Neukirche

Benedikts Ökumenismus – IV.

Benedikts Ökumenismus – IV. on Mai 5, 2012

Die katholische Kirche lehrte immer, daß sie die alleinige und einzig wahre Kirche Jesu Christi ist. Selbst wenn also der Großteil der Gläubigen sie verließe – was am Ende der Welt geschehen wird (siehe Lukas 18,8) –, so besäße doch die Kirche immer noch ihre Einheit. Aus diesem Grund konnte der Hl. Cyprian sagen, daß die Einheit der Kirche von Gott gestiftet ist, daß sie aus himmlischen Sakramenten gewoben wird und daß sie durch „keine gegenteilige Willenskraft auseinandergerissen werden kann.“ Auch wenn Seelen von der Kirche abfallen oder sich von ihr losreißen mögen, bleibt die Kirche, die sie hinter sich lassen, dennoch immer eins. In dieser Hinsicht bedeutet der Begriff „Einheit der Kirche“ stets die Rückkehr einzelner Seelen – eine nach der anderen – zur einen und wahren Kirche.

So sieht das Zweite Vatikanum allerdings die Kirche nicht. Denn durch die Behauptung in Lumen Gentium (Abschnitt 8), daß die Kirche Christi in der katholischen Kirche „subsistiert“ (verwirklicht ist), ermöglichte dieses Konzil einerseits, die beiden Begriffe Kirche Christi und katholische Kirche mit Leichtigkeit voneinander zu trennen. Und andererseits täuschte das Konzil vor, daß die „wahre“ Kirche Christi viel weiter gefaßt sei als nur die „enge“ katholische Kirche. Aus Konzilssicht gibt es mehrere, außerhalb der katholischen Kirche verstreute Teile der wahren Kirche Christi. „Einheit der Kirche“ bedeute dann, diese Stücke wieder zusammenzufügen, ohne daß die einzelnen Menschen einer nach dem anderen konvertieren müßten. Das entspricht sicherlich der Sichtweise des jungen und hochintelligenten Konzilstheologen Hw. Joseph Ratzinger, wie erstaunliche Worte von ihm kurz nach dem Konzil zeigen, welche Dr. Schüler mit Quellennachweis in seinem Buch Benedikt der XVI. und das Selbstverständnis der katholischen Kirche auf Seite 17–19 zitiert. Eine kurze Zusammenfassung möge die Tendenz dieser Worte Hw. Ratzingers unterstreichen:

Laut dem jungen Hw. Ratzinger ist die „Kirche“ überall dort, wo es einen Bischof, einen Tisch und das Wort Gottes gibt. Im Lauf der Jahrhunderte habe allerdings der römische Zentralismus diese echte weil breite Auffassung von christlicher Gemeinschaft ernstlich verengt, was u.a. die Protestanten zum Wegbrechen von Rom getrieben habe. Man hätte lieber mit den glaubensmäßigen Unterschieden auskommen sollen, so Hw. Ratzinger, und Rückkehrökumene müßte durch eine „Koexistenz-ökumene“ ersetzt werden. Anstatt von einer Kirche zu sprechen, müsse von Kirchen in der Mehrzahl geredet werden. Außerdem müßten die Katholiken sich öffnen, und Konversionen blieben jenen Einzelnen vorbehalten, welche dies auch wirklich wünschten. Die protestantischen Irrtümer werden in der Sicht Hw. Ratzingers schließlich zu den Rechten der Protestanten.

Wo bleiben aber bei all diesem Gerede von Kirchen und Kirche der Glaube und die dogmatische Glaubenslehre? Sie bleiben offensichtlich auf der Strecke. Und was können Gläubige mit so einem gegensätzlichen Glauben wie die (altmodischen) Katholiken und die Protestanten für eine Form von Einheit besitzen? Nur eine von der vorkonziliaren Kircheneinheit sehr verschiedene Einheit. Und das kann nur eine im Vergleich zur vorkonziliaren Kirche sehr verschiedene Kirche mit sich bringen. Tatsächlich zielte der junge Hw. Ratzinger auf die Neukirche ab.

