Schlagwort: Erzbischof Marcel Lefebvre

„Griechische Geschenke“ – I.

„Griechische Geschenke“ – I. posted in Eleison Kommentare on August 20, 2011

In Kürze, am 14. September 2011, soll in Rom ein Treffen zwischen Kardinal Levada und römischen Offiziellen auf der einen Seite, und Bischof Fellay und seinen zwei Assistenten auf der anderen Seite stattfinden, heißt es. Katholiken, welche das vielschichtige Wirken Erzbischof Lefebvres und seiner Priesterbruderschaft bei der Verteidigung des Glaubens während der letzten 40 Jahren schätzen, seien daher vorgewarnt: Dieser Glaube ist mehr denn je gefährdet. Doch Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Seien wir besonders durch das Gebet gewappnet.

Vor zwei Jahren wurde der Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, Kardinal Levada, mit der Durchführung der Lehrgespräche beauftragt, welche von Herbst 2009 bis April diesen Jahres zwischen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. stattfanden. Rom lädt die Bruderschaft zu diesem Treffen ein. Wir dürfen realistischerweise annehmen, daß aufgrund dieser Diskussionen die Römer am 14. September ihre Entscheidung über die künftigen Beziehungen mit der Priesterbruderschaft festlegen.

Nun haben diese Diskussionen allerdings deutlich gemacht, daß eine glaubenslehrmäßige Einigung zwischen der Priesterbruderschaft und dem heutigen Rom unmöglich ist. Denn die Bruderschaft hält an der uralten Lehre der Kirche fest, während das moderne Rom auf die Konzilslehre der Neukirche baut und auch hartnäckig an dieser Verwirrung festhält, wie die Neuseligsprechung von Johannes Paul II. im Mai diesen Jahres und das für Oktober geplante Assisi III belegen. Somit ist die Situation nach den Gesprächen genau dieselbe wie vor Beginn der Gespräche vor zwei Jahren: Auf der einen Seite versucht die Priesterbruderschaft zur Ehre Gottes und zur Rettung der Seelen, Rom zurück zum wahren katholischen Glauben zu verhelfen. Auf der anderen Seite setzt das Konzilsrom alle in seiner Macht stehenden Mittel ein, um zur Ehre des modernen Menschen und zur Zufriedenstellung seiner unwürdigen Medien (wie im Januar und Februar 2009) die Priesterbruderschaft dahin zu bringen, in den geistes- und seelenverrottenden Ökumenismus des Neuglaubens sich einzugliedern.

Womit wird Rom am 14. September höchstwahrscheinlich auffahren? Entweder mit Zuckerbrot oder Peitsche – oder mit beidem, und das ist wahrscheinlicher, je nach seinem geschickten Ermessen des heutigen Geisteszustandes der Priesterbruderschaft. Die Peitsche könnte so aussehen, daß Rom der Bruderschaft eine endgültige, d.h. eine ein für allemal geltende „Exkommunikation“ androht. Doch wer von jenen, die den wahren Glauben besitzen, würde von so einer Drohung sich einschüchtern lassen? Als der Erzbischof zum ersten Mal mit der „Exkommunikation“ durch die Neukirche bedroht wurde, lautete seine Antwort: „Wie könnte ich aus einer ‚Kirche’ ausgestoßen werden, der ich nie angehörte?“

Ein besonders raffiniertes Zuckerbrot könnte dergestalt sein, daß Rom der Priesterbruderschaft ein scheinbar unwiderstehliches Angebot in Form einer „vollen Einheit mit Rom“ zu den Bedingungen der Priesterbruderschaft anbietet. Eine kleine, fast versteckte Zusatzklausel könnte dabei so lauten, daß künftige Bruderschafts-Bischöfe und -Obere von einem gemeinsamen Ausschuß aus Römern und Bruderschaftspriestern bestimmt werden sollen – und daß die Mehrheit in diesem Ausschuß aus, nun, Römern bestehen soll. Denn letztendlich gilt: Will die Priesterbruderschaft unter römische Kontrolle gelangen oder nicht? „Bitte entscheidet euch!“ wird man von ihr vernünftigerweise fordern, was schon Kardinal Ratzinger im Jahre 2001 ausgerufen haben soll.

