Erzbischof Marcel Lefebvre

Gelbes Licht

Gelbes Licht on Januar 5, 2013

Vor ungefähr zwei Monaten schrieb Hw. Pater Ronald Ringrose einen bewundernswerten Brief an den US-amerikanischen Distriktoberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. namens Hw. Pater Arnaud Rostand. Nicht alle Leser dieser „Eleison Kommentare“ werden diesen Brief kennen. Hw. Ringrose betreut als unabhängiger Priester seit über 30 Jahren die traditionelle katholische Gemeinde St. Athanasius nahe Washington, D.C., und er war stets ein treuer Freund der Bruderschaft, auch wenn er kein Mitglied von ihr ist. Im Juni letzten Jahres war Hw. Ringrose mit seiner Gemeinde Gastgeber für das erste Treffen der Kernmannschaft jener Bruderschaftspriester, welche in den USA Widerstand gegen den Kurswechsel der Bruderschaft leisten. Zwar fand besagter Kurswechsel schon seit längerem im Verborgenen statt, doch wurde er erst im Frühling des letzten Jahres offen und für alle sichtbar. Als getreue Führungskraft von Bischof Fellay in den USA schlug Hw. Rostand in einem Brief zuvor dem Hw. Ringrose ein Treffen vor, wo der Distriktobere ihn dann davon überzeugen könnte, daß der Kurswechsel gar kein echter Wechsel sei. Es folgt die Antwort von Hw. Ringrose:—

„Vielen Dank für Ihren Brief vom 12. Oktober 2012, wo Sie ein Treffen vorschlagen, um die Situation in der Priesterbruderschaft zu diskutieren. Obwohl dies ein sehr freundliches Angebot Ihrerseits ist, welches ich sehr schätze, so denke ich dennoch nicht, daß dieses Treffen einen nützlichen Zweck haben würde. Denn die Probleme der Priesterbruderschaft kommen von ihrer obersten Führung her, und Sie sind nicht in einer Position, dies zu ändern.

Tatsächlich war ich seit vielen Jahren ein großer Befürworter der Priesterbruderschaft. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, daß meine Mission als Priester und die Mission der Bruderschaft ein- und dieselbe war: den Seelen zu helfen, den katholischen Glauben aufrechtzuerhalten während dieser Zeit, wo er selber vom nachkonziliaren Rom aufgegeben worden zu sein scheint.

Inzwischen muß ich mit meiner Unterstützung der Priesterbruderschaft allerdings vorsichtiger und zurückhaltender sein. So war ich tief beunruhigt, als Ihr Generaloberer sagte, daß 95% des Zweiten Vatikanischen Konzils annehmbar seien. Und ich bin sehr erstaunt darüber, daß die Bruderschaftsführung an drei der Bischöfe der Bruderschaft antwortete, daß letztere aus den Irrtümern des Zweiten Vatikanum eine „Super-Häresie“ machen würden. Auch bin ich enttäuscht darüber, wie saft- und kraftlos die Reaktion der Bruderschaft auf Assisi III ausgefallen ist. Ich bin traurig über die ungerechte Disziplinierung jener Bruderschaftspriester, welche nach dem Vorbild Erzbischof Lefebvres handeln. Und schließlich bin ich empört über die Behandlung von Bischof Williamson durch die Bruderschaft – empört nicht nur über seinen kürzlichen Ausschluß aus der Bruderschaft, sondern auch über sein schäbiges Behandeltwerden während der letzten Jahre.

Wenn ich bis vor dem letzten Jahr von einem Gemeindemitglied zur Priesterbruderschaft gefragt wurde, so gab ich stets grünes Licht. Angesichts ihrer jüngsten Aktionen gebe ich zwar noch kein rotes Licht, aber ein gelbes Licht der Vorsicht. Das rote Licht von meiner Seite wird kommen, wenn und sobald die Bruderschaft zuläßt, von der Konzilskirche aufgesogen zu werden, welcher der Erzbischof sich so heftig widersetzte.

