Eleison Kommentare

Angelismus

Angelismus on Februar 11, 2012

Der konservative englische Schriftsteller unserer Zeit Roger Scruton erkannte nicht nur scharfsinnig, warum Thomas S. Eliot (1888–1965) „unzweifelhaft der größte englische Dichter des 20. Jahrhunderts war,“ sondern hat damit auch den bedrängten Katholiken des 21. Jahrhunderts Interessantes zu erzählen: Die Lösung liegt im Schmerz selber, so darf man aus seiner Analyse schließen. Wenn wir von der heutigen Welt gekreuzigt werden, so ist dieses das für uns bestimmte und von uns zu tragende Kreuz.

Poetisch gesehen war Eliot ein Erz-Modernist. Wie Scruton schreibt: „Eliot stürzte das 19. Jahrhundert der Literatur und führte das Zeitalter der freien Verse, der Entfremdung und der Experimente ein.“ Ob Eliots finale Verbindung von Hochkultur und Anglizismus eine ausreichende Lösung für die von ihm angepackten Probleme bot, ist fraglich. Doch wer wird verneinen wollen, daß Eliot mit seinem berühmten Gedicht „Das wüste Land“ („The Waste Land“) im Jahre 1922 der modernen englischen Lyrik den Weg bahnte? Der enorme Einfluß seiner Gedichte zeigt zumindestens, daß Eliot seinen Finger am Puls der Zeit hatte. Er ist ein Mann der Moderne, welcher das Problem der heutigen Zeit frontal anpackte. Dieses Problem faßte Scruton so zusammen: „Fragmentierung, Ketzerei und Unglaube.“

Hätte allerdings Eliots Gedicht „Das wüste Land“ im Chaos gar keinen Sinn gefunden, so wäre es kein solch bekanntes Meisterwerk geworden. In nur 434 Zeilen zeichnet es ein hervorragendes Bildnis der zerrütteten europäischen „Zivilisation,“ welche aus den Trümmern des Ersten Weltkrieges (1914–1918) emporstieg. Doch wie gelang Eliot dies? Weil, wie Scruton antwortet, Eliot der Erz-Modernist gleichzeitig ein Erz-Konservativer war. Er hatte die großen Dichter der Vergangenheit ganz in sich aufgenommen; vor allem Dante und Shakespeare, aber er kannte sich auch in den Werken moderner Meister wie Baudelaire und Wagner aus. „Das wüste Land“ zeigt eindeutig, daß es Eliots Verständnis für die Ordnung der Vergangenheit ist, welche es ihm erlaubte, die Unordnung der Gegenwart darzustellen.

Scruton merkt an, daß, wenn Eliot die große traditionelle Romantik der englischen Literatur des 19. Jahrhunderts hinwegfegte, dann deswegen, weil diese Romantik nicht mehr der Wirklichkeit seiner Zeit entsprach. „Eliot glaubte, daß die Verwendung abgenutzter poetischer Diktion und beschwingter Rhythmen durch seine Zeitgenossen eine schwere moralische Schwäche verriet: Ein Versagen, das Leben so zu beobachten, wie es wirklich ist; ein Versagen, so zu fühlen, wie wir wirklich fühlen müssen angesichts einer Erfahrung, welche unausweichlich die unsere ist. Und dieses Versagen war laut Eliot keineswegs auf die Literatur beschränkt, sondern durchzog das gesamte moderne Leben.“ Eliots Suche nach einer neuen literarischen Ausdrucksweise, nach einem neuen Idiom, war daher Teil einer umfassenderen Suche – einer Suche „nach der Wirklichkeit der modernen Erfahrung.“

Sahen und sehen wir denn nicht in der Kirche eine ebensolche „schwere moralische Schwäche“? Die Schwäche der Kirche der 1950er Jahre können wir als „Fünziger-ismus“ bezeichnen, und er war der direkte Vater des Zweiten Vatikanischen Konzils der 1960er Jahre. Aber worin bestand er? Bestand er nicht in der Weigerung, die moderne Welt so zu betrachten, wie sie wirklich war? In der Vortäuschung, wonach alles und jeder nett sei? Eine Vortäuschung, wonach wir uns nur in angelistische Sentimentalitäten einzulullen bräuchten, damit die Probleme der Kirche inmitten einer Revolutionswelt verschwänden? Ist die heutige Vortäuschung, wonach Rom die katholische Tradition wirklich mögen würde, im Kern etwa nicht dieselbe Verweigerung der Wirklichkeit? So wie Eliot zeigte, daß Sentimentalität der wahren Poesie den Garaus macht, so zeigte uns Erzbischof Lefebvre, daß Sentimentalität auch dem wahren Katholizismus das Ende bereitet. Der erz-konservative Erzbischof war der Wahrhaftigste der modernen Katholiken.