Doch die Einheit der Neukirche wurde gleichzeitig zu einem Problem. Denn erstens ist die Einheit der Kirche ein katholischer Lehrsatz. Zweitens sah Joseph Ratzinger sich als Kardinal und Papst plötzlich bemüßigt, die Einheit der Neukirche gegen noch wildere Revolutionäre als er selber zu verteidigen – beispielsweise gegen Hw. Leonard Boff aus Südamerika, für den die Neukirche überall „subsistiert“ und deshalb auf viele verschiedene Stücke verteilt ist.

Dr. Schüler zitiert also Aussagen Kardinal Ratzingers, wonach die Kirche Christi ihre vollständige Verwirklichung zwar in der katholischen Kirche erfahre, aber nicht solchermaßen, daß dadurch unvollständige Verwirklichungen der Kirche an anderen Stellen ausgeschlossen seien (doch wie kann die Kirche dann noch eins sein?). Auf ähnliche Weise sagt der Kardinal über die Identität zwischen der Kirche Christi und der katholischen Kirche, daß diese Identität zwar erheblich, aber eben nicht ausschließlich sei (doch wie kann eine Identität anders sein als ausschließlich?). Also wieder die Behauptung, daß die Kirche Christi ihr vollständiges Dasein zwar in der katholischen Kirche besitze, sie aber auch noch ein unvollständiges Dasein an anderen Orten habe (doch wie sollte ein Dasein vollständig sein, wenn Teile von ihm noch an anderen Stellen sind?). Und so weiter.

Kurz gesagt enthält die Neukirche von Benedikt XVI. sowohl katholische als auch nicht-katholische Bestandteile. Doch teilweise Nicht-Katholisches ist eben kein Katholisches als Ganzes. Deswegen ist die ökumenische Neukirche von Benedikt XVI. als solche nicht die katholische Kirche.

Kyrie eleison.

Wendepunkt

Wendepunkt on März 10, 2012

Im Laufe seiner Predigt vom 2. Februar 2012 in den USA erwähnte der Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X. über die Beziehungen zwischen Rom und der Bruderschaft, daß ein praktisches Abkommen zwischen den beiden Parteien möglich wäre, wenn Rom die Bruderschaft so akzeptieren würde, wie sie ist. Dabei zitierte der Bischof den Erzbischof Lefebvre, wie dieser oft davon gesprochen habe, daß so ein Abkommen möglich sei. Allerdings, so fügte Bischof Fellay an, habe der Erzbischof im Jahre 1987 zum letzten Male von so einem Abkommen gesprochen. Dieser kleine Zusatz ist von großer Bedeutung und verdient eine eingehende Betrachtung, vor allem für die jüngere Generation, welche nicht mehr mit dem historischen Drama der Bischofsweihen von 1988 vertraut ist.

Das „Drama aller Dramen“ war allerdings das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965), ohne welches die Priesterbruderschaft gar nicht ins Dasein gekommen wäre. Auf diesem Konzil unterzeichnete die große Mehrheit der weltweiten katholischen Bischöfe das „Auf den neuesten Stand bringen“ der Kirche, womit die Bischöfe ihre katholische Autorität von der Wahrheit der katholische Tradition abtrennen ließen. Von da an mußten Katholiken zwischen Autorität und Wahrheit wählen. Bis zum heutigen Tag müssen die Katholiken, wenn sie sich für die Autorität entscheiden, nach der Wahrheit lechzen, und wenn sie sich für die Wahrheit entscheiden, so müssen sie sich stets nach der Wiedervereinigung mit der Autorität sehnen. Erzbischof Lefebvre wählte die Wahrheit. Zur ihrer Verteidigung gründete er im Jahre 1970 die Priesterbruderschaft St. Pius X. Solange wie möglich tat er allerdings alles in seiner Macht stehende, um die Trennung von der Autorität zu überwinden, indem er nach Anerkennung seiner Bruderschaft durch Rom strebte. Aus diesem Grund kann Bischof Fellay heute sagen, daß der Erzbischof bis 1987 wiederholt eine praktische Übereinkunft mit Rom wünschte und auch daran arbeitete.

