Schlagwort: Jesus Christus

Ungewolltes Zölibat

Ungewolltes Zölibat posted in Eleison Kommentare on Januar 16, 2010

Das „Fest der Heiligen Familie“ vom letzten Sontag dürfte ein geeigneter Anlaß sein, um auf die Frage eines Lesers zu den „Eleison Kommentaren“ vor drei Wochen einzugehen: Damals schrieben wir, daß normalerweise ein unverheirateter Mann eine „Null,“ und eine unverheiratete Frau noch weniger als eine „Null“ sei. Der Leser fragte, wie es denn mit einem Mann oder einer Frau aussieht, welche vielleicht gerne geheiratet hätten, aber aus gewissen Gründen entweder nicht heiraten konnten oder nicht geheiratet haben. Nicht jeder, der unverheiratet bleibt, hat eine Berufung, fügte der Leser an.

Meine Antwort begann damit, daß in der heutigen Welt die unnatürliche Einsamkeit allzu normal geworden ist. Die moderne Lebensweise – besonders das Leben in der Großstadt – verhindert nicht nur Ehen, die geschlossen werden sollten, sondern es zerstört auch sehr viele geschlossene Ehen. Das ist eine der vielen Strafen des Liberalismus, welcher durch seine Verherrlichung des Individualismus auch die Unfähigkeit erzeugt, im Stand der Ehe zu leben. Der Liberalismus verherrlicht ebenfalls die „Freiheit“ von allen Banden, das Eheband aber ist ein sehr starkes Band. „Das führt zur zusammenbrechenden Geburtenrate der westlichen Nationen und zum Selbstmord des ehemals katholischen Europas. Es ist alles außerordentlich traurig und ernst.“

Ich fuhr fort: „Alle Männer als „Nullen“ zu bezeichnen ist natürlich eine sehr blumige Art zu sagen: Erstens sind wir vor Gott alle verschwindend kleine Geschöpfe. Zweitens sind die Männer bei weitem nicht so großartig, wie sie denken. (Zwei russische Sprichworte sagen, daß ein Mann ohne ein Weib wie ein Garten ohne Einfriedung ist, bzw. wie ein im Freien weilender Mann im russischen Januar ohne Pelzmütze!) Weiterhin, die Frauen als „weniger als Nullen“ zu bezeichnen, ist ebenfalls eine provokative Redeweise, die besagt: Erstens, obwohl die Feinde Gottes heute überall auf schreckliche Weise die eigentlich weiblichen Eigenschaften herabsetzen, welche den Mann ergänzen, haben die Frauen doch nicht die gleichen Eignungen wie die Männer. Zweitens hängen die Frauen auf eine tiefergehende Weise von den Männern ab als umgekehrt die Männer von den Frauen – vergleichen wir Evas Bestrafung in Genesis III, 16: „Du sollst unter der Gewalt des Mannes stehen, und er soll Herr über Dich sein.“ Dennoch soll meine Rede von den „Nullen“ und den „Weniger als Nullen“ in erster Linie nicht provozieren, sondern auf die von den beiden entsprechenden Teilen zusammengefügten Ziffer „Acht“ hinweisen, um die natürliche Kraft des Ehebandes graphisch hervorzuheben.“

Ach, wie viele Priester treffen heutzutage auf junge Frauen, die gerne heiraten würden, aber kaum einen jungen und zum Ehemann geeigneten Partner finden können. Allzuoft scheinen die jungen Männer faktisch Waschlappen zu sein, die vom Liberalismus ausgewaschen sind – dieser löst ihre Vernunft auf, die ihnen doch Gott zum Führen gegeben hatte! Nicht mit der gleichen Leichtigkeit zerstört der Liberalismus die Instinkte und Gefühle, welche Gott den Frauen von Natur aus mitgegeben hat – doch wenn der Liberalismus auch dieses Zerstörungswerk zustandebringt, dann können die Ergebnisse sogar noch schrecklicher sein.

