Jesus Christus

Zwei Arten von Reue

Zwei Arten von Reue on Mai 21, 2011

Vor einigen Monaten fragte ein Leser der „Eleison Kommentare,“ worin der Unterschied besteht zwischen der Reue des Judas Iskariot, als er seine 30 Silberlinge den Tempelautoritäten vor die Füße warf (Matthäus 27,3), und der Reue des hl. Petrus, als dieser beim Hahnenschrei bitterlich weinte (Matthäus 26,75). Diese Frage erhält durch einige Absätze aus der Poesie „Der Gottmensch“ von Maria Valtorta, welche von 1897 bis 1961 lebte, eine gute Antwort. Unser Heiland kommentiert darin (wenn Er es wirklich ist – siehe Augustinus: „Im Zweifel Freiheit“) die Vision über Judas Iskariot, welche Er zuvor Maria Valtorta gewährt hatte. Der italienische Text ist im folgenden leicht angepaßt:—

„Ja, diese Vision ist schrecklich, aber nicht unnütz. Zu viele glauben, daß Judas nichts besonders Schlimmes getan habe. Einige gehen sogar so weit zu sagen, er habe sich Verdienste erworben, denn ohne ihn sei die Erlösung nicht möglich gewesen und daher sei er vor Gott gerechtfertigt. In Wahrheit sage ich euch, hätte es die Hölle noch nicht gegeben, vollendet mit allen ihren Qualen, so wäre sie für Judas noch furchtbarer für die Ewigkeit geschaffen worden; denn von allen verdammten Sündern ist er der am tiefsten Verdammte, und für ihn wird es in Ewigkeit keine Milderung der Strafe geben.“

„Es ist wahr, daß er nach seinem Verrat Gewissensbisse zeigte, und sie hätten ihn retten können, wenn er seine Gewissensbisse zur Reue hätte werden lassen. Aber er wollte nicht bereuen. Somit kam zum ersten Verbrechen, dem Verrat – den ich in meiner Barmherzigkeit, die meine liebevolle Schwäche ist, noch verziehen hätte –, noch hinzu die Gotteslästerung und der Widerstand gegen die Stimme der Gnade, welche zu ihm sprechen wollte durch jede Spur von mir und Erinnerung an mich, als er verzweifelt in Jerusalem herumirrte, einschließlich die sanften Worte meiner Mutter . . . . Er hat allem widerstanden. Er wollte widerstehen. So wie er mich auch verraten wollte. Wie er mich verfluchen wollte. Wie er Selbstmord begehen wollte. Und es ist der Wille, der bei allem zählt, im Guten wie im Bösen.“

„Wenn einer fällt, ohne den Willen zum Fallen, verzeihe ich ihm. Petrus ist ein Beispiel. Er hat mich verleugnet. Warum? Er wußte es selbst nicht genau. War Petrus feige? Nein, mein Petrus war kein Feigling. In Gegenwart der Kohorte und der Tempelwachen hat er es gewagt, das Ohr des Malchus abzuhauen, um mich zu verteidigen – unter der Gefahr, dafür umgebracht zu werden. Er ist dann geflohen, ohne es zu wollen. Danach hat er mich dreimal verleugnet, aber erneut ohne es zu wollen. Später aber hat er sein Leben lang es sehr wohl fertiggebracht, auf dem blutigen Weg des Kreuzes, meinem Weg, zu bleiben und fortzuschreiten, bis zu seinem Kreuzestod. Und sehr gut hat er es verstanden, Zeugnis von mir abzulegen, bis man ihn wegen seines unerschrockenen Glaubens tötete. Ich verteidige meinen Petrus. Sein Davonlaufen und seine Verleugnungen waren die letzten Augenblicke seiner menschlichen Schwäche. Doch der gefaßte Wille seines Geistes stand nicht hinter diesen Taten. Abgestumpft durch seine menschliche Schwäche schlief dieser Wille. Als er wieder erwachte, wollte er nicht länger in der Sünde verharren, sondern vollkommen werden. Ich habe ihm sofort verziehen. Doch der Wille des Judas ging in die entgegengesetzte Richtung . . .”

