Katholische Lehre, Dogma, Glaubensgut

Unterschätzte Doktrin

Unterschätzte Doktrin on September 25, 2010

Der Herausgeber der meistens durchdachten US-Zeitschrift „Kulturkampf“ („Culture Wars“), Herr E. Michael Jones, tadelte mich kürzlich – und die Priesterbruderschaft St. Pius X. als Ganzes – dafür, daß wir uns absichtlich von der regulären katholischen Kirche trennen. Lassen Sie mich möglichst kurz und getreu die Argumente von Herrn Jones zusammenfassen; die wichtigsten Punkte sind für eine leichter verständliche Antwort mit Großbuchstaben markiert:

Seine Hauptaussage lautet, daß das Problem des Zweiten Vatikanum nicht lehrmäßiger Natur sei: „(A) Die Konzilsdokumente selber sind nicht verantwortlich für die seither im Namen des „Geistes des Konzils“ erfolgenden Verrücktheiten. Zwar sind die Dokumente bisweilen mehrdeutig, aber (B) weil Gott immer bei seiner Kirche ist, kann (C) auch nur etwas Katholisches die Zustimmung der versammelten Bischöfe der Welt erhalten, wie auf dem Zweiten Vatikanum geschehen. (D) Aus diesem Grund kann und muß es genügen, die Mehrdeutigkeiten der Konzilsdokumente im Lichte der Tradition auszulegen, wie Erzbischof Lefebvre selber einmal vorgeschlagen hat.

„Daher (E) ist das Zweite Vatikanum traditionell katholisch, und die Schwierigkeiten zwischen Rom und der Bruderschaft können nicht lehrmäßiger Natur sein. Somit (F) liegt das tatsächliche Problem der Priesterbruderschaft darin, die Gemeinschaft mit Rom aus Angst vor Verseuchung zu verweigern – eine Folge (G) ihrer schismatischen Lieblosigkeit. (H) Die daraus resultierende Schuld vertuschen sie durch die Unterstellung, daß ein beispielloser Notstand in der Kirche herrsche, welcher durch die Anti-Doktrin des Zweiten Vatikanums hervorgerufen worden sei. (I) Die Bruderschaft sagt somit, daß die Kirche in ihrem Auftrage versagt habe und die Priesterbruderschaft die Kirche sei. Was für ein Unsinn! Ihr Bischöfe der Bruderschaft: Überschreibt Euch endlich an Rom!“

Meine Antwort: Die Problematik des Zweiten Vatikanum ist grundsätzlich ein Problem der Glaubenslehre. (A) Die Konzilsdokumente selber – Gott sei es geklagt! – sind sehr wohl verantwortlich für den „Geist des Konzils“ und seine verrückten Folgen. Ebendiese – von Jones erkannte! – Zweideutigkeit der Dokumente setzte diesen ganzen Wahnsinn überhaupt erst frei. (B) Tatsächlich ist Gott stets mit seiner Kirche, aber er überläßt es dem freien Willen seiner Kirchenmänner, ob sie ihr großen Schaden zufügen – wenn auch niemals unbehebbaren Schaden; vergleiche Lukas 18,8. (C) „Auf diese Weise ließ Gott in der schrecklichen arianischen Krise im vierten Jahrhundert den Großteil der katholischen Bischöfe fallen.“ Was damals geschah, geschieht heute wieder – nur noch schlimmer. (D) In einem frühen Stadium des nachkonziliaren Kampfes um die Tradition mag es so ausgesehen haben, als ob man das Zweite Vatikanum im Lichte der Tradition auslegen könne, aber dieser Punkt ist längst überschritten. Die faulen Früchte der konziliaren Zweideutigkeit haben seither schon lange bewiesen, daß die raffiniert vergifteten Konzilsdokumente nicht gerettet werden können.

