Eleison Kommentare

GREC – III.

GREC – III. on April 6, 2013

In dem Wunsch, an die Stelle Gottes sich zu setzen, strebt der moderne Mensch danach, Gottes Ordnung durch seine eigene zu ersetzen. Doch Gottes Ordnung ist wirklich und existiert außerhalb und unabhängig vom menschlichen Geist. Also entkoppelt der moderne Mensch seinen Geist von dieser Wirklichkeit, und wählt aus ihr nur jene Teile aus, welche er in seine eigene Phantasiewelt einbauen will. Nun kommt die höchste Ordnung von Gottes Schöpfung am besten in der Doktrin, also in der Glaubenslehre seiner Kirche zum Ausdruck. Daher leiden all jene heutigen Kirchenmänner und Laien, welche unter dem Einfluß des angeblich „Normalen“ um sie herum stehen, an einer tiefgehenden Weigerung oder Ignoranz gegenüber der Natur und Notwendigkeit von Doktrin.

Damit sind wir auch beim wesentlichen Problem der GREC-Gruppe angelangt ( G roupe de R éflexion E ntre C atholiques ), welche in den zwei früheren Ausgaben der „Eleison Kommentare“ Nr. 294 und 295 vorgestellt wurden. Die im Jahre 1997 in Paris gegründete GREC-Gruppe verfolgte das Ziel, freundschaftliche Treffen und den Austausch zwischen den Katholiken der Tradition und denen der Amtskirche zu fördern, um ein Klima des gegenseitigen Vertrauens und Respektes zu schaffen, was dann die Versöhnung der beiden Lager erleichtern und schließlich ihre unnötige Entfremdung beenden sollte. Solch ein Ansinnen übersieht allerdings auf sehr ernsthafte Weise die Bedeutung von Doktrin. Das muß nicht unbedingt vorsätzlich geschehen sein, und Gott wird darüber richten. Doch wie der törichte Mensch auch denken mag, fest steht, daß ebensowenig wie die Wirklichkeit die Doktrin sich beiseite schieben lassen wird.

Hw. Lelong beschreibt in seinem GREC-Buch namens Für die notwendige Versöhnung, wie der Generalobere und zwei Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. „einen entscheidenden Beitrag zur Gründung und Fortführung von GREC leisteten.“ Schon vor der Gründung empfing der Bruderschaftspriester Pater du Chalard in seinem Bruderschafts-Priorat den Hw. Lelong freundlich, und „versäumte auch in den folgenden Jahren nie, GREC diskret und aufmerksam zu unterstützen.“ Pater Lorans war damals Rektor des Bruderschafts-Institutes in Paris und hat bis heute entscheidenden Einfluß auf die Bruderschafts-Publikationen. Er begrüßte bei der Gründung der GREC-Gruppe die Idee eines „Dialogs zwischen Katholiken“ ausdrücklich und erhielt wenig später vom Bruderschafts-Generaloberen in der Schweiz die förmliche Erlaubnis zur Teilnahme an GREC. Seither spielt Pater Lorans bei allen Aktivitäten der GREC-Gruppe eine führende Rolle.

Diese Aktivitäten begannen im kleinen Maßstab und privaten Bereich. Ihr erstes öffentliches Treffen, wozu Pater Lorans beitrug, hielt die GREC-Gruppe im Mai des Jahres 2000 mit 150 Teilnehmern ab. Die Treffen häuften sich, und weitere Bruderschaftspriester nahmen an ihnen teil. Kirchenautoritäten bis zu den höchsten Rängen wurden regelmäßig darüber konsultiert und informiert. Pater Lorans ermöglichte seinerseits „einen Kontakt mit vertiefendem Vertrauen“ und freundschaftlichen Austausch mit dem Generaloberen der Bruderschaft. Ab dem Jahre 2004 öffneten die GREC-Treffen sich einem noch weiteren Publikum. Im September desselben Jahres entstand dann eine „theologische Arbeitsgruppe,“ bestehend aus Pater Lorans, einem weiteren Bruderschaftspriester, sowie einem römischen Theologen. Die beiden letztgenannten waren dann auch Teilnehmer bei den Lehrgesprächen zwischen Rom und der Priesterbruderschaft in den Jahren 2009 bis 2011. Die GREC-Gruppe dürfte in diesen Lehrgesprächen durchaus das Wahrwerden ihrer kühnsten Hoffnungen gesehen haben – endlich trafen die Theologen sich in einem Klima, zu welchem die GREC-Gruppe „für die notwendige Versöhnung“ so viel beigetragen hatte.