Am Ende der Poesie „Der Gottmensch“ diktiert Unser Herr der Maria Valtorta (wenn Er es ist, was ich glaube) die sieben Gründe, warum Er der modernen Welt diese lange Vision Seines Lebens gewährt hat. Der erste Grund war, daß die grundlegende Lehre der Kirche, welche von der Moderne heimgesucht wurde, noch einmal in den Köpfen der Menschen wahrhaftig aufscheine. Klingt das nicht passend? Der siebte Grund war, „das Mysterium des Judas bekanntzumachen“ und zu zeigen, wie eine von Gott so reich beschenkte Seele so tief fallen konnte.

Kyrie eleison.

Wachbleiben!

Wachbleiben! on April 16, 2011

Die Situation der Welt ist so ernst, daß es sogar Gerüchte gibt, wonach die jüngste, in Friedenszeiten geschehene japanische Katastrophe mit ihren geschätzten 27.000 Todesopfern kein Akt Gottes, sondern ein Akt des Menschen gewesen sein soll (suchen Sie im Internet nach den Stichworten „HAARP Tsunami“). Was kann der Katholik in dieser Situation tun, um seine Seele zu retten? Ganz offen gesagt mag er nicht allzu viel für die Welt tun können; doch für sich kann er im mindesten eines machen: wachen bzw. wachbleiben.

Unser Herr selber stellte im Garten von Gethsemane das Wachen – d.h. die Augen offenzuhalten und nicht einzuschlafen – vor das Beten (Matthäus 26,41). Der Grund hierfür ist offensichtlich. Wenn ich wie Petrus, Jakobus und Johannes nicht wache (Matthäus 26,43), dann werde ich mit beten aufhören – vielleicht, wie in ihrem Fall, wenn Unser Herr es am dringendsten benötigt. Wieviele Katholiken – vor allem Kleriker – der 1950er und 1960er Jahre wachten nicht bezüglich der Zeichen der Zeit in Kirche und Welt, und wurden daher vom Zweiten Vatikanischen Konzil komplett auf dem falschen Fuß erwischt? Deshalb kommen die „Eleison Kommentare,“ wie vormals die „Briefe des Rektors“ („Letters from the Rector“), beständig auf die Wirtschaft und die Politik zu sprechen: damit die Katholiken sich klar werden über ihre Religion und deren Forderungen, welche durch ihre Versprechen mehr als aufgewogen werden (1. Korintherbrief 2,9).

Daher mag der Wall-Street-Experte Jim Sinclair sagen (siehe www.jsmineset.com vom 30. März 2011): „Das Finanzsystem ist irreparabel verhunzt. Darüberhinaus gibt es auch gar kein Verlangen, überhaupt etwas zu reparieren, weil die klugen Köpfe genau wissen, daß das unmöglich ist. Es ist jene Welt, welche durch das Scheitern von Lehman Brothers erzeugt wurde Es ist keine schöne neue Welt.“ Jim Sinclair sagt, daß es nebensächlich ist, wieviel „Spaßgeld“ – wie man es nennen kann – die Zentralbanken noch erzeugen. „Der Schaden ist vorhanden, und es gibt keine Lösung . . . . Werden Sie bitte materiell unabhängig,“ sagt er (Unterstreichung durch mich).

