Eleison Kommentare

Benedikts Denken – II.

Benedikts Denken – II. on Juli 16, 2011

Wir können die Studie Bischof Tissiers über das Denken von Papst Benedikt XVI. in vier Teile einteilen. Nach dem einleitenden ersten Teil beschreibt der zweite die philosophischen und theologischen Wurzeln des Papstes Denken. Der Bischof folgt hier der großen Enzyklika „Pascendi“ des Hl. Pius X., wenn er im ersten Schritt die Philosophie behandelt. Ist eine Weinflasche in ihrem Inneren verschmutzt, so verdirbt selbst der beste hineingegossene Wein. Entsprechend gilt: Ist der menschliche Verstand von der Wirklichkeit losgelöst – wie es bei der modernen Philosophie der Fall ist –, dann wird selbst der durch diesen Verstand gefilterte katholische Glaube orientierungslos. Denn der Verstand wird nicht mehr länger an der Realität ausgerichtet. Genau hierin liegt das Problem von Papst Benedikt versteckt.

Wie schon der hl. Pius X. macht auch Bischof Tissier den deutschen Aufklärer Immanuel Kant (1724–1804) für diese Katastrophe im Denken der modernen Menschen hauptverantwortlich. Kant brachte das System des „Anti-Denkens“ zum Abschluß, das heute überall vorherrscht und Gott aus dem verstandesmäßigen Diskurs ausschließt. Nun behauptet Kant, daß der Verstand von einem vorliegenden Gegenstand – dem Objekt – nichts wissen kann außer dem, was die Sinne wahrnehmen. Somit kann also der Verstand die Wirklichkeit hinter den sinnlichen Erscheinungen beliebig rekonstruieren und die objektive Wirklichkeit als unerkennbar vom Tisch fegen. Dadurch wird also der Handelnde – das Subjekt – zum absoluten Herrscher. Somit ist es zwar schön und gut, wenn dieses Subjekt Gott braucht und seine Existenz zugibt, doch andernfalls hat der liebe Gott sozusagen Pech!

Bischof Tissier präsentiert sodann fünf moderne Philosophen, die alle mit dem Wahnsinn des kantianischen Subjektivismus ringen, wonach die menschliche Vorstellung über der Wirklichkeit und das Subjekt über dem Objekt stünde. Die beiden wichtigsten Vorreiter des Denkens des Papstes dürften Heidegger als Vater des Existentialismus (1889–1976), und Buber (1878–1965) als ein führender Vertreter des Personalismus sein. Wenn, wie Kant behauptet, das nichtsinnliche Wesen der Dinge unerkennbar ist, dann bleibt nur noch die bloße Existenz übrig – wobei die Person die wichtigste Existenz ist. Nun liegt jedoch bei Buber die Beschaffenheit der Person in der „Intersubjektivität,“ d.h. in der „Ich-Du“-Beziehung zwischen subjektiven Personen. Erst diese Beziehung öffnet für Buber den Weg zu Gott. Demnach hängt das Wissen um Gott von der subjektiven Beteiligung des Menschen ab, womit dieses Wissen auf einer äußerst unsicheren Grundlage steht.

Dennoch ist diese Beteiligung des menschlichen Subjekts der Schlüssel zum theologischen Denken Benedikts, welches an erster Stelle durch die renommierte Tübinger Schule beeinflußt wurde, wie Bischof Tissier erklärt. Johann Sebastian Drey (1777–1853) gründete diese Tübinger Schule, die lehrt, daß die Geschichte durch den Zeitgeist in beständiger Bewegung gehalten wird und Jesus Christus dieser Geist ist. Demnach gilt nicht mehr länger, daß Gottes Offenbarung mit dem Tode des letzten Apostels Christi abgeschlossen ist und mit der Zeit lediglich vertieft wird. Sondern vielmehr besitzt nun die Offenbarung einen ständig sich entwickelnden Inhalt, zu welchem das empfangende Subjekt beiträgt. Somit hat nach dieser Schule auch die Kirche zu jeder Zeit einen aktiven und nicht nur passiven Anteil an der Offenbarung; außerdem gibt sie der vergangenen Tradition erst seine jetzige Bedeutung. Klingt das nicht vertraut, etwa so wie bei der im „Eleison-Kommentar“ Nr. 208 beschriebene Hermeneutik von Dilthey?

