Eleison Kommentare

Van Goghs Popularität

Van Goghs Popularität on April 10, 2010

Vor der jüngsten Ausstellung in der Königlichen Kunstakademie von London (Royal Academy of Arts) über den modernen holländischen Künstler Vincent van Gogh, welche bald schließt, hat es ständig Warteschlangen mit stundenlang anstehenden Menschen gegeben. Wie ist eine solche Popularität erklärbar? Gewiß ist Van Gogh modern, ohne zu modern zu sein: Das ist eine Zusammensetzung, die viele heutige Seelen anspricht, weil sie besorgt einen Sinn in der verrückten Welt suchen, welche sie umgibt. Doch sicherlich gibt es in Van Gogh auch eine noch anziehendere Zusammensetzung: Er ist religiös, ohne nach außen religiös zu sein – das ist wie eine Religion für Apostaten!

Er wurde als ältester Sohn eines protestantischen Pastors im Jahre 1853 in Holland geboren. Beinahe drei Viertel seines kurzen Lebens dachte er nur daran, in den Dienst der Religion einzutreten, denn erst im Alter von 27 Jahren entdeckte er seine herausragende Begabung und Berufung als Künstler. Deswegen widmete er sich von nun an mit einer religiösen Heftigkeit dem Meistern von Zeichnung und Malerei, damit er mit Hilfe der Kunst jenes ausdrücken könnte, was ihm bisher in keiner äußerlich religiösen Form gelang. Er sagte: „In der ganzen Natur, in den Bäumen zum Beispiel, sehe ich Ausdruck, sogar eine Seele.“

Die Royal Academy hat für ihr Ausstellungsprospekt ein Bild gewählt, „Heilanstalt in Saint-Rémy,“ worin Van Gogh diese Seele beinahe greifbar macht. Knorrige Baumstämme werfen ihr dunkles Laub nach oben, wo es über das darunterliegende leuchtend gelbe Krankenhausgebäude ragt und sich mit dem dunkelblauen Himmel darüber verzahnt. Die wenigen menschlichen Figuren scheinen inmitten der wirbelnden Dynamik der Natur unbedeutend zu werden – umso mehr durch das brillante Farbschema, welches typisch für Van Gogh ist. Dieselbe Dynamik ist noch deutlicher sichtbar in seinem berühmten Gemälde „Sternennacht“ (welches in dieser Ausstellung nicht gezeigt wird), wo Landschaft, Zypressen, Berge, Sterne und Himmel alle zusammen in einen wilden, rhythmischen, gelben und violetten Tanz eingewickelt sind, so als ob der gesamte Kosmos durcheinandergewirbelt würde.

Beide Gemälde stammen aus Van Goghs hochproduktiven letzten fünf Lebensjahren, zwischen seinem Umzug nach Paris Anfang 1886 und seinem Tod in Frankreich im Sommer 1890. Auch wer die moderne Kunst und Van Gogh nicht mag, wird zugeben müssen, daß seine Gemälde aus diesem Zeitraum eine zutiefst individuelle und menschliche Reaktion darauf sind, was der Dichter Wordsworth „etwas viel tiefer Durchdrungenes“ in der Welt der Natur nannte, welche uns Menschen umgibt. Was könnte „Kunst“ anderes sein? Doch wo am Anfang des 19. Jahrhunderts dieses „etwas Durchdrungenes“ den englischen Dichter zum „Nachsinnen in Ruhe“ inspiriert hatte, fand hingegen am Ende dieses apostatischen Jahrhunderts der holländische Künstler, welcher die Religion ebenfalls hinter sich gelassen hatte, zwar Schönheit, aber kaum Frieden – das macht ihn unserem noch ruheloseren Zeitalter schon sympathisch.

Ach, was zahlte Van Gogh jedoch für einen hohen Preis dafür, daß er zwar die grundlegende Bewegungskraft in der Natur erkannte, ohne allerdings den wesentlichen „Beweger“ anzuerkennen. Diese Bewegung ohne den „unbewegten Beweger,“ diese starke Kraft ohne den König des Friedens, überwältigten Van Gogh schließlich und er starb an einer sich selbst zugefügten Schußwunde. Lieber Herrgott, habe Erbarmen, habe Erbarmen mit den Millionen um Millionen Seelen, welche Dich zwar spüren und brauchen, Dich jedoch nicht finden können oder nicht wollen. Du allein weißt, wie gefährlich ihre religionslose Religion ohne Dich ist!

