Eleison Kommentare

Vergehen ohnegleichen – I.

Vergehen ohnegleichen – I. on November 21, 2009

Um noch einmal das unvergleichliche Vergehen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) ans Licht zu bringen, scheinen mir zwei Wochenbriefe als Antwort auf einen vernünftigen Lesereinwand zum „Eleison-Kommentar“ vom 30. Oktober (Nr. CXXI) angemessen zu sein. Das Argument jenes Kommentares sagte: Die in der Folge des Zweiten Vatikanum eingeführten sakramentalen Riten der Konzilskirche sind so angelegt, daß sie auf lange Sicht die Sakramente der Kirche ungültig machen. Sie erreichen es dadurch, daß sie durch ihre konstruierte Doppeldeutigkeit die sakramentale Intention des Sakramentspenders untergraben, sei er Bischof, Priester oder Laie; und ohne diese Intention kommt kein Sakrament zustande.Der Leser verwies auf die überlieferte Lehre der Kirche, wonach persönliche Mängel des Spenders, sogar sein Mangel an Glauben, durch den Glauben der Kirche – in deren Namen er das Sakrament spendet – ergänzt werden (vgl. Summa Theologiae, 3a, LXIV., 9 ad 1). Dafür sei ein klassisches Beispiel genannt: Ein Jude ohne jedweden katholischen Glauben kann dennoch einen sterbenden Freund gültig taufen, wenn ersterer weiß, daß die Kirche beim Spenden der Taufe etwas wirklich tut, und wenn er auch genau das tun will, was die Kirche tut. Diese Intention – tun zu wollen, was die Kirche tut – zeigt er durch das Nachsprechen der Worte und durch das Ausführen der Handlungen, die vom Taufritus der Kirche vorgeschrieben werden.

Deswegen argumentierte unser Leser: Die Konzilskirche mag zwar den katholischen Glauben des Priesters untergraben, aber die Ewige Kirche wird jeden Mangel seines Glaubens ergänzen – die Sakramente, die er spendet, sind dann dennoch gültig. Der erste Teil der Antwort lautet also: Würden die sakramentalen Riten der Konzilskirche nur den Glauben des Spenders untergraben, so wäre der Einwand berechtigt; aber wenn sie auch seine sakramentale Intention unterlaufen, dann kommt überhaupt kein Sakrament zustande.

Ein anderes klassisches Beispiel möge das Argument verdeutlichen. Damit Wasser in einem Metallrohr hinunterfließen kann, kommt es nicht darauf an, ob das Rohr aus Gold oder Blei besteht, sondern daß es am Wasserhahn angeschlossen ist. Das Wasser sei in diesem Bild die sakramentale Gnade. Der Hahn sei die Urquelle dieser Gnade, Gott allein. Das Rohr sei der Gnadenvermittler, nämlich der Sakramentspender, durch dessen Handlung die Gnade des Sakramentes von Gott her fließt. Das Gold oder das Blei versinnbildlicht die Heiligkeit oder den Mangel an Heiligkeit des Sakramentspenders. Daher hängt die Gültigkeit des Sakramentes nicht vom persönlichen Glauben oder Unglauben des Spenders ab, sondern von seiner Verbundenheit mit der Urquelle der sakramentalen Gnade, die Gott ist.

Diese Verbindung stellt der Spender bei der Sakramentspendung gerade durch seine Intention her, das zu tun, was die Kirche tut. Durch diese Intention macht er sich zum Werkzeug in der Hand Gottes, damit Gott durch ihn die Gnade des Sakramentes ausgieße. Ohne diese Intention aber bleibt der Spender, ob er und sein Glaube aus Gold oder aus Blei bestehen, vom Hahn getrennt. Nächste Woche soll gezeigt werden, daß das Zweite Vatikanum direkt darauf abgezielt hat, nicht nur den Glauben des Spenders, sondern auch jedwede sakramentale Intention seinerseits allmählich aufzuheben.

Kyrie eleison.

Ehre der Weiblichkeit!

