Grund

Ungezügelte Emotionen

Ungezügelte Emotionen on Februar 9, 2019

In dem regelmässig erscheinenden Mitteilungsblatt der amerikanischen Sektion der in mehreren Ländern aktiven Organisation TFP (Tradition, Family, Property, Ausgabe vom 4. Januar) ist wieder ein interessanter Artikel erschienen, in dem sich John Horvat sehr kritisch mit einem weitverbreiteten Phänomen der modernen Gesellschaft auseinandersetzt – dem Überborden von Emotionen, die dann das Leben der Menschen beherrschen. Wie bereits früher erwähnt (vgl. diese „Kommentare,“ Nr. 590 vom 3. November 2018), mag die internationale TPF als Organisation Anlass zu mehr oder weniger strenger Kritik bieten (insbesondere behandelt sie die Kirche oft stiefmütterlich), doch ihr amerikanisches Mitteilungsblatt enthält viele gedankenreiche, aber leicht verständliche Artikel für die heutigen Katholiken, die in einer gottlosen Welt leben müssen. How Wisdom helps People Destroy the Dictatorship of the Emojis („Wie Weisheit den Menschen dabei hilft, die Diktatur der Emojis zu zerstören“) von John Horvat ist einer dieser Artikel.

Ein „Emoji“ gehört zu jenen kleinen digitalen Bildern oder Ikonen, die benutzt werden, um eine Idee oder Emotion auszudrücken, insbesondere die winzigen lächelnden oder unzufriedenen Gesichter, die man auf seinem Computer leicht finden und problemlos in einen Text einbetten kann, um eine breite Palette von Emotionen auszudrücken. Horvat verwendet Emojis als konkretes Beispiel für den Stellenwert von Emotionen in der heutigen Gesellschaft. Er stellt sich auf den Standpunkt, dass Emotionen an sich nichts Schlechtes sind, heutzutage jedoch eine zu grosse Rolle im Alltagsleben spielen, mit verheerenden Folgen für die Gesellschaft insgesamt. Denn wenn die Menschen den Realitäten einer Welt, zu der Entbehrungen und Leiden gehören, nicht ins Gesicht blicken wollen, gewinnen die Gefühle die Oberhand über die Fakten, argumentiert Horvat; statt zu denken, lassen die Menschen ihren Emotionen die Zügel schiessen, so dass beispielsweise dumpfe Gefühle die Politik des Zorns schüren, die heute die Welt aus den Fugen bringen. Wo es schmerzt, denken zu müssen, um die Ursachen der Probleme zu ermitteln, welche die Welt plagen, führen Emotionen im Gegenteil dazu, dass der Mensch sich gut fühlt und es deshalb vorzieht, sich von ihnen lenken zu lassen. Doch vermögen Emotionen die Realität zwangsläufig nur unvollkommen zu erfassen. Dies ist der Grund dafür, dass manche gute Ehefrau zwar wertvolle Instinkte und Intuitionen hat, aber erkennt, dass diese der normalerweise höher stehenden Denkfähigkeit ihres Mannes unterstellt werden müssen (nicht seiner Tyrannei). Deswegen ist unsere emotionsbefrachtete Politik von heute auch so töricht, und deswegen sind die Neukirche von Vatikan II und ihre Konzilspriester dermassen verweiblicht.