Gott sei Dank gaben diese Lehrgespräche der Doktrin wieder ihre zustehende Vorrangstellung zurück, denn sie belegten die unüberbrückbare Kluft zwischen der katholischen und der konziliaren Lehre. Doch blockierte diese Erkenntnis dann die GREC-Denkweise innerhalb der Priesterbruderschaft? Weit gefehlt. Das Generalhaus der Bruderschaft wechselte über Nacht das vorige Motto „Ohne lehrmäßige Einigung keine praktische Einigung“ gegen das neue Motto aus: „Keine lehrmäßige Einigung, also verfolgen wir eine praktische Einigung“! Leider wurde das Protestaufkommen in der Bruderschaft im Frühling letzten Jahres durch das Generalkapitel-Treffen im Juli vernebelt und erstickt, während das Streben nach einem praktischen Abkommen vonseiten des Generalhauses fast unverändert weitergeht.

„Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,“ insbesondere in der Weihe Rußlands. Sonst nirgendwo.

Kyrie eleison.

Karsamstag

Karsamstag on März 30, 2013

Im Leben unseres Herrn Jesus Christus war Karsamstag der Tag zwischen seinem schrecklichen Tod am Kreuze und seiner glorreichen Auferstehung. Sein menschlicher Körper lag an diesem Tag leblos, weil ohne menschliche Seele, im dunklen Grab und war dem Auge des Menschen verborgen. Die Feinde unseres Herrn schienen ihn so erfolgreich zerquetscht zu haben, daß der fleischgewordene Gott völlig verdunkelt war und nur noch der Glaube unserer Lieben Frau an ihren göttlichen Sohn unerschüttert dastand. Sie mußte alle Anhänger unseres Herrn stützen, denn selbst die frömmsten unter ihnen kamen sich verwirrt und verloren vor.

Weil die Kirche der mystische, d.h. geheimnisvolle Leib Christi ist, folgt sie auch dem Lebensverlauf seines physischen Körpers. Durch ihre gesamte 2000-jährige Geschichte hindurch wird die Kirche immer von den Feinden Christi verfolgt, und zu bestimmten Zeiten war sie in vielen Teilen der Welt praktisch ausgelöscht. Doch durchlief die Kirche sicherlich noch nie eine vollständige Finsternis, so wie sie heute scheinbar sie durchläuft. Gott legte seine Kirche als Monarchie an, welche vom Papst zusammengehalten wird. Doch jüngst sahen wir den Rücktritt eines Papstes, und gewiß trat er unter anderem deshalb zurück, weil er selber so im Bann des modernen demokratischen Denkens steht, daß er nie ganz an sein höchstes Amt geglaubt hat. Er hatte die päpstliche Tiara, also die Papstkrone, abgelegt und immer nur mit „Bischof von Rom“ unterschrieben. Worin seine Absichten auch genau gelegen haben mochten, als er im Februar zurücktrat, so half er doch ganz gewiß mit, die göttliche Institution des Papstamtes – menschlich gesprochen – zu untergraben.

Die Feinde Christi haben durch den Rücktritt von Benedikt XVI. und durch das anschließende Konklave mit Sicherheit alles von ihrer Seite unternommen, um das Papstamt auszuschalten. Als gerechte Strafe Gottes für den allumfassenden Glaubensabfall unserer Tage hat Gott seinen Feinden viel Macht über seine Kirche überlassen. Jahrhundertelang haben sie daran gearbeitet, den Vatikan in den Würgegriff zu bekommen; und nun haben sie dort sich eingenistet. Ohne auch nur daran zu denken, einer frommen kleinen Bruderschaft nachzugeben, tragen sie die Kirche Stein für Stein ab, wie Schwester Anna Katharina Emmerich es vor 200 Jahren in einer Vision sah. Aus menschlicher Sicht haben die heutigen Nachfolger unseres Herrn so wenig scheinbare Hoffnung wie sie es am ursprünglichen Karsamstag hatten.

