Schlagwort: Rußland

Die Bedeutung der Kultur – II

Die Bedeutung der Kultur – II posted in Eleison Kommentare on Dezember 30, 2017

Wenden wir uns nochmals dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu. Von ihm stammen nämlich gewisse politisch inkorrekte, dafür aber von gesundem Menschenverstand zeugende Bemerkungen zum Begriff der „Kultur,“ die er im weitesten, aber wirklichen Sinne als Werte, Richtlinien und Lebensart verschiedener Völker auf nationaler und internationaler Ebene betrachtet. Die Feinde des Menschen und Gottes wollen sämtliche Nationen zu einem globalen Völkerbrei vermengen, der für ihren Antichristen in der von ihnen erträumten weltweiten Tyrannei viel leichter zu beherrschen sein wird. Der liebe Gott hingegen begründet durch Seine Schöpfung eine erstaunliche Mannigfaltigkeit, weil die geordnete Vielfalt Seiner Geschöpfe Seine eigene unendliche Vielfalt am besten widerspiegelt. Freilich setzt eine geordnete Vielfalt eine Hierarchie voraus, in anderen Worten Ungleichheit. Dies ist der Grund dafür, dass Seine Feinde alles Menschliche im Namen der Gleichheit nivellieren wollen; „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ lautet ihr vielleicht bekanntestes Schlagwort. Katholiken hingegen müssen wünschen, dass alle Geschöpfe so mannigfaltig und ungleich sind, wie ihr Schöpfer dies gewollt hat. Putin steht in dieser Hinsicht auf der Seite des lieben Gottes.

Hier einige Auszüge aus einer Ansprache, die er im Oktober dieses Jahres vor Teilnehmern an den 19. Weltfestspielen der Jugend und Studenten in Sotschi, Russland, hielt:—

http://​en.​kremlin.​ru/​events/​president/​news/​55842

Indien hat eine Bevölkerung von 1,2 Millionen und China eine von 1,5 Millionen. Was die USA betrifft, so nehmen diese auch weiterhin immer mehr Immigranten auf, und soweit ich weiss, ist die weisse, christliche Bevölkerung dort kürzlich zur Minderheit geworden, weniger als 50% der Gesamtbevölkerung der Vereinigten Staaten. Was ich sagen möchte, ist, dass die Welt einen dramatischen, globalen Wandel durchmacht. Ich sage nicht, dies sei gut oder schlecht, sondern nur, dass globale Veränderungen stattfinden.

Sie haben gesagt, Russland sei ein gewaltiges Land. Das ist es in der Tat. Doch ist es von seinen westlichen bis zu seinen östlichen Grenzen ein eurasisches Land. In Bezug auf Kultur, ja Sprache, Sprachgruppe und Geschichte, ist es zweifellos insofern ein europäischer Raum, als es von Menschen europäischer Kultur bewohnt wird. Dies sage ich, weil es das ist, was wir bewahren müssen, wenn wir in der Welt ein wichtiges Zentrum bleiben wollen – und ich meine dies nicht in militärischem oder einem anderen solchen Sinne. Wir sollten Völker nicht nach ihrer Ethnizität einteilen, und wir sollten nicht in die Geschichte zurückblicken, indem wir beispielsweise an den Krieg zwischen Frankreich und Russland von 1812 bis 1814 denken; vielmehr sollten wir vorwärts in die Zukunft blicken und nach Wegen suchen, um eine gemeinsame Zukunft aufzubauen und einen gemeinsamen Pfad einzuschlagen.

Auf diese Weise können wir Russland und sein Volk als globales Zentrum bewahren, das wichtig für die Beziehungen mit den asiatischen Ländern und dem amerikanischen Kontinent ist. Wenn wir es nicht fertig bringen, Russland zu erhalten, wird es in kleinere, quasi-nationale Verbindungen von Staaten zerfallen, die schliesslich ihre globale Bedeutung als unabhängige Zentren einbüssen würden. Bewahren wir Russland, so wird dies auch ein grosser Vorteil für die Entwicklung der ganzen Menschheit sein, weil Russland ein entscheidend wichtiger Bestandteil der globalen Kultur ist und auf jeden Fall bewahrt werden muss.

