Kirchenhierarchie

Ein Wohlwollender Verbündeter?

Ein Wohlwollender Verbündeter? on Januar 28, 2017

Bischof Athanasius Schneider, gebürtiger Deutscher, doch heute Bischof von Astana, Kasachstan, hat in den letzten Jahren durch zahlreiche Aussprüche, in denen er zumindest scheinbar seine Sympathie für die katholische Tradition bekundete, die Aufmerksamkeit der Traditionalisten auf sich gezogen. Beispielsweise stellte er sich letztes Jahr öffentlich hinter die vier Kardinäle, welche die von Papst Franziskus in seinem nachsynodalen Schreiben Amoris Laetitia dargelegte Doktrin in Frage gestellt hatten. Da Bischof Schneider regelmässig Kritik am „Linksruck“ der Kirche übt, wird er Angriffe von „rechts“ wohl kaum verstehen, geschweige denn goutieren, doch geht es hier um die Wahrheit und nicht um unsere unbedeutenden Persönlichkeiten. Exzellenz, haben Sie Dank dafür, dass Sie den Mut hatten, öffentlich so viel Wahres zu verteidigen, doch bitte verstehen Sie, dass die volle Wahrheit weitaus stärker und anspruchsvoller ist, als Sie denken. Sie haben dem spanischsprachigen Blog Adelante la Fe unlängst ein Interview gewährt. Bitte nehmen Sie es nicht persönlich, wenn hier (in Kursivschrift) einige Ihrer Antworten zitiert und anschliessend kritisiert werden.

Ich bin überzeugt, dass Erzbischof Lefebvre unter den heutigen Umständen Roms kanonischen Vorschlag einer persönlichen Prälatur ohne Zögern akzeptieren würde.

Exzellenz, das ist unmöglich. Erzbischof Lefebvre glaubte – und bewies anhand von Argumenten, die auf der kirchlichen Theologie und der Kirchengeschichte beruhen –, dass Vatikan II ein von den höchsten Kirchenbehörden begangener, beispielloser Verrat an 1900 Jahren unveränderlicher Kirchenlehre war. Doch das offizielle Rom folgt jenem objektiv verräterischen Konzil. Die Priesterbruderschaft St. Pius X. Rom zu unterstellen, wird unter diesen Umständen bedeuten, den Fuchs zum Chef des Hühnerstalls zu ernennen. Der Erzbischof hoffte stets, Rom werde zur Besinnung kommen. Dies ist bisher jedoch noch nicht geschehen.

Erzbischof Lefebvre war ein Mann mit einem tiefen „sensus ecclesia,“ also Gefühl für die Kirche.

Dies stimmt, weil er vor allem ein tiefes und klares Verständnis für die katholische Doktrin oder Lehre besass, welche die Grundpfeiler der Kirche bildet. „Darum gehet hin und macht zu Jüngern alle Völker . . . und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe,“ lautete die letzte Anweisung Jesu an seine Apostel (Matthäus XXVIII, 19, 20). Vatikan II hat die katholische Doktrin verraten, so dass gerade das Gefühl des Erzbischofs für die Kirche ihn dazu bewog, dieses Konzil zu verwerfen. Die heutigen Konzilsanhänger in Rom können die Kirche niemals wiederaufbauen.

Er weihte im Jahre 1988 vier Bischöfe, weil er überzeugt war, dass ein wahrhaftiger Notstand vorlag.

Die objektive Krise gab den Anstoss zu seiner subjektiven Überzeugung, und nicht umgekehrt. Unsere moderne Welt krankt am Subjektivismus. Der Erzbischof war Objektivist.

Wenn die Priesterbruderschaft St. Pius X. zu lange kanonisch unabhängig bleibt, werden ihre Mitglieder und Anhänger ihr Gefühl für die Notwendigkeit des Gehorsams gegenüber dem Papst verlieren, und sie werden schliesslich aufhören, Katholiken zu sein.