Auf dieselbe Weise ist auch für Benedikt XVI. Gott weder ein eigenständiger Gegenstand, noch lediglich objektiv, sondern Gott ist ein persönliches „Ich,“ das sich mit jedem menschlichen „Du“ austauscht. Zwar kommen die Hl. Schrift und die Tradition noch, objektiv gesehen, vom göttlichen „Ich,“ aber gleichzeitig muß das lebende und sich bewegende „Du“ beständig die Hl. Schrift neu auslegen. Weil aber die Hl. Schrift die Grundlage der Tradition ist, muß auch die Tradition durch die Beteiligung des Subjekts beweglich werden und kann keineswegs eine „versteinerte“ Tradition wie bei Erzbischof Lefebvre bleiben. Auf ähnliche Weise muß auch die Theologie subjektiviert und der dogmatische Glaube zur persönlichen „Erfahrung“ mit Gott werden. Selbst das Lehramt muß demnach aufhören, unbeweglich zu sein.

„Verflucht der Mann, der auf Menschen vertraut und auf gebrechliches Fleisch sich stützt und dessen Gesinnung vom Herrn abweicht!“ (Jeremias 17,5)

Kyrie eleison.

Benedikts Denken – I.

Benedikts Denken – I. on Juli 9, 2011

Der „Eleison Kommentar“ vom 18. Juni 2011 versprach eine Folge von vier Ausgaben, welche die „Verwirrung“ in der „Glaubensweise“ von Papst Benedikt XVI. aufzeigen. Die Folge stellt eine Zusammenfassung des wertvollen Traktats dar, welches Bischof Tissier de Mallerais als einer der vier Bischöfe der Priesterbruderschaft St. Pius X. vor zwei Jahren über Benedikts Denken schrieb. Das Traktat heißt „Der Glaube, gefährdet durch die Vernunft“ („The Faith Imperilled by Reason“), und der Bischof bezeichnet es als „schlicht“ – trotzdem deckt es das grundsätzliche Problem des Papstes auf, d.h. wie man den katholischen Glauben der Kirche vollständig bekennen kann, ohne die Werte der modernen Welt verurteilen zu müssen. Das Traktat belegt, daß eine solche Glaubensweise zwingendermaßen verwirrt ist, auch wenn der Papst selber noch irgendwie glaubt.

Das Traktat besteht aus vier Teilen. Nach einer wichtigen Einführung in die „Hermeneutik der Kontinuität“ untersucht der Bischof kurz die philosophischen und theologischen Wurzeln des päpstlichen Denkens. Im dritten Teil legt er dann die Früchte dieses Denkens dar im Hinblick auf die Hl. Schrift, das Dogma, die Kirche und Gesellschaft, die Christkönigsherrschaft und die letzten Dinge. Der Bischof schließt sein Traktat dann mit einem maßvollen Urteil über den Neuglauben des Papstes – sehr kritisch, aber voller Respekt. Beginnen wir mit einem Überblick der Einleitung:—

Das grundlegende Problem von Benedikt XVI. ist – wie eigentlich für uns alle – der Gegensatz zwischen dem katholischen Glauben und der modernen Welt. So erkennt der Papst zum Beispiel durchaus, daß die moderne Wissenschaft amoralisch, die moderne Gesellschaft säkular und die moderne Kultur multireligiös ist. Er ortet den Gegensatz als zwischen Glaube und Vernunft bestehend – zwischen dem Glauben der Kirche und der von der Aufklärung des 18. Jahrhunderts herausgearbeiteten Vernunft. Allerdings ist er davon überzeugt, beide auf eine solche Weise auslegen zu können und zu müssen, daß sie in Einklang zueinander stehen. Dieser Überzeugung entsprang seine intensive Teilnahme am Zweiten Vatikanum, denn dieses Konzil versuchte gleichfalls, den katholischen Glauben mit der modernen Welt zu versöhnen. Die traditionellen Katholiken halten dieses Konzil allerdings für mißlungen, weil seine Grundsätze mit dem wahren Glauben unvereinbar sind. Daher rührt Papst Benedikts „Hermeneutik der Kontinuität,“ d.h. sein System der Auslegung, welches zeigen will, daß es keinen Bruch zwischen katholischer Tradition und dem Zweiten Vatikanum gegeben hat.