In der Tat. Ein entscheidend wichtiger Teil der menschlichen Kultur bestand stets in der Literatur, den bildenden Künsten und der Musik, weil Menschen aller Zeiten und Länder ganz besonders Geschichten, Bilder und Musik benötigen, um auszudrücken und mit anderen zu teilen, was in ihnen vorgeht. Darum sind das Theater und der Film, die alle drei Kunstformen zu vereinigen vermögen, dermassen einflussreich, heute besonders der Film. Auf dem Gebiet der Literatur kann sich Russland einer erheblichen Zahl weltberühmter Schriftsteller rühmen: Puschkin, Tolstoi, Dostojewski, Tschechow, Solschenizyn etc. Auf dem Feld der Musik hat es geniale Komponisten wie Tschaikowski und Rimski-Korsakow hervorgebracht; in der Filmkunst sind Eisenstein und Tarkowski weltweit zu Ruhm gelangt.

Putin hat recht: Russland, das Land der langen Winter und tiefen Denker, hat zur Weltkultur enorm viel beizutragen, das von ungleich höherem Wert ist als der Haufen demokratischen Schrotts, der heutzutage zum Ausdruck bringt, was im Inneren des gottlosen Menschen vor sich geht.

Beten wir für Putin, damit er nicht ermordet werde, denn Gottes Feinde hassen ihn, und zwar nicht ohne Grund: Er führt sein Land seiner Weihung an das Unbefleckte Herz Mariä entgegen, was die Ankunft des Antichristen wenigstens für einige Zeit verzögern wird. Möge die Muttergottes ihn beschützen!

Kyrie eleison.

Putin Spricht

Putin Spricht posted in Eleison Kommentare on Oktober 14, 2017

In einer Welt wie der heutigen, in der alle Dinge auf den Kopf gestellt werden, braucht es uns nicht zu verwundern, wenn der Papst wie ein kommunistischer Politiker und der Führer Russlands wie ein katholischer Papst spricht. Ein Leser dieser”Kommentare” war bass erstaunt, als er (in der Ausgabe vom 5. August) einen Hinweis auf das”Heilige Russland” fand, da Russland nach 1917 seine Irrtümer über die ganze Welt verbreitet hat. Doch geht der Ausdruck”Heiliges Russland” sehr viel weiter zurück als nur ins 20. Jahrhundert. Er bezieht sich auf den natürlichen Hang des russischen Volkes zur Religion. Wenn die Russen von 1917 bis 1989 die Bannerträger des internationalen Kommunismus waren, dann darum, weil sie diesem mit religiöser Inbrunst dienten; schliesslich war er – und ist es immer noch – der Messianismus des Materialismus, d. h. der wichtigste jüdische Religionsersatz für Post-Christen (welche die Schuld vor allem bei sich selbst suchen sollen).

Doch haben 72 Jahre Kommunismus den Russen so viel Leid zugefügt, dass sie ihre Lektion gelernt haben und nun den Weg zurück zu Gott finden. Durch ihre Hinwendung zu Gott hat die russische Nation es verdient, dass der Allerhöchste ihr als Führer einen wahren Staatsmann sandte, der für viele anständige Seelen in aller Welt ein Hoffnungsträger ist. Manche Menschen, welche die Perfidie der Neuen Weltordnung erkannt haben, misstrauen Wladimir Putin immer noch, was durchaus verständlich ist. Doch wenn er, wie die Amerikaner sagen, wie ein Gefolgsmann Christi spricht und handelt, sagt uns der gesunde Menschenverstand, dass er tatsächlich ein Gefolgsmann Christi ist. Lesen Sie hier Auszüge aus einer Rede, die er vor vier Jahren in Russland hielt, und beurteilen Sie selbst, ob sein Weltbild nicht christlich ist. (Der Text beruht auf den englischen Untertiteln des betreffenden Videos).

