Schlagwort: Protestantismus

„Griechische Geschenke“ – II.

„Griechische Geschenke“ – II. posted in Eleison Kommentare on August 27, 2011

„Eure Exzellenz, warum stellten Sie in der letzten Ausgabe der „Eleison Kommentare“ (Nr. 214) denn die Aufrichtigkeit und den guten Willen der römischen Kirchenvertreter in Frage? Diese Vertreter wollen doch nur die Entfremdung der Priesterbruderschaft St. Pius X. von der Amtskirche beenden. Sie verglichen diese Kirchenvertreter jedoch mit den Griechen, welche die Trojaner bewußt mit dem Trojanischen Pferd täuschten. Hingegen wollen diese Römer doch nur die lange und schmerzliche Spaltung zwischen den traditionellen Katholiken und der Kirchenführung überwinden!“

Die Antwort lautet: Wir brauchen die Aufrichtigkeit und den guten Willen dieser Römer keineswegs in Frage zu stellen. Doch genau hier liegt das Problem. Denn nach fast 500 Jahren des Protestantismus und des Liberalismus ist unser Zeitalter so stark verwirrt und so sehr auf den Kopf gestellt, daß die Welt voller Menschen ist, welche das Falsche tun, dabei aber von der Richtigkeit ihres Handelns überzeugt sind. Je stärker diese Menschen davon überzeugt sind, das Richtige zu tun, desto gefährlicher sind sie. Denn mit einer umso größeren subjektiven Aufrichtigkeit und guter Absicht setzen sie dann das objektiv Falsche in die Tat um und reißen andere mit sich. Je aufrichtiger die heutigen Römer also von der Richtigkeit ihrer Neukirche überzeugt sind, desto wirksamer zerstören sie die wahre Kirche.

„Aber Eure Exzellenz, Gott allein kann doch ihre Absichten richtig beurteilen!“

Subjektive Absichten sind vergleichsweise nebensächlich, weil es um die Verteidigung des wahren Glaubens geht. Wenn die Römer auf gutmeinende Weise die Priesterbruderschaft in die Amtskirche hineinziehen wollen, so kann ich sie zwar als Menschen mögen, hasse aber trotzdem ihre Irrtümer. Sollten die Römer hingegen in böser Absicht handeln, weil sie beispielsweise wissen, daß sie den wahren Glauben zerstören wollen, dann mag ich sie nicht und hasse gleichsam ihre Irrtümer. Ob die römischen Kirchenvertreter nun liebenswürdig sind oder nicht, und ob ich sie mag oder nicht, spielt eine geringe oder keine Rolle im Hinblick auf die Irrtümer, durch welche diese Römer objektiv gesehen die Kirche zerstören.

Wenn liebenswerte Menschen furchtbare Irrtümer vertreten, so kann leicht folgendes passieren: Entweder wir sehen diese Irrtümer als so liebenswert wie ihre Vertreter an und werden somit von diesen Menschen zum Liberalismus hingezogen. Oder aber wir stufen diese Menschen als ebenso schrecklich wie ihre Irrtümer ein und werden somit von den Irrtümern der Konzilspäpste zum Sedisvakantismus gezogen. Tatsächlich war es in der gesamten Menschheitsgeschichte noch nie so leicht wie heute, daß Menschen gleichzeitig so liebenswert sind wie ihre Irrtümer furchtbar. Das ist ein Merkmal unseres Zeitalters. Die Situation dürfte nur noch unter dem Antichrist schlimmer werden. Doch bereits seine Vorgänger treiben die Welt in den Untergang.