Doch selbst traditionelle Katholiken geraten in Versuchung, zu dösen oder einzuschlafen. Es folgen zwei jüngere Zeugnisse. Das erste stammt von einem Lehrer an einer traditionellen katholischen Schule:—„Ich fühle mich furchtbar allein im Kampf. Ich meine nicht den Kampf mit den äußeren Feinden in der Welt, sondern den Kampf innerhalb der Priesterbruderschaft St. Pius X., welcher mit solch einem Geschick ausgetragen wird, daß ihn niemand zu bemerken scheint! Es ist derselbe Kampf wie damals in den 1960er Jahren in der Amtskirche “ – ich unterstreiche – „und dasselbe langsame, allmähliche Abgleiten im Verhalten.“

Das zweite Zeugnis stammt von einem Beobachter aus dem heutigen traditionellen katholischen Sektor in den USA:—„Mir dünkt, daß die katholische Kampfbereitschaft rückläufig ist. Ich sehe viele Katholiken, vor allem Familienväter, welche sich dem Lauf der Welt anpassen. Der Kampf ist ihnen nicht mehr wichtig. Sie sind zufrieden, am Sonntag ihre schöne hl. Messe zu haben, doch schon montags schicken sie ihre Kinder auf die säkulare Schule. Jeden November gehen sie zur Wahlurne, um das kleinere von zwei Übeln zu wählen. Sie schauen den (konservativen?) Nachrichtensender „Fox News“ an und erheben die (konservative?) Partei der Republikaner zur Antwort auf alle Probleme der Welt. Meiner bescheidenen Meinung nach wird dieser Mangel an Kampfgeist in der traditionellen katholischen Welt immer gegenwärtiger. Kehren wir (die Laien) zu den gleichen Umständen zurück, welche zum Zweiten Vatikanischen Konzil geführt haben? Stellt der Sonntagskatholik inzwischen die überwiegende Mehrheit in der traditionellen katholischen Bewegung? Ich fürchte, daß beide Fragen zu bejahen sind.“

Denn ist es nicht so viel leichter, den Versuch aufzugeben, gegen den heutigen Strom zu schwimmen, und so viel gemütlicher, in den Schlaf zu versinken? Das allermindeste, was man für sich tun kann, ist den Fernseher hinauszuwerfen.

Beben vor Verantwortung

Beben vor Verantwortung on März 26, 2011

Heutzutage haben viele Menschen eine so rührselige Vorstellung von Gott und einen so armseligen Begriff von seiner Macht, daß sie einfach nicht ermessen können, daß Gott auch bestrafen kann – ganz abgesehen davon, daß er das materielle Universum oder das Wetter zum Bestrafen einsetzen kann. Doch spricht ein triftiges Argument dafür, daß die Instabilität der tektonischen Erdplatten, welche solche Katastrophen wie das jüngste in Japan möglich macht, eine Folge und eine Strafe wegen der Sünde des Menschen ist. Das Argument sei kurz vorgestellt (ich für meinen Teil lernte nie etwas in der Schule darüber):—

Bevor Adam und Eva sündigten, war die menschliche Natur eine herrliche Schöpfung Gottes; sie war stark und stabil, wenn auch nicht unzerbrechlich. Denn das Aufbegehren gegen Gott konnte sie zerbrechen. Als Adam und Eva schließlich die Ursünde begingen, erbten alle ihre Nachfolger eine verwundete Natur (mit Ausnahme unseres Herrn und unserer Lieben Frau). Deshalb können wir alle leiden, müssen sterben und vermögen unsere niedere Natur nur durch Anstrengung im Zaum zu halten. Ähnlich dürfte es mit der physikalischen Natur unseres Planeten sein. Vor der Sintflut in der Zeit Noahs war die Erde wie ein Paradiesgarten und eine herrliche Schöpfung Gottes; stark und stabil, wenn auch nicht unzerbrechlich. Doch die weltumfassende Verderbtheit des menschlichen Geschlechtes (Genesis 6,5 und 6,11–12) konnte sie zerbrechen und hätte es auch getan.

