Sedivakantismus

Echter Papst? – I.

Echter Papst? – I. on April 30, 2011

Als ich vor drei Wochen (EC Nr. 195 vom 9. April 2011) schrieb, daß die morgige „Seligsprechung“ von Johannes Paul II. ihn lediglich zu einem Neuseligen der Neukirche machen wird, wurde ich vernünftigerweise gefragt, ob ich nicht ein sogenannter „Sedisvakantist“ sei. In der Tat, wenn ich Benedikt XVI. so gut wie zu einem Neupapst erkläre, wie könnte ich dann noch glauben, daß er ein echter Papst sei? Doch tatsächlich denke ich, daß er beides ist, d.h. Neupapst der Konzilskirche und echter Papst der katholischen Kirche, weil beide sich einander noch nicht vollständig ausschließen. Somit bin ich kein Sedisvakantist. Meine Begründung fängt hiermit an:—

Auf der einen Seite halte ich Benedikt XVI. für einen echten Papst, weil er auf dem Konklave im Jahre 2005 von den römischen Gemeindepriestern, d.h. den Kardinälen, rechtmäßig zum Bischof von Rom gewählt wurde. Sollte durch einen versteckten Fehler diese Wahl ungültig gewesen sein, so wäre, wie die Kirche lehrt, die Wahl dennoch rechtmäßig geworden dadurch, daß die weltweite Kirche ihn danach als Papst anerkannte. In dieser Hinsicht will ich Benedikt XVI. die dem Stellvertreter Christi gebührende Achtung, Ehrfurcht und Unterstützung zollen.

Auf der anderen Seite ist aufgrund der Worte und Taten des Papstes offensichtlich, daß er ein „konziliarer“ Papst und das Haupt der Konzilskirche ist. Das beweisen eindeutig bereits die morgige Neuseligsprechung von Johannes Paul II, dem großen Förderer des Zweiten Vatikanischen Konzils, und die für Oktober angesetzte Gedächtnisfeier des verheerenden Assisi-Gebetstreffens des Johannes Paul II. aus dem Jahre 1986. Das Assisi-Gebetstreffen brach Gottes Erstes Gebot im Namen eines konziliaren Menschen-Ökumenismus. Denn dieses Gebot schließt alle falschen Religionen aus (siehe Deuteronomium 5,7–9), während das Zweite Vatikanum sie praktisch umarmt (Konzilsdokumente Unitatis Redintegratio und Nostra Aetate ). Deshalb denke ich, daß Benedikt XVI. zwar Stellvertreter Christi ist, aber dennoch Verrat an seiner heiligen Aufgabe begeht, seine Brüder im Glauben zu stärken (Lukas 22,32). Auch wenn ich ihn ordnungsgemäß als Petrus-Nachfolger respektiere, so folge und gehorche ich ihm doch nicht (Apostelgeschichte 5,29), wo er anders als Petrus handelt. Diese Unterscheidung traf Erzbischof Lefebvre.

Beachten wir allerdings, daß Benedikt XVI., während er die wahre Religion zumindestens objektiv verrät, gleichzeitig an ihr festzuhalten versucht! Beispielsweise möchte er vermeiden, daß Assisi III wie Assisi I der Religionsvermischung bezichtigt wird, weswegen er die gemeinsame öffentliche Prozession der verschiedenen Religionen in Assisi schweigend abhalten lassen wird. Anders formuliert möchte er die Wahrheit nicht aufgeben, während er den Irrtum verbreitet! Auf diese Weise erinnert er ständig an einen Rechenmeister, welcher behauptet, daß 2 und 2 entweder 4 oder 5 ergibt! Vom Papst herkommend ist damit in der Kirche Verwirrung von oben bis unten vorprogrammiert. Denn wer dem Papst in dieser 4- oder 5-„ Rechenkunst “ folgt, wird den Kopf voller Widerspruch und Verwirrung haben!