Warum ist das Denken dem Fühlen also überlegen? Weil das Denken zum höheren Teil des Menschen gehört, zu seinem Geist und Willen, während die menschlichen Emotionen sowohl seinen höheren als auch seinen tieferen Teilen angehören, seinen Leidenschaften und seinem Willen. Gewiss hatten Unser Herr und die Muttergottes Emotionen. Unser Herr weinte über dem Grab des Lazarus (Johannes XI, 35), die Muttergottes litt aufs schwerste, als sie ihren zwölfjährigen Knaben verlor (Lukas II, 48). Doch so wie Sie kraft Ihres Verstandes Ihren mütterlichen Kummer Seinem Geheimnis unterordnete (Lukas II, 50), so unterordnete Er 21 Jahre später Seine menschliche Qual im Garten Gethsemane dem Willen Seines Vaters im Himmel (Matthäus XXVI, 39). Denn während alle Tiere Gelüste oder Leidenschaften verspüren, die eine Reaktion auf sinnlichen Stimulierungen darstellen, besitzt nur das rationale Tier, der Mensch, auch die höhere Fähigkeit des Willens, der auf verstandesmässige Informationen reagiert, welche seinem Geist vermittelt werden. Diese verstandesmässige oder rationale Dimension des Menschen fehlt bei sämtlichen nicht-rationalen oder vernunftlosen Tieren völlig.

Nun aber würde keiner, der bei Sinnen ist, ein vernunftloses Tier der Sünde zeihen. Im schlimmsten Fall folgt es lediglich seinen Instinkten. Der Grund dafür liegt darin, dass Recht und Unrecht ausschliesslich vom Geist des Menschen erfasst und als solche von seinem Willen begangen werden. Denn nur weil er einen Geist und einen Willen hat, besitzt der Mensch ein Gewissen, das sich der Sünde bewusst ist (Johannes I, 9), so dass ihm die Fähigkeit innewohnt, zu sündigen. Deshalb muss der Wille des Menschen seinem höheren Verstand folgen und seine niedrigeren Emotionen beherrschen, indem er sie weder allzu stark unterdrückt noch sie völlig überborden lässt, sondern in Übereinklang mit seiner Vernunft zügelt, in Übereinstimmung mit dem, von dem sein natürlicher Verstand (Johannes I, 9) ihm sagt, dass es richtig und nicht falsch ist.

Hieraus ergibt sich, dass die Menschen, wenn sie sündigen wollen, als erstes ihr Gewissen einschläfern oder verdunkeln und am Ende dann womöglich leugnen, überhaupt einen Verstand zu besitzen, und behaupten, Tiere seien genau so rational wie sie. Irgendwo auf halbem Wege werden sie ihren Emotionen die Zügel schiessen lassen, so dass sie nicht länger denken müssen, sondern ihren Leidenschaften ungehemmt frönen können. Horvats Betrachtungen sind nicht so tiefschürfend, doch tatsächlich ist dieses heute so weitverbreitete Phänomen, seinen Emotionen freie Bahn zu lassen, ein fester Bestandteil des totalen Kriegs, den der moderne Mensch gegen Gott führt. Gott soll Sein eigenes Weltall doch endlich räumen, damit der Mensch Seinen Platz einnehmen und tun kann, was ihm gerade beliebt. Lieber Gott, sei uns gnädig!

Kyrie eleison.

Siegreicher Glaube

Siegreicher Glaube on August 6, 2011

Die letzten vier „Eleison Kommentare“ faßten die überzeugende Kritik Bischof Tissier de Mallerais’ am Denken von Papst Benedikt XVI. zusammen. Wie sieht unsere Reaktion auf diese Kritik aus? Betrachten wir drei Argumente, mit denen fromme Katholiken den Papst gegen den Vorwurf, daß sein Denken nicht katholisch sei, verteidigen könnten.

Eine erste Verteidigungslinie könnte gezogen werden durch die Behauptung, daß jedweder Angriff auf den Papst nur den Feinden der Kirche helfe. Doch besteht nicht die oberste Pflicht des Papstes genau darin, „seine Brüder im Glauben zu stärken“ (Lukas 22,32)? Wenn also ein Papst vom Glauben abirrt und wir ihm respektvoll zeigen, worin seine Verirrung besteht, so greifen wir ihn dadurch weder an, noch verrichten wir das Werk der Kirchenfeinde. Sondern vielmehr helfen wir ihm durch diesen Hinweis, seine Pflicht wieder deutlich zu erkennen, und wir erinnern ihn dadurch an das eine und einzige Mittel, mit welchem er diese Kirchenfeinde überhaupt besiegen kann, die heutzutage kräftiger sind als jemals zuvor: „Denn das ist der Sieg, der die Welt überwand: unser Glaube“ (1. Johannesbrief 5,4).