Somit (E) ist das Konzil nicht traditionell katholisch und die Schwierigkeiten zwischen Rom und der Bruderschaft sind grundsätzlich lehrmäßiger Natur. Es gibt also (F) gute Gründe, eine Verseuchung durch die falsche Glaubenslehre des Zweiten Vatikanum zu fürchten – schließlich führt sie die Seelen in die Hölle. (G) Es gibt auch keine schismatische Haltung unter den (nicht sedisvakantistischen) Traditionalisten, obwohl (H) die Kirche in der größten Notzeit ihrer gesamten Geschichte steckt. (I) Doch just so, wie im arianischen Glaubensabfall jene wenigen Bischöfe, welche den Glauben bewahrten, bewiesen, daß die Kirche nicht völlig zu existieren aufgehört hatte, so gehört auch die Priesterbruderschaft heute zur Kirche und bewahrt den katholischen Glauben – ohne vorzugeben, die Kirche zu ersetzen oder sie selber zu sein.

Herr Jones, sagen Sie uns bitte: Wann waren in der gesamten Kirchengeschichte jemals die versammelten Bischöfe bewußt mehrdeutig? Sie geben diese Mehrdeutigkeit des Zweiten Vatikanum zu. Wann griffen Kirchenmänner jemals zu Zweideutigkeiten – wenn nicht, um der Häresie den Weg zu bahnen? In der Kirche unseres Herrn muß ein „Ja“ ein Ja, und ein „Nein“ ein Nein sein (Matthäus 5,37).

Kyrie eleison.

Doktrin – warum? – II.

Doktrin – warum? – II. on September 18, 2010

Das eigentliche Wesen der katholischen Kirche liegt in der Doktrin, also in der Glaubenslehre. Zuerst muß den Seelen gelehrt werden, wie sie überhaupt in den Himmel kommen können – denn sonst werden sie ihn niemals erreichen. Eine der letzten Anweisungen unseres Herrn an seine Apostel lautet: „Geht hin . . . und lehrt alle Völker“ (Matthäus 28,19). Aus diesem Grund war auch der heldenhafte Kampf Erzbischof Lefebvres von 1970 bis 1991 vor allem doktrinärer Natur.

Wie wir im „Eleison Kommentar“ 165 zitierten, ist dies auch der Grund, warum Bischof Fellay letzten Mai Herrn Mershon im „Remnant“ sagte, daß die Lehrunterschiede nicht ausgeklammert werden dürfen, um eine praktische Übereinkunft mit Rom zu erreichen – so verlockend diese auch sein mag. Auf die Frage, ob eine Ablehnung einer kanonischen oder praktischen Lösung durch die Priesterbruderschaft St. Pius X. kein „Zeichen des Trotzes oder bösen Willens“ sei, antwortete der Bischof (seine Worte sind auf der Internet-Seite von „The Remnant“ nachlesbar: www.remnantnewspaper.com ): „Es ist vollkommen klar, daß jede praktische Lösung ohne eine gesunde, doktrinäre Grundlage direkt in eine Katastrophe führen würde . . . . Wir haben alle diese abschreckenden Beispiele vor uns: Die Priesterbruderschaft St. Petrus, das Institut Christus König, und all die anderen Gemeinschaften sind lehrmäßig vollständig blockiert, weil sie zuerst die praktische Übereinkunft annahmen.“

Daß die katholische Doktrin durch eine praktische Übereinkunft „blockiert“ wird, leuchtet dem gesunden Menschenverstand ein. Denn die heutigen Römer hängen noch vollständig an ihrem Konzil, dem Zweiten Vatikanum. Dieses Konzil stellt aber im wesentlichen ein Abgleiten von der katholischen Tradition dar: weg von der Religion Gottes, hin zu einer neuen Religion des Menschen. Sollten nun die Römer ein größeres Zugeständnis an die Tradition machen, wie z.B. die Legalisierung der Priesterbruderschaft, so müßten sie dafür auch eine Gegenleistung verlangen. Weil sie aber wissen, daß die Priesterbruderschaft aus den eingangs genannten Gründen an der katholischen Glaubenslehre festhält, dürften sie nichts minderes verlangen, als daß die Lehrunterschiede für den Augenblick übergangen werden.