Kyrie eleison.

Wahrheit, lebewohl

Wahrheit, lebewohl on April 3, 2010

Eine weitere Stimme der Wahrheit droht in den Vereinigten Staaten von Amerika zu verstummen. Es ist zwar keine Stimme der katholischen Wahrheit – zumindest keine direkte -, aber sind nicht heute die großen Schwierigkeiten für die Wahrheit weniger spezifische Sorgen der Katholiken als vielmehr grundlegende Schwierigkeiten, die alle Menschen betreffen? Wenn daher ein Kolumnist und Schriftsteller vom Kaliber eines Paul Craig Roberts, der über hervorragende Verbindungen zur Führungsschicht verfügt und Ministerialdirektor des Finanzministeriums unter der Reagan-Regierung war, bekanntgibt, daß er – scheinbar aus Entmutigung – seine Feder weglegt, dann ist das ein trauriger Tag für uns alle.

Sein Abschiedsartikel vor etwa zehn Tagen behandelt genau den universellen Verlust der Wahrheit. Seine Einleitung verdient ausführlich zitiert zu werden: „Es gab eine Zeit, wo die Feder mächtiger als das Schwert war . . . wo die Menschen an die Wahrheit glaubten und die Wahrheit für eine unabhängige Macht hielten und nicht bloß für ein Hilfsmittel von Regierungs-, Klassen-, Rassen-, ideologischen, persönlichen oder finanziellen Interessen. Die US-Amerikaner werden heute von Propaganda beherrscht. Sie haben wenig Achtung vor der Wahrheit, wenig Zugang zu ihr und kaum die Fähigkeit, sie zu erkennen “ (Unterstreichung durch mich). „Die Wahrheit ist etwas unerwünschtes. Sie beunruhigt. Sie ist tabu. Jene, die sie ausdrücken, riskieren als „anti-amerikanisch,“ „anti-semitisch“ oder als „Verschwörungstheoretiker“ gebrandmarkt zu werden. Die Wahrheit ist eine Unannehmlichkeit für die Regierung . . . und für die Ideologen.“

Roberts fährt fort: „Heute werden viele, deren Ziel einst die Entdeckung der Wahrheit war, ansehnlich bezahlt, um sie zu verbergen.“ Beispiele aus vielen Bereichen beweisen, daß, „wohin man auch schaut, die Wahrheit dem Geld zum Opfer gefallen ist. Und überall dort, wo Geld die Wahrheit nicht zu begraben vermag, machen ihr Unwissenheit, Propaganda und ein kurzes Gedächtnis den Garaus.“ Weitere Beispiele belegen, daß „Klugheit und Lauterkeit vom Geld bestochen worden sind . . . . Die US-Amerikaner, oder jedenfalls die meisten von ihnen, haben sich als Wachs in den Händen des Polizeistaates gezeigt.“ Sie sind von den etablierten Medien einer Gehirnwäsche unterzogen worden. Diese Medien „dienen nicht der Wahrheit, sondern der Regierung und den Interessengruppen, welche ihre Macht der Regierung verleihen.“

Faszinierenderweise argumentiert Roberts, daß „das Schicksal der USA besiegelt wurde, als die Öffentlichkeit und die Antikriegsbewegung die Verschwörungstheorie der Regierung über „9/11“ – dem 11.9.2001 – geschluckt hat. Viele Beweise widersprechen dem Regierungsbericht über „9/11.“ Obwohl dieses prägende Ereignis unserer Zeit die USA in endlose Angriffskriege gezogen und im Inland einen Polizeistaat ermöglicht hat, ist das Thema für Untersuchungen in den Medien ein Tabu. Es kann niemand über Krieg und Polizeistaat klagen, wenn er die Voraussetzung, auf welcher beide fußen, akzeptiert “ (Unterstreichung wieder durch mich).

Lediglich möchte ich die religiöse Dimension hinzufügen: Wie können die Seelen die einzig wahre Religion Gottes erfassen, wenn sie die Voraussetzungen akzeptieren, auf denen ihre ganze gottlose Umgebung fußt? Anfang der 2000er Jahre wollten viele US-Amerikaner keine Predigten hören, welche den „9/11“-Betrug hervorhoben; doch wie können Seelen, denen die Wahrheit gleichgültig ist, sich dem wahren Gott nähern? Wie können Seelen, welche ihren Sinn für die Wirklichkeit verlieren, noch einen Sinn für die höchsten Wirklichkeiten der Seele und des Lebens nach dem Tode behalten?