Klare Denker werden sich an die Worte des weisen, aber verachteten Trojaners erinnern, der über das Danaergeschenk vor dem Stadttor ausrief: „Traut nicht dem Pferde, Trojaner! Was immer es ist, ich fürchte die Griechen, selbst wenn sie Geschenke bringen.“ Trotzdem brachten die Einwohner das Trojanische Pferd in ihre Stadt, und jeder weiß, was dann mit Troja geschah.

Kyrie eleison.

Benedikts Denken – II.

Benedikts Denken – II. posted in Eleison Kommentare on Juli 16, 2011

Wir können die Studie Bischof Tissiers über das Denken von Papst Benedikt XVI. in vier Teile einteilen. Nach dem einleitenden ersten Teil beschreibt der zweite die philosophischen und theologischen Wurzeln des Papstes Denken. Der Bischof folgt hier der großen Enzyklika „Pascendi“ des Hl. Pius X., wenn er im ersten Schritt die Philosophie behandelt. Ist eine Weinflasche in ihrem Inneren verschmutzt, so verdirbt selbst der beste hineingegossene Wein. Entsprechend gilt: Ist der menschliche Verstand von der Wirklichkeit losgelöst – wie es bei der modernen Philosophie der Fall ist –, dann wird selbst der durch diesen Verstand gefilterte katholische Glaube orientierungslos. Denn der Verstand wird nicht mehr länger an der Realität ausgerichtet. Genau hierin liegt das Problem von Papst Benedikt versteckt.

Wie schon der hl. Pius X. macht auch Bischof Tissier den deutschen Aufklärer Immanuel Kant (1724–1804) für diese Katastrophe im Denken der modernen Menschen hauptverantwortlich. Kant brachte das System des „Anti-Denkens“ zum Abschluß, das heute überall vorherrscht und Gott aus dem verstandesmäßigen Diskurs ausschließt. Nun behauptet Kant, daß der Verstand von einem vorliegenden Gegenstand – dem Objekt – nichts wissen kann außer dem, was die Sinne wahrnehmen. Somit kann also der Verstand die Wirklichkeit hinter den sinnlichen Erscheinungen beliebig rekonstruieren und die objektive Wirklichkeit als unerkennbar vom Tisch fegen. Dadurch wird also der Handelnde – das Subjekt – zum absoluten Herrscher. Somit ist es zwar schön und gut, wenn dieses Subjekt Gott braucht und seine Existenz zugibt, doch andernfalls hat der liebe Gott sozusagen Pech!

Bischof Tissier präsentiert sodann fünf moderne Philosophen, die alle mit dem Wahnsinn des kantianischen Subjektivismus ringen, wonach die menschliche Vorstellung über der Wirklichkeit und das Subjekt über dem Objekt stünde. Die beiden wichtigsten Vorreiter des Denkens des Papstes dürften Heidegger als Vater des Existentialismus (1889–1976), und Buber (1878–1965) als ein führender Vertreter des Personalismus sein. Wenn, wie Kant behauptet, das nichtsinnliche Wesen der Dinge unerkennbar ist, dann bleibt nur noch die bloße Existenz übrig – wobei die Person die wichtigste Existenz ist. Nun liegt jedoch bei Buber die Beschaffenheit der Person in der „Intersubjektivität,“ d.h. in der „Ich-Du“-Beziehung zwischen subjektiven Personen. Erst diese Beziehung öffnet für Buber den Weg zu Gott. Demnach hängt das Wissen um Gott von der subjektiven Beteiligung des Menschen ab, womit dieses Wissen auf einer äußerst unsicheren Grundlage steht.

