Erzbischof Marcel Lefebvre

Gelähmte Autorität – II.

Gelähmte Autorität – II. on Juni 29, 2013

Wieder drängt ein wackerer Teilnehmer der heutigen katholischen „Widerstandsbewegung“ mich, doch ihre Führung zu übernehmen. Seine angegebene Begründung lautet nach wie vor, daß ich der einzige Bischof mit einem Part in dieser Bewegung sei, welche dem inneren Zerfall der Priesterbruderschaft St. Pius X. sich entgegenstellt. Doch Gott gab den letzten Atemzug der echten Kirchenautorität an Erzbischof Lefebvre, dessen Nachfolger diesen Atemzug allerdings grausam mißbrauchten. Warum sollte ihn Gott noch einmal geben? Zwischen den 1970er- und 2010er-Jahren ist die Kirchenkrise nur noch viel schlimmer geworden. Auf die Gefahr hin, viele von Ihnen zu verärgern, bringe ich im folgenden die Hauptargumente des wackeren Teilnehmers und dann meine Antworten, die ich niemandem aufzwingen, jedoch allen vorschlagen möchte:—

1) „Die große Meinungsvielfalt unter den Priestern der Widerstandsbewegung verwirrt die Laien.“

* Um allerdings Meinungen leiten zu können, bedarf es der Autorität (siehe oben). Vielleicht verdienen die Katholiken aber auch, mit Verwirrung geschlagen zu sein, nachdem so viele von ihnen blindlings dem Zweiten Vatikanischen Konzil gefolgt sind und heute der Bruderschaft blind folgen. Vielleicht hat Gott genug vom blinden Gehorsam der Katholiken. Vielleicht will er, daß die Katholiken ihre eigenen Köpfe benutzen und selber denken, anstatt ihr blindes „Gehorchen“ als faulenzerischen Weg in den Himmel zu verwenden.

2) „Vor allem herrscht Verwirrung über die Frage, ob das sinkende Schiff nun zu verlassen ist, d.h. ob man aufhören soll, Bruderschaftsmessen zu besuchen.“

* Soll eine Ansicht wirklich allen Fällen genügen? Die Frage des Verlassens hängt von vielen verschiedenen Umständen ab. Zugegebenermaßen geraten jene, welche beim gegenwärtigen falschen Kurs der Bruderschaft bleiben, tatsächlich in die Gefahr eines langsamen Abgleitens. Dennoch benötigen Seelen die Hl. Sakramente, und keinesfalls sind alle Bruderschaftspriester bereits Verräter. Beispielsweise war in Frankreich die erste Auflage eines kürzlich erschienenes Buches, welches auf 350 Seiten rund 90% Zitate von Erzbischof Lefebvre bringt, schon nach zwei Wochen vergriffen. Herausgegeben vom Bruderschaftspriester Hw. François Pivert. Das ist ein Zeichen der Hoffnung; möge Gott ihn dafür segnen.

3) „Die Reibereien zwischen Priestern der Widerstandsbewegung könnten zur Selbstzerstörung der ganzen Bewegung führen.“

* Persönliche Reibereien hat es unter Priestern immer gegeben und wird es auch immer geben. Doktrinelle, d.h. lehrmäßige, Reibereien sind hingegen deutlich schwerwiegender. Besonders die doktrinelle Treue hat die Bruderschaft zusammengehalten, während jetzt die lehrmäßige Untreue sie zerstört. Nur diese doktrinelle Treue stellt unseren einen und einzigen Glauben sicher, welcher die Grundlage dessen ist, was überhaupt vom Katholizismus in der Kirche, in der Bruderschaft oder in der „Widerstandsbewegung“ überleben wird.