Der Papst ist Papst, um „seine Brüder im Glauben zu bestärken.“ Siehe Lukas XXII, 32. Wenn er ein Konzilspapst ist, dessen Glauben durch Vatikan II korrumpiert wird, kann er nicht länger geben, was er selbst nicht mehr besitzt. Gerade durch ihren Gehorsam gegenüber Konzilspäpsten haben zahllose Katholiken seit dem Konzil den wahren Glauben verloren.

Kein Katholik darf nach freiem Ermessen entscheiden, welchen Päpsten er gehorchen wird oder nicht. Gott leitet Seine Kirche.

Die gegenwärtige Krise in der Kirche ist beispiellos, weil es in der Kirchengeschichte niemals zuvor eine ganze Reihe von Päpsten gab, die dem wahren Glauben abtrünnig geworden waren, wie wir es seit Vatikan II sehen. Dies bedeutet, dass Katholiken – ausnahmsweise – das Recht, ja die Pflicht haben, ihre Päpste, Bischöfe und Priester zu beurteilen. Durch diese Krise läutert Gott Seine Kirche, und sobald die Läuterung vollendet ist, wird er Seiner Kirche einen grossen und wahrhaftig katholischen Papst schenken.

Ich habe Bischof Fellay gesagt, dass wir in Rom die Priesterbruderschaft St. Pius X. in der heutigen grossen Schlacht für die Reinheit des Glaubens brauchen .

Exzellenz, bitte glauben Sie, dass das konziliäre Rom sein Bestes tun wird, um die Unterminierung des Glaubens innerhalb der Priesterbruderschaft zu vollenden. Die offizielle Bruderschaft hat sich schon weit vom objektiven Glauben des Erzbischofs entfernt .

Kyrie eleison.

Diverse „Kirchen“

Diverse „Kirchen“ on Dezember 1, 2012

Heutzutage herrscht große Verwirrung über die Identität der wahren Kirche unseres Herrn Jesus Christus hier auf Erden, sowie über die diversen Namen, mit denen sie benannt wird. Die gegenwärtige Verwirrung fußt hauptsächlich auf der derzeit größten Schwierigkeit der Kirche: das teuflische Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965). Versuchen wir, die Verwirrung etwas zu entwirren.

„Kirche“ stammt vom Altgermanischen „kiricha,“ welches wiederum vom griechischen Wort „kuriakon“ abgeleitet ist und „vom Herrn“ bedeutet. So hieß „Doma kuriakon“ dann „Haus des Herrn,“ und vom Gebäudenamen herkommend umfaßte das Wort „Kirche“ letztendlich auch jene Leute, welche regelmäßig in diesem Haus verweilten.

„Katholische Kirche“ bedeutet für viele ein Gebäude, aber in erster Linie meint sie die weltweite Menschengruppe („katholos“ heißt im Griechischen „universell,“ also allgemeingültig und weltumfassend), welche zusammen an dem einen Glauben, an der einen Sarakramentenreihe und an der einen Hierarchie teilhat – alle drei wurden vor 2000 Jahren vom fleischgewordenen Gott, unserem Herrn Jesus Christus, gegründet, als er auf Erden weilte. Leider fielen von dieser ursprünglichen Gruppe von Gläubigen, welche unser Herrn eingesetzt hatte, in regelmäßigen Abständen immer wieder einzelne Gruppen ab. Und doch behaupten diese abgefallenen Gruppen, daß sie die wahre Kirche Christi seien. Wie können wir dann wissen, welche seine wahre Kirche ist?

