Schlagwort: Erzbischof Marcel Lefebvre

Doktrin – warum?

Doktrin – warum? posted in Eleison Kommentare on September 11, 2010

Warum ist die Glaubenslehre für Katholiken generell so wichtig? Warum besteht vor allem die Priesterbruderschaft St. Pius X., welche Erzbischof Lefebvre und heute Bischof Fellay folgt, darauf, daß eine Einigung in der Glaubenslehre Voraussetzung für jede andere Form von Einigung mit dem konziliaren Rom ist? Warum kann die Priesterbruderschaft nicht einfach jetzt einer praktischen Regelung zuzustimmen und die lehrmäßigen Differenzen später zu lösen versuchen? Es geht hier um zwei – obwohl verwandte, so doch verschiedene – Fragen. Beginnen wir mit der allgemeinen Frage:

Das Wort „Doktrin“ kommt vom Lateinischen doceo, docere, auf deutsch: lehren. Eine Doktrin ist also eine Lehre. In unserer liberalen Welt, wo jeder denken und reden will, wie es ihm gerade paßt, ist das Wort „Indoktrination“ zu einem abwertenden Begriff geworden. Um allerdings der Indoktrination den Garaus zu machen, müßten alle Schulen geschlossen werden – denn wo immer eine Schule ist, da ist auch eine Indoktrination. Selbst wenn ein Lehrer lehrte, daß jedwede Doktrin nur Unsinn sei, so würde er damit doch wieder eine Doktrin, also eine Lehre, aufstellen!

In Wahrheit weiß allerdings jeder, daß die Doktrin vonnöten ist. Wer würde beispielsweise ein Flugzeug besteigen wollen, wenn ihm zuvor erklärt worden wäre, daß dessen Flugzeugbauer der klassischen Lehre der Aerodynamik getrotzt und die Flügel verkehrtherum eingebaut hätte? Niemand! Die wahre Doktrin der Aerodynamik – wonach beispielsweise Flügel nicht nach oben, sondern nach unten sich verjüngen müssen – besteht nicht einfach aus gesprochenen oder niedergeschriebenen Worten aus dem Nichts, sondern sie stellt eine Wirklichkeit auf Leben und Tod dar. Wenn ein Flugzeug nicht abstürzen, sondern fliegen soll, so muß es bis ins kleinste Detail auf der wahren, aerodynamischen Lehre basieren.

Auf ähnliche Weise gilt: Wenn eine Seele nicht in die Hölle stürzen, sondern in den Himmel „fliegen“ will, so muß sie sich an die katholische Doktrin halten, welche der Seele lehrt, was sie glauben und wie sie handeln soll. Lehrsätze wie „Gott existiert,“ „Alle Menschen haben eine unsterbliche Seele,“ „Himmel und Hölle währen ewiglich,“ „Die hl. Taufe ist heilsnotwendig“ und andere mehr, sind nicht nur willkürliche Worte, welche den Menschen zu glauben aufgezwungen werden, sondern sie sind Wirklichkeiten auf Leben und Tod – wohlgemerkt auf ewiges Leben und ewigen Tod. Der hl. Paulus beschwört Timotheus, diese Heilswahrheiten zu lehren, ob sie gelegen oder ungelegen sind (2. Timotheus, 4,2). Über sich selber sagt der hl. Paulus: Denn wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht lehre! (1. Korinther, 9,16). Wehe den katholischen Priestern, welche die Seelen nicht mit der unfehlbaren Lehre der Kirche indoktrinieren!

Die Frage bleibt: Könnte die Priesterbruderschaft St. Pius X., um jene kostbare Regelung zu erreichen, die allein Rom gewähren kann, nicht vielleicht doch zu einer praktischen Übereinkunft mit dem konziliaren Rom kommen, wobei die katholische Doktrin nicht geleugnet würde, sondern die doktrinären Unterschiede zwischen Rom und der Bruderschaft nur momentan ausgeklammert würden? Entstünde dadurch wirklich ein Verrat an den großen, heilsnotwendigen Wahrheiten, die wir vorhin erwähnten?