Dennoch ist diese Beteiligung des menschlichen Subjekts der Schlüssel zum theologischen Denken Benedikts, welches an erster Stelle durch die renommierte Tübinger Schule beeinflußt wurde, wie Bischof Tissier erklärt. Johann Sebastian Drey (1777–1853) gründete diese Tübinger Schule, die lehrt, daß die Geschichte durch den Zeitgeist in beständiger Bewegung gehalten wird und Jesus Christus dieser Geist ist. Demnach gilt nicht mehr länger, daß Gottes Offenbarung mit dem Tode des letzten Apostels Christi abgeschlossen ist und mit der Zeit lediglich vertieft wird. Sondern vielmehr besitzt nun die Offenbarung einen ständig sich entwickelnden Inhalt, zu welchem das empfangende Subjekt beiträgt. Somit hat nach dieser Schule auch die Kirche zu jeder Zeit einen aktiven und nicht nur passiven Anteil an der Offenbarung; außerdem gibt sie der vergangenen Tradition erst seine jetzige Bedeutung. Klingt das nicht vertraut, etwa so wie bei der im „Eleison-Kommentar“ Nr. 208 beschriebene Hermeneutik von Dilthey?

Auf dieselbe Weise ist auch für Benedikt XVI. Gott weder ein eigenständiger Gegenstand, noch lediglich objektiv, sondern Gott ist ein persönliches „Ich,“ das sich mit jedem menschlichen „Du“ austauscht. Zwar kommen die Hl. Schrift und die Tradition noch, objektiv gesehen, vom göttlichen „Ich,“ aber gleichzeitig muß das lebende und sich bewegende „Du“ beständig die Hl. Schrift neu auslegen. Weil aber die Hl. Schrift die Grundlage der Tradition ist, muß auch die Tradition durch die Beteiligung des Subjekts beweglich werden und kann keineswegs eine „versteinerte“ Tradition wie bei Erzbischof Lefebvre bleiben. Auf ähnliche Weise muß auch die Theologie subjektiviert und der dogmatische Glaube zur persönlichen „Erfahrung“ mit Gott werden. Selbst das Lehramt muß demnach aufhören, unbeweglich zu sein.

„Verflucht der Mann, der auf Menschen vertraut und auf gebrechliches Fleisch sich stützt und dessen Gesinnung vom Herrn abweicht!“ (Jeremias 17,5)

Kyrie eleison.

Echter Papst? – I.

Echter Papst? – I. posted in Eleison Kommentare on April 30, 2011

Als ich vor drei Wochen (EC Nr. 195 vom 9. April 2011) schrieb, daß die morgige „Seligsprechung“ von Johannes Paul II. ihn lediglich zu einem Neuseligen der Neukirche machen wird, wurde ich vernünftigerweise gefragt, ob ich nicht ein sogenannter „Sedisvakantist“ sei. In der Tat, wenn ich Benedikt XVI. so gut wie zu einem Neupapst erkläre, wie könnte ich dann noch glauben, daß er ein echter Papst sei? Doch tatsächlich denke ich, daß er beides ist, d.h. Neupapst der Konzilskirche und echter Papst der katholischen Kirche, weil beide sich einander noch nicht vollständig ausschließen. Somit bin ich kein Sedisvakantist. Meine Begründung fängt hiermit an:—

Auf der einen Seite halte ich Benedikt XVI. für einen echten Papst, weil er auf dem Konklave im Jahre 2005 von den römischen Gemeindepriestern, d.h. den Kardinälen, rechtmäßig zum Bischof von Rom gewählt wurde. Sollte durch einen versteckten Fehler diese Wahl ungültig gewesen sein, so wäre, wie die Kirche lehrt, die Wahl dennoch rechtmäßig geworden dadurch, daß die weltweite Kirche ihn danach als Papst anerkannte. In dieser Hinsicht will ich Benedikt XVI. die dem Stellvertreter Christi gebührende Achtung, Ehrfurcht und Unterstützung zollen.

Auf der anderen Seite ist aufgrund der Worte und Taten des Papstes offensichtlich, daß er ein „konziliarer“ Papst und das Haupt der Konzilskirche ist. Das beweisen eindeutig bereits die morgige Neuseligsprechung von Johannes Paul II, dem großen Förderer des Zweiten Vatikanischen Konzils, und die für Oktober angesetzte Gedächtnisfeier des verheerenden Assisi-Gebetstreffens des Johannes Paul II. aus dem Jahre 1986. Das Assisi-Gebetstreffen brach Gottes Erstes Gebot im Namen eines konziliaren Menschen-Ökumenismus. Denn dieses Gebot schließt alle falschen Religionen aus (siehe Deuteronomium 5,7–9), während das Zweite Vatikanum sie praktisch umarmt (Konzilsdokumente Unitatis Redintegratio und Nostra Aetate ). Deshalb denke ich, daß Benedikt XVI. zwar Stellvertreter Christi ist, aber dennoch Verrat an seiner heiligen Aufgabe begeht, seine Brüder im Glauben zu stärken (Lukas 22,32). Auch wenn ich ihn ordnungsgemäß als Petrus-Nachfolger respektiere, so folge und gehorche ich ihm doch nicht (Apostelgeschichte 5,29), wo er anders als Petrus handelt. Diese Unterscheidung traf Erzbischof Lefebvre.