Die wahre „Kirche Christi“ besitzt vier Merkmale, wie sie genannt werden. 1) Einig: Unser Herr gründete nicht etwa mehrere Kirchen, sondern vereinte seine eine Kirche vor allem durch das Einssein im Glauben (vergleiche Johannes 17,21–23: „Damit sie alle eins seien“). 2) Heilig: Unser Herr gründete seine Kirche, um alle Menschen zum allheiligen Gott und in seinen heiligen Himmel zu führen (vgl. Matthäus 5,48: „Seid also vollkommen“). 3) Katholisch: Unser Herr gründete seine Kirche für die Menschen aller Länder in jedem Alter (vgl. Matthäus 28,19: „Geht darum hin und macht alle Völker zu Jüngern“). 4) Apostolisch: Unser Herr gründete seine Kirche als Monarchie, welche vom Apostel Petrus und seinen Nachfolgern regiert werde (vgl. Matthäus 16,18 „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen“; wobei das griechische Wort „petran“ Felsen heißt). Die wahre Kirche Christi ist dort, wo diese vier Merkmale vorhanden sind – und wo sie fehlen, ist auch die Kirche Christi nicht.

„Konziliare Kirche“ bedeutet, daß die gottzentrierte katholische Kirche unter die Herrschaft des menschenzentrierten Zweiten Vatikanischen Konzils gefallen ist und bis heute fällt. Der Bezug des Konziliarismus (als Essenz des Zweiten Vatikanum) zur wahren Kirche Christi entspricht dem Bezug der Fäulnis eines verfaulten Apfels zum Apfel, welchen die Fäulnis verdirbt. Diese Fäulnis besetzt den Apfel, hängt von ihm ab, kann ohne den Apfel gar nicht existieren und ist trotzdem vom Apfel sehr verschieden (so wie uneßbar verschieden ist von eßbar). Auf gleiche Weise besetzt auch der menschenzentrierte Konziliarismus die Kirche Christi derart, daß nur noch wenige Teile der Kirche unverdorben sind, mehr oder minder, aber dennoch ist der Konziliarismus vom Katholizismus so sehr verschieden, daß wir wahrhaftig sagen können: die konziliare Kirche ist nicht mehr die katholische Kirche. Nun ist aber die katholische Kirche sichtbar. Doch ist nicht auch die Konzilskirche sichtbar?

„Sichtbare Kirche“ meint alle Gebäude, alle Kirchenvertreter und alles Kirchenvolk, welche wir mit unseren Augen sehen können. Doch die Folgerung, daß die Konzilskirche sichtbar ist und deswegen die katholische Kirche sein muß, ist genauso „kindisch“ (Wort von Erzbischof Lefebvre für diesen Irrtum) wie die Folgerung, daß alle Löwen Tiere sind und daher alle Tiere auch Löwen sein müssen. Nur jener Teil der sichtbaren Kirche ist katholisch, welcher einig, heilig, universell und apostolisch ist. Die restlichen Teile stellen nur diverse Arten von Fäulnis dar.

Amtskirche oder auch offizielle Kirche bedeutet jene Kirche, die von den sichtbaren Kirchenvertretern geführt wird und ihnen folgt. Weil diese Kirchenvertreter heutzutage aber überwiegend konziliar sind, ist gemäß den vier Merkmalen auch die „Amtskirche“ überwiegend konziliar, also nicht katholisch. Auf ähnliche Weise meint der Begriff „Mehrheitskirche“ die heutige Amtskirche als Gegensatz zum kleinen „traditionalistischen“ Überrest. Doch sollten wir nicht behaupten, daß in der Mehrheitskirche es nichts mehr gebe, was einig, heilig, universell und apostolisch ist; genausowenig wie wir sagen können, daß alles im „traditionalistischen“ Überrest die vier Merkmale aufzeigt. Spreu und Weizen sind in der Kirche Christi stets gemischt (vgl. Matthäus 13,24–30).

Kyrie eleison.

Benedikts Ökumenismus – II.

Benedikts Ökumenismus – II. on April 7, 2012

Wie bei jedem Streit über die haarsträubenden Zweideutigkeiten des Zweiten Vatikanischen Konzils wird es auch erst längeren und gelehrten Aufsätzen gelingen, die Aussagen aus Dr. Wolfgang Schülers Buch „Benedikt der XVI. und das Selbstverständnis der katholischen Kirche“ zu beweisen bzw. zu widerlegen. Seine Argumentationslinie ist allerdings deutlich genug erkennbar und verdient, den Lesern der „Eleison Kommentare“ vorgestellt zu werden – damit diese inmitten von so großer Verwirrung klarer sehen. In dieser Hinsicht besitzen Vergleiche zwar gewisse Nachteile, können allerdings recht hilfreich sein.