Die kurze Antwort darauf gab Bischof Fellay selber, als er im Mai dieses Jahres Herrn Brian Mershon ein Interview in der Zeitschrift „The Remnant“ gab. Hier sind seine Worte: „Es ist vollkommen klar, daß jede praktische Lösung ohne eine gesunde, doktrinäre Grundlage direkt in eine Katastrophe führen würde . . . . Wir haben alle diese abschreckenden Beispiele vor uns: Die Priesterbruderschaft St. Petrus, das Institut Christus König, und all die anderen Gemeinschaften sind lehrmäßig vollständig blockiert, weil sie zuerst die praktische Übereinkunft annahmen.“ Doch warum muß das so sein? Eine interessante Frage . . . !

Kyrie eleison.

Unterlaufung der Gespräche?

Unterlaufung der Gespräche? posted in Eleison Kommentare on August 21, 2010

Während die Gespräche zwischen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. nach Aussagen beider Seiten gegen eine glaubenslehrmäßige Wand rennen, bedeutet ein Bericht aus Frankreich und Deutschland, und ein Gerücht aus Rom, eine gebündelte Gefahr für die Katholiken. Diese Gefahr besteht aus einem politischen Abkommen, welches die lehrmäßige Blockade einfach umschiffen würde. Die Politik droht, die Doktrin zu unterlaufen.

Vor einigen Wochen erzählten mir ein Franzose und ein Deutscher, daß ein großer Anteil der zu den Bruderschafts-Messen gehenden Katholiken nur noch auf ein Abkommen als Ergebnis der Gespräche hofft und wartet. Wenn, ich wiederhole: wenn das stimmt, dann ist die Lage sehr ernst. Denn solche Katholiken mögen zwar gute Noten für ihren Wunsch bekommen, nicht davon abgeschnitten zu werden, was scheinbar Rom ist. Doch sie erhalten schlechte Noten dafür, daß sie nicht begriffen haben, daß, solange die Gespräche auf Basis der Glaubenslehre geführt werden, es niemals eine Versöhnung zwischen der neo-modernistischen Lehre des Zweiten Vatikanum und der katholischen Lehre der wahren Kirche geben kann. Solche Katholiken mögen zwar Erzbischof Lefebvre, so wie sie ihn sehen, verehren und lieben, aber sie haben nicht begriffen, worum es ihm überhaupt ging. Sie sollten bald aufwachen, um nicht auf die eine oder andere Weise den römischen Neo-Modernisten in die Hände zu fallen.

Ein Abkommen auf Kosten der Glaubenslehre zu schließen heißt, daß die Politik über der Religion, die Einheit über der Wahrheit und der Mensch über Gott steht. Wo hingegen Gott Vorrang vor dem Menschen hat, bedeutet dies, daß die Wahrheit über der Einheit und die Religion über der Politik steht, und daß die Glaubenslehre wichtiger als jedes nicht-lehrmäßige Abkommen ist. Nur Träumer sahen nicht voraus, daß die Gespräche zwischen Rom und der Bruderschaft gegen eine lehrmäßige Wand rennen würden. Nur Politiker können ein nicht-lehrmäßiges Abkommen als Ergebnis der Gespräche wünschen.

Oh weh, allem Anschein nach glaubt Benedikt XVI. ehrlich an die „Neukirche“ des Zweiten Vatikanum, welche alle Menschen an ihrer Brust zu vereinen hat – und zwar völlig unabhängig davon, ob diese Menschen nun die wahre Lehre des katholischen Glaubens annehmen oder nicht. Aus diesem Grunde wünscht er ebenfalls ehrlich, auch die Priesterbruderschaft St. Pius X. einsammeln zu können – und vergessen wir dabei nicht, daß er normalerweise nicht mehr allzulange leben wird. So mag ihn eine lehrmäßige Blockade der Gespräche nicht zu sehr beunruhigen. Dementsprechend müßte er versuchen, ein politisches Abkommen mit der Priesterbruderschaft herauszuschinden, um sie mit der übrigen „Neukirche“ zu vereinen. Daraus folgt, daß er von der Priesterbruderschaft weder zu viel verlangen dürfte, sonst verweigert sie ein solches Abkommen, noch zu wenig, denn sonst würde die übrige „Neukirche“ protestierend aufbegehren.