Der Erzbischof war im Jahre 1987 allerdings 82 Jahre alt und wußte, daß der Einsatz der Priesterbruderschaft für die Tradition ohne Bischöfe ein Ende haben mußte. Also war es dringend geworden, von Rom wenigstens einen Bischof zu bekommen. Doch Rom hielt den Erzbischof hin; weil es sicherlich gleichfalls wußte, daß die Bruderschaft ohne ihren eigenen Bischof eines langsamen Todes sterben würde. Das hartnäckige Hinhalten des damaligen Kardinal Ratzinger machte im Mai 1988 dem Erzbischof völlig klar, daß das neo-modernistische Rom keinerlei Absicht hatte, die katholische Tradition anzuerkennen, geschweige denn zu beschützen. Damit war die Zeit der Diplomatie zu Ende, und der Erzbischof führte die Bischofsweihen durch. Von diesem Zeitpunkt an, so der Erzbischof, galt nur noch der Grundsatz: entweder das katholische Dogma – oder gar nichts! Für den Erzbischof war von da an die absolut notwendige Voraussetzung für irgendwelche Kontakte zwischen Rom und der Bruderschaft das Bekenntnis Roms zum katholischen Glauben nach den großen antiliberalen Lehrschreiben der katholischen Tradition, wie z.B. Pascendi, Quanta Cura, uam.

Deswegen, so Bischof Fellay in seiner Predigt, sprach der Erzbischof bis zu seinem Tod im Jahre 1991 nicht mehr davon, daß eine praktische Vereinbarung zwischen Rom und der Bruderschaft möglich oder wünschenswert wäre. Der Erzbischof war so weit gegangen wie möglich, um von der Autorität die minimale Förderung der Wahrheit zu erhalten. Einmal fragte er sich sogar, ob er im Mai 1988 nicht zu weit gegangen sei. Doch von diesem Zeitpunkt an schwankte er nicht und ging auch keine Kompromisse ein, und drängte vielmehr jene, die auf ihn horchten, dieselbe Linie beizubehalten.

Hat die Situation sich seither verändert? Ist Rom zum Glauben aller Zeiten zurückgekehrt? Man könnte es denken, wenn Bischof Fellay in derselben Predigt vom 2. Februar uns sagt, daß Rom seine harsche Haltung vom 14. September 2011 geändert habe und sich nun bereit erkläre, die Priesterbruderschaft so zu akzeptieren, wie sie ist. Doch wenn wir uns nur an Assisi-III oder die Neuseligsprechung von Johannes Paul II. vom letzten Jahr erinnern, so ist eher zu vermuten, daß hinter dem plötzlichen Wohlwollen der römischen Kirchenmänner gegenüber der Priesterbruderschaft höchstwahrscheinlich etwas anderes liegt: Ein Vertrauen darauf, daß die Euphorie über die Wiederaufnahme und sogar Ausdehnung des gemeinsamen Kontaktes den hartnäckigen Widerstand der Bruderschaft gegen die Neukirche verdünnen, auswaschen und schließlich auflösen wird. Gott sei es geklagt.

„Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn.“

Kyrie eleison.

„Griechische Geschenke“ – II.

„Griechische Geschenke“ – II. on August 27, 2011

„Eure Exzellenz, warum stellten Sie in der letzten Ausgabe der „Eleison Kommentare“ (Nr. 214) denn die Aufrichtigkeit und den guten Willen der römischen Kirchenvertreter in Frage? Diese Vertreter wollen doch nur die Entfremdung der Priesterbruderschaft St. Pius X. von der Amtskirche beenden. Sie verglichen diese Kirchenvertreter jedoch mit den Griechen, welche die Trojaner bewußt mit dem Trojanischen Pferd täuschten. Hingegen wollen diese Römer doch nur die lange und schmerzliche Spaltung zwischen den traditionellen Katholiken und der Kirchenführung überwinden!“

Die Antwort lautet: Wir brauchen die Aufrichtigkeit und den guten Willen dieser Römer keineswegs in Frage zu stellen. Doch genau hier liegt das Problem. Denn nach fast 500 Jahren des Protestantismus und des Liberalismus ist unser Zeitalter so stark verwirrt und so sehr auf den Kopf gestellt, daß die Welt voller Menschen ist, welche das Falsche tun, dabei aber von der Richtigkeit ihres Handelns überzeugt sind. Je stärker diese Menschen davon überzeugt sind, das Richtige zu tun, desto gefährlicher sind sie. Denn mit einer umso größeren subjektiven Aufrichtigkeit und guter Absicht setzen sie dann das objektiv Falsche in die Tat um und reißen andere mit sich. Je aufrichtiger die heutigen Römer also von der Richtigkeit ihrer Neukirche überzeugt sind, desto wirksamer zerstören sie die wahre Kirche.

