Eleison Kommentare

Rückkehr des Fünziger-ismus

Rückkehr des Fünziger-ismus on Januar 12, 2013

Warum nur suchen die Oberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. nun die Gunst der Neukirche, um sich ihr anzuschließen, wo doch Erzbischof Lefebvre diese Bruderschaft eigens dafür gegründet hatte, der Neukirche zu widerstehen? Eine Antwort auf diese brennende Frage lautet, daß diese Oberen den Erzbischof nie richtig verstanden haben. Nach der Katastrophe des Zweiten Vatikanums in den 1960er-Jahren sahen sie im Erzbischof nur die möglichst nahtlose Fortsetzung der vor-katastrophalen Kirche aus den 1950er-Jahren. Im wirklichen Leben war der Erzbischof viel mehr als das, doch nachdem er gestorben war, trachteten die Oberen nur noch danach, in den gemütlichen Katholizismus der 1950er Jahre zurückzufallen. Mit ihrem Unterfangen, Jesus Christus ohne sein Kreuz haben zu wollen, standen sie auch nicht alleine da, denn schließlich ist das ein sehr beliebtes Rezept.

Der Katholizismus der 1950er-Jahre ist vergleichbar mit einem Menschen am Rande eines gefährlichen Abgrundes. Einerseits stand der Katholizismus damals noch in großer Höhe, denn sonst wäre das Zweite Vatikanum kein solcher Fall gewesen. Doch andererseits befand der Katholizismus sich bereits gefährlich nahe am Abgrund, denn sonst hätte er in den 1960er-Jahren nicht so jäh fallen können. In der Kirche der 1950er-Jahre war sicher nicht alles schlecht, aber doch viel zu nahe an der Katastrophe gewesen. Wie kann das sein?

Die Antwort lautet, daß die Katholiken der 1950er-Jahre im allgemeinen zwar äußerlich noch Erscheinungsbilder der wahren Religion aufrechterhielten, doch zu viele dieser Katholiken liebäugelten innerlich bereits mit den gottlosen Irrtümern der modernen Welt. Als da wären: Liberalismus (Freiheit sei das Wichtigste im Leben); Subjektivismus (daß also der Verstand und Wille des Menschen loszulösen von jeder objektiven Wahrheit und jedem objektiven Gesetz seien); Indifferentismus (es spiele deshalb keine Rolle, welche Religion der Mensch hat), und so weiter. Die Katholiken, welche den Glauben hatten und ihn nicht verlieren wollten, paßten sich allmählich diesen Irrtümern an. Sie wollten zwar noch die Hl. Sonntagsmesse besuchen und wahrscheinlich zur Beichte gehen, aber dennoch fütterten sie ihr Denken mit den abscheulichen Medien und rieben ihre Herzen an bestimmten Kirchengesetzen wie z.B. an der Ehe der Laien und am Zölibat des Klerus. Somit mochten diese Katholiken vielleicht noch den Glauben hochhalten, aber mit Sicherheit wollten sie immer weniger gegen den mächtigen Strom schwimmen dieser glitzernden und areligiösen Welt, welche sie ringsumher umgab. Kurz gesagt rückten die Katholiken immer näher an den Rand des Abgrundes heran.

Nun hat Erzbischof Lefebvre freilich seine Schwächen gehabt. Diese spiegeln, so darf man meinen, in den heutigen Schwierigkeiten der Bruderschaft sich wider. Begehen wir also nicht den Fehler, ihn zu vergötzen. Doch gewiß war er damals in den 1950er-Jahren ein Bischof, der sowohl ein katholisches Erscheinungsbild ausstrahlte, als auch tief im Innern die Substanz des Katholizismus besaß, wie die reichen Früchte seiner apostolischen Afrikamission bewiesen. Aus diesem Grund gelang ihm fast im Alleingang die Wiedererrichtung eines vorkonziliaren Seminars und einer Kongregation, während das Zweite Vatikanum die allermeisten seiner Bischofskollegen erfolgreich stark geistig beschädigte und lähmte. Viele gute junge Männer waren vom Anblick der katholischen Oase des Erzbischofs inmitten der konziliaren Wüste wie geblendet. Außerdem zog das Charisma des Erzbischof auch Berufungen an. Doch zehn bis zwanzig Jahre nach seinem Tode im Jahre 1991 scheint das Erbe des Erzbischof immer schwerer zu stemmen sein gegen den noch stärker gewordenen Strom der modernen Welt.

Der Last des Kreuzes – von Amtskirche und Welt verschmäht zu sein – überdrüssig, begannen die Bruderschaftsoberen davon zu träumen, noch einmal offiziell anerkannt zu werden. Inzwischen hat der Traum sich festgesetzt, denn Träume sind nun einmal viel netter als die Wirklichkeit. Beten wir für diese Bruderschaftsoberen. Die 1950er-Jahre sind vorbei und kommen nie wieder zurück.

Kyrie eleison.

Gelbes Licht

Gelbes Licht on Januar 5, 2013

Vor ungefähr zwei Monaten schrieb Hw. Pater Ronald Ringrose einen bewundernswerten Brief an den US-amerikanischen Distriktoberen der Priesterbruderschaft St. Pius X. namens Hw. Pater Arnaud Rostand. Nicht alle Leser dieser „Eleison Kommentare“ werden diesen Brief kennen. Hw. Ringrose betreut als unabhängiger Priester seit über 30 Jahren die traditionelle katholische Gemeinde St. Athanasius nahe Washington, D.C., und er war stets ein treuer Freund der Bruderschaft, auch wenn er kein Mitglied von ihr ist. Im Juni letzten Jahres war Hw. Ringrose mit seiner Gemeinde Gastgeber für das erste Treffen der Kernmannschaft jener Bruderschaftspriester, welche in den USA Widerstand gegen den Kurswechsel der Bruderschaft leisten. Zwar fand besagter Kurswechsel schon seit längerem im Verborgenen statt, doch wurde er erst im Frühling des letzten Jahres offen und für alle sichtbar. Als getreue Führungskraft von Bischof Fellay in den USA schlug Hw. Rostand in einem Brief zuvor dem Hw. Ringrose ein Treffen vor, wo der Distriktobere ihn dann davon überzeugen könnte, daß der Kurswechsel gar kein echter Wechsel sei. Es folgt die Antwort von Hw. Ringrose:—

„Vielen Dank für Ihren Brief vom 12. Oktober 2012, wo Sie ein Treffen vorschlagen, um die Situation in der Priesterbruderschaft zu diskutieren. Obwohl dies ein sehr freundliches Angebot Ihrerseits ist, welches ich sehr schätze, so denke ich dennoch nicht, daß dieses Treffen einen nützlichen Zweck haben würde. Denn die Probleme der Priesterbruderschaft kommen von ihrer obersten Führung her, und Sie sind nicht in einer Position, dies zu ändern.

Tatsächlich war ich seit vielen Jahren ein großer Befürworter der Priesterbruderschaft. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, daß meine Mission als Priester und die Mission der Bruderschaft ein- und dieselbe war: den Seelen zu helfen, den katholischen Glauben aufrechtzuerhalten während dieser Zeit, wo er selber vom nachkonziliaren Rom aufgegeben worden zu sein scheint.

Inzwischen muß ich mit meiner Unterstützung der Priesterbruderschaft allerdings vorsichtiger und zurückhaltender sein. So war ich tief beunruhigt, als Ihr Generaloberer sagte, daß 95% des Zweiten Vatikanischen Konzils annehmbar seien. Und ich bin sehr erstaunt darüber, daß die Bruderschaftsführung an drei der Bischöfe der Bruderschaft antwortete, daß letztere aus den Irrtümern des Zweiten Vatikanum eine „Super-Häresie“ machen würden. Auch bin ich enttäuscht darüber, wie saft- und kraftlos die Reaktion der Bruderschaft auf Assisi III ausgefallen ist. Ich bin traurig über die ungerechte Disziplinierung jener Bruderschaftspriester, welche nach dem Vorbild Erzbischof Lefebvres handeln. Und schließlich bin ich empört über die Behandlung von Bischof Williamson durch die Bruderschaft – empört nicht nur über seinen kürzlichen Ausschluß aus der Bruderschaft, sondern auch über sein schäbiges Behandeltwerden während der letzten Jahre.

Wenn ich bis vor dem letzten Jahr von einem Gemeindemitglied zur Priesterbruderschaft gefragt wurde, so gab ich stets grünes Licht. Angesichts ihrer jüngsten Aktionen gebe ich zwar noch kein rotes Licht, aber ein gelbes Licht der Vorsicht. Das rote Licht von meiner Seite wird kommen, wenn und sobald die Bruderschaft zuläßt, von der Konzilskirche aufgesogen zu werden, welcher der Erzbischof sich so heftig widersetzte.

Mit großer Trauer schreibe ich diese Worte. Denn die Bruderschaft zählt viele gute, eifrige und gläubige Priester. Viele unter ihnen kenne und schätze ich. Von ihnen hängen viele Seelen ab. Aus Liebe zur Bruderschaft fürchte ich um ihre Zukunft. Und ich fürchte, daß sie einen selbstmörderischen Weg eingeschlagen hat. Die Bruderschaftsführung mag vielleicht denken, daß ein Vertrag mit dem konziliaren Rom vom Tisch sei, aber ich fürchte, daß Rom hier anders denkt.

Ich bete darum, daß die Bruderschaft wieder zu dem Kurs zurückkehrt, welchen Erzbischof Lefebvre ihr zugedacht hat, und zwar ohne Kompromisse und Ausflüchte. Wenn die Bruderschaft dies macht, so wird sie wieder meine uneingeschränkte Unterstützung haben.“

Am Ende schließt Hw. Ringrose seinen Brief mit brüderlichem Gruß. Der Brief ist wahrlich ein Modell für scharfsinniges Denken und Höflichkeit, für Festigkeit und Nächstenliebe. Lange lebe Hw. Ringrose, damit er eine einzigartige Bastion des Katholizismus direkt neben der Hauptstadt der Vereinigten Staaten von Amerika aufrechterhalten kann.

Kyrie eleison.

Kulturalarm

Kulturalarm on Dezember 29, 2012

Viele Katholiken, welche die Priesterbruderschaft St. Pius X. lieben, weil sie ihnen über die Jahre so viel gegeben hat, könnten angesichts des jetzt offenbaren Schwankens der Bruderschaftsführung dem Gedanken erliegen, daß sie als einfache Laien nicht viel dagegen tun können. Womit sie falsch lägen. Solchen Gläubigen seien die folgenden Überlegungen eines Freundes von mir gewidmet. Zwischen den Zeilen werden sie lesen können, daß, falls Gott die Bruderschaft nicht rettet – was er natürlich jederzeit könnte –, dies teilweise auch an ihnen liegt. Der Brief des Freundes lautet, leicht angepaßt, wie folgt:—

„Eine praktische Vereinbarung zwischen Rom und der Priesterbruderschaft wäre für die katholische Tradition verheerend. Es genügt ein Blick auf die traditionellen Redemptoristen in Schottland und was mit ihnen geschah . . . . Die beiden Messen können nicht nebeneinander existieren. Die eine Messe wird die andere stets vertreiben . . . . Als ich kürzlich eine Novus Ordo Messe besuchte, war die ganze Kirche von ständigem Geschwätz und Klatschen durchdrungen . . . . Die hinter diesen zwei Messen stehenden Lager liegen einfach zu weit auseinander, als daß eine Einigung möglich wäre. Die Geisteshaltung des Modernismus einerseits und der Tradition andererseits passen unmöglich zusammen.“

„Sodann gibt es diese tiefgreifende Revolution, welche die moderne Zivilisation einschließlich der Tradition überwältigt hat und von der Traditionsführung meistens verpaßt wurde. Die Elektronik-Technologie hat eine kulturelle Revolution in unser Leben und vor allem in das Leben der jüngeren Generation hineingetrieben. Wenn die Elektronik nicht planvoll gehandhabt und gelenkt wird, schwächt sie mit Sicherheit den Glauben, weil sie das gesamte Leben der Menschen übernehmen kann. Insbesondere sind die Jüngeren anfällig dafür, von der Elektronik erfaßt zu werden. Sie „hängen“ den ganzen Tag an der Elektronik. Menschen, die sehr in sie hineinversinken, werden am Ende sogar funktionsgestört: sie vermögen morgens nicht mehr aufzustehen, keine lebendigen Gespräche mehr zu führen, geschweige denn am Arbeitsplatz durchzuhalten.“

„Wenn eine Sportmannschaft nicht mehr von ihrem Sportlehrer ermahnt wird, fällt schnell ihr spielerisches Niveau ab. Werden Katholiken bezüglich kultureller Themen wie Musik, weiblicher Kleidung, Fernsehen, usw. nicht mehr ermahnt, so beginnt ihr kultureller Niveau zu sinken – mit tiefgreifenden Folgen für ihren Glauben. Im Kampf, die Weltlichkeit aus ihren Heimen fernzuhalten, stehen traditionskatholische Eltern mit ihren Familien alleine da, weil die Bruderschaftsführung diese Kulturrevolution entweder verpaßt hat oder ihr nicht die nötige Aufmerksamkeit widmet. Ich habe viele und lange Unterhaltungen mit traditionellen Familien geführt, welche tief besorgt sind über die Richtung, in welche die traditionelle Bewegung marschiert. Wollen religiöse Bewegungen aufblühen, so müssen sie gegenüber kulturellen Themen Flagge zeigen. Beispielsweise erfuhr die Tradition eine Stärkung, als sie damals Stellung gegen das Fernsehen bezog. Doch wenn bezüglich kulturellen Themen keine Stellung bezogen wird, so beginnt alsbald auch die Stellung bezüglich doktrinären Themen zu bröckeln.“

„Vielleicht hat das letzte Generalkapitel die Bruderschaft momentan noch vor dem Abgrund bewahrt, doch beruhigt mich das kaum. Dem Festlegen von klaren Bedingungen für künftige Diskussionen mit Rom im Hinblick auf ein Abkommen widmete es viel Zeit. Aber Rom ist seit 1988 im wesentlichen unverändert. Ich denke, daß die Bruderschaft wieder ihre prophetische Rolle übernehmen sollte, so wie sie es zu Zeiten von Erzbischof Lefebvre tat. Die traditionelle Bewegung muß dringend den Modernismus und Liberalismus verurteilen, welche die Kirche in ihre Selbstzerstörung führen. Doch in letzter Zeit verstummten diese Verurteilungen. Vielleicht sind viele traditionelle Priester von jenem Komfort abgelenkt, welchen sie sich von einer Einigung mit Rom versprechen.“

Nun sind Sie am Zug, liebe Leser: Hinweg mit der kitschigen und wertlosen Musik in Ihrem Heim. Und schmeißen Sie den Fernseher aus dem Fenster. Beschränken Sie den Einsatz von Elektronik auf ein Minimum. Liebe Mütter, tragen Sie Röcke, wenn möglich – also allermeistens. Andernfalls sollten Sie, liebe Leser, nicht darüber klagen, wenn Gott die Bruderschaft nicht rettet. Bekanntlich zwingt er seine Gaben niemandem auf. Gelobt sei sein Name allezeit.

Kyrie eleison.

Christ ist geboren

Christ ist geboren on Dezember 22, 2012

Die Anziehungskraft des göttlichen Kindes auf dem Arm seiner jungfräulichen Mutter läßt Weihnachten immer noch das beliebteste aller christlichen Feste sein. Doch in dem Maße, wie die Welt von Gott sich abwendet, verblassen Herz und Seele dieser Geburtsszene, und so werden die „Weihnachtgefühle“ immer vorgetäuschter. Die Christenheit ist wahrhaftig ausgebrannt. Höchste Zeit also, daß wir mittels der Liturgie der Mutter Kirche uns der Zeit vor Christus zuwenden, als weise Menschen in Erwartung seines Kommens überaus frohlockten. Für sie machte nur dieses Kommen das Unglück der Menschheit verständlich, welche von den Folgen der Erbsünde verwüstet war. Das Kommen war die große Hoffnung dieser Menschen und durch nichts zu erschüttern. Ja, Christus würde kommen und mit ihm würden die Pforten des Himmels noch einmal für die Menschen guten Willens geöffnet. Es folgen die aus Texten des Alten Testamentes zusammengestellten Antiphonen des vierten Adventssonntags.

„Stoßt ins Horn auf dem Sion, denn es kommt der Tag des Herrn, ja er ist nahe: siehe, er wird uns erretten, alleluja, alleluja.“ Wenn die Menschen nicht mehr gerettet werden wollen, dann verstehen sie auch den Grund ihres Geborenwerdens nicht mehr richtig, und sie werden dann in einem mehr oder weniger starken Zustand von Verzweiflung sterben. Wenn wir hingegen in Ewigkeit glückselig sein möchten, und wenn wir wissen, daß nur Jesus Christus der Weg zu dieser Glückseligkeit ist, dann können wir wahrlich nur frohlocken darüber, daß er gekommen ist.

„Siehe, dann kommt der Ersehnte aller Völker herbei, und das Haus des Herrn wird mit Herrlichkeit erfüllt, alleluja.“ Weil die Erbsünde weltumfassend ist, kamen auch die Weisen aus fremden und fernen Ländern nach Bethlehem, um ihren Retter anzubeten. In ihrer Sehnsucht nach ihm hätten sie tatsächlich aus allen Ländern der Welt kommen können. Und seit es Christen gibt, kamen sie wirklich aus allen Nationen, um ihren Retter Jesus Christus in seiner katholischen Kirche zu finden. Seither füllten diese Christen mit der Herrlichkeit schöner Zeremonien, Gebäude, liturgischer Gewänder, Kunst und Musik sein Haus aus.

„Was krumm ist, soll gerade, und die rauhen Wege sollen eben werden: komm, o Herr, und säume nicht.“ In den viertausend Jahren seit dem Sündenfall von Adam und Eva wurde die Welt gehörig krumm. Mit der Geburt unseres Herrn vor zweitausend Jahren begann schließlich die erstaunlichste Umwandlung der Menschheit. Seit Jahrhunderten halten wir es für selbstverständlich, daß die ebenen Wege der Zivilisation auch eben bleiben. Doch mit der Abkehr der Menschen von Christus werden diese Wege immer rauher, wie ein Blick in eine beliebige Zeitung von heute beweist. Komm, o Herr, und säume nicht, denn sonst werden wir Menschen einander verschlingen wie wilde Tiere.

„Der Herr kommt, geht hinaus, ihm entgegen, und rufet aus: »Und seines Königreiches wird kein Ende sein: Gott, Allmächtiger, Herr über alles, Friedensfürst, alleluja, alleluja.«“ Vielleicht grüßten so die Weisen das Christuskind, als sie es nach langer Reise schließlich fanden. Auch heute noch können Konvertiten nach ihrem mühevollen Weg durch die Wüsten der Gottlosigkeit ähnliche Worte finden, um uns daran zu erinnern, wie wir das Christuskind in der Krippe grüßen sollen. Denn ohne ihn kann die Welt keinen Frieden finden, sondern steht vielmehr wieder am Rand eines schrecklichen Krieges. Komm, o göttliches Kind, und säume nicht, sonst kommen wir alle um.

„Dein allmächtiges Wort, o Herr, wird herabsteigen von Deinem königlichen Thron, alleluja.“ Weihnachten bedeutet, daß die Zweite Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit vom Himmel auf die Erde heruntersteigt, mit einer schwachen menschlichen Natur bekleidet und von einer menschlichen Mutter geboren wird, um uns von der Knechtschaft des Teufels loszukaufen und um die Tore des Himmels noch einmal für die Menschen guten Willens zu öffnen, welche zu glauben bereit sind. Göttliches Jesuskind, ich glaube. Hilf meinem Unglauben, und hilf am Feste Deiner Geburt mit besonderen Gnaden den Abermillionen von ungläubigen Seelen.

Kyrie eleison.

Lebewohl Wimbledon

Lebewohl Wimbledon on Dezember 15, 2012

Nun bin ich also aus Wimbledon weggezogen, was immerhin der Wirklichkeit meiner angeblichen „Vertreibung“ aus der Priesterbruderschaft St. Pius X. entspricht. Nach meiner wirklichen Vertreibung aus Argentinien habe ich fast vier Jahre in Wimbledon verbracht und daher begleitete eine gewisse Traurigkeit meinen Wegzug. Denn trotz allem waren es vier glückliche Jahre. Ein wichtiger Grund für dieses Glück dürften diejenigen Priester gewesen sein, welche den englischen Hauptsitz der Bruderschaft, das St. Georg-Haus in Wimbledon, bewohnen. Sie waren eine ausgezeichnete Gesellschaft. Möge Gott jeden von ihnen segnen.

Einen Punkt muß ich doch klarstellen. Viele Leute fragen, warum ich die Priesterbruderschaft verlassen hätte. In Wahrheit habe aber nicht ich die Bruderschaft verlassen, sondern sie mich, indem sie die Grundsätze aufgab, wegen denen ich ihr einst beitrat. Wieder einmal trifft die Parallele zum Zweiten Vatikanischen Konzil zu. Auf die gleiche Weise, wie in den 1960er-Jahren unzählige katholische Priester, Ordensleute und Laien von den Kirchenmännern im Stich gelassen wurden, weil letztere für das Konzil stimmten, so werden auch heute seit 2010 eine Reihe gläubiger Priester und Laien von den Bruderschaftsoberen im Stich gelassen, weil letztere einen Frieden anstreben mit ihren „neuen Freunden in Rom“ – Zitat erster Asistent der Bruderschaft. Diese Blindheit erstaunt die Sehenden. Den Nichtsehenden hingegen ist diese Blindheit nur allzu natürlich. Möge Gott ihnen gnädig sein. Nach meiner Einschätzung haben diese Oberen nie verstanden, um was es Erzbischof Lefebvre wirklich ging. Sie sind Kinder ihrer Zeit.

Diese Oberen gaben als einzig wesentlichen Grund für meine „Vertreibung“ Ungehorsam an. Doch der einzig wesentliche Ungehorsam meinerseits war die wiederholte Weigerung, die „Eleison Kommentare“ einzustampfen. Als ich bei zwei verschiedenen Gelegenheiten den Generaloberen um Auskunft bat, welche Kommentar-Ausgaben denn genau problematisch seien, gab er jedesmal keine Antwort – zweifellos, weil er dann hätte zugeben müssen, daß das eigentliche Problem ein inhaltliches ist: namentlich meine entschiedene Ablehnung gegenüber seiner selbstmörderischen Annäherung an das konziliare Rom. Aber stattdessen fährt der Generalobere fort zu behaupten, daß ein disziplinäres Problem vorliege – womit er lediglich vom eigentlichen Problem ablenkt. Weder bin ich der erste Priester, noch werde ich der letzte sein, welchen der Generalobere auf diese Weise behandelt. Möge Gott ihn erleuchten. Der Generalobere riskiert, viele seiner wahren Freunde davonzujagen, um in Wirklichkeit seinen wahren Feinden zu gefallen. Eben genau so, wie Papst Paul VI. mit Erzbischof Lefebvre verfuhr. Die Parallelen hören nicht auf. Neukirche und Neubruderschaft stammen vom selben Übel unserer Zeit her.

Wie geht es nun weiter? Günstigstenfalls für die nächsten paar Wochen und schlimmstenfalls für die nächsten Monate bewohne ich die Wohnung eines Freundes in der Nähe von London, bis ich ein geeignetes Mietobjekt für die nächsten sechs bis zwölf Monate gefunden habe. Nach wie vor denke ich nicht, daß dauerhafte Unterbringungspläne geschmiedet werden müßten. Somit werde ich also leider nicht ganz einfach zu erreichen sein, weil mein Freund mit Rücksicht auf die Nachbarn diskret sein muß. Doch in jedem Fall bin ich mit klassischer Post erreichbar unter: P.O.Box 423, Deal CT14 4BF, England. (Bitte senden Sie mir heuer keine Weihnachtspost, denn auch ich versende keine.) Vom 13. Dezember 2012 bis 3. Januar 2013 plane ich, eine apostolische Reise nach Kanada und die USA zu unternehmen, so Gott will, und direkt im Anschluß daran einen Abstecher nach Frankreich zum Fest der Erscheinung uns eres Herrn.

Weiterhin wird es ein paar Änderungen bezüglich Erscheinungsweise meiner gesprochenen und geschriebenen Worte geben. Auch Format und Versandart meiner „Eleison Kommentare“ werden sich möglicherweise ändern, doch hoffe ich, daß ihr samstägliches Erscheinen von Dezember bis ins neue Jahr unverändert weitergeht. Für Ihre Spenden zugunsten der St. Marcel-Initiative danke ich Ihnen. Falls Sie um die Beträge besorgt waren, so kann ich Ihnen versprechen, daß sie nicht abhandengekommen sind. Gesegnete Weihnachten.

Kyrie eleison.

Eine Erklärung?

Eine Erklärung? on Dezember 8, 2012

Ein Bekannter von mir gab mir kürzlich in Kopie die offizielle Erklärung der Bruderschaft, welche das Generalhaus an alle Bruderschaftsoberen versandt hatte, um fünf möglicherweise beunruhigende Äußerungen des Generaloberen zu rechtfertigen. Weil der Bekannte nach meiner Einschätzung fragte, sage ich ehrlicherweise, daß die Bruderschaftsoberen nach wie vor beunruhigt sein dürften. Meine Begründung in kurzen Zügen:—

Erstens betonte der Generalobere im Mai des Jahres in Österreich gegenüber Bruderschaftspriestern, daß die Priesterbruderschaft ihre Beziehung zu Rom überdenken müsse. Das Generalhaus erklärt nun in seiner offiziellen Aussendung, daß diese Äußerung keine Änderung an der Haltung der Bruderschaft zu Neurom bedeute, sondern nur einen Aufruf an die Mitglieder der Bruderschaft darstelle, anzuerkennen, daß nicht jede Äußerung der Neurömer unsinnig sei. Allerdings verstanden die Priester in Österreich die ursprünglichen Worte des Generaloberen auf jene Weise, welche er selber im Hausmagazin der Bruderschaft ( Cor Unum ) im März des Jahres darlegte, daß also die „neue Situation“ in der Kirche „verlangt, daß wir eine neue Haltung im Hinblick auf die offizielle Kirche annehmen,“ denn seit 2006 „wurden wir Zeugen einer Entwicklung in der Kirche.“ Hat das Generalhaus auch eine Erklärung für diese geschriebenen Worte des Generaloberen?

Zweitens soll der Generalobere bei der gleichen Gelegenheit in Österreich gesagt haben, daß die potentielle Einigung mit Rom bedeuten werde, alle Bruderschafts-Kapellen jünger als drei Jahre niederzureißen. Das Generalhaus erklärt jetzt zu diesem Punkt, daß der Generalobere in Wirklichkeit gesagt habe, daß überall dort, wo die Bruderschaft schon länger als drei Jahre eine hl. Messe lese, eine Kapelle errichtet werden könne. Allerdings sagte der Generalobere auch, daß an jenen Orten, wo die Bruderschaft noch keine drei Jahre wirke, sie ihren Dienst im privaten fortsetzen könne – was natürlich bedeutet, daß sie alle ihre öffentlichen Gebäude wenigstens stillegen muß.

Drittens sagte der Generalobere ebenfalls im Mai zum katholischen Nachrichtendienst CNS aus den USA, daß die Religionsfreiheit „sehr, sehr eingeschränkt“ sei. Das Generalhaus erklärt nun, daß der Generalobere hierbei von der „wahren Religionsfreiheit“ gesprochen habe, welche also die Kirche immer gelehrt hat und wo in der Tat dieses Recht auf die katholische Religion eingeschränkt ist. Allerdings sind die Worte des Generaloberen bei CNS erstens glasklar und zweitens von jedem mit Internet-Zugang nachprüfbar: „ Das Konzil stellte eine Religionsfreiheit vor, welche in Wirklichkeit eine sehr, sehr eingeschränkte war – sehr eingeschränkt.“ Das Generalhaus sollte vielleicht eine zweite Erklärung hinzufügen, um zu bekunden, daß diese erste Erklärung kein Irrtum (im besten Falle) war.

Viertens gab der Generalobere im September in Ecône zu, daß er in seinem Umgang mit Rom einem Irrtum erlegen war. Das Generalhaus erklärt nun, daß der Irrtum allerdings nur einen „sehr präzisen und eingeschränkten Gesichtspunkt“ umfaßte, namentlich in der Frage nach dem Beharren oder Nichtbeharren des Papstes darauf, daß die Priesterbruderschaft das Konzil anerkenne. Nun ist allerdings dieses Beharren auf dem Konzil (zusammen mit dem Beharren auf der Neuen Messe) der ganze Angelpunkt des Streits zwischen der Bruderschaft und Neurom. Diese Erklärung, läßt sie nicht den Generaloberen doch im übertragenen Sinne sagen, daß der tiefe Riß in der Titanic durch den Eisberg nur ein sehr präziser und begrenzter Riß war?

Fünftens erklärte der Generalobere vor einigen Jahren, daß die Konzilsdokumente zu „95% annehmbar“ seien. Das Generalhaus schrieb nun, daß er damit den Buchstaben und nicht den Geist des Konzils gemeint habe. Doch welche Mutter wird ihren Kindern auch nur ein Stück eines Kuchens geben, von dem sie weiß, daß 5% von ihm vergiftet sind? Zwar könnte sie ihnen theoretisch wirklich irgendein Stück aus dem nicht vergifteten 95%-Anteil geben, doch wird sie nicht in der Praxis zurecht Angst vor dem vergiftenden Geist hinter all den Kuchenstücken haben?

Zusammenfassend gesagt: Hätte die Krise der Priesterbruderschaft vom Frühjahr und Sommer mich über die Kompetenz und Ehrlichkeit vom Generaloberen und seinem Generalhaus wundern lassen, so würde ich mich nach dieser Erklärung des Generalhauses mit ihren fünf Zitaten immer noch wundern. Möge Gott mit ihnen sein, denn ihre Verantwortung ist gewaltig.

Kyrie eleison.