4) „Ohne Haupt und Hierarchie kann die Kirche nicht auskommen. Gott will, daß wir geordnet sind.“

* Normalerweise kann die Kirche tatsächlich nicht ohne Haupt und Hierarchie sein, doch hat der moderne Mensch eine abnorme Situation geschaffen. Während der heidnische Hauptmann in den Evangelien (Matthäus 8,6–10) ein natürliches Gespür für das Befehligen und das Gehorchen hatte (beides gehört zusammen), so hat der „demokratische“ Mensch im Namen der Freiheit willentlich beides verlernt. Daher zerstören willkürliches Befehlen und unmäßiges Gehorchen jetzt die Bruderschaft, so wie sie auch die Amtskirche weitgehend zerstört haben. Der Grund ist, daß heute sowohl den Herrschern als auch den Beherrschten das Gespür und die Liebe zur objektiven Wahrheit fehlt, welche über diesen beiden Gruppen steht und welche bei Beachtung Autorität und Gehorsam der beiden Gruppen mühelos miteinander in Einklang bringt. Vielleicht will Gott, daß wir stärker die Doktrin verfolgen als die Organisation.

Abschließend können wir sagen, daß diese außergewöhnliche Kirchenprüfung so lange andauern wird, wie Gott sie für die Reinigung seiner Kirche als notwendig erachtet. Inzwischen sind wir im 21. Jahrhundert angelangt und mir dünkt, daß nicht mehr genug katholisches Stroh vorhanden ist, um einen katholischen Ziegel zu formen im Stile der Bruderschaft des späten 20. Jahrhunderts. Geduld; denn Gottes Wille wird erfüllt werden. Es ist seine Kirche und er wacht über sie. Üben wir uns in Geduld.

Kyrie eleison.

Grauenhafter Niedergang – II.

Grauenhafter Niedergang – II. on Juni 22, 2013

Das Wort „Grauen“ mag vielleicht zu stark anmuten, den Richtungswechsel in der Priesterbruderschaft St. Pius X. zu beschreiben, welcher spätestens vor einem Jahr deutlich geworden ist. Wenn allerdings die Hölle grauenhaft ist; wenn man ohne Glauben in sie hineinfällt; wenn der Glaube in große Gefahr geriet, weil die Kirche durch das Zweite Vatikanische Konzil schwer gelähmt worden ist, jedoch auf wunderbare Weise ein Bollwerk des wahren Glaubens innerhalb dieser Kirche errichtet wurde; und wenn schlußendlich dieses Bollwerk nun ebenfalls kampfunfähig gemacht wird, dann dürfte das Wort „Grauen“ doch gerechtfertigt und eben nicht zu stark sein.

Zwar ist die Bruderschaft noch nicht ganz gefallen, doch fiel sie bereits ein gutes Stück und könnte bald vollständig fallen. Denn ihre Führung, welche während den letzten 15 Jahren diesen Fall gekonnt gefördert hat, ist nach wie vor an der Macht. Zwar folgte sie Erzbischof Lefebvre zu seinen Lebzeiten, doch verstand sie entweder nicht, oder hörte willentlich zu verstehen auf, warum der Erzbischof die Bruderschaft in erster Linie gegründet hatte: um dem Fall der konziliaren Kirchenmänner zu widerstehen, welche die Kirche in Einklang mit der glanzvollen aber verderbten Welt zu bringen suchten. Als der Erzbischof dann nicht mehr unter uns weilte, wurden die Bruderschaftsoberen sehr bald erneut von diesem Glanz, durch GREC usf., erfaßt.

Diese Oberen ziehen momentan eine Reihe älterer Bruderschaftspriester mit sich hinunter, und verformen die jüngeren. Für die älteren Priester gilt nun eine ähnliche Situation wie damals nach dem Zweiten Vatikanum: die Priester, welche von Erzbischof Lefebvre geformt worden waren, können nun wegen dem Verbogenwerden durch die Neubruderschaft gewisse Qualen erleiden. Diese Qual hört auf, sobald diese älteren Priester sich entscheiden, mit dem Strom zu schwimmen – wozu sie allerdings erst ihr Gewissen einschläfern müssen. Auch für die jüngeren Bruderschaftspriester gilt eine ähnliche Situation wie damals nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil: weil sie normalerweise bereits in die neue Richtung deformiert werden, können nur sie selber die alte Ausrichtung finden. Denn ihnen wird im wesentlichen nicht mehr gelehrt, worum es Erzbischof Lefebvre wirklich ging. Praktisch werden die Bruderschaftsseminare langsam aber sicher in „Neuseminare“ umgewandelt. Wer diese Seminare noch an Berufene empfehlen möchte, muß also große Vorsicht walten lassen.