Doch so wie unser Herr nicht nur eine menschliche Natur besaß, so ist das Wesen der katholischen Kirche viel mehr als nur menschlich. Unsere Liebe Frau von La Salette sagte im Jahre 1846 über unsere heutige Zeit: „Die Gerechten werden viel leiden. Ihre Gebete, ihre Bußübungen und ihre Tränen werden zum Himmel emporsteigen, und das ganze Gottesvolk wird um Verzeihung und Erbarmen flehen, und meine Hilfe und meine Fürbitte anrufen. Dann wird Jesus Christus durch einen Akt seiner Gerechtigkeit und seiner großen Barmherzigkeit seinen Engeln befehlen, alle seine Feinde dem Tode zu überliefern. Plötzlich werden die Verfolger der Kirche Jesu Christi und alle der Sünde verfallenen Menschen zugrundegehen, und die Erde wird wie eine Wüste sein. Dann wird Friede herrschen und die Versöhnung der Menschen mit Gott erfolgen. Die Menschen werden Jesus Christus dienen, ihn anbeten und verherrlichen . . . . Die Nächstenliebe wird überall aufblühen . . . und die Menschen werden in der Furcht Gottes leben.“

Anders gesagt wird Gott also seine Kirche gewiß aus ihrer gegenwärtigen Notlage wieder auferstehen lassen. Wenn die Verdunkelung der Kirche noch stärker werden sollte – was sie sicherlich tun wird –, so wollen wir uns mehr denn je an die Muttergottes halten und aufhören, durch unseren Unglauben sie zu belasten, wie das die Apostel und Jünger unseres Herrn am ersten Karsamstag getan haben. Unternehmen wir die Anstrengung, ihr Unbeflecktes Herz zu erquicken durch unseren unerschütterlichen Glauben an ihren göttlichen Sohn und an seine einzig wahre Kirche.

Kyrie eleison.

„Eure Wahl“

„Eure Wahl“ on März 23, 2013

Wie groß ist doch die Verwirrung, welche in der Kirche und somit auch in der Welt herrscht! Selbst unter den besten Menschen gibt einer nach dem anderen – vielleicht in bester Absicht – den Kampf auf und will nicht mehr länger Widerstand leisten, sondern mit dem Strom schwimmen, mit der Masse laufen und eben tun, was alle anderen auch tun. Doch bleibt diese Strömung gottlos und ist von Gott unwiderruflich verurteilt, weil Gott sich nicht ändert. Gewiß ruft er jetzt den neuen Papst auf, das Richtige zu tun – koste es, was es wolle.

In den Jahren 1966 bis 1975 hat Gott scheinbar einen Aufruf an eine Dame in Frankreich gerichtet, um einen französischen Prälaten zu bewegen, eine Reihe göttlicher Botschaften direkt in die Hände von Paul VI. zu legen. Die Botschaften forderten den Papst auf, große Buß-Wallfahrten zur berühmten Basilika von Vézelay anzuführen (und ab 1972 fordern die Botschaften, die Tridentinische Messe wiederherzustellen). Als Titel tragen diese Botschaften den Namen des Fastenzeitgesanges Parce, Domine, Populo, Tuo (Verschone o Herr, Dein Volk). Die Botschaften haben keine kirchliche Genehmigung, passen jedoch zur Karwoche. Die Leser der folgenden kurzen Auszüge mögen selbst beurteilen, ob die Botschaften glaubhaft klingen:—

16.10.1966: Die Welt steht am Rande der Katastrophe. Doch sei versichert, daß die flehenden Gebete von bereits wenigen demütigen Seelen große Macht über mein Herz haben.

3.3.1968: Sag dem hl. Vater, daß er vor der Pilgermasse, welche er in Vézelay versammeln wird, mit zu einem Kreuz ausgestreckten Armen das Parce, Domine flehend singen möge.

2.3.1970: Wird mein Aufruf mißachtet, so werden die Fluten meines Zorns alles ertränken. Großes Heulen und Jammern wird dann herrschen, doch es wird zu spät sein.

13.2.1971: Sag den Priestern, daß sie mitten in der zusammenbrechenden Christenheit zum Gebet und zur Buße aufrufen und mit gutem Beispiel vorangehen sollen. Ansonsten wird es auf französischem Boden Massaker geben. Wenn ihr Menschen euch weigert, demütige und reuevolle Gebete zu meinem Vater im Himmel aufsteigen zu lassen, so werdet ihr stattdessen unweigerlich Schreckensschreie gen Himmel stoßen. Eure Wahl.