Das Gerücht aus Rom besagt nun gerade, daß der Papst ein neues „Motu Proprio“ plant, welches die Priesterbruderschaft ein für allemal „zurück in der Kirche“ anerkennen würde, wobei die Bruderschaft zum Zweiten Vatikanum und der Neuen Messe keine ausdrückliche Zustimmung geben müßte, sondern nur die Zustimmung – beispielsweise – zum neuen „Katechismus der Katholischen Kirche“ von Johannes Paul II. aus dem Jahr 1992, welcher im wesentlichen modernistisch ist – wenn auch auf eine sanfte Art. Auf diese Weise würde die Priesterbruderschaft in den Augen ihrer Anhänger das Konzil oder die Neue Messe nicht annehmen, aber doch auf eine sanfte Weise beginnen, sich dem Wesen des Neo-Modernismus anzugleichen.

Damit würden alle Einheitssuchenden zufrieden sein. Nur die Gläubigen nicht, welche an der katholischen Lehre festhalten.

Achtung, Gefahr voraus!

Kyrie eleison.

Siebzig Jahre

Siebzig Jahre posted in Eleison Kommentare on März 13, 2010

Zuerst danke ich jenen vielmals, die mir zur Vollendung meines 70. Lebensjahres am Anfang der Woche auf die eine oder andere Weise Grüße sandten. Seit Erzbischof Marcel Lefebvre mich im Jahre 1976 zum Priester geweiht hat, kann ich ehrlich sagen, sehr viel Glück erfahren zu haben – und es kam alles von Gott. Ihm sei Dank.

Doch auch die erste Hälfte meiner Jahre war nicht unglücklich, im Gegenteil. Durch die „Weisheit des Nachhineins“ erkenne ich, wie Gott mich die ganze Zeit über auf das Priestertum hinführte – ohne die leiseste Ahnung meinerseits, was er mit mir vorhatte. Er ist unendlich gut, unendlich besser, als wir es uns jemals vorstellen können: „Seine Güte währet ewiglich.“ Ihr jungen Burschen, erinnert Euch an das französische Sprichwort: „Wenn du drei Stunden lang glücklich sein willst, so betrinke dich. Willst du drei Monate lang glücklich sein (manche sagen hier: drei Wochen lang), dann heirate. Wenn du jedoch dein Leben lang glücklich sein möchtest, so werde Priester!“ Das Leben des Priesters kann anstrengend sein, aber es ist strahlend und beglückend, wie im Werk „Das Gedicht des Gottmenschen“ formuliert.

Viele von Ihnen schrieben auch einige Worte der Ermutigung oder des Trostes über, wie Sie sagten, das schwere Kreuz dieses einjährigen „internen Exils,“ welches auf meinen öffentlich ausgedrückten Zweifel an einem fundamentalen Dogma der Neuen Weltordnung (NWO) folgte. Doch sorgen Sie sich nicht! Erinnern wir uns erstens daran, daß überall dort, wo die Neue Ordnung an der Macht ist (und das ist fast überall), sie ihren Gegnern so wenig Handlungsspielraum läßt wie nur möglich. Wenn wir diesen Zustand als schmerzhaft einstufen, so müssen wir ihn doch als eine gerechte Strafe aus den Händen Gottes dafür auffassen, daß wir ihn so liberal scheinen lassen, wie wir selbst es sind. Seine Freunde haben daher einen streng begrenzten Handlungsspielraum.