Unterdessen gilt, daß jene römischen Kirchenvertreter, welche am 14. September 2011 auf die Oberen der Priesterbruderschaft treffen, von der Richtigkeit der Neukirche – als Folge der Umformung durch das Zweite Vatikanische Konzil – überzeugt sind. In diesem Fall unterliegen diese Römer einem schwerwiegenden Irrtum. Vielleicht wurden diese römischen Vertreter aber auch wegen ihres gewinnenden Wesens ausgewählt, um die Priesterbruderschaft leichter in das offizielle Rom hineinzuziehen. Dann dürfen Sie, liebe Leser, nicht überrascht sein, wenn alles so hingedreht werden wird, als ob die Bruderschaft das edle Angebot und die guten Absichten Roms verschmähen würde. In Wahrheit wird die Bruderschaft dann aber lediglich die schrecklichen Irrtümer der Römer zurückweisen. Es lebe das wahre Rom! Es leben die lieblichen Römer! Doch bewahre Gott uns vor ihren Irrtümern!

„Eure Exzellenz, was ist der Hauptirrtum dieser Römer?“

Daß sie den Menschen an die Stelle Gottes rücken. Sie gleiten in die Apostasie ab und reißen mit sich Seelen ohne Zahl.

Schuldlose Unkenntnis

Schuldlose Unkenntnis posted in Eleison Kommentare on August 13, 2011

Ein Leser stellt folgende wesentliche Frage: „Kann ein guter Protestant – der zwar ein gutes Leben führte, aber felsenfest glaubt, daß der katholische Glaube falsch ist, und der daher gar nicht erst erwägt, in die katholische Kirche einzutreten – gerettet werden?“ Diese Frage ist vital, d.h. lebensnotwendig (lateinisch „vita“ heißt „Leben“), weil es für unzählige Seelen um das ewige Leben oder den ewigen Tod geht.

Der wichtigste Punkt der Antwort lautet, daß Gott, sobald eine Seele bei ihrem Tod augenblicklich vor Seinem Richterstuhl erscheint, sie mit perfekter Gerechtigkeit und Barmherzigkeit richtet. Gott allein kennt die Tiefen des Herzens eines Menschen, über welche der Mensch sich selber – und anderen erst recht – etwas vormachen kann. Während der Mensch falsch urteilen kann, ist dies bei Gott unmöglich. Daher wird der „gute Protestant“ entweder durch sich selber verdammt oder durch Gott gerettet werden, so wie dieser Mensch entsprechend dem unfehlbaren Ratschluß Gottes es verdient.

Gott will, daß wir alle gerettet werden (Erster Brief des Timotheus 2,4) und verlangt von uns unter Androhung der ewigen Verdammnis (Markus 16,16), daß wir glauben. Somit leuchtet ein, daß Gott uns auch wissen läßt, was wir glauben und tun müssen, um unsere Seele zu retten. Was also muß dieser „gute Protestant“ glauben?

Jeder Mensch muß für seine Seelenrettung wenigstens glauben, daß Gott existiert, und daß Er die Guten belohnt und die Bösen bestraft (Hebräerbrief 11,6). Ein „guter Protestant,“ welcher dieses nicht glaubt, kann nicht gerettet werden, auch wenn er ein „gutes Leben“ führte. Allerdings gehen viele katholische Theologen weiter und erklären, daß der Mensch für seine Seelenrettung auch an die Heilige Dreifaltigkeit und an Jesus Christus als Erlöser glauben muß. Wenn diese Theologen richtig liegen, dann dürfte es noch viel mehr „gute Protestanten“ geben, die ihre Seelen nicht retten können.

Nun kann Gott von den Menschen allerdings auch verlangen, daß sie mehr als nur diese absoluten Grundlagen glauben müssen – und zwar in Abhängigkeit von den Gelegenheiten in ihrem Leben, von der von Ihm ausgehenden Wahrheit zu erfahren. Begegneten sie dem übrigen katholischen Glauben, welchen sie ignorieren, wirklich niemals? Vielleicht nicht. Aber vielleicht trafen sie doch auf ihn. Ich erinnere mich noch gut daran, wie meine protestantische Mutter einmal voller Begeisterung von einem katholischen Priester erzählte, der alle ernsthaften Fragen ihres „guten protestantischen“ Vaters beantwortet hatte. Doch hatte dies keine Folgen für sein Leben, soviel ich weiß. Wenn „gute Protestanten“ wirklich nur einmal in ihrem Leben der katholischen Wahrheit begegneten, warum gingen sie ihr dann nicht nach? Abgesehen von dem Fall, daß sie ihnen schlecht vorgestellt worden wäre, haben sie die Wahrheit praktisch zurückgewiesen. Können sie diese Zurückweisung schuldlos durchgeführt haben? Wiesen sie die Wahrheit also unschuldigerweise oder willentlich zurück? „Gute Protestanten“ betrachten sich gerne als unschuldig – so wie wir alle. Doch niemand kann Gott täuschen.