Und wie sieht es mit der Spitze der Bruderschaft aus? Dazu möchte ich das jüngste Denken eines Bruderschaftsmitgliedes nahe an der Spitze vorstellen, welcher ganz und gar mit der lehrmäßigen Position von Erzbischof Lefebvre vertraut ist. Er verteidigte diese Position auch lange Zeit. Doch nachdem die Glaubensgespräche in den Jahren 2009 bis 2011 bewiesen, daß Rom an seinen lehrmäßigen Irrtümern festhält, billigt im Jahre 2013 nun auch er den Prinzipienzusammenbruch der Bruderschaft auf ihrem Generalkapitel 2012, wo sie von der früheren Forderung nach einer lehrmäßigen Übereinkunft sich lossagte, und nurmehr Bedingungen für ein rein praktisches Abkommen aufstellte. Und trotzdem ist er froh, daß dieser Zusammenbruch in der Praxis folgenlos blieb. Die Folgenlosigkeit liegt aber gewiß nur daran, daß den Römern dieser Zusammenbruch nicht vollständig genug war. Dennoch begrüßt dieser Kleriker, wenn die Bruderschaftsoberen die Beziehungen mit dem neuen Papst wiederaufnehmen – als ob die Bruderschaft nicht schon halb zusammengebrochen wäre und somit nicht die Gefahr eines vollständigen Zusammenbruchs bestünde, wenn die Priesterbruderschaft nach Rom zurückkriecht, um eine kanonische Anerkennung zu erreichen.

Wie kann er so widerspruchsvoll geworden sein? So wie es vielen Priestern nach dem Zweiten Vatikanum unter dem tyrannischen Paul VI. erging, hat auch er seinen Verstand von der göttlichen Glaubenslehre gelöst und läßt ihn nun mit dem Strom der Menschen schwimmen. Gewiß nicht leichten Gewissens, legt sein Wille nun offenbar Wert darauf, das angeblich Gute der Bruderschaft dem tatsächlichen Guten des Glaubens vorzuziehen, welcher aber grundsätzlich keine Unterordnung unter seine mächtigen Feinde duldet. Wenn dieser Kleriker seinen Zusammenhalt mit den Bruderschaftsoberen bekundet, welche genau eine solche Unterordnung wollen, so mag er zwar vielleicht nicht selber den Glauben verlieren, doch durch seine neue Weichheit den römischen Apostaten gegenüber riskiert er wenigstens, daß einer ganzen Reihe von anderen Seelen der Verlust des wahren Glaubens vereinfacht wird.

Und die Bruderschaftsoberen? Sie stecken tief im Sumpf der Doppelzüngigkeit, weil sie sich und anderen weiterhin vorgaukeln müssen, daß sie selber der alten Religion von Gott und dem Erzbischof treu sein würden, während sie in Wirklichkeit zur Amtskirche gehören wollen, welche der neuen Menschenreligion verschrieben ist. Der Verlust von Seelen und die Doppelzüngigkeit sind ein zweifaches Grauen.

Kyrie eleison.

Grauenhafter Niedergang – I.