“Eine weitere Herausforderung für die russische nationale Identität hängt mit Prozessen zusammen, die wir ausserhalb Russlands beobachten. Hierzu gehörten die Aussenpolitik, die Moral und andere Aspekte. Wir sehen, dass viele euro-atlantische Staaten den Weg eingeschlagen haben, ihre christlichen Wurzeln zu verleugnen oder zu verwerfen, welche die Grundlage der abendländischen Zivilisation bilden. In diesen Ländern wird das Fundament der Moral und jeglicher traditionellen Identität, sei sie nun nationaler, religiöser oder kultureller Art, ja selbst die Identität der Geschlechter, verleugnet oder relativiert. Das dortige politische System behandelt eine Familie mit vielen Kindern juristisch gleich wie eine homosexuelle Partnerschaft; der Glaube an Gott wird dem Glauben an Satan gleichgestellt. Die Exzesse und Übertreibungen der”Political Correctness” führen in diesen Ländern dazu, dass die Legitimierung politischer Parteien, welche pädophile Propaganda betreiben, allen Ernstes erwogen wird.

Die Menschen in manchen europäischen Staaten empfinden tatsächlich Scham über ihre Religionszugehörigkeit und fürchten sich sogar davor, darüber zu reden. Christliche Fest- und Feiertage werden abgeschafft oder erhalten neutrale Namen, als würde man sich dieser christlichen Festtage schämen. Dies bedeutet jedoch, dass der tiefere moralische Wert dieser Feiern vertuscht wird. Und diese Länder versuchen, dieses Modell anderen aufzuzwingen. Ich bin zutiefst überzeugt, dass dieser Lebensstil direkt zu einer Degradierung der Kultur und zu einer Rückkehr in einen primitiven Zustand führen wird. Und das vertieft die demographische und moralische Krise des Westens noch. Heute reichen die Geburtenraten fast aller westlicher Länder nicht mehr aus, um den Fortbestand der Nationen zu sichern, nicht einmal, wenn man die massive Zuwanderung berücksichtigt. Was für einen klareren Beweis für die moralische Krise im Westen könnte es geben als diese Unfähigkeit, das Überleben der eigenen Nation durch ausreichende Fortpflanzung zu gewährleisten?

Ohne die moralischen Werte, die im Christentum sowie in anderen Weltreligionen wurzeln, ohne Regeln und moralische Werte, die sich im Verlauf von Jahrtausenden gebildet und entwickelt haben, verlieren die Völker unvermeidlicherweise ihre Menschenwürde. Was uns betrifft, so halten wir es für richtig und natürlich, diese moralischen Werte, die dem Christentum entspringen, zu verteidigen. Wir müssen zwar das Recht einer jeden Minderheit auf Selbstbestimmung respektieren, doch dafür kann und darf es keinerlei Zweifel an den selben Rechten der Mehrheit geben.

Während wir diese Dekadenz beobachten, die im Westen ganze Nationen erfasst, sehen wir zugleich, wie auf internationaler Ebene versucht wird, die Welt gemäss einem unipolaren Modell zu einigen und das internationale Recht sowie die nationale Souveränität zu relativieren, wenn nicht gar abzuschaffen. In einer solchen unipolaren Welt gibt es keinen Platz für souveräne Staaten, weil eine solche Welt lediglich Vasallen braucht. Aus historischer Perspektive würde eine solche unipolare Welt den Verzicht auf die eigene Identität und auf die von Gott geschaffene Verschiedenheit bedeuten.

Kyrie eleison.

GREC – III.

GREC – III. posted in Eleison Kommentare on April 6, 2013

In dem Wunsch, an die Stelle Gottes sich zu setzen, strebt der moderne Mensch danach, Gottes Ordnung durch seine eigene zu ersetzen. Doch Gottes Ordnung ist wirklich und existiert außerhalb und unabhängig vom menschlichen Geist. Also entkoppelt der moderne Mensch seinen Geist von dieser Wirklichkeit, und wählt aus ihr nur jene Teile aus, welche er in seine eigene Phantasiewelt einbauen will. Nun kommt die höchste Ordnung von Gottes Schöpfung am besten in der Doktrin, also in der Glaubenslehre seiner Kirche zum Ausdruck. Daher leiden all jene heutigen Kirchenmänner und Laien, welche unter dem Einfluß des angeblich „Normalen“ um sie herum stehen, an einer tiefgehenden Weigerung oder Ignoranz gegenüber der Natur und Notwendigkeit von Doktrin.