Mit großer Trauer schreibe ich diese Worte. Denn die Bruderschaft zählt viele gute, eifrige und gläubige Priester. Viele unter ihnen kenne und schätze ich. Von ihnen hängen viele Seelen ab. Aus Liebe zur Bruderschaft fürchte ich um ihre Zukunft. Und ich fürchte, daß sie einen selbstmörderischen Weg eingeschlagen hat. Die Bruderschaftsführung mag vielleicht denken, daß ein Vertrag mit dem konziliaren Rom vom Tisch sei, aber ich fürchte, daß Rom hier anders denkt.

Ich bete darum, daß die Bruderschaft wieder zu dem Kurs zurückkehrt, welchen Erzbischof Lefebvre ihr zugedacht hat, und zwar ohne Kompromisse und Ausflüchte. Wenn die Bruderschaft dies macht, so wird sie wieder meine uneingeschränkte Unterstützung haben.“

Am Ende schließt Hw. Ringrose seinen Brief mit brüderlichem Gruß. Der Brief ist wahrlich ein Modell für scharfsinniges Denken und Höflichkeit, für Festigkeit und Nächstenliebe. Lange lebe Hw. Ringrose, damit er eine einzigartige Bastion des Katholizismus direkt neben der Hauptstadt der Vereinigten Staaten von Amerika aufrechterhalten kann.

Kyrie eleison.

Kulturalarm

Kulturalarm on Dezember 29, 2012

Viele Katholiken, welche die Priesterbruderschaft St. Pius X. lieben, weil sie ihnen über die Jahre so viel gegeben hat, könnten angesichts des jetzt offenbaren Schwankens der Bruderschaftsführung dem Gedanken erliegen, daß sie als einfache Laien nicht viel dagegen tun können. Womit sie falsch lägen. Solchen Gläubigen seien die folgenden Überlegungen eines Freundes von mir gewidmet. Zwischen den Zeilen werden sie lesen können, daß, falls Gott die Bruderschaft nicht rettet – was er natürlich jederzeit könnte –, dies teilweise auch an ihnen liegt. Der Brief des Freundes lautet, leicht angepaßt, wie folgt:—

„Eine praktische Vereinbarung zwischen Rom und der Priesterbruderschaft wäre für die katholische Tradition verheerend. Es genügt ein Blick auf die traditionellen Redemptoristen in Schottland und was mit ihnen geschah . . . . Die beiden Messen können nicht nebeneinander existieren. Die eine Messe wird die andere stets vertreiben . . . . Als ich kürzlich eine Novus Ordo Messe besuchte, war die ganze Kirche von ständigem Geschwätz und Klatschen durchdrungen . . . . Die hinter diesen zwei Messen stehenden Lager liegen einfach zu weit auseinander, als daß eine Einigung möglich wäre. Die Geisteshaltung des Modernismus einerseits und der Tradition andererseits passen unmöglich zusammen.“

„Sodann gibt es diese tiefgreifende Revolution, welche die moderne Zivilisation einschließlich der Tradition überwältigt hat und von der Traditionsführung meistens verpaßt wurde. Die Elektronik-Technologie hat eine kulturelle Revolution in unser Leben und vor allem in das Leben der jüngeren Generation hineingetrieben. Wenn die Elektronik nicht planvoll gehandhabt und gelenkt wird, schwächt sie mit Sicherheit den Glauben, weil sie das gesamte Leben der Menschen übernehmen kann. Insbesondere sind die Jüngeren anfällig dafür, von der Elektronik erfaßt zu werden. Sie „hängen“ den ganzen Tag an der Elektronik. Menschen, die sehr in sie hineinversinken, werden am Ende sogar funktionsgestört: sie vermögen morgens nicht mehr aufzustehen, keine lebendigen Gespräche mehr zu führen, geschweige denn am Arbeitsplatz durchzuhalten.“

