Zweites Vatikanum

Benedikts Denken – I.

Benedikts Denken – I. on Juli 9, 2011

Der „Eleison Kommentar“ vom 18. Juni 2011 versprach eine Folge von vier Ausgaben, welche die „Verwirrung“ in der „Glaubensweise“ von Papst Benedikt XVI. aufzeigen. Die Folge stellt eine Zusammenfassung des wertvollen Traktats dar, welches Bischof Tissier de Mallerais als einer der vier Bischöfe der Priesterbruderschaft St. Pius X. vor zwei Jahren über Benedikts Denken schrieb. Das Traktat heißt „Der Glaube, gefährdet durch die Vernunft“ („The Faith Imperilled by Reason“), und der Bischof bezeichnet es als „schlicht“ – trotzdem deckt es das grundsätzliche Problem des Papstes auf, d.h. wie man den katholischen Glauben der Kirche vollständig bekennen kann, ohne die Werte der modernen Welt verurteilen zu müssen. Das Traktat belegt, daß eine solche Glaubensweise zwingendermaßen verwirrt ist, auch wenn der Papst selber noch irgendwie glaubt.

Das Traktat besteht aus vier Teilen. Nach einer wichtigen Einführung in die „Hermeneutik der Kontinuität“ untersucht der Bischof kurz die philosophischen und theologischen Wurzeln des päpstlichen Denkens. Im dritten Teil legt er dann die Früchte dieses Denkens dar im Hinblick auf die Hl. Schrift, das Dogma, die Kirche und Gesellschaft, die Christkönigsherrschaft und die letzten Dinge. Der Bischof schließt sein Traktat dann mit einem maßvollen Urteil über den Neuglauben des Papstes – sehr kritisch, aber voller Respekt. Beginnen wir mit einem Überblick der Einleitung:—

Das grundlegende Problem von Benedikt XVI. ist – wie eigentlich für uns alle – der Gegensatz zwischen dem katholischen Glauben und der modernen Welt. So erkennt der Papst zum Beispiel durchaus, daß die moderne Wissenschaft amoralisch, die moderne Gesellschaft säkular und die moderne Kultur multireligiös ist. Er ortet den Gegensatz als zwischen Glaube und Vernunft bestehend – zwischen dem Glauben der Kirche und der von der Aufklärung des 18. Jahrhunderts herausgearbeiteten Vernunft. Allerdings ist er davon überzeugt, beide auf eine solche Weise auslegen zu können und zu müssen, daß sie in Einklang zueinander stehen. Dieser Überzeugung entsprang seine intensive Teilnahme am Zweiten Vatikanum, denn dieses Konzil versuchte gleichfalls, den katholischen Glauben mit der modernen Welt zu versöhnen. Die traditionellen Katholiken halten dieses Konzil allerdings für mißlungen, weil seine Grundsätze mit dem wahren Glauben unvereinbar sind. Daher rührt Papst Benedikts „Hermeneutik der Kontinuität,“ d.h. sein System der Auslegung, welches zeigen will, daß es keinen Bruch zwischen katholischer Tradition und dem Zweiten Vatikanum gegeben hat.

Die Grundsätze der Benediktschen „Hermeneutik“ gehen zurück auf den deutschen Historiker Wilhelm Dilthey (1833 – 1911). Dieser behauptete, daß die innerhalb der Geschichte auftretenden Wahrheiten nur innerhalb ihrer jeweiligen Geschichte verstanden werden können, und daß die den Menschen betreffenden Wahrheiten grundsätzlich nur unter Beteiligung des jetzigen menschlichen Subjekts in der jeweiligen Geschichte verstehbar seien. Um den Kern von Wahrheiten aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu übertragen, müssen demnach alle Bestandteile aus dieser Vergangenheit, welche heute belanglos sind, entfernt und mit Bestandteilen ersetzt werden, welche in der jetzigen Zeit wichtig sind. Benedikt wendet diesen zweistufigen Vorgang der „Reinigung und Bereicherung“ auf die Kirche an. So meint er einerseits mit der Vernunft den Glauben von seinen Fehlern der Vergangenheit reinigen zu müssen, beispielsweise den früheren Absolutismus. Andererseits muß man – so meint er – mit Hilfe des Glaubens die Vernunft der Aufklärung im Hinblick auf ihre Angriffe gegen die Religion mäßigen, und sie daran erinnern, daß ihre menschlichen Werte, ihre Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit alle ihren Ursprung in der Kirche hätten.