„Aber Eure Exzellenz, Gott allein kann doch ihre Absichten richtig beurteilen!“

Subjektive Absichten sind vergleichsweise nebensächlich, weil es um die Verteidigung des wahren Glaubens geht. Wenn die Römer auf gutmeinende Weise die Priesterbruderschaft in die Amtskirche hineinziehen wollen, so kann ich sie zwar als Menschen mögen, hasse aber trotzdem ihre Irrtümer. Sollten die Römer hingegen in böser Absicht handeln, weil sie beispielsweise wissen, daß sie den wahren Glauben zerstören wollen, dann mag ich sie nicht und hasse gleichsam ihre Irrtümer. Ob die römischen Kirchenvertreter nun liebenswürdig sind oder nicht, und ob ich sie mag oder nicht, spielt eine geringe oder keine Rolle im Hinblick auf die Irrtümer, durch welche diese Römer objektiv gesehen die Kirche zerstören.

Wenn liebenswerte Menschen furchtbare Irrtümer vertreten, so kann leicht folgendes passieren: Entweder wir sehen diese Irrtümer als so liebenswert wie ihre Vertreter an und werden somit von diesen Menschen zum Liberalismus hingezogen. Oder aber wir stufen diese Menschen als ebenso schrecklich wie ihre Irrtümer ein und werden somit von den Irrtümern der Konzilspäpste zum Sedisvakantismus gezogen. Tatsächlich war es in der gesamten Menschheitsgeschichte noch nie so leicht wie heute, daß Menschen gleichzeitig so liebenswert sind wie ihre Irrtümer furchtbar. Das ist ein Merkmal unseres Zeitalters. Die Situation dürfte nur noch unter dem Antichrist schlimmer werden. Doch bereits seine Vorgänger treiben die Welt in den Untergang.

Unterdessen gilt, daß jene römischen Kirchenvertreter, welche am 14. September 2011 auf die Oberen der Priesterbruderschaft treffen, von der Richtigkeit der Neukirche – als Folge der Umformung durch das Zweite Vatikanische Konzil – überzeugt sind. In diesem Fall unterliegen diese Römer einem schwerwiegenden Irrtum. Vielleicht wurden diese römischen Vertreter aber auch wegen ihres gewinnenden Wesens ausgewählt, um die Priesterbruderschaft leichter in das offizielle Rom hineinzuziehen. Dann dürfen Sie, liebe Leser, nicht überrascht sein, wenn alles so hingedreht werden wird, als ob die Bruderschaft das edle Angebot und die guten Absichten Roms verschmähen würde. In Wahrheit wird die Bruderschaft dann aber lediglich die schrecklichen Irrtümer der Römer zurückweisen. Es lebe das wahre Rom! Es leben die lieblichen Römer! Doch bewahre Gott uns vor ihren Irrtümern!

„Eure Exzellenz, was ist der Hauptirrtum dieser Römer?“

Daß sie den Menschen an die Stelle Gottes rücken. Sie gleiten in die Apostasie ab und reißen mit sich Seelen ohne Zahl.

„Griechische Geschenke“ – I.

„Griechische Geschenke“ – I. on August 20, 2011

In Kürze, am 14. September 2011, soll in Rom ein Treffen zwischen Kardinal Levada und römischen Offiziellen auf der einen Seite, und Bischof Fellay und seinen zwei Assistenten auf der anderen Seite stattfinden, heißt es. Katholiken, welche das vielschichtige Wirken Erzbischof Lefebvres und seiner Priesterbruderschaft bei der Verteidigung des Glaubens während der letzten 40 Jahren schätzen, seien daher vorgewarnt: Dieser Glaube ist mehr denn je gefährdet. Doch Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Seien wir besonders durch das Gebet gewappnet.

Vor zwei Jahren wurde der Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, Kardinal Levada, mit der Durchführung der Lehrgespräche beauftragt, welche von Herbst 2009 bis April diesen Jahres zwischen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. stattfanden. Rom lädt die Bruderschaft zu diesem Treffen ein. Wir dürfen realistischerweise annehmen, daß aufgrund dieser Diskussionen die Römer am 14. September ihre Entscheidung über die künftigen Beziehungen mit der Priesterbruderschaft festlegen.