Ehre der Weiblichkeit! on November 14, 2009

Wenn der Feind eine Stadt belagert und seinen Angriff ständig auf einen bestimmten Teil des Schutzwalles konzentriert, so müssen die Stadtbürger denselben Teil des Walles ebenfalls ständig verteidigen. Heute greift der Menschenfeind, Satan, ständig die wahre Weiblichkeit an, weil es ohne wahre Frauen kein wahres Familienleben, keine wahrlich glücklichen Kinder und letztlich keine wahrlich menschlichen Wesen geben kann. Ich wünschte, das vollständige Zeugnis einer weiteren ehemaligen Feministin zitieren zu können, die mir vor ein paar Monaten schrieb. Sie bedankte sich für die – so wie sie es heute sieht – „Bejahung und Unterstützung unserer wahren weiblichen Natur.“ Die folgende Darstellung ist eine sehr gekürzte Zusammenfassung ihres klassischen Briefes:—Ich wurde in den 60iger Jahren des letzten Jahrhunderts geboren und hatte einen rüden, zur Gewalttätigkeit neigenden Vater. Daher fehlte mir stets das Vaterbild. Als ich 14 Jahre alt war, starb er. Ich verwarf den katholischen Glauben und trat aus der Kirche aus – es ist schwierig, an die Liebe Gottes zu glauben, wenn wir von den eigenen Eltern nicht geliebt wurden. Außerhalb der Kirche begann ich, mir den radikalen Feminismus und das Heidentum anzueignen; ich haßte Frauenkleider, weil ich zu verstehen bekommen hatte, sie seien der Bubenkleidung unterlegen. Ich frage mich, woher ich die Idee bekam, daß Frauen schwach sind. Inzwischen verstehe ich, daß wir Frauen überhaupt nicht schwach, sondern auf eine andere Weise als die Männer stark sind.

Als ich in die Universität eintrat, wollte ich unbedingt beweisen, daß alles was der Mann zu tun vermag, auch ich als Frau kann. Die nächsten sieben Jahre bei der Polizei zeigten mir jedoch, daß die für diesen Beruf notwendige Angriffslust und Überlegenheit bei mir einfach nicht auf natürliche Weise sich einstellten, und daß ich körperlich nie so stark wie ein Mann sein würde. Daraufhin setzte ich jeden Anflug von Weiblichkeit in mir mit Schwachheit gleich. Zur selben Zeit aber haßte ich als radikale Feministin die Männer und wünschte mir, niemals einen Mann zu benötigen. Dank dieses ganzen feministischen Wahnes hätte ich um ein Haar nie geheiratet. In den Mittdreißigern bemerkte ich jedoch, daß die Gefahr drohte, den Rest meines Lebens allein verbringen zu müssen. Also fing ich an, mich mit Männern zu verabreden. Wenig später traf ich auf meinen zukünftigen Ehemann.

Als er mich einmal bat, einen Rock zu tragen, weil Röcke anziehender sind, fuhr ich empört auf! Trotzdem probierte ich einen an, da ich diesem Mann gefallen wollte. Daraufhin begann mein Verhalten sich langsam zu ändern. Als ich weiblicher auftrat und mich weiblicher fühlte, stellte ich fest, daß die weibliche Eigenart mir gefiel, weil sie natürlich war. Als wir ein wenig später heirateten, änderten sich meine Maßstäbe, und ich wünschte mir so sehr, daheim zu bleiben. Bei der Arbeit kann ich zwar sehr bestimmend sein, doch dieses Verhalten gefällt mir nicht. Heute verstehe ich, daß es für eine Frau normal ist, dem Mann die Führung zu überlassen, weil der liebe Gott die Frau so gemacht hat. Mein gesamtes Arbeitsleben hatte ich damit verbracht, mit den Männern mich zu messen und so sein zu wollen wie die Männer; doch diese Einstellung machte mich unglücklich, denn ich kam mir wie ein Versager vor: So sehr ich es auch versuchte, war ich nicht wie die Männer und werde es nie sein, weil ich eben kein Mann, sondern eine Frau bin.