Der große Denkfehler des Papstes liegt hier darin begründet, daß die Wahrheiten des katholischen Glaubens – auf welchen die christliche Zivilisation erbaut war und worauf ihre schwachen Reste immer noch ruhen – ihren Ursprung keinesfalls innerhalb der menschlichen Geschichte haben, sondern im ewigen Schoß des unveränderlichen Gottes. Es sind ewige Wahrheiten, aus der Ewigkeit und für die Ewigkeit. „Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen,“ spricht unser Herr (Matthäus 24,35).

Weder vermag Dilthey noch scheinbar Benedikt XVI. sich solche Wahrheiten vorzustellen, welche die menschliche Geschichte und vor allem ihre Aufbereitung weit überragen. Wenn der Papst denkt, daß er durch solche Zugeständnisse an die glaubenslose Vernunft deren Anhänger zum wahren Glauben bringen wird, so hat er falsch gedacht. Denn diese Anhänger verachten den Glauben dadurch nur noch mehr!

Nächstes Mal werden wir die philosophischen und theologischen Wurzeln von Papst Benedikts Denken betrachten.

Kyrie eleison.

Diskussions-Folgen

Diskussions-Folgen on Juni 18, 2011

Von Herbst 2009 bis Frühjahr dieses Jahres fanden Gespräche über die Glaubenslehre zwischen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. statt. Weil sie nun der Vergangenheit angehören, stellt sich natürlich die Frage nach den zukünftigen Beziehungen zwischen den beiden Parteien. Katholiken beider Seiten wünschen zwar eine Fortsetzung derselben, aber weil solche frommen Wünsche nach Vereinigung schnell einen Anlaß für Illusionen bieten, sollten wir unsere Bodenhaftung bewahren, wenn wir am widergöttlichen Wahn der ganzen modernen Welt nicht teilnehmen wollen.

Ursprünglich gingen die Gespräche nicht von der Priesterbruderschaft, sondern von Rom aus. Auf diese Weise hoffte Rom, den notorischen Widerstand der Bruderschaft gegen den Neo-Modernismus des Zweiten Vatikanum brechen zu können. Das Haupthindernis dabei war die Glaubenslehre, denn die Bruderschaft ist durch die uralte und unveränderliche Kirchenlehre wie im Innern einer Festung gut geschützt. Also mußte sie aus dieser Festung herausgelockt werden. Für die Neo-Modernisten wie für die Kommunisten war und ist der Kontakt bzw. das Gespräch mit einem Gegner, welcher auf einer gesicherten Position steht, besser als nichts – denn erstere können dadurch nur gewinnen, der Gegner aber nur verlieren. Daher ließ Rom sogar auf Glaubensgespräche sich ein.

Zum Leidwesen Roms glauben die vier Vertreter der Priesterbruderschaft ohne Frage und blieben daher standhaft. Es wurde also überhört, was einer der vier römischen Theologen nach den Gesprächen sagte: „Wir verstehen die Bruderschaftsvertreter nicht und sie uns nicht.“ Natürlich ist das so. Denn es war von Anfang an klar – außer wenn die Römer ihren Neo-Modernismus aufgegeben oder die Bruderschaftspriester die Wahrheit verraten hätten –, daß der Dialog relativ fruchtlos bleiben würde. Weil aber Rom es nicht ausstehen kann, seinen eigenen Verrat an der Wahrheit durch die erbärmliche Bruderschaft gezeigt zu bekommen, wird es so schnell nicht aufgeben. Aus diesem Grund hören wir einen Sprecher der römischen „Ecclesia Dei“-Kommission bereits davon reden, daß der Bruderschaft bald ein „Apostolisches Ordinariat“ gewährt werden könnte. Natürlich könnte das auch nur ein Versuchsballon sein, um die Reaktionen auszuloten. Doch stellt diese Idee eine schöne Versuchung dar. Denn ein apostolisches Ordinariat ist im Gegensatz zu einer Personalprälatur unabhängig von den örtlichen Bischöfen, und im Gegensatz zu einer apostolischen Administration wie Campos in Brasilien ist es nicht auf eine Diözese beschränkt. Was könnte die Priesterbruderschaft St. Pius X. mehr verlangen?