Grauenhafter Niedergang – I. on Juni 8, 2013

Der Niedergang der Priesterbruderschaft St. Pius X. von dem, was sie einst unter Erzbischof Lefebvre darstellte (von 1970 bis 1991), zu dem, was sie in den letzten ungefähr 15 Jahren wurde, ist fast schon grauenhaft. In einer kleinen Serie möchten wir erstens betrachten, warum heute das Grauen schon fast normal ist in dieser armseligen Welt, in der wir leben. Denn zu verstehen heißt zu verzeihen; und wir alle benötigen die Verzeihung. Zweitens müssen wir uns dem Grauen stellen – nicht um entmutigt zu werden, sondern im Gegenteil damit wir unsere Lenden gürten können für noch Schlimmeres, das mit hoher Wahrscheinlichkeit kommen wird. Drittens möchten wir betrachten, was es überhaupt heißt, unsere Lenden zu gürten. Denn Gott wird uns in diesem Leben genügend ausgestattet haben, damit wir etwas ausrichten können (allerdings ist in diesem Zusammenhang wichtig, daß wir das bißchen Wasser, über welches wir verfügen, nicht in den Sand gießen). Um zu verstehen, warum das Grauen heute so normal geworden ist, beginnen wir mit drei feinsinnigen katholischen Denkern, welche unsere Zeit einschätzten.

Papst Leo XIII. markierte im Jahre 1884 in seiner großen Enzyklika über die Freimaurerei, wie ihre teuflischen Prinzipien übergehen von der einstigen Nichtbeachtung der katholischen Kirche (? 13), zur Verletzung der Kirche (? 14) und dann zur Zerstörung der Kirche (? 15). Danach gehen die freimaurerischen Prinzipien vom Ruinieren aller positiven Religionen (? 16) über zum Ruinieren aller natürlichen Religionen (? 17), und schließlich zum Ruinieren der großen bekannten natürlichen Wahrheiten (? 18), wie z.B. Gottes Schöpfung, der Vorsehung und der Unsterblichkeit der Seele. Im 21. Jahrhundert gehen wir nun noch einen Schritt weiter, namentlich bis zum Ruinieren jeglichen Wahrheitsbegriffes. Der menschliche Verstand ist zu Brei geworden – selbst der Verstand von Päpsten, Kardinälen und Bischöfen.

Der Hl. Papst Pius X. durchschaute im Jahre 1907 in seiner großen Enzyklika Pascendi über den Modernismus dieselbe Ruinierungsbestrebung aller Wahrheit und Denkfähigkeit durch die Modernisten. Zwar liegt Schreien unterhalb der Würde eines Papstes, aber Pius X. nutzt in Pascendi die stärksten ihm zur Verfügung stehenden Ausdrücke, um die Verrottung des Verstandes zu geißeln, mit welcher die Modernisten den katholischen Glauben ausrotten. Pascendi läuft darauf hinaus, daß der Modernismus die Endstation ist. Die päpstliche dramatische Warnung erwirkte der Kirche eine Gnadenfrist von einem halben Jahrhundert. Doch genau jene Glaubensverrottung, welche noch der Hl. Pius X. hochkant aus der Kirche geworfen hatte, erhoben Johannes XXIII. und Paul VI. durch das Zweite Vatikanum zur offiziellen Kirchenlehre. Wenn selbst Päpste ihren Verstand verlieren, warum sollten dann bloße Obere dies nicht auch tun können?

Ein dritter katholischer Denker, welcher die Verwüstung der katholischen Glaubenslehre durch das Zweite Vatikanum ermaß, war der italienische Laie Romano Amerio, dessen Analyse der modernen Irrtümer namens Iota Unum der Erzbischof Lefebvre sehr lobte. An einer Stelle schreibt Amerio (könnte bitte jemand für mich die Referenz suchen?), daß wenn die Dinge so weitergehen wie bisher, es in naher Zukunft unmöglich sein wird, überhaupt noch zu sprechen oder zu schreiben, und daß nur noch Schweigen übrigbleiben wird. Das mag unvorstellbar erscheinen, doch ein sehr guter Kommentator aus den USA, Dr. Paul Craig Roberts, hat vor nicht allzu langer Zeit fast mit dem Schreiben aufgehört, weil es ihm schien, als ob es keine Öffentlichkeit mehr gäbe, welche zum Denken bereit oder fähig ist.

Wahrlich, wenn in dieser gegenwärtigen Generalprobe für den Antichrist die Tage nicht abgekürzt würden, wie unser Herr sagt (Matthäus 24,22), so könnten wir alle unseren Verstand und Glauben verlieren. Wer also will den ersten Stein auf einen heutigen Papst oder Bischof werfen, welcher den Verstand verliert?