Die Grundsätze der Benediktschen „Hermeneutik“ gehen zurück auf den deutschen Historiker Wilhelm Dilthey (1833 – 1911). Dieser behauptete, daß die innerhalb der Geschichte auftretenden Wahrheiten nur innerhalb ihrer jeweiligen Geschichte verstanden werden können, und daß die den Menschen betreffenden Wahrheiten grundsätzlich nur unter Beteiligung des jetzigen menschlichen Subjekts in der jeweiligen Geschichte verstehbar seien. Um den Kern von Wahrheiten aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu übertragen, müssen demnach alle Bestandteile aus dieser Vergangenheit, welche heute belanglos sind, entfernt und mit Bestandteilen ersetzt werden, welche in der jetzigen Zeit wichtig sind. Benedikt wendet diesen zweistufigen Vorgang der „Reinigung und Bereicherung“ auf die Kirche an. So meint er einerseits mit der Vernunft den Glauben von seinen Fehlern der Vergangenheit reinigen zu müssen, beispielsweise den früheren Absolutismus. Andererseits muß man – so meint er – mit Hilfe des Glaubens die Vernunft der Aufklärung im Hinblick auf ihre Angriffe gegen die Religion mäßigen, und sie daran erinnern, daß ihre menschlichen Werte, ihre Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit alle ihren Ursprung in der Kirche hätten.

Der große Denkfehler des Papstes liegt hier darin begründet, daß die Wahrheiten des katholischen Glaubens – auf welchen die christliche Zivilisation erbaut war und worauf ihre schwachen Reste immer noch ruhen – ihren Ursprung keinesfalls innerhalb der menschlichen Geschichte haben, sondern im ewigen Schoß des unveränderlichen Gottes. Es sind ewige Wahrheiten, aus der Ewigkeit und für die Ewigkeit. „Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen,“ spricht unser Herr (Matthäus 24,35).

Weder vermag Dilthey noch scheinbar Benedikt XVI. sich solche Wahrheiten vorzustellen, welche die menschliche Geschichte und vor allem ihre Aufbereitung weit überragen. Wenn der Papst denkt, daß er durch solche Zugeständnisse an die glaubenslose Vernunft deren Anhänger zum wahren Glauben bringen wird, so hat er falsch gedacht. Denn diese Anhänger verachten den Glauben dadurch nur noch mehr!

Nächstes Mal werden wir die philosophischen und theologischen Wurzeln von Papst Benedikts Denken betrachten.

Kyrie eleison.

Nicht borgen!

Nicht borgen! on Juli 2, 2011

Das jüngste finanzielle Rettungspaket für Griechenland, welches in den letzten Wochen angekündigt wurde, zögert den Tag der Abrechnung der Europäischen Union und vielleicht sogar des weltweiten Finanzsystems noch einmal hinaus. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben, und das Problem ist systembedingt. Wenn demokratische Politiker wiedergewählt werden wollen, müssen sie ein Darlehen aufnehmen, um all die kostenlosen Mittagessen bezahlen zu können, welche das Volk – von ebendiesen Politikern dazu angeheizt – inzwischen erwartet. Daß Einzelpersonen, Familien und ganze Völker ein Darlehen nach dem anderen aufnehmen, ist eine Torheit, welche nicht auf Dauer funktionieren kann, sondern eines Tages mit einem jähen Absturz endet. Solche Völker und Politiker sind schon seit langem auf dem falschen Weg, weil das Aufhäufen von einem Darlehen nach dem anderen in der Regel eine Dummheit oder ein Verbrechen ist.

Es ist dumm, wenn die grundlegende Weisheit aus drei Zeilen Shakespeare vergessen wurde, welche ganze Bücher professioneller „Volkswirtschaftler“ aufwägt:—„Kein Borger sei und auch Verleiher nicht / Sich und den Freund verliert das Darlehn oft / Und Borgen stumpft der Wirtschaft Spitze ab.“ Anders gesagt raubt die Gewohnheit, ständig Darlehen aufzunehmen, dem Menschen die Fähigkeit zum wirtschaftlichen Handeln oder zum rechten Umgang mit den vorhandenen Mitteln Wenn zum Beispiel Geld zu einfach geborgt werden kann, so wird dadurch das Gespür für den echten Wert des Geldes und der Sinn für die Wirklichkeit untergraben; etwa, wie schwer es sein kann, Geld zu verdienen und bei Gelegenheit zurückzuzahlen. Polonius sagt in Shakespeares Hamlet I,3 auch, daß Darlehen oft nicht zurückbezahlt werden, und wenn ich einem Freund Geld verliehen habe, welches er nicht zurückzubezahlen vermag, so kann er eine so große Angst oder Scham verspüren, daß er mich meidet.