Seien Sie zweitens versichert, daß dieses Exiljahr mir keine solchen Leiden bereitet, wie manche von Ihnen befürchten . . . . Im englischen Hauptquartier der Priesterbruderschaft St. Pius X. hier in Wimbledon wurde ich während des letzten Jahres bestens behandelt und von den Priesterbrüdern sogar verwöhnt. Nach 32 Jahren des asketischen Lebens als Priesterseminar-Professor und -Rektor ist es eine große Erholung gewesen, keine Pflichten und nur ein minimales Apostolat zu haben. Außerdem birgt die Rückkehr als „Antiquierter“ in mein Heimatland den Vorteil, die öffentlichen Verkehrsmittel von London kostenlos benutzen zu dürfen. Das gibt mir die Gelegenheit, in meiner Heimatstadt frei umherzureisen, wie es mir früher nie möglich war, als noch galt: „Meine Milchzeit, als mein Verstand noch grün!“ Insgesamt ist mein bisheriges „Exil“ eher etwas, was die Franzosen eine „süße Gewalt“ nennen, das heißt ein entzückender Schmerz.

Jedenfalls wird das Exil solange dauern, wie Gott es will – keinen Augenblick länger. In der nördlichen Hemisphäre kommt der Frühling. Ich kann bereits verschiedene Arten von Vögeln beobachten, welche paarweise vor meinem Fenster vorbeifliegen. Der Dritte Weltkrieg möge an dem von Gott bestimmten Zeitpunkt ausbrechen (und nicht an dem von seinen Feinden). Dennoch ist Hamlet im Recht, wenn er das Evangelium wiedergibt: „Es waltet eine besondere Vorsehung über den Fall eines Sperlings . . . . Bereitsein ist alles“ Im Zusammenhang betrachtet ist es die Bereitschaft, zu sterben. Möge Gott jeden von Ihnen segnen, welcher Grüße gesandt hat oder daran dachte.

Kyrie eleison.

Mißverstandene Messe

Mißverstandene Messe posted in Eleison Kommentare on Oktober 3, 2009

In einem Interview, das Kardinal Castrillon Hoyos vor zehn Tagen einer süddeutschen Zeitung gab (der Text ist im Internet verfügbar), äußerte er an der Priesterbruderschaft St. Pius X. eine interessante Kritik, die in der Hauptsache falsch ist, aber etwas Wahres enthält. Er sagte über die Bruderschafts-Oberen, welche er im Jahre 2000 traf, daß sie auf ihn den Eindruck machten, so stark auf die Neue Messe fixiert zu sein, als ob sie „die Quelle allen Übels auf der Welt sei.“Die Reform der Lateinischen Liturgie der hl. Messe, welche dem Vatikanum II (1962–1965) folgte, ist offenkundig nicht für alles Übel der Welt verantwortlich, aber für sehr viel Schlechtes in der modernen Welt. Erstens ist die römisch-katholische Religion die eine und einzige Religion, welche der eine wahre Gott stiftete, als Er vor 2000 Jahren einmal – und nur einmal – die menschliche Natur annahm und zum Gottmenschen Jesus Christus wurde. Zweitens kann allein die blutige Selbstaufopferung Jesu Christi am Kreuz den durch die heutige weltweite Apostasie entfachten gerechten Zorn Gottes besänftigen; und nur die unblutige Erneuerung dieses Kreuzesopfers im wahren Meßopfer vermag diese notwendige Besänftigung zu bewirken. Drittens wurde der überlieferte Lateinische Ritus dieser hl. Messe, deren wesentliche Bestandteile auf den Beginn der Kirche zurückgehen, nach dem Vatikanum II. von Paul VI. maßgeblich so verändert, daß sie den Protestanten gefallen sollte – wie er seinem Freund Jean Guitton erzählte.