Nun glauben zwar viele heutige Geologen nicht an die durch die Hl. Schrift beschriebene Sintflut. Jedoch nehmen sie eine allmächtige prähistorische Erschütterung der Erdoberfläche an, um beispielsweise die fossilen Funde von Meerestieren hoch oben in den Gebirgszügen der heutigen Erde erklären zu können, wie in den nordamerikanischen Rocky Mountains. Die Geologen spekulieren, daß ursprünglich riesige unterirdische Wasserkammern die felsige Erdhülle vom Erdzentrum entfernt hielten, und daß die Felsen durch ihre Schwerkraft auf diese Kammern drückten. Sobald nun die kugelförmige Felsenhülle irgendwo zu brechen begänne, würde das Wasser nach oben heraussprudeln, die offene Fläche überschwemmen und die Felsen in den freigewordenen Raum hinunterstürzen. Die hierbei auftretenden immensen Spannungen könnten die Flut und das Einstürzen über die ganze Erde verteilen. (Die Hl. Schrift sagt klar, daß das die Sintflut verursachende Wasser nicht nur von oben herunterregnete, sondern auch von unten heraussprudelte; siehe Genesis 7,11 und 8,2).

Wenn überall auf der Erde ihre Felsenhülle nach innen stürzen und dann eine schmälere Hülle bilden würde, so gäbe es offensichtlich zu viel Felsen auf zu wenig Raum. Die Erdkruste würde nicht nur bersten und dadurch die überlappenden tektonischen Platten verursachen. Sondern sie würde auch zerknüllen und somit – neben anderen beobachtbaren Eigenschaften in der heutigen Geologie – riesige Bergketten bilden und dabei Meerestiere weit über das Meer anheben. Noch heute wird der Mount Everest jedes Jahr um ein paar Zentimeter angehoben, weil die tektonische Platte von Indien unter die eurasische Platte von China und Tibet sich schiebt.

So wie die Erbsünde als Strafe vom Sündenfall seitdem Spannungen innerhalb der menschlichen Natur verursacht, so erzeugt auch die prähistorische Verderbtheit der Menschheit Spannungen in der Erdhülle, welche allen historischen Erd- und Seebeben zugrundeliegen – wie wir gerade in Japan sahen. Im Jahr 1846 sagte unsere Liebe Frau in La Salette: „Die Natur lechzt nach Rache wegen der Menschen und bebt vor Entsetzen in Erwartung dessen, was über die durch die Verbrechen besudelte Erde hereinbrechen soll. Zittere, o Erde und ihr, die ihr Gelübde abgelegt habet zum Dienste Jesu Christi, und die ihr in eurem Innern euch selbst verehrt und anbetet. Denn Gott geht daran, euch seinen Feinden preiszugeben, da die heiligen Orte in Verderbnis sind.“

Erzittern wir – beten wir!

Kyrie eleison.

Soutanen abgewogen

Soutanen abgewogen on März 12, 2011

Letzte Woche behaupteten die „Eleison Kommentare“ (Nr. 190 vom 5. März 2011), daß jener die Zügel der Kirche in der Hand hält, welcher der gesamten geoffenbarten Wahrheit treu ist. Diese Aussage scheint im besten Fall riskant, im schlimmsten Fall sogar falsch zu sein. Denn: 1) Wer hält denn das Steuer der Kirche in Händen, wenn nicht jene Steuermänner, die Gott dazu bestellte – sprich, die kirchlichen Autoritäten? 2) Seit wann formte unser Herr Seine Kirche auf solche Weise, daß sie von jedem geführt wird, welcher den Anspruch auf die Wahrheit erhebt? 3) Führt die Idee – daß jeder, der den Anspruch auf die Wahrheit erhebt, auch die Kirche steuere – nicht zu einem Chaos in der Kirche?