Schlußendlich verwies ich auf die achte Kreuzwegstation, wo unser Herr Jesus Christus die weinenden Frauen von Jerusalem tröstete (Lk. XXIII, 28–31): Solch eine Bestrafung – warnte er – werde bald auf das Jerusalem der Gottesmörder herabkommen, so daß diese Frauen jene beneiden werden, welche nie einen Ehemann oder eine Familie hatten. In unserer Tagen ist diese Warnung kein Grund, die Heirat zu unterlassen; doch sie mag ein Trost für all jene sein, welche zwar gerne geheiratet hätten, aber von der Vorsehung keine Ehe zugedacht bekamen. Denn das Unheil, welches in nicht allzuferner Zukunft auf uns herabkommt, ist . . . ein außerordentlich triftiger Grund, mehr als je zuvor auf Gottes unfehlbare Vorsehung zu vertrauen . . .

Kyrie eleison.

Neujahrsaussicht des Psalmisten

Neujahrsaussicht des Psalmisten posted in Eleison Kommentare on Januar 2, 2010

Ein neues Jahr beginnt: Was wird es mit sich bringen? Obschon eine globale Finanz- und Wirtschafts-Katastrophe im Gange ist, hat sie gewiß noch nicht ihre volle Wucht erreicht. Wird sie uns im Jahre 2010 treffen? Jedenfalls kommt sie immer näher. Mit dem Ansteigen des Druckes wird es immer wichtiger sein, in diesem die Hand Gottes zu erkennen und nicht nur die Machenschaften von Menschen. Es folgt ein Psalm aus den 150 Psalmen – mit Kommentaren für das 21. Jahrhundert, damit wir die Dinge eher auf eine Art verstehen, wie eine Seele nahe bei Gott sie sieht. Psalm 27 hat nur neun Verse:

„1 Ich rufe dich an, Herr, mein Fels“ (und nicht die Medien oder Regierungen!): „Sei gegen mich nicht taub, damit du dich nicht schweigend von mir wendest und ich wie jene werde, die zur Grube sanken.“

Heutzutage zieht eine weiche, aber kräftige Strömung alle Seelen in Richtung Schlund des ewigen Höllenfeuers. Gott kann mir sehr leicht helfen – er sehnt sich sogar danach, es zu tun – aber ich muß mich ihm zuwenden und ihn um Hilfe anflehen. Der Psalmist fleht ihn an:

„2 Höre auf mein lautes Flehen, da ich zu Dir um Hilfe rufe, da ich meine Hände hebe zu deinem allerheiligsten Tempel. 3 Raffe mich nicht mit den Frevlern hin und mit den Übeltätern, die freundlich zwar mit ihren Nächsten reden, jedoch im Herzen Böses sinnen.“

Der Psalmist ist kein weichlicher Narr, d.h. Liberaler, der vorgibt, daß alle Menschen nett seien und es gut meinen. Der Psalmist weiß, daß Gott in vielen süßholzraspelnden Menschen heimtückische Feinde hat, die mächtig genug sind, um eine ganze soziale Umgebung eingerichtet zu haben – wie wir sie 2010 vorfinden –, welche ihn in die Hölle hinunterzureißen droht (Vers 1). Um mit diesen Feinden fertig zu werden, wendet sich der Psalmist an Gott:

„4 Vergilt ihnen nach ihrem Tun und nach der Bosheit ihres Handelns! Gib ihnen nach dem Werke ihrer Hände, zahle ihnen heim, was sie verdienen! 5 Denn sie achten nicht auf das Tun des Herrn und auf das Werk seiner Hände. Er reißt sie nieder und baut sie nicht mehr auf.“

Wir brauchen uns niemals zu sorgen, ob Gott mit seinen (und unseren) Feinden fertig wird – selbst im 21. Jahrhundert, wo sie zu triumphieren scheinen. Weder können sie ihn täuschen, noch ihm entkommen. Überdies liegt es auf der Hand, daß Gott sich um all jene Seelen kümmert, die sich ihm zuwenden:

„6 Gepriesen sei der Herr; denn er hat mein lautes Flehen erhört! 7 Der Herr ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn vertraut mein Herz. Hilfe wurde mir zuteil; darüber jauchzt mein Leib, und mit meinem Lied will ich ihm danken.“