Liebe Katholiken, die heutige Wirklichkeit mag uns durch ihre unzähligen verderbten Weisen kreuzigen. Doch freuen wir uns darüber, sagt der Heilige Paulus, freuen wir uns immer wieder, denn allein im Annehmen unseres modernen Kreuzes liegt heute unsere Erlösung und die einzige Zukunft des Katholizismus.

Kyrie eleison.

Verbrecherisches Finanzwesen – II.

Verbrecherisches Finanzwesen – II. on Februar 4, 2012

Dem verbrecherischen Weltfinanzwesen kommt heute eine religiöse Bedeutung zu, weil es bei der Versklavung der gesamten Welt eine wichtige Rolle spielt. Diese Versklavung geschieht durch die – bewußten oder unbewußten – Feinde Gottes; wobei die raffiniertesten von ihnen sicherlich genau wissen, daß ihr oberstes Ziel darin liegt, jede einzelne Seele in die Hölle zu stürzen. Bevor wir allerdings die anderen Teile ihrer Finanzmaschinerie vorstellen, müssen wir zuerst einmal das absolut Gefährliche am Mindestreserve-Bankwesen begreifen. Dieses stellten wir erstmals vor im „Eleison Kommentar CCXXIII“ vom 29. Oktober letzten Jahres.

Im Mindestreserve-Bankwesen braucht eine Bank von jenem Geld, welches sie unter ihren Kunden zirkulieren läßt, nur noch einen kleinen Teil als Reserve für Kundenauszahlungen bereitzuhalten. Dieses Bankwesen entstand im europäischen Spätmittelalter, als Bankiers die folgende Beobachtung gemacht hatten: Wenn sie zum Beispiel 100 Unzen Gold an Einzahlungen besaßen und dafür 100 Zettel ausstellten, welche dem jeweiligen Inhaber bescheinigten, für dieses Papier-Zertifikat genau eine Unze Gold von der Bank zu erhalten, so kamen selten mehr als rund 10 Kunden gleichzeitig mit ihrem Zertifikat zur Bank, um ihre physikalische Goldeinlage zurückzufordern. Solange die Kunden ihrer Bank vertrauten, daß letztere bei Vorlage der Zertifikate immer genügend Gold herausgeben könnte und würde, solange konnten diese Papierzertifikate geschickt als Geld dienen und unter den Menschen zirkulieren.

Mit der Zeit merkten also die Bankiers, daß sie im normalen Geschäftsgang eigentlich nur 10 Unzen Gold für ihre 100 Zertifikate als Reserve zu halten brauchten bzw. für 100 Unzen Gold sogar 1.000 Papier-Zertifikate ausstellen konnten. 900 von diesen 1.000 Zertifikaten hätten zwar in der Bank keine echte Deckung und wären somit von der Bank aus Luft geschaffenes „Spaßgeld.“ Doch würde dieses Spiel solange funktionieren, wie höchstens jeder zehnte Kunde zur selben Zeit sein Papier-Zertifikat gegen ein tatsächliches Goldstück einlösen wollte.

Wenn allerdings mehr als nur jeder zehnte Kunde sein Zertifikat gegen echtes Gold eintauschen wollte, dann hätte die Bank nicht genügend Gold, um alle Zertifikate zu bedienen. In diesem Fall müßte die Bank entweder schnell Gold von anderen Quellen borgen, um es an die Kunden aushändigen zu können, oder die Kunden würden merken, daß man ihr Vertrauen betrogen hatte. Wenn ihr Vertrauen in die Bank erst einmal verschwunden wäre, würden alle Kunden gleichzeitig ihr Gold zurückverlangen und dadurch einen Banken-Ansturm verursachen – solche Banken-Anstürme kann es nur im Mindestreserve-Bankwesen geben. Letztendlich würde ein Großteil der Kunden mit wertlosen Papierscheinen dastehen. Die Bank wäre dann natürlich bankrott und man könnte nur hoffen, daß sie ganz verschwände.