Ein zweiter Einwand gegen Bischof Tissiers Belege könnte – vor allem in unserer Zeit – lauten, daß Papst Benedikt nur ein Gefangener im Vatikan sei, d.h. daß er die katholische Tradition nicht derart verteidigen könne, wie er in Wirklichkeit wünsche. Zwar sind die nachkonziliaren Päpste tatsächlich durch hochrangige Kirchenmänner umgeben, die Freimaurer sind und im Geheimen die Kirche zu zerstören trachten. Auch dürften nach dem Zweiten Vatikanum die Geldmeister tatsächlich eine finanzielle Schlinge um den Hals des Vatikan immer enger gezogen haben. Doch würde der wahre Glaube wirklich verkündet werden, so zöge es auch genügend Geld an. Und wäre Benedikts Glaube nicht in Wahrheit ein Gefangener von Hegelianischen Irrtümern, so würde dieser Glaube die Freimaurer um den Papst mit Leichtigkeit besiegen! Vielleicht wäre dieser Sieg nur durch das Martyrium möglich, und es bedürfte gleich einer ganzen Reihe an Martyrer-Päpsten um die Kirche zu befreien. Aber wenn wir diese, wie in der Urkirche, nur wahrhaft verdienen würden, so wäre der Vatikan bald wieder frei!

Ein dritter und eher direkter Einwand wurde im letzten „Eleison-Kommentar“ bereits angeschnitten: Benedikt XVI. könnte behaupten, daß er nicht nur an die gegenseitige Korrektur von Glaube und Vernunft glaube, sondern auch an den überlieferten Glauben. Auf diese Weise, so könnte der Papst sagen, erreiche er zweierlei: Einerseits glaube er selber durchaus an die österliche Auferstehung des gekreuzigten Leibes Jesu Christi zusammen mit seiner Seele aus dem Grabe. Und anderseits könne er dem modernen Menschen sagen, daß die wahre Bedeutung der Auferstehung nicht in der Erhebung eines wirklichen Leibes aus einem wirklichen Grab bestehe, sondern in einer geistigen Liebe, welche den Tod besiege – aber dies sage er lediglich, um dem modernen, nichtgläubigen Menschen die Auferstehung zugänglich zu machen.

Oh Heiliger Vater, sagen Sie bitte: Stand der gekreuzigte Leib unseres Herrn nun aus dem wirklichen Grab auf oder nicht? Wenn er nicht auferstand, so hören Sie doch endlich zu glauben auf, daß er es tat, und geben Sie auch nicht mehr zu glauben vor, daß er es getan hat. Treten Sie sodann als Papst der Wahnwitzigen zurück, welche an diese Auferstehung glauben. Aber wenn der Leib Christi aus diesem Grabe wirklich auferstand, dann müssen Sie dem modernen Menschen g enau diese Tatsache verkünden. Denn er muß seinen Unglauben aufgezeigt und nicht laufend von „Liebe, Liebe, Liebe“ erzählt bekommen – letzteres geschieht sowieso den ganzen Tag. Der moderne Mensch muß vielmehr hören, daß nur unser wahrhaftig auferstandener Herr imstande war, sowohl seine unversöhnlichen Feinde zu entmachten, als auch Seine völlig entmutigten Apostel in Welteroberer zu verwandeln.

Heiliger Vater, es ist doch völlig nutzlos, die Welt mit ihren eigenen verkommenen Mitteln erreichen zu wollen. Erobern Sie sie mit den Mitteln unseres Herrn! Und wenn Sie gezwungen werden sollten, uns ein Beispiel des Martyriums zu geben, so seien Sie versichert, daß viele von uns in der nahen Zukunft genau dieses Beispiel dringend benötigen könnten. Wir beten in aller Demut für Sie.

Benedikts Denken – I.