Ein Ganzes kann auf zwei verschiedene Arten aus einzelnen Teilen zusammengesetzt sein; beispielsweise im Fall eines lebendigen Baums oder eines Stapels Münzen. Entweder ist wie beim Baum das Ganze vorrangig und die Teile zweitrangig, oder es sind wie beim Stapel Münzen die einzelnen Teile vorrangig und das Ganze zweitrangig. Beim Baum ist das Ganze deswegen vorrangig, weil zwar Teile von ihm – wie beispielsweise die Äste – abgetrennt werden können, während der Baum trotzdem weiterlebt und neue Äste austreibt. Indessen verlieren die abgeschnittenen Äste ihr Leben und werden zu etwas gänzlich anderem, beispielsweise zu einem Holzscheit oder einem Stuhl. Im Gegensatz zum Baum bleibt eine vom Stapel entfernte Münze allerdings genau das, was sie vorher auch innerhalb des Stapels war, und wenn nur genügend Münzen entnommen werden, so ist es der Stapel, welcher verschwindet.

Ist die katholische Kirche als Ganzes genommen eher dem Baum oder dem Münzstapel zu vergleichen? Wir erinnern uns, daß die katholische Kirche jene besondere Gemeinschaft von Menschen ist, welche durch drei Dinge vereint sind: durch den Glauben, die Sakramente und die kirchliche Hierarchie. Nun aber gibt Gott selbst allen dreien Leben. Der Glaube ist eine übernatürliche Gnade des Geistes, und alleine Gott kann sie schenken. Die Sakramente verwenden zwar materielle Elemente wie Wasser und Öl, aber erst die ihnen innewohnende übernatürliche Gnade macht sie zu Sakramenten, und diese Gnade wiederum stammt allein von Gott. Gleichfalls besteht die Kirchenhierarchie aus natürlichen menschlichen Wesen; doch wenn diese Menschen nicht von Gott gelenkt würden, so könnten sie niemals von sich alleine Menschen in den Himmel führen.

Deswegen ähnelt die katholische Kirche in unserem Beispiel viel stärker einem lebenden Baum als einem Stapel Münzen – und seien es Goldmünzen. So wie jedem lebenden Organismus ein Lebensprinzip innewohnt, das ihm seine Existenz und Einheit verleiht, so wohnt der katholischen Kirche vor allem Gott inne und dann ihre lebendige Hierarchie, welche ihr eine Existenz und Einheit verleihen. Wenn nun ein Teil der Kirche sich von der Hierarchie durch ein Schisma bzw. vom Glauben durch Häresie abtrennt, dann hört dieser Teil auf, katholisch zu sein und wird etwas anderes, wie beispielsweise die schismatischen Orthodoxen oder die häretischen Protestanten. Zwar mögen die orthodoxen Gläubigen gültige Sakramente behalten haben, aber weil sie nicht mehr mit dem Stellvertreter Christi in Rom vereint sind, wird niemand bei Verstand sie katholisch nennen.

Doch nun kommt das Zweite Vatikanum ins Spiel. Dieses Konzil veränderte das Selbstverständnis der katholischen Kirche: vom früheren Verständnis eines lebendigen Baumes bzw. einer Weinrebe (der Vergleich unseres Herrn, siehe Johannes 15,1–6 ), zum Verständnis eines Stapels Goldmünzen. Vom Wunsch getrieben, die Kirche der modernen Welt zu öffnen, fingen die Kirchenmänner damit an, die Grenzen der Kirche zu verwischen ( Lumen Gentium 8). Das versetzte sie in die Lage zu behaupten, daß es Elemente der Kirche außerhalb der sichtbaren Grenzen der katholischen Kirche gäbe ( Unitatis Redintegratio 3), wie Goldmünzen abseits des Stapels. Und weil eine Goldmünze immer eine Goldmünze bleibt, so konnten diese Kirchenmänner weiterhin behaupten (UR 3), daß Heilselemente innerhalb der Kirche auch in abgetrenntem Zustand und somit außerhalb der katholischen Kirche Heilselemente bleiben. Daraus folgerten zahllose Menschen logischerweise, daß man nicht mehr länger katholisch zu sein brauche, um in den Himmel zu kommen. Das ist die Katastrophe der konziliaren Ökumene.