Beachten wir, daß der Psalmist nicht zu jenen Narren zählt, die sich für zu perfekt halten, um körperliche Belange zu haben – Gott hat sich um sein „Herz“ und seinen „Leib“ gekümmert. Auch ist der Psalmist kein eigensüchtiger Individualist, wie sein Gebet für das ganze Gottesvolk zeigt:

„8 Seines Volkes Stärke ist der Herr, eine rettende Schutzwehr seinem Gesalbten“ (das umfaßt seit dem Kreuzestod unseres Herrn Jesus Christus alle Seelen, die mit den katholischen Sakramenten gesalbt sind.) „9 Hilf deinem Volke und segne dein Erbe! Weide und hege sie immerdar!“

Heute würden wir sagen: Rette, o Herr, deine katholische Kirche!

Kyrie eleison.

Angst um Weihnachten

Angst um Weihnachten posted in Eleison Kommentare on Dezember 26, 2009

Einmal mehr ist der Weihnachtsfeiertag gekommen und wieder vergangen. Er erinnert uns an die große Freude, die unser Herrgott durch seine Menschwerdung und Geburt der gesamten Welt machte; insbesondere jedoch seiner Mutter. Denn schließlich hält sie ihn fest in ihren Armen, wo sie einerseits wie jede menschliche Mutter sich zu ihm neigt, und wo sie ihn anderseits gleichzeitig als ihren Gott anbetet. Ach, wer auch nur die leiseste Ahnung von Religion besitzt, wird sicherlich darüber jammern, daß unsere Welt zwar diese von Gott geschenkte Freude mitzunehmen versucht, aber größtenteils den dahinterstehenden Gott vergißt.

In dieser Hinsicht erinnert die Freude am heutigen Weihnachten an das Grinsen der „Grinsekatze“ von Alice, vor allem in kapitalistischen Ländern (aber Papst Pius XI. stellte schon 1931 fest, daß der Kapitalismus sich auf die ganze Welt ausdehnt: „Quadragesimo Anno,“ S.103–104). Die Leser von „Alice im Wunderland“ werden sich erinnern, wie das Grinsen der Katze immer noch gesehen werden konnte, selbst wenn die Grinsekatze selber verschwunden war. Die Substanz mag verschwinden, aber ihre Wirkung kann noch nachklingen – jedenfalls für eine Weile. Dem Glauben an das göttliche Christkind wird die ganze Zeit der Garaus gemacht, vor allem wegen des Zweiten Vatikanischen Konzils, doch die Freude an Weihnachten klingt noch nach. Zum Teil liegt dieses Nachklingen daran, daß Gott in seiner großen Güte zu jedem Jahrestag der Geburt seines Sohnes eine Fülle von Gnaden über die Menschen ausgießt, und auf diese Gnaden reagieren viele Menschen mit etwas mehr Freundlichkeit als während des restlichen Jahres. Zum anderen Teil liegt dieses Nachklingen aber auch daran, daß Freude einfach die Menschen erfreut – dies ist allerdings nicht so zuverlässig.

Denn in dem Maße, wie die wahre Anbetung Gottes verschwindet – und mit ihr jedes wahre Verständnis für die Bedeutung des Kommens des Erlösers, das für unseren Eintritt in den Himmel unbedingt notwendig war – wird auch die Freude an Weihnachten auf die Kommerzialisierung und die Zecherei reduziert, wie wir sie alle kennen. Das Grinsen kann die Grinsekatze nicht unbegrenzt überdauern. Sogar die nettesten „NIG“ (Nette Innere Gefühle) halten ohne ihre Objekt nicht endlos an. Wenn Jesus Christus nicht Gott ist, geschweige denn der eine und einzige Erlöser der Menschheit, wieso sollten wir dann uns über seine Geburt erfreuen? Zwar haben wir sehr gerne unsere „NIG,“ aber wenn sie nur auf sich selber beruhen, werden sie früher oder später wie Seifenblasen platzen und nur den bitteren Nachgeschmack der Enttäuschung hinterlassen. Wir können es gerne haben, uns weihnachtlich zu fühlen; doch wenn wir uns nur nach diesen Gefühlen ausrichten, anstatt dem ihnen zugrundeliegenden Objekt, so steuern wir auf irgendwelchen „Gefühlskollaps“ zu.