Benedikts Denken – I. on Juli 9, 2011

Der „Eleison Kommentar“ vom 18. Juni 2011 versprach eine Folge von vier Ausgaben, welche die „Verwirrung“ in der „Glaubensweise“ von Papst Benedikt XVI. aufzeigen. Die Folge stellt eine Zusammenfassung des wertvollen Traktats dar, welches Bischof Tissier de Mallerais als einer der vier Bischöfe der Priesterbruderschaft St. Pius X. vor zwei Jahren über Benedikts Denken schrieb. Das Traktat heißt „Der Glaube, gefährdet durch die Vernunft“ („The Faith Imperilled by Reason“), und der Bischof bezeichnet es als „schlicht“ – trotzdem deckt es das grundsätzliche Problem des Papstes auf, d.h. wie man den katholischen Glauben der Kirche vollständig bekennen kann, ohne die Werte der modernen Welt verurteilen zu müssen. Das Traktat belegt, daß eine solche Glaubensweise zwingendermaßen verwirrt ist, auch wenn der Papst selber noch irgendwie glaubt.

Das Traktat besteht aus vier Teilen. Nach einer wichtigen Einführung in die „Hermeneutik der Kontinuität“ untersucht der Bischof kurz die philosophischen und theologischen Wurzeln des päpstlichen Denkens. Im dritten Teil legt er dann die Früchte dieses Denkens dar im Hinblick auf die Hl. Schrift, das Dogma, die Kirche und Gesellschaft, die Christkönigsherrschaft und die letzten Dinge. Der Bischof schließt sein Traktat dann mit einem maßvollen Urteil über den Neuglauben des Papstes – sehr kritisch, aber voller Respekt. Beginnen wir mit einem Überblick der Einleitung:—

Das grundlegende Problem von Benedikt XVI. ist – wie eigentlich für uns alle – der Gegensatz zwischen dem katholischen Glauben und der modernen Welt. So erkennt der Papst zum Beispiel durchaus, daß die moderne Wissenschaft amoralisch, die moderne Gesellschaft säkular und die moderne Kultur multireligiös ist. Er ortet den Gegensatz als zwischen Glaube und Vernunft bestehend – zwischen dem Glauben der Kirche und der von der Aufklärung des 18. Jahrhunderts herausgearbeiteten Vernunft. Allerdings ist er davon überzeugt, beide auf eine solche Weise auslegen zu können und zu müssen, daß sie in Einklang zueinander stehen. Dieser Überzeugung entsprang seine intensive Teilnahme am Zweiten Vatikanum, denn dieses Konzil versuchte gleichfalls, den katholischen Glauben mit der modernen Welt zu versöhnen. Die traditionellen Katholiken halten dieses Konzil allerdings für mißlungen, weil seine Grundsätze mit dem wahren Glauben unvereinbar sind. Daher rührt Papst Benedikts „Hermeneutik der Kontinuität,“ d.h. sein System der Auslegung, welches zeigen will, daß es keinen Bruch zwischen katholischer Tradition und dem Zweiten Vatikanum gegeben hat.

Die Grundsätze der Benediktschen „Hermeneutik“ gehen zurück auf den deutschen Historiker Wilhelm Dilthey (1833 – 1911). Dieser behauptete, daß die innerhalb der Geschichte auftretenden Wahrheiten nur innerhalb ihrer jeweiligen Geschichte verstanden werden können, und daß die den Menschen betreffenden Wahrheiten grundsätzlich nur unter Beteiligung des jetzigen menschlichen Subjekts in der jeweiligen Geschichte verstehbar seien. Um den Kern von Wahrheiten aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu übertragen, müssen demnach alle Bestandteile aus dieser Vergangenheit, welche heute belanglos sind, entfernt und mit Bestandteilen ersetzt werden, welche in der jetzigen Zeit wichtig sind. Benedikt wendet diesen zweistufigen Vorgang der „Reinigung und Bereicherung“ auf die Kirche an. So meint er einerseits mit der Vernunft den Glauben von seinen Fehlern der Vergangenheit reinigen zu müssen, beispielsweise den früheren Absolutismus. Andererseits muß man – so meint er – mit Hilfe des Glaubens die Vernunft der Aufklärung im Hinblick auf ihre Angriffe gegen die Religion mäßigen, und sie daran erinnern, daß ihre menschlichen Werte, ihre Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit alle ihren Ursprung in der Kirche hätten.