Die Bruderschaft verlangt, daß Rom zur Wahrheit zurückkehrt. Denn sie weiß, wie die Kommunisten und Neo-Modernisten, daß jede praktische Zusammenarbeit, welche die glaubensmäßigen Differenzen umginge, mit der Zeit aus beliebigen menschlichen Gründen zu einem Aufsaugen der Irrlehre der Feinde des wahren Glaubens führen würde – kurzum zu einem Verrat an der Wahrheit. Deshalb hat der Generalobere der Bruderschaft schon mehrmals öffentlich eine kanonische Übereinkunft unter Umgehung einer Einigung in der Glaubenslehre zurückgewiesen. Wenigstens haben die Diskussionen erneut die Tiefe der glaubensmäßigen Uneinigkeit zwischen der Priesterbruderschaft und dem neo-modernistischen Rom gezeigt. Deswegen sollten Katholiken darauf vorbereitet sein, daß die Bruderschaft selbst das Angebot eines apostolischen Ordinariats zurückweist, so wohlmeinend die römischen Autoritäten auch sein mögen.

Doch warum ist eigentlich die Glaubenslehre so wichtig? Weil der katholische Glaube eine Lehre ist. Aber warum ist der Glaube so wichtig? Weil wir ohne ihn Gott nicht gefallen können (siehe Hebräer 11,6). Und warum muß es der katholische Glaube sein? Genügt nicht auch irgendein anderer Glaube an Gott? Nein, denn Gott selber durchlitt die Schrecken des Kreuzes, um uns den einen, wahren Glauben zu offenbaren. Alle anderen „Glauben“ widersprechen mehr oder weniger diesem wahren Glauben und sind deshalb mehr oder weniger Lügenglauben.

Vier künftige „Eleison Kommentare“ werden – mit dem gebotenen Respekt – aufzeigen, wie verwirrt das Denken des jetzigen Papstes in dieser Hinsicht ist, so wohlmeinend er auch sein mag.

Kyrie eleison.

Echter Papst? – I.

Echter Papst? – I. on April 30, 2011

Als ich vor drei Wochen (EC Nr. 195 vom 9. April 2011) schrieb, daß die morgige „Seligsprechung“ von Johannes Paul II. ihn lediglich zu einem Neuseligen der Neukirche machen wird, wurde ich vernünftigerweise gefragt, ob ich nicht ein sogenannter „Sedisvakantist“ sei. In der Tat, wenn ich Benedikt XVI. so gut wie zu einem Neupapst erkläre, wie könnte ich dann noch glauben, daß er ein echter Papst sei? Doch tatsächlich denke ich, daß er beides ist, d.h. Neupapst der Konzilskirche und echter Papst der katholischen Kirche, weil beide sich einander noch nicht vollständig ausschließen. Somit bin ich kein Sedisvakantist. Meine Begründung fängt hiermit an:—

Auf der einen Seite halte ich Benedikt XVI. für einen echten Papst, weil er auf dem Konklave im Jahre 2005 von den römischen Gemeindepriestern, d.h. den Kardinälen, rechtmäßig zum Bischof von Rom gewählt wurde. Sollte durch einen versteckten Fehler diese Wahl ungültig gewesen sein, so wäre, wie die Kirche lehrt, die Wahl dennoch rechtmäßig geworden dadurch, daß die weltweite Kirche ihn danach als Papst anerkannte. In dieser Hinsicht will ich Benedikt XVI. die dem Stellvertreter Christi gebührende Achtung, Ehrfurcht und Unterstützung zollen.