Ein „guter Protestant“ muß jedoch auch etwas tun, um gerettet zu werden. Er mag zwar nicht alles kennen, was die katholische Kirche unfehlbar in Moralfragen von uns verlangt, doch trägt er wenigstens das natürliche Licht seines angeborenen Gewissens in sich. Es ist sicherlich schwer, diesem natürlichen Licht des angeborenen Gewissens unter der Last der Erbsünde und ohne Hilfe der katholischen Sakramente zu folgen. Doch wer das Gewissen ernstlich verletzt oder von der Wahrheit löst, kann leicht im Stande der Todsünde leben und sterben, und somit nicht gerettet werden. Wiederum kann der „gute Protestant“ im Gegensatz zu den Katholiken sich darauf berufen, daß er die Fülle der Gesetze Gottes nicht kannte. Aber ist seine Unkenntnis wirklich „unüberwindlich“ und damit schuldlos? Wußte der Protestant beispielsweise tatsächlich nicht, daß die künstliche Empfängnisverhütung Gott ernsthaft beleidigt, oder wollte er es nur nicht wissen?

Gott allein weiß es. Gott allein richtet. Möge er Erbarmen mit allen „guten Protestanten“ und mit uns allen haben.

Kyrie eleison.

Verfaulende Äpfel

Verfaulende Äpfel posted in Eleison Kommentare on Mai 14, 2011

Das Beispiel eines verfaulten Apfels kann die Situation der heutzutage verdunkelten Kirche in zweierlei Hinsicht erhellen. Erstens, wenn wir einen Apfel insgesamt als verfault bezeichnen, so warten wir damit nicht bis zu dem Zeitpunkt ab, wo wirklich jeder einzelne Teil des Apfels komplett verfault ist. Es gibt also in jenem Fall noch gewisse Teile am Apfel, welche noch nicht verfault sind. Wenn wir dann fragen, ob dieser Apfel verfault ist, so brauchen wir eine doppelte Unterscheidung: als Ganzes ist er verfault – in einigen Teilen auch, aber in anderen Teilen nicht. Zweitens ist der Apfel zwar nicht die Fäulnis und die Fäulnis nicht der Apfel, aber dennoch ist die Fäulnis nicht vom Apfel trennbar und kann ohne ihn auch gar nicht existieren. Diese Überlegungen entsprechen dem gesunden Menschenverstand. Übertragen wir nun ihren ersten Teil auf die „Novus Ordo“-Messe und die „Konzilskirche,“ und den zweiten Teil auf die „Konzilskirche“ und das Papsttum.

Wegen ihrer vom Konzil kommenden Zentrierung auf den Menschen ist die neue Messe als Ganzes verfault. Doch während einige Teile von ihr eindeutig nicht katholisch sind (beispielsweise das Offertorium), so sind andere Teile noch katholisch (beispielsweise das

Kyrie eleison.). Weil die neue Messe aber als Ganzes verfault ist und dadurch aus den Katholiken langsam Protestanten macht, können wir sie nicht besuchen. Dennoch mag jener Teil der „Novus Ordo“-Messe, welcher aus der Konsekration besteht, noch katholisch und gültig sein. Aus diesem Grund können wir weder sagen, daß die „Novus Ordo“-Messe gültig ist und das genügt, um sie besuchen zu können, noch daß sie ungültig ist und deswegen nicht besucht werden kann. In Wirklichkeit kann es sein, daß diese Messe in ihrem notwendigen Teil gültig ist – aber dies rechtfertigt noch lange nicht, unseren Glauben dadurch in Gefahr zu bringen, daß wir dieser Messe insgesamt beiwohnen.