Doch das ist für die Ziele der Römer bereits genug! Denn betrachten wir die Formulierung „für den Augenblick“ näher: Was würde denn geschehen, wenn eine praktische Wiedervereinigung erst einmal unterschrieben wäre? Viele traditionellen Seelen wären überschwenglich darüber, daß sie nicht mehr länger durch die Mißbilligung Roms „in der Kälte“ stünden – wie sie es jetzt fühlen. Dieser Überschwang würde es jedoch der Priesterbruderschaft sehr schwer machen, wieder vor die Wiedervereinigung zurückzurudern – wenn, ganz zufällig natürlich, aus jenem „Augenblick“ (des Ausklammerns der Lehrunterschiede) eine unendliche Zeitspanne würde. Schon säße die Priesterbruderschaft in der Falle.

Betrachten wir schließlich die Formulierung „Übergehen der Lehrunterschiede“ näher: Die Glaubenslehre zu übergehen, insbesondere den grundlegenden Lehrunterschied zwischen der Religion Gottes und der Religion des Menschen, bedeutet Gott selber zu übergehen bzw. ihn auszuklammern. Wie könnte ein Diener Gottes jedoch Gott dienen, wenn er Ihn übergeht bzw. ausklammert? Wer das näher betrachtet, sieht ein, daß es bereits der erste kleine Schritt in Richtung eines großen Glaubensabfalls ist!

Bischof Fellay weist darauf hin, daß 40 Jahre Erfahrung diese Grundsätze bestätigen. Das Schlachtfeld der katholischen Tradition ist übersät mit Leichen von Organisationen, welche zwar großmütig begonnen hatten, aber das grundlegende Problem der Lehrunterschiede nicht genügend durchschaut haben.

Kyrie eleison.

Doktrin – warum?

Doktrin – warum? on September 11, 2010

Warum ist die Glaubenslehre für Katholiken generell so wichtig? Warum besteht vor allem die Priesterbruderschaft St. Pius X., welche Erzbischof Lefebvre und heute Bischof Fellay folgt, darauf, daß eine Einigung in der Glaubenslehre Voraussetzung für jede andere Form von Einigung mit dem konziliaren Rom ist? Warum kann die Priesterbruderschaft nicht einfach jetzt einer praktischen Regelung zuzustimmen und die lehrmäßigen Differenzen später zu lösen versuchen? Es geht hier um zwei – obwohl verwandte, so doch verschiedene – Fragen. Beginnen wir mit der allgemeinen Frage:

Das Wort „Doktrin“ kommt vom Lateinischen doceo, docere, auf deutsch: lehren. Eine Doktrin ist also eine Lehre. In unserer liberalen Welt, wo jeder denken und reden will, wie es ihm gerade paßt, ist das Wort „Indoktrination“ zu einem abwertenden Begriff geworden. Um allerdings der Indoktrination den Garaus zu machen, müßten alle Schulen geschlossen werden – denn wo immer eine Schule ist, da ist auch eine Indoktrination. Selbst wenn ein Lehrer lehrte, daß jedwede Doktrin nur Unsinn sei, so würde er damit doch wieder eine Doktrin, also eine Lehre, aufstellen!

In Wahrheit weiß allerdings jeder, daß die Doktrin vonnöten ist. Wer würde beispielsweise ein Flugzeug besteigen wollen, wenn ihm zuvor erklärt worden wäre, daß dessen Flugzeugbauer der klassischen Lehre der Aerodynamik getrotzt und die Flügel verkehrtherum eingebaut hätte? Niemand! Die wahre Doktrin der Aerodynamik – wonach beispielsweise Flügel nicht nach oben, sondern nach unten sich verjüngen müssen – besteht nicht einfach aus gesprochenen oder niedergeschriebenen Worten aus dem Nichts, sondern sie stellt eine Wirklichkeit auf Leben und Tod dar. Wenn ein Flugzeug nicht abstürzen, sondern fliegen soll, so muß es bis ins kleinste Detail auf der wahren, aerodynamischen Lehre basieren.