Allerdings sind nicht alle Geldverleiher dumm. Einige von ihnen sind Verbrecher, weil sie genau wissen, daß durch Verleihen von Geld gegen Wucherzinsen sie Einzelpersonen, Familien und ganze Nationen in Armut und Sklaverei treiben können. „Der Reiche macht sich Arme untertänig, und Sklave wird der Schuldner seinem Gläubiger“ (Buch der Sprüche 22,7). Manche Kreditkarten verlangen inzwischen 20 bis 30 % Zinsen, obwohl die Kirche Wucherzinsen immer scharf verurteilt hat. Wucherer sind Kriminelle, welche die Bande von der Gesellschaft, sogar von ganzen Nationen, durch Verarmung und Versklavung ihrer Mitmenschen zerstören.

Wucher nimmt in der Neuzeit verschiedene Formen an, sagen die Päpste, und deswegen sollte jetzt die ganze Welt angesichts der Tatsache aufwachen, daß sie selber sich durch die List der Geldmenschen versklaven ließ, welche ihr Geld zur Beherrschung der Medien und insbesondere der Politiker einsetzen. Dadurch kaufen diese Geldmenschen die Herrschaft über ganze Gesellschaften, welche sich dem Mammon überließen. Das wirft die Frage auf, wie Gott eine Entwicklung zu solchen Umständen überhaupt erlauben konnte, und wieso Er nun das unermeßliche Leid zulassen kann, welches der bevorstehende Finanzzusammenbruch und bzw. oder Weltkrieg bringen wird, welche beide Seinen Feinden zuzuschreiben sind, die hoffen, so die Weltherrschaft zu erlangen?

Die Antwort auf diese Frage lautet, daß Gott diese Macht seinen Feinden zugesteht, weil ihre Grausamkeit und Unmenschlichkeit Ihm als Geißel für den Rücken einer Welt dient, welche sich von Ihm abgewandt hat und statt Seiner den Mammon anbetet – man kann nicht Gott dienen und dem Mammon, sagt unser Herr (Matthäus 6,24). Und Gott wird in naher Zukunft sogar noch mehr Leid zulassen, denn es gilt: „Durch Leiden lernen“ (so der antike Grieche Aischylos). Tatsächlich wird heute nur schweres Leiden genügen, um einer bedeutende Zahl von Seelen weltweit zu lernen, daß ihr Materialismus und ihr Anbeten Mammons sehr heimtückische Feinde ihres einzig wahren Interesses sind: der Rettung ihrer unsterblichen Seelen.

Heilige Muttergottes, bitte um Barmherzigkeit für uns arme Sünder!

Kyrie eleison.

Anwaltswahl

Anwaltswahl on Juni 25, 2011

Die „Eleison Kommentare“ berichten normalerweise nicht von persönlichen Dingen. Doch kurz vor dem Berufungsverfahren ihres Autors in Deutschland (am 4. Juli 2011) zirkuliert eine Unwahrheit, welche korrigiert werden muß, auch, um ungerechtfertigte Ängste zu zerstreuen. Diese Unwahrheit lautet, daß ich meine Verteidigung gegen den vom deutschen Staat erhobenen Vorwurf der „Volksverhetzung“ darauf aufbauen möchte, was in der umstrittensten Zeit der jüngeren deutschen Geschichte tatsächlich oder nicht passiert ist.

Von dem Moment an, da ich wußte, daß ich für meine englischsprachigen Bemerkungen gegenüber den schwedischen Journalisten im November 2008 vom deutschen Staat wegen „Volksverhetzung“ angeklagt werden könnte, wußte ich tatsächlich auch, daß ich bei einer Wiederholung meiner Aussagen vor einem deutschen Gericht riskieren würde, sofort ins Gefängnis geworfen zu werden. Das ist der gegenwärtige Zustand des deutschen Rechts. Doch wenn ich es vermeiden kann, würde ich natürlich lieber nicht mit Leibketten geschmückt werden.