Es geht um den Unterschied zwischen Gefühl und Gefühlsduselei. Der Heiland war voller Gefühle, als er zum Beispiel die Witwe von Naim traf, wie sie über das Zugrabetragen ihres einzigen Sohnes aufgelöst war (Lukas VII, 11–15). Doch unser Herr zeigte keine Spur von Gefühlsduselei oder Rührseligkeit (auch nicht, behaupte ich, in Valtortas „Der Gottmensch“), weil seine Gefühle niemals um ihrer selbst Willen aufkommen. Die Gefühle des Heilandes kamen immer wegen eines äußerlichen Objektes auf; zum Beispiel wegen des Kummers der erwähnten Witwe, welcher ihm lebhaft die Trostlosigkeit vor Augen führte, die seine eigene Mutter bei seinem eigenen Zugrabetragen erfahren sollte.

Der Subjektivismus ist die Seuche unserer modernen Zeit: Der Mensch sperrt die objektive Wirklichkeit aus, damit er alles so neuordnen kann, wie es ihm subjektiv in seinem Inneren gefällt. Dieser Subjektivismus ist der Wesenskern des Neo-Modernismus, welcher zur Zeit die Kirche verwüstet. Der Subjektivismus trennt das Denken von seinem äußeren Objekt ab und erzeugt so notwendigerweise Gefühlsduselei im Herzen, weil er dem Herzen jedwedes äußere Objekt wegnimmt, von dem allein echte Gefühle erweckt werden. Das kapitalistische Weihnachten wird schlußendlich durch die Gefühlssucht ausgehöhlt. Entweder kehren die Menschen zum wahren Gott, zu unserem Herrn Jesus Christus zurück, und zur wahren Bedeutung seiner Geburt, oder das Platzen einiger ihrer nettesten „NIG“ – der „weihnachtlichen NIG“ – liefert dem Wenigen, was von der „Westlichen Zivilisation“ noch übrig ist, einen weiteren Grund für selbstmörderische Bitterkeit.

Weihnachtliche Aufmunterung

Weihnachtliche Aufmunterung posted in Eleison Kommentare on Dezember 19, 2009

Die englische Zeitung „Catholic Herald“ bringt mit Datum vom 11. Dezember 2009 gute Nachrichten für Weihnachten: Ein Bericht aus den USA zeigt, daß die gegenwärtige Wirtschaftskrise den Ehen hilft. Der Konjunkturrückgang begann gegen Ende 2007. Damals betrug die Scheidungsrate in den USA noch 17,5 pro tausend verheirateter Frauen. Im darauffolgenden Jahr sank die Rate auf 16,9. Die US-Amerikaner nennen das „Die Schule der harten Schläge“: Die Lektionen dieser Schule sind bitter, aber sehr lehrreich.

Das „Zentrum für Ehe und Familien“ (Center for Marriage and Families) und das „Nationale Ehe-Projekt“ (National Marriage Project) brachten im „Institut für Amerikanische Werte“ an der Universität Virginia zusammen eine Schrift heraus: „Die Ehe in Amerika: Der Zustand unserer Eheverbindungen 2009.“ Geschrieben wurde der Bericht von Brian Wilcox, Direktor des „Nationalen Ehe-Projektes.“ Er schreibt, daß Millionen von US-Amerikanern eine „häusliche Strategie als Rettungsaktion“ ergriffen haben und „sich auf ihre eigene Ehen und Familien zum Überdauern des Sturmes verlassen.“ Während die neumodische Welt zusammenbricht, kommen die alten Sprichwörter wieder zur Ehre: „Jedes Unglück hat auch sein Gutes,“ „Das Hemd ist mir näher als der Rock,“ „Zuhause ist es am schönsten.“