Die Liebe meines Ehemannes brachte es fertig, daß ich nach 26 Jahren weder freudig noch jubelnd zur Kirche zurückkehrte – Gott rief mich! In ihr fand ich jetzt alles etwas anders vor, als ich mich erinnerte. Zuerst stimmte ich mit keiner Ansicht der Kirche über die Frauen überein. Aber je mehr ich las, desto mehr gingen mir die Augen auf. Unter anderem bemerkte ich, daß die Art, wie ich mich kleide, auch meine Gefühlswelt und sogar meine Persönlichkeit formt. Wenn ich Frauenkleider und Röcke trage, fühle ich mich sanftmütig und weiblich, kurzum einfach natürlicher als mit Hosen. Meine gegenwärtige Vertiefung in die Lehre der Kirche über die Aufgabe der Frau, einschließlich Ihrer „Briefe des Rektors“ („Letters from the Rector“), hat mir geholfen, Selbstachtung zu gewinnen und mich nicht als halber Mann, sondern als Frau zu schätzen. Es ist zum Schaden aller, daß der Feminismus so tief in unsere Kultur verwurzelt ist. (Ende des Zeugnisses)

Heilige Maria, Muttergottes, schenke uns männliche Männer, ohne die es schwerlich weibliche Frauen geben wird!

Kyrie eleison.

Die Frankfurter Schule

Die Frankfurter Schule on November 7, 2009

Freunde und Liebhaber der „Kultur des Abendlandes“ können aus der Analyse von Professor Kevin MacDonald über den Linksruck der USA während der 1960iger Jahre wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Der Autor, ein kalifornischer Professor für Psychologie, behandelt die Kritik der Massenkultur des von Thomas Wheatland verfaßten Buches „Die Frankfurter Schule im Exil“ („The Frankfurt School in Exile“); aufrufbar unter: www.​theoccidentalobserver.​net/​articles/​MacDonald-WheatlandII.​html Wir sollten die Frankfurter Schule viel besser kennen. Sie war eine kleine, aber höchst einflußreiche Gruppe von nicht-christlichen Intellektuellen, die nach der Machtübernahme Hitlers aus Deutschland in die USA flohen. Nachdem sie dort mit einer gleichgesinnten Gruppe von Trotzkisten aus New York sich verbündet hatten, gewannen sie ständig an Einfluß, der schließlich das Verhältnis zu ihrer geringen Anzahl bei weitem überstieg. Da sie der „traditionellen anglo-amerikanischen Kultur“ mit tiefer Ablehnung gegenüberstanden, so sagt MacDonald, begannen sie, aggressiv dagegen zu kämpfen. In allen Bereichen, vor allem in der Kunst, förderten sie den Einzelnen auf Kosten der Familie, die multikulturelle Ideologie auf Kosten der Leitkultur der Weißen, und den Modernismus auf Kosten der Tradition. „Der starke Wunsch nach der sozialistischen Revolution führte Theodor Adorno (ein Kopf der Frankfurter Schule) zur modernistischen Musik, weil diese Musik den Zuhörer unzufrieden und desorientiert zurückläßt, indem sie Harmonie und Berechenbarkeit ganz bewußt vermeidet.“ Die Frankfurter Schule wünschte sogar das „Ende jener Ordnung herbei, aus welcher die Sonate hervorgegangen war.“

Nach Aussage des Professors verachtete die Frankfurter Schule das fehlende Verlangen des nordamerikanischen Volkes nach der Revolution, und sie schob dieses Fehlen auf die allgemeine, in den USA herrschende „Passivität, Wirklichkeitsflucht und Angepaßtheit,“ sowie auf die „spätkapitalistische“ Kontrolle der Massenkultur. Beispielsweise nahmen sie es sehr übel, daß in diesem Bereich konservative Organisationen der Filmindustrie Hollywoods moralische Maßstäbe auferlegt hatten. Sobald jedoch die Frankfurter Schule selber in den 1960iger Jahren die Kontrolle über die Medien, die Universitäten und die Politik errungen hatte, nutzte sie Hollywood, die Massenkultur und das schläfrige Verhalten des Volkes voll aus, um alles nach Links schwenken zu lassen. Der Professor beklagt es, daß heute wegen dieser Neuorientierung bösartige Angriffe auf die „Interessen der Weißen,“ die „Identität der Weißen“ und die „traditionellen Völker und Kulturen des Abendlandes“ nicht mehr aufhören.