Roberts folgert traurig: „Weil die Feder zensiert und ihre Macht ausgelöscht wird, melde ich mich ab.“ Nein, lieber Dr. Roberts. Die Feder ist entgegen allem Anschein nach wie vor mächtiger als das Schwert – nur dann nicht, wenn sie fallengelassen wird. Fahren Sie mit dem Schreiben fort, so wenige Seelen Sie auch um der Wahrheit Willen noch lesen. Denn solche Seelen, so wie die Wahrheit selber, „sind mächtig und werden siegen.“

Kyrie eleison.

Politik des Jeremias

Politik des Jeremias on März 27, 2010

Jeremias ist der alttestamentarische Prophet für die Passionszeit und auf vergleichbare Weise auch für die Neuzeit. Prophet der Passionszeit, weil, um ihre Trauer um die Passion und den Tod unseres Herrn auszudrücken, die Mutter Kirche in ihrer Liturgie der Karwoche stark auf die „Klagelieder“ von Jeremias über die Zerstörung Jerusalems im Jahre 588 vor Christus zurückgreift. Die Vorstellung, Jeremias als Propheten unserer Zeit zu betrachten, geht auf Kardinal Mindszenty zurück. Zweifellos erkannte der Kardinal, daß die Sünden seiner eigenen Welt noch stärker nach Brandmarkung durch Jeremias schreien als diejenigen, die der Prophet von Judäa verurteilte, und daß die modernen Sünden genau so sicher zur Zerstörung unserer heutigen sündigen Lebensart führen werden.

Heute sehen etliche Kommentatoren (zugänglich über das Internet) in den Bereichen der Politik und Wirtschaft klar diese kommende Zerstörung, doch stellen sie nicht die Verbindung mit der Religion her, weil sie oder der Großteil ihrer Leser die Dinge von unten betrachten und nicht an oben denken. Im Gegensatz dazu beginnt Jeremias von oben mit seiner dramatischen Berufung von Gott (Kapitel 1), und deshalb betrachtet er Politik, Wirtschaft – einfach alles – im strahlenden Licht des Herrn und Gottes der Heerscharen. Nachdem also Jeremias den schrecklichen Verrat Judäas und dessen Sünden gegen Gott ausführlich verurteilt und die allgemeine Bestrafung Judäas ankündigt (Kapitel 2 – 19), verkündet er namentliche politische Prophezeiungen: Die Judäer werden zusammen mit ihrem König Zidkia in Gefangenschaft nach Babylon geraten (Kap. 20 – 21), und die Könige Joachas, Jojakim und Jojachin werden gleichfalls eine Bestrafung erfahren (Kap. 22).

Solche Prophezeiungen machen Jeremias nicht beliebt. Die Priester von Jerusalem verhaften ihn (Kap. 26), ein falscher Prophet bietet ihm die Stirn (Kap. 27), König Jojakim versucht die Schriften des Propheten zu zerstören (Kap. 36), und schließlich werfen ihn die Fürsten von Judäa zum Sterben in ein schlammiges Loch – ein Äthiopier alleine rettet ihn davor (Kap. 38). Doch umgehend wagt Jeremias sich in die Politik zurück und drängt König Zidkia – vergeblich – zur Kapitulation vor den Babyloniern, was dem König große Leiden erspart hätte (Kap. 38).

Den weltlichen und religiösen Autoritäten des dekadenten Jerusalem mißfiel offensichtlich, was der Mann Gottes ihnen sagte, doch wenigstens besaßen sie noch genug Gespür für die Religion, um den Propheten ernstzunehmen. Würden heute nicht sowohl Kirche als auch Staat ihn als „religiösen Spinner“ abtun und ihm eindringlich sagen, er solle „von der Politik fernbleiben“? Haben nicht Kirche und Staat heute gleichermaßen die Politik so von der Religion abgetrennt, daß sie gar nicht mehr erkennen, wie intensiv ihre gottlose Politik gerade durch ihre Gottlosigkeit gebrandmarkt ist? Anders ausgedrückt: Das Verhältnis der Menschen zu ihrem Gott befruchtet und steuert alles, was sie machen, selbst wenn dieses Verhältnis aufseiten der Menschen aus völliger Gleichgültigkeit gegenüber Gott besteht.