Wilcox zitiert einen weiteren Beleg dafür, daß die Wirtschaftsnot den Ehen hilft: Viele verheiratete Paare gehen nun entschlossen daran, ihre Kreditkarten-Schulden zu tilgen. Wie der US-Zentralbankvorstand berichtet, haben die Amerikaner ihre gesamten wiederkehrenden kurzfristigen Kredite um 90 Milliarden US-Dollar im letzten Jahr verringert. Wilcox beschreibt, daß der Konjunkturrückgang die „häusliche Wirtschaft“ wiederbelebt hat, weil immer mehr Amerikaner ihre eigenen Nahrungsmittel anbauen, ihre eigenen Kleider nähen und flicken, und seltener zum Essen ausgehen: „Viele Paare scheinen eine neue Wertschätzung für den wirtschaftlichen und sozialen Rückhalt zu entwickeln, den die Ehe in harten Zeiten darstellt.“

Liebe Ehemänner, verhaltet Euch wie echte Männer und verlaßt Euch auf Eure Ehefrauen als Stütze! Liebe Ehefrauen, besinnt Euch mit Freude auf Eure weiblichen Gaben, welche die Männer bei weitem nicht im selben Maße haben, und verlaßt Euch auf Eure Ehemänner als festen Halt! Ein Mann ohne eine Frau ist normalerweise eine Null (ja, eine Null!). Eine Frau ohne einen Mann ist normalerweise noch weniger – eine unvollständige Null oder ein offenes „U.“ Doch wenn das „U“ als Stütze unter der Null steht, erscheint eine „8“! Führt uns nicht die Wundertätige Medaille vor Augen, wie das Kreuz unseres Heilandes auf dem „M“ der Jungfrau Maria ruht? Unser Herr hat seiner ganzen göttlichen Kraft entsagt, um seine Passion zu durchleiden. Aber hätte seine Menschlichkeit allein, ohne die Unterstützung seiner menschliche Mutter, unsere Erlösung bewerkstelligen können? Niemals!

Nicht sehr viele Volkswirtschaftler verfügen über gesunden Menschenverstand; doch die wenigen, die nicht in einem Traumland leben, sagen uns, daß die Wirtschaftskrise noch viel schlimmer wird. Liebe Mütter, lernt wieder häusliche Fähigkeiten. Liebe Väter, lernt wieder Gemüseanbau. Ihr alle, die Ihr die Wahrheit und Wirklichkeit liebt, stärkt nicht nur die Familienbande, sondern auch die guten nachbarschaftlichen Beziehungen. Es wird ums Überleben gehen, denn unsere Regierungen und Medien werden – sofern sie keine grundlegende Richtungsänderung vornehmen – nicht helfen, ganz im Gegenteil! „Unser Hilfe ist im Namen des Herrn,“ der zu dieser Zeit des Jahres als hilfloses kleines Menschenkind sich darstellt. Dennoch ist dieses Kind der Allmächtige!

Kyrie eleison.

Mißverstandene Messe

Mißverstandene Messe posted in Eleison Kommentare on Oktober 3, 2009

In einem Interview, das Kardinal Castrillon Hoyos vor zehn Tagen einer süddeutschen Zeitung gab (der Text ist im Internet verfügbar), äußerte er an der Priesterbruderschaft St. Pius X. eine interessante Kritik, die in der Hauptsache falsch ist, aber etwas Wahres enthält. Er sagte über die Bruderschafts-Oberen, welche er im Jahre 2000 traf, daß sie auf ihn den Eindruck machten, so stark auf die Neue Messe fixiert zu sein, als ob sie „die Quelle allen Übels auf der Welt sei.“Die Reform der Lateinischen Liturgie der hl. Messe, welche dem Vatikanum II (1962–1965) folgte, ist offenkundig nicht für alles Übel der Welt verantwortlich, aber für sehr viel Schlechtes in der modernen Welt. Erstens ist die römisch-katholische Religion die eine und einzige Religion, welche der eine wahre Gott stiftete, als Er vor 2000 Jahren einmal – und nur einmal – die menschliche Natur annahm und zum Gottmenschen Jesus Christus wurde. Zweitens kann allein die blutige Selbstaufopferung Jesu Christi am Kreuz den durch die heutige weltweite Apostasie entfachten gerechten Zorn Gottes besänftigen; und nur die unblutige Erneuerung dieses Kreuzesopfers im wahren Meßopfer vermag diese notwendige Besänftigung zu bewirken. Drittens wurde der überlieferte Lateinische Ritus dieser hl. Messe, deren wesentliche Bestandteile auf den Beginn der Kirche zurückgehen, nach dem Vatikanum II. von Paul VI. maßgeblich so verändert, daß sie den Protestanten gefallen sollte – wie er seinem Freund Jean Guitton erzählte.