Bedenken wir außerdem, daß Benedikt XVI. als Rechenkünstler durchaus behauptet, daß er an „2 + 2 = 4“ glaubt. Und solange diese Behauptung aufrichtig ist – und es scheint, daß sie aufrichtig ist, doch alleine Gott weiß es mit Gewißheit –, leugnet Benedikt XVI. nicht willentlich die ihm bekannten, definierten Glaubenswahrheiten der katholischen Kirche. Eher ist er davon überzeugt, diese Glaubenswahrheiten mithilfe des modernen Denkens „regenerieren“ zu müssen, wie Bischof Tissier zeigt! Deswegen ist es in seinem Falle schwierig, den Vorwurf der formellen Häresie zu belegen. Daher werde ich trotz seiner ganzen Liebe zu und Verbreitung von „2 + 2 = 5“ noch nicht zu einem Sedisvakantisten.

Heilige Mutter Gottes, Sitz der Weisheit, beschütze uns vor der Verwirrung!

Kyrie eleison.

Briefe vom Regens

Briefe vom Regens on April 23, 2011

Als die „Eleison Kommentare“ vor kurzem (Nr. 190 vom 5. März 2011) auf die „Briefe vom Regens“ zu sprechen kamen, kannten einige Leser diese nicht. Es sind die monatlichen Rundbriefe von 1983 bis 2003 aus dem US-amerikanischen Seminar St. Thomas Aquin, wo die Priesterbruderschaft St. Pius X. Priester ausbildet. Die Briefe sind in broschierter Buchform in vier Bänden verfügbar, siehe www.​truerestorationpress.​com/​4volsletters/​ . Eine vor 18 Jahren konvertierte Schottin las sie kürzlich, und einige ihrer interessanten Kommentare folgen nun:

„Die „Briefe vom Regens“ verblüfften und erstaunten mich . . . . Ich war ein esoterischer Hippie der „New Age“-Bewegung, welcher schließlich vor dem „New Age“-Teufel in die Katholische Kirche flüchtete, nur um feststellen zu müssen, daß derselbe auch in ihren Heiligtümern hauste . . . . Das Problem ist nicht nur, daß die Kardinäle, Bischöfe und Priester der Konzilskirche hasenfüßig und schönfärberisch in ihrer Verteidigung des Katholizismus sind. Sondern viele von ihnen scheinen die Traditionen und Glaubenssätze der Kirche mit einer aktiven und schadenfreudigen Art zu zerreißen.“

Im Gegensatz dazu „sind diese Briefe auf wunderbare und herrliche Weise katholisch . . . . Sie erklären die Torheit der konservativen und „Ecclesia Dei“-Katholiken, welche die Kirchenkrise ohne Kritik am Zweiten Vatikanischen Konzil überwinden wollen. Solche Katholiken scheinen einerseits zwar die Auswüchse der konziliaren Reformen, z.B. in der Liturgie und der Disziplin, zu erkennen, andererseits aber das Wesen dieser Reformen zu ignorieren, d.h. den stattgefundenen grundsätzlichen Sinneswandel im Denken über die kirchliche Glaubenslehre, wie durch die Konzilsdokumente zur Religionsfreiheit und Ökumene gezeigt wird.“

„Die „Briefe vom Regens“ über Pluralismus und über die liberale Auffassung von der menschlichen Würde erklären wunderbar die Natur dieses Sinneswandels. Die Briefe belegen wiederholt, daß wir die moderne Welt und die Situation der Kirche in dieser Welt erst verstehen können, wenn wir diesen grundsätzlichen Sinneswandel im Denken des modernen Rom begreifen. Wenn die „Ecclesia Dei“-Katholiken einwenden, daß eine solch radikale Kritik am Konzil beinhalten würde, daß es keinen gültigen Papst mehr gäbe, so bieten die Briefe zahlreiche Argumente, welche die Weisheit der Haltung der Priesterbruderschaft St. Pius X. unterstreichen, weder zu den Liberalen auf der linken Seite, noch zu den Sedisvakantisten auf der rechten Seite sich zu schlagen.“