Nun haben diese Diskussionen allerdings deutlich gemacht, daß eine glaubenslehrmäßige Einigung zwischen der Priesterbruderschaft und dem heutigen Rom unmöglich ist. Denn die Bruderschaft hält an der uralten Lehre der Kirche fest, während das moderne Rom auf die Konzilslehre der Neukirche baut und auch hartnäckig an dieser Verwirrung festhält, wie die Neuseligsprechung von Johannes Paul II. im Mai diesen Jahres und das für Oktober geplante Assisi III belegen. Somit ist die Situation nach den Gesprächen genau dieselbe wie vor Beginn der Gespräche vor zwei Jahren: Auf der einen Seite versucht die Priesterbruderschaft zur Ehre Gottes und zur Rettung der Seelen, Rom zurück zum wahren katholischen Glauben zu verhelfen. Auf der anderen Seite setzt das Konzilsrom alle in seiner Macht stehenden Mittel ein, um zur Ehre des modernen Menschen und zur Zufriedenstellung seiner unwürdigen Medien (wie im Januar und Februar 2009) die Priesterbruderschaft dahin zu bringen, in den geistes- und seelenverrottenden Ökumenismus des Neuglaubens sich einzugliedern.

Womit wird Rom am 14. September höchstwahrscheinlich auffahren? Entweder mit Zuckerbrot oder Peitsche – oder mit beidem, und das ist wahrscheinlicher, je nach seinem geschickten Ermessen des heutigen Geisteszustandes der Priesterbruderschaft. Die Peitsche könnte so aussehen, daß Rom der Bruderschaft eine endgültige, d.h. eine ein für allemal geltende „Exkommunikation“ androht. Doch wer von jenen, die den wahren Glauben besitzen, würde von so einer Drohung sich einschüchtern lassen? Als der Erzbischof zum ersten Mal mit der „Exkommunikation“ durch die Neukirche bedroht wurde, lautete seine Antwort: „Wie könnte ich aus einer ‚Kirche’ ausgestoßen werden, der ich nie angehörte?“

Ein besonders raffiniertes Zuckerbrot könnte dergestalt sein, daß Rom der Priesterbruderschaft ein scheinbar unwiderstehliches Angebot in Form einer „vollen Einheit mit Rom“ zu den Bedingungen der Priesterbruderschaft anbietet. Eine kleine, fast versteckte Zusatzklausel könnte dabei so lauten, daß künftige Bruderschafts-Bischöfe und -Obere von einem gemeinsamen Ausschuß aus Römern und Bruderschaftspriestern bestimmt werden sollen – und daß die Mehrheit in diesem Ausschuß aus, nun, Römern bestehen soll. Denn letztendlich gilt: Will die Priesterbruderschaft unter römische Kontrolle gelangen oder nicht? „Bitte entscheidet euch!“ wird man von ihr vernünftigerweise fordern, was schon Kardinal Ratzinger im Jahre 2001 ausgerufen haben soll.

Klare Denker werden sich an die Worte des weisen, aber verachteten Trojaners erinnern, der über das Danaergeschenk vor dem Stadttor ausrief: „Traut nicht dem Pferde, Trojaner! Was immer es ist, ich fürchte die Griechen, selbst wenn sie Geschenke bringen.“ Trotzdem brachten die Einwohner das Trojanische Pferd in ihre Stadt, und jeder weiß, was dann mit Troja geschah.

Kyrie eleison.

Echter Papst? – I.

Echter Papst? – I. on April 30, 2011

Als ich vor drei Wochen (EC Nr. 195 vom 9. April 2011) schrieb, daß die morgige „Seligsprechung“ von Johannes Paul II. ihn lediglich zu einem Neuseligen der Neukirche machen wird, wurde ich vernünftigerweise gefragt, ob ich nicht ein sogenannter „Sedisvakantist“ sei. In der Tat, wenn ich Benedikt XVI. so gut wie zu einem Neupapst erkläre, wie könnte ich dann noch glauben, daß er ein echter Papst sei? Doch tatsächlich denke ich, daß er beides ist, d.h. Neupapst der Konzilskirche und echter Papst der katholischen Kirche, weil beide sich einander noch nicht vollständig ausschließen. Somit bin ich kein Sedisvakantist. Meine Begründung fängt hiermit an:—