Auf ähnliche Weise gilt: Wenn eine Seele nicht in die Hölle stürzen, sondern in den Himmel „fliegen“ will, so muß sie sich an die katholische Doktrin halten, welche der Seele lehrt, was sie glauben und wie sie handeln soll. Lehrsätze wie „Gott existiert,“ „Alle Menschen haben eine unsterbliche Seele,“ „Himmel und Hölle währen ewiglich,“ „Die hl. Taufe ist heilsnotwendig“ und andere mehr, sind nicht nur willkürliche Worte, welche den Menschen zu glauben aufgezwungen werden, sondern sie sind Wirklichkeiten auf Leben und Tod – wohlgemerkt auf ewiges Leben und ewigen Tod. Der hl. Paulus beschwört Timotheus, diese Heilswahrheiten zu lehren, ob sie gelegen oder ungelegen sind (2. Timotheus, 4,2). Über sich selber sagt der hl. Paulus: Denn wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht lehre! (1. Korinther, 9,16). Wehe den katholischen Priestern, welche die Seelen nicht mit der unfehlbaren Lehre der Kirche indoktrinieren!

Die Frage bleibt: Könnte die Priesterbruderschaft St. Pius X., um jene kostbare Regelung zu erreichen, die allein Rom gewähren kann, nicht vielleicht doch zu einer praktischen Übereinkunft mit dem konziliaren Rom kommen, wobei die katholische Doktrin nicht geleugnet würde, sondern die doktrinären Unterschiede zwischen Rom und der Bruderschaft nur momentan ausgeklammert würden? Entstünde dadurch wirklich ein Verrat an den großen, heilsnotwendigen Wahrheiten, die wir vorhin erwähnten?

Die kurze Antwort darauf gab Bischof Fellay selber, als er im Mai dieses Jahres Herrn Brian Mershon ein Interview in der Zeitschrift „The Remnant“ gab. Hier sind seine Worte: „Es ist vollkommen klar, daß jede praktische Lösung ohne eine gesunde, doktrinäre Grundlage direkt in eine Katastrophe führen würde . . . . Wir haben alle diese abschreckenden Beispiele vor uns: Die Priesterbruderschaft St. Petrus, das Institut Christus König, und all die anderen Gemeinschaften sind lehrmäßig vollständig blockiert, weil sie zuerst die praktische Übereinkunft annahmen.“ Doch warum muß das so sein? Eine interessante Frage . . . !

Kyrie eleison.

Unterlaufung der Gespräche?

Unterlaufung der Gespräche? on August 21, 2010

Während die Gespräche zwischen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. nach Aussagen beider Seiten gegen eine glaubenslehrmäßige Wand rennen, bedeutet ein Bericht aus Frankreich und Deutschland, und ein Gerücht aus Rom, eine gebündelte Gefahr für die Katholiken. Diese Gefahr besteht aus einem politischen Abkommen, welches die lehrmäßige Blockade einfach umschiffen würde. Die Politik droht, die Doktrin zu unterlaufen.

Vor einigen Wochen erzählten mir ein Franzose und ein Deutscher, daß ein großer Anteil der zu den Bruderschafts-Messen gehenden Katholiken nur noch auf ein Abkommen als Ergebnis der Gespräche hofft und wartet. Wenn, ich wiederhole: wenn das stimmt, dann ist die Lage sehr ernst. Denn solche Katholiken mögen zwar gute Noten für ihren Wunsch bekommen, nicht davon abgeschnitten zu werden, was scheinbar Rom ist. Doch sie erhalten schlechte Noten dafür, daß sie nicht begriffen haben, daß, solange die Gespräche auf Basis der Glaubenslehre geführt werden, es niemals eine Versöhnung zwischen der neo-modernistischen Lehre des Zweiten Vatikanum und der katholischen Lehre der wahren Kirche geben kann. Solche Katholiken mögen zwar Erzbischof Lefebvre, so wie sie ihn sehen, verehren und lieben, aber sie haben nicht begriffen, worum es ihm überhaupt ging. Sie sollten bald aufwachen, um nicht auf die eine oder andere Weise den römischen Neo-Modernisten in die Hände zu fallen.