Im Mindestreserve-Bankwesen sind also die Banken wesenhaft zerbrechlich und betrügen letztendlich das Vertrauen ihrer Kunden. Nach außen können solche Banken zwar eine Art Unterstützungsgarantie für den Notfall beschaffen, was oft durch Rückgriff auf eine Zentralbank geschieht. Doch diese Garantie ist eben nur so sicher wie der Garantiegeber und verleiht außerdem den Zentralbanken eine gefährliche Macht. Das ist noch ein weiterer erzählenswerter Teil des verbrecherischen Finanzsystemes. Zuerst allerdings wollen wir den Zinseszins untersuchen.

Geld heißt Macht. Die Macht steht auf dem Spiel – und letztendlich das Heil der Seelen. Möge bloß niemand denken, daß diese Fragen nichts mit Religion zu tun hätten! Erinnern wir uns nur an das Goldene Kalb.

Kyrie eleison.

Mehr Heiterkeit

Mehr Heiterkeit on Januar 28, 2012

Eure Exzellenz, bitte strahlen Sie durch Ihre Kommentare doch mehr Heiterkeit aus!

Gott existiert. Er ist allmächtig, allwissend, allgerecht, und auch seine Barmherzigkeit ist grenzenlos. Er hält die Zügel von allem Geschehen auf dieser Welt vollkommen in seiner Hand. Weder der Teufel noch seine menschlichen Handlanger – inklusive den heute weltbeherrschenden Verbrechern – können auch nur einen Finger krümmen ohne Gottes Erlaubnis. Er kennt jedes Detail ihrer teuflischen Pläne und nutzt jeden von ihnen zur Erfüllung Seiner eigenen Vorsehung.

Aber wie kann Gott dann so viel Böses in unserer Welt zulassen?

Weil Gott zwar einerseits niemals Böses will, es aber andererseits zulassen will, um daraus ein größeres Gut zu ziehen. Viele Prophezeiungen deuten darauf hin, daß aus der heutigen Verderbtheit der Menschen morgen schon der größte Triumph der katholischen Kirche entstehen wird. Beispielsweise sagt unsere Liebe Frau von Fatima: „Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren.“ Wir erleben heute, wie Gott seine Feinde für die Reinigung seiner Kirche benutzt.

Aber hätte Gott denn keinen angenehmeren Weg zur Reinigung seiner Kirche finden können, als daß wir diese geradezu unfaßbare Verderbtheit unserer heutigen Umgebung ertragen müssen?

Wenn dies alleine von Gott abhinge, so hätte er zweifellos andere Wege zur Reinigung seiner Kirche finden können. Doch wenn Sie und ich alles wüßten, was Gott weiß – ein törichter Gedanke, natürlich! –, und wenn Sie und ich darüberhinaus den gottgegebenen freien Willen aller Menschen respektieren wollten – was Gott ja will –, dann würden Sie und ich die Art und Weise von Gottes Vorgehen höchstwahrscheinlich als die beste erkennen.

Bitte, was genau hat denn der freie Wille des Menschen mit der ganzen Fragestellung zu tun?

Gott will nicht, daß Roboter oder rein vernunftlose Tiere an seiner Glückseligkeit teilhaben. Nun aber kann selbst der Allmächtige seinen Geschöpfen keine verdiente Glückseligkeit schenken, wenn diese zu verdienen unfähig sind. Denn das wäre widersprüchlich, und seine Macht reicht über alles Sein, nicht aber über das Nichtsein wie z.B. widersprüchliche Dinge. Wenn also Gottes Geschöpfe seine Glückseligkeit wenigstens zu einem gewissen Anteil verdienen können sollen, so muß er ihnen einen freien Willen zugestehen. Damit jedoch dieser Wille wahrhaftig sei, muß er das Gegenteil von Gottes Willen für ihn wirklich wählen können. Und wenn also dieser freie Wille sogar das Böse wählen kann, so wird dies mehr oder weniger häufig auch geschehen.