Die Heilige Schrift bietet die beste Antwort auf diese Fragen. Als der Hl. Paulus dem Volk von Galatien (an die heutige Türkei denken), das wahre Evangelium Jesu Christi verkündete, wurde es von den Galatern mit großer Freude und reicher Frucht aufgenommen (siehe „Brief an die Galater“ 2,14–15 und 3,5). Doch kaum hatte der Hl. Paulus Galatien in Richtung anderer Missionsgebiete verlassen, mischten sich Feinde Gottes unter das Volk und predigten eine Erlösung durch Werke des alten Gesetzes – insbesondere eine Erlösung durch die Beschneidung, anstatt durch den Glauben an Jesus Christus (siehe Galater 5,2–11). Als die Galater dieser Verkehrung des wahren Evangeliums verfielen, reagierte St. Paulus darauf mit dem herrlichen „Brief an die Galater.“ Es folgen einige Schlüsselabschnitte aus seinem ersten Kapitel:

„(6) Ich staune, daß ihr so rasch von dem, der euch in Christi Gnade berief, euch abwendig machen laßt zu einem anderen Evangelium, (7) wo es doch ein anderes gar nicht gibt, nur gewisse Leute gibt es, die euch verwirren und darauf ausgehen, das Evangelium Christi zu verkehren. (8) Doch wenn selbst wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündeten, als wir euch verkündet haben, so sei er verflucht. (9) Wie wir schon sagten, so sage ich nun noch einmal: Wenn jemand euch ein anderes Evangelium verkündet, als ihr empfangen habt, so sei er verflucht!“

Offensichtlich besäße ein vor den Galatern erscheinender Engel scheinbar die volle Autorität eines wahren Himmelsboten. Träte St. Paulus gleichfalls wieder vor die Galater hin, so besäße er als Völkerapostel scheinbar die volle Autorität seiner vorherigen Evangelisierung der Galater. In beiden Fällen könnte der Anschein von Autorität kaum größer sein. Und dennoch sagt und wiederholt der Hl. Paulus, daß die Galater – anschaulich ausgedrückt – den Inhalt der Botschaft vor die Soutane ihres Überbringers stellen müßten. Auf diese Weise dürften sie – selbst wenn er mit der Soutane eines hohen Würdenträgers zurückkehren würde – ihm kein Wort mehr glauben, hätte er auch nur ein Jota vom Inhalt seiner vorherigen Verkündigung geändert!

Somit können wir auf die drei eingangs erhobenen Einwände antworten: 1) Unser Herr stellt letztendlich nicht Soutanenträger, sondern Wahrheitsverkünder an das Steuer der Kirche. 2) Diese Steuermänner erheben nicht nur den Anspruch auf die Wahrheit, sondern sie sind echte Wahrheitsverkünder. Nicht der Anspruch auf die Wahrheit macht die Wahrheit aus, sondern die Wahrheit macht ihr Verkünden aus (das können nur wenige moderne Menschen begreifen). 3) Weil es nur eine Wahrheit gibt, werden alle Wahrheitsverkünder in der Wahrheit vereint. Das Chaos kommt alleine von jenen Seelen, welche diese Wahrheit ablehnen oder verkehren.

Die Größe des Erzbischof Lefebvre lag in seiner sachlichen Erkenntnis, daß das Zweite Vatikanum zu einem „anderen“ Evangelium als dem von Jesus Christus und St. Paulus wurde: zu einem neuen Evangelium der Rechtfertigung durch die Werke des modernen Menschen. Er sah demzufolge ein, daß selbst den weißen Soutanenträgern, wenn sie dieses lehrten, nicht gefolgt werden dürfte. Sollen wir beim heutigen Träger der weißen Soutane anders handeln?

Kyrie eleison.

Künftige Gespräche

Künftige Gespräche on März 5, 2011

Es wird die einen erleichtern und die anderen enttäuschen, zu hören, daß allem Anschein nach die Glaubensgespräche zwischen den Theologen aus Rom und den Vertretern der Priesterbruderschaft St. Pius X. der letzten eineinhalb Jahre nun endgültig dieses Frühjahr zu Ende gehen. Denn bis dahin werden die hauptsächlichen Gesprächsthemen abgehandelt sein, ohne daß es irgendeinen Ausblick auf eine Verständigung gibt. Das ist die Schlußfolgerung, welche sich vorläufig aus Bemerkungen des Generaloberen Bischof Fellay in einem Interview vom 2. Februar 2011 ergibt.