Der große Denkfehler des Papstes liegt hier darin begründet, daß die Wahrheiten des katholischen Glaubens – auf welchen die christliche Zivilisation erbaut war und worauf ihre schwachen Reste immer noch ruhen – ihren Ursprung keinesfalls innerhalb der menschlichen Geschichte haben, sondern im ewigen Schoß des unveränderlichen Gottes. Es sind ewige Wahrheiten, aus der Ewigkeit und für die Ewigkeit. „Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen,“ spricht unser Herr (Matthäus 24,35).

Weder vermag Dilthey noch scheinbar Benedikt XVI. sich solche Wahrheiten vorzustellen, welche die menschliche Geschichte und vor allem ihre Aufbereitung weit überragen. Wenn der Papst denkt, daß er durch solche Zugeständnisse an die glaubenslose Vernunft deren Anhänger zum wahren Glauben bringen wird, so hat er falsch gedacht. Denn diese Anhänger verachten den Glauben dadurch nur noch mehr!

Nächstes Mal werden wir die philosophischen und theologischen Wurzeln von Papst Benedikts Denken betrachten.

Kyrie eleison.

Männliche Autorität

Männliche Autorität on Mai 28, 2011

Zwei junge Männer, welche vor der Ehe etwas Angst haben, baten mich kürzlich um eine Anleitung dafür, wie Männer echte Männer sein sollen. Sie stießen einen regelrechten Hilferuf aus: „Wann sollen wir freundlich, wann fest im Umgang mit Frauen sein? Wir wissen es einfach nicht mehr.“ In der Vergangenheit beantwortete der gesunde Menschenverstand den meisten Männern diese Frage. Doch heutzutage hat die liberale Propaganda die Autorität generell so stark untergraben, daß das Problem ihres Einsatzes in der Ehe ein Grund dafür sein dürfte, daß viele junge Leute lieber nur zusammenleben, anstatt zu heiraten. Zwar stellt der folgende Text keine Anleitung dar, doch dürfte er den zwei Musketieren immerhin die Richtung weisen.

Der Hl. Paulus sagt: „Daher beuge ich meine Knie vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, von dem jede Vaterschaft im Himmel und auf Erden ihren Namen hat“ (Epheser 3,14–15). Anders formuliert: Jede Vaterschaft respektive Autorität unter den Geschöpfen Gottes fußt auf und entstammt der Vaterschaft und Autorität Gottes. Dostojewski läßt einen seiner Charaktere sagen: „Wenn Gott nicht existiert, dann habe ich keinen Grund, Offizier zu sein.“ Es leuchtet daher ein, wenn die Menschen Gott aus ihrer Gesellschaft jagen – und heute wird er aus der ganzen weiten Welt gejagt –, so wird jede Autorität grundsätzlich untergraben. Im einzelnen Menschen wird daher die Vernunft die Leidenschaften nicht mehr lenken können, in der Familie wird der Vater den Haushalt nicht mehr steuern können, und im Staate wird scheinbar Demokratie als einzig legitime Form von Regierung angesehen, was sie in der Tat gar nicht ist.