Aber Sie sagen doch, daß die wahre Kirche an der Lehre unseres Herrn festhält, wonach der Weg in den Himmel schmal ist und nur wenige ihn beschreiten (Matthäus 7,14). Wie kann es Gottes Mühe lohnen, beispielsweise heute eine zahlreiche Masse an Menschen zu erschaffen, wenn dann nur relativ wenige von ihnen in den Himmel kommen? Ist der zu zahlende Preis – daß also viele Seelen in den Schrecknissen der Hölle enden – hierbei nicht viel zu hoch, wenn nur relativ wenige Menschen in den Himmel kommen?

Für Gott zählt Qualität, nicht Quantität. Daß bereits zehn Männer die ganze Stadt Sodom vor dem Zorn Gottes hätten bewahren können (Genesis 18,32), beweist, wie wertvoll Gott eine einzige Seele erachtet, welche seine Liebe erwidert – im Vergleich zu einer großen Zahl Seelen, welche aus eigenem Entschluß seine Liebe zurückweisen. „Für Dich allein hätte ich mein ganzes Leiden erduldet,“ sprach unser Herr einmal zu einer begnadeten Seele – und er würde das Gleiche zu jeder Seele sagen.

Wollen Sie damit sagen, daß, wenn die Welt mit Sorgen und Qualen mich erfüllt und ich nur noch stärker mich an Gott klammere, er dieses dann mir und meinen Nächsten anrechnet? Dann könnte ich ja fast wünschen, daß die ganze Welt noch schlimmer sein möge!

Jetzt fangen Sie an, zu verstehen.

Kyrie eleison.

„Geistige Krankheit“

„Geistige Krankheit“ on Januar 21, 2012

Ein langjähriger Brieffreund schrieb mir kürzlich ein dutzend Argumente dafür auf, warum die Priesterbruderschaft zu einer Vereinbarung mit Rom gelangen müsse – selbst wenn die Lehrgespräche von 2009 bis 2011 eine grundsätzliche Uneinigkeit in Glaubensfragen zwischen Rom und der Bruderschaft aufzeigten. Auf ein Argument dieses Freundes möchte ich im folgenden näher eingehen, weil es glaube ich vor Augen führt, womit die Priesterbruderschaft es wirklich zu tun hat.

Er schrieb, daß die Bruderschaft ihr Verständnis für die Kirchenzugehörigkeit zu verlieren droht, wenn sie ihr Verhältnis zu Rom nicht bald „normalisiere.“ Denn es gibt Laien und auch Bruderschaftspriester, welche in ihrer gegenwärtigen anormalen Situation sich wohlfühlen und sich an sie gewöhnt haben, weil die Bruderschaft ja „alles hat, was sie benötigt – insbesondere Bischöfe.“ So eine Anpassung, schreibt der Freund, geht in die Richtung einer schismatischen Haltung und führt praktisch – wenn nicht theoretisch – zum Sedisvakantismus. Darauf antwortete ich, daß mir die Annahme einer schismatischen Haltung wesentlich ungefährlicher vorkomme als die Ansteckung mit der „geistlichen und geistigen Krankheit der heutigen Römer, wenn man ihnen zu nahekommt.“ War das eine skandalöse Antwort? Gerne erkläre ich sie näher.

Ein anderer Freund verwendete den Begriff „geistige Krankheit“ für jene hohe römische Würdenträger, mit welchen er kürzlich intensiv zu tun hatte. Er sagte, daß diese zwar intelligente, aufrichtige Männer und völlig imstande waren, die ihnen vorgelegten Argumente der katholischen Tradition zu erfassen, daß sie aber gleichzeitig „geistig krank sind. Sie besitzen doch die Autorität.“ Als mein Freund diese Römer als „geistig krank“ bezeichnete, beabsichtigte er gewiß keine Beleidigung ihrer Person. Im Gegenteil sprach er etwas wesentlich schwerwiegenderes aus als eine persönliche Beleidigung: er kommentierte den durch ihre Gespräche herausgestellten, objektiven Geisteszustand der Römer. Denn der Verstand dieser Römer fußt nicht mehr länger auf der Wahrheit.