In mehreren Punkten hat der Professor recht. Zum Beispiel tobt der Kampf nicht in erster Linie zwischen Kapitalismus und Kommunismus, wie die Linken ursprünglich dachten und wie viele US-Amerikaner heute noch denken. Nach wie schon vor den 1960iger Jahren hat der materielle Wohlstand das US-amerikanische Volk in einen Schlafzustand versetzt. Gleichfalls wahr ist, daß Hollywood und die Massenkultur, ob kontrolliert oder nicht, eine enorme Rolle bei der Denkweise des Einzelnen sowie der Massen spielen (deswegen behandeln die „Eleison-Kommentare“ nicht selten kulturelle Themen). Außerdem gibt es fürwahr noch eine kleine, ganz bewußte und entschlossene Gruppe von höchst einflußreichen Feinden der „traditionellen Abendlandskultur.“

Will aber Professor MacDonald die „Interessen der Weißen“ verteidigen, so muß er weit über die Interessen dieser Gruppe hinausdenken. Denn das Kernproblem ist religiöser Natur. Warum vermochten die weißen Europäer der Welt so viel zu geben? Weil sie jahrhundertelang mit der Gnade Gottes mitwirkten, um aus dem katholischen Glauben unvergleichlichen Nutzen zu ziehen. Warum haßt diese kleine Gruppe von Linken die „Abendlandskultur“ so sehr? Weil da der noch verbleibende Rest dieses Glaubens zu spüren ist. Warum gewann diese kleine Gruppe seit den 60iger Jahren des letzten Jahrhunderts so viel an Macht? Weil es dieselben „Weißen“ sind, welche die Hauptverantwortung dafür tragen, daß der katholische Klerus auf dem Vatikanum II den katholischen Glauben gründlich verworfen hat. Der heutige Sieg der Linken ist nicht mehr und nicht weniger als Gottes gerechte Strafe für die Verräter.

Herr Professor, Sie sind nicht eingeschlafen! Nehmen Sie jetzt den Rosenkranz zur Hand!

Kyrie eleison.

Gültig geweihte Bischöfe?

Gültig geweihte Bischöfe? on Oktober 31, 2009

Eine bemerkenswerte Bestätigung der ausgewogenen Position der Priesterbruderschaft St. Pius X. zur Gültigkeit der Sakramente in der „erneuerten“ Konzilskirche erschien letzte Woche im Rundbrief „Courrier de Tychique“ eines streitbaren Galliers. Darin berichtet eine „zuverlässige Quelle,“ daß die Freimaurerei, der alte Feind der Kirche, durch die konziliare Revolution plante, die Gültigkeit der Sakramente aufzuheben: Geschehen sollte dies nicht etwa durch die Änderung der Form – was sie automatisch ungültig werden läßt –, sondern vielmehr durch die Doppeldeutigkeit des Ritus als Ganzes, was auf lange Sicht die notwendige sakramentale Intention des Zelebranten aushöhlt.Diese „zuverlässige Quelle“ ist ein Franzose, der aus dem Munde eines ehrwürdigen alten Priesters einiges erfuhr, was Kardinal Lienart auf seinem Sterbebett diesem Priester gebeichtet hatte. Zweifellos aus Furcht vor der Hölle bat der Kardinal den Priester darum, diese Information der Welt zu geben. Dadurch löste er ihn vom Beichtgeheimnis. Von da an blieb der Priester zwar in der Öffentlichkeit diskret, sprach aber im Privaten darüber, was der Kardinal ihm verraten hatte, daß nämlich die Freimaurerei die Kirche in einem Drei-Punkte-Plan zerstören wolle. Ob der Kardinal im frühreifen Alter von 17 Jahren der Freimaurerei beigetreten war oder nicht, auf jeden Fall diente er ihr ausgezeichnet: Schon zwei Tage nach Eröffnung des Vatikanum II brachte er das Konzil vom Kurs ab, als er auf unregelmäßige Weise die vollständige Zurückweisung der sorgfältig vorbereiteten traditionellen Konzilsdokumente forderte.