Wenn wir dieses Jahr einer „Tenebrae“ (Finstermette, Karmette) beiwohnen, so möge Jeremias’ Trauer um die Verwüstung von Jerusalem zweierlei in uns hervorrufen: Einerseits die Sorge der Mutter Kirche um die Passion und den Tod unseres göttlichen Heilandes. Andererseits auch die maßlose Trauer des Heiligsten Herzens Jesu um eine ganze Welt, welche in der Sünde versinkt und dadurch ihre komplette Zerstörung herbeiführt – es sei denn, wir beherzigen die Wehklage der Karmette: „Jerusalem, Jerusalem, kehre um zum Herrn, deinem Gott.“

Männerqualen

Männerqualen on März 20, 2010

Kommen wir ohne Umschweife nochmals auf eine schwere Störung in diesen unglückseligen Zeiten zu sprechen: auf die Vorherrschaft der Frauen über die Männer im öffentlichen Leben. Die Frau – die Mutter – soll daheim Königin über die Hausangelegenheiten sein; das ist vollkommen normal. Doch wenn die Frau in der Öffentlichkeit die Königin spielt, dann stimmt etwas ernsthaft nicht mit dem Männervolk; die Männer geben dann dem Frauenvolk weder Führung noch Richtungsweisung auf Gott hin, und die Frauen reagieren, wie es ihrer Natur entspricht, instinktiv.

Ein kluger junger Mann aus einem fernen Land rückte mir dieses Problem wieder ins Bewußtsein. In seiner Umgebung beobachtet er, daß es deutlich mehr Veröffentlichungen für Frauen als für Männer gibt; daß durch die Gemeinschaftserziehung (Koedukation) in den Schulen bis hin zu den Universitäten die Mädchen regelmäßig bessere Noten als die Jungen erhalten, weil die Mädchen eher brav und fleißig sind, während die Jungen sich weniger anstrengen und im allgemeinen ungeordnet sind. Mein junger Freund fragt: Soll man wirklich die Koedukation fördern?

Er stellt fest, daß das Ergebnis der Gemeinschaftserziehung folgendermaßen aussieht: Im koedukativen Schulsystem sind die Mädchen erfolgreicher und gehen sogar als das neue „starke Geschlecht“ hervor, während sie das neue „schwächere Geschlecht“ um den kleinen Finger wickeln, weil es von jetzt ab ihrer Schönheit ausgeliefert ist. In allen Bereichen der entstehenden „Weiberzivilisation“ übernehmen Frauen Führungspositionen. Laboratorien ermöglichen es ihnen sogar, Kinder ohne Dazutun des Mannes zu bekommen. Die Männer sind nicht mehr wichtig; sie sind sogar eine Art Störfall. Mein junger Freund schließt mit den qualvollen Fragen: „Wie kann ich ein wahrer Mann sein? Was ist die Bedeutung von Männlichkeit? Worin sollte die Stärke des Mannes sich von der Stärke der Frau unterscheiden? Was ist überhaupt eine wahrhaft „starke Frau“ – und was ist ein starker Mann?“

Lieber junger Freund: Du wurdest in eine Welt der Revolution hineingeboren, welche Gott trotzt und deswegen versucht, seine erschaffene Natur und ihre natürliche Ordnung zu stürzen. Gottes wesentliche Anordnung ist die folgende: Er erschuf Mann und Weib mit grundlegend sich ergänzenden Naturen, um zu heiraten und die Erde zu bevölkern, damit sie dann den Himmel besiedeln. Gott gab dem Weib die Überlegenheit des Gefühls, damit sie das Herz des Heimes dadurch ist, daß sie Kinder hat und sich um sie kümmert. Dem Mann gab Gott die Überlegenheit der Vernunft, damit er das Haupt des Hauses ist und die ganze Familie in den Himmel führt. Sie ist für das häusliche Leben in der Familie und er für das öffentliche Leben in der Gesellschaft bestimmt.