Und ein dritter Freund, welcher mit römischen Würdenträgern im Gespräch war, sagte dasselbe in anderen Worten. Damals fragte ich ihn: „Hätten Sie nicht direkt zum Kern der Sache vorstoßen und mit ihnen zusammen die grundlegende Frage nach dem Verhältnis von Verstand und Wahrheit aufwerfen können?“ Er erwiderte: „Nein. Denn sie hätten nur geantwortet, daß sie die Kirchenautorität und die katholische Kirche seien, und daß, wenn wir katholisch sein wollen, es an ihnen läge uns zu sagen, auf welche Art.“ So ein Verstand fußt also nicht auf der Wahrheit, sondern nur auf der Autorität. Nun mag beispielsweise Milch eine wunderbare Sache sein, aber stellen wir uns einen Autofahrer vor, der in aller Ruhe darauf bestehen würde, seinen Benzintank mit Milch zu füllen! Das große Problem ist nun, daß fast die gesamte moderne Welt jeden Sinn und jede Liebe für die Wahrheit verloren hat. Für lange Zeit widersetzte die Kirche sich diesem Wahrheitsverlust, aber durch das Zweite Vatikanische Konzil brach auch dieser letzter Widerstand zusammen.

In der Tat gibt die moderne Welt sich glamourös und gewichtig – ganz wie das moderne Rom. Ein italienischer Freund beschreibt den Glanz der vatikanischen Büros wie folgt: „Die römischen Paläste zu betreten ist ein gewagtes Unternehmen, denn bereits die Luft, welche man darin atmet, ist unwiderstehlich. Die Faszination dieser heiligen Hallen rührt weniger von den liebenswerten Offiziellen her (denn bei weitem nicht alle sind liebenswert!), also vielmehr von der Bedeutung, den diese Hallen durch die 2000jährige Kirchengeschichte ausstrahlen. Stammt diese Faszination vom Himmel? Oder von der Hölle? Jedenfalls verführt die bloße Atmosphäre des Vatikans seine Besucher und macht ihren Willen gefügsam.“

Hierbei ist diese Faszination des Vatikans allerdings nur ein kleiner Teil des starken Drucks der modernen Welt, welcher auf unseren Verstand einwirkt, um ihn zu lähmen und um uns zu drängen, mit dem Strom zu schwimmen. Lieber Freund, lieber wäre ich ein schismatischer Sedisvakantist als ein römischer Apostat. Doch mit der Gnade Gottes keines von beiden!

Kyrie eleison.

Staatsreligion – III.

Staatsreligion – III. on Januar 14, 2012

Die Behauptung, daß der Staat die katholische Religion weder bekennen noch beschützen brauche, ist ein klassischer liberaler Irrtum und einer der Hauptirrtümer des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ein Liberaler könnte seinen siegreichen Plan auf diese Weise schildern: „Greifen wir den Katholizismus nicht direkt an, sondern teilen und herrschen wir: spalten wir den einzelnen Menschen von der Gesellschaft ab, indem wir behaupten, daß der Mensch kein Gesellschaftswesen sei. Dann geben wir vor, daß die Religion eine rein persönliche Angelegenheit sei. Auf diese Weise können wir die Gesellschaft übernehmen, und wenn wir sie erst einmal liberalisiert haben, nutzen wir sie als mächtige Waffe zum Liberalisieren der Einzelnen – denn selbstverständlich ist der Mensch ein Gesellschaftswesen! Will dann ein Einzelner nicht liberalisiert werden, so bekommt er größte Schwierigkeiten mit der Gesellschaft, welche wir zuvor liberalisierten.“ Ist es etwa nicht so? Schauen Sie sich doch nur um. Beantworten wir nun drei weitere Einwände gegen die Lehre, daß für das Heil der Seelen jeder Staat katholisch sein sollte.

Eure Exzellenz, unser Herr sagt selber: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und gebt Gott, was Gottes ist“ (Matthäus 12,21). Hier trennt unser Herr doch ganz klar Kirche und Staat. Deswegen sollte kein Staat sich auf den Katholizismus oder auf irgendeine andere Religion einlassen.