„Wenn eine Sportmannschaft nicht mehr von ihrem Sportlehrer ermahnt wird, fällt schnell ihr spielerisches Niveau ab. Werden Katholiken bezüglich kultureller Themen wie Musik, weiblicher Kleidung, Fernsehen, usw. nicht mehr ermahnt, so beginnt ihr kultureller Niveau zu sinken – mit tiefgreifenden Folgen für ihren Glauben. Im Kampf, die Weltlichkeit aus ihren Heimen fernzuhalten, stehen traditionskatholische Eltern mit ihren Familien alleine da, weil die Bruderschaftsführung diese Kulturrevolution entweder verpaßt hat oder ihr nicht die nötige Aufmerksamkeit widmet. Ich habe viele und lange Unterhaltungen mit traditionellen Familien geführt, welche tief besorgt sind über die Richtung, in welche die traditionelle Bewegung marschiert. Wollen religiöse Bewegungen aufblühen, so müssen sie gegenüber kulturellen Themen Flagge zeigen. Beispielsweise erfuhr die Tradition eine Stärkung, als sie damals Stellung gegen das Fernsehen bezog. Doch wenn bezüglich kulturellen Themen keine Stellung bezogen wird, so beginnt alsbald auch die Stellung bezüglich doktrinären Themen zu bröckeln.“

„Vielleicht hat das letzte Generalkapitel die Bruderschaft momentan noch vor dem Abgrund bewahrt, doch beruhigt mich das kaum. Dem Festlegen von klaren Bedingungen für künftige Diskussionen mit Rom im Hinblick auf ein Abkommen widmete es viel Zeit. Aber Rom ist seit 1988 im wesentlichen unverändert. Ich denke, daß die Bruderschaft wieder ihre prophetische Rolle übernehmen sollte, so wie sie es zu Zeiten von Erzbischof Lefebvre tat. Die traditionelle Bewegung muß dringend den Modernismus und Liberalismus verurteilen, welche die Kirche in ihre Selbstzerstörung führen. Doch in letzter Zeit verstummten diese Verurteilungen. Vielleicht sind viele traditionelle Priester von jenem Komfort abgelenkt, welchen sie sich von einer Einigung mit Rom versprechen.“

Nun sind Sie am Zug, liebe Leser: Hinweg mit der kitschigen und wertlosen Musik in Ihrem Heim. Und schmeißen Sie den Fernseher aus dem Fenster. Beschränken Sie den Einsatz von Elektronik auf ein Minimum. Liebe Mütter, tragen Sie Röcke, wenn möglich – also allermeistens. Andernfalls sollten Sie, liebe Leser, nicht darüber klagen, wenn Gott die Bruderschaft nicht rettet. Bekanntlich zwingt er seine Gaben niemandem auf. Gelobt sei sein Name allezeit.

Kyrie eleison.

Lebewohl Wimbledon

Lebewohl Wimbledon on Dezember 15, 2012

Nun bin ich also aus Wimbledon weggezogen, was immerhin der Wirklichkeit meiner angeblichen „Vertreibung“ aus der Priesterbruderschaft St. Pius X. entspricht. Nach meiner wirklichen Vertreibung aus Argentinien habe ich fast vier Jahre in Wimbledon verbracht und daher begleitete eine gewisse Traurigkeit meinen Wegzug. Denn trotz allem waren es vier glückliche Jahre. Ein wichtiger Grund für dieses Glück dürften diejenigen Priester gewesen sein, welche den englischen Hauptsitz der Bruderschaft, das St. Georg-Haus in Wimbledon, bewohnen. Sie waren eine ausgezeichnete Gesellschaft. Möge Gott jeden von ihnen segnen.