Nach den Angaben dieses Kardinals war das oberste Ziel der Freimaurer auf dem Konzil, die hl. Messe zu untergraben, indem der Ritus so abgeändert würde, daß auf lange Sicht die Intention des Zelebranten – „tun zu wollen, was die Kirche tut und immer getan hat“ – langsam verschwände. Schritt für Schritt sollte der Ritus die Priester und Laien dazu bringen, die hl. Messe mehr als „Gedächtnismahl“ oder „Heilige Mahlzeit,“ denn als Sühneopfer anzusehen. Das zweite Ziel der Freimaurer bestand darin, die Apostolische Sukzession zu beenden. Das Mittel dazu war der neue Weiheritus, welcher letztendlich die Weihegewalt des Bischofs unterlaufen würde. Einerseits sollte die neue Weiheform nicht automatisch ungültig, sondern so doppeldeutig sein, daß Zweifel über ihre Gültigkeit entstehen mußten – andererseits sollte vor allem der neue Weiheritus, wie der Meßritus, in seiner Gesamtheit schließlich die sakramentale Intention des weihenden Bischofs aufheben. Aus Sicht der Freimaurer hätte das den Vorteil, die Apostolische Sukzession auf so behutsame Weise zu unterbrechen, daß niemand es bemerken würde. Befürchten heute nicht viele rechtgläubige Katholiken, daß gerade diese Möglichkeit zur Wirklichkeit werde?

Wie es mit der oben erwähnten „zuverlässigen Quelle“ auch sein mag: Auf jeden Fall entsprechen die heute in der Konzilskirche verwendeten Riten der hl. Messe und Bischofsweihe vollkommen diesem Freimaurer-Plan, den der Kardinal enthüllte. Als diese neuen Riten in den späten 1960iger und frühen 1970iger Jahren eingeführt wurden, lehnten viele ernsthafte Katholiken diese ab, weil ihnen solche Riten nicht gültig verwendbar schienen. Doch leider sind sie nicht automatisch ungültig (das Problem wäre dann viel einfacher!). Im Gegenteil sind sie viel gefährlicher! Ihre sakramentale Form ist katholisch genug, um viele Zelebranten zur Annahme zu verleiten, daß sie gültig sein können. Doch die Konstruktion der neuen Riten als Ganzes ist so doppeldeutig und fördert so sehr eine nicht-katholische Auslegung, daß im Laufe der Zeit das Sakrament durch die verfälschte Intention von jedem Zelebranten unwirksam wird, der entweder zu „gehorsam“ oder zu unaufmerksam diese Riten annimmt, weil er zu wenig wacht und betet.

Solche Riten, die gültig genug sind, um auf kurze Sicht von fast allen Katholiken angenommen zu werden, gleichzeitig aber so doppeldeutig sind, daß sie auf lange Sicht die Sakramente ungültig machen, stellen eine satanisch raffinierte Falle dar. Deswegen müssen alle Katholiken einerseits jeden Kontakt mit solchen Riten meiden, andererseits dürfen sie ihre gesunden katholischen Instinkte nicht dadurch verderben, daß sie theologisch übertriebene Anklagen formulieren, die sich von der gesunden katholischen Lehre entfernen. Es ist nicht immer leicht, bei dieser Schwierigkeit ausgewogen zu bleiben.

Kyrie eleison.

Der Tristan-Akkord

Der Tristan-Akkord on Oktober 24, 2009

Der objektiven Beschaffenheit der menschlichen Seele entspricht die objektive Beschaffenheit der Musik. Fehlentscheidungen des Menschen vermögen zwar beide Beschaffenheiten zu stören, dennoch kann der subjektive freie Wille des Menschen weder diese Ordnungen, noch deren Beziehung zueinander ändern. Zeigt uns nicht schon der gesunde Menschenverstand, daß sanfte Musik im Supermarkt gespielt wird und mitreißende Musik in der Armee, um die Frauen zum Einkauf und die Männer zum Marschieren anzuregen? Der Handel wie der Kampf sind einfach zu realitätsbezogen, als daß sie sich vom Wahn des Liberalismus stören lassen dürfen.Trotzdem treiben die Liberalen ihren Wahn immer weiter. Sicherlich sucht aus diesem Grund die aktuelle Inszenierung von „Tristan und Isolde“ im Covent Garden in London, Wagners Meisterstück zu untergraben – wie ich es im „Eleison-Kommentar“ der letzten Woche beschrieb. Dennoch veranschaulicht ein zweiseitiger Artikel im Programmheft dieser Inszenierung auf vortreffliche Weise die objektive Beziehung zwischen den verschiedenen Musikformen und ihrer entsprechenden Einwirkung auf den Menschen. Ich wünschte, ich könnte alles zitieren. Liebe Leser, erschrecken Sie nicht vor den technischen Details, denn genau diese Einzelheiten beweisen meine These.