Nun haben jedoch die Protestanten ihren Namen, weil sie gegen die katholische Religion protestieren. Deswegen vermindert der „im Geiste des Vatikanum II“ reformierte Ritus der Messe den Ausdruck wesentlicher katholischer Wahrheiten in erheblichem Maße: in der Reihenfolge 1. Transsubstantiation des Brotes und Weines, welche 2. das Meßopfer ausmacht, welches 3. wiederum das opfernde Priestertum beinhaltet, was 4. alles auf die Fürbitte der allerseligsten Jungfrau Maria hin geschieht. In der Tat drückt die unverkürzte überlieferte Lateinische Liturgie den katholischen Glauben vollständig aus.

Der Großteil der praktizierenden Katholiken nimmt die Glaubenslehren vorzugsweise weder durch das Lesen von Büchern, noch durch den Besuch von Vorträgen in sich auf und setzt sie in den Alltag um, sondern vor allem durch den Besuch der hl. Messe. Weil nur dann die Katholiken das Licht der Welt gegen den Irrtum und das Salz der Erde gegen das Verderben sein können, ist es kein Wunder, daß die heutige Welt voll der Verwirrung ist und die Unmoral herrscht. „Zerstören wir die Messe, so werden wir die Kirche zerstören,“ sagte Luther. „Eher kann die Welt ohne das Licht der Sonne existieren, als ohne das Opfer der hl. Messe sein,“ sagte Pater Pio.

Deswegen war es eine große Dringlichkeit bei der Gründung der Bruderschaft, Priester auszubilden, um den überlieferten Lateinischen Ritus der hl. Messe zu retten. Gott sei Dank findet nun die überlieferte Messe langsam, aber sicher ihren Weg in die Mitte der Kirche zurück (was unter dem Antichrist nicht der Fall sein wird). Doch jetzt muß die Bruderschaft des Erzbischof Lefebvre die ganze Glaubenslehre, auf der diese hl. Messe beruht, vor den Tätern und Opfern des Vatikanum II retten, die noch immer in Rom fest eingenistet sind. Wir müssen intensiv für die „Diskussionen über den Glauben“ beten, welche diesen Monat zwischen Rom und der Priesterbruderschaft eröffnet werden.

Kyrie eleison.

Wenn jemals…

Wenn jemals... posted in Eleison Kommentare on September 26, 2009

Wenn jemals irgendwelche Diskussionen, die zwischen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. stattfinden sollten, den Anschein haben, in eine nicht lehrmäßige „praktische Übereinkunft“ zwischen beiden zu führen, dann müssen alle Katholiken, die ihre Seele zu retten trachten, diese „Übereinkunft“ genau studieren – besonders das Kleingedruckte –, um zu erkennen, wer in Zukunft den oder die Oberen und deren Nachfolger in der von Rom gebilligten FSSPX ernennen würde. Dieser Obere mag einen beiden Seiten gefallenden beliebigen Titel erhalten: „Generaloberer,“ „Personal-Prälat“ oder „Oberster Scharfrichter“ („eine Persönlichkeit edlen Standes und Titels“) – der Name ist ohne Bedeutung. Bei dieser Überlegung ausschlaggebend wäre, wer die Entscheidungen zu treffen hat und wer jenen beruft, der diese Entscheidungen trifft. Würde der Papst oder die Kongregation des Klerus oder irgendeine römische Amtsperson ihn ernennen, oder würde weiterhin das Generalkapitel der Bruderschaft ihn ernennen, unabhängig von Rom, wie bisher mittels einer 12-jährlichen Wahl durch ungefähr 40 führende Bruderschafts-Priester (nächste Wahl ist 2018)? Doch welchen Vorteil würde die „Übereinkunft“ Rom gebracht haben, wenn sie nicht die Kontrolle über die Ernennung der FSSPX-Führung erhalten würde?