25.3.1971: Meine Kinder, wenn ihr Liebes-Prozessionen verschmäht, so erntet ihr eben Haß-Prozessionen. Diese beginnen bereits. Was braucht ihr noch, bevor ihr meinem Aufruf glaubt?

28.4.1972: Wenn die Menschen die Knie nicht vor dem Allerheiligsten Altarsakrament beugen wollen, so werden sie eben in den Salzminen auf die Knie gehen!

10.7.1972: So der Papst meiner Bitte nicht entspricht, wird die göttliche Gerechtigkeit die Welt schwer treffen. Ihr werdet dann so große Leiden ertragen müssen, daß ihr vor Furcht erstarren würdet, wüßtet ihr schon jetzt die Einzelheiten.

15.7.1972: Mein Aufruf ergeht an meine treuen Kinder. Werde ich nur noch Fahnenflüchtige antreffen? Wenn ihr wüßtet, was euch erwartet, so würdet ihr meine Wünsche gar eilends erfüllen. Doch bald wird Gerechtigkeit herrschen. Dann werdet ihr vor Schrecken mich anflehen, aber es wird zu spät sein.

6.11.1972: Zeigte ich euch, was euch erwartet, so würdet ihr ganze Nächte zu meinen Füßen liegend beten, um die schreckliche Züchtigung fernzuhalten.

13.7.1973: Die Laien sind derzeit die Hoffnung der Kirche. Betet für eure untreuen Hirten.

2.5.1975: In den kommenden bösen Zeiten werden christliche Familien zusammenrücken und ausarbeiten müssen, wie sie sich um die Bedürfnisse meiner treuen Priester kümmern können, welche vor der Öffentlichkeit verborgen ihr Priesteramt ausüben müssen . . . . Jetzt heißt es: zurück in die Katakomben. Einen anderen Weg gibt es nicht.

Parce, Domine.

Würdelose Menschenwürde

Würdelose Menschenwürde on März 16, 2013

Eine Leserin brach eine Lanze für die Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kultfreiheit, auch Religionsfreiheit genannt. Selbst wenn die „Eleison Kommentare“ dieses Thema schon öfter behandelten, ist es lohnenswert, ihre Argumente durchzugehen, denn die heutigen Katholiken sollten dringend die Falschheit dieser Lehre begreifen. Das Konzil lehrte in seiner Erklärung über die Religionsfreiheit ( Dignitatis Humanae ) im Abschnitt 2, daß alle Menschen, wenn sie privat oder öffentlich ihrem Glauben entsprechend handeln, frei sein müssen von irgendeinem Zwang durch andere Menschen oder Menschengruppen. Darüberhinaus müsse jeder Menschenstaat dieses Naturrecht in seiner Verfassung oder seinem Bürgerrecht verankern.

Im Gegensatz dazu lehrte die katholische Kirche beständig bis zum Zweiten Vatikanum, daß jeder Staat – als Verkörperung von Gottes bürgerlicher Autorität über Gottes menschliche Geschöpfe – als Staat verpflichtet ist, diese Autorität zum Schutze und zur Förderung von Gottes einer und wahrer Kirche auszuüben, welche die katholische Kirche des menschgewordenen Gottes, unseres Herrn Jesus Christus, ist. Nicht-katholische Staaten werden daher offensichtlich mehr für ihren Mangel an Glauben verurteilt werden, denn dafür, daß sie diesem Glauben keinen bürgerlichen Schutz einräumten. Zudem dürfen katholische Staaten von ihrem Recht, das öffentliche Ausüben von falschen Religionen zu verbieten, absehen, wenn ein solches Verbot für die Seelenrettung eher abträglich denn nützlich sein sollte. Doch das Prinzip bleibt bestehen, wonach Gottes Staaten Gottes wahre Religion begünstigen und schützen müssen.