Deshalb: So sehr in Familienangelegenheiten auf die Frau und Mutter gehört und ihr Rat befolgt werden soll, weil sie dafür ausgestattet ist (vergleiche „Sprüche XXXI.,“ um Gottes eigenes Bildnis der wahrhaft „starken Frau“ zu sehen), so wenig soll sie normalerweise in öffentlichen Angelegenheiten gesehen und gehört werden, weil sie dafür nicht geschaffen ist. Das Problem heute liegt darin, daß gottlose und feige Männer ein Führungsvakuum hinterlassen, welches die Frauen schier ausfüllen müssen – die guten Frauen allerdings nur widerwillig. Lieber junger Freund, bete täglich fünfzehn Geheimnisse des heiligen Rosenkranzes der Muttergottes, welche wahre Männer formt. Sei erfüllt mit Gott, mit Gott, mit Gott, so daß du den Frauen die drei „Gs“ geben kannst, welche sie unbedingt brauchen: g ehört, g eliebt und g eführt zu werden. Wenn du allerdings ohne Gott bist, werden sie auf dir nur herumtrampeln.

Die fünfzehn Rosenkranzgeheimnisse pro Tag meine ich vollkommen ernst. Weniger genügen heute sowieso nicht mehr.

Kyrie eleison.

Siebzig Jahre

Siebzig Jahre on März 13, 2010

Zuerst danke ich jenen vielmals, die mir zur Vollendung meines 70. Lebensjahres am Anfang der Woche auf die eine oder andere Weise Grüße sandten. Seit Erzbischof Marcel Lefebvre mich im Jahre 1976 zum Priester geweiht hat, kann ich ehrlich sagen, sehr viel Glück erfahren zu haben – und es kam alles von Gott. Ihm sei Dank.

Doch auch die erste Hälfte meiner Jahre war nicht unglücklich, im Gegenteil. Durch die „Weisheit des Nachhineins“ erkenne ich, wie Gott mich die ganze Zeit über auf das Priestertum hinführte – ohne die leiseste Ahnung meinerseits, was er mit mir vorhatte. Er ist unendlich gut, unendlich besser, als wir es uns jemals vorstellen können: „Seine Güte währet ewiglich.“ Ihr jungen Burschen, erinnert Euch an das französische Sprichwort: „Wenn du drei Stunden lang glücklich sein willst, so betrinke dich. Willst du drei Monate lang glücklich sein (manche sagen hier: drei Wochen lang), dann heirate. Wenn du jedoch dein Leben lang glücklich sein möchtest, so werde Priester!“ Das Leben des Priesters kann anstrengend sein, aber es ist strahlend und beglückend, wie im Werk „Das Gedicht des Gottmenschen“ formuliert.

Viele von Ihnen schrieben auch einige Worte der Ermutigung oder des Trostes über, wie Sie sagten, das schwere Kreuz dieses einjährigen „internen Exils,“ welches auf meinen öffentlich ausgedrückten Zweifel an einem fundamentalen Dogma der Neuen Weltordnung (NWO) folgte. Doch sorgen Sie sich nicht! Erinnern wir uns erstens daran, daß überall dort, wo die Neue Ordnung an der Macht ist (und das ist fast überall), sie ihren Gegnern so wenig Handlungsspielraum läßt wie nur möglich. Wenn wir diesen Zustand als schmerzhaft einstufen, so müssen wir ihn doch als eine gerechte Strafe aus den Händen Gottes dafür auffassen, daß wir ihn so liberal scheinen lassen, wie wir selbst es sind. Seine Freunde haben daher einen streng begrenzten Handlungsspielraum.

Seien Sie zweitens versichert, daß dieses Exiljahr mir keine solchen Leiden bereitet, wie manche von Ihnen befürchten . . . . Im englischen Hauptquartier der Priesterbruderschaft St. Pius X. hier in Wimbledon wurde ich während des letzten Jahres bestens behandelt und von den Priesterbrüdern sogar verwöhnt. Nach 32 Jahren des asketischen Lebens als Priesterseminar-Professor und -Rektor ist es eine große Erholung gewesen, keine Pflichten und nur ein minimales Apostolat zu haben. Außerdem birgt die Rückkehr als „Antiquierter“ in mein Heimatland den Vorteil, die öffentlichen Verkehrsmittel von London kostenlos benutzen zu dürfen. Das gibt mir die Gelegenheit, in meiner Heimatstadt frei umherzureisen, wie es mir früher nie möglich war, als noch galt: „Meine Milchzeit, als mein Verstand noch grün!“ Insgesamt ist mein bisheriges „Exil“ eher etwas, was die Franzosen eine „süße Gewalt“ nennen, das heißt ein entzückender Schmerz.