Einen Punkt muß ich doch klarstellen. Viele Leute fragen, warum ich die Priesterbruderschaft verlassen hätte. In Wahrheit habe aber nicht ich die Bruderschaft verlassen, sondern sie mich, indem sie die Grundsätze aufgab, wegen denen ich ihr einst beitrat. Wieder einmal trifft die Parallele zum Zweiten Vatikanischen Konzil zu. Auf die gleiche Weise, wie in den 1960er-Jahren unzählige katholische Priester, Ordensleute und Laien von den Kirchenmännern im Stich gelassen wurden, weil letztere für das Konzil stimmten, so werden auch heute seit 2010 eine Reihe gläubiger Priester und Laien von den Bruderschaftsoberen im Stich gelassen, weil letztere einen Frieden anstreben mit ihren „neuen Freunden in Rom“ – Zitat erster Asistent der Bruderschaft. Diese Blindheit erstaunt die Sehenden. Den Nichtsehenden hingegen ist diese Blindheit nur allzu natürlich. Möge Gott ihnen gnädig sein. Nach meiner Einschätzung haben diese Oberen nie verstanden, um was es Erzbischof Lefebvre wirklich ging. Sie sind Kinder ihrer Zeit.

Diese Oberen gaben als einzig wesentlichen Grund für meine „Vertreibung“ Ungehorsam an. Doch der einzig wesentliche Ungehorsam meinerseits war die wiederholte Weigerung, die „Eleison Kommentare“ einzustampfen. Als ich bei zwei verschiedenen Gelegenheiten den Generaloberen um Auskunft bat, welche Kommentar-Ausgaben denn genau problematisch seien, gab er jedesmal keine Antwort – zweifellos, weil er dann hätte zugeben müssen, daß das eigentliche Problem ein inhaltliches ist: namentlich meine entschiedene Ablehnung gegenüber seiner selbstmörderischen Annäherung an das konziliare Rom. Aber stattdessen fährt der Generalobere fort zu behaupten, daß ein disziplinäres Problem vorliege – womit er lediglich vom eigentlichen Problem ablenkt. Weder bin ich der erste Priester, noch werde ich der letzte sein, welchen der Generalobere auf diese Weise behandelt. Möge Gott ihn erleuchten. Der Generalobere riskiert, viele seiner wahren Freunde davonzujagen, um in Wirklichkeit seinen wahren Feinden zu gefallen. Eben genau so, wie Papst Paul VI. mit Erzbischof Lefebvre verfuhr. Die Parallelen hören nicht auf. Neukirche und Neubruderschaft stammen vom selben Übel unserer Zeit her.

Wie geht es nun weiter? Günstigstenfalls für die nächsten paar Wochen und schlimmstenfalls für die nächsten Monate bewohne ich die Wohnung eines Freundes in der Nähe von London, bis ich ein geeignetes Mietobjekt für die nächsten sechs bis zwölf Monate gefunden habe. Nach wie vor denke ich nicht, daß dauerhafte Unterbringungspläne geschmiedet werden müßten. Somit werde ich also leider nicht ganz einfach zu erreichen sein, weil mein Freund mit Rücksicht auf die Nachbarn diskret sein muß. Doch in jedem Fall bin ich mit klassischer Post erreichbar unter: P.O.Box 423, Deal CT14 4BF, England. (Bitte senden Sie mir heuer keine Weihnachtspost, denn auch ich versende keine.) Vom 13. Dezember 2012 bis 3. Januar 2013 plane ich, eine apostolische Reise nach Kanada und die USA zu unternehmen, so Gott will, und direkt im Anschluß daran einen Abstecher nach Frankreich zum Fest der Erscheinung uns eres Herrn.

Weiterhin wird es ein paar Änderungen bezüglich Erscheinungsweise meiner gesprochenen und geschriebenen Worte geben. Auch Format und Versandart meiner „Eleison Kommentare“ werden sich möglicherweise ändern, doch hoffe ich, daß ihr samstägliches Erscheinen von Dezember bis ins neue Jahr unverändert weitergeht. Für Ihre Spenden zugunsten der St. Marcel-Initiative danke ich Ihnen. Falls Sie um die Beträge besorgt waren, so kann ich Ihnen versprechen, daß sie nicht abhandengekommen sind. Gesegnete Weihnachten.

Kyrie eleison.

Und jetzt?