Wir werden diese Zitate des Zweiten Vatikanum demnächst noch eingehender vorstellen, bevor wir zu Papst Benedikts Bemühungen gelangen, den kirchentrennenden Ökumenismus mit der einigenden Glaubenslehre zu vermengen.

Kyrie eleison.

Große Gefahr

Große Gefahr on März 31, 2012

Einige Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. wünschen eine praktische Vereinbarung mit den kirchlichen Autoritäten ohne Einigung in der Glaubenslehre. Dieser Wunsch scheint eine wiederkehrende Versuchung darzustellen. Seit Jahren lehnt der Generalobere Bischof Fellay diese Idee ab. Doch am 2. Februar 2012 sagte er in Winona, daß Rom bereit sei, die Bruderschaft so zu akzeptieren wie sie ist, und „all ihre Anforderungen . . . auf der praktischen Ebene“ anzunehmen. Also scheint Rom die gleiche Versuchung noch einmal vorzulegen.

Die jüngsten Nachrichten aus Rom werden viele Leser bereits kennen: Wenn nur der Vatikan keine Spielchen mit der Bruderschaft treibt, so verlautbarte er am letzten Freitag, dem 16. März 2012, daß Bischof Fellays Antwort vom Januar dieses Jahres auf die doktrinäre Präambel des Vatikan vom letzten September „nicht genügt, um die Glaubensprobleme zu überwinden, welche dem Zerwürfnis zwischen dem Heiligen Stuhl und der Priesterbruderschaft zugrundeliegen.“ Der Vatikan gibt der Bruderschaft einen Monat lang Zeit, ihre „Position zu erläutern“ und „einen Bruch mit schmerzlichen und unabsehbaren Folgen“ zu vermeiden.

Doch was würde passieren, wenn Rom plötzlich aufhören sollte, auf der Akzeptanz des Konzils und der Neuen Messe zu beharren? Was wäre also, wenn Rom plötzlich sagen würde: „Wir haben darüber nachgedacht und sind einverstanden: Kommen Sie auf jene Weise zurück in die Kirche, wie Sie darum baten. Wir werden Ihnen die Freiheit geben, einerseits das Konzil so stark zu kritisieren, wie Sie wollen, und andererseits ausschließlich die Tridentinische Messe zu feiern. Doch kommen Sie endlich in die Kirche zurück!“ Das könnte ein sehr schlauer Schachzug von Seiten Roms sein. Denn wie könnte die Bruderschaft sich dann noch weigern, ein solches Angebot anzunehmen, ohne daß sie widersprüchlich und geradezu undankbar zu sein schiene? Trotzdem müßte um des Überlebens Willen die Bruderschaft auf dieses Angebot verzichten. Um des Überlebens Willen? Starke Worte. Doch betrachten wir einen Kommentar des Erzbischofs in dieser Angelegenheit.