Ein Abkommen auf Kosten der Glaubenslehre zu schließen heißt, daß die Politik über der Religion, die Einheit über der Wahrheit und der Mensch über Gott steht. Wo hingegen Gott Vorrang vor dem Menschen hat, bedeutet dies, daß die Wahrheit über der Einheit und die Religion über der Politik steht, und daß die Glaubenslehre wichtiger als jedes nicht-lehrmäßige Abkommen ist. Nur Träumer sahen nicht voraus, daß die Gespräche zwischen Rom und der Bruderschaft gegen eine lehrmäßige Wand rennen würden. Nur Politiker können ein nicht-lehrmäßiges Abkommen als Ergebnis der Gespräche wünschen.

Oh weh, allem Anschein nach glaubt Benedikt XVI. ehrlich an die „Neukirche“ des Zweiten Vatikanum, welche alle Menschen an ihrer Brust zu vereinen hat – und zwar völlig unabhängig davon, ob diese Menschen nun die wahre Lehre des katholischen Glaubens annehmen oder nicht. Aus diesem Grunde wünscht er ebenfalls ehrlich, auch die Priesterbruderschaft St. Pius X. einsammeln zu können – und vergessen wir dabei nicht, daß er normalerweise nicht mehr allzulange leben wird. So mag ihn eine lehrmäßige Blockade der Gespräche nicht zu sehr beunruhigen. Dementsprechend müßte er versuchen, ein politisches Abkommen mit der Priesterbruderschaft herauszuschinden, um sie mit der übrigen „Neukirche“ zu vereinen. Daraus folgt, daß er von der Priesterbruderschaft weder zu viel verlangen dürfte, sonst verweigert sie ein solches Abkommen, noch zu wenig, denn sonst würde die übrige „Neukirche“ protestierend aufbegehren.

Das Gerücht aus Rom besagt nun gerade, daß der Papst ein neues „Motu Proprio“ plant, welches die Priesterbruderschaft ein für allemal „zurück in der Kirche“ anerkennen würde, wobei die Bruderschaft zum Zweiten Vatikanum und der Neuen Messe keine ausdrückliche Zustimmung geben müßte, sondern nur die Zustimmung – beispielsweise – zum neuen „Katechismus der Katholischen Kirche“ von Johannes Paul II. aus dem Jahr 1992, welcher im wesentlichen modernistisch ist – wenn auch auf eine sanfte Art. Auf diese Weise würde die Priesterbruderschaft in den Augen ihrer Anhänger das Konzil oder die Neue Messe nicht annehmen, aber doch auf eine sanfte Weise beginnen, sich dem Wesen des Neo-Modernismus anzugleichen.

Damit würden alle Einheitssuchenden zufrieden sein. Nur die Gläubigen nicht, welche an der katholischen Lehre festhalten.

Achtung, Gefahr voraus!

Kyrie eleison.

„Universitäten“-Gegenmittel – I.

„Universitäten“-Gegenmittel – I. on August 7, 2010

Nun gut, Eure Exzellenz,“ höre ich einige Eltern sagen, „dann sind also die „Universitäten“ ein Ödland. Allerdings müssen Sie nach Ihrer Abrechnung mit ihnen doch zugeben, daß fast alles andere in der heutigen Umgebung ebenfalls ein Ödland ist. Was sollen wir unseren Kindern dann bieten? Gottes Gebot verbietet uns, unrechtmäßige Mittel zur Verhinderung ihrer Ankunft einzusetzen. Also kommen sie. Und dann?“

Die schnelle Antwort lautet: In einer Welt, die schlimmer ist als je zuvor, müssen alle zum Himmel strebenden Seelen heldenhafter sein als je zuvor – allerdings wird auch ihre Belohnung entsprechend größer sein als je zuvor.