Damit sind wir auch beim wesentlichen Problem der GREC-Gruppe angelangt ( G roupe de R éflexion E ntre C atholiques ), welche in den zwei früheren Ausgaben der „Eleison Kommentare“ Nr. 294 und 295 vorgestellt wurden. Die im Jahre 1997 in Paris gegründete GREC-Gruppe verfolgte das Ziel, freundschaftliche Treffen und den Austausch zwischen den Katholiken der Tradition und denen der Amtskirche zu fördern, um ein Klima des gegenseitigen Vertrauens und Respektes zu schaffen, was dann die Versöhnung der beiden Lager erleichtern und schließlich ihre unnötige Entfremdung beenden sollte. Solch ein Ansinnen übersieht allerdings auf sehr ernsthafte Weise die Bedeutung von Doktrin. Das muß nicht unbedingt vorsätzlich geschehen sein, und Gott wird darüber richten. Doch wie der törichte Mensch auch denken mag, fest steht, daß ebensowenig wie die Wirklichkeit die Doktrin sich beiseite schieben lassen wird.

Hw. Lelong beschreibt in seinem GREC-Buch namens Für die notwendige Versöhnung, wie der Generalobere und zwei Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. „einen entscheidenden Beitrag zur Gründung und Fortführung von GREC leisteten.“ Schon vor der Gründung empfing der Bruderschaftspriester Pater du Chalard in seinem Bruderschafts-Priorat den Hw. Lelong freundlich, und „versäumte auch in den folgenden Jahren nie, GREC diskret und aufmerksam zu unterstützen.“ Pater Lorans war damals Rektor des Bruderschafts-Institutes in Paris und hat bis heute entscheidenden Einfluß auf die Bruderschafts-Publikationen. Er begrüßte bei der Gründung der GREC-Gruppe die Idee eines „Dialogs zwischen Katholiken“ ausdrücklich und erhielt wenig später vom Bruderschafts-Generaloberen in der Schweiz die förmliche Erlaubnis zur Teilnahme an GREC. Seither spielt Pater Lorans bei allen Aktivitäten der GREC-Gruppe eine führende Rolle.

Diese Aktivitäten begannen im kleinen Maßstab und privaten Bereich. Ihr erstes öffentliches Treffen, wozu Pater Lorans beitrug, hielt die GREC-Gruppe im Mai des Jahres 2000 mit 150 Teilnehmern ab. Die Treffen häuften sich, und weitere Bruderschaftspriester nahmen an ihnen teil. Kirchenautoritäten bis zu den höchsten Rängen wurden regelmäßig darüber konsultiert und informiert. Pater Lorans ermöglichte seinerseits „einen Kontakt mit vertiefendem Vertrauen“ und freundschaftlichen Austausch mit dem Generaloberen der Bruderschaft. Ab dem Jahre 2004 öffneten die GREC-Treffen sich einem noch weiteren Publikum. Im September desselben Jahres entstand dann eine „theologische Arbeitsgruppe,“ bestehend aus Pater Lorans, einem weiteren Bruderschaftspriester, sowie einem römischen Theologen. Die beiden letztgenannten waren dann auch Teilnehmer bei den Lehrgesprächen zwischen Rom und der Priesterbruderschaft in den Jahren 2009 bis 2011. Die GREC-Gruppe dürfte in diesen Lehrgesprächen durchaus das Wahrwerden ihrer kühnsten Hoffnungen gesehen haben – endlich trafen die Theologen sich in einem Klima, zu welchem die GREC-Gruppe „für die notwendige Versöhnung“ so viel beigetragen hatte.