Nun untersagt unser Herr zwar, daß wir verurteilen, um zu verdammen (Matthäus 7,1), weil allein Gott in seinem Allwissen alle Umstände kennt, welche nötig sind, um ein unfehlbares Urteil zu fällen. Doch gleichzeitig befiehlt unser Herr, daß wir beurteilen sollen, um unterscheiden zu können zwischen wahren Hirten und Mietlingen bzw. zwischen Schafen und Wölfen im Schafspelz (Matthäus 7,15). Das ist unsere Verantwortung als Katholiken, um unsere Seelen zu retten. Deswegen werfen wir bald einen weiteren Blick auf das Grauen, welches heute in der Priesterbruderschaft St. Pius X. stattfindet.

Kyrie eleison.

Gelähmte Autorität

Gelähmte Autorität on Juni 1, 2013

Eine Anzahl guter Katholiken wünscht, daß als Ersatz für die Priesterbruderschaft St. Pius X. eine neue Kongregation gegründet werde. Zwar teile ich durchaus ihre Besorgnis, daß die Bruderschaft gegenwärtig auf dem besten Weg ist, ihre vormals ruhmreiche Verteidigung des katholischen Glaubens und Lebens aufzugeben. Deswegen habe ich auch Verständnis für den Wunsch dieser Katholiken, daß eine andere und ähnliche Kongregation als Ersatz entstünde, doch glaube ich nicht, daß dies möglich ist. Den Grund dafür möchte ich kurz darlegen.

Im Jahre 1970 schrieb Erzbischof Lefebvre die Gründungsprinzipien und insbesondere die Satzungen nieder, auf welchen die künftige Priesterbruderschaft fußen und funktionieren würde. Bei diesem Unterfangen legte der Erzbischof großen Wert darauf, vom Bischof der katholischen Diözese, wo das Ursprungshaus der Bruderschaft stand, eine offizielle Genehmigung zu erhalten. Denn für den Erzbischof machte das Erhalten oder Nichterhalten dieser Genehmigung den großen Unterschied aus zwischen der Gründung einer Kongregation der katholischen Kirche oder einer privaten Gesellschaft auf eigene Faust. Während er größtes Interesse daran hatte, eine katholische Kongregation zu gründen, so interessierte ihn eine Privatinstitution nur wenig.

Als der Erzbischof dann Bischof Charrière von der Diözese Genf, Lausanne und Freiburg (in der Schweiz) besuchte, um diese Genehmigung zu erhalten, war er anfangs nicht gerade hoffnungsvoll. Denn die konziliare Revolution war bereits in vollem Gange und ja seinen Satzungen genau entgegengesetzt. Doch fügte es sich, daß Bischof Charrière seine Zustimmung gab; vielleicht, weil er wußte, daß er bald in Rente gehen würde. Wie dem auch sei, Erzbischof Lefebvre kehrte jubelnd nach Ecône zurück, und ein Bericht besagt, daß er dabei die Satzungen triumphierend in der Luft geschwenkt habe.

Für den Erzbischof bedeutete dies, daß er von nun an, und soweit es ihn betraf, die kirchliche Autorität besaß, um eine Kongregation der Kirche aufzubauen. Auch wenn Rom einige Jahre später versuchen würde, diese Autorität wieder zurückzuziehen, so war dieser römische Versuch seinem Wesen nach und gemäß den Kirchengesetzen so dermaßen ungerecht, daß der Erzbischof niemals zögerte, weiterhin die gesamte Autorität eines klassischen Kongregationsoberen innerhalb der Bruderschaft auszuüben. Diese klassische katholische Autorität hat eine solche Kraft, daß durch das Einspannen dieser Autorität vor die konziliaren Lügen es den Konzilspäpsten gelang, fast die ganze universelle Kirche zu zerstören. Und weil heute diese Autorität innerhalb der Bruderschaft vor ein praktisches Abkommen mit Konzilsrom gespannt wird, zerstört sie jetzt praktisch die Priesterbruderschaft. Auf der anderen Seite maßte Erzbischof Lefebvre sich jedoch niemals eine Autorität über Priester, Nonnen und Laien außerhalb der Bruderschaft an, sondern war diesen Personen lediglich Vater, Berater und Freund.