Am 5. Mai 1988 unterzeichnete Erzbischof Lefebvre mit dem damaligen Kardinal Ratzinger zusammen das Protokoll – genauer: den vorläufigen Entwurf – einer praktischen Vereinbarung zwischen Rom und der Priesterbruderschaft. Doch schon am 6. Mai zog der Erzbischof seine – vorläufige – Unterschrift wieder zurück. Am 13. Juni 1988 sagte er: „Mit dem Protokoll vom 5. Mai wären wir bald zugrundegegangen. Wir hätten kein Jahr überleben können. Denn jetzt ist die Bruderschaft geeint. Mit diesem Protokoll allerdings hätten wir notwendigerweise Treffen mit den Römern arrangieren müssen, es hätte eine Spaltung innerhalb der Bruderschaft gegeben und überhaupt alles wäre ein Grund für Abspaltungen geworden “ (Hervorhebung hinzugefügt). „Durch unsere Vereinigung mit Rom wären uns vielleicht schon neue Berufungen zugeflossen. Doch hätten diese neuen Berufungen keine Uneinigkeit mit Rom geduldet und also hätte es Spaltungen gegeben. Mit der jetzigen Haltung jedoch werden Berufungen zuerst einmal gesiebt, bevor sie uns erreichen“ (das gilt nach wie vor für die Priesterbruderschafts-Seminare).

Doch warum hätte es Spaltungen geben sollen (wobei die sich bekriegenden Berufungen nur ein Beispiel von zahllosen anderen sein würden)? Weil logischerweise die praktische Übereinkunft vom 5. Mai 1988 auf einer grundsätzlichen Uneinigkeit in der Glaubenslehre zwischen der Religion Gottes und der Menschenreligion gefußt hätte. Der Erzbischof fuhr fort: „Die Römer zerren uns zum Konzil hinüber . . . während unsere Seite doch die Bruderschaft und die Tradition dadurch bewahrt, daß sie auf vorsichtige Weise zu den Römern Distanz hält “ (Hervorhebung hinzugefügt). Doch warum suchte der Erzbischof dann anfangs überhaupt ein Abkommen? Er fuhr fort: „Wir haben uns redlich bemüht, die Tradition innerhalb der Amtskirche aufrechtzuerhalten. Es stellte sich heraus, daß das unmöglich war. Die Römer haben sich nicht verändert, außer zum Schlechteren.“

Haben die Römer sich seit 1988 geändert? Viele werden sagen: sie sind sogar noch schlechter geworden.

Kyrie eleison.

Benedikts Ökumenismus – I.

Benedikts Ökumenismus – I. on Februar 25, 2012

Vor einigen Jahren erschien in Deutschland eine wertvolle Studie über den konziliaren Ökumenismus, namens „ Benedikt der XVI. und das Selbstverständnis der katholischen Kirche “ von Dr. Wolfgang Schüler. Der Autor argumentiert, daß der vom Zweiten Vatikanischen Konzil entfesselte Ökumenismus das kirchliche Selbstverständnis umgewandelt hat. Durch eine Reihe von Textzitaten belegt er, daß Joseph Ratzinger als Priester, Kardinal und Papst diese Umwandlung seit der Zeit des Konzils beständig förderte und bis heute fördert, wofür er sich gewiß nicht schämt.

In einer Reihe von „Eleison Kommentaren“ betrachten wir in logischer Reihenfolge das Selbstverständnis der wahren Kirche. Danach untersuchen wir mit Hilfe von Dr. Schülers Werk, wie das Konzil dieses kirchliche Selbstverständnis umwandelte und wie Benedikt XVI. diese Umwandlung beständig förderte. Zu guter Letzt schauen wir uns dann die Konsequenzen an, welche für Katholiken, die am wahren Glauben der Kirche festhalten wollen, sich ergeben.

Die wahre katholische Kirche hat sich immer als ein organisches Ganzes und als eine Gesellschaft gesehen, die einig, heilig, katholisch und apostolisch ist, die aus Menschen besteht, die im Glauben mit den hl. Sakramenten unter der römischen Hierarchie verbunden sind. Diese Kirche ist so sehr eins, daß kein Stück von ihr weggebrochen oder entfernt werden kann, ohne daß dieses Stück dann aufhört, katholisch zu sein (vgl. Johannes 15,4–6). Beispielsweise kann der Glaube, der den Kern des katholischen Gläubigen darstellt, nicht stückchenweise geglaubt werden, sondern er muß entweder ganz (zumindest implizit) oder gar nicht angenommen werden. Denn die Glaubenssätze – die Dogmen – der katholischen Kirche, welche ich glaube, stammen von der Autorität Gottes her: lehne ich also auch nur eines von den Dogmen ab, so weise ich insgesamt Gottes Autorität hinter allen diesen Glaubenssätzen zurück. Wenn ich in dem Fall auch alle anderen Glaubenssätze annähme, so würde doch mein Glaube nicht mehr länger auf Gottes Autorität beruhen, sondern auf meiner eigenen Wahl.