Beachten wir allerdings, daß Benedikt XVI., während er die wahre Religion zumindestens objektiv verrät, gleichzeitig an ihr festzuhalten versucht! Beispielsweise möchte er vermeiden, daß Assisi III wie Assisi I der Religionsvermischung bezichtigt wird, weswegen er die gemeinsame öffentliche Prozession der verschiedenen Religionen in Assisi schweigend abhalten lassen wird. Anders formuliert möchte er die Wahrheit nicht aufgeben, während er den Irrtum verbreitet! Auf diese Weise erinnert er ständig an einen Rechenmeister, welcher behauptet, daß 2 und 2 entweder 4 oder 5 ergibt! Vom Papst herkommend ist damit in der Kirche Verwirrung von oben bis unten vorprogrammiert. Denn wer dem Papst in dieser 4- oder 5-„ Rechenkunst “ folgt, wird den Kopf voller Widerspruch und Verwirrung haben!

Bedenken wir außerdem, daß Benedikt XVI. als Rechenkünstler durchaus behauptet, daß er an „2 + 2 = 4“ glaubt. Und solange diese Behauptung aufrichtig ist – und es scheint, daß sie aufrichtig ist, doch alleine Gott weiß es mit Gewißheit –, leugnet Benedikt XVI. nicht willentlich die ihm bekannten, definierten Glaubenswahrheiten der katholischen Kirche. Eher ist er davon überzeugt, diese Glaubenswahrheiten mithilfe des modernen Denkens „regenerieren“ zu müssen, wie Bischof Tissier zeigt! Deswegen ist es in seinem Falle schwierig, den Vorwurf der formellen Häresie zu belegen. Daher werde ich trotz seiner ganzen Liebe zu und Verbreitung von „2 + 2 = 5“ noch nicht zu einem Sedisvakantisten.

Heilige Mutter Gottes, Sitz der Weisheit, beschütze uns vor der Verwirrung!

Kyrie eleison.

Wohin jetzt?

Wohin jetzt? posted in Eleison Kommentare on April 2, 2011

Die Lehrgespräche zwischen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. in den letzten anderthalb Jahren haben anscheinend weder Rom dazu bringen können, sich zu bekehren, noch die Priesterbruderschaft dazu bewogen, Glaubensverrat zu begehen. Folglich stellt sich die Frage: Wie geht es nun weiter? Wenn die Krise durch das Zweite Vatikanische Konzil eines beweist, wäre es dann nicht, daß Katholiken über so eine Frage selber nachdenken müssen und nicht einfach blindlings ihren Führern folgen können? Denn werden nicht nach wie vor Millionen von Katholiken auf sanfte Weise in die Apostasie geführt? Aus diesem Grund hat ein kämpferischer Gallier den Bruderschaftsbischöfen eine dreifache Frage gestellt. Sie ist sicherlich ernsthaft genug, daß sie eine Antwort verdient. (Seine Fragen werden im folgenden gekürzt und angepaßt):—

Fügt Ihrer Meinung nach die jüngste Ankündigung von Assisi III – als feierliches Gedenken der ökumenischen Begegnung von verschiedenen Religionen, welche Johannes Paul II. vor 25 Jahren in Assisi abgehalten hatte – unserem Wissen vom ökumenischen Kurs Benedikts XVI. irgendwas neues hinzu?