Und jetzt? on November 3, 2012

Nach der Meldung von letzter Woche über den Ausschluß eines der vier Bischöfe der Priesterbruderschaft St. Pius X. erreichten mich viele elektronische Unterstützer- und Ermutigungs-Briefe. Jedem einzelnen von Ihnen sei dafür Dank gesagt. Eine so ernsthafte Spaltung der Bruderschaftsbischöfe ist gewiß eine große Schande, doch hat Gott Gründe für ihre Zulassung. Offensichtlich verstehen viele von Ihnen, daß der Glaube über der Einheit steht. Nicht Spaltung, sondern der Verlust des Glaubens ist das größte Übel (siehe Erster Korintherbrief 11,19 und Erster Johannesbrief 2,19). Momentan sehe ich erst die Grundzüge der weiteren Entwicklung des titanischen Krieges zwischen den Freunden und den Feinden des Glaubens. Daher möchte ich auf drei beliebte Zitate Erzbischof Lefebvres zurückgreifen, welche auch noch heute gelten.

Erstens: „Wir müssen der göttlichen Vorsehung folgen, aber nicht versuchen, sie zu lenken.“ Gemäß der Weisheit „Die Liebe hofft alles“ (Erster Korintherbrief 13,7) könnte also der Priesterbruderschaft noch eine kurze Zeitspanne zur Korrektur gewährt sein, bevor sie abgeschrieben werden muß wie all jene Traditionsgruppen, welche zum Feind übergelaufen sind. Aus diesem Grund schrieb ich letzte Woche, daß die Priester der Bruderschaft sich unauffällig verhalten und die Entwicklung abwarten dürfen, und die Laien die Messen der Bruderschaft weiterhin besuchen können, doch daß beide Gruppen wachsam sein müssen (Matthäus 26,41) bezüglich Glaubenswidersprüchen und nachlassender Moral in der Bruderschaft. Die Versuchung wird darin liegen, Bequemlichkeit und Gewohnheit der anstehenden Bedrängnis und Unruhe vorzuziehen – so wie das tausende von Priestern und Millionen von Laien nach dem Zweiten Vatikanum taten und dann am Ende den Glauben verloren. Zwar dürfen wir warten, bis die Vorsehung uns den rechten Weg nach vorne aufzeigt, doch dürfen wir nicht den Glauben verlieren.

Zweitens: „Gut Ding will Weile haben.“ Das heißt, der Aufbau von etwas Solidem braucht seine Zeit. Wir mögen vielleicht in Eile sein, Gott jedoch nicht. Auch Erzbischof Lefebvre nahm sich Zeit, seine Bruderschaft aufzubauen. Obwohl das Zweite Vatikanum seine Teufelei im Jahre 1965 abschloß, dauerte es noch ganze elf Jahre, bevor die erste größere Zahl an Priestern aus dem ersten Seminar von Erzbischof Lefebvre hervorging. Der Erzbischof hatte es also nicht eilig.

Drittens: „Das Gute lärmt nicht und Lärm ist nicht gut.“ Die heutige Öffentlichkeit ist durch und durch vergiftet. Der Versuch, ein großes Publikum an modernen Menschen zu erreichen, birgt die große Gefahr, daß am Ende „der Schwanz mit dem Hund wedelt“ – d.h., daß am Ende das Publikum die Botschaft und sogar den Boten mit seiner eigenen Verdorbenheit ansteckt. Der Erzbischof wandte sich kaum an die Medien, jedoch rannten sie ihm hinterher, weil seine Botschaft nicht verbiegbar war. Das zeigt, wie „der Sieg, der die Welt überwindet“ unser Glaube ist (Erster Johannesbrief 5,4), und nicht der Lärm, den wir auf der öffentlichen Bühne machen.

