigen. Dementsprechend müßte er versuchen, ein politisches Abkommen mit der Priesterbruderschaft herauszuschinden, um sie mit der übrigen „Neukirche“ zu vereinen. Daraus folgt, daß er von der Priesterbruderschaft weder zu viel verlangen dürfte, sonst verweigert sie ein solches Abkommen, noch zu wenig, denn sonst würde die übrige „Neukirche“ protestierend aufbegehren.

Das Gerücht aus Rom besagt nun gerade, daß der Papst ein neues „Motu Proprio“ plant, welches die Priesterbruderschaft ein für allemal „zurück in der Kirche“ anerkennen würde, wobei die Bruderschaft zum Zweiten Vatikanum und der Neuen Messe keine ausdrückliche Zustimmung geben müßte, sondern nur die Zustimmung – beispielsweise – zum neuen „Katechismus der Katholischen Kirche“ von Johannes Paul II. aus dem Jahr 1992, welcher im wesentlichen modernistisch ist – wenn auch auf eine sanfte Art. Auf diese Weise würde die Priesterbruderschaft in den Augen ihrer Anhänger das Konzil oder die Neue Messe nicht annehmen, aber doch auf eine sanfte Weise beginnen, sich dem Wesen des Neo-Modernismus anzugleichen.

Damit würden alle Einheitssuchenden zufrieden sein. Nur die Gläubigen nicht, welche an der katholischen Lehre festhalten.

Achtung, Gefahr voraus!

Kyrie eleison.