Deswegen wurde mir von Anfang an geraten, mich auf der Grundlage zu verteidigen, daß meine Aussagen selbstverständlich nicht für ein deutsches Publikum bestimmt waren und damit auch nicht vom deutschen Recht berührt werden. Soviel ist schon anhand der letzten Minute des bekannten Youtube-Videos offenkundig, welches die letzten paar Minuten meines einstündigen Interviews mit den Schweden zeigt. Darüber hinaus bat ich nach diesen Bemerkungen und bei abgeschalteter Kamera die Schweden ernstlich, diesen letzten Teil des Interviews nur auf „diskrete“ Weise zu verwenden. Wenigstens das müßten sie zugeben, wenn sie aussagen würden – doch können sie nicht gezwungen werden, nach Deutschland zu kommen, und daher lehnen sie ein Erscheinen ab.

Über meine wechselnden Anwälte: Ursprünglich vertraute der Bruderschafts-Generalobere meine Verteidigung dem Bruderschafts-Anwalt Maximilian Krah an, welcher sich entschied, Matthias Loßmann zu engagieren. Dieser ist Mitglied der (leider) antikatholischen Partei „Die Grünen“ und verrichtete die Arbeit zwar gewissenhaft, war aber vom Fall vielleicht nicht allzu sehr begeistert. Über Freunde entdeckte ich den Anwalt Wolfram Nahrath, welcher die Verteidigung solch heikler Fälle begeistert und sehr erfolgreich vornimmt. Doch Loßmann wollte mit Nahrath nicht zusammenarbeiten, und weil ich in meinem Dilemma nur die beste Rechtsverteidigung suchte, wechselte ich von Loßmann zu Nahrath.

Als jedoch der Generalobere von seinen Beratern über Nahraths politische Stellung informiert wurde, befahl er mir, wieder jemand anderen zu finden – sicherlich im guten Glauben daran, daß jede öffentliche Verbindung zwischen der Priesterbruderschaft St. Pius X. und einem „extrem Rechten“ abträglich wäre. Also billigte der Generalobere den älteren und ehrenvollen Dr. Norbert Wingerter, welcher ein konservativer „Novus Ordo“-Katholik ist. Doch anscheinend ist Wingerter unwissentlich die Quelle für die eingangs erwähnte, zirkulierende Unwahrheit. Ich weiß nicht warum, aber er scheint unter dem falschen Eindruck zu stehen, daß ich vor Gericht auf dem Wahrheits- oder Unwahrheitsgehalt der erwähnten Episode in der deutschen Geschichte beharren wollte. Glücklicherweise hatte der Generalobere bereits einen weiteren Anwalt erlaubt, welcher nunmehr gut versteht, wie ich vor Gericht verteidigt werden will.

Liebe Leser, wenn Sie denken, daß bei dem Ganzen die Interessen Gottes in irgendeiner Weise auf dem Spiel stehen (nicht jeder denkt dies), so bitte ich für meinen neuen Anwalt um ein Gebet zwischen jetzt und dem 4. Juli 2011. Dieser Anwalt hat seit vielen Monaten hart an diesem Fall gearbeitet, aber riskiert dabei, unter heftigen Druck zu geraten durch antikatholische Beteiligte und ihre mächtigen Knechte.

Kyrie eleison.

Diskussions-Folgen

Diskussions-Folgen on Juni 18, 2011

Von Herbst 2009 bis Frühjahr dieses Jahres fanden Gespräche über die Glaubenslehre zwischen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. statt. Weil sie nun der Vergangenheit angehören, stellt sich natürlich die Frage nach den zukünftigen Beziehungen zwischen den beiden Parteien. Katholiken beider Seiten wünschen zwar eine Fortsetzung derselben, aber weil solche frommen Wünsche nach Vereinigung schnell einen Anlaß für Illusionen bieten, sollten wir unsere Bodenhaftung bewahren, wenn wir am widergöttlichen Wahn der ganzen modernen Welt nicht teilnehmen wollen.