Zusammengefaßt denke ich, daß die Situation des heutigen katholischen Widerstands kein überstürztes Handeln braucht, sondern ein durchdachtes Abwägen von Menschen und Ereignissen verlangt, bis der Wille Gottes deutlicher erkennbar ist. Wenn ich mich nicht irre, so sieht Gott ein loses Netzwerk an Widerstandsnestern vor, welche um die Hl. Messe sich gruppieren und frei miteinander in Kontakt stehen – welche aber auf die Struktur des falschen Gehorsams verzichten, welcher ja in den 1960er-Jahren die Amtskirche untergehen ließ und heute die Priesterbruderschaft St. Pius X. versinken läßt. Wenn Sie dem Gesagten zustimmen, so schicken Sie ruhig Spenden an die St. Marcel Initiative, welche gewiß hilfreich sein werden – vielleicht schneller als ich annehme. Sobald meine Situation in England gefestigt ist, stelle ich meinen bischöflichen Charakter allen zur Verfügung, welche davon weisen Gebrauch zu machen wissen werden.

In den USA können Sie Papierschecks an die St. Marcel Initiative ausstellen und senden an:

St. Marcel Initiative, P.O.Box 764, Carrollton, VA 23314, USA. Spenden per Kreditkarte, Bankkarte oder Banküberweisungen können Sie auf der Internet-Seite www.stmarcelinitiative.com durchführen. Wie Sie von der britischen und der Eurozone aus Beträge spenden wollen, wird bekanntgegeben, sobald die Einzelheiten verfügbar sind.

Kyrie eleison.

Bedeutsame Entscheidung

Bedeutsame Entscheidung on Oktober 27, 2012

Der Ausschluß eines der vier Bruderschaftsbischöfe, welche Erzbischof Lefebvre im Jahre 1988 für den Dienst in der Priesterbruderschaft St. Pius X. weihte, ist nun offiziell. Das stellt eine bedeutsame Entscheidung aufseiten der Bruderschaftsoberen dar; allerdings nicht aus persönlichen Gründen, sondern weil damit nach Ansicht vieler Menschen das größte Einzelhindernis innerhalb der Bruderschaft wegfällt, das einer falschen Versöhnung zwischen der katholischen Tradition und dem konziliaren Rom im Wege stand. Durch die Entfernung dieses Bischofs kann die Bruderschaft nun ihr Abgleiten in den konziliaren Liberalismus umso leichter fortsetzen.

Würde das Problem des Ausschlußes nur an der Person dieses Bischofs liegen, so wären keine ernsthaften Folgen zu erwarten. Denn er ist bereits 72 Jahre alt (und “mehr oder weniger vertrottelt“) und hat nicht mehr allzu viele Jahre aktiven Dienstes vor sich. Somit könnte er getrost ignoriert, bei Bedarf weiterhin diskreditiert, und sich und seinem Wüten in der Isolation überlassen werden. Wenn hinter seinem Ausschluß jedoch die bruderschaftliche Ablehnung des Widerstandes gegen Rom steht, für den der Bischof steht, dann ist die Priesterbruderschaft nun in ernsthaften Schwierigkeiten. Sie wird dann künftig von stiller Zwietracht bzw. offenem Widerspruch geplagt werden und somit weit davon entfernt sein, ihre inneren Spannungen gelöst zu haben durch Statuieren eines Exempels an diesem Bischof.

Der Hintergrund ist, daß Erzbischof Lefebvre die Priesterbruderschaft als Gegenwehr zum Konzil gegründet hat, welches ja den katholischen Glauben durch 16 Konzilsdokumente und die Glaubensausübung besonders durch die Neue Messe zerstört. Der Erzbischof legte in die Natur seiner Bruderschaft den Widerstand gegen das Konzil hinein. Nun bedeutet die Auflösung der Natur einer Sache allerdings die Auflösung der Sache selber. Daraus folgt, daß die Bruderschaft Erzbischof Lefebvres durch den Ausschluß des Bischofs auf dem besten Weg zur Auflösung ist und durch etwas völlig anderes ersetzt werden wird. Tatsächlich konnten wir diese Verformung schon seit vielen Jahren beobachten. Somit ist der jetzt erfolgte Ausschluß nur ein letzter Schlag.