Auf der anderen Seite ist aufgrund der Worte und Taten des Papstes offensichtlich, daß er ein „konziliarer“ Papst und das Haupt der Konzilskirche ist. Das beweisen eindeutig bereits die morgige Neuseligsprechung von Johannes Paul II, dem großen Förderer des Zweiten Vatikanischen Konzils, und die für Oktober angesetzte Gedächtnisfeier des verheerenden Assisi-Gebetstreffens des Johannes Paul II. aus dem Jahre 1986. Das Assisi-Gebetstreffen brach Gottes Erstes Gebot im Namen eines konziliaren Menschen-Ökumenismus. Denn dieses Gebot schließt alle falschen Religionen aus (siehe Deuteronomium 5,7–9), während das Zweite Vatikanum sie praktisch umarmt (Konzilsdokumente Unitatis Redintegratio und Nostra Aetate ). Deshalb denke ich, daß Benedikt XVI. zwar Stellvertreter Christi ist, aber dennoch Verrat an seiner heiligen Aufgabe begeht, seine Brüder im Glauben zu stärken (Lukas 22,32). Auch wenn ich ihn ordnungsgemäß als Petrus-Nachfolger respektiere, so folge und gehorche ich ihm doch nicht (Apostelgeschichte 5,29), wo er anders als Petrus handelt. Diese Unterscheidung traf Erzbischof Lefebvre.

Beachten wir allerdings, daß Benedikt XVI., während er die wahre Religion zumindestens objektiv verrät, gleichzeitig an ihr festzuhalten versucht! Beispielsweise möchte er vermeiden, daß Assisi III wie Assisi I der Religionsvermischung bezichtigt wird, weswegen er die gemeinsame öffentliche Prozession der verschiedenen Religionen in Assisi schweigend abhalten lassen wird. Anders formuliert möchte er die Wahrheit nicht aufgeben, während er den Irrtum verbreitet! Auf diese Weise erinnert er ständig an einen Rechenmeister, welcher behauptet, daß 2 und 2 entweder 4 oder 5 ergibt! Vom Papst herkommend ist damit in der Kirche Verwirrung von oben bis unten vorprogrammiert. Denn wer dem Papst in dieser 4- oder 5-„ Rechenkunst “ folgt, wird den Kopf voller Widerspruch und Verwirrung haben!

Bedenken wir außerdem, daß Benedikt XVI. als Rechenkünstler durchaus behauptet, daß er an „2 + 2 = 4“ glaubt. Und solange diese Behauptung aufrichtig ist – und es scheint, daß sie aufrichtig ist, doch alleine Gott weiß es mit Gewißheit –, leugnet Benedikt XVI. nicht willentlich die ihm bekannten, definierten Glaubenswahrheiten der katholischen Kirche. Eher ist er davon überzeugt, diese Glaubenswahrheiten mithilfe des modernen Denkens „regenerieren“ zu müssen, wie Bischof Tissier zeigt! Deswegen ist es in seinem Falle schwierig, den Vorwurf der formellen Häresie zu belegen. Daher werde ich trotz seiner ganzen Liebe zu und Verbreitung von „2 + 2 = 5“ noch nicht zu einem Sedisvakantisten.

Heilige Mutter Gottes, Sitz der Weisheit, beschütze uns vor der Verwirrung!

Kyrie eleison.

Wachbleiben!

Wachbleiben! on April 16, 2011

Die Situation der Welt ist so ernst, daß es sogar Gerüchte gibt, wonach die jüngste, in Friedenszeiten geschehene japanische Katastrophe mit ihren geschätzten 27.000 Todesopfern kein Akt Gottes, sondern ein Akt des Menschen gewesen sein soll (suchen Sie im Internet nach den Stichworten „HAARP Tsunami“). Was kann der Katholik in dieser Situation tun, um seine Seele zu retten? Ganz offen gesagt mag er nicht allzu viel für die Welt tun können; doch für sich kann er im mindesten eines machen: wachen bzw. wachbleiben.

Unser Herr selber stellte im Garten von Gethsemane das Wachen – d.h. die Augen offenzuhalten und nicht einzuschlafen – vor das Beten (Matthäus 26,41). Der Grund hierfür ist offensichtlich. Wenn ich wie Petrus, Jakobus und Johannes nicht wache (Matthäus 26,43), dann werde ich mit beten aufhören – vielleicht, wie in ihrem Fall, wenn Unser Herr es am dringendsten benötigt. Wieviele Katholiken – vor allem Kleriker – der 1950er und 1960er Jahre wachten nicht bezüglich der Zeichen der Zeit in Kirche und Welt, und wurden daher vom Zweiten Vatikanischen Konzil komplett auf dem falschen Fuß erwischt? Deshalb kommen die „Eleison Kommentare,“ wie vormals die „Briefe des Rektors“ („Letters from the Rector“), beständig auf die Wirtschaft und die Politik zu sprechen: damit die Katholiken sich klar werden über ihre Religion und deren Forderungen, welche durch ihre Versprechen mehr als aufgewogen werden (1. Korintherbrief 2,9).