Die konziliare Lehre bedeutet in Wirklichkeit, entweder daß die Staaten nicht von Gott sind, oder daß es keine eine und wahre Religion Gottes gibt. In jedem Fall befreit diese Konzilslehre den Staat vorbehaltlos von Gott und stellt somit die Freiheit des Menschen über die Rechte Gottes, oder einfacher gesagt den Menschen über Gott. Aus diesem Grunde nannte Erzbischof Lefebvre die Konzilslehre gotteslästerlich. Und daran ändert auch der Hinweis nichts, daß es andere Abschnitte in Dignitatis Humanae gibt, welche der katholischen Lehre entsprechen. Bereits der eine vom Eisberg verursachte Riß brachte die Titanic zum Sinken. Auf ähnliche Weise genügt schon Abschnitt 2 von Dignitatis Humanae, um die katholische Lehre zu versenken. Betrachten wir kurz die Argumente der Leserin, welche die Konzilslehre verteidigt:

1) „Dignitatis Humanae (kurz DH) ist Teil des ordentlichen Lehramtes (Magisterium), welches ernstgenommen werden muß.“

Zwar stammt DH von den Kirchen-Magistern, d.h. -Lehrern, aber nicht vom unfehlbaren Lehramt, weil DH der überlieferten Lehre der Kirche widerspricht, wie oben gezeigt.

2) „DH verdeutlicht lediglich die Menschenrechte, welche durch das Naturrecht gewährt werden.“

Das Naturrecht ordnet die Rechte des Menschen unter die Rechte Gottes ein, nicht über sie.

3) „DH verneint keinesfalls das katholische Muster für die Beziehung zwischen Kirche und Staat.“

Durchaus verneint DH dieses Muster. Abschnitt 2 befreit den Staat von seiner innewohnende Verpflichtung gegenüber der einen und wahren Kirche.

4) „DH wurde im Zusammenhang der modernen Welt geschrieben, wo jeder an die Menschenrechte glaubt.“

Seit wann muß die Kirche der Welt angepaßt werden, anstatt die Welt an die Kirche?

5) „DH lehrt jedoch nicht, daß der Mensch ein Recht auf Irrtum habe.“

Indem DH vom Staate Gottes verlangt, ein Bürgerrecht auf die öffentliche Ausübung von falschen Religionen zu gewähren, verlangt DH tatsächlich von Gott ein Recht auf Irrtum.

6) „DH ist ein Gesuch an die modernen Regierungen, wenigstens einen halben Laib zu gewähren, anstatt gar kein Brot.“

Die wahre katholische Glaubenslehre ist so logisch und folgerichtig aufgebaut, daß bereits die Aufgabe eines Teiles von ihr gleichbedeutend ist mit der Aufgabe der gesamten Lehre. Und welches Schaf kann sich retten, indem es sich selber dem Wolf anbietet?

7) „Katholiken dürfen sich nicht aus der modernen Welt zurückziehen in ein lehrmäßiges Ghetto.“

Um die Rechte Gottes aufrechtzuerhalten und seine Ehre zu schützen, müssen Katholiken stets das tun, was sie zu tun haben, und dorthin gehen, wo sie hingehen müssen. Wenn dies zum Martyrium führt, so geschehe es.

Kyrie eleison.

GREC – II.

GREC – II. on März 9, 2013

Bevor wir mit der Geschichte des GREC fortfahren – jene Pariser Gruppe von Laien und Klerikern, welche seit den späten 1990er-Jahren die Vereinigung zwischen dem Zweiten Vatikanum und der katholischen Tradition anstrebt –, betrachten wir die Grundhaltung der GREC-Teilnehmer. Die Zukunft der Kirche hängt von jenen Katholiken ab, welche den Denkfehler der GREC-Gruppe begreifen, d.h. wie die modernen Menschen den Bezug zur Wahrheit verlieren. Um diese Haltung zu illustrieren, werden wir vier Abschnitte betrachten – willkürlich aus dem Buch Für die notwendige Versöhnung des Neukirchenpriesters Hw. Michel Lelong entnommen –, welche für dutzende anderer Stellen im Buch typisch sind. Die ersten beiden Zitate stammen aus einem Brief, den Hw. Lelong, einer der Gründer vom GREC, im Juli 2008 an den Papst schrieb:—

„Auch wir wünschen uns die Aufhebung der Exkommunikationen (der vier Bischöfe der Priesterbruderschaft St. Pius X. im Jahre 1988) , und daß die Priesterbruderschaft ihren Platz in der Kirche wiedererlange, der sie so viel zu geben hat. Darum bitten wir die Bruderschaftsoberen, ihre streitlustigen Aussagen und Schriftstücke einzustellen, die den Heiligen Stuhl kritisieren.“ Kommentar: (Ist dies in den letzten zehn Jahren nicht geschehen?) Aber wenn Streitlust wirklich ein solches Übel ist, warum war dann eine ganze Reihe von Kirchenvätern – und Erzbischof Lefebvre – so streitlustig? Streitlust ist nur dann so schlecht, wenn die Einheit so gut ist. Doch die Einheit ist nur in dem Maße gut wie das ihr zugrundeliegende, einigende Element.