Nun haben jedoch die Protestanten ihren Namen, weil sie gegen die katholische Religion protestieren. Deswegen vermindert der „im Geiste des Vatikanum II“ reformierte Ritus der Messe den Ausdruck wesentlicher katholischer Wahrheiten in erheblichem Maße: in der Reihenfolge 1. Transsubstantiation des Brotes und Weines, welche 2. das Meßopfer ausmacht, welches 3. wiederum das opfernde Priestertum beinhaltet, was 4. alles auf die Fürbitte der allerseligsten Jungfrau Maria hin geschieht. In der Tat drückt die unverkürzte überlieferte Lateinische Liturgie den katholischen Glauben vollständig aus.

Der Großteil der praktizierenden Katholiken nimmt die Glaubenslehren vorzugsweise weder durch das Lesen von Büchern, noch durch den Besuch von Vorträgen in sich auf und setzt sie in den Alltag um, sondern vor allem durch den Besuch der hl. Messe. Weil nur dann die Katholiken das Licht der Welt gegen den Irrtum und das Salz der Erde gegen das Verderben sein können, ist es kein Wunder, daß die heutige Welt voll der Verwirrung ist und die Unmoral herrscht. „Zerstören wir die Messe, so werden wir die Kirche zerstören,“ sagte Luther. „Eher kann die Welt ohne das Licht der Sonne existieren, als ohne das Opfer der hl. Messe sein,“ sagte Pater Pio.

Deswegen war es eine große Dringlichkeit bei der Gründung der Bruderschaft, Priester auszubilden, um den überlieferten Lateinischen Ritus der hl. Messe zu retten. Gott sei Dank findet nun die überlieferte Messe langsam, aber sicher ihren Weg in die Mitte der Kirche zurück (was unter dem Antichrist nicht der Fall sein wird). Doch jetzt muß die Bruderschaft des Erzbischof Lefebvre die ganze Glaubenslehre, auf der diese hl. Messe beruht, vor den Tätern und Opfern des Vatikanum II retten, die noch immer in Rom fest eingenistet sind. Wir müssen intensiv für die „Diskussionen über den Glauben“ beten, welche diesen Monat zwischen Rom und der Priesterbruderschaft eröffnet werden.

Kyrie eleison.

Schwierige Diskussionen – III.

Schwierige Diskussionen – III. posted in Eleison Kommentare on September 19, 2009

Es gibt zwei Einwände gegen die bloße Möglichkeit, daß Diskussionen über Doktrin zwischen den kirchlichen Autoritäten und der Priesterbruderschaft Pius des Zehnten bald stattfinden werden. Diese Einwände dienen dazu, die Natur, den Zweck und die Grenzen von solchen Diskussionen aufzuzeigen. Der erste Einwand besagt, daß die katholische Lehre nicht zur Diskussion steht. Der zweite Einwand lautet, daß sich kein Katholik dazu erdreisten dürfe, mit einem Vertreter des Papstes zu diskutieren, gleich so als ob er mit diesem ebenbürtig sei. Beide Einwände gelten unter normalen Umständen – aber die heutigen Umstände sind nicht normal.