Antwort: Nein, unser Herr trennt hier nicht Kirche und Staat. Er stellt lediglich eine Unterscheidung des gesunden Menschenversandes an zwischen dem, was der Einzelne dem Staat schuldet (Steuern, usw.) und was der Einzelne Gott schuldet (Anbetung). Unser Herr sagt absolut nicht, daß der weltliche Staat dem ewigen Gott nichts schuldet. Tatsächlich schuldet der Staat als kollektive, weltliche Autorität über einer Anzahl von Menschen in seinen Autoritätshandlungen dem allmächtigen Gott, was die einzelnen Menschen als soziale Wesen Gott schulden: namentlich die soziale Anerkennung von Gottes Naturrecht, sowie so viel soziale Anerkennung und Förderung der Kirche – welche durch den natürlichen Verstand eigenständig als wahr erkannt werden kann –, wie es der Rettung der Seelen nicht im Wege steht.

Aber das Erkennen der wahren Religion ist eine Angelegenheit des Einzelnen. Wie kann dann der Staat als Staat grundsätzlich verpflichtet sein, katholisch zu sein?

Antwort: Der Staat ist lediglich die moralische (d.h. nicht-materielle) Vereinigung von einer mehr oder weniger großen Anzahl von physikalischen (d.h. materiellen) Menschen in einem politischen Körper. Jeder einzelne dieser Menschen ist – unabhängig davon, ob er bereits die übernatürliche Gnade des Glaubens besitzt – schon allein durch den rechten Gebrauch seiner natürlichen Vernunft zu der Erkenntnis befähigt, daß Gott existiert, daß Jesus Christus Gott ist und daß die katholische Kirche die von Jesus Christus gegründete Kirche ist. Wenn also ein Staat die wahre Religion nicht erkennt, so liegt das nicht etwa daran, daß seine Bürger dies nicht erkennen können, sondern daran, daß diese aus mehreren Gründen ihre gottgegebene Vernunft nicht für dieses Erkennen einsetzen bzw. nicht einsetzen wollen. Tatsächlich sind die Menschen also zu dieser Erkenntnis befähigt und wenn sie nicht zu ihr gelangen, so werden sie dafür vor Gott in jenem Maße Rechenschaft ablegen müssen, welches Gott ihnen gemäß ihrer Lebensumstände perfekt zudenkt.

Aber Eure Exzellenz, wenn Sie so fest auf der Pflicht des Staates beharren, katholisch zu sein, dann werden Sie lediglich viele Menschen von der guten Lehre abstoßen.

Zur Ehre Gottes und zur Rettung der ewigen Menschenseelen sollte jeder Staat katholisch sein. Wenn Menschen zu ignorant oder zu verdorben für diese Wahrheit sind, so daß sie diese nur befremdet, darf man – ohne von den Grundsätzen abzurücken – mit ihrer Verkündigung zögern. Doch macht das diese Wahrheit nicht weniger wahr. Wahre Grundsätze werden nicht weniger wahr, wenn sie manchmal aus praktischen Erfordernissen heraus mit einem gewissen Maß an Vorsicht verkündet werden müssen. Sicherlich sollte den Lesern dieser „Eleison Kommentare“ aber die ganze Wahrheit dargelegt werden können.

Kyrie eleison.

Achtung Sprengung

Achtung Sprengung on Januar 7, 2012

Sollten manche Leser den „Eleison Kommentar“ von letzter Woche als Auftakt für ein neues Jahr etwas düster empfunden haben, so tut mir dies leid und ich verspreche, den Kommentar von dieser Woche mit einem hoffnungsvollen Zitat abzuschließen. Allerdings sind im Grunde genommen viele Menschen – wie mir gesagt wird – immer noch in „seliger Unwissenheit“ darüber, wie ernst die bevorstehende weltweite Wirtschaftskatastrophe tatsächlich ist. Schlimmer noch begreifen sie nicht das vor-apokalyptische Ausmaß der Kirchenkrise. Betrachten wir für einen Augenblick diese Krise der Kirche.