Die Geschichte der katholischen Kirche ist voll mit Beispielen, daß zwischen den Freunden und Feindes Gottes darum gekämpft wird, die Benennung der Bischöfe zu kontrollieren – normalerweise geht der Kampf zwischen Kirche und Staat, doch nun nicht mehr. Denn wie jeder intelligente Freund oder Feind der Kirche gut weiß, sind die Bischöfe der Schlüssel zur Zukunft der Kirche. (Wie Erzbischof Lefebvre dem ganzen heutigen demokratischen Unsinn zum Trotz zu sagen pflegte: Nicht das katholische Volk formt den Bischof, sondern umgekehrt der katholische Bischof bildet das Volk.)

Ein klassisches Beispiel dieses Kampfes stellt das Napoleonische Konkordat von 1801 dar. Durch dieses Abkommen stellte der neue freimaurerische französische Staat sicher, die Kontrolle über die Wahl der Bischöfe in der Kirche Frankreichs in bedeutendem Ausmaß zu erlangen. Unverzüglich verloren alle vorrevolutionären Bischöfe, die noch zu katholisch waren, ihren Posten. So war die Kirche auf dem sicheren Weg zum Vatikanum II. Im Jahre 1905 brachen die Freimaurer die Verbindung zwischen dem französischen Staat und der Kirche ab, um sie stärker verfolgen zu können; in dieser Situation nützte der heroische Papst Pius X. diese ungewollte neue Unabhängigkeit vom Staat aus, indem er eine Handvoll Bischöfe (neun an der Zahl) ernannte und selber konsekrierte. Doch jagte die kraftvolle Katholizität dieser neu Konsekrierten den Freimaurern großen Schrecken ein. Deshalb, sobald Pius X. gestorben war, gingen sie eilends daran, eine gewisse Wiedervereinigung von Kirche und Staat neu auszuhandeln; denn sie wollten wenigstens die Kontrolle über die Ernennung der französischen Bischöfe zurückgewinnen. Damit war die Bahn wieder frei für Vatikanum II.

Dieses Schema wurde im Jahre 1988 wiederholt, denn damals rettete der Erzbischof Lefebvre durch seinen heroischen Glauben und Mut allein, die Bruderschaft mit seiner Weihe von vier Bischöfen, unabhängig von der ausdrücklichen Mißbilligung, die vom konziliaren Rom herkam. Die gleichen „konziliaren Füchse“ könnten jetzt „das Tafelsilber verkaufen,“ um die Kontrolle über die vier „häßlichen Entlein“ der Bruderschaft, und deren möglicherweise unabhängige Nachfolger, zurückzuerlangen – junge Entlein sind bekanntlich hungrigen Füchsen ein Leckerbissen! Gott segne Pater Schmidberger und Bischof Fellay, und alle ihre Nachfolger, die diese katholische Unabhängigkeit solange aufrechterhalten werden, bis Rom das rechte katholische Denken wiedererlangt hat.

Kyrie eleison.

Schwierige Diskussionen – III.

Schwierige Diskussionen – III. posted in Eleison Kommentare on September 19, 2009

Es gibt zwei Einwände gegen die bloße Möglichkeit, daß Diskussionen über Doktrin zwischen den kirchlichen Autoritäten und der Priesterbruderschaft Pius des Zehnten bald stattfinden werden. Diese Einwände dienen dazu, die Natur, den Zweck und die Grenzen von solchen Diskussionen aufzuzeigen. Der erste Einwand besagt, daß die katholische Lehre nicht zur Diskussion steht. Der zweite Einwand lautet, daß sich kein Katholik dazu erdreisten dürfe, mit einem Vertreter des Papstes zu diskutieren, gleich so als ob er mit diesem ebenbürtig sei. Beide Einwände gelten unter normalen Umständen – aber die heutigen Umstände sind nicht normal.