Zu dem ersten Einwand: Natürlich steht die sich nicht ändernde und unabänderliche katholische Lehre nicht frei zur Diskussion. Das Problem besteht aber darin, daß das Vaticanum II gerade diese Lehre ändern will. Zum Beispiel, darf oder muß ein katholischer Staat das öffentliche Praktizieren von falschen Religionen tolerieren? Die katholische Tradition antwortet darauf mit einem „darf“ dies aber auch nur dann, um größeren Schaden abzuwenden oder, um einen größeren Nutzen daraus zu ziehen. Vaticanum II besteht dagegen auf einem „muß\” – und dies unter allen Umständen. Wenn aber Jesus Christus erkennbar der menschgewordene Gott ist, dann kann nichts mehr als „darf“ wahr sein. Wenn im Gegenteil „muß\” wahr wäre, dann ist der Mensch Jesus Christus nicht mehr notwendig als Gott erkennbar. Das „darf“ und das „muß\” sind in diesem Fall so weit von einander entfernt wie Jesus Christus Gott kraft seiner göttlichen Natur von Jesus Christus Gott durch menschliche Wahl entfernt ist; anders gesagt, ebenso weit wie Jesus objektiv Gott von Jesus nicht objektiv Gott entfernt ist.!

Dennoch verkünden die römischen Autoritäten, daß die Lehre von Vaticanum II keinen Bruch mit der katholischen Lehre darstellt, sondern vielmehr deren kontinuierliche Weiterentwicklung. Also entweder will auch die Priesterbruderschaft – was Gott bewahren möge! – die katholische Lehre aufgeben; oder sie hat keineswegs vor, mit den Römern zu diskutieren ob Jesus Gott ist oder nicht, ebensowenig die katholische Lehre in Frage zu stellen. Vielmehr hofft sie darauf, einige Römer mit offenen Augen und Ohren davon zu überzeugen, daß Vaticanum II auf das Schärfste der katholischen Lehre widerspricht. In dieser Hinsicht, selbst wenn die Priesterbruderschaft so gut wie keinen Erfolg hätte, würde sie es immerhin als ihre Pflicht erachten, Zeugnis für die Wahrheit abgelegt zu haben.

Aber die Römer mögen vielleicht hierauf erwidern: „Wir repräsentieren den Papst. Wie könnt ihr es wagen euch anzumaßen mit uns zu diskutieren?\” Dies ist der zweite Einwand und für all jene, die das Vaticanum II für wahr halten, erscheint dieser Einwand als gerechtfertigt. Aber es ist die Wahrheit, die Rom macht, und nicht Rom, welches die Wahrheit macht. Unser Herr erklärt wiederholt im Evangelium von Johannes, daß er nicht seine eigene Lehre weitergibt, sondern die seines Vaters (vgl. Joh. VII, 16). Wenn sich nun aber die katholische Lehre nicht einmal von Jesus ändern lässt, wie viel weniger ist diese Kraft zur Änderung bei einem Vikar, i.e. dem Papst, vorhanden! Wenn sich nun aber der Papst, kraft seines von Gott gegebenen freien Willens, dazu entscheidet, sich von der katholischen Lehre abzuwenden, dann hat er im selben Ausmaß – er bleibt doch Papst – seinen päpstlichen Status hingelegt – und im selben Ausmaß ordnet er sich selbst bzw. seine Stellvertreter gleich welchen Katholiken unter, die der Lehre des göttlichen Meisters treu bleiben.

Anders gesagt, derselbe Status in Diskussionen, den der Papst beiseite legt, insofern er sich von der Wahrheit entfernt, wird von jedem Katholik erworben, der treu gegenüber der Wahrheit ist. Wie es Erzbischof Lefebvre einst bedeutsam vor den römischen Autoritäten, welche ihn aufgrund seiner Stellungnahme Papst Paul VI entgegen verhörten, sagte: „Ich bin es eigentlich, der euch hier verhören sollte!\” Für die Wahrheit von Gott dem Vater einzustehen ist der Stolz und die Demut, die Berufung und die Ehre der kleinen SSPX des Erzbischofs. Wenn Diskussionen mit Rom nur die geringste Gefahr bedeuteten, daß die Priesterbruderschaft dieser Berufung untreu würde, dann spätestens wäre der Punkt angekommen, wo keine weiteren Diskussionen stattfinden sollten.

Kyrie eleison.