Ursprünglich gingen die Gespräche nicht von der Priesterbruderschaft, sondern von Rom aus. Auf diese Weise hoffte Rom, den notorischen Widerstand der Bruderschaft gegen den Neo-Modernismus des Zweiten Vatikanum brechen zu können. Das Haupthindernis dabei war die Glaubenslehre, denn die Bruderschaft ist durch die uralte und unveränderliche Kirchenlehre wie im Innern einer Festung gut geschützt. Also mußte sie aus dieser Festung herausgelockt werden. Für die Neo-Modernisten wie für die Kommunisten war und ist der Kontakt bzw. das Gespräch mit einem Gegner, welcher auf einer gesicherten Position steht, besser als nichts – denn erstere können dadurch nur gewinnen, der Gegner aber nur verlieren. Daher ließ Rom sogar auf Glaubensgespräche sich ein.

Zum Leidwesen Roms glauben die vier Vertreter der Priesterbruderschaft ohne Frage und blieben daher standhaft. Es wurde also überhört, was einer der vier römischen Theologen nach den Gesprächen sagte: „Wir verstehen die Bruderschaftsvertreter nicht und sie uns nicht.“ Natürlich ist das so. Denn es war von Anfang an klar – außer wenn die Römer ihren Neo-Modernismus aufgegeben oder die Bruderschaftspriester die Wahrheit verraten hätten –, daß der Dialog relativ fruchtlos bleiben würde. Weil aber Rom es nicht ausstehen kann, seinen eigenen Verrat an der Wahrheit durch die erbärmliche Bruderschaft gezeigt zu bekommen, wird es so schnell nicht aufgeben. Aus diesem Grund hören wir einen Sprecher der römischen „Ecclesia Dei“-Kommission bereits davon reden, daß der Bruderschaft bald ein „Apostolisches Ordinariat“ gewährt werden könnte. Natürlich könnte das auch nur ein Versuchsballon sein, um die Reaktionen auszuloten. Doch stellt diese Idee eine schöne Versuchung dar. Denn ein apostolisches Ordinariat ist im Gegensatz zu einer Personalprälatur unabhängig von den örtlichen Bischöfen, und im Gegensatz zu einer apostolischen Administration wie Campos in Brasilien ist es nicht auf eine Diözese beschränkt. Was könnte die Priesterbruderschaft St. Pius X. mehr verlangen?

Die Bruderschaft verlangt, daß Rom zur Wahrheit zurückkehrt. Denn sie weiß, wie die Kommunisten und Neo-Modernisten, daß jede praktische Zusammenarbeit, welche die glaubensmäßigen Differenzen umginge, mit der Zeit aus beliebigen menschlichen Gründen zu einem Aufsaugen der Irrlehre der Feinde des wahren Glaubens führen würde – kurzum zu einem Verrat an der Wahrheit. Deshalb hat der Generalobere der Bruderschaft schon mehrmals öffentlich eine kanonische Übereinkunft unter Umgehung einer Einigung in der Glaubenslehre zurückgewiesen. Wenigstens haben die Diskussionen erneut die Tiefe der glaubensmäßigen Uneinigkeit zwischen der Priesterbruderschaft und dem neo-modernistischen Rom gezeigt. Deswegen sollten Katholiken darauf vorbereitet sein, daß die Bruderschaft selbst das Angebot eines apostolischen Ordinariats zurückweist, so wohlmeinend die römischen Autoritäten auch sein mögen.

Doch warum ist eigentlich die Glaubenslehre so wichtig? Weil der katholische Glaube eine Lehre ist. Aber warum ist der Glaube so wichtig? Weil wir ohne ihn Gott nicht gefallen können (siehe Hebräer 11,6). Und warum muß es der katholische Glaube sein? Genügt nicht auch irgendein anderer Glaube an Gott? Nein, denn Gott selber durchlitt die Schrecken des Kreuzes, um uns den einen, wahren Glauben zu offenbaren. Alle anderen „Glauben“ widersprechen mehr oder weniger diesem wahren Glauben und sind deshalb mehr oder weniger Lügenglauben.

Vier künftige „Eleison Kommentare“ werden – mit dem gebotenen Respekt – aufzeigen, wie verwirrt das Denken des jetzigen Papstes in dieser Hinsicht ist, so wohlmeinend er auch sein mag.

Kyrie eleison.