Das Wort „häretisch“ kommt ja vom griechischen Wort für „auswählen“ (hairein). Weil der Glaube des Häretikers fortan nur noch auf seiner eigenen Auswahl beruht, hat er die übernatürliche Tugend des Glaubens verloren. Selbst wenn er auch nur einen Glaubenssatz ablehnt, ist dieser Häretiker nicht mehr katholisch. Ein berühmter Ausspruch des hl. Augustinus lautet: „In vielem stimmst Du mir zu, und in wenigem stimmst Du mir nicht zu; aber wegen diesem Wenigen, in dem Du mir nicht zustimmst, ist das Viele, worin Du mir zustimmst, von keinerlei Nutzen für Dich.“

Ein anderes Beispiel: Ein Protestant mag an Gott und sogar an die Göttlichkeit des Menschen Jesus Christus glauben, doch wenn er nicht an die Realpräsenz Gottes glaubt – an Körper, Blut, Seele und Gottheit unter den Gestalten von Brot und Wein nach ihrer Wandlung in der Hl. Messe, dann hat dieser Protestant eine völlig andere und zwar mangelhafte Vorstellung von der Liebe Jesu Christi und vom Gott, an welchen er glaubt. Können wir dann sagen, daß ein wahrer Protestant und ein wahrer Katholik an denselben Gott glauben? Das Zweite Vatikanum behauptet, man könne es, und sein Ökumenismus fußt auf dieser Basis von angeblich mehr oder weniger gemeinsamen Glaubensmeinungen von Katholiken und allen Nichtkatholiken.

Hingegen zeigt Dr. Schüler durch eine Reihe von Vergleichen das Gegenteil auf: Wenn etwas, welches wie der gleiche Glaubenssatz aussehen mag, zwei verschiedenen Glaubensbekenntnissen angehört, so ist es überhaupt nicht mehr das Gleiche. Ein Vergleich: Werden Sauerstoff-Moleküle mit Stickstoff vermischt, so handelt es sich zwar um dieselben Moleküle wie bei ihrer Verbindung mit Wasserstoff, aber dennoch werden dieselben Sauerstoff-Moleküle in den zwei Fällen so verschieden wie die Luft, welche wir atmen (O+4N), und das Wasser, welches wir trinken (H2O). Bleiben Sie dran!

Kyrie eleison.

Vergehen ohnegleichen – II.

Vergehen ohnegleichen – II. on November 28, 2009

Letzte Woche versprachen wir in den „Eleison-Kommentaren“ aufzuzeigen, daß das Zweite Vatikanum konstruiert wurde, um die Sakramente der Kirche ungültig werden zu lassen. Dazu führte es sakramentale Riten ein, deren vorsätzliche Doppeldeutigkeit auf lange Sicht („nach 50 Jahren“ sagte Kardinal Lienart auf dem Sterbebett) die unabdingbare sakramentale Intention aufheben sollte. Doch das Zweite Vatikanum muß bis nächste Woche warten. Denn in dieser Woche wollen wir das Thema „Absicht (Intention) des Menschen“ näher betrachten. Erst dann verstehen wir, warum der Sakramentspender eine grundsätzlich richtige Vorstellung davon haben muß, was die Kirche ist und was sie tut.Wenn ein Mensch etwas intendiert oder ein Ziel zu erreichen beabsichtigt, muß er zuerst eine Vorstellung des angestrebten Zieles haben. Tatsächlich kann niemand ein Ziel anstreben, ohne vorher eine Vorstellung davon zu haben; und er kann nur durch diese Vorstellung diesem Ziele zustreben. Nun aber können die Vorstellungen im Kopfe eines Menschen sich mit der Wirklichkeit außerhalb seines Kopfes decken oder auch nicht. Wenn seine Vorstellung sich mit der Wirklichkeit deckt, dann kann er sein Ziel erreichen. Deckt sich seine Vorstellung aber nicht mit der Wirklichkeit, so kann er vielleicht seine Idee durchführen, aber nicht sein Ziel erreichen.