Doch die Enttäuschten können versichert sein, daß es sowohl Römer als auch wichtige Priester in der Bruderschaft gibt, welche ihre Anstrengungen kaum einstellen werden, eine Brücke zwischen den Kirchenmännern des Zweiten Vatikanum und den Geistlichen der Tradition zu bauen versuchen. Wie immer es um solche zu- und abnehmenden Anstrengungen, alle Katholiken guten Willens zu vereinen, stehen mag, so sind doch die Worte unseres Herrn Jesus Christus gestern, heute und morgen ein fester Ankerpunkt: „Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen.“ (Matthäus 26,35). Das Leben der Kirche ist Seinem Leben nachgebildet. Sein Leben umfaßte ein Zu- und Abnehmen an menschlichen Anstrengungen und Leiden, welche im schrecklichen Kreuzestod gipfelten. Doch auch wenn unser Herr den jedem Menschen zueigenen Drang verspürte, vor dem Willen Seines Vaters zum Kreuzestod zurückzuschrecken – „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber“ –, so waren doch Sein menschlicher Verstand und Sein Herz im göttlichen Willen verankert: „ . . . doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst“ (Matthäus 26,39).

Derselbe unveränderliche göttliche Wille, der den menschlichen Verstand und das Herz unseres Herrn führte und verankerte, muß auch der Ankerpunkt im Leben der Kirche sein. Päpste, Konzile, religiöse Kongregationen und Bruderschaften mögen kommen und gehen. Doch um katholisch zu sein, müssen sie alle dem göttlichen Willen sich unterordnen, dem auch unser Herr sich unterordnete, und sie müssen alle exakt dieselben Wahrheiten verkünden, welche unser Herr der Kirche von seinem Vater übermittelte. Wie keine andere Institution auf der Welt ist die katholische Kirche so wesensgemäß auf der Wahrheit aufgebaut, daß ihr Überleben von ihrer Treue zu dieser Wahrheit abhängt. Weil die Konzilskirche menschliche Interessen an die Stelle der göttlichen Wahrheit stellt, zerfällt sie – und jedwede katholische Kongregation oder Gesellschaft, welche es ihr nachahmen würde, wird ebenfalls zerfallen.

Daraus folgt: Wer der gesamten geoffenbarten Wahrheit treu ist, hat effektiv – nicht grundsätzlich, aber in der Praxis – die Zügel der Kirche in der Hand (siehe „Letters from the Rector,“ Band IV, Seite 164). Mehr noch: Wer auch immer diese Wahrheit hat und vorgibt, die Zügel nicht effektiv in der Hand zu haben, wäre nach den eigenen Worten unseres Herrn ein „Lügner“ – genau wie der Heiland sich selber bezeichnet hätte, wenn er seinen Vater abgelehnt hätte (Johannes 8,55). Denn jeder Bote, der die Göttlichkeit seiner göttlichen Botschaft leugnet, hat den Vater der Lüge zum Vater (Johannes 8,44), und liebt seine Mitmenschen noch dazu nicht wahrhaft – entgegen seiner und ihrer möglichen Annahme.

Es gibt eine Wahrheit, auch wenn die meisten Menschen sie kaum noch erkennen können. Das Recht und die Fähigkeit der römischen Geistlichen, die Kirche zu regieren, hängt im Grunde genommen von ihrer Treue zu dieser Wahrheit ab. Das Recht und die Fähigkeit der Priesterbruderschaft St. Pius X. wiederum, gegen die untreuen Römer aufzustehen, hängt von der Treue der Bruderschaft zur Wahrheit ab. Bisher war die Bruderschaft treu und wird bis auf weiteres überleben. Doch möge Rom durch seine Rückkehr zur Wahrheit dieses Überleben unnötig machen!

Kyrie eleison.