Gott sei Dank gaben diese Lehrgespräche der Doktrin wieder ihre zustehende Vorrangstellung zurück, denn sie belegten die unüberbrückbare Kluft zwischen der katholischen und der konziliaren Lehre. Doch blockierte diese Erkenntnis dann die GREC-Denkweise innerhalb der Priesterbruderschaft? Weit gefehlt. Das Generalhaus der Bruderschaft wechselte über Nacht das vorige Motto „Ohne lehrmäßige Einigung keine praktische Einigung“ gegen das neue Motto aus: „Keine lehrmäßige Einigung, also verfolgen wir eine praktische Einigung“! Leider wurde das Protestaufkommen in der Bruderschaft im Frühling letzten Jahres durch das Generalkapitel-Treffen im Juli vernebelt und erstickt, während das Streben nach einem praktischen Abkommen vonseiten des Generalhauses fast unverändert weitergeht.

„Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,“ insbesondere in der Weihe Rußlands. Sonst nirgendwo.

Kyrie eleison.

Antwort auf den Offenen Brief von Msgr. Nicola Bux

Antwort auf den Offenen Brief von Msgr. Nicola Bux posted in Eleison Kommentare on März 24, 2012

London, den 22. März 2012

Monsignore,

In Ihrem offenen Brief vom 19. März 2012 an Bischof Fellay und alle Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. appellieren Sie an uns, das aufrichtige und warmherzige Angebot der Versöhnung zu akzeptieren, welches Papst Benedikt XVI. der Bruderschaft zur Heilung der langjährigen Kluft zwischen Rom und der Priesterbruderschaft unterbreitete. Als einer der von Ihnen angesprochenen Priester möchte ich die Gelegenheit ergreifen, Ihnen darzulegen, wie meiner Ansicht nach der „große Kirchenmann“ Erzbischof Lefebvre geantwortet hätte.

Ihr Brief beginnt mit dem Aufruf, „um der Einheit Willen jedes Opfer zu erbringen.“ Allerdings ist wahre katholische Einheit ohne den wahren katholischen Glauben unmöglich. Der große Erzbischof erbrachte jedes Opfer für eine Einheit auf dem Fundament der wahren Glaubenslehre. Doch leider bewiesen die Glaubensgespräche der Jahre 2009 bis 2011, daß die Kluft in der Glaubenslehre zwischen dem Rom des Zweiten Vatikanums und der Priesterbruderschaft St. Pius X. so tief ist wie eh und je.

Sie bezeichneten diese Kluft am 19. März lediglich als „verbleibende Ratlosigkeiten“ und als „Punkte, die vertieft und im Einzelnen behandelt werden sollen.“ Kardinal Levada hingegen sagte noch am 16. März 2012 kategorisch, daß die Haltung von Bischof Fellay vom 12. Januar 2012 „ungenügend ist zur Überwindung der dogmatischen Probleme.“ Bischof Fellay merkte schon einmal an, wie unterschiedlich die Haltungen der verschiedenen römischen Kirchenmänner sein können. Nun mag ihre Einheit aussehen wie sie will, doch eine Einheit auf Kosten der Glaubenstreue wäre mit Sicherheit eine treulose Einheit.

Natürlich ist die Kirche, wie Sie sagen, eine Institution mit einem göttlichen und einem menschlichen Teil. Selbstverständlich ist der göttliche Teil der Kirche unfehlbar und somit kann die Kirche schlußendlich nicht scheitern – d.h. eines Tages wird die Kirchenverdunklung wieder dem Lichte weichen. Allerdings muß man Ihre Ansicht nicht teilen, wenn Sie sagen, daß die Morgendämmerung bereits beginne. Denn das Rom des Zweiten Vatikanum strahlt jenen wahren Glauben der Kirche, den die Priesterbruderschaft in den Glaubensgesprächen hochhielt, nicht aus. Folglich wäre die Bruderschaft in diesem Konzilsrom nicht in Sicherheit. Auch könnte sie selber kein Licht mehr ausstrahlen, wenn sie die konziliare Finsternis annähme.