Der Erzbischof war nicht hauptsächlich oder ausschließlich gegen das Konzil. Vielmehr war er im wesentlichen katholisch, ein katholischer Bischof und ein wahrer Seelenhirte, wie seine Schriften vor dem Konzil klar zeigen. Als jedoch die unvorstellbare Katastrophe in der Kirche stattgefunden hatte, erkannte der Erzbischof bald, daß die dringlichste Aufgabe bei der Glaubensverteidigung im Widerstand gegen die Revolution des Zweiten Vatikanum bestand, welches im Begriff war, Millionen von katholischen Herzen und Köpfen zu erfassen. Deswegen gründete der Erzbischof im Jahre 1970 die Priesterbruderschaft, welche dann ausschließlich die Tridentinische Messe verwenden sollte. Deswegen verfaßte er auch im Jahre 1974 seine berühmte Grundsatzerklärung, welche einerseits eine Charta der katholischen Prinzipien darstellte, und andererseits den Widerstand der Bruderschaft inspirierte. Nur eine Bekehrung und Umkehr der konzilskirchlichen Autoritäten zum wahren Glauben rechtfertigt ein Aufgeben dieser Prinzipien. Hat so eine Bekehrung und Umkehr jedoch stattgefunden? Keineswegs – ganz im Gegenteil.

Was wird die Zukunft bringen? Die Amtspriesterbruderschaft wird nun wahrscheinlich zügig in die Arme Roms eilen, um das Vakuum zu füllen, welches entstand durch die Preisgabe der von Erzbischof Lefebvre festgelegten Zwecke. Dieser Vorgang dürfte beschleunigt werden, falls das Gewissen von Benedikt XVI. ihn dazu antreibt, dieses „Schisma“ noch vor seinem Tode zu beenden. Wir wissen nicht, ob der Ausschluß des Bischofs aus der Bruderschaft eine Vorbedingung Roms für eine Einigung mit der Priesterbruderschaft gewesen ist, doch begünstigt er gewiß eine solche Einigung. Die klarsichtigen Priester der Bruderschaft sollten vorerst sich unauffällig verhalten und abwarten, denn dem gesähten Wind folgt als Ernte der Sturm. Und die Laien der Bruderschaft können momentan noch die Hl. Messen der Priesterbruderschaft besuchen, müssen allerdings aufpassen, ab wann die oben erwähnte Verformung beginnt, ihren Glauben zu gefährden. Spenden an den ausgeschlossenen Bischof oder für seine Anliegen werden ein bißchen warten müssen, bis alles fertig ist, um sie zu empfangen. Aber eines steht fest: er hat gar nicht vor, in den Ruhestand zurückzutreten.

Kopf hoch, liebe Leser. Wir haben eine „höllische“ Fahrt vor uns. Sorgen wir dafür, daß diese Fahrt im Himmel endet!

Kyrie eleison.

Hauslektüre

Hauslektüre on Oktober 20, 2012

Die „Eleison-Kommentare“ empfahlen den Lesern vor einiger Zeit, ihre Häuser in Festungen auszubauen, falls ob der Verrücktheit der modernen Zeit die öffentlichen Glaubensfestungen verschwinden könnten. Nun fragten einige Leser, wie ein solcher Festungsbau denn aussehen könnte. Zwar haben diese „Kommentare“ schon einige geistliche und irdische Mittel vorgeschlagen, um das Heim und die Familie schützen zu können; zuvörderst natürlich durch das Rosenkranz-Gebet. Doch eine Art des Festungsausbau blieb bisher unerwähnt, welches ich vermutlich anstelle des Fernsehers einsetzen würde, hätte ich eine Familie zu verteidigen: den Kindern allabendlich ausgewählte Kapitel aus dem Werk „Der Gottmensch“ von Maria Valtorta vorzulesen. Wenn wir dann den letzten Band durchgelesen hätten, so würden wir, stelle ich mir vor, wieder von vorne anfangen – bis alle Kinder das elter liche Heim verlassen hätten.