Auf vergleichbare Weise ist die heutige Kirche als Ganzes betrachtet verfault, weil der Konziliarismus die gesamte Kirche durchdringt. Trotzdem gibt es noch einzelne Teile in der Kirche, welche noch nicht durch den Konziliarismus verfault sind. Deswegen ist es falsch, wegen des konziliaren Ganzen auch die noch vorhandenen katholischen Teile zu verwerfen. Ebenso falsch ist es allerdings, das konziliare Ganze mit dem Hinweis zu entschuldigen, daß es noch einzelne katholische Teile gibt. Um unseren Verstand an der Wirklichkeit auszurichten, müssen wir sowohl zwischen dem Ganzen und den Teilen unterschieden, als auch zwischen den verschiedenen Teilen.

Wenn wir nun den zweiten Teil des Vergleiches vom verfaulten Apfel auf die Konzilskirche anwenden, so ist es sinnvoll, von zwei Kirchen zu sprechen: von der „Konzilskirche“ und der katholischen Kirche. Denn in der Praxis dehnt der Konziliarismus sich überall in der Kirche aus, auch wenn Katholizismus und Konziliarismus in ihrer jeweils reinen Form sich gegenseitig ausschließen wie der Apfel und die Fäulnis. Doch in der Praxis können Konziliarismus und Katholizismus genausowenig voneinander getrennt werden wie die Fäulnis vom Apfel – oder wie irgendein Parasit von seinem Wirt. In der Praxis gibt es nur eine Kirche, die katholische Kirche, welche heute von oben bis unten an der konziliaren Fäulnis leidet.

Kommen wir schließlich zum konziliaren Papst. Es ist durchaus sinnvoll, von ihm als dem Haupt zweier Kirchen zu sprechen. Denn durch seine Worte und Handlungen, welche manchmal katholisch, manchmal konziliar sind, stellt der konziliare Papst sich beständig an die Spitze einerseits von der katholischen Kirche und andererseits von ihrer konziliaren Fäulnis, der Konzilskirche. Das besagt nun allerdings nicht, daß der Papst Kopf zweier in der Praxis verschiedenen Kirchen ist, sondern daß er Kopf sowohl des Katholizismus als auch des Konziliarismus in der einen wirklichen katholischen Kirche ist, welche zur Zeit gänzlich von der konziliaren Fäulnis entstellt ist.

Warum sind unsere Kirchenführer so in die konziliare Fäulnis verliebt, um Himmels Willen? Wegen der modernen Sehnsucht nach Freiheit. Doch das ist eine andere Geschichte. In der Zwischenzeit müssen wir mit aller Macht dafür beten, daß Benedikt XVI. noch einmal den Unterschied zwischen Apfel und Fäulnis erkennen möge!

Kyrie eleison.

Gesegnete Höhle

Gesegnete Höhle posted in Eleison Kommentare on Oktober 16, 2010

Wie töricht ist es doch, die Gnade von der Natur zu trennen! Denn beide sind füreinander geschaffen. Noch törichter ist allerdings der Gedanke, daß die Gnade gegen die Natur kämpfe! Zwar liegt die Gnade tatsächlich im Kampf mit dem Schlechten unserer gefallenen Natur, aber eben nicht mit der von Gott kommenden Natur, die über dieser Gefallenheit steht. Im Gegenteil gibt es die Gnade doch gerade, um diese gefallene Natur von ihrer Gefallenheit und ihrem Fallen zu heilen, und um sie bis in Gottes Höhen zu heben, damit sie am göttlichen Wesen teilhabe (2. Petrus 1,4).