Doch heute sind die Tage eines Bischof Charrière lange vorbei. Wieviele vernünftige Bischöfe gibt es denn in der Amtskirche noch? Würde jemand von ihnen heute noch traditionelle und antikonziliare Satzungen genehmigen? Es scheint fast so zu sein, daß damals, als der Erzbischof mit seinen katholischen Satzungen in der Hand aus der katholischen Burg hinausmarschierte, hinter ihm das konziliare Fallgatter herunterfuhr. Einer der vier Bruderschaftstheologen sagte nach den Glaubensgesprächen der Jahre 2009 bis 2011 über die römischen Theologen: „Sie sind geistig krank, besitzen aber die Autorität.“ Die Priesterbruderschaft St. Pius X. war gewiß die letzte klassische Kongregation, welche in ihrer Linie gegründet wurde – jedenfalls bis nach der kommenden Züchtigung Gottes. Und dabei hat die Bruderschaft gar nicht lange ausgehalten.

Aus diesem Grund gilt nach meiner Meinung nun das Sprichwort: „Was man nicht kann ändern, muß man lassen schlendern!“ Deshalb fasse ich vorerst nur ins Auge, ein Vater, Berater und Freund zu sein für all jene Seelen, welche um eine bischöfliche Führung und Unterstützung bitten. Selbst diese Aufgabe ist groß genug. Möge Gott uns allen beistehen.

Kyrie eleison.

GREC – IV.

GREC – IV. on April 27, 2013

Eine Leserin des ersten „Eleison Kommentars“ über GREC (Ausgabe EC 294 vom 2. März) beklagte sich brieflich bei mir, daß ich GREC mißverstanden hätte. Zu Erinnerung: GREC ist jene Pariser Gruppe von Katholiken, welche in den späten 1990iger-Jahren gegründet worden war mit dem Ziel, Traditionalisten und Amtskirchen-Katholiken zusammenzubringen, damit diese zum Wohle der Mutter Kirche friedlich miteinander nachdenken und sprechen könnten. Gerne korrigiere ich sachliche Fehler, auf welche die Leserin mich hinwies. Auch gebe ich gerne meine von dieser Leserin herausgestellten persönlichen Mängel zu. Allerdings muß ich ihr in einem wesentlichen Punkt widersprechen.

Zuerst zu den sachlichen Fehlern: Herr Gilbert Pérol war nicht, wie ich schrieb, französischer Botschafter im Vatikan, sondern in Italien. Außerdem war er kein „Laienmitarbeiter“ von Hw. Michel Lelong vom Orden der Weißen Väter, sondern sein Freund. Und zu guter Letzt wurde GREC nicht in „den Salonen von Paris“ gegründet, sondern in der Wohnung der Botschafterwitwe Frau Huguette Pérol. Wie mir mitgeteilt wurde, übernimmt Frau Pérol die volle Verantwortung für die Gründung von GREC, die nur erfolgt sei, um der Kirche zu helfen, und die mithilfe von Personen stattgefunden habe, welche „fähig sind und denen daran liegt, treu zum Evangelium und der Tradition zu stehen.“

Bezüglich meiner Mängel schrieb sie mir, daß ich „völlig eingebildet“ und „ignorant“ sei, daß mir Bescheidenheit und Diplomatie abgehe, daß ich ungenügenden Respekt vor Toten zeigen würde und daß ich meinen Kommentar in einem sarkastischen Ton abgefaßt hätte, welcher weder einer gebildeten Person noch eines Priesters würdig wäre. Gnädige Frau, wie froh wäre ich doch, wenn dies meine schlimmsten Fehler wären, für welche ich vor Gottes Richterstuhl mich werde verantworten müssen. Bitte beten Sie für mein persönliches Gericht.