Antwort: Es ist sicherlich ein weiterer Beweis dafür, daß die Kirchenleitung in Rom fest entschlossen und beharrlich am katastrophalen Weg festhält, allerlei falschen Religionen die offizielle katholische Zustimmung zu geben. Erzbischof Lefebvre sagte einmal: „Ich denke nicht, daß wir sagen können, Rom hat den Glauben nicht verloren.“

Beweist oder widerlegt Ihrer Meinung nach diese Ankündigung von Assisi III die Zweckmäßigkeit von den Lehrgesprächen, welche zwischen der Piusbruderschaft und Rom stattfinden?

Antwort: Die Ankündigung beweist sicherlich die Zweckmäßigkeit, die Gespräche zu beenden. Während sie stattfanden, gab es vorteilhafte Begleitumstände, welche von Bischof de Galarreta gut zusammengefaßt wurden (vergleiche Eleison Kommentare Nr. 156 vom 10. Juli 2010). Allerdings hat das bloße Stattfinden dieser Lehrgespräche auch den Nachteil gehabt, daß in den Köpfen der Menschen entweder falsche Hoffnungen auf oder wahre Befürchtungen vor einer scheinbaren Versöhnung zwischen lehrmäßigen Positionen aufkommen, welche in Wirklichkeit völlig unversöhnbar sind. Die Ankündigung von Assisi III hat dazu beigetragen, diesen Hoffnungen und Befürchtungen ein Ende zu bereiten – jedenfalls vorübergehend, denn Träumer hängen bekanntlich an ihren Träumen!

Assisi I wurde zu einem bedeutenden Impuls für Erzbischof Lefebvre, 1988 vier Bischöfe zu weihen. Sollte die Ankündigung von Assisi III nun die Priesterbruderschaft ebenfalls dazu ermutigen, weitere Bischöfe zu weihen?

Antwort: Der Generalobere der Priesterbruderschaft beantwortete diese Frage vor zwei Monaten in den USA. Er sagte, wenn die Situation des Jahres 1988, welche den Erzbischof zur Bischofsweihe veranlaßte, sich wiederholte, dann würden neue Bischöfe geweiht. Das führt direkt zur Frage, ob die von Assisi III hervorgebrachte Situation eine Wiederholung jener von Assisi I ist? Darauf kann man nur sagen, daß es verschiedene Meinungen gibt. Viele ernsthafte Katholiken denken, daß die Situation sogar noch viel schlimmer geworden ist, doch ist dies nicht notwendigerweise die Position von Bischof Fellay, der als Generaloberer für eine solche grundsätzliche Entscheidung für die Priesterbruderschaft verantwortlich ist.

Zurück zu unserer Ausgangsfrage: Wohin geht die Priesterbruderschaft jetzt? Die Antwort ist klar: Die Bruderschaft muß weiterhin dem von ihrem Gründer festgelegten Weg folgen, namentlich den – zumindest objektiven – Apostaten in Rom entschieden widerstehen und die erzbischöfliche Diagnose über die ansonsten unlösbaren Probleme in Kirche und Welt möglichst weit verbreiten. Seine Problemlösung besteht einfach im Aufrechterhalten des katholischen Lebens in Übereinstimmung mit der vorkonziliaren katholischen Glaubens- und Morallehre aller Zeiten – zur größeren Ehre Gottes und zur Rettung möglichst vieler Seelen.

Kyrie eleison.

Soutanen abgewogen

Soutanen abgewogen posted in Eleison Kommentare on März 12, 2011

Letzte Woche behaupteten die „Eleison Kommentare“ (Nr. 190 vom 5. März 2011), daß jener die Zügel der Kirche in der Hand hält, welcher der gesamten geoffenbarten Wahrheit treu ist. Diese Aussage scheint im besten Fall riskant, im schlimmsten Fall sogar falsch zu sein. Denn: 1) Wer hält denn das Steuer der Kirche in Händen, wenn nicht jene Steuermänner, die Gott dazu bestellte – sprich, die kirchlichen Autoritäten? 2) Seit wann formte unser Herr Seine Kirche auf solche Weise, daß sie von jedem geführt wird, welcher den Anspruch auf die Wahrheit erhebt? 3) Führt die Idee – daß jeder, der den Anspruch auf die Wahrheit erhebt, auch die Kirche steuere – nicht zu einem Chaos in der Kirche?