„Was die Annäherung an die moderne Welt betrifft, so wissen die Männer der Konzilskirche wenig Sinnvolles zu sagen. Zu stark sind sie in ihrem revolutionären Traum gefangen, um seine furchtbaren Folgen begreifen zu können. Sie könnten keine „Briefe vom Regens“ schreiben über die Rockgruppe Pink Floyd, den US-amerikanischen Unabomber, den Regisseur Oliver Stone oder das Greuel der verlassenen Kinder, weil die Amtskirche lieber mit der heutigen Materialismuswelt mitzumachen, anstatt sich mit ihr zutiefst auseinanderzusetzen scheint. Die Briefe sollten schon allein aus dem Grund gelesen werden, daß sie geschichtliche Aufzeichnungen darstellen. Doch wird ihr vollständiger Wert vielleicht erst später offenkundig werden – eventuell, wenn mit dem Triumph des Unbefleckten Herzens Mariens das sechste Kirchenzeitalter anbricht.“

Den femininen Trumpf bringt die Konvertitin zu guter Letzt: „Darüber hinaus – und ich hätte nie gedacht, dies zu bekennen – haben die „Briefe vom Regens“ zum Thema Frauenhosen mich dazu gebracht, meine „Kleiderschrank-Lösungen“ zu überdenken.“

Nun, wenn die Frauen damit aufhören, Hosen zu tragen, wird die Kirche wahrhaft wieder auferstehen!

Kyrie eleison.

Unterschätzte Doktrin

Unterschätzte Doktrin on September 25, 2010

Der Herausgeber der meistens durchdachten US-Zeitschrift „Kulturkampf“ („Culture Wars“), Herr E. Michael Jones, tadelte mich kürzlich – und die Priesterbruderschaft St. Pius X. als Ganzes – dafür, daß wir uns absichtlich von der regulären katholischen Kirche trennen. Lassen Sie mich möglichst kurz und getreu die Argumente von Herrn Jones zusammenfassen; die wichtigsten Punkte sind für eine leichter verständliche Antwort mit Großbuchstaben markiert:

Seine Hauptaussage lautet, daß das Problem des Zweiten Vatikanum nicht lehrmäßiger Natur sei: „(A) Die Konzilsdokumente selber sind nicht verantwortlich für die seither im Namen des „Geistes des Konzils“ erfolgenden Verrücktheiten. Zwar sind die Dokumente bisweilen mehrdeutig, aber (B) weil Gott immer bei seiner Kirche ist, kann (C) auch nur etwas Katholisches die Zustimmung der versammelten Bischöfe der Welt erhalten, wie auf dem Zweiten Vatikanum geschehen. (D) Aus diesem Grund kann und muß es genügen, die Mehrdeutigkeiten der Konzilsdokumente im Lichte der Tradition auszulegen, wie Erzbischof Lefebvre selber einmal vorgeschlagen hat.

„Daher (E) ist das Zweite Vatikanum traditionell katholisch, und die Schwierigkeiten zwischen Rom und der Bruderschaft können nicht lehrmäßiger Natur sein. Somit (F) liegt das tatsächliche Problem der Priesterbruderschaft darin, die Gemeinschaft mit Rom aus Angst vor Verseuchung zu verweigern – eine Folge (G) ihrer schismatischen Lieblosigkeit. (H) Die daraus resultierende Schuld vertuschen sie durch die Unterstellung, daß ein beispielloser Notstand in der Kirche herrsche, welcher durch die Anti-Doktrin des Zweiten Vatikanums hervorgerufen worden sei. (I) Die Bruderschaft sagt somit, daß die Kirche in ihrem Auftrage versagt habe und die Priesterbruderschaft die Kirche sei. Was für ein Unsinn! Ihr Bischöfe der Bruderschaft: Überschreibt Euch endlich an Rom!“