Daher mag der Wall-Street-Experte Jim Sinclair sagen (siehe www.jsmineset.com vom 30. März 2011): „Das Finanzsystem ist irreparabel verhunzt. Darüberhinaus gibt es auch gar kein Verlangen, überhaupt etwas zu reparieren, weil die klugen Köpfe genau wissen, daß das unmöglich ist. Es ist jene Welt, welche durch das Scheitern von Lehman Brothers erzeugt wurde Es ist keine schöne neue Welt.“ Jim Sinclair sagt, daß es nebensächlich ist, wieviel „Spaßgeld“ – wie man es nennen kann – die Zentralbanken noch erzeugen. „Der Schaden ist vorhanden, und es gibt keine Lösung . . . . Werden Sie bitte materiell unabhängig,“ sagt er (Unterstreichung durch mich).

Doch selbst traditionelle Katholiken geraten in Versuchung, zu dösen oder einzuschlafen. Es folgen zwei jüngere Zeugnisse. Das erste stammt von einem Lehrer an einer traditionellen katholischen Schule:—„Ich fühle mich furchtbar allein im Kampf. Ich meine nicht den Kampf mit den äußeren Feinden in der Welt, sondern den Kampf innerhalb der Priesterbruderschaft St. Pius X., welcher mit solch einem Geschick ausgetragen wird, daß ihn niemand zu bemerken scheint! Es ist derselbe Kampf wie damals in den 1960er Jahren in der Amtskirche “ – ich unterstreiche – „und dasselbe langsame, allmähliche Abgleiten im Verhalten.“

Das zweite Zeugnis stammt von einem Beobachter aus dem heutigen traditionellen katholischen Sektor in den USA:—„Mir dünkt, daß die katholische Kampfbereitschaft rückläufig ist. Ich sehe viele Katholiken, vor allem Familienväter, welche sich dem Lauf der Welt anpassen. Der Kampf ist ihnen nicht mehr wichtig. Sie sind zufrieden, am Sonntag ihre schöne hl. Messe zu haben, doch schon montags schicken sie ihre Kinder auf die säkulare Schule. Jeden November gehen sie zur Wahlurne, um das kleinere von zwei Übeln zu wählen. Sie schauen den (konservativen?) Nachrichtensender „Fox News“ an und erheben die (konservative?) Partei der Republikaner zur Antwort auf alle Probleme der Welt. Meiner bescheidenen Meinung nach wird dieser Mangel an Kampfgeist in der traditionellen katholischen Welt immer gegenwärtiger. Kehren wir (die Laien) zu den gleichen Umständen zurück, welche zum Zweiten Vatikanischen Konzil geführt haben? Stellt der Sonntagskatholik inzwischen die überwiegende Mehrheit in der traditionellen katholischen Bewegung? Ich fürchte, daß beide Fragen zu bejahen sind.“

Denn ist es nicht so viel leichter, den Versuch aufzugeben, gegen den heutigen Strom zu schwimmen, und so viel gemütlicher, in den Schlaf zu versinken? Das allermindeste, was man für sich tun kann, ist den Fernseher hinauszuwerfen.

Neukirche, Neuselige

Neukirche, Neuselige on April 9, 2011

In wenigen Wochen, am 1. Mai, wird Papst Benedikt XVI. in einer großen Feier auf dem Petersplatz in Rom Johannes-Paul II. „seligsprechen.“ Die an der Tradition festhaltenden Katholiken wissen jedoch, daß Johannes Paul II. ein wirkungsvoller Zerstörer der katholischen Kirche war, während er die Konzilskirche stark förderte. Wie kann er dann „selig“ genannt werden – in diesem letzten Schritt vor einer Heiligsprechung, die in der Katholischen Kirche unfehlbar ist? Die kurze Antwort lautet: Johannes Paul II. wird nicht durch ein katholisches Seligsprechungsverfahren zu einem katholischen Seligen der katholischen Kirche seliggesprochen, sondern durch eine Neuseligsprechung zu einem Neuseligen in der Neukirche. Und die Neukirchenmänner beanspruchen für ihr Tun zuvörderst Neuerungen und als letztes die Unfehlbarkeit.