Die Heilige Schrift bietet die beste Antwort auf diese Fragen. Als der Hl. Paulus dem Volk von Galatien (an die heutige Türkei denken), das wahre Evangelium Jesu Christi verkündete, wurde es von den Galatern mit großer Freude und reicher Frucht aufgenommen (siehe „Brief an die Galater“ 2,14–15 und 3,5). Doch kaum hatte der Hl. Paulus Galatien in Richtung anderer Missionsgebiete verlassen, mischten sich Feinde Gottes unter das Volk und predigten eine Erlösung durch Werke des alten Gesetzes – insbesondere eine Erlösung durch die Beschneidung, anstatt durch den Glauben an Jesus Christus (siehe Galater 5,2–11). Als die Galater dieser Verkehrung des wahren Evangeliums verfielen, reagierte St. Paulus darauf mit dem herrlichen „Brief an die Galater.“ Es folgen einige Schlüsselabschnitte aus seinem ersten Kapitel:

„(6) Ich staune, daß ihr so rasch von dem, der euch in Christi Gnade berief, euch abwendig machen laßt zu einem anderen Evangelium, (7) wo es doch ein anderes gar nicht gibt, nur gewisse Leute gibt es, die euch verwirren und darauf ausgehen, das Evangelium Christi zu verkehren. (8) Doch wenn selbst wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündeten, als wir euch verkündet haben, so sei er verflucht. (9) Wie wir schon sagten, so sage ich nun noch einmal: Wenn jemand euch ein anderes Evangelium verkündet, als ihr empfangen habt, so sei er verflucht!“

Offensichtlich besäße ein vor den Galatern erscheinender Engel scheinbar die volle Autorität eines wahren Himmelsboten. Träte St. Paulus gleichfalls wieder vor die Galater hin, so besäße er als Völkerapostel scheinbar die volle Autorität seiner vorherigen Evangelisierung der Galater. In beiden Fällen könnte der Anschein von Autorität kaum größer sein. Und dennoch sagt und wiederholt der Hl. Paulus, daß die Galater – anschaulich ausgedrückt – den Inhalt der Botschaft vor die Soutane ihres Überbringers stellen müßten. Auf diese Weise dürften sie – selbst wenn er mit der Soutane eines hohen Würdenträgers zurückkehren würde – ihm kein Wort mehr glauben, hätte er auch nur ein Jota vom Inhalt seiner vorherigen Verkündigung geändert!

Somit können wir auf die drei eingangs erhobenen Einwände antworten: 1) Unser Herr stellt letztendlich nicht Soutanenträger, sondern Wahrheitsverkünder an das Steuer der Kirche. 2) Diese Steuermänner erheben nicht nur den Anspruch auf die Wahrheit, sondern sie sind echte Wahrheitsverkünder. Nicht der Anspruch auf die Wahrheit macht die Wahrheit aus, sondern die Wahrheit macht ihr Verkünden aus (das können nur wenige moderne Menschen begreifen). 3) Weil es nur eine Wahrheit gibt, werden alle Wahrheitsverkünder in der Wahrheit vereint. Das Chaos kommt alleine von jenen Seelen, welche diese Wahrheit ablehnen oder verkehren.

Die Größe des Erzbischof Lefebvre lag in seiner sachlichen Erkenntnis, daß das Zweite Vatikanum zu einem „anderen“ Evangelium als dem von Jesus Christus und St. Paulus wurde: zu einem neuen Evangelium der Rechtfertigung durch die Werke des modernen Menschen. Er sah demzufolge ein, daß selbst den weißen Soutanenträgern, wenn sie dieses lehrten, nicht gefolgt werden dürfte. Sollen wir beim heutigen Träger der weißen Soutane anders handeln?

Kyrie eleison.

Bemerkenswerter Film

Bemerkenswerter Film posted in Eleison Kommentare on Februar 12, 2011

Es ist gut nachvollziehbar, warum der kürzlich veröffentlichte französische Spielfilm namens „Von Menschen und Göttern“ („Des hommes et des dieux“) auf den namhaften Filmfestspielen von Cannes in Frankreich zahlreiche Preise gewann. Der Film zeichnet die realen Ereignisse der letzten Monate im Leben eines Zisterzienserklosters im nach-kolonialen Algerien des Jahres 1996 nach, wo zum Schluß unbekannte Attentäter die acht Mönche umbrachten. Die Regie, die Schauspielkunst und die Aufnahmen des Filmes sind sehr schön. Für Katholiken jedoch, welche mit der Tradition vertraut sind, ist an diesem Spielfilm besonders seine Religion interessant, sowie aus religiöser Sicht seine Politik.