Die Natur ohne Gnade neigt zwar zur Revolution, aber eine die Natur verachtende Gnade führt zu einer Verfälschung des geistigen Lebens, beispielsweise zum Jansenismus, der ebenfalls zur Revolution führt. Bei einer siebentägigen Reise nach Italien wurde mir die Schwere dieses protestantischen Irrtums erneut deutlich, welcher die Gnade gegen die Natur anstatt gegen die Sünde stellt. Denn die Reise führte auch in vier Berggegenden, in die vier große Heilige geflohen waren (die im Brevier und im Meßbuch stehen), um Gott näherzukommen – mitten in der Natur. In zeitlicher Reihenfolge waren dies der hl. Benedikt (Festtag 22. März, in Subiaco), der hl. Romuald (7. Februar in Camaldoli), der hl. Johannes Gualbert (12. Juli in Vallombrosa) und der hl. Franz von Assisi (4. Oktober in La Verna).

Im 11. Jahrhundert wählten zwei Mönchsorden die Orte Camaldoli und Vallombrosa, hoch oben in den Hügeln, die Florenz umgeben, als ihren Ordensnamen und Gründungssitz aus. In La Verna, hoch oben im toskanischen Apennin, erhielt der hl. Franz von Assisi im Jahre 1224 die Wundmale Christi. Heute können diese drei Orte relativ einfach mit dem Bus oder Auto erreicht werden, doch nach wie vor sind sie von Waldland umgeben und liegen hoch genug über dem Meeresspiegel, daß es im Winter bitterkalt sein muß. An diesen Orten verkehrten die drei Heiligen mit Gott, fernab von den Bequemlichkeiten der Städte mit ihrer „verrückten Masse“ – verrückt genug selbst noch in den kleineren Städten jener Zeit.

Am stärksten beeindruckte mich vielleicht die Gegend bei Subiaco, die eine Autostunde östlich von Rom liegt. In einer Höhle an einem Berghang verbrachte dort Benedikt als junger Mann drei Jahre. Er kam im Jahr 580 des Herrn zur Welt, floh als junger Student vor der Verderbtheit in Rom und ging im Alter von 20 Jahren in die Berge – manche sagen, mit 14 Jahren, und wenn dem so ist: was für ein Jugendlicher! Ab etwa 1200 anno Domini entstand an jenem Berghang, den dieser junge Mann geheiligt hatte, ein Kloster in großem Stil, aber noch heute können wir erahnen, was Benedikt dort bei seiner Suche nach Gott fand: oben die Wolken und den Himmel, tief unten den im Tal hinunterrauschenden Sturzbach, am entgegenstehenden Berghang nur wildes Waldland, und als Gesellschaft nichts anders als die Vögel, die an der steilen Felswand hin- und herkreisen. Allein mit der Natur . . . mit Gottes Natur . . . allein mit Gott!

Drei Jahre lang allein mit Gott . . . drei Jahre, die einen jungen Katholiken befähigten, seine Seele zusammen mit Jesus Christus und inmitten von Gottes Natur so in Besitz zu nehmen, daß seine berühmte Benediktinische Regel das zusammenbrechende römische Imperium in ein rasch erstarkendes Christentum verwandeln konnte. Diese Christenwelt wiederum bricht nun in Form der „Westlichen Zivilisation“ zusammen. Wo sind heute die katholischen Jungmänner, die mit Christi Hilfe ihre Natur und somit ihre Seele wieder in Besitz nehmen, um dadurch die Christenwelt zu retten?

Heilige Muttergottes, beflügele unsere jungen Männer!

Kyrie eleison.

Katholische Ausgewogenheit

Katholische Ausgewogenheit posted in Eleison Kommentare on Juni 26, 2010

Letzte Woche begann der „Eleison Kommentar“ mit einem scheinbaren Verständnis für die „Sedisvakantisten,“ welche glauben, daß die Päpste seit Johannes XIII. gar keine Päpste gewesen sind, und er endete mit einem scheinbaren Verständnis für Kardinal Kasper, welcher über die unmaßgebliche Priesterbruderschaft St. Pius X. sich lustig machte. Von mindestens einer Leserin weiß ich, daß sie dies verwirrte, und vermutlich ist sie nicht alleine. Doch es fügt sich alles ein, wenn wir davon ausgehen, daß seit dem Zweiten Vatikanum die katholische Wahrheit von den katholischen Kirchenbehörden getrennt ist.