Meine Antwort: Die Problematik des Zweiten Vatikanum ist grundsätzlich ein Problem der Glaubenslehre. (A) Die Konzilsdokumente selber – Gott sei es geklagt! – sind sehr wohl verantwortlich für den „Geist des Konzils“ und seine verrückten Folgen. Ebendiese – von Jones erkannte! – Zweideutigkeit der Dokumente setzte diesen ganzen Wahnsinn überhaupt erst frei. (B) Tatsächlich ist Gott stets mit seiner Kirche, aber er überläßt es dem freien Willen seiner Kirchenmänner, ob sie ihr großen Schaden zufügen – wenn auch niemals unbehebbaren Schaden; vergleiche Lukas 18,8. (C) „Auf diese Weise ließ Gott in der schrecklichen arianischen Krise im vierten Jahrhundert den Großteil der katholischen Bischöfe fallen.“ Was damals geschah, geschieht heute wieder – nur noch schlimmer. (D) In einem frühen Stadium des nachkonziliaren Kampfes um die Tradition mag es so ausgesehen haben, als ob man das Zweite Vatikanum im Lichte der Tradition auslegen könne, aber dieser Punkt ist längst überschritten. Die faulen Früchte der konziliaren Zweideutigkeit haben seither schon lange bewiesen, daß die raffiniert vergifteten Konzilsdokumente nicht gerettet werden können.

Somit (E) ist das Konzil nicht traditionell katholisch und die Schwierigkeiten zwischen Rom und der Bruderschaft sind grundsätzlich lehrmäßiger Natur. Es gibt also (F) gute Gründe, eine Verseuchung durch die falsche Glaubenslehre des Zweiten Vatikanum zu fürchten – schließlich führt sie die Seelen in die Hölle. (G) Es gibt auch keine schismatische Haltung unter den (nicht sedisvakantistischen) Traditionalisten, obwohl (H) die Kirche in der größten Notzeit ihrer gesamten Geschichte steckt. (I) Doch just so, wie im arianischen Glaubensabfall jene wenigen Bischöfe, welche den Glauben bewahrten, bewiesen, daß die Kirche nicht völlig zu existieren aufgehört hatte, so gehört auch die Priesterbruderschaft heute zur Kirche und bewahrt den katholischen Glauben – ohne vorzugeben, die Kirche zu ersetzen oder sie selber zu sein.

Herr Jones, sagen Sie uns bitte: Wann waren in der gesamten Kirchengeschichte jemals die versammelten Bischöfe bewußt mehrdeutig? Sie geben diese Mehrdeutigkeit des Zweiten Vatikanum zu. Wann griffen Kirchenmänner jemals zu Zweideutigkeiten – wenn nicht, um der Häresie den Weg zu bahnen? In der Kirche unseres Herrn muß ein „Ja“ ein Ja, und ein „Nein“ ein Nein sein (Matthäus 5,37).

Kyrie eleison.

Menschlich gesehen erledigt

Menschlich gesehen erledigt on Juli 3, 2010

„Eure Exzellenz, da komme ich nicht mehr mit! Erst lassen Sie in EC 153 die „Sedisvakantisten“ so gut aussehen, daß daneben die Priesterbruderschaft St. Pius X. geradezu blaß wirkt. Dann umhüllen Sie Kardinal Kasper, einen weiteren Gegner der Priesterbruderschaft, mit Rosenduft. Trotzdem schließen Sie mit der Feststellung, daß er der Beweis ist, daß die Kirche erledigt ist! Und die Krönung setzen Sie dann in EC 154 auf, wenn Sie sagen, daß die Priesterbruderschaft trotzdem völlig richtig liegt. Mir raucht der Kopf!“

„Nun, immer mit der Ruhe. Beginnen wir mit dem einfachen Teil der Antwort und kommen wir dann zum interessanten Teil. Letzte Woche sagte ich in EC 154, daß das Zweite Vatikanum die katholische Wahrheit von den katholischen Kirchenbehörden abtrennte. Weiterhin sagte ich, daß zwischen den übertriebenen „Wahrheits-Verfechtern“ wie den Sedisvakantisten, und den übertriebenen „Behörden-Verfechtern“ wie Kardinal Kasper, die Priesterbruderschaft St. Pius X. die richtige Linie verfolgt, indem sie die ganze Wahrheit mit so viel Beachtung der Kirchenbehörden verbindet, wie mit der katholischen Wahrheit noch vereinbar ist. Naturgemäß greifen beide Seiten dieses Mittelwegkonzept an, aber beiden entgegengesetzten Irrtümern ein gewisses Verständnis entgegenzubringen, kann und soll das richtige Konzept zwischen diesen beiden Seiten ausfindig zu machen helfen.“