Auf der einen Seite halte ich Benedikt XVI. für einen echten Papst, weil er auf dem Konklave im Jahre 2005 von den römischen Gemeindepriestern, d.h. den Kardinälen, rechtmäßig zum Bischof von Rom gewählt wurde. Sollte durch einen versteckten Fehler diese Wahl ungültig gewesen sein, so wäre, wie die Kirche lehrt, die Wahl dennoch rechtmäßig geworden dadurch, daß die weltweite Kirche ihn danach als Papst anerkannte. In dieser Hinsicht will ich Benedikt XVI. die dem Stellvertreter Christi gebührende Achtung, Ehrfurcht und Unterstützung zollen.

Auf der anderen Seite ist aufgrund der Worte und Taten des Papstes offensichtlich, daß er ein „konziliarer“ Papst und das Haupt der Konzilskirche ist. Das beweisen eindeutig bereits die morgige Neuseligsprechung von Johannes Paul II, dem großen Förderer des Zweiten Vatikanischen Konzils, und die für Oktober angesetzte Gedächtnisfeier des verheerenden Assisi-Gebetstreffens des Johannes Paul II. aus dem Jahre 1986. Das Assisi-Gebetstreffen brach Gottes Erstes Gebot im Namen eines konziliaren Menschen-Ökumenismus. Denn dieses Gebot schließt alle falschen Religionen aus (siehe Deuteronomium 5,7–9), während das Zweite Vatikanum sie praktisch umarmt (Konzilsdokumente Unitatis Redintegratio und Nostra Aetate ). Deshalb denke ich, daß Benedikt XVI. zwar Stellvertreter Christi ist, aber dennoch Verrat an seiner heiligen Aufgabe begeht, seine Brüder im Glauben zu stärken (Lukas 22,32). Auch wenn ich ihn ordnungsgemäß als Petrus-Nachfolger respektiere, so folge und gehorche ich ihm doch nicht (Apostelgeschichte 5,29), wo er anders als Petrus handelt. Diese Unterscheidung traf Erzbischof Lefebvre.

Beachten wir allerdings, daß Benedikt XVI., während er die wahre Religion zumindestens objektiv verrät, gleichzeitig an ihr festzuhalten versucht! Beispielsweise möchte er vermeiden, daß Assisi III wie Assisi I der Religionsvermischung bezichtigt wird, weswegen er die gemeinsame öffentliche Prozession der verschiedenen Religionen in Assisi schweigend abhalten lassen wird. Anders formuliert möchte er die Wahrheit nicht aufgeben, während er den Irrtum verbreitet! Auf diese Weise erinnert er ständig an einen Rechenmeister, welcher behauptet, daß 2 und 2 entweder 4 oder 5 ergibt! Vom Papst herkommend ist damit in der Kirche Verwirrung von oben bis unten vorprogrammiert. Denn wer dem Papst in dieser 4- oder 5-„ Rechenkunst “ folgt, wird den Kopf voller Widerspruch und Verwirrung haben!

Bedenken wir außerdem, daß Benedikt XVI. als Rechenkünstler durchaus behauptet, daß er an „2 + 2 = 4“ glaubt. Und solange diese Behauptung aufrichtig ist – und es scheint, daß sie aufrichtig ist, doch alleine Gott weiß es mit Gewißheit –, leugnet Benedikt XVI. nicht willentlich die ihm bekannten, definierten Glaubenswahrheiten der katholischen Kirche. Eher ist er davon überzeugt, diese Glaubenswahrheiten mithilfe des modernen Denkens „regenerieren“ zu müssen, wie Bischof Tissier zeigt! Deswegen ist es in seinem Falle schwierig, den Vorwurf der formellen Häresie zu belegen. Daher werde ich trotz seiner ganzen Liebe zu und Verbreitung von „2 + 2 = 5“ noch nicht zu einem Sedisvakantisten.

Heilige Mutter Gottes, Sitz der Weisheit, beschütze uns vor der Verwirrung!

Kyrie eleison.