Nun hat das Werk Valtortas viele und sprachgewandte Feinde. Es besteht aus Episoden über das Leben Unseres Herrn Jesus Christus und Unserer Lieben Frau, angefangen von ihrer Unbefleckten Empfängnis bis hin zu ihrer leiblichen Aufnahme in den Himmel. Maria Valtorta, eine unverheiratete Frau reiferen Alters aus Norditalien, schaute während des Zweiten Weltkrieges diese Episoden als Visionen vom Himmel, wie es glaubhaft scheint. Valtorta war durch eine Rückenverletzung, welche sie Jahre zuvor erlitten hatte und dadurch dauerhaft verkrüppelt war, an das Krankenbett gefesselt. Die im italienischen Original (etwa 4.000 Seiten auf 10 Bände verteilt) eingefügten Anmerkungen zeigen die große Furcht von Valtorta davor, vom Teufel getäuscht zu werden. Tatsächlich bezweifelt eine gewisse Zahl von Menschen, ob das Werk Valtortas auch wirklich von Gott stammt. Gehen wir auf drei der wichtigsten Einwände näher ein.

Erstens wurde das Werk in den 1950er Jahren auf den kirchlichen Index der verbotenen Bücher gesetzt, also kurz bevor Rom in den 1960er Jahren neo-modernistisch wurde. Als Gründe für die Indizierung wurden genannt eine Romantisierung und Sentimentalisierung der Ereignisse im Evangelium. Zweitens werden dem Werk zahlreiche lehrmäßige Irrtümer vorgeworfen. Drittens wandte Erzbischof Lefebvre gegen Valtortas Werk ein, daß das Aufzählen von so vielen materiellen Einzelheiten aus dem Alltagsleben unseres Herrn ihn zu irdisch werden ließe und wir somit zu stark von der geistlichen Ebene der vier Evangelien herabgebracht würden.

Nun zur Erwiderung auf diese drei Einwände. Wie hätten erstens die Modernisten Rom in den 1960er Jahren übernehmen können, wenn sie nicht schon vorher in den 1950er Jahren gut in Rom eingerichtet gewesen wären? Sodann ist das Werk Valtortas, wie auch das Evangelium (siehe Johannes 11,35, usw.) tatsächlich voller Gefühle, die allerdings ihrem jeweiligen Objekt entsprechen und es nicht übertreffen. Meines Erachtens kommt dem gesunden Sachverstand das Werk weder sentimental noch romantisiert vor. Zweitens sind die scheinbaren lehrmäßigen Irrtümer einer nach dem anderen leicht zu entkräften, was ein kompetenter Theologe in den Anmerkungen der italienischen Ausgabe auch durchgeführt hat. Und drittens möchte ich bei allem gebotenen Respekt vor Erzbischof Lefebvre argumentieren, daß der moderne Mensch die in Valtortas Werk beschriebenen irdischen Einzelheiten sogar durchaus braucht, um wieder an die Wirklichkeit des Evangeliums glauben zu können. Hat denn nicht eine zu starke „Spiritualität“ unseren Herrn für den modernen Menschen sozusagen ins „Obergeschoß“ hinauf entrückt, während Kino und Fernsehen den menschlichen Sinn für Realität unten im „Erdgeschoß“ übernommen haben? So wie unser Herr ganz Mensch und ganz Gott war, so ist auch Valtortas Werk zu jeder Zeit sowohl ganz geistlich als auch ganz irdisch.

Aus der nicht-elektronischen Lektüre des Werkes zuhause dürfte, so glaube ich, großer Nutzen erwachsen – zusätzlich zu einem wahrhaftigen Umgang zwischen den vorlesenden Eltern und ihren zuhörenden Kindern. Denn Kinder saugen ihre Umgebung wie Schwämme das Wasser auf. Werden ihnen altersgemäß ausgewählte Kapitel aus diesem Werk vorgelesen, so verspreche ich mir für die Kinder schier endlose Lernmöglichkeiten über das Leben Unseres Herrn und der Muttergottes. Denken wir außerdem an die vielen Fragen, welche die Kinder dann stellen würden. Und erst an die Antworten, mit welchen die Eltern dann aufwarten müßten. Mir dünkt, daß Valtortas Werk ein großartiger Beitrag zum Ausbau des Heimes in eine Festung sein könnte.

Kyrie eleison.