Wer allerdings das tägliche Leben genau beobachtet, wird zugeben müssen, daß in der Familie die Männer stärker als die Frauen die Vernunft gebrauchen, während die Frauen bei der Intuition und bei den Gefühlen stärker als die Männer sind. Falls Sie das bezweifeln, so schauen Sie eine beliebige Situationskomödie an. Die Gefühle haben ihren rechten Platz im Leben, und man verpönt sie – und die eigene Ehefrau – stets auf eigene Gefahr. Die Gefühle jedoch kommen und gehen, und sie sind unbeständig. Daher helfen sie zwar beim Handeln, aber nicht auf verlässliche Weise. Wenn vielmehr die Vernunft erkennt, was objektiv wahr und gerecht ist, so wird sie dadurch gefestigt, daß das objektiv Wahre und Gerechte über dem Einzelnen und seinen Gefühlen stehen. Aus diesem Grund kann die Vernunft zwar auf die Gefühle hören, muß sie allerdings beherrschen. Deswegen verfügen Männer ihrem Wesen nach über eine natürliche Autorität, welche nur in Ausnahmefällen den Frauen zukommen kann, die andere Qualitäten besitzen. Daher ist der Mann das natürliche Haupt der Familie und im Zuhause, während die Frau das natürliche Herz ist.

Der Liberalismus, welcher die moderne Welt beherrscht, löst allerdings jedweden Sinn für das objektiv Wahre und Gerechte auf. Dadurch raubt er das Objekt der Vernunft, sowie ihren objektiven Anker in der Wirklichkeit oberhalb und unabhängig vom vernunftgebrauchenden Subjekt. Der Liberalismus trifft also die Männer härter als die Frauen, weil die Vernunft das Vorrecht der Männer ist, während die weiblichen Instinkte der Frau nicht von der Vernunft abhängen. Aus dem gleichen Grund untergräbt der Liberalismus die männliche Autorität, weil sie abhängt von der Ausrichtung der Männer an dem, was über ihnen ist: letztendlich an der göttlichen Wahrheit und Gerechtigkeit. So verkommt jede von Gott gelöste Autorität zur Willkür.

Ihr Jungmänner, strebt beim Umgang mit Männern oder Frauen danach, wahrhaftig und gerecht zu sein. Bittet Gott um die nötige Hilfe, die Wahrheit und Gerechtigkeit zu erkennen in einer Welt voll der Unwahrheit, Ungerechtigkeit und des willkürlichen Mißbrauchs von Autorität. Handelt dann nach Eurer Erkenntnis und Ihr werdet Eure männliche Autorität von oben wiederaufbauen, inmitten einer von unten sie untergrabenden Welt. Kurz gesagt: „Suchet zuerst Gottes Reich und Gerechtigkeit, und dies alles wird euch dazugegeben werden.“ (Matthäus 6,33).

Kyrie eleison.

Wenig Auserwählte

Wenig Auserwählte on Januar 22, 2011

Warum ist es scheinbar so schwierig, seine Seele zu retten? Warum werden nur so wenige Seelen gerettet im Vergleich zur Anzahl der verdammten Seelen, wie uns verkündet wird? Wenn es Gottes Wunsch ist, daß alle Seelen gerettet werden (1. Timotheus 2,4), warum erleichterte Er dies dann nicht – wo es doch sicherlich in Seiner Macht gestanden wäre?

Die prompte und einfache Antwort darauf lautet, daß es gar nicht so schwierig ist, seine Seele zu retten. Die Höllenqualen der Seelen bestehen zu einem Teil sogar aus der klaren Erkenntnis, wie leicht sie ihre Verdammnis hätten vermeiden können. Verdammte Nicht-Katholiken könnten sagen: „Ich wußte, daß am Katholizismus etwas dran ist. Doch wollte ich der Sache nie genauer nachgehen, weil es abzusehen war, daß ich dann mein Leben hätte ändern müssen.“ (Winston Churchill sagte einmal, daß zwar jeder Mensch irgendwann in seinem Leben auf die Wahrheit trifft, die meisten Menschen ihr dann aber aus dem Weg gehen). Und verdammte Katholiken könnten sagen: „Gott schenkte mir den Glauben und es war mir bewußt, daß ich nur eine gute Beichte gebraucht hätte. Doch dachte ich, daß es bequemer wäre, diese hintanzustellen – und so starb ich im Stand meiner Sünden . . .” In der Hölle weiß jede Seele, daß sie aus eigenem Verschulden und aus eigener Entscheidung dort ist. Dafür kann nicht Gott verantwortlich gemacht werden. Beim Rückblick auf ihr irdisches Leben erkennen diese verdammten Seelen eindeutig das große Bemühen Gottes, welches sie daran hindern wollte, in die Hölle sich zu stürzen. Doch diese Seelen wählten ihr Schicksal aus freien Stücken, und Gott respektierte diese Entscheidung. Tauchen wir doch etwas tiefer in dieses Thema ein:

Gott entschied in Seiner unendlichen Güte, Großzügigkeit und Glückseligkeit – sowie ohne Notwendigkeit –, Wesen zu schaffen mit der Fähigkeit, an Seiner Glückseligkeit teilzuhaben. Weil Gott reiner Geist ist (Johannes 4,24), mußten solche Wesen wiederum geistig sein und nicht nur rein materiell wie die Tiere, Pflanzen und Mineralien. Deshalb erfolgte die Erschaffung der körperlosen Engel sowie der Menschen mit einer geistigen Seele in einem materiellen Körper. Nun aber besteht diese Geistigkeit – durch welche die Engel und die Menschen überhaupt zur Anteilname an der göttlichen Glückseligkeit befähigt sind – aus der Vernunft und dem freien Willen. In der Tat verdient eine Seele ihre Teilhabe an Gottes Glückseligkeit erst durch den freien Willen, mit welchem sie sich freiwillig für Gott entscheidet. Doch wie könnte diese Entscheidung für Gott wirklich frei sein, wenn es gar keine andere Auswahlmöglichkeit gäbe, welche von Gott wegführt? Welchen Verdienst erwürbe beispielsweise ein Knabe, der den Kauf eines Buches von Goethe beschlösse, wenn es in dem Buchladen jedoch nur Goethe zu kaufen gäbe? Wenn es aber schlechte Alternativen gibt, und wenn der freie Wille wirklich und nicht nur scheinbar frei ist, wie sollte es dann nicht auch Engel und Menschen geben, welche sich für das Schlechte entscheiden?

Die Frage mag dennoch folgen, wie Gott in seiner Voraussicht zulassen konnte, daß die Mehrheit der Seelen für ihre Verweigerung Seiner Liebe diese furchtbare Strafe der Verdammung auf sich zieht? Die Antwort lautet, je schrecklicher die Hölle ist, desto sicherer schenkt Gott jedem lebenden Menschen genügend Gnade, Licht und Kraft, um dieser Strafe zu entrinnen – allerdings gilt, wie schon der Hl. Thomas von Aquin hierzu anmerkte: Die Mehrheit der Menschen zieht die momentanen und bekannten Sinnesfreuden den zukünftigen und unbekannten Freuden im Paradies vor. Warum hat Gott dann die Sinnesfreuden so stark ausgeprägt? Einerseits sicherlich als Gewährleistung, daß Eltern Kinder zeugen werden, um später Gottes Himmel zu bevölkern. Andererseits aber auch, um die Anstrengung jener Menschen verdienstvoller zu machen, welche das Streben nach irdischem Vergnügen der wahren Glückseligkeit des nächsten Lebens nachordnen – eine Glückseligkeit, welche jenen gehört, die sie wollen! Wir müssen sie nur gewaltig genug wollen (Matthäus 11,12)!

Gott ist kein mittelmäßiger Gott; deswegen will Er den Ihn liebenden Seelen kein mittelmäßiges Paradies bieten.

Kyrie eleison.

Mehr anstrengen!

Mehr anstrengen! on November 13, 2010

Ein nicht-katholischer Freund, den ich seit 50 Jahren kenne, sagte mir kürzlich: „Wie ich Dich um Deine Gewißheit beneide!“ Ich denke, daß er damit seinen Wunsch ausdrückte, auch glauben zu können, was wir Katholiken glauben, es aber nicht zu glauben können meint. Beinahe hätte ich erwidert: „Streng Dich mehr an!,“ doch unter den gegebenen Umständen war Schweigen angemessener.