Neukirche, Neuselige

Neukirche, Neuselige on April 9, 2011

In wenigen Wochen, am 1. Mai, wird Papst Benedikt XVI. in einer großen Feier auf dem Petersplatz in Rom Johannes-Paul II. „seligsprechen.“ Die an der Tradition festhaltenden Katholiken wissen jedoch, daß Johannes Paul II. ein wirkungsvoller Zerstörer der katholischen Kirche war, während er die Konzilskirche stark förderte. Wie kann er dann „selig“ genannt werden – in diesem letzten Schritt vor einer Heiligsprechung, die in der Katholischen Kirche unfehlbar ist? Die kurze Antwort lautet: Johannes Paul II. wird nicht durch ein katholisches Seligsprechungsverfahren zu einem katholischen Seligen der katholischen Kirche seliggesprochen, sondern durch eine Neuseligsprechung zu einem Neuseligen in der Neukirche. Und die Neukirchenmänner beanspruchen für ihr Tun zuvörderst Neuerungen und als letztes die Unfehlbarkeit.

Charakterisieren wir das Wesen der Neukirche durch einen Vergleich aus dem modernen Leben. Reines Benzin riecht, schmeckt und wirkt wie Benzin, und es treibt das Auto an. Reines Wasser hingegen riecht, schmeckt und wirkt wie Wasser, und es kann kein Auto antreiben. Wenn man nun Benzin mit einer erstaunlich kleinen Menge Wasser vermischt, so mag es zwar immer noch wie Benzin riechen und schmecken, doch wirkt es nicht mehr wie Benzin und treibt daher kein Auto an. Denn das Wasser hat dem Benzin die Brennbarkeit genommen.

Reines Benzin ist vergleichbar mit reinem Katholizismus – beides mit hoher Brennbarkeit! Das reine Wasser aus unserem Vergleich sei der reine säkulare Humanismus bzw. die Religion des Globalismus, ohne eine Spur von Katholizismus. Durch das Zweite Vatikanische Konzil und seine 16 Dokumente wurden nun der Katholizismus und der säkulare Humanismus miteinander vermischt. Daher mag der Konziliarismus, auch Neukatholizismus genannt, zwar noch wie Katholizismus riechen und schmecken – genügend, um „guten Katholiken“ glauben zu machen, daß konziliare Seligsprechungen wie die Seligsprechungen der vorkonziliaren Kirche auf dem Wege zur Unfehlbarkeit seien. Doch in Wahrheit hat eine kleine Beimischung des säkularen Humanismus genügt, um den Katholizismus seiner Wirkung zu berauben – genau wie bereits ein wenig beigemischtes Wasser genügt, daß das Benzin nicht mehr brennt.

Demgemäß können den unvorsichtigen katholischen Nasen Neuseligsprechungen zwar wie katholische Seligsprechungen vorkommen, doch bei näherer Betrachtung wird deutlich, daß Neuseligsprechungen etwas völlig anderes sind. Ein berühmtes Beispiel: Eine katholische Seligsprechung benötigte zwei verschiedene Wunder, während der Neuseligsprechung eines genügt. Auch in anderer Hinsicht sind die Gesetze einer Neuseligsprechung deutlich abgeschwächt. Katholiken sollten daher nicht erwarten, daß eine Neuseligsprechung etwas anderes als einen Neuseligen hervorbringt. In der Tat war Johannes Paul II. ein „Seliger“ des Konzils.

Die in der Konzilskirche noch vorhandenen Elemente des Katholizismus können die Katholiken täuschen. Denn so wie das Zweite Vatikanische Konzil auf eine Weise konstruiert wurde, um den Katholizismus (reines Benzin) durch den Konziliarismus (Benzin-Wasser-Gemisch) zu ersetzen, so ist der Konziliarismus auf eine Weise konstruiert, um in die Globale Religion (reines Wasser) zu münden. Der Verlauf geht von Gott zum Neugott und dann zum Nichtgott. Momentan untermauert Neurom den Neugott des Zweiten Vatikanischen Konzils noch mit passenden Neuseligen, aber es wird nicht lange dauern, bevor schiere Verbrecher die „Seligen“ des Nichtgottes sein werden.

Allerdings wird der wahre Gott weder zulassen, daß auch nur ein Schäfchen betrogen wird, welches nicht betrogen werden will, noch wird Er eine Seele aufgeben, welche nicht vorher Ihn aufgab, sagt der Heilige Augustinus. Ein herrliches Zitat!

Kyrie eleison.