Nehmen wir zum Beispiel einen Familienvater, der seine Kinder glücklich zu machen beabsichtigt. Doch seine Vorstellung, dieses Ziel zu erreichen, besteht darin, daheim alle Disziplin aufzuheben. Ach! – Disziplinlosigkeit jedoch macht die Kinder unglücklich. Wenn also der Vater die Disziplin aufhebt, erreicht er zwar deren Verschwinden, aber nicht das Glück der Kinder. Er führte seine Vorstellung durch, erreichte aber nicht sein Ziel, weil seine Vorstellung von der Wirklichkeit losgelöst war.

Damit ein Sakrament gültig sei, muß der Sakramentspender (Bischof, Priester oder Laie) intendieren, „das zu tun, was die Kirche tut“ – wie letzte Woche erklärt wurde –, damit seine vermittelnde Handlung unter die Ursprungshandlung Gottes gestellt wird, der allein Quelle jeder sakramentalen Gnade ist. Deshalb muß der Bischof, Priester oder Laie, bevor er das Sakrament spendet, zuerst eine Vorstellung davon haben, was die Kirche ist, und dann davon, „was die Kirche tut.“ Aber wenn seine Vorstellungen davon, was die Kirche ist und was sie tut, sich von den katholischen Wirklichkeiten zu weit entfernen, wie soll er die Intention haben, das zu tun, was die wahre Kirche tut, und wie kann er dann wahre Sakramente spenden? Wenn der Sakramentspender tatsächlich denkt, daß die Kirche nur ein Verein für Anhänger des „Nettseins“ ist, und daß die hl. Messe nur ihr gemeinschaftliches Picknick und die Taufe das Einführungsritual in diesen Verein ist, dann wird er vielleicht ein Picknick und eine Einführung bewirken, aber niemals die katholische hl. Messe oder die hl. Taufe.

Man könnte einwenden, daß ein solcher Sakramentspender die stillschweigende Intention einschließt, „das zu tun, was die Kirche tut und immer getan hat,“ aber das gewährleistet nicht notwendigerweise, daß seine Intention gültig ist. Gemäß der „Hermeneutik der Kontinuität“ der heutigen Konzilskirche zum Beispiel gäbe es keinen Bruch zwischen der Katholischen Kirche und der Konzilskirche, oder zwischen der hl. Messe und einem Picknick; sondern es gäbe nur eine harmonische Entwicklung! Demnach sollen die Intention, eine hl. Messe unter Ausschluß eines Picknicks zu zelebrieren, und die entgegengesetzte Intention, ein Picknick unter Ausschluß der hl. Messe zu bewirken, im Grunde genommen die gleiche Intention sein, vermutlich um ein „Meß-Picknick“ herbeizuführen! So einer „Hermeneutik“ gelingt es, in den Köpfen überhaupt alles zu versöhnen, was in Wirklichkeit unversöhnlich ist. Doch kann jemand mit so einer „Hermeneutik“ im Kopfe in der Wirklichkeit wahre Sakramente zustandebringen? „Da soll einer schlau draus werden!,“ wie man sagt. Gott alleine weiß es.

Wegen solcher Denkweisen herrscht geradezu hoffnungslose Verwirrung in der heutigen Kirche. Was wird die Kirchenmänner dahin zurückbringen, daß sie wieder oben von unten und unten von oben unterscheiden können? Entweder ein übernatürliches Wunder, oder eine natürliche Katastrophe mit epochalen Auswirkungen.

Kyrie eleison.