Papst Pius XII. sagte, daß die Welt zu seiner Zeit schlimmer sei als zur Zeit Sodom und Gomorrhas – und dieser Papst starb 1958! Was würde er heute erst sagen? Seine Nachfolger-Päpste waren mit demselben Problem konfrontiert – und verrückten auf dem Zweiten Vatikanum einfach „die Torpfosten,“ um nicht weiterhin ständig verurteilen zu müssen. Damit haben sie es sich leicht gemacht. Doch das Ausschalten der Alarmglocke ist eben nicht dasselbe wie das Löschen des Feuers! Heute brennen Kirche und Welt lichterloh, und zuallererst müssen die Eltern das Problem überhaupt erkennen, d.h. die extreme Gefahr für das ewige Seelenheil ihrer Kinder.

Wenn die Eltern diese Gefahr erst einmal erfaßt haben, dann wird ihr katholischer Glaube ihnen auch zeigen, daß sie nicht den billigen Weg des Konzils gehen können – oder irgendeinen anderen billigen Weg –, sondern den heldenhaften und schweren Weg. „Wir erreichen den Himmel nicht auf Federbetten,“ sagte der Hl. Thomas Morus. Und unser Herr sagte: „Wenn einer mir nachfolgen will, so verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ (Mt. 16,24) und: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.“ (Mt. 24,13). Die Eltern müssen sich über eines klar werden: Wenn es Helden bedarf, um ihre Kinder retten zu können, dann werden die Eltern eben zu Helden. Denn zu diesem Punkt gilt das Sprichwort: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Wenn also die elterliche Liebe erst einmal den Willen bekommt, dann findet sie auch einen Weg – inner- und außerhalb des Zuhauses.

Für außerhalb des Heimes werden die „Eleison Kommentare“ der nächsten Woche Alternativen zur „Universität“ behandeln. Was das Innere des Heimes betrifft, so wird jeder Priester, der etwas taugt, den Eltern als ersten Schritt empfehlen, beständig den Familienrosenkranz zu beten; und als zweiten Schritt, das Television-Gerät hinauszuwerfen, das ein Tabernakel der Welt, des Fleisches und des Teufels ist. Vermitteln Sie dem Herzen und Verstand der Kinder vom frühesten Alter an ein lebendiges Familienleben und eine lebhafte Diskussion über alle Dinge unter der Sonne. Denn zu dem Zeitpunkt, wo Kinder das Universitätsalter erreicht haben, ist ihre Form normalerweise schon gegossen – zum Guten oder Schlechten. Wenn ein Knabe in einem wahrhaft lebendigen Elternhaus aufgewachsen ist, welches durch das Gebet in Richtung Himmel gehoben wird, dann wird die schlimmste „Universität“ ihm keinen allzugroßen Schaden anhaben können. Wuchs der Knabe hingegen als „Televidiot“ auf, so wird ihm auch die beste Universität kaum in den Himmel helfen können.

Der Eleison-Kommentar 158 sagte übrigens nicht, daß die Eltern ihren Burschen grundsätzlich nicht auf eine „Universität“ schicken und dies bezahlen sollen, sondern daß sie zuvor sehr genau darüber nachdenken mögen. Wenn die Eltern gut nachdenken, während ihr Knabe noch jung ist, sollte ihnen ihr Glaube vermitteln, wie sie ihr Leben zuhause ändern müssen – ohne lange damit zu warten. Der Hl. Paulus schreibt (1. Kor. 2,9), dabei Isaias (64,4) zitierend, daß der Himmel jede Anstrengung unendlich Wert ist, weil er die kühnsten menschlichen Vorstellungen unendlich übertrifft.

Kyrie eleison.

Nützlichkeit der Gespräche – II.

Nützlichkeit der Gespräche – II. on Juli 31, 2010

Manche Leser fragten verwundert, ob der Autor der „Eleison-Kommentare“ unter einem gewissen Druck gestanden habe, als er vor drei Wochen (im Eleison-Kommentar 156) die befürwortenden Argumente Bischof de Galarretas über die Glaubensgespräche zitierte, welche zur Zeit zwischen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. stattfinden. Doch tatsächlich gab es keinen Druck. Fängt dann vielleicht der Kopf des Eleison-Kommentators zu rauchen an? Die Antwort lautet: nicht mehr als gewöhnlich.