„Nun gut, Eure Exzellenz, aber warum sagten Sie, daß – menschlich gesehen – die Kirche erledigt ist, nur weil der Kardinal lächelte?“

„Weil das Aufgeben der Wahrheit an sich viel schwerer wiegt als das Aufgeben der Behörden. Schließlich existiert die kirchenbehördliche Amtsgewalt nur aus dem Grund, der katholischen Wahrheit zu dienen. Daraus folgt, daß die Wahrheit an erster und die Kirchenbehörde an zweiter Stelle steht. Auf diese Weise sind die Sedisvakantisten mit dem Glauben der Kirche verbunden (warum sonst würden sie sich über irrende Stellvertreter Christi aufregen?) und ihr Verstand funktioniert noch (ihre Argumente scheinen sehr logisch zu sein). Sobald jedoch ein Katholik wegen seines Anhängens an die Kirchenbehörden anfängt, das Zweite Vatikanum mit seiner Menschenreligion zu akzeptieren, beginnt er, seinen Glauben an die eine wahre Religion Gottes zu verlieren und seinen Verstand zu aufzulösen. Denn durch dieses Akzeptieren zwingt er seinen Verstand, den absoluten Widerspruch zu verdauen, welcher zwischen der wahren und der konziliaren Religion prinzipiell und praktisch besteht – schauen Sie sich doch nur um!“

„Das Lächeln des Kardinal zeigte an, in welchem großen Ausmaß die höchsten Kirchenmänner den Glauben der Kirche – wenigstens vor den Menschen – verloren haben und wie sie ihren Verstand durch die konziliare Ausübung des „ökumenischen Dialogs“ zerstört haben. Die ganze Gottheit ist in Jesus Christus vorhanden und er gründete nur eine Kirche, die notwendigerweise im Widerspruch – manchmal mehr, manchmal weniger – zu jeder anderen „Kirche,“ Religion oder Nicht-Religion steht. Doch wie können dann katholische Kirchenmänner mit Nicht-Katholiken offiziell sprechen, außer zu dem einen und wichtigsten Zweck, diese zu konvertieren? Den „Dialog“ aus irgendeinem anderen Grund zu führen, heißt, die Gottheit Jesu Christi implizit zu leugnen. Kein Wunder, wenn der Kardinal wahrnimmt, wie die Priesterbruderschaft ihn als Häretiker einstuft. Doch darüber kann er nur lächeln.“

Denn der Kardinal denkt, weil die Kirchenbehörden ihn gutheißen, daß er alles glaubt, was einen Katholiken ausmacht. Der Kardinal hat also jedes Gespür für den Widerspruch verloren, und sein Glaube und sein Verstand funktionieren nicht mehr. Wenn aber das höchste Vermögen eines Menschen – sein Verstand – verlorengeht, was bleibt dann noch, um diesen Menschen zu retten? Nur ein Wunder! Nun ist Kardinal Kasper für die heutigen Kirchenmänner typisch. Deshalb ist die Amtskirche erledigt – wenn kein Wunder vom lieben Gott her geschieht.

Kyrie eleison.

Katholische Ausgewogenheit

Katholische Ausgewogenheit on Juni 26, 2010

Letzte Woche begann der „Eleison Kommentar“ mit einem scheinbaren Verständnis für die „Sedisvakantisten,“ welche glauben, daß die Päpste seit Johannes XIII. gar keine Päpste gewesen sind, und er endete mit einem scheinbaren Verständnis für Kardinal Kasper, welcher über die unmaßgebliche Priesterbruderschaft St. Pius X. sich lustig machte. Von mindestens einer Leserin weiß ich, daß sie dies verwirrte, und vermutlich ist sie nicht alleine. Doch es fügt sich alles ein, wenn wir davon ausgehen, daß seit dem Zweiten Vatikanum die katholische Wahrheit von den katholischen Kirchenbehörden getrennt ist.