Charakterisieren wir das Wesen der Neukirche durch einen Vergleich aus dem modernen Leben. Reines Benzin riecht, schmeckt und wirkt wie Benzin, und es treibt das Auto an. Reines Wasser hingegen riecht, schmeckt und wirkt wie Wasser, und es kann kein Auto antreiben. Wenn man nun Benzin mit einer erstaunlich kleinen Menge Wasser vermischt, so mag es zwar immer noch wie Benzin riechen und schmecken, doch wirkt es nicht mehr wie Benzin und treibt daher kein Auto an. Denn das Wasser hat dem Benzin die Brennbarkeit genommen.

Reines Benzin ist vergleichbar mit reinem Katholizismus – beides mit hoher Brennbarkeit! Das reine Wasser aus unserem Vergleich sei der reine säkulare Humanismus bzw. die Religion des Globalismus, ohne eine Spur von Katholizismus. Durch das Zweite Vatikanische Konzil und seine 16 Dokumente wurden nun der Katholizismus und der säkulare Humanismus miteinander vermischt. Daher mag der Konziliarismus, auch Neukatholizismus genannt, zwar noch wie Katholizismus riechen und schmecken – genügend, um „guten Katholiken“ glauben zu machen, daß konziliare Seligsprechungen wie die Seligsprechungen der vorkonziliaren Kirche auf dem Wege zur Unfehlbarkeit seien. Doch in Wahrheit hat eine kleine Beimischung des säkularen Humanismus genügt, um den Katholizismus seiner Wirkung zu berauben – genau wie bereits ein wenig beigemischtes Wasser genügt, daß das Benzin nicht mehr brennt.

Demgemäß können den unvorsichtigen katholischen Nasen Neuseligsprechungen zwar wie katholische Seligsprechungen vorkommen, doch bei näherer Betrachtung wird deutlich, daß Neuseligsprechungen etwas völlig anderes sind. Ein berühmtes Beispiel: Eine katholische Seligsprechung benötigte zwei verschiedene Wunder, während der Neuseligsprechung eines genügt. Auch in anderer Hinsicht sind die Gesetze einer Neuseligsprechung deutlich abgeschwächt. Katholiken sollten daher nicht erwarten, daß eine Neuseligsprechung etwas anderes als einen Neuseligen hervorbringt. In der Tat war Johannes Paul II. ein „Seliger“ des Konzils.

Die in der Konzilskirche noch vorhandenen Elemente des Katholizismus können die Katholiken täuschen. Denn so wie das Zweite Vatikanische Konzil auf eine Weise konstruiert wurde, um den Katholizismus (reines Benzin) durch den Konziliarismus (Benzin-Wasser-Gemisch) zu ersetzen, so ist der Konziliarismus auf eine Weise konstruiert, um in die Globale Religion (reines Wasser) zu münden. Der Verlauf geht von Gott zum Neugott und dann zum Nichtgott. Momentan untermauert Neurom den Neugott des Zweiten Vatikanischen Konzils noch mit passenden Neuseligen, aber es wird nicht lange dauern, bevor schiere Verbrecher die „Seligen“ des Nichtgottes sein werden.

Allerdings wird der wahre Gott weder zulassen, daß auch nur ein Schäfchen betrogen wird, welches nicht betrogen werden will, noch wird Er eine Seele aufgeben, welche nicht vorher Ihn aufgab, sagt der Heilige Augustinus. Ein herrliches Zitat!

Kyrie eleison.

Wohin jetzt?