Meinen Sarkasmus betreffend möchte ich jedoch geltend machen, daß ich nicht Herrn Pérol im Blick hatte, als ich über die Nostalgie der heutigen Katholiken bezüglich des Katholizismus der 1950iger-Jahre spottete. Vielmehr hatte ich die Menge an heutigen Katholiken vor Augen, welche nicht erkennen, warum Gott in erster Linie zuließ, daß das Zweite Vatikanum die Amtskirche von der katholischen Tradition trennte, und trotzdem will diese Menge zum vorkonziliaren Rührseligkeitsglauben zurückkehren, welcher ja erst schnurstracks zum Vatikanum II geführt hat! Gnädige Frau, dieser entscheidende Punkt hat nichts mit subjektiven Personen, aber alles mit objektiver Doktrin zu tun.

Aus diesem Grund muß ich Ihnen widersprechen hinsichtlich der angeblichen Fähigkeit und Glaubenstreue jener Personen, welche der Frau Pérol beim Gründen von GREC halfen. Daß ein Berufsdiplomat auf die Mittel der Diplomatie zurückgreift, um Grundsatzprobleme doktrineller Art zu lösen, ist verfehlt, aber immerhin verständlich. Daß ein Konzilspriester wie Hw. Lelong ein solcherart diplomatisches Unterfangen förderte, ist auf noch ernstere Weise verfehlt, aber immer noch verständlich vor dem Hintergrund, daß das Zweite Vatikanum die gesamte Doktrin untergrub, indem es den Subjektivismus in der Kirche amtlich machte. Kaum annehmbar ist hingegen, von einer „Fähigkeit und einem Anliegen für das Evangelium und die Tradition“ bei jenen Priestern zu sprechen, die unter Erzbischof Lefebvre ausgebildet worden waren, um die doktrinelle Katastrophe des Zweiten Vatikanums überhaupt erst zu verstehen. So wohlmeinend deren Absichten auch gewesen sein mögen, so hätten diese Priester doch niemals eine grundsätzlich diplomatische Bestrebung fördern, geschweige denn einen aktiven Anteil daran haben dürfen, um eine grundsätzlich doktrinelle Katastrophe zu lösen.

Dennoch trifft auch im Falle dieser Priester teilweise das französische Sprichwort zu: „Alles zu verstehen, heißt alles zu verzeihen.“ Der Erzbischof entstammte einer früheren und gesünderen Generation. Die genannten Priester aber entspringen einer Welt, welche von zwei Weltkriegen erschüttert ist. Es ehrt diese Priester, daß sie für ihre Ausbildung auf die Person des Erzbischofs zurückgriffen. Und während er noch lebte, erhob er uns alle. Doch nahmen diese Priester leider nie seine Doktrin in sich auf. Als er dann starb, fingen sie innerhalb weniger Jahre an zurückzufallen. Und doch lag der Erzbischof richtig, während diese Priester und GREC – verzeihen Sie mir, gnädige Frau – falsch liegen. Gebe Gott, daß sie auf die rechte Spur zurückkommen.

Kyrie eleison.

Wachsender Widerstand

Wachsender Widerstand on April 20, 2013

Von einer dreiwöchigen Reise zur westlichen Seite des Atlantiks zurückgekehrt, kann ich folgendes berichten. Der aus der Umarmung mit dem apostatischen Rom resultierende Zusammenbruch der Priesterbruderschaft St. Pius X. führt zu wachsendem Widerstand. Es ist zwar eher ein qualitativer denn ein quantitativer Widerstand, doch bekanntlich folgt die katholische Quantität stets der katholischen Qualität und nicht umgekehrt. Die Traditionskatholiken sind bewußt im Unklaren darüber gelassen worden, was zwischen Rom und der Bruderschaft vorgeht. Doch so wie die Katholiken langsam herausgefunden haben, wie sehr die katholische Religion in Gefahr ist, so reagieren auch eine gewisse Anzahl guter Menschen ernst und entschlossen.