Nun müßten eigentlich die katholischen Kirchenbehörden immer an die katholische Wahrheit unseres Herrn geschweißt sein, denn es gibt diese menschlichen Behörden ja nur, um die göttliche Wahrheit zu schützen und zu lehren. Aber die protestantischen Irrlehren und die liberale Auflösung der Wahrheit hatten über die Jahrhunderte schließlich ihren Weg so in die Herzen und Köpfe der großen Mehrheit der Konzilsväter gefressen, daß sie auf diesem schrecklichen Konzil (1962 – 1965) die Reinheit der katholischen Wahrheit aufgaben und bis auf den heutigen Tag ihre gesamte katholische Amtsgewalt dazu nutzen, den Katholiken die neue und falsche konziliare Religion des Menschen aufzunötigen.

Daraufhin wurden die Katholiken auf geradezu unvermeidliche Weise sowohl auseinandergerissen als auch innerlich zerrissen. Denn entweder klammerten sie sich an die katholische Wahrheit und gaben in der Folge die katholischen Kirchenbehörden mehr oder weniger auf. Das ist die Lösung der „Sedisvakantisten.“ Und schaut man in erster Linie auf die katholische Wahrheit, so kann man wohl für sie Verständnis haben. Denn gar schrecklich ist der Verrat an der Wahrheit durch die höchsten Kirchenmänner, seit das Konzil begann.

Andere Katholiken klammerten sich dagegen an die katholischen Behörden und gaben in der Folge die katholische Wahrheit mehr oder weniger auf. Das ist die Lösung des Kardinal Kasper. Und schaut man in erster Linie auf die katholische Amtsgewalt, so kann man wohl mit seiner Loyalität zu Benedikt XVI. mitfühlen und sogar das Lächeln des Kardinals verstehen, als er von der Priesterbruderschaft St. Pius X. getadelt wurde, die ganz unmaßgeblich und immer noch praktisch exkommuniziert ist.

Doch Erzbischof Lefebvre wählte einen dritten Weg – zwischen den beiden Extremen, die entweder die Wahrheit oder die Amtsgewalt aufgeben. Sein Weg, dem die Priesterbruderschaft gefolgt ist, bedeutete, an der katholischen Wahrheit festzuhalten, allerdings ohne jedwede Respektlosigkeit gegenüber der kirchlichen Amtsgewalt und ohne pauschalen Zweifel an der Gültigkeit ihrer Behörden. Es ist sicherlich nicht immer leicht, diese Ausgewogenheit zu bewahren. Doch sie hat katholische Früchte auf der ganzen Welt hervorgebracht und einen treuen Rest an Katholiken erhalten, welche seit den 40 Jahren, die wir bisher in der konziliaren Wüste verbrachten (1970 – 2010), dank der Priesterbruderschaft die wahre Lehre und die wahren Sakramente haben.

Vielleicht müssen wir katholischen Schäfchen noch eine Weile verstreut in dieser Wüste ausharren – so lange, wie der Hirte von Rom geschlagen ist (Sacharja 13,7, zitiert durch unseren Herrn im Garten Gethsemane, vergleiche Mt. 26,31). Im heutigen „Gethsemane der Kirche“ müssen wir Verständnis für überhaupt alle Schäfchen haben. Aus diesem Grunde kann ich mit den „Sedisvakantisten“ und sogar mit den Liberalen – bis zu einem gewissen Punkt – mitfühlen. Doch heißt das auf keinen Fall, daß der dritte Weg des Erzbischofs aufgehört habe, der Richtige zu sein.

Möge die Heilige Muttergottes noch lange die kleine Priesterbruderschaft beschützen!

Kyrie eleison.

Lächelnder Kardinal

Lächelnder Kardinal on Juni 19, 2010

Ein jüngstes Lächeln des Kardinal Kasper bestätigt meine langjährige Überzeugung, daß wir trotz des grundlegenden Liberalismus der konziliaren Päpste seit Johannes XXIII. nicht unbedingt bezweifeln müssen, ob sie wirklich Päpste gewesen sind. Eine ganze Reihe ernsthafter und gläubiger Katholiken zweifelt daran, weil sie die Frage stellen, wie wahre Stellvertreter Christi so weit vom katholischen Glauben und von der Kirche Christi abkommen können, wie diese Päpste es getan haben. Tatsächlich ist ein außerordentlich ernsthaftes Problem vorhanden.