Wohin jetzt? on April 2, 2011

Die Lehrgespräche zwischen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. in den letzten anderthalb Jahren haben anscheinend weder Rom dazu bringen können, sich zu bekehren, noch die Priesterbruderschaft dazu bewogen, Glaubensverrat zu begehen. Folglich stellt sich die Frage: Wie geht es nun weiter? Wenn die Krise durch das Zweite Vatikanische Konzil eines beweist, wäre es dann nicht, daß Katholiken über so eine Frage selber nachdenken müssen und nicht einfach blindlings ihren Führern folgen können? Denn werden nicht nach wie vor Millionen von Katholiken auf sanfte Weise in die Apostasie geführt? Aus diesem Grund hat ein kämpferischer Gallier den Bruderschaftsbischöfen eine dreifache Frage gestellt. Sie ist sicherlich ernsthaft genug, daß sie eine Antwort verdient. (Seine Fragen werden im folgenden gekürzt und angepaßt):—

Fügt Ihrer Meinung nach die jüngste Ankündigung von Assisi III – als feierliches Gedenken der ökumenischen Begegnung von verschiedenen Religionen, welche Johannes Paul II. vor 25 Jahren in Assisi abgehalten hatte – unserem Wissen vom ökumenischen Kurs Benedikts XVI. irgendwas neues hinzu?

Antwort: Es ist sicherlich ein weiterer Beweis dafür, daß die Kirchenleitung in Rom fest entschlossen und beharrlich am katastrophalen Weg festhält, allerlei falschen Religionen die offizielle katholische Zustimmung zu geben. Erzbischof Lefebvre sagte einmal: „Ich denke nicht, daß wir sagen können, Rom hat den Glauben nicht verloren.“

Beweist oder widerlegt Ihrer Meinung nach diese Ankündigung von Assisi III die Zweckmäßigkeit von den Lehrgesprächen, welche zwischen der Piusbruderschaft und Rom stattfinden?

Antwort: Die Ankündigung beweist sicherlich die Zweckmäßigkeit, die Gespräche zu beenden. Während sie stattfanden, gab es vorteilhafte Begleitumstände, welche von Bischof de Galarreta gut zusammengefaßt wurden (vergleiche Eleison Kommentare Nr. 156 vom 10. Juli 2010). Allerdings hat das bloße Stattfinden dieser Lehrgespräche auch den Nachteil gehabt, daß in den Köpfen der Menschen entweder falsche Hoffnungen auf oder wahre Befürchtungen vor einer scheinbaren Versöhnung zwischen lehrmäßigen Positionen aufkommen, welche in Wirklichkeit völlig unversöhnbar sind. Die Ankündigung von Assisi III hat dazu beigetragen, diesen Hoffnungen und Befürchtungen ein Ende zu bereiten – jedenfalls vorübergehend, denn Träumer hängen bekanntlich an ihren Träumen!

Assisi I wurde zu einem bedeutenden Impuls für Erzbischof Lefebvre, 1988 vier Bischöfe zu weihen. Sollte die Ankündigung von Assisi III nun die Priesterbruderschaft ebenfalls dazu ermutigen, weitere Bischöfe zu weihen?

Antwort: Der Generalobere der Priesterbruderschaft beantwortete diese Frage vor zwei Monaten in den USA. Er sagte, wenn die Situation des Jahres 1988, welche den Erzbischof zur Bischofsweihe veranlaßte, sich wiederholte, dann würden neue Bischöfe geweiht. Das führt direkt zur Frage, ob die von Assisi III hervorgebrachte Situation eine Wiederholung jener von Assisi I ist? Darauf kann man nur sagen, daß es verschiedene Meinungen gibt. Viele ernsthafte Katholiken denken, daß die Situation sogar noch viel schlimmer geworden ist, doch ist dies nicht notwendigerweise die Position von Bischof Fellay, der als Generaloberer für eine solche grundsätzliche Entscheidung für die Priesterbruderschaft verantwortlich ist.

Zurück zu unserer Ausgangsfrage: Wohin geht die Priesterbruderschaft jetzt? Die Antwort ist klar: Die Bruderschaft muß weiterhin dem von ihrem Gründer festgelegten Weg folgen, namentlich den – zumindest objektiven – Apostaten in Rom entschieden widerstehen und die erzbischöfliche Diagnose über die ansonsten unlösbaren Probleme in Kirche und Welt möglichst weit verbreiten. Seine Problemlösung besteht einfach im Aufrechterhalten des katholischen Lebens in Übereinstimmung mit der vorkonziliaren katholischen Glaubens- und Morallehre aller Zeiten – zur größeren Ehre Gottes und zur Rettung möglichst vieler Seelen.

Kyrie eleison.