Zwar steht die Aufrichtigkeit des päpstlichen Wunsches, die Priesterbruderschaft wieder in die „volle kirchliche Gemeinschaft“ aufzunehmen – untermauert durch eine Reihe von Gesten guten Willens – außer Zweifel, aber ein „gemeinsames Bekenntnis des Glaubens“ zwischen der Priesterbruderschaft St. Pius X. und den Konzilsgläubigen ist schlicht unmöglich – außer wenn die Bruderschaft von dem Glauben abfiele, welchen sie bei den Gesprächen verteidigte. Wenn die Bruderschaft zu so einem Glaubensverrat „Verhüte es Gott!“ sagt, so wird ihre Stimme dabei nicht erstickt, sondern überall auf der Welt gehört, und sie trägt für die Kirche katholische Früchte, welche heute eher die große Ausnahme als die Regel sind.

Gewiß ist nun „der geeignete Zeitpunkt“ und „die Zeit reif“ für eine Lösung im Überlebenskampf von Kirche und Welt. Doch diese Lösung, von der wir sprechen, wird von unserer himmlischen Mutter Maria schon lange verlangt und diese Lösung hängt einzig und allein vom Heiligen Vater ab. Als Unser Herr seiner Mutter diese Lösung in die Hände legte, sagte sie, daß allein diese Lösung hinreichend sei. Unser Herr könnte also gar keine andere Lösung zulassen, ohne seine Mutter als Lügner abzustempeln. Undenkbar!

Diese Lösung ist seit langem bekannt. Der Himmel hätte die Welt nicht einer solchen Not wie jener der letzten 100 Jahre überlassen können, ohne gleichzeitig eine solche Abhilfe anzubieten, wie jene, die der Prophet Elisäus dem syrischen General Naaman für dessen Leprakrankheit übermittelte. Menschlich gesehen schien damals das Bad des Generals im Jordan lächerlich zu sein, aber niemand konnte sagen, daß es unmöglich war. Das Bad setzte lediglich ein gewisses Maß an Glauben und Demut voraus. Der heidnische General brachte genug Glauben und Vertrauen in den Diener Gottes auf, um dem Willen des Himmels zu genügen, und wurde natürlich auf der Stelle geheilt.

Möge der Heilige Vater genügend Glaube und Vertrauen in die Verheißung der himmlischen Mutter aufbringen! Möge er den „geeigneten Zeitpunkt“ endlich als gekommen erkennen, bevor die gesamte Weltwirtschaft in Trümmern liegt und bevor es den Wahnsinnigen gelingt, den Dritten Weltkrieg im Mittleren Osten zu beginnen! Wir bitten und flehen den Papst an, daß er die Kirche und die Welt retten möge, indem er die Forderung der Muttergottes erfüllt. Das ist keinesfalls unmöglich. Im Gegenteil würde sie ihm helfen, alle seine Hindernisse auf dem Weg dahin zu überwinden. Allein der Papst kann uns vor unvorstellbaren (und unnötigen) Leiden bewahren, wenn er tut, was die Gottesmutter verlangt.

Sollte der Papst Unterstützung durch Gebet und Taten wünschen, mit denen die bescheidene Priesterbruderschaft ihm helfen könnte, Rußland dem Unbefleckten Herzen Mariens zu weihen in Einheit mit allen Bischöfen der Welt – die Muttergottes würde diese um ihn scharen –, so könnte er voll und ganz auf die Unterstützung von Bischof Fellay und den anderen drei Bischöfen zählen, von denen der geringste unter ihnen ist

Ihr ergebener Diener in Christus,

+Richard Williamson

Moderne Kunst – II.

Moderne Kunst – II. posted in Eleison Kommentare on Juli 17, 2010

Durch ihre Häßlichkeit selber zeigt die moderne Kunst auf die Existenz und die Güte Gottes. Betrachten wir drei Monate nach dem „Eleison Kommentar“ Nr. 146 erneut dieses Paradoxon, damit jede Seele, welche anhand des gesunden Menschenverstandes den Unterschied zwischen Schönheit und Häßlichkeit in der Kunst zugibt, auch die nächste Erkenntnis erreichen dürfte, daß nämlich, würde Gott nicht existieren, es auch diesen Unterschied nicht gäbe.

