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Konziliare Doppeldeutigkeit

Konziliare Doppeldeutigkeit on April 14, 2012

Stellen Sie sich einen starken und gut bewaffneten Fußsoldaten vor, welcher bei der hitzigen Verfolgung des Feindes plötzlich in Treibsand gerät. Genau so ergeht es dem tapferen Katholiken, welcher mit der Wahrheit bewaffnet es wagt, die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils zu kritisieren. Denn diese stellen einen Treibsand an Doppeldeutigkeiten dar. Für diesen Zweck wurden sie auch gemacht. Wäre die Religion des Menschen durch die Konzilsdokumente offen proklamiert worden, so hätten die Konzilsväter sie mit Entsetzen abgelehnt. Aber die neue Religion wurde gekonnt verschleiert, indem die Konzilsdokumente so angelegt wurden, daß sie zwei Auslegungen erlauben. Betrachten wir ein klares und höchst wichtiges Beispiel.

Der Abschnitt 8 des Konzilsdokuments Dei Verbum enthält eine Erklärung über die Tradition, also über die Überlieferung. Johannes Paul II. benutzte sie, um Erzbischof Lefebvre im Jahre 1988 zu verurteilen. Dieser Abschnitt lautet wie folgt: „a) Die apostolische Überlieferung kennt in der Kirche unter dem Beistand des Heiligen Geistes einen Fortschritt. b) Es wächst das Verständnis der überlieferten Dinge und Worte: c) durch das Nachsinnen und Studium der Gläubigen, die sie in ihrem Herzen erwägen; d) durch innere Einsicht, die aus geistlicher Erfahrung stammt; e) durch die Verkündigung derer, die mit der Nachfolge im Bischofsamt das sichere Charisma der Wahrheit empfangen haben.“

Die wahre katholische Überlieferung ist radikal objektiv. So wie der gesunde Menschenverstand sagt, daß die Wirklichkeit objektiv ist – d.h. daß Gegenstände außerhalb von uns und unabhängig von irgendeinem Subjekt genau so sind, wie sie sind (egal was ein Subjekt vorgeben mag, wie diese Gegenstände seien) –, so lehrt auch die wahre Kirche, daß die katholische Überlieferung von Gott stammt und von Gott gemacht ist und daß kein menschliches Wesen auch nur einen Jota an dieser Überlieferung ändern kann. Somit lautet also die katholische Auslegung des vorhin zitierten Konzilsdokuments wie folgt: „a) Im Laufe der Zeit schreiten die Katholiken beim Erfassen der unveränderlichen Wahrheiten des Glaubens voran. b) Katholiken verstehen diese Wahrheiten somit auf tiefsinnigere Weise: c) durch Betrachtung und Studium der Wahrheiten; d) durch ein tieferes Eindringen in diese Wahrheiten; e) durch die Bischöfe, die frische Aspekte der gleichen Wahrheiten predigen.“ Diese Auslegung ist völlig katholisch, weil sie besagt, daß jede Veränderung in den Menschen – die sich im Laufe der Zeit tatsächlich verändern – stattfindet, wohingegen keine Änderung stattfindet in den geoffenbarten Wahrheiten, welche den Glaubensschatz, auch Tradition genannt, ausmachen.

Doch betrachten wir nun, wie derselbe Abschnitt aus Dei Verbum subjektiv, anstatt objektiv gelesen werden kann, wodurch der Inhalt selbst der Wahrheiten von den subjektiven Katholiken abhängig wird und sich mit ihnen verändert: „a) Die katholische Wahrheit lebt und wächst im Laufe der Zeit, weil b) die lebendigen Katholiken Einsichten in diese Wahrheit haben, welche die vergangenen Katholiken niemals erreichten; und weil c) diese lebendigen Katholiken in ihren Herzen und somit in sich selber neu erwachsene Wahrheiten entdecken. d) Diese sind Früchte ihrer inneren spirituellen Erfahrung. Auch wächst e) die katholische Wahrheit, wenn Bischöfe früher unbekannte Dinge predigen, weil die Bischöfe gar nicht die Unwahrheit (!) sagen können.“ (Anders formuliert: „Suchen Sie sich eine Religion nach Belieben aus, wenn Sie nur beten, spenden und uns Modernisten folgen.“)