Zu dem ersten Einwand: Natürlich steht die sich nicht ändernde und unabänderliche katholische Lehre nicht frei zur Diskussion. Das Problem besteht aber darin, daß das Vaticanum II gerade diese Lehre ändern will. Zum Beispiel, darf oder muß ein katholischer Staat das öffentliche Praktizieren von falschen Religionen tolerieren? Die katholische Tradition antwortet darauf mit einem „darf“ dies aber auch nur dann, um größeren Schaden abzuwenden oder, um einen größeren Nutzen daraus zu ziehen. Vaticanum II besteht dagegen auf einem „muß\” – und dies unter allen Umständen. Wenn aber Jesus Christus erkennbar der menschgewordene Gott ist, dann kann nichts mehr als „darf“ wahr sein. Wenn im Gegenteil „muß\” wahr wäre, dann ist der Mensch Jesus Christus nicht mehr notwendig als Gott erkennbar. Das „darf“ und das „muß\” sind in diesem Fall so weit von einander entfernt wie Jesus Christus Gott kraft seiner göttlichen Natur von Jesus Christus Gott durch menschliche Wahl entfernt ist; anders gesagt, ebenso weit wie Jesus objektiv Gott von Jesus nicht objektiv Gott entfernt ist.!

Dennoch verkünden die römischen Autoritäten, daß die Lehre von Vaticanum II keinen Bruch mit der katholischen Lehre darstellt, sondern vielmehr deren kontinuierliche Weiterentwicklung. Also entweder will auch die Priesterbruderschaft – was Gott bewahren möge! – die katholische Lehre aufgeben; oder sie hat keineswegs vor, mit den Römern zu diskutieren ob Jesus Gott ist oder nicht, ebensowenig die katholische Lehre in Frage zu stellen. Vielmehr hofft sie darauf, einige Römer mit offenen Augen und Ohren davon zu überzeugen, daß Vaticanum II auf das Schärfste der katholischen Lehre widerspricht. In dieser Hinsicht, selbst wenn die Priesterbruderschaft so gut wie keinen Erfolg hätte, würde sie es immerhin als ihre Pflicht erachten, Zeugnis für die Wahrheit abgelegt zu haben.

Aber die Römer mögen vielleicht hierauf erwidern: „Wir repräsentieren den Papst. Wie könnt ihr es wagen euch anzumaßen mit uns zu diskutieren?\” Dies ist der zweite Einwand und für all jene, die das Vaticanum II für wahr halten, erscheint dieser Einwand als gerechtfertigt. Aber es ist die Wahrheit, die Rom macht, und nicht Rom, welches die Wahrheit macht. Unser Herr erklärt wiederholt im Evangelium von Johannes, daß er nicht seine eigene Lehre weitergibt, sondern die seines Vaters (vgl. Joh. VII, 16). Wenn sich nun aber die katholische Lehre nicht einmal von Jesus ändern lässt, wie viel weniger ist diese Kraft zur Änderung bei einem Vikar, i.e. dem Papst, vorhanden! Wenn sich nun aber der Papst, kraft seines von Gott gegebenen freien Willens, dazu entscheidet, sich von der katholischen Lehre abzuwenden, dann hat er im selben Ausmaß – er bleibt doch Papst – seinen päpstlichen Status hingelegt – und im selben Ausmaß ordnet er sich selbst bzw. seine Stellvertreter gleich welchen Katholiken unter, die der Lehre des göttlichen Meisters treu bleiben.

Anders gesagt, derselbe Status in Diskussionen, den der Papst beiseite legt, insofern er sich von der Wahrheit entfernt, wird von jedem Katholik erworben, der treu gegenüber der Wahrheit ist. Wie es Erzbischof Lefebvre einst bedeutsam vor den römischen Autoritäten, welche ihn aufgrund seiner Stellungnahme Papst Paul VI entgegen verhörten, sagte: „Ich bin es eigentlich, der euch hier verhören sollte!\” Für die Wahrheit von Gott dem Vater einzustehen ist der Stolz und die Demut, die Berufung und die Ehre der kleinen SSPX des Erzbischofs. Wenn Diskussionen mit Rom nur die geringste Gefahr bedeuteten, daß die Priesterbruderschaft dieser Berufung untreu würde, dann spätestens wäre der Punkt angekommen, wo keine weiteren Diskussionen stattfinden sollten.

Kyrie eleison.