Der Begriff „Kunst“ bedeutet Fertigkeit bzw. die Erzeugnisse menschlicher Fertigkeit. Er kann Gemälde, Zeichnungen, Statuen, Kleidungsarten, Musik, Architektur, usw. einschließen. Der Ausdruck „Moderne Kunst“ bezeichnet üblicherweise Gemälde und Skulpturen vor allem ab den frühen 1900er Jahren, die von einer Künstlerbewegung produziert wurden, die bewußt jeden Standard und jedes Maß an Schönheit, wie sie vor dem 20. Jahrhundert verstanden wurde, ablehnten und weiterhin ablehnen. Der Unterschied zwischen der klassischen und der modernen Kunst ist so spürbar wie jener zwischen dem klassischen Londoner „Tate“-Museum in Millbank und dem „Tate Modern“-Museum. Letztgenanntes ist ein gänzlich neues Museum, das vor zehn Jahren nur eine kurze Bootsfahrt flußabwärts von seinem Vorläufer entfernt am gegenüberliegenden Ufer der Themse eingerichtet wurde. Es ist, als ob die moderne Kunst nicht unter demselben Dach wie vor-moderne Kunst existieren könne. Die beiden bekriegen sich, genauso wie es zwischen den alten Kirchengebäuden und der Neuen Messe der Fall ist.

Moderne Kunst in diesem Sinne ist durch ihre Häßlichkeit geprägt. In diesem Punkt wird der gesunde Menschenverstand dem kommunistischen Führer Chruschtschow zustimmen, welcher auf einer Ausstellung von moderner Kunst in Rußland geäußert haben soll, „Ein Esel würde das mit seinem Schwanz besser hinbekommen.“ Was aber ist Häßlichkeit? Sie ist Disharmonie, also Mißklang. Arrianne Huffington zeigt in ihrem bewundernswerten Buch „Picasso, Schöpfer und Zerstörer“ (englisch: „Picasso, Creator and Destroyer,“ deutsche Ausgabe: „Picasso, Genie und Gewalt,“ 1988), wie Picasso jedesmal, wenn er sich in eine andere seiner insgesamt sechs (Haupt-) Frauen verliebt hatte, in seinen ruhigeren Gemälden etwas von ihrer natürlichen Schönheit durchschimmern ließ – während, sobald seine Liebe wieder erkaltet war, sein Zorn diese Schönheit in Stücke riß und daraus dann „Meisterwerke“ der modernen Kunst machte. Dieses Muster wiederholt sich bei Picasso wie bei einem Uhrwerk!

Folglich entspringt die Schönheit in der Kunst dem Einklang in der Seele – selbst wenn es bloße irdische Harmonie ist –, während die Häßlichkeit aus der Disharmonie der Seele stammt, wie es beim Haß der Fall ist. Nun benötigt die Harmonie jedoch die Disharmonie nicht, im Gegenteil. Hingegen setzt die Disharmonie, wie ihr Name schon sagt, eine gewisse Harmonie voraus, gegen die sie sozusagen Krieg führt. Also kommt die Harmonie vor der Disharmonie, und tatsächlich bezeugt jede Disharmonie auf gewisse Weise das Vorhandensein einer Harmonie. Nun können Madonnen-Gemälde auf wesentlich tiefere Weise harmonisch sein als Gemälde anderer schöner Frauen, weil die Harmonie in der Seele des Künstlers, welcher die Madonna malt, viel höher reichen kann als die Harmonie, die von einem rein menschlichen Modell inspiriert wird, so schön dieses auch sein mag. Warum ist das so? Weil die Schönheit der Madonna von ihrer Nähe zu Gott herrührt, dessen göttliche Harmonie – perfekte Einfachheit und Einheit – die menschliche Harmonie selbst der schönsten unter den reinen Geschöpfen unendlich übersteigt.

Deswegen zeigt die arme moderne Kunst genaugenommen auf die Harmonie, die ihr fehlt; und jede Harmonie verweist schließlich auf Gott. Möge niemand auf die Häßlichkeit der modernen Architektur zurückgreifen, um die Tridentinische lateinische Messe zu beherbergen. Denn dann würde man annehmen müssen, daß dieser jemand nur darauf wartete, zur Disharmonie der Novus Ordo Messe zurückkehren zu können!

Kyrie eleison.