Diese Zweifler heißen gewöhnlich „Sedisvakantisten“ und argumentieren folgendermaßen: Wer wie ein Häretiker geht, spricht und – wie die US-Amerikaner sagen – plappert, ist ein Häretiker. Nun schließt ein Häretiker sich allerdings selber aus der Kirche aus. Deswegen haben diese Päpste sich selber aus der Kirche ausgeschlossen und können unmöglich ihre Oberhäupter gewesen sein – denn von welchem Körper kann ein Nichtmitglied das Haupt sein?

Die richtige Antwort lautet nach meinem Dafürhalten allerdings: Die Häresie, die jemanden automatisch aus der einen und einzigen Arche des Heiles verstößt, ist so schwerwiegend, daß, um so eine Häresie verüben zu können, jemand genau wissen und vollständig wollen muß, was er macht. Er muß erkennen, daß er katholische Wahrheiten leugnet, welche von Gottes eigener Autorität durch Seine Kirche definiert worden sind. Anders gesagt muß er erkennen, daß er Gott trotzt. Ohne diese Erkenntnis, welche die Kirche „Hartnäckigkeit“ nennt, mag er zwar göttliche Wahrheiten abstreiten, trotzt jedoch noch nicht Gott und schließt sich deshalb noch nicht selber aus der Kirche aus.

Nun finden allerdings „Sedisvakantisten“ die Idee lächerlich, daß diese Päpste, welche immerhin grundlegend in der Kirchenlehre erzogen worden sind, nicht wüßten, was sie tun, wenn sie solche Ungeheuerlichkeiten aussprechen wie – um nur ein Beispiel zu nennen – Benedikt XVI. über die angeblich weiterhin bestehende Gültigkeit des Alten Bundes. In den früheren Zeiten, als die Kirchenführung noch den rechten Geist besaß, verdeutlichte die Kirche auf folgende Weise einem Häretiker, was er wirklich tut: Die päpstliche Inquisition (Heiliges Offizium) ließ den Häretiker antreten, konfrontierte ihn autoritativ mit seiner Irrlehre und drängte ihn, diese zu widerrufen. Weigerte er sich, dann war seine Hartnäckigkeit allen offenkundig – und der Wolf wurde aus der Herde geworfen. Eine solche Konfrontation benötigt allerdings eine Instanz, um sowohl den Häretiker vorladen als auch dessen Irrtum darlegen zu können. Doch wie sieht es aus, wenn – wie seit dem Zweiten Vatikanum – die höchste kirchliche Instanz selber die Wahrheit nicht mehr vom Irrtum unterscheidet?

Kommen wir auf Kardinal Kasper zurück. Auf einer Pressekonferenz in Paris, die er am 4. Mai 2010 abhielt (wir erwähnten dies in EC 148), sagte er laut Berichten, richtigerweise, daß die Priesterbruderschaft St. Pius X. sich dem Dialog der katholischen Kirche mit anderen christlichen Gemeinschaften, für welchen der Kardinal zuständig ist, standhaft widersetzt. „Sie haben mich als Häretiker angegriffen,“ sagte er mit einem Lächeln.

Er mag wohl lächeln. Denn – bitteschön – kraft welcher Autorität verurteilt die winzige Priesterbruderschaft den ökumenischen Dialog, welcher seit dem Zweiten Vatikanum das Grundprinzip und die Praxis der Weltkirche überhaupt ist – welcher von Benedikt XVI. überall gepredigt wird und wofür der Kardinal der oberste päpstliche Bevollmächtigte ist? Sicherlich bewahrte nur die Nächstenliebe gegenüber den überholten „Traditionalisten“ den gütigen Kardinal davor, in Gelächter auszubrechen.

Vor den Menschen ist die Kirche erledigt. Aber vor Gott nicht.

Kyrie eleison.