Nun müßten eigentlich die katholischen Kirchenbehörden immer an die katholische Wahrheit unseres Herrn geschweißt sein, denn es gibt diese menschlichen Behörden ja nur, um die göttliche Wahrheit zu schützen und zu lehren. Aber die protestantischen Irrlehren und die liberale Auflösung der Wahrheit hatten über die Jahrhunderte schließlich ihren Weg so in die Herzen und Köpfe der großen Mehrheit der Konzilsväter gefressen, daß sie auf diesem schrecklichen Konzil (1962 – 1965) die Reinheit der katholischen Wahrheit aufgaben und bis auf den heutigen Tag ihre gesamte katholische Amtsgewalt dazu nutzen, den Katholiken die neue und falsche konziliare Religion des Menschen aufzunötigen.

Daraufhin wurden die Katholiken auf geradezu unvermeidliche Weise sowohl auseinandergerissen als auch innerlich zerrissen. Denn entweder klammerten sie sich an die katholische Wahrheit und gaben in der Folge die katholischen Kirchenbehörden mehr oder weniger auf. Das ist die Lösung der „Sedisvakantisten.“ Und schaut man in erster Linie auf die katholische Wahrheit, so kann man wohl für sie Verständnis haben. Denn gar schrecklich ist der Verrat an der Wahrheit durch die höchsten Kirchenmänner, seit das Konzil begann.

Andere Katholiken klammerten sich dagegen an die katholischen Behörden und gaben in der Folge die katholische Wahrheit mehr oder weniger auf. Das ist die Lösung des Kardinal Kasper. Und schaut man in erster Linie auf die katholische Amtsgewalt, so kann man wohl mit seiner Loyalität zu Benedikt XVI. mitfühlen und sogar das Lächeln des Kardinals verstehen, als er von der Priesterbruderschaft St. Pius X. getadelt wurde, die ganz unmaßgeblich und immer noch praktisch exkommuniziert ist.

Doch Erzbischof Lefebvre wählte einen dritten Weg – zwischen den beiden Extremen, die entweder die Wahrheit oder die Amtsgewalt aufgeben. Sein Weg, dem die Priesterbruderschaft gefolgt ist, bedeutete, an der katholischen Wahrheit festzuhalten, allerdings ohne jedwede Respektlosigkeit gegenüber der kirchlichen Amtsgewalt und ohne pauschalen Zweifel an der Gültigkeit ihrer Behörden. Es ist sicherlich nicht immer leicht, diese Ausgewogenheit zu bewahren. Doch sie hat katholische Früchte auf der ganzen Welt hervorgebracht und einen treuen Rest an Katholiken erhalten, welche seit den 40 Jahren, die wir bisher in der konziliaren Wüste verbrachten (1970 – 2010), dank der Priesterbruderschaft die wahre Lehre und die wahren Sakramente haben.

Vielleicht müssen wir katholischen Schäfchen noch eine Weile verstreut in dieser Wüste ausharren – so lange, wie der Hirte von Rom geschlagen ist (Sacharja 13,7, zitiert durch unseren Herrn im Garten Gethsemane, vergleiche Mt. 26,31). Im heutigen „Gethsemane der Kirche“ müssen wir Verständnis für überhaupt alle Schäfchen haben. Aus diesem Grunde kann ich mit den „Sedisvakantisten“ und sogar mit den Liberalen – bis zu einem gewissen Punkt – mitfühlen. Doch heißt das auf keinen Fall, daß der dritte Weg des Erzbischofs aufgehört habe, der Richtige zu sein.

Möge die Heilige Muttergottes noch lange die kleine Priesterbruderschaft beschützen!

Kyrie eleison.