Traditionelle Infektion

Traditionelle Infektion on Januar 29, 2011

Der Liberalismus ist eine ungeheuerliche Krankheit. Sie vermag selbst die besten Köpfe und Herzen verrotten zu lassen. Kurz und bündig definiert ist der Liberalismus die Befreiung des Menschen von Gott. Obwohl er uralt ist, war er noch nie so tiefgehend, weitverbreitet oder scheinbar normal wie heute. Nun ist die Religionsfreiheit der Kern des Liberalismus – denn was nützte es, von allem und jedem befreit zu sein, wenn nicht von Gott? Als Papst Benedikt XVI. vor drei Wochen darüber klagte, daß „auf der ganzen Welt die Religionsfreiheit bedroht sei,“ zeigte dies, daß er mit Sicherheit vom Liberalismus infiziert ist. Doch selbst die Nachfolger der katholischen Tradition können nicht sicher sein, daß sie gegen diese Krankheit immun sind. Im folgenden zitiere ich einen Brief, den ein Laie aus Europa vor einigen Tagen mir sandte:—

„Lange Zeit, ungefähr 20 Jahre lang, war ich liberal geprägt. Durch die Gnade Gottes durfte ich bei der Priesterbruderschaft St. Pius X. mich bekehren. Doch zu meinem Schock habe ich eine liberale Haltung sogar teilweise innerhalb der Tradition vorgefunden. Denn noch immer wird gesagt, man solle die derzeitige Situation nicht so schlimm sehen. Die Freimaurerei wird als Feind der Kirche kaum erwähnt, weil das persönlichen Schaden anrichten würde. Also wird so getan, als wenn im großen und ganzen in der Welt alles noch in Ordnung wäre.

Manche Traditionalisten empfehlen sogar, den Leidensdruck, welcher ein traditionstreuer Katholik ohnehin hat, mit Psychopharmaka zu begegnen; und um sich das Leben leichter zu machen, empfehlen sie, sein Glück bei Ärzten zu suchen.

Die Folge dieser Vorgehensweise ist eine Gleichgültigkeit, welche der Nährboden für den Liberalismus ist. Plötzlich ist es dann auf einmal nicht mehr so schlimm, die neue Messe zu besuchen, mit den Modernisten gemeinsame Sache zu machen, seine Prinzipien jeden Tag zu ändern, seinen Glauben nicht mehr öffentlich zu bekennen, auf einer staatlichen Universität zu studieren, dem Staat zu vertrauen und davon auszugehen, daß es ja ohnehin alle nur gut meinen.

Unser Herr Jesus Christus hat es mit harten Worten ausgesprochen: Die Lauen wird er „ausspeien aus seinem Munde“ (Offenbarung 3,16). Es mag paradox klingen, doch die größten Feinde der Kirche sind die liberalen Katholiken. Es existiert sogar ein liberaler Traditionalismus!“ (Ende des Zitates.)

Was ist nun das Heilmittel gegen dieses Gift, welches jeden von uns bedroht? Zweifellos die heiligmachende Gnade (Römer 7,25) – denn sie reinigt den Verstand von Verwirrung und stärkt den Willen, damit er tut, was der Verstand als richtig erkennt. Doch wie kann ich der heiligmachenden Gnade sicher sein? Das gleicht der Frage: Wie kann ich ausharren bis zum Ende, um gerettet zu werden? Die Kirche lehrt, daß es keine Garantie für die endliche Ausharrung gibt, weil sie ein Geschenk – oder besser: das Geschenk – Gottes ist. Jedoch kann ich stets den heiligen Rosenkranz beten: durchschnittlich fünf Geheimnisse pro Tag, doch besser fünfzehn, falls halbwegs möglich. Wer das tut, folgt der Bitte der Gottesmutter an uns alle – und sie hat eine geradezu unbegrenzte mütterliche Verfügungsgewalt über ihren Sohn, unseren Herrn und Gott, Jesus Christus.

Kyrie eleison.