„In unserer Gesellschaft, die versucht wird von Materialismus, Indifferentismus und Sektierertum, sollten alle Katholiken gemeinsam bemüht sein, Ihrer Bitte, Hl. Vater, zu entsprechen und Christi Empfehlung zu folgen: »Sie sollen eins sein, damit die Welt glaube.«“ Kommentar: „Geeint“ durch was? Geeint durch die katholische Wahrheit – oder durch die Lüge, wonach katholische Wahrheit vereinbar sei mit dem Zweiten Vatikanum? Dann ist die erste und entscheidende Frage für die katholische Einheit, wo wir denn die katholische Wahrheit finden. GREC hingegen überläßt diese Fragen der Wahrheit den „Theologen.“ Können also Nicht-Theologen sogar durch Lügen gerettet werden?

Nun nahm Benedikt XVI. diesen Brief von Hw. Lelong so wohlgefällig auf, daß die Leiter und einige Befürworter der GREC-Gruppe einige Monate später erneut an ihn schrieben. Es folgen zwei weitere Zitate aus diesem zweiten Brief an den Papst:—

„Gewiß waren wir betrübt, daß die Bruderschaftsoberen die neulich vom Heiligen Stuhl gemachten Angebote nicht angenommen haben. Doch sind wir uns im klaren, daß das Heilen von Wunden unter Katholiken immer Großmut und Geduld braucht, um das Vertrauen auf beiden Seiten wieder zu festigen und Versöhnung möglich zu machen.“ Kommentar: Können denn Wunden nur heilen, aber niemals zugefügt werden? Gebrauchte nicht unser Herr selber zweimal die Peitsche auf die Rücken der Geldverleiher im Tempel? Es gibt einen Gott, dessen Ehre vor allem zu verteidigen ist. Im Gegenteil können die Menschen so schlecht sein, daß sie nur noch den Peitschenhieb verstehen – sei er nun körperlicher oder verbaler Natur.

„Wir denken, daß die Aufhebung der Exkommunikationen einen unwiderstehlichen Prozeß des Sich-näher-Kommens in Gang setzen würde, der in einer Übereinkunft des Heiligen Stuhls mit der Priesterbruderschaft münden könnte oder wenigstens mit einem großen Teil der Bruderschaftskleriker und -gläubigen.“ Kommentar: Tatsächlich brachten die freundschaftlichen Kontakte zwischen Rom und der Bruderschaft im Januar 2009 einen solchen Prozeß in Gang. Nur ein gewisser Ausbruch der schrecklichsten Häresie der Neuzeit – des „Antisemitismus“ – mitten aus der Bruderschaft lähmte diesen Prozeß. Doch entweder ist eine katholische Versöhnung mit dem Zweiten Vatikanum kein Problem, oder aber die göttliche Vorsehung bewirkte den erwähnten „Ausbruch,“ denn er verhinderte – wenigstens für eine Weile – die falsche Versöhnung.

Abschließend sehen wir, daß die GREC-Gruppe, wie Millionen von modernen Katholiken, insbesondere die Einheit, Nicht-Streitlust, Versöhnung, Übereinkunft usw. sucht. Doch wo unter all diesen süßen Gefühlsduseleien spielt der Gott der Wahrheit eine Rolle? Ist er nur ein Zucker-Papi, welcher die Lügen der Menschheit absegnet, so lange sie nur einmütig lügen?

Kyrie eleison.

GREC – I.

GREC – I. on März 2, 2013

Vor etwas mehr als einem Jahr wurde in Frankreich ein kleines, 150seitiges Buch veröffentlicht, welches die Oberen einer gewissen Bruderschaft in große Verlegenheit bringen muß. Denn dieses Buch belegt, daß ihre Bestrebung nach Vereinigung mit der Neukirche viele Jahre zurückreicht – mindestens bis in die 1990er-Jahre. Wenn die Oberen stolz auf diese Einigungsbestrebung sind, so werden sie freilich nicht verlegen sein. Wenn sie allerdings diese Bestrebung seit vielen Jahren zu verschleiern suchen, so mögen zumindest die Leser dieses kleinen Buches aufwachen.