Grenzen des Menschen

Grenzen des Menschen on Juni 11, 2011

Nach einer zweijährigen Suche wurden Anfang April die Trümmerteile des „Air France“-Flugzeuges gefunden, welches am 1. Juni 2009 in den Atlantik abgestürzt war. Die anschließend geborgenen Flugschreiber, die sogenannten „Black Boxes,“ werfen ein unheimliches Licht auf diese Katastrophe, welche bisher rätselhaft blieb. Was für ein Drama! Anscheinend kam der „Airbus 330–200“ in ungefähr 11.500 Metern Höhe ins Stocken, taumelte daraufhin dreieinhalb Minuten lang geradewegs nach unten und stürzte dann ins Meer – alle 228 Seelen an Bord traten augenblicklich vor den Richterstuhl Gottes.

Das anfängliche Problem für den Flug „AF 447“ könnte das scheußliche Nachtwetter hoch über dem Meer gewesen sein, zwei Stunden vom brasilianischen Rio de Janeiro entfernt in Richtung Paris. Die Schlußfolgerungen aus den Flugschreiber-Beweisen sind zwar noch nicht endgültig, aber zum nächsten Problem wurde möglicherweise, daß die Flugzeuginstrumente, die aus speziellen Staurohren, den Pitot-Sonden, Informationen zur Geschwindigkeitsmessung gewinnen, falsche Werte an die Piloten lieferten. Als das Flugzeug zu stocken begann und die Piloten die Flugzeugnase nach unten hätten drücken sollen, um für eine erneute Flugfähigkeit an Geschwindigkeit zu gewinnen, haben die Piloten anscheinend die Turbinen hochgedreht – das ist zwar auch eine Methode, um mit einer Stockungssituation umzugehen, aber dadurch wird die Nase des Flugzeugs eben angehoben. Nach einigen automatischen Stockungswarnungen kam das Flugzeug schließlich ganz zum Stocken, und als es in den freien Fall überging, scheinen die Piloten nichts mehr gegen den Absturz ausgerichtet haben zu können.

Versuchten die Piloten vielleicht, über den Sturm zu fliegen, anstatt abwärts in ihn hineinzusteuern? Verließen sie sich zu sehr auf ihre Bordelektronik, welche die heutigen Pilotenkanzeln offenbar immer stärker beherrscht? Verfielen sie in Panik? (Es wäre sehr verständlich, wenn sie es taten!) Die endgültigen Untersuchungsergebnisse von „Air France“ bezüglich Absturzursache stehen zwar noch aus, aber einige damit verbundene Punkte sind bereits sicher.

Ein jeder von uns kann aus vielen Gründen jederzeit sterben. Werden wir im Augenblick des Todes allerdings die Zeit, die Gnade und die Geistesschärfe besitzen, um zur Rettung unserer Seelen einen genügenden Akt der Reue zu erwecken? Eine unmittelbare Todesangst kann alles außer den instinktiven Überlebenstrieb aus unserem Bewußtsein fegen. Unsere großartigen Flugmaschinen schaukeln zwar jedes Jahr Millionen von interkontinentalen Fluggästen sicher über die Ozeane, aber das ist nichts im Vergleich zu den Naturgewalten. „Halt,“ sagte der Sturm, „entgegen eurem Denken seid ihr gar nicht Herr über die Elemente.“ Fluggäste und Mannschaft müssen während den meisten oder allen 210 Sekunden des Sturzes in ihren Tod von einer panischen Angst ergriffen worden sein, als sie aus ihren Bord-Kinofilmen und Sitzplatz-Mahlzeiten gewaltsam zurück in die Wirklichkeit gerufen wurden, weil das Naturgesetz der Schwerkraft die Kontrolle über den flugtechnischen Einfallsreichtum des Menschen übernommen hatte.

Die Flugschreiber funktionieren selbst nach 672 Tagen auf dem Meeresgrund noch perfekt und geben uns nun ihre Geheimnisse der letzten Minuten von Flug AF 447 preis. Was für eine kluge Idee und was für eine geschickte Konstruktion! Doch wie viele Seelen an Bord dieser brillanten Flugmaschine waren bereit, in die Ewigkeit einzutreten? Und wieviele mehr Seelen wären dazu bereit gewesen, wenn die Menschen nur einen kleinen Teil jener Intelligenz und Anstrengung, welche sie in ihre materiellen Maschinen stecken, der Rettung ihrer Seele gewidmet hätten? Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, daß weder Ablenkung noch Panik uns davon abhalten möge, unsere Seelen in Ordnung zu bringen und zu halten, „jetzt und in der Stunde unseres Todes.“

Kyrie eleison.