Jedenfalls wird das Exil solange dauern, wie Gott es will – keinen Augenblick länger. In der nördlichen Hemisphäre kommt der Frühling. Ich kann bereits verschiedene Arten von Vögeln beobachten, welche paarweise vor meinem Fenster vorbeifliegen. Der Dritte Weltkrieg möge an dem von Gott bestimmten Zeitpunkt ausbrechen (und nicht an dem von seinen Feinden). Dennoch ist Hamlet im Recht, wenn er das Evangelium wiedergibt: „Es waltet eine besondere Vorsehung über den Fall eines Sperlings . . . . Bereitsein ist alles“ Im Zusammenhang betrachtet ist es die Bereitschaft, zu sterben. Möge Gott jeden von Ihnen segnen, welcher Grüße gesandt hat oder daran dachte.

Kyrie eleison.

Parkinson-Krankheit

Parkinson-Krankheit on März 6, 2010

Gewisse Menschen, die gerne auf solche Dinge achten, bemerkten ein Zittern an einer Hand von Bischof Williamson. Deswegen kursiert seit Jahren das Gerücht, daß er an der Parkinson-Krankheit leide. Kürzlich wurde dieses Gerücht erneut geschürt. Deswegen wurde vor zwei Wochen eine Untersuchung bei einem Londoner Neurologen anberaumt. Er stellte fest, daß neben anderen Symptomen die Muskeln der beiden Arme keine deutlichen Unterschiede zeigen und das Zittern nur bei aktivem Arm sichtbar ist, während es bei Parkinson auch am ruhenden Arm auftritt. Der Neurologe schloß ordnungsgemäß Parkinson aus und erklärte die Symptome eher als „essentiellen Tremor.“ (In anderen Worten: Eine zitternde Hand beweist, daß der Bischof eine Zitterkrankheit hat. Ach, wie beruhigend sind doch diese vielsilbigen medizinischen Diagnosen!)

Über diese Nachricht braucht jedoch niemand enttäuscht zu sein. Mögen sie aus einer großen Anzahl von Möglichkeiten ihre Wahl treffen, um den Bischof nicht ernst nehmen zu müssen. Einige Möglichkeiten stammen sogar von seinen Gegnern! –

– Er ist Rosenkreuzer (Mitglied einer verderblichen Geheimgesellschaft, bewiesen durch sein bischöfliches Wappen, welches die Rose von England auf einem Kreuz zeigt.)

– Er hatte schon immer sonderbare Ideen (beispielsweise, daß das „9/11,“ also der 11. September 2001 in New York, eine „Marke Eigenbau“ ist).

– Er ist wie Uran: Es ist gefährlich, wenn man es hat, aber es ist auch gefährlich, es am Straßenrand liegenzulassen (ach, wie schön, geliebt zu sein!).

– Er bekommt Ideen in den Kopf, versteift sich auf sie und übertreibt (anders gesagt: Er glaubt, was er sagt?).

– Er ist ein „Fabian“-Sozialist (so heißt ein verderblicher, ideologisch linker Flügel in England).

– Er ist ein Künstler und kein Wissenschaftler (nun, wenigstens wird ihm ein bißchen Kunst zugeschrieben!).

– Über ernsthafte Fragen von geschichtlicher Wahrheit oder Lüge spricht er öffentlich „Unsinn.“

– Je weniger er spricht, desto besser für die Priesterbruderschaft St. Pius X. (oi veh, dabei ist Sprechen doch sein Beruf!).

– Er ist ein Idealist (Nachfolger Immanuel Kants – also, jetzt bin ich aber platt!).

– Er wird älter, bald wird er 70 sein (das nun ist wahr! – in genau zwei Tagen).

– Er ist ein schlecht konvertierter Anglikaner (auch wahr – er muß dringend konvertieren).

– Er ist eine lebende Granate, die nur darauf wartet, zu explodieren; aber kann man ihn wegwerfen? (ach, kommt! – mit ein bißchen mehr Anstrengung vielleicht?).

Das alles erinnert mich an eine Episode aus dem Leben Friedrichs des Großen, König von Preußen im 18. Jahrhundert. Als er in seinem Königreich eine Ortschaft besuchte, hing dort hoch in einem Baum ein karikierendes Portrait von ihm. Als er es bemerkte, erstarrten die begleitenden Höflinge vor Schreck: Wie würde der König nun reagieren? „Hängen Sie es tiefer, so daß alle es besser sehen können,“ sprach der König.

Kyrie eleison.