Der Artikel stammt aus dem Buch „Vorhang auf!“ des heute lebenden deutschen Dirigenten Ingo Metzmacher. Insbesondere behandelt er den berühmten „Tristan-Akkord,“ welcher zum ersten Mal im dritten Takt des Vorspiels auftaucht. Der Akkord besteht aus einem Tritonus (auch „übermäßige Quarte“ oder „Teufelsintervall“ genannt), F und B unterhalb des eingestrichenen C, und darüber eine Quarte aus Dis und Gis. In diesem Akkord, sagt Metzmacher, liegt eine gewaltige innere, nach Auflösung strebende Spannung. Dieser Akkord kommt in den ersten 14 Takten des Präludiums viermal vor und löst sich jedesmal nur in die Dominantseptime auf – diese aber ist selbst wieder ein unaufgelöster Akkord, der nach Auflösung drängt. Wenn schlußendlich im 18. Takt ein stabiles F-Dur erreicht ist, so kommt es einen halben Takt später sofort wieder zur Destabilisierung durch die einen Halbton höhere Baßnote, und so weiter.

Metzmacher erklärt, daß die Halbtöne den Schlüssel zum neuen Harmonie-System bilden, das Wagner für „Tristan“ erfunden hatte, um die grenzenlose Sehnsucht romantischer Liebe darzustellen. Die Halbtöne „wirken wie ein Virus – kein Klang ist vor ihnen sicher, und bei keiner Note ist es gewiß, ob sie nicht nach oben oder unten verschoben wird.“ Da auf diese Weise die Akkorde laufend gebrochen, wiederhergestellt und sofort wieder gebrochen werden, formt sich eine unablässige Aneinanderreihung von Zuständen einer nicht aufzulösenden Spannung. Musikalisch entspricht dies vollständig der gegenseitigen Sehnsucht des Liebespaares, die „unermeßlich wächst, aufgrund der Aussichtslosigkeit, jemals Erfüllung zu finden.“

Allerdings nennt Metzmacher auch den dafür zu zahlenden Preis. Die tonale Musik, welche auf Tonarten und einer geordneten Mischung aus Halb- und Ganztönen basiert, „zieht ihre Lebenskraft aus der Fähigkeit, uns das Gefühl zu vermitteln, in einer bestimmten Tonart beheimatet zu sein.“ Im Gegensatz dazu können wir beim Tristan-System „nie gewiß sein, ob das als sicher angesehene Gefühl in Wirklichkeit nicht doch eine Täuschung ist.“ Deshalb markiert der Tristan-Akkord „einen Wendepunkt in der Geschichte nicht nur der Musik, sondern auch der gesamten Menschheit.“ Metzmacher würde das alte chinesische Sprichwort gut verstehen: „Wenn die Tonart der Musik sich ändert, werden die Stadtmauern erschüttert.“

Wenn also „Tristan“ auf diese Weise die tonale Musik untergrub, war es nicht einigermaßen gerecht, wenn der Regisseur im Covent Garden den „Tristan“ zu untergraben versuchte? Wo aber wird dann die Auflösung des Lebens und der Musik zum Stillstande gebracht werden? In der ordentlichen Zelebration der wahren hl. Messe! Bis alle Menschen, insbesondere die Katholiken, den Weg zu dieser Messe zurückfinden, sind sie wahrlich heimatlos.

Kyrie eleison.