Während zu glauben ein Akt des Verstandes und nicht des Willens ist, muß trotzdem der Wille den menschlichen Verstand anstoßen, damit er die übernatürlichen Glaubenswahrheiten – die wesentlich über dem natürlichen Fassungsvermögen stehen – überhaupt glauben kann. An das Übernatürliche zu glauben ist deswegen zwar kein Akt des Willens, aber ohne einen Willensakt unmöglich. „Niemand glaubt gegen seinen Willen,“ weiß der hl. Augustinus. Daher kann es durchaus angebracht sein, jemandem, dessen Verstand nicht glaubt, zu raten: Streng Dich mehr an – gemeint ist: mit dem Willen. Dieser Rat an sich wird auch nicht in Wunschdenken münden, wenn die Glaubensinhalte, zu denen der Wille drängt, objektiv wahr sind.

Wer die katholischen Gläubigen wahrhaftig und aufrichtig um ihre Glaubensgewißheit beneidet, sollte zuerst mit seinem Verstand prüfen, wie vernünftig die katholischen Glaubensvorstellungen sind. Diese mögen zwar die menschliche Vernunft übersteigen, stehen jedoch nicht im Gegensatz zu ihr. Wie sollten sie das auch sein? Denn wie könnte Gott einerseits der Schöpfer unserer menschlichen Vernunft sein, und andererseits dieser Vernunft auferlegen, an Wahrheiten zu glauben, die sie vergewaltigen? Gott würde sich damit nur selber widersprechen. Der hl. Thomas von Aquin zeigt in seiner „Summa Theologiae“ laufend, daß Glaube und Vernunft zwar völlig verschieden sind, aber in perfekter Harmonie zueinander stehen.

Was kann somit die menschliche Vernunft unternehmen, und was sollte mein Freund tun? Die Vernunft kann eine natürliche Rampe in Richtung des übernatürlichen Glaubens bauen; beispielsweise durch das Studium der durchaus vernünftigen Argumente, die Gottes Existenz, die Gottheit des Menschen Jesus Christus und seine göttliche Stiftung der römisch-katholischen Kirche beweisen. Diese Argumente sind für die natürliche Vernunft erreichbar, solange der Wille nicht dagegen ankämpft. Denn ein irregeführter Verstand wird die vor ihm liegende Wahrheit niemals erkennen. Der Wille muß die Wirklichkeit wollen, andernfalls wird der Verstand die Wahrheit nicht finden. Für uns Menschen heißt Wahrheit, unseren Verstand mit der Wirklichkeit in Übereinstimmung zu bringen.

Sobald ein Mensch mit rechter Vernunft und aufrichtigem Willen alles ihm mögliche getan hat, um die Vernünftigkeit des Glaubens zu begreifen, hat er allerdings noch nicht den übernatürlichen Glauben erlangt, der ein Geschenk Gottes bleibt. Doch wie könnte Gott einerseits von uns zu glauben verlangen (unter Androhung der ewigen Verdammnis, siehe Markus 16,16), und andererseits das Geschenk des Glaubens ausgerechnet jener Seele verweigern, die doch alles in ihrer natürlichen Macht stehende getan hat – wobei Gott nicht getäuscht werden kann –, um für dieses Geschenk bereit zu sein? Besonders wenn, nachdem ich vernünftigerweise alles mir mögliche getan habe, ich im Gebet demütig um dieses Geschenk des Glaubens bitte? „Gott widersteht den Hoffärtigen, den Demütigen aber gibt er Gnade“ (Jakobusbrief 4,6), und er läßt sich von denen finden, die ihn aufrechten Herzens suchen (vergleiche Deuteronomium 4,29; Jeremias 24,13; Klagelieder 3,25, und viele andere Stellen im Alten Testament).

Lieber Freund, lies und bitt! Streng Dich nur an, und Du gelangst höchstwahrscheinlich zur ersehnten Gewißheit!

Kyrie eleison.