Der Grund für die Anfragen dieser Leser liegt natürlich darin, daß die „Kommentare“ schon einige Male ausführten, wie gering die Hoffnung auf ein Abkommen durch diese Gespräche ist, weil Öl und Wasser einfach nicht mischbar sind. Wenn jemand eine Flasche mit Öl und Wasser heftig schüttelt, so werden die beiden Substanzen zwar solange zusammengeschüttet bleiben, wie das Schütteln der Flasche andauert, doch sobald dieses aufhört, trennen sich Öl und Wasser wieder. Es liegt an ihrer Natur. Weil Öl leichter ist, wird es immer über dem Wasser schweben.

Auf vergleichbare Weise liegt es an der Natur der göttlichen Glaubenslehre der wahren Kirche einerseits, und der humanistischen Lehre des Neo-Modernismus andererseits, daß sich beide Lehren zwar zusammenschütten, aber nicht vermischen lassen. Der „Buchstabe“ bzw. die Dokumente des Zweiten Vatikanum schütten beide Lehren kräftig zusammen, aber nicht einmal dem „Meisterwerk im Zusammenschütten“ des Zweiten Vatikanum, dem Dokument „Dignitatis Humanae“ über die Religionsfreiheit, gelang es, beide Lehren zu vermischen. Die Nachwirkungen des Zweiten Vatikanischen Konzils in Übereinstimmung mit seinem „Geist“ zeigten das deutlich. Dieser „Geist des Konzils“ zerreißt die Kirche immer noch. Die „Hermeneutik der Kontinuität“ von Benedikt XVI. stellt lediglich ein Rezept dar, um das heftige – oder sollten wir sagen: entschlossene – Zusammenschütten fortzusetzen, aber dennoch ist die Religion Gottes nicht mit der Menschenreligion vermischbar. Sie trennen sich immer wieder voneinander.

Warum zitierten dann die „Kommentare“ Bischof de Galarreta, welcher die Gespräche befürwortet? Aus zwei Gründen: Erstens, wenn Sie seine Argumente sorgfältig lesen, sagte der Bischof in keiner seiner Begründungen, daß er erwarte oder hoffe, daß Öl und Wasser vermischt werden können. Im Gegenteil betont er, daß er der Beendigung der Gespräche im Frühjahr 2011 entgegensieht; womit er anscheinend gemeint hat, daß das Schütteln der Flasche nicht unbegrenzt weitergehen soll – insbesondere nicht, wenn dieses Weitermachen bei jemandem die Illusion fördern sollte, daß Öl und Wasser schließlich doch vermischt werden können. Zweitens führten alle Begründungen des Bischofs die Nebeneffekte der Gespräche an, welche, aus den Kontakten zwischen Rom und der Priesterbruderschaft resultierend, als Antifrostschutzmittel dienen – sowohl im Kühler jener Römer, welche die Priesterbruderschaft abfrieren lassen wollen, als auch im Kühler jener Bruderschaftler, die Rom erfrieren lassen wollen.

Der Eleison-Kommentator hat die Ehre, mit seinem Bischofsbruder darin übereinzustimmen, daß die Kontakte zwischen Rom und der Priesterbruderschaft gut für die Weltkirche sind, so lange gewährleistet ist, daß die Bruderschaft ihre gefügte Mission aufrechterhält: dabei zu helfen, das Glaubensgut vor dem heutigen Rom zu schützen bis zu jenem Tag, an dem das Rom von Morgen wieder zur katholischen Besinnung kommt. „Himmel und Erde werden vergehen,“ sagt unser Herr, „aber meine Wort werden nicht vergehen“ (Lukas 21,33). Möge Gott verhindern, daß die Priesterbruderschaft St. Pius X. sich jemals diesem Rom anschließt, welches das Öl Gottes mit dem Wasser des Menschen zusammenschüttet!

Heilige Muttergottes, bewahre uns treu in unserer Mission!

Kyrie eleison.