„Tristan“ – Inszenierung

„Tristan“ – Inszenierung on Oktober 17, 2009

Nachdem ich das Königliche Opernhaus von London 40 Jahre lang nicht mehr besucht hatte, war ich entzückt, als mir Freunde letzte Woche eine Eintrittskarte für Wagners „Tristan und Isolde“ anboten. Es war ein reizender Abend, außer – oh weh! – die moderne Inszenierung ging daneben! Die Klassiker vergangener Zeiten sind eine Sache, aber ihre Inszenierung auf heutigen Bühnen ist eine ganz andere!Ein Theaterstück wie „Tristan und Isolde,“ dessen Uraufführung im Jahre 1865 stattfand, wird deshalb zum Klassiker, weil er menschliche Fragen und Antworten aller Zeiten wiederzugeben versteht. Beispielsweise wurden die Leidenschaften der romantischen Liebe zwischen Mann und Weib niemals gekonnter und wortgewaltiger ausgedrückt als in dem Musikdrama „Tristan und Isolde.“ Doch jedesmal, wenn ein klassisches Drama aufgeführt wird, ist seine Inszenierung offenkundig abhängig vom Zeitalter seiner Aufführung. Zwar beruht der Klassiker selber auf dem Autor, aber die Inszenierung auf dem Regisseur und dessen Verständnis für den Klassiker.

Nun dürfen wir Wagner durchaus als den Vater der modernen Musik ansehen; besonders aufgrund der epochalen, ständig sich ändernden chromatischen Harmonien in „Tristan.“ Niemand wird behaupten, Wagner sei nicht modern. Doch die jetzige Aufführung von „Tristan“ im Covent Garden in London zeigt die große Distanz, die schon zwischen der Zeit Wagners und uns liegt. Der Regisseur dieser Aufführung hatte entweder kein Verständnis für oder keine Achtung vor Wagners Originaltext, wie zwei kleine Beispiele zeigen mögen: Wenn im III. Akt Kurwenal nach Isoldes Schiff auf dem Meer Ausschau halten sollte, dann sehen wir, wie er die ganze Zeit lang Tristan betrachtet. Oder wenn Isolde schließlich zum sterbenden Tristan eilt, sieht Wagners Wortlaut natürlich vor, daß sie noch das kleinste Lebenszeichen bei ihm sucht. Doch dieser Regisseur läßt sie auf dem Boden Tristan den Rücken zukehren! Diese ungeheuerliche Mißachtung des Originaltextes und des gesunden Menschenverstandes zieht sich in der Inszenierung von Anfang bis zum Ende durch.

Was hat sich der Regisseur dabei gedacht? Das wüßte ich gerne. Entweder hat er keinen gesunden Menschenverstand, oder er setzt sich absichtlich über die Vernunft hinweg. Noch schlimmer ist, daß das Königliche Opernhaus ihm dafür wohl einen königlichen Lohn bezahlt hat, weil es davon ausgeht, daß diese Mißachtung des gesunden Menschenverstandes dem heutigen Publikum gefällt. Wir erinnern uns an ein Wort Picassos: Ich weiß, daß meine Kunst Unsinn ist, aber gerade das wollen die Menschen. Und wirklich, das Publikum von letzter Woche schaute sich diesen Unsinn willig an und gab herzlichen Applaus, anstatt ihn von der Bühne zu pfeifen. Soweit mir bekannt ist, gibt es heute in Wagners eigenem Lande nur noch selten klassische Inszenierungen von seinen Opern.

Wir müssen uns fragen: Was geschieht mit dem gesunden Menschenverstand? Wohin steuert das heutige Publikum? Wie kann ein Volk auf Dauer überleben, wenn es beispielsweise daran Gefallen findet, daß ein Liebespaar einander den Rücken zukehrt? Einwand: Es handelt sich nur um Theater; Erwiderung: Das Theater hält der Gesellschaft den Spiegel vor; Schlußfolgerung: Entweder verfügt die heutige Gesellschaft über keinen gesunden Menschenverstand mehr, oder sie trampelt auf dem wenigen noch vorhandenen herum. Da gesunder Menschenverstand dem Realitätssinn entspricht, kann eine solche Gesellschaft nicht überleben, sondern muß unweigerlich sterben.

Kyrie eleison.