Die Vision selbst einiger Priester innerhalb der Priesterbruderschaft St. Pius X. sieht so aus, daß einerseits die Bruderschaft eine normale religiöse Kongregation und andererseits das heutige Rom nicht übermäßig abnormal sei. Zwar habe Erzbischof Lefebvre sehr barsch über das Zweite Vatikanische Konzil und die „Antichristen“ in Rom gesprochen, aber in den 20 Jahren seit seinem Tod hätten die Dinge sich zum Besseren gewandelt. Diese Priester denken, daß wir heute einen Papst hätten, der im Herzen ein Traditionalist sei, wie seine Freigabe der tridentinischen Messe und seine „Zurücknahme“ der 1988er-„Exkommunikation“ der vier Bruderschaftsbischöfe bewiesen habe. Sie folgern sodann, daß – mit ein bißchen Beweglichkeit auf beiden Seiten – Rom und die Bruderschaft sicherlich zu einer Vereinbarung gelangen könnten, wo einerseits Rom der Bruderschaft wieder jene Achtbarkeit zurückgeben würde, welche sie nie hätte verlieren sollen, und wo andererseits die Bruderschaft in einem Triumphzug in Rom einziehen könnte, so daß beide Seiten zusammen die Welt für Jesus Christus erobern könnten. In dieser Vision haben die Glaubensgespräche zwischen beiden Seiten in den Jahren 2009 bis 2011 zwar das völlige Auseinanderklaffen in der Lehre der beiden Parteien unterstrichen, doch würde dies nur beweisen, daß die anvisierte Vereinbarung rein praktischer Natur zu sein brauche.

Die Priester, welche von solch einem Traum sich einlullen lassen, haben leider entweder Pascendi nicht gelesen oder aber nicht verstanden, was sie lasen. Denn in seiner großen Enzyklika warnt der heilige Papst Pius X. davor, daß der Modernismus eine Hauptgefahr für die Existenz der Kirche darstellt, weil er das Ende eines Vorgangs markiert, bei welchem die Seele von der – natürlichen oder übernatürlichen – Wirklichkeit abgesondert wird. Der Modernismus ist das endgültige Sich-Einschließen des Geistes in seinem gottlosen Traumland. Wahrhaftig stellt der Modernismus die Endstation des Irrtums dar. Betrachten wir ein Beispiel für dieses Sich-Einschließen:—

Die Enzyklika Pascendi erklärt am Ende des Abschnittes über die modernistischen Theologen, wie die Modernisten sich darüber freuen, von der kirchlichen Autorität verurteilt zu werden. So wie ein Gartenschlauch nicht von seinem ihm Wasser spendenden Wasserhahn abgeschnitten werden darf, so darf die Kirche auch nicht von ihrer Quelle in der Überlieferung abgeschnitten werden. Also – so sagt der Modernismus – muß die Kirche in der Zeit fortschreiten durch ein Wechselspiel zwischen Modernismus und Tradition. Deshalb brauchen die Modernisten eine traditionelle Kirchenautorität, welche das Traditionelle gerade mit der Verurteilung der Modernisten durchführt. Wenn also der Papst sie als Modernisten nicht verurteilt, so treiben sie ihre Sache voran; wenn er sie aber verurteilt, so treiben sie ihre Sache ebenso voran, weil sie durch ihr Verurteilt-Werden zu sehen glauben, daß der Papst den Fortschritt der Kirche fördert. Kopf der Papst verliert, Zahl sie gewinnen. Das ist ein sich einschließender Irrtum, bei dem Gott nicht gewinnen kann.

Für jene, die so denken, hält der große und gütige Gott allerdings eine Überraschung bereit. Um in der Zeit von Noah Menschenseelen zu retten, schwemmte er das elendigliche Gesellschaftssystem einfach weg. Um heute wieder Seelen zu retten, könnte Gott diesesmal zur Säuberung das System einfach wegsprengen. Die Sprengung könnte im Jahre 2012 beginnen – oder auch nicht. Und wo bleibt das tröstliche Zitat? –

„Wenn aber dies zu geschehen anfängt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn es naht eure Erlösung“ (Lukas 21,28). Bekanntlich ist die Stunde kurz vor dem Morgengrauen die dunkelste.

Kyrie eleison.