Am bemerkenswertesten an diesem Film ist vielleicht der wahre Sinn für die Religion – angesichts der Tatsache, daß er die konziliare Religion zeigt. Die Glaubenslehre betreffend kommen ökumenische Elemente vor, beispielsweise ein übermäßiger Respekt gegenüber dem Koran. Was die Liturgie betrifft, so sind die Worte und Musik, welche in dem einfachen, aber hehren Kloster gesungen werden, jene des modernen Menschen: also subjektiv und sentimental. Dennoch sind die regelmäßigen Szenen, welche die Mönche beim Gebet zeigen, so wahrhaft religiös, daß sie in unserem säkularen Zeitalter insgesamt überraschen. Genau das ist der Kern eines Klosters! – mag der Zuschauer sich sagen.

Und wir, was sollen wir dazu sagen? Zur Regie und zum Schauspiel im Spielfilm sei ein Vergleich erlaubt. Moderne Briten können immer noch am überzeugendsten die viktorianische Epoche darstellen, weil das britische Imperium genug in ihrem geschichtlichen Bewußtsein ist, um noch in ihrem Blut zu liegen. Auf ähnliche Weise können auch die französischen Schauspieler in diesem Film auf hervorragende Weise Mönche darstellen, weil das katholische Mönchtum ein elementarer Bestandteil ihres geschichtlichen Erbes ist. Entscheidend jedoch ist das, was aus dem Herzen eines Menschen kommt – wie unser Herr sagt (Matthäus 15,18–19). Weitgehend das beste muß also die beherzte Tradition sein, aber dieser Film soll uns Traditionalisten daran erinnern, daß ein beherzter Konziliarismus dem lieben Gott besser gefallen mag, als eine Tradition, deren Herz erkalten würde.

Von besonderem Interesse angesichts der derzeitigen islamischen Aufstände in verschiedenen arabischen Ländern ist die im Film dargestellte Politik. Die Mönche im Film stecken politisch in einer Zwickmühle – was im echten Leben zweifellos auch so war. Auf der einen Seite ist ihr nicht-islamisches Leben offensichtlich von den islamischen Rebellen bedroht, welche jeden umbringen, der einer politischen Übernahme Algeriens durch den Islam im Wege steht. Auf der anderen Seite ist es der nach-kolonialen algerischen Regierung höchst suspekt, daß die Mönche den Rebellen Hilfe und Beistand leisten, indem sie zum Beispiel die von der Kirche vorgesehenen Werke der tätigen Barmherzigkeit an den verwundeten Rebellen üben. Deswegen fordert die Regierung die Mönche auf, das Land zu verlassen. Bis heute vermuten sogar manche Menschen, daß die Regierung diese Mönche hinrichten ließ. Gott weiß, ob es so war.

Und wir, was sollen wir dazu sagen? Sicherlich ist ein beherzter Katholizismus einem beherzten Islam weit überlegen, weil der Islam eine antichristliche, grob vereinfachende und brutale Sekte ist. Doch wenn dem Katholizismus das Herz entnommen wird, wie auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil geschehen, so können im wirklichen Leben irgendwo auf der Welt katholische Mönche und Priester sich dadurch schuldig machen, daß sie anti-katholischen Revolutionären nicht nur medizinische, sondern auch moralische Unterstützung geben. Schon Erzbischof Lefebvre sagte, daß modernistische Priester die schlimmsten Revolutionäre ausmachen können. Überrascht es dann, wenn eine bestehende Regierung die Unterwanderung von Recht und Ordnung durch konziliare Priester nicht hinnimmt? In der Tat wächst der Islam nur deswegen, weil die wahre katholische Kirche noch immer im Niedergang begriffen ist.

So viel hängt von den wenigen Seelen ab, welche noch an der katholische Tradition festhalten!

Kyrie eleison.