Zunächst und zuvörderst besuchte ich im Norden Brasiliens die religiöse Gemeinschaft von Hw. Jahir, bestehend aus ungefähr einem Dutzend Ordensbrüdern. Diese haben sich in der Nähe der Stadt Salvador niedergelassen, wo Hw. Jahir viele Jahre lang Pfarrer war. Weil Hw. Jahir aus der Neukirche geflohen ist, sieht er auch die kritische Situation der Neubruderschaft sehr klar. Er gründete auf Basis des wahren Glaubens eine eigene Gemeinschaft. Wir können uns leicht vorstellen, daß bereits in wenigen Jahren einige seiner Männer tapfere Priester werden, welche diesen wahren Glauben aufrechterhalten. Einem dieser Männer spendete ich die Tonsur und die ersten beiden niederen Weihen. Anschließend brach ich in Richtung Süden auf, wo ein weiterer brasilianischer Priester bekannt wird für sein treues Festhalten an der Tradition, so wie Erzbischof Lefebvre diese verstand.

Die Rede ist vom Benediktiner Dom Thomas, Prior eines Klosters in den Bergen nahe von Neu-Freiburg hinter Rio de Janeiro, das Dom Gérard in den 1980iger Jahren als Niederlassung seines traditionellen Benediktinerkloster gründete. Das Mutterkloster in Frankreich hatte er bereits in den 1970iger Jahren gegründet, mit Ermutigung und Unterstützung von Erzbischof Lefebvre. Als allerdings letztgenannter im Jahre 1988 Bischöfe weihte, brach Dom Gérard mit ihm, nahm sein Kloster in die Neukirche mit und überquerte den Ozean, um dasselbe mit dem brasilianischen Kloster zu machen.

Dabei allerdings stieß Dom Gérard auf den Widerstand von Dom Thomas. Dieser zwar noch junge Mönch hatte zuvor bereits ausgiebig vom berühmten brasilianischen Laienkatholiken Gustavo Corçao über die Verkehrtheit der Neukirche gelernt. Mit Unterstützung von Erzbischof Lefebvre und mithilfe guter Laien stand Dom Thomas gegen Dom Gérard auf und rettete das Kloster in Brasilien für die Tradition. Durch einen solchen Schlagabtausch gestählt, überrascht es deswegen heute nicht so sehr, daß auch Dom Thomas die Situation sowohl der Neukirche als auch der Neubruderschaft sehr klar erkennt. In einem Zelt, welches vor dem kleinen Kloster für die Besucher der Karwochen-Feierlichkeiten aufgestellt worden war, zelebrierten wir mit wenigen Priestern, aber mit allem Wesentlichen versehen die Gründonnerstags-Ölweihmesse. Das Kloster kann diese Öle nun in diesem Jahr Priestern zur Verfügung stellen, besonders solchen, welche durch die Neubruderschaft von der Versorgung abgeschnitten werden können.

Sodann flog ich nach Norden zum Besuch von drei weiteren Widerstandszentren, welche von den tapferen Priestern Joseph Pfeiffer und David Hewko errichtet worden sind. In der Nähe von Connecticut, in New Jersey und in Minnesota spendete ich jeweils die Firmung und hielt für jene Katholiken Konferenzen ab, welche bezüglich des Geschehens in der Neubruderschaft mißtrauisch geworden sind. Diese Katholiken stellten wirklich gute Fragen, die wahrheitsgemäße Antworten verdienten.

Gute Nachrichten auch für die Wohltäter in Euroland: Die St. Marcel Initiative verfügt nun über ein in Frankreich basiertes Konto mit einer RIB- und IBAN-Nummer, um Spenden in der Eurowährung annehmen zu können. Sie können eine Banküberweisung durchführen innerhalb von Frankreich mittels der folgenden RIB-Nummer: ***** ***** *********** **; und außerhalb von Frankreich mittels der folgenden IBAN-Nummer: **** **** **** **** **** **** ***. Die St. Marcel Initiative konnte jüngst eine interessante und dringend benötigte Hilfe an das Kloster von Dom Thomas leisten. Er bedankt sich bei allen Wohltätern dieser Initiative.

Kyrie eleison.