Mißverstandene Messe

Mißverstandene Messe posted in Eleison Kommentare on Oktober 3, 2009

In einem Interview, das Kardinal Castrillon Hoyos vor zehn Tagen einer süddeutschen Zeitung gab (der Text ist im Internet verfügbar), äußerte er an der Priesterbruderschaft St. Pius X. eine interessante Kritik, die in der Hauptsache falsch ist, aber etwas Wahres enthält. Er sagte über die Bruderschafts-Oberen, welche er im Jahre 2000 traf, daß sie auf ihn den Eindruck machten, so stark auf die Neue Messe fixiert zu sein, als ob sie „die Quelle allen Übels auf der Welt sei.“Die Reform der Lateinischen Liturgie der hl. Messe, welche dem Vatikanum II (1962–1965) folgte, ist offenkundig nicht für alles Übel der Welt verantwortlich, aber für sehr viel Schlechtes in der modernen Welt. Erstens ist die römisch-katholische Religion die eine und einzige Religion, welche der eine wahre Gott stiftete, als Er vor 2000 Jahren einmal – und nur einmal – die menschliche Natur annahm und zum Gottmenschen Jesus Christus wurde. Zweitens kann allein die blutige Selbstaufopferung Jesu Christi am Kreuz den durch die heutige weltweite Apostasie entfachten gerechten Zorn Gottes besänftigen; und nur die unblutige Erneuerung dieses Kreuzesopfers im wahren Meßopfer vermag diese notwendige Besänftigung zu bewirken. Drittens wurde der überlieferte Lateinische Ritus dieser hl. Messe, deren wesentliche Bestandteile auf den Beginn der Kirche zurückgehen, nach dem Vatikanum II. von Paul VI. maßgeblich so verändert, daß sie den Protestanten gefallen sollte – wie er seinem Freund Jean Guitton erzählte.

Nun haben jedoch die Protestanten ihren Namen, weil sie gegen die katholische Religion protestieren. Deswegen vermindert der „im Geiste des Vatikanum II“ reformierte Ritus der Messe den Ausdruck wesentlicher katholischer Wahrheiten in erheblichem Maße: in der Reihenfolge 1. Transsubstantiation des Brotes und Weines, welche 2. das Meßopfer ausmacht, welches 3. wiederum das opfernde Priestertum beinhaltet, was 4. alles auf die Fürbitte der allerseligsten Jungfrau Maria hin geschieht. In der Tat drückt die unverkürzte überlieferte Lateinische Liturgie den katholischen Glauben vollständig aus.

Der Großteil der praktizierenden Katholiken nimmt die Glaubenslehren vorzugsweise weder durch das Lesen von Büchern, noch durch den Besuch von Vorträgen in sich auf und setzt sie in den Alltag um, sondern vor allem durch den Besuch der hl. Messe. Weil nur dann die Katholiken das Licht der Welt gegen den Irrtum und das Salz der Erde gegen das Verderben sein können, ist es kein Wunder, daß die heutige Welt voll der Verwirrung ist und die Unmoral herrscht. „Zerstören wir die Messe, so werden wir die Kirche zerstören,“ sagte Luther. „Eher kann die Welt ohne das Licht der Sonne existieren, als ohne das Opfer der hl. Messe sein,“ sagte Pater Pio.

Deswegen war es eine große Dringlichkeit bei der Gründung der Bruderschaft, Priester auszubilden, um den überlieferten Lateinischen Ritus der hl. Messe zu retten. Gott sei Dank findet nun die überlieferte Messe langsam, aber sicher ihren Weg in die Mitte der Kirche zurück (was unter dem Antichrist nicht der Fall sein wird). Doch jetzt muß die Bruderschaft des Erzbischof Lefebvre die ganze Glaubenslehre, auf der diese hl. Messe beruht, vor den Tätern und Opfern des Vatikanum II retten, die noch immer in Rom fest eingenistet sind. Wir müssen intensiv für die „Diskussionen über den Glauben“ beten, welche diesen Monat zwischen Rom und der Priesterbruderschaft eröffnet werden.

Kyrie eleison.