Kommen wir nun zum großen Problem des doppeldeutigen Konzils: Wenn wir an diesem Abschnitt aus Dei Verbum kritisieren, daß er den Modernismus fördert, so werden konservative Katholiken (die im Grunde nur ihren Glauben an glaubenslose Kirchenmänner konservieren) sofort antworten, daß die wahre Bedeutung des Textes der überlieferten Auslegung entspricht, die wir im dritten Absatz zitierten. Als aber Johannes Paul II. in seinem apostolischen Schreiben Ecclesia Dei Adflicta diesen Abschnitt aus Dei Verbum benutzte, um Erzbischof Lefebvre und seine Bischofsweihen von 1988 zu verurteilen, konnte Johannes-Paul II. den Text ausschließlich im modernistischen Sinn benutzt haben. Solche Handlungen sprechen eine deutlich stärkere Sprache als irgendwelche Worte.

Liebe Leser, gehen Sie diesen Konzilstext und die beiden Auslegungen solange durch, bis Sie die teuflische Doppeldeutigkeit jenes elenden Konzils erfaßt haben.

Kyrie eleison.

Große Gefahr

Große Gefahr on März 31, 2012

Einige Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. wünschen eine praktische Vereinbarung mit den kirchlichen Autoritäten ohne Einigung in der Glaubenslehre. Dieser Wunsch scheint eine wiederkehrende Versuchung darzustellen. Seit Jahren lehnt der Generalobere Bischof Fellay diese Idee ab. Doch am 2. Februar 2012 sagte er in Winona, daß Rom bereit sei, die Bruderschaft so zu akzeptieren wie sie ist, und „all ihre Anforderungen . . . auf der praktischen Ebene“ anzunehmen. Also scheint Rom die gleiche Versuchung noch einmal vorzulegen.

Die jüngsten Nachrichten aus Rom werden viele Leser bereits kennen: Wenn nur der Vatikan keine Spielchen mit der Bruderschaft treibt, so verlautbarte er am letzten Freitag, dem 16. März 2012, daß Bischof Fellays Antwort vom Januar dieses Jahres auf die doktrinäre Präambel des Vatikan vom letzten September „nicht genügt, um die Glaubensprobleme zu überwinden, welche dem Zerwürfnis zwischen dem Heiligen Stuhl und der Priesterbruderschaft zugrundeliegen.“ Der Vatikan gibt der Bruderschaft einen Monat lang Zeit, ihre „Position zu erläutern“ und „einen Bruch mit schmerzlichen und unabsehbaren Folgen“ zu vermeiden.

Doch was würde passieren, wenn Rom plötzlich aufhören sollte, auf der Akzeptanz des Konzils und der Neuen Messe zu beharren? Was wäre also, wenn Rom plötzlich sagen würde: „Wir haben darüber nachgedacht und sind einverstanden: Kommen Sie auf jene Weise zurück in die Kirche, wie Sie darum baten. Wir werden Ihnen die Freiheit geben, einerseits das Konzil so stark zu kritisieren, wie Sie wollen, und andererseits ausschließlich die Tridentinische Messe zu feiern. Doch kommen Sie endlich in die Kirche zurück!“ Das könnte ein sehr schlauer Schachzug von Seiten Roms sein. Denn wie könnte die Bruderschaft sich dann noch weigern, ein solches Angebot anzunehmen, ohne daß sie widersprüchlich und geradezu undankbar zu sein schiene? Trotzdem müßte um des Überlebens Willen die Bruderschaft auf dieses Angebot verzichten. Um des Überlebens Willen? Starke Worte. Doch betrachten wir einen Kommentar des Erzbischofs in dieser Angelegenheit.

Am 5. Mai 1988 unterzeichnete Erzbischof Lefebvre mit dem damaligen Kardinal Ratzinger zusammen das Protokoll – genauer: den vorläufigen Entwurf – einer praktischen Vereinbarung zwischen Rom und der Priesterbruderschaft. Doch schon am 6. Mai zog der Erzbischof seine – vorläufige – Unterschrift wieder zurück. Am 13. Juni 1988 sagte er: „Mit dem Protokoll vom 5. Mai wären wir bald zugrundegegangen. Wir hätten kein Jahr überleben können. Denn jetzt ist die Bruderschaft geeint. Mit diesem Protokoll allerdings hätten wir notwendigerweise Treffen mit den Römern arrangieren müssen, es hätte eine Spaltung innerhalb der Bruderschaft gegeben und überhaupt alles wäre ein Grund für Abspaltungen geworden “ (Hervorhebung hinzugefügt). „Durch unsere Vereinigung mit Rom wären uns vielleicht schon neue Berufungen zugeflossen. Doch hätten diese neuen Berufungen keine Uneinigkeit mit Rom geduldet und also hätte es Spaltungen gegeben. Mit der jetzigen Haltung jedoch werden Berufungen zuerst einmal gesiebt, bevor sie uns erreichen“ (das gilt nach wie vor für die Priesterbruderschafts-Seminare).

Doch warum hätte es Spaltungen geben sollen (wobei die sich bekriegenden Berufungen nur ein Beispiel von zahllosen anderen sein würden)? Weil logischerweise die praktische Übereinkunft vom 5. Mai 1988 auf einer grundsätzlichen Uneinigkeit in der Glaubenslehre zwischen der Religion Gottes und der Menschenreligion gefußt hätte. Der Erzbischof fuhr fort: „Die Römer zerren uns zum Konzil hinüber . . . während unsere Seite doch die Bruderschaft und die Tradition dadurch bewahrt, daß sie auf vorsichtige Weise zu den Römern Distanz hält “ (Hervorhebung hinzugefügt). Doch warum suchte der Erzbischof dann anfangs überhaupt ein Abkommen? Er fuhr fort: „Wir haben uns redlich bemüht, die Tradition innerhalb der Amtskirche aufrechtzuerhalten. Es stellte sich heraus, daß das unmöglich war. Die Römer haben sich nicht verändert, außer zum Schlechteren.“

Haben die Römer sich seit 1988 geändert? Viele werden sagen: sie sind sogar noch schlechter geworden.

Kyrie eleison.

Dem Chaos entgegnen

Dem Chaos entgegnen on Februar 18, 2012

Aufmerksame Leser der „Eleison Kommentare“ (EC) bemerkten kürzlich vielleicht eine scheinbare Unvereinbarkeit. Denn einerseits verurteilten die „Kommentare“ stets das Moderne in der Kunst (z.B. in EC 114, 120, 144, 157, usw.). Doch andererseits bezeichneten sie letzte Woche den anglo-amerikanischen Schriftsteller T.S. Eliot als „Erz-Modernisten“ und lobten ihn für seine Einführung einer neuen Form der Poesie, welche besser zur Neuzeit paßt und dabei doch chaotisch ist.

Die „Kommentare“ haben oft betont, daß das Moderne in der Kunst stets von Mißklang und Häßlichkeit geprägt ist, weil der moderne Mensch sich immer stärker für ein Leben ohne oder sogar gegen Gott entscheidet – welcher doch sowohl Ordnung als auch Schönheit in seine gesamte Schöpfung hineingelegt hat. Allerdings ist diese Schönheit und Ordnung heute so sehr unter dem Prunk und den Machwerken der gottlosen Menschen begraben, daß Künstler allzu leicht glauben können, es gäbe beides gar nicht mehr. Wenn ihre Kunst sich dann an ihrer Wahrnehmung von Umgebung und Gesellschaft ausrichtet, so wird nur ein außergewöhnlicher moderner Künstler noch überhaupt etwas von der göttlichen Ordnung erfassen, welche unter der ungeordneten Oberfläche des modernen Lebens liegt. Die meisten modernen Künstler haben allerdings die Ordnung aufgegeben und schwelgen gemeinsam mit ihren Kunden in der Unordnung, also im Chaos.

Eliot hingegen wurde im späten 19. Jahrhundert geboren und aufgezogen – zu einer Zeit also, wo die Gesellschaft noch relativ geordnet war. Und während er in den USA eine gute, klassische Ausbildung erhielt, träumten erst wenige Bösewichte im Verborgenen davon, die Ausbildung generell durch die Abrichtung auf unmenschliche Lehrstoffe zu ersetzen. Zwar dürfte Eliot kaum einen oder gar keinen Zugang zur wahren Religion gehabt haben, doch wurde er in ihre seit dem Mittelalter entstandenen „Nebenprodukte“ bestens eingeführt: in die musikalischen und literarischen Klassiker des Westens. In diesen spürte er und vertiefte sich in eine Ordnung, welche seiner Umgebung fehlte. Deswegen konnte Eliot jene tiefgehende Unordnung des angehenden 20. Jahrhunderts so gut erfassen, welche dann im Ersten Weltkrieg (1914–1918) nur noch aufbrechen mußte. So entstand dann im Jahre 1922 sein Gedicht Das wüste Land.

Eliot ist allerdings weit davon entfernt, durch dieses Gedicht in der Unordnung zu schwelgen. Im Gegenteil haßt er sie ganz klar und unterstreicht, wie sehr ihr menschliche Wärme und Werte fehlen. Das wüste Land mag zwar nur noch wenige Spuren der westlichen Religion enthalten, verwendet aber am Ende Fragmente der östlichen Religion. Scruton schreibt, daß Eliot mit Sicherheit auf der Spur des religiösen Ausmaßes des ganzen Problems war. Tatsächlich wäre Eliot ein paar Jahre später beinahe katholisch geworden, wäre er nicht durch die Verurteilung der „Action française“ durch Papst Pius XI. im Jahre 1926 davon abgeschreckt worden. In dieser Verurteilung sah Eliot eher das Problem liegen als dessen Lösung. Aus Dankbarkeit gegenüber dem, was England ihm an traditioneller Ordnung vermittelt hatte, legte er sich auf eine unvollständige Lösung fest: Er verband Anglikanismus mit Hochkultur, und trug dazu stets einen Rosenkranz in der Tasche. Nun kann Gott allerdings auch auf krummen Linien gerade schreiben. Wer weiß, wieviele Menschen, bei ihrer Suche nach Ordnung, von Shakespeare oder Eliot ferngeblieben wären, wenn sie gedacht hätten, daß diese – weil sie ganz katholisch gewesen wären – nur vorgefertigte statt am wirklichen Leben ausgerichtete Antworten hätten geben können?

Das mag traurig sein, doch es ist so. Die Menschen mögen wohl auf die eine oder andere Weise sich selbst betrügen, wenn sie vor katholischen Autoren oder Künstlern zurückschrecken aufgrund der Annahme, daß diese nicht an das wahre Leben sich halten würden. Dieser Entschuldigung keinen Raum zu geben, ist Aufgabe der Katholiken: Zeigen wir Katholiken also durch unser Beispiel, daß wir es uns geistig eben nicht gemütlich gemacht haben durch künstliche Lösungen, welche notwendigerweise der Tiefe der heutigen Probleme nicht gerecht werden. Wir sind keine Engel, sondern irdische Geschöpfe, denen allerdings der Himmel offensteht, wenn wir nur unser heutiges Kreuz auf uns nehmen und unserem Herrn Jesus Christus nachfolgen. Nur solche Nachfolger Christi können die Kirche und die Welt erneuern!

Kyrie eleison.

Verbrecherisches Finanzwesen – II.

Verbrecherisches Finanzwesen – II. on Februar 4, 2012

Dem verbrecherischen Weltfinanzwesen kommt heute eine religiöse Bedeutung zu, weil es bei der Versklavung der gesamten Welt eine wichtige Rolle spielt. Diese Versklavung geschieht durch die – bewußten oder unbewußten – Feinde Gottes; wobei die raffiniertesten von ihnen sicherlich genau wissen, daß ihr oberstes Ziel darin liegt, jede einzelne Seele in die Hölle zu stürzen. Bevor wir allerdings die anderen Teile ihrer Finanzmaschinerie vorstellen, müssen wir zuerst einmal das absolut Gefährliche am Mindestreserve-Bankwesen begreifen. Dieses stellten wir erstmals vor im „Eleison Kommentar CCXXIII“ vom 29. Oktober letzten Jahres.

Im Mindestreserve-Bankwesen braucht eine Bank von jenem Geld, welches sie unter ihren Kunden zirkulieren läßt, nur noch einen kleinen Teil als Reserve für Kundenauszahlungen bereitzuhalten. Dieses Bankwesen entstand im europäischen Spätmittelalter, als Bankiers die folgende Beobachtung gemacht hatten: Wenn sie zum Beispiel 100 Unzen Gold an Einzahlungen besaßen und dafür 100 Zettel ausstellten, welche dem jeweiligen Inhaber bescheinigten, für dieses Papier-Zertifikat genau eine Unze Gold von der Bank zu erhalten, so kamen selten mehr als rund 10 Kunden gleichzeitig mit ihrem Zertifikat zur Bank, um ihre physikalische Goldeinlage zurückzufordern. Solange die Kunden ihrer Bank vertrauten, daß letztere bei Vorlage der Zertifikate immer genügend Gold herausgeben könnte und würde, solange konnten diese Papierzertifikate geschickt als Geld dienen und unter den Menschen zirkulieren.

Mit der Zeit merkten also die Bankiers, daß sie im normalen Geschäftsgang eigentlich nur 10 Unzen Gold für ihre 100 Zertifikate als Reserve zu halten brauchten bzw. für 100 Unzen Gold sogar 1.000 Papier-Zertifikate ausstellen konnten. 900 von diesen 1.000 Zertifikaten hätten zwar in der Bank keine echte Deckung und wären somit von der Bank aus Luft geschaffenes „Spaßgeld.“ Doch würde dieses Spiel solange funktionieren, wie höchstens jeder zehnte Kunde zur selben Zeit sein Papier-Zertifikat gegen ein tatsächliches Goldstück einlösen wollte.

Wenn allerdings mehr als nur jeder zehnte Kunde sein Zertifikat gegen echtes Gold eintauschen wollte, dann hätte die Bank nicht genügend Gold, um alle Zertifikate zu bedienen. In diesem Fall müßte die Bank entweder schnell Gold von anderen Quellen borgen, um es an die Kunden aushändigen zu können, oder die Kunden würden merken, daß man ihr Vertrauen betrogen hatte. Wenn ihr Vertrauen in die Bank erst einmal verschwunden wäre, würden alle Kunden gleichzeitig ihr Gold zurückverlangen und dadurch einen Banken-Ansturm verursachen – solche Banken-Anstürme kann es nur im Mindestreserve-Bankwesen geben. Letztendlich würde ein Großteil der Kunden mit wertlosen Papierscheinen dastehen. Die Bank wäre dann natürlich bankrott und man könnte nur hoffen, daß sie ganz verschwände.

Im Mindestreserve-Bankwesen sind also die Banken wesenhaft zerbrechlich und betrügen letztendlich das Vertrauen ihrer Kunden. Nach außen können solche Banken zwar eine Art Unterstützungsgarantie für den Notfall beschaffen, was oft durch Rückgriff auf eine Zentralbank geschieht. Doch diese Garantie ist eben nur so sicher wie der Garantiegeber und verleiht außerdem den Zentralbanken eine gefährliche Macht. Das ist noch ein weiterer erzählenswerter Teil des verbrecherischen Finanzsystemes. Zuerst allerdings wollen wir den Zinseszins untersuchen.

Geld heißt Macht. Die Macht steht auf dem Spiel – und letztendlich das Heil der Seelen. Möge bloß niemand denken, daß diese Fragen nichts mit Religion zu tun hätten! Erinnern wir uns nur an das Goldene Kalb.

Kyrie eleison.

Staatsreligion – III.

Staatsreligion – III. on Januar 14, 2012

Die Behauptung, daß der Staat die katholische Religion weder bekennen noch beschützen brauche, ist ein klassischer liberaler Irrtum und einer der Hauptirrtümer des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ein Liberaler könnte seinen siegreichen Plan auf diese Weise schildern: „Greifen wir den Katholizismus nicht direkt an, sondern teilen und herrschen wir: spalten wir den einzelnen Menschen von der Gesellschaft ab, indem wir behaupten, daß der Mensch kein Gesellschaftswesen sei. Dann geben wir vor, daß die Religion eine rein persönliche Angelegenheit sei. Auf diese Weise können wir die Gesellschaft übernehmen, und wenn wir sie erst einmal liberalisiert haben, nutzen wir sie als mächtige Waffe zum Liberalisieren der Einzelnen – denn selbstverständlich ist der Mensch ein Gesellschaftswesen! Will dann ein Einzelner nicht liberalisiert werden, so bekommt er größte Schwierigkeiten mit der Gesellschaft, welche wir zuvor liberalisierten.“ Ist es etwa nicht so? Schauen Sie sich doch nur um. Beantworten wir nun drei weitere Einwände gegen die Lehre, daß für das Heil der Seelen jeder Staat katholisch sein sollte.

Eure Exzellenz, unser Herr sagt selber: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und gebt Gott, was Gottes ist“ (Matthäus 12,21). Hier trennt unser Herr doch ganz klar Kirche und Staat. Deswegen sollte kein Staat sich auf den Katholizismus oder auf irgendeine andere Religion einlassen.

Antwort: Nein, unser Herr trennt hier nicht Kirche und Staat. Er stellt lediglich eine Unterscheidung des gesunden Menschenversandes an zwischen dem, was der Einzelne dem Staat schuldet (Steuern, usw.) und was der Einzelne Gott schuldet (Anbetung). Unser Herr sagt absolut nicht, daß der weltliche Staat dem ewigen Gott nichts schuldet. Tatsächlich schuldet der Staat als kollektive, weltliche Autorität über einer Anzahl von Menschen in seinen Autoritätshandlungen dem allmächtigen Gott, was die einzelnen Menschen als soziale Wesen Gott schulden: namentlich die soziale Anerkennung von Gottes Naturrecht, sowie so viel soziale Anerkennung und Förderung der Kirche – welche durch den natürlichen Verstand eigenständig als wahr erkannt werden kann –, wie es der Rettung der Seelen nicht im Wege steht.

Aber das Erkennen der wahren Religion ist eine Angelegenheit des Einzelnen. Wie kann dann der Staat als Staat grundsätzlich verpflichtet sein, katholisch zu sein?

Antwort: Der Staat ist lediglich die moralische (d.h. nicht-materielle) Vereinigung von einer mehr oder weniger großen Anzahl von physikalischen (d.h. materiellen) Menschen in einem politischen Körper. Jeder einzelne dieser Menschen ist – unabhängig davon, ob er bereits die übernatürliche Gnade des Glaubens besitzt – schon allein durch den rechten Gebrauch seiner natürlichen Vernunft zu der Erkenntnis befähigt, daß Gott existiert, daß Jesus Christus Gott ist und daß die katholische Kirche die von Jesus Christus gegründete Kirche ist. Wenn also ein Staat die wahre Religion nicht erkennt, so liegt das nicht etwa daran, daß seine Bürger dies nicht erkennen können, sondern daran, daß diese aus mehreren Gründen ihre gottgegebene Vernunft nicht für dieses Erkennen einsetzen bzw. nicht einsetzen wollen. Tatsächlich sind die Menschen also zu dieser Erkenntnis befähigt und wenn sie nicht zu ihr gelangen, so werden sie dafür vor Gott in jenem Maße Rechenschaft ablegen müssen, welches Gott ihnen gemäß ihrer Lebensumstände perfekt zudenkt.

Aber Eure Exzellenz, wenn Sie so fest auf der Pflicht des Staates beharren, katholisch zu sein, dann werden Sie lediglich viele Menschen von der guten Lehre abstoßen.

Zur Ehre Gottes und zur Rettung der ewigen Menschenseelen sollte jeder Staat katholisch sein. Wenn Menschen zu ignorant oder zu verdorben für diese Wahrheit sind, so daß sie diese nur befremdet, darf man – ohne von den Grundsätzen abzurücken – mit ihrer Verkündigung zögern. Doch macht das diese Wahrheit nicht weniger wahr. Wahre Grundsätze werden nicht weniger wahr, wenn sie manchmal aus praktischen Erfordernissen heraus mit einem gewissen Maß an Vorsicht verkündet werden müssen. Sicherlich sollte den Lesern dieser „Eleison Kommentare“ aber die ganze Wahrheit dargelegt werden können.

Kyrie eleison.

Beharrendes Rom

Beharrendes Rom on Dezember 17, 2011

Monsignore Fernando Ocariz als einer der vier römischen Theologen, die an den Glaubensgesprächen zwischen Rom und der Priesterbruderschaft St. Pius X. von 2009 bis Frühjahr 2011 teilnahmen, veröffentlichte nun eine Abhandlung namens „Festhalten am Zweiten Vatikanischen Konzil“ – also ungefähr zur selben Zeit, als Bischof Fellay wissen ließ, daß die Bruderschaft um eine Klärung der doktrinären Präambel (diese ist die Antwort Roms auf die Glaubensgespräche) bitten wird. Die Wahl des Zeitpunktes durch den Monsignore zeigt, daß das Schlimmste nicht überstanden ist – ganz im Gegenteil! Untersuchen wir seine Argumente, die wenigstens eindeutig sind.

In seiner Einleitung argumentiert Monsignore Ocariz, daß das „pastorale“ Konzil nichtsdestoweniger lehrmäßig gewesen sei. Denn die Seelsorge basiere auf der Glaubenslehre und versuche außerdem, Seelen zu retten, was wiederum die Glaubenslehre einschließe. Die Konzilsdokumente würden sogar viele Glaubenslehren enthalten. Nun gut, wenigstens versucht der Monsignore nicht, den dogmatischen Anschuldigungen gegen das Konzil auszuweichen, indem er vorgibt, das Konzil sei nicht lehrmäßig gewesen – wie so viele Konzilsverteidiger es getan haben.

Über das allgemeine Lehramt der Kirche sagt Monsignore, daß das Zweite Vatikanum aus den katholischen Bischöfen bestanden hat, welche über „das Charisma der Wahrheit, die Autorität Christi und das Licht des Heiligen Geistes“ verfügen. Dies zu leugnen bedeute, ein Wesensmerkmal der Kirche abzustreiten. Aber Monsignore Ocariz, wie steht es dann mit der Masse der katholischen Bischöfe, welche unter Papst Liberius an der arianischen Irrlehre festhielten? In Ausnahmefällen können in beinahe trauter Einstimmigkeit auch die katholischen Bischöfe lehrmäßig irren. Was einmal geschah, kann wieder geschehen – und dieser Fall wiederholte sich im Vatikanum II, wie seine Dokumente belegen.

Der Monsignore argumentiert weiter, daß auch die nicht-dogmatischen sowie nicht ausdrücklich definierten Lehren des Konzils dennoch Zustimmung von den Katholiken verlangen. Dies sei „religiöse Unterordnung des Willens und des Verstandes“ und ein „Akt des Gehorsams und Vertrauens in den göttlichen Beistand des Lehramtes.“ Aber Monsignore, zweifellos bot Gott den konziliaren wie arianischen Bischöfen jedwede benötigte Unterstützung an. Doch die Bischöfe lehnten diese Unterstützung ab, wie ihre von der Überlieferung abgekommenen Dokumente zeigen.

Schließlich setzt Monsignore Ocariz das zu Beweisende voraus, wenn er argumentiert, daß das katholische Lehramt kontinuierlich ist und weil das Zweite Vatikanum das Lehramt sei, könnten auch seine konziliaren Lehren nur in Kontinuität mit der Vergangenheit sein. Wenn nun diese konziliaren Lehren wie ein Bruch mit der Vergangenheit aussähen, so sei es katholisch, diese Lehren so zu interpretieren, als ob es keinen Bruch gegeben habe – wie es beispielsweise Benedikts XVI. „Hermeneutik der Kontinuität“ macht. Aber Monsignore, diese Argumente können genau umgekehrt angewendet werden. Denn tatsächlich gab es einen Bruch in der Glaubenslehre, wie eine Untersuchung der Konzilsdokumente eindeutig zeigt. (Zum Beispiel: Gibt es ein (gemäß Zweitem Vatikanum) oder gibt es kein (gemäß der Überlieferung) Menschenrecht auf ungehinderte Verbreitung von Irrtümern?) Deswegen war das Zweite Vatikanum nicht das wahre Lehramt der Kirche, und es ist katholisch, aufzuzeigen, daß es diesen Bruch mit der Überlieferung tatsächlich gibt – wie es Erzbischof Lefebvre tat –, anstatt vorzugeben, daß kein Bruch vorhanden sei.

Zum Schluß behauptet der Monsignore noch, daß nur das Lehramt das Lehramt auslegen könne. Womit wir wieder am Anfangspunkt angelangt sind.

Liebe Leser, Rom ist keinesfalls über den Berg. Himmel, hilf uns!

Kyrie eleison.