Ein Priester der Neukirche, Hw. Michel Lelong, schrieb dieses Buch und gab ihm den Titel „Für die notwendige Versöhnung“; zweifellos, weil er unverhohlen stolz ist auf seine Führungsrolle beim Versuch der GREC-Gruppe, die „notwendige Versöhnung“ herbeizuführen zwischen dem Zweiten Vatikanum und der Tradition, oder genauer gesagt zwischen den römischen Autoritäten und der Priesterbruderschaft St. Pius X. Im Jahre 1948 zum Priester geweiht und bereits vor dem Zweiten Vatikanum stark eingebunden in interreligiöse Beziehungen, begrüßte er „mit Freude und Hoffnung“ (kommt uns das bekannt vor? – Gaudium et spes? ) das Konzil, welches danach streben würde, die Kirche mit der modernen Zeit zu verbinden. Einer seiner Laienmitarbeiter bei dieser Arbeit war der angesehene französische Diplomat und Regierungsbeamte Gilbert Pérol, französischer Botschafter im Vatikan von 1988 bis 1992.

Als berufsmäßiger Diplomat und praktizierender Katholik glaubte Pérol fest an die Versöhnung der wahrhaft katholischen Priesterbruderschaft mit dem doch gewiß katholischen Vatikan. Wie hatte es überhaupt zu diesem Zusammenprall zwischen den beiden kommen können? Waren denn nicht beide katholisch? Der Zusammenstoß war ihm nicht nachvollziehbar. Also entwarf er im Jahre 1995 in einem kurzen Text eine Lösung, welche als Grundsatzpapier für eine Pariser Denkfabrik von Katholiken fungierte: der GREC ( Groupe Réflexion Entre Catholiques ). Pérols Text verdient einen Augenblick unsere Aufmerksamkeit, weil er das Anliegen von Millionen von Katholiken ausdrückt, welche ab den 1960er Jahren zwischen dem Konzil und der Tradition hin- und hergerissen waren.

Obwohl er kein Theologe sei, so Pérol, erfordere die derzeitige Situation in Kirche und Welt, daß das Problem der durch das Konzil gespaltenen Katholiken „mit ganz neuen Begrifflichkeiten dargelegt werden müsse.“ Eher als Diplomat schlägt er somit vor, daß Rom einerseits zugeben solle, den Tridentinischen Meßritus schlecht behandelt zu haben und daß es die Exkommunikationen von 1988 aufheben möge, während andererseits die Priesterbruderschaft das Konzil nicht rundweg ablehnen dürfe, und außerdem anerkennen müsse, daß Rom immer noch die höchste Kirchenautorität sei.

Mit anderen Worten schlug Pérol als echter Diplomat vor, daß, wenn nur jede Seite ein paar Schritte auf die andere zugehen würde, so dem schmerzlichen Zusammenprall zwischen Konzil und Tradition ein Ende gesetzt werden könnte, und fortan alle Katholiken „glücklich miteinander bis ans Ende ihrer Tage leben“ könnten. Auf diese Weise würde er und Millionen Katholiken nicht länger damit konfrontiert sein, entweder Rom zuliebe der Tradition, oder die Tradition zuliebe Rom verlassen zu müssen. Einfach entzückend. Endlich zurück in den Komfortbereich der 1950er Jahre. Doch diese Zeit ist für immer vergangen. Wo also liegt Pérols Denkfehler?

Der Fehler liegt gleich im Anfang von Pérols Ausführung, wo er sagt, daß er kein Theologe sei. Fürwahr mag er kein fachmännischer Theologe, wohl aber muß jeder Katholik ein Laientheologe sein, oder besser gesagt muß jeder seinen Katechismus gut kennen. Denn Glaubensfragen kann der Katholik nur im Licht der Lehre ebendieses Katechismus beurteilen. Die Warnung unseres Herrn, die Schafe von den Wölfen zu unterscheiden (Matthäus 7,15–20) war nicht nur für berufsmäßige Theologen gemünzt. Pérols Lossagung von der „Theologie“ zugunsten seiner Diplomatie ist ein weiteres Beispiel vom Unvermögen des modernen Menschen, die Wichtigkeit der Glaubenslehre zu begreifen. Dieses Unvermögen ist die wichtigste Lektion, welche wir aus diesem Buch über